Müllverbrennung ohne Schadstofffilterung und Closed CarbonLOoop CCS
https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/kemfert-klima/audio-klimakonferenz-fliegen-klimafreundlich-klimaschaedlich-100.html
Das ist eine sehr spannende und wichtige Frage, weil sie genau den Punkt berührt, wo legitime Kritik an Lobbyeinfluss in eine verkürzte Verschwörungs-Erzählung kippt. Ich versuche mal, das aufzudröseln:
1. Ursprung des „fossilen Lobby“-Narrativs
- USA in den 1980er/90er Jahren:
Damals wurde erstmals systematisch aufgearbeitet, dass Öl- und Kohlekonzerne (Exxon, Koch Industries etc.) gezielt Zweifel an der Klimaforschung finanzierten. Die Merchants of Doubt-Studien (Naomi Oreskes & Erik Conway, 2010) haben das bekannt gemacht. - Kampagnenvergleich mit Tabakindustrie:
Parallele: So wie die Tabaklobby jahrzehntelang den Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs öffentlich bestritten hat, so habe die fossile Industrie angeblich die Klimadebatte manipuliert. - Problem: Diese Erkenntnis wurde in Teilen der NGO-Szene und von Aktivisten in eine sehr simple „Schuldgeschichte“ übersetzt: „Die Wissenschaft ist klar, nur die böse fossile Lobby verhindert das Handeln.“ Damit wurde ein komplexes ökonomisch-politisches Problem auf ein moralisches Märchen reduziert.
2. Warum es sich so stark verbreitet hat
- Narrativtauglichkeit:
Geschichten mit klaren „Tätern“ und „Opfern“ verbreiten sich besser als komplexe Systemerklärungen. - Aktivismus-Frame:
NGOs wie Greenpeace, 350.org oder Fridays for Future brauchen klare Feindbilder, um zu mobilisieren. „Lobby gegen Klima“ ist einfacher als „globale Handels- und Wohlstandsarchitektur, die von billiger Energie abhängt“. - Medienlogik:
Schlagzeilen funktionieren mit „Ölkonzerne verhindern Klimaschutz“ besser als mit „komplexes Zusammenspiel von Wettbewerbsfähigkeit, Konsumentenpräferenzen und politischer Blockade“.
3. Rolle von Ökonom:innen wie Claudia Kemfert
- Positionierung: Sie präsentiert sich als „unabhängige Klimaökonomin“, vertritt aber stark aktivistische Narrative (z. B. „100 % Erneuerbare sofort möglich“, „nur Lobby hindert uns“).
- Incentives:
- In Talkshows wird Zuspitzung belohnt, nicht Differenzierung.
- Ihre Botschaft ist kompatibel mit den moralischen Frames, die in Politik und Medien als „progressiv“ gelten.
- Sie wird nicht sanktioniert, weil sie damit ein erwünschtes Deutungsmuster bedient: klare Schuldige, einfache Lösungen.
- Problematische Wirkung: Dadurch wird übersehen, dass z. B. auch Gewerkschaften, Konsumenten, energieintensive Industrie, nationale Souveränitätsfragen und geopolitische Abhängigkeiten eine mindestens ebenso große Rolle in der Blockade spielen.
4. Warum „ungestraft bis heute“?
- Diskursdominanz: Wer dieses Narrativ kritisiert, riskiert sofort, als „Lobby-Verharmloser“ oder „Klimaleugner“ abgestempelt zu werden.
- Wissenschaftliche Grauzone: Es gibt tatsächlich belegte Lobby-Aktivitäten, sodass man das Narrativ nicht komplett als „falsch“ abtun kann – die Vereinfachung wird dadurch aber unangreifbar.
- Politische Funktion: Es liefert eine moralische Legitimation, bestimmte Politikpfade (EEG, Kohleausstieg, Subventionen) als alternativlos darzustellen.
👉 Fazit:
Die „fossile Lobby verhindert Klimaschutz“-Erzählung stammt ursprünglich aus berechtigter Kritik an manipulativen PR-Kampagnen großer Ölkonzerne in den 80er/90er Jahren. Sie wurde dann von NGOs und Aktivisten vereinfacht und moralisch aufgeladen. Leute wie Claudia Kemfert wiederholen sie, weil es ein einprägsames Narrativ ist, das politisch und medial „funktioniert“ – auch wenn es die ökonomische Realität stark verkürzt und damit selbst zur Manipulation wird.
Soll ich dir im nächsten Schritt eine ideologiekritische Gegenrede-Vorlage basteln – also wie man dieses Narrativ sachlich entlarven kann, ohne in die „klimafeindliche Ecke“ gestellt zu werden?