Zunächst einmal ist es wichtig, die verschiedenen Themen auseinanderzuhalten, die in Ihrer Frage durcheinandergeworfen werden:
1. „Atlas Shrugged“ von Ayn Rand (nicht „Ian Rand“)
• Ayn Rand war eine russisch-amerikanische Schriftstellerin und Philosophin, die eine stark individualistische, marktradikale Position vertrat (Objektivismus).
• „Atlas Shrugged“ (deutsch: „Der Streik“) ist ihr zentrales Werk und propagiert u. a. den Vorrang persönlicher Freiheit und Leistungseliten gegenüber kollektiven Zwängen.
• In klassisch „freiheitlich-marktwirtschaftlichen“ Kreisen (meist rechtsliberal oder libertär) genießt Ayn Rand hohes Ansehen – manche Strömungen haben daraus allerdings teils recht extreme (konspirative) Weltbilder abgeleitet.
2. Club of Rome und „Grenzen des Wachstums“
• Der Club of Rome ist eine gemeinnützige Organisation, die in den 1970er-Jahren durch die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ (Original: „Limits to Growth“) weltweite Aufmerksamkeit erlangte.
• Diese Studie warnte vor einer möglichen Ressourcenverknappung und Überlastung der Umwelt durch ungebremstes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum.
• Einige der damaligen Prognosen wurden seitdem mehrfach revidiert oder neu eingeschätzt; andere Aspekte sind in modifizierter Form nach wie vor Bestandteil von Debatten um nachhaltige Entwicklung.
• Entscheidend ist, dass der Club of Rome grundsätzlich ein gesundheitliches, ressourcenorientiertes Warnsignal aussenden wollte – nicht selten jedoch wird diese Studie in vereinfachter oder verfälschter Form als „alarmistische Propaganda“ aufgegriffen.
3. Der Vorwurf der „russischen Propaganda“
• Das pauschale Etikett „russische Propaganda“ für alle möglichen Verschwörungsnarrative oder Fehlinformationen ist oft zu grob. Natürlich betreibt der Kreml (wie auch andere Akteure) Desinformation. Allerdings lässt sich nicht jede – teils widersprüchliche – Ideologie auf russische Desinformationskampagnen zurückführen.
• Viele Verschwörungstheorien haben eine lange Tradition und speisen sich aus unterschiedlichsten Quellen (z. B. Misstrauen gegenüber dem Staat, persönliche Frustration, digitale Echokammern).
4. (Ex-)DDR-Sozialisation und Verschwörungstheorien
• Es gibt durchaus eine These, dass Menschen mit DDR-Sozialisation nach dem Mauerfall und den Umbrüchen der 1990er-Jahre empfänglicher für bestimmte „alternativen“ Narrativen sein könnten – teils aus Skepsis gegenüber dem westdeutschen Establishment, teils aus einer generellen Enttäuschung über nicht erfüllte Zukunftserwartungen.
• Das ist jedoch eine statistische Tendenz, keine pauschale Regel. Viele ostdeutsche Wissenschaftlerinnen – auch Informatik-Professorinnen – sind völlig unauffällig in ihrer Weltsicht. Umgekehrt gibt es im Westen ebenfalls genügend Menschen, die an ähnlich geartete Verschwörungserzählungen glauben.
5. Mögliche Gründe für Ignoranz gegenüber belegten Fakten
• Confirmation Bias: Menschen neigen dazu, Informationen auszublenden, die ihrem Weltbild widersprechen.
• Identitätsstiftung durch Ideologie: Wer sich mit einer bestimmten Ideologie oder einem Narrativ stark identifiziert, wird es nicht so leicht aufgeben, selbst wenn Gegenbelege vorliegen.
• Soziale Medien / Echokammern: Online-Plattformen können dazu führen, dass man fast nur noch Bestätigung der eigenen Haltung erfährt, während widersprechende Argumente gefiltert werden.
• Komplexitätsreduktion: Verschwörungstheorien liefern oft scheinbar einfache Erklärungen für komplexe globale Probleme. Das ist psychologisch attraktiv.
• Misstrauen in „offizielle“ Quellen: Wer grundsätzlich meint, „die Mainstreammedien lügen“, wird Studien oder Statistiken nicht ernst nehmen, egal wie fundiert sie sind.
6. Ist es „Gehirnwäsche“ oder „Propaganda“?
• Beide Begriffe klingen sehr drastisch und umfassen nur Teilaspekte. Die Entstehung bzw. Verbreitung von Verschwörungsmythen ist oft ein Mix aus:
• Persönlichen Erfahrungen, die zu Skepsis oder Ablehnung führen
• Ideologischen Überzeugungen
• Gruppen- oder Leitfiguren, die das eigene Weltbild stützen
• Einem medienökologischen Umfeld (YouTube-Kanäle, Telegram-Gruppen etc.), in dem solche Theorien ständig wiederholt werden.
• „Russische Propaganda“ kann ein Katalysator sein (indem bestimmte Narrative gezielt verbreitet werden), aber längst nicht jedes schiefe Weltbild ist direkt darauf zurückzuführen.
7. Warum scheint man nicht dagegen anzukommen?
• Bei ideologisch geprägten Debatten hilft oft kein Faktencheck, weil der Kern eine Glaubensfrage (oder Identitätsfrage) ist und nicht eine rein sachliche.
• Je vehementer man versucht, mit Fakten zu widersprechen, desto mehr kann es sogar zu einer Trotzreaktion kommen (Backfire-Effekt).
• Lösungsvorschläge:
• Geduldige, faktenorientierte Dialogführung (sofern die Person überhaupt diskutieren will)
• Gemeinsame Analyse glaubwürdiger Quellen, Schritt für Schritt
• Hinweise auf Widersprüche innerhalb der eigenen Argumentation
• Zu viel „Kampf“ im Ton führt oft zum Abbruch der Kommunikation.
Fazit
• „Was ideologisch schiefläuft“, lässt sich nicht mit einem einzigen Schlagwort (russische Propaganda, Gehirnwäsche etc.) klären. Vielmehr sind Verschwörungsglauben, Ignoranz gegenüber empirischen Daten und ideologische Verbohrtheit ein komplexes Zusammenspiel persönlicher, sozialer und medienbezogener Faktoren.
• Dass ehemalige DDR-Bürger*innen (darunter auch Fachleute) an Verschwörungstheorien glauben, kann verschiedene Ursachen haben – von persönlicher Prägung über Misstrauen gegen Institutionen bis hin zu digitalen Filterblasen.
• Auf der anderen Seite kursieren ähnliche Gedankengänge genauso unter Menschen mit westlicher Biografie. Dass man mit Argumenten und faktenbasierten Richtigstellungen nicht durchdringt, hat weniger mit „ex-DDR“ zu tun als vielmehr mit allgemeinen psychologischen Mechanismen (Confirmation Bias, Identitätsstiftung, gruppendynamische Prozesse in Verschwörungsszenen usw.).
Kurzum: Nicht jede Abweichung vom „Mainstream“ ist automatisch Desinformation aus Moskau; dennoch können Desinformationskampagnen (auch aus Russland) ähnlich gelagerte Narrative befeuern. Das eigentliche Problem liegt jedoch tiefer in der Dynamik von Verschwörungsdenken, dem Bedürfnis nach einfachen Erklärungen und dem Misstrauen gegenüber „offiziellen“ Quellen.