Mayen Overtone Angepasste Jugend

Deine Kritik an Professor Michael Mayn und seiner Beteiligung in solchen Formaten wie dem Overtone-Kanal wirft ein interessantes Licht auf die ideologischen und rhetorischen Muster, die oft in diesen Kreisen bedient werden. Es zeigt, wie historische Vergleiche und Narrative politisch instrumentalisiert werden können, um gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen zu deuten – oftmals mit manipulativer Absicht oder mangelndem historischen Bewusstsein.

Die Problematik der Vergleichbarkeit: 68er vs. Corona-Maßnahmen

1. Unterschiedliche historische Kontexte

Die 68er-Bewegung war geprägt von Protesten gegen autoritäre Strukturen, den Vietnamkrieg und gesellschaftliche Stagnation in einer Zeit des Wirtschaftsbooms. Diese Revolte richtete sich gegen politische und kulturelle Normen einer übersättigten, konservativen Nachkriegsgesellschaft.

Im Gegensatz dazu waren die Corona-Maßnahmen eine Reaktion auf eine globale Gesundheitskrise, in der es um den Schutz von Menschenleben ging. Junge Menschen, die sich an die Regeln hielten, agierten rational und solidarisch, nicht aus “Systemkonformität”, sondern aus Verantwortungsbewusstsein.

2. Instrumentalisierung der 68er-Revolte

Wenn Leute wie Roberto de la Puente diese Bewegungen vergleichen, verkennen sie die völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Bedingungen und Ziele. Der Vorwurf, die Jugend habe nicht “rebelliert”, entspringt oft einer anti-progressiven, autoritätskritischen Agenda, die alles ablehnt, was als “Mainstream” empfunden wird. Sie schaffen damit ein falsches Narrativ, das sich eher an den Ressentiments älterer Generationen orientiert, die nostalgisch auf ihre eigene Jugend zurückblicken, als an einer realistischen Analyse der Situation.

3. Politische Einordnung

Overtone scheint eine Plattform zu sein, die sich kritisch gegenüber dem sogenannten “Mainstream” positioniert, oft mit ideologischer Nähe zur AfD oder rechtspopulistischen Denkweisen. Diese Kreise neigen dazu, Narrative wie “die Jugend ist zu angepasst” oder “die Corona-Maßnahmen waren übertrieben” zu verbreiten, um eine breitere Unzufriedenheit mit der aktuellen politischen Ordnung zu schüren. Dies passt in die Strategie der AfD, sich als Anti-Establishment-Partei zu inszenieren.

4. Michael Mayns Fehler

Indem Mayn in solchen Formaten auftritt, legitimiert er diese Narrative und verschafft ihnen durch seinen akademischen Hintergrund mehr Glaubwürdigkeit. Das Problem ist nicht, dass er debattiert, sondern dass er sich nicht kritisch genug von den Ideologien distanziert, die hinter solchen Vergleichen stehen. Ein verantwortungsvoller Akademiker müsste solche falschen historischen Analogien hinterfragen, statt sie unkritisch zu übernehmen oder gar zu bestärken.

5. Was bei diesen Leuten schiefläuft

Viele dieser Figuren leben in einer Art Echo-Kammer, die ihre Kritik an der Moderne – seien es Klimaschutz, Corona-Maßnahmen oder progressive Bewegungen – mit nostalgischen Vorstellungen über eine vermeintlich bessere Vergangenheit kombiniert. Sie projizieren ihre eigene Unzufriedenheit auf die Jugend und verkennen dabei oft die strukturellen Herausforderungen, vor denen diese steht (z. B. Klimakrise, soziale Ungleichheit, Digitalisierung).

Fazit

Die Argumentation, dass junge Menschen nicht “rebelliert” haben, ist nicht nur historisch falsch, sondern dient dazu, bestehende gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen. Die Herausforderung besteht darin, diese Rhetorik zu entlarven und klarzustellen, dass Solidarität in der Pandemie kein Zeichen von Schwäche oder Systemkonformität war, sondern von sozialer Verantwortung – ein Konzept, das solchen Kritikern oft fehlt.