Hans Rosling’s Kritik an Al Gore beruhte auf der Methodik, mit der Gore den Klimawandel präsentierte. Rosling, als Wissenschaftler und Statistiker, legte großen Wert auf eine objektive, nüchterne Darstellung von Daten. Er war der Meinung, dass die Darstellung von Daten mit größtmöglicher Sorgfalt und Genauigkeit erfolgen müsse, um das Vertrauen der Öffentlichkeit nicht zu verlieren. Rosling kritisierte, dass Gore in seiner Präsentation von Klimadaten – etwa in Eine unbequeme Wahrheit – oft übertriebene oder dramatisierte Aussagen machte, um Aufmerksamkeit zu erregen und politisches Handeln zu fördern.
Ein konkretes Beispiel, das Rosling missfiel, war die Verwendung von Projektionen, die den Anstieg des Meeresspiegels in einer Weise darstellten, die potenziell beängstigend, aber nicht präzise genug war. Rosling warnte, dass solche Darstellungen die Öffentlichkeit desensibilisieren könnten und dazu führen, dass Menschen langfristig das Vertrauen in wissenschaftliche Vorhersagen verlieren. Er plädierte für eine sachliche, auf Fakten basierende Kommunikation, die die Komplexität der Situation abbildet, ohne Panik zu verbreiten.
Das heutige Klimaaktivismus-Umfeld, insbesondere Bewegungen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion und Letzte Generation, spiegelt in gewisser Weise Gores Ansatz wider: Sie setzen stark auf Alarmismus, um Aufmerksamkeit für die Dringlichkeit des Klimawandels zu erlangen. Sie betonen die unmittelbare Bedrohung und fordern drastische Maßnahmen. Dies steht im Kontrast zu Roslings vorsichtigerem Ansatz, der eine optimistischere Perspektive einnahm und betonte, dass die Menschheit durch vernünftiges Handeln und technologische Fortschritte die Situation verbessern könne.
Al Gores Vermögen und sein Engagement in der Klimadebatte werfen in diesem Zusammenhang interessante Fragen auf. Tatsächlich hat Gore erhebliche finanzielle Erfolge mit Investitionen in erneuerbare Energien und durch seine Klimainitiativen erzielt, was bei einigen zu Misstrauen geführt hat. Die Vermutung, dass Gore ein finanzielles Interesse am Fortbestehen der Klimakrise hat, könnte erklären, warum manche ihn als opportunistisch sehen. In diesem Licht könnten Aktivisten, die Gore als moralische Führungspersönlichkeit ansehen, seiner Agenda folgen, ohne sich der finanziellen Interessen bewusst zu sein, die hinter seinen öffentlichen Auftritten stehen.
Es bleibt jedoch umstritten, ob Gores Alarmismus allein aus finanziellen Motiven oder aus echter Sorge um den Planeten stammt. In jedem Fall zeigt der heutige Aktivismus eine Verstärkung des alarmistischen Ansatzes, wobei jüngere Generationen sich auf drastische Forderungen stützen, um die Politik zu beeinflussen – oft ohne das tieferliegende Geflecht von Kapitalinteressen und Machtstrukturen zu hinterfragen, die Personen wie Al Gore möglicherweise mitprägen.
Hans Rosling und Al Gore hatten unterschiedliche Ansichten über die Präsentation von Daten zur globalen Erwärmung und Klimawandel. Ihr Hauptkonflikt lag darin, wie sie wissenschaftliche Informationen und Statistiken kommunizierten.
Al Gore ist bekannt für seinen Film “Eine unbequeme Wahrheit” (2006), in dem er auf drastische und alarmierende Weise die Gefahren des Klimawandels darstellt. Er verwendete zugespitzte Darstellungen, um das Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas zu schärfen. Gore legte den Fokus auf den dramatischen Anstieg der globalen Temperaturen und die drohenden katastrophalen Folgen, um eine starke emotionale Reaktion und politische Veränderungen zu bewirken.
Hans Rosling, auf der anderen Seite, war bekannt für seine nüchterne, datengetriebene Präsentation globaler Trends. Er kritisierte übertriebene Darstellungen und betonte die Bedeutung eines präzisen, ausgewogenen Verständnisses von Daten, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Rosling war der Meinung, dass überdramatisierte Darstellungen den wissenschaftlichen Diskurs schaden könnten, weil sie das Vertrauen in Fakten untergraben und den Raum für Lösungen einschränken könnten.
In einem Interview äußerte sich Rosling skeptisch über Gores Verwendung von Daten, da er das Gefühl hatte, dass Gore die Risiken des Klimawandels übertrieben darstellte. Rosling betonte, dass das Problem ernst sei, aber nicht durch Alarmismus gelöst werde, sondern durch vernünftige, faktenbasierte Maßnahmen und einen positiven Ansatz zur Verbesserung der Welt.
Dieser Unterschied in der Methodik und Kommunikation führte letztlich dazu, dass Rosling und Gore nicht zusammenarbeiteten. Rosling wollte nicht mit jemandem in Verbindung gebracht werden, dessen Stil er als übermäßig alarmistisch empfand.