DER FREIE MENSCH erschien 1957 und war Ayn Rands größter Erfolg und ihr letztes belletristisches Werk. In diesem Roman dramatisiert sie ihre einzigartige Philosophie in Form eines intellektuellen Polit-Thrillers, der Ethik, Metaphysik, Erkenntnistheorie, Politik, Wirtschaft und Sexualität verbindet.
Angesiedelt in einer parallelen Zukunft der USA, deren Wirtschaft durch das mysteriöse Verschwinden führender Innovatoren und Industrieller zusammenbricht, präsentiert dieser Roman ein erstaunliches Panorama des menschlichen Lebens – vom kreativen Genie, das zum Playboy wird … über den großen Stahlindustriellen, der nicht weiß, dass er für seine eigene Zerstörung arbeitet … zum Philosophen, der zum Piraten wird … zur Frau, die eine transkontinentale Eisenbahn betreibt … bis zum letzten Gleisarbeiter in ihren Eisenbahntunneln.
Bevölkert von überlebensgroßen Helden und Schurken, aufgeladen mit gewaltigen Fragen über Gut und Böse, ist DER FREIE MENSCH der Aufruf zu einer philosophischen Revolution im Gewand eines Action-Thrillers.
Es gibt begeisterte Fans dieses Buches, wütende Kritiker und nur wenige Leser, die es kalt lässt. Warum ruft DER FREIE MENSCH so leidenschaftliche Reaktionen hervor? Weil das Buch sich mit den grundlegenden Problemen der menschlichen Existenz auseinandersetzt – und radikal neue Antworten präsentiert.
„Der freie Mensch ist eine Feier des Lebens und des Glücks. Die Gerechtigkeit ist unerbittlich. Kreative Individuen mit unbeirrbare Zielstrebigkeit und Rationalität erreichen Freude und Erfüllung. Parasiten, die sich beharrlich entweder einem sinnvollen Leben oder der Vernunft entziehen, gehen zugrunde, wie sie es sollten.“ – Alan Greenspan
Im Deutschen erschien das Buch in bisherigen Übersetzungen unter den Titeln „Atlas wirft die Welt ab“, „Wer ist John Galt?“ und „Der Streik“
Ayn Rand folgte einer radikal individualistischen Ideologie, die sie als Objektivismus bezeichnete. Diese Denkrichtung propagiert einen unregulierten Kapitalismus, egoistischen Individualismus und die Ablehnung von Altruismus als moralisches Prinzip. Rand glorifizierte wirtschaftliche Eliten als schöpferische Genies und betrachtete jede Form von Umverteilung oder sozialer Verantwortung als Angriff auf die Freiheit. Ihr bekanntestes Werk, Atlas Shrugged, ist eine Art dystopischer Propagandaroman, der suggeriert, dass Gesellschaften ohne das Genie von Unternehmern und Kapitalisten kollabieren würden. Ihre Ideen wurden später von neoliberalen Think Tanks und Organisationen wie dem Atlas Network instrumentalisiert, um marktliberale und anti-staatliche Narrative zu fördern.
Dass Figuren wie Rainer Zitelmann (der sich als Historiker und Kapitalismus-Verfechter positioniert) jetzt Romane schreiben, könnte mehrere Gründe haben:
- Narrative sind mächtiger als Argumente
Rand selbst hat bewiesen, dass Romane ein effektives Mittel sind, um wirtschaftsideologische Propaganda zu verbreiten. Während trockene wirtschaftspolitische Schriften nur wenige Leser erreichen, können Geschichten emotionale Bindungen schaffen und Ideologien unterschwellig verankern. - Neoliberalismus in der Krise
Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass der ungezügelte Kapitalismus nicht automatisch zu allgemeinem Wohlstand führt. Stattdessen haben soziale Ungleichheit, Finanzkrisen und Klimaprobleme die Glaubwürdigkeit des radikalen Marktkapitalismus erschüttert. Ein Roman bietet die Möglichkeit, neoliberale Ideen emotional aufzubereiten, um neue Zielgruppen zu erreichen. - Das Atlas Network und die Strategie der kulturellen Einflussnahme
Das Atlas Network ist ein globales Netzwerk von marktradikalen Think Tanks und Lobbygruppen, die sich auf verschiedene gesellschaftliche Sektoren ausdehnen. Neben akademischen und medialen Kanälen setzen sie zunehmend auf Populärkultur. Romane und fiktionale Geschichten sind Teil dieser Strategie. - Rebranding von Eliten als „Helden“
Rand stilisierte Unternehmer und Kapitalisten als unterdrückte Genies, die von der Masse und dem Staat gebremst werden. In Zeiten wachsender Kritik an Reichtumskonzentration und Oligarchen könnte ein solcher Mythos wieder nützlich sein, um Kapitalinteressen in ein positives Licht zu rücken.
Wenn Zitelmann also Romane schreibt, könnte das Teil einer gezielten ideologischen Offensive sein, um neoliberale Narrative jenseits der klassischen wirtschaftspolitischen Debatte zu verbreiten – nach dem Vorbild von Ayn Rand.