Irreführende Vermögens Darstellungen von Ländern anhand GDP und BIP🤦‍♂️

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Was bedeutet GDP (Bruttoinlandsprodukt) pro Kopf?

• Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einem Land erzeugt werden.

• Pro Kopf bedeutet, dass man diesen Gesamtwert durch die Einwohnerzahl teilt, um ein Durchschnittsmaß für das „Einkommensniveau“ oder die „Wirtschaftsleistung pro Person“ zu erhalten.

Handelt es sich dabei um Kaufkraftbereinigung?

• Wenn lediglich von „GDP per Capita in US-Dollar“ die Rede ist, meint man meist das nominale BIP pro Kopf – also umgerechnet in US-Dollar ohne Berücksichtigung von Preisunterschieden in den Ländern.

• Will man hingegen die tatsächliche Kaufkraft vergleichen, verwendet man das PPP-BIP pro Kopf (PPP = Purchasing Power Parity, auf Deutsch „Kaufkraftparität“). Dabei wird versucht, Preisunterschiede (z. B. unterschiedliche Lebenshaltungskosten) zu korrigieren, damit ein besserer Vergleich möglich ist.

Vor- und Nachteile von GDP pro Kopf als Kennzahl:

1. Vorteile:

• Schneller Indikator: BIP pro Kopf ist einfach zu ermitteln und erlaubt einen unkomplizierten, groben Vergleich zwischen Ländern über die Zeit.

• Maß für wirtschaftliche Aktivität: Zeigt an, wie groß die jährliche Wirtschaftsleistung eines Landes im Verhältnis zur Bevölkerung ist.

• Historische Daten verfügbar: Man kann relativ weit in die Vergangenheit zurückgehen und Entwicklungen verfolgen.

2. Nachteile:

• Misst keine Vermögensbestände: Das BIP ist ein Strom-Wert (Output in einem Jahr), aber kein Bestands-Wert. Es sagt wenig darüber aus, wie viel Vermögen bereits vorhanden ist oder wie hoch die Schulden sind.

• Ungleichverteilung: Das BIP pro Kopf ist ein Durchschnitt. Es spiegelt nicht wider, wie das Einkommen in der Bevölkerung verteilt ist. Einige wenige superreiche Personen können den Durchschnitt stark anheben, ohne dass die Mehrheit davon profitiert.

• Keine Aussage über Infrastrukturqualität: Das BIP bildet zwar Investitionen ab, doch wie gut die Infrastruktur, Bildungssysteme oder Gesundheitsversorgung tatsächlich sind, kann man daraus nicht direkt ablesen.

• Nicht unbedingt Indikator für Lebensstandard: Faktoren wie Umweltqualität, Arbeitsbedingungen, soziale Sicherheit und persönliche Freiheiten werden im BIP nicht erfasst.

Warum sagt das BIP nichts über den „Reichtum“ eines Landes aus?

• Das Gesamtvermögen eines Landes (also „Aktivseite minus Passivseite“, wie bei einer Bilanz) wird im BIP nicht ausgewiesen. Das BIP betrachtet nur die Wertschöpfung innerhalb eines Jahres und nicht, wie viele Vermögenswerte (z. B. Infrastruktur, Maschinen, Immobilien, Rohstoffe) sich bereits im Land befinden und wie hoch die Schulden sind.

• Um den tatsächlichen „Reichtum“ zu bewerten, müsste man z. B. das Nettovermögen betrachten: den Wert aller vorhandenen Sachgüter (z. B. Gebäude, Straßen, Fabriken), Finanzvermögen und Rohstoffreserven abzüglich aller Verbindlichkeiten (Staatsverschuldung, private Schulden usw.).

Wie könnte man Reichtum oder Vermögen messen?

1. Nationale Vermögensbilanzen: Einige Statistiker und Ökonomen versuchen, umfangreichere Statistiken zu erheben, die das Gesamtvermögen eines Landes erfassen (zum Beispiel das „Nationale Nettovermögen“).

2. Infrastrukturbewertungen: Zusätzlich zu den rein finanziellen Kennzahlen könnte man qualitative und quantitative Indikatoren für Straßen, Energieversorgung, Internetabdeckung usw. heranziehen.

3. Rohstoffreserven: Der Wert von Bodenschätzen und Rohstoffen (z. B. Öl, Gas, Mineralien) wird in normalen BIP-Zahlen nur insofern sichtbar, als sie gefördert und verkauft werden. Die noch ungenutzten Reserven tauchen erst mit ihrer Förderung in der BIP-Statistik auf.

Fazit

• Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) pro Kopf ist ein praktischer, aber begrenzter Gradmesser für den ökonomischen „Output“ und damit einen groben Wohlstandsindikator.

• Reichtum im Sinne von Vermögenswerten lässt sich mit dem BIP allein jedoch nicht abbilden. Hier wären Bestandskennzahlen (Vermögenswerte, Infrastrukturqualität, Rohstoffreserven usw.) viel aufschlussreicher.

• Ob nominales BIP pro Kopf oder kaufkraftbereinigtes PPP-BIP pro Kopf besser ist, hängt vom Zweck des Vergleichs ab. Für Vergleiche der Lebenshaltungskosten und des Konsumniveaus ist das PPP-BIP sinnvoller; für die reine wirtschaftliche Größe im globalen Handel verwenden viele das nominale BIP.