System change, not Climate Change

Wer nutzt Slogans wie „System Change, not Climate Change“ und warum?

Der Slogan „System Change, not Climate Change“ ist vor allem in linken und progressiven Umweltbewegungen verbreitet. Er wurde ursprünglich von verschiedenen Graswurzel-Initiativen und NGOs geprägt, die darauf hinweisen wollen, dass nicht nur technologische Lösungen oder „grünes Wachstum“ nötig seien, sondern ein grundlegender Wandel gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Strukturen. Häufig schließen sich solche Bewegungen mit anderen sozialen Bewegungen zusammen – etwa LGBTQ+-Gruppen –, weshalb man den Slogan auch gerne mit Regenbogenfarben oder ähnlichen Symbolen der Solidarität sieht.

1. Ursprung und Verbreitung

• Der Slogan ist stark in antikapitalistisch ausgerichteten Kreisen verankert (z.B. bei Teilen von Extinction Rebellion, Fridays for Future, aber auch früher bei der Occupy-Bewegung).

• Er soll provozieren und klare Fronten ziehen: Nach dem Motto „Wer das Klima wirklich schützen will, muss das gesamte Wirtschaftssystem reformieren oder überwinden.“

2. Instrumentalisierung und Agitation

• Linke/progressive Gruppen: Nutzen den Klimawandel oft, um grundlegende Systemkritik (Kapitalismuskritik, Forderungen nach Ökosozialismus, etc.) zu verbreiten.

• Wirtschaftsorientierte Akteure: Nutzen „Klimaschutz“ teils, um neue Märkte und Produkte zu etablieren („Green Tech“, CO₂-Zertifikatehandel, etc.).

• Rechte/konservative Gruppen: Treffen im Spektrum unterschiedliche Positionen – von völliger Ablehnung (Klimaskeptiker) bis hin zu einem eher gemäßigten „Klimaschutz ohne überzogene Regulierung“.

Es ist in der Tat so, dass (fast) jede gesellschaftliche Strömung versucht, das Thema Klimawandel für ihre eigenen Narrative zu nutzen. Denn das Thema ist medial und politisch sehr präsent, und wer dort „mitspielt“, hat eine höhere Aufmerksamkeit für die eigenen Botschaften.

Hat die konservative Mitte noch eine eigene Stimme?

Die „gemäßigte Mitte“ – dazu zählen viele konservativ-liberale Stimmen ebenso wie eher pragmatische Teile der Grünen oder der SPD – fühlt sich oft durch scharfe, medienwirksame Parolen an den Rand gedrängt. Das liegt vor allem an folgenden Mechanismen:

1. Mediale Aufmerksamkeit:

Medien berichten eher über kontroverse Standpunkte, auffällige Proteste oder drastische Forderungen. Moderate Kompromisslinien wirken dabei weniger sensationsgeladen und bekommen weniger Schlagzeilen.

2. Social-Media-Logik:

In sozialen Netzwerken verbreiten sich zugespitzte Inhalte („Agitation“) leichter als differenzierte Diskussionen. Das führt dazu, dass polarisierende Botschaften mehr Reichweite bekommen.

3. Politische Lagerbildung:

Durch die Polarisierung wandern viele Wählerstimmen entweder zu klar erkennbaren Pro-Klimaschutz-Positionen (meist linksliberal/grün) oder zu Klimawandel-skeptischen bzw. -relativierenden Positionen (teils rechts). Die gemäßigte Mitte wirkt dadurch abgeschwächt, obwohl sie faktisch noch immer große Teile der Bevölkerung repräsentiert.

Muss die konservative Mitte deshalb agitieren, um durchzudringen?

Ob man auf „aggressive“ oder polarisierende Agitation zurückgreifen sollte, ist eine strategische und ethische Frage:

• Strategisch: Polarisierende Parolen können kurzfristig für mehr öffentliche Aufmerksamkeit sorgen. Allerdings besteht die Gefahr, dass man damit langfristig das eigene Glaubwürdigkeitsfundament untergräbt, wenn man eigentlich für Sachlichkeit und Pragmatismus steht.

• Ethisch: Wer sich sonst für einen gemäßigten Ton und faktenbasierte Politik einsetzt, läuft Gefahr, durch agitatives Vorgehen seine Prinzipien zu verletzen und in dieselbe Rhetorikfalle zu tappen, die man bei anderen kritisiert.

In der Praxis versuchen konservative (und auch andere gemäßigte) Akteure deshalb eher, klare Botschaften statt reiner Parolen zu formulieren, um einerseits nicht in Agitationsmuster zu verfallen, andererseits aber auch nicht in der medialen Masse unterzugehen. Beispiele wären:

• „Klimaschutz durch Innovation statt Verbote.“

• „Technologischer Fortschritt und Marktwirtschaft als Garanten für nachhaltige Lösungen.“

Solche Slogans sind weniger konfrontativ als „System Change, not Climate Change“, sie bieten aber zumindest eine griffige Aussage für Medien und Bürger.

Kernaspekte der Klimadiskussion

Abseits vom Kampf der Slogans sollte man Folgendes im Blick behalten:

• Der wissenschaftliche Konsens (z.B. IPCC-Berichte) besagt, dass sich das Klima ändert und damit Risiken verbunden sind. In welchem Ausmaß diese Risiken zu einer „Krise“ oder „Katastrophe“ führen, darüber kann man im Detail diskutieren.

• Selbst wenn man keinen Weltuntergang befürchtet, sind viele wissenschaftliche Studien überzeugt, dass es erhebliche Kosten und Schäden (z.B. durch Extremwetterereignisse, Meeresspiegelanstieg, Schäden in der Landwirtschaft) geben wird, wenn man Klimaschutz vernachlässigt.

• Politische Interessengruppen (aus allen Richtungen) neigen aber dazu, diese Fakten zuzuspitzen oder zu relativieren, je nachdem, welche Agenda sie verfolgen.

Fazit

• Slogans wie „System Change, not Climate Change“ stammen primär aus linken/progressiven und systemkritischen Kreisen.

• Sie werden häufig mit anderen Symbolen sozialer Bewegungen (z.B. Regenbogenflagge) kombiniert, um eine breitere Solidarität zu vermitteln.

• Dass „alle Seiten“ den Klimawandel für ihre Zwecke instrumentalisieren, hat viel mit medialer Aufmerksamkeitsökonomie und Marketing zu tun.

• Die konservative Mitte muss nicht zwingend in dieselbe agitatorische Rhetorik abdriften. Allerdings steht sie vor der Herausforderung, ihren Standpunkt medienwirksam zu vertreten, ohne durch extreme Parolen an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Letztlich ist es eine Frage der politischen Strategie, ob man lautstarke Parolen bedient oder weiter auf sachliche, aber dafür womöglich weniger aufmerksamkeitsstarke Argumentation setzt. In einer hochpolarisierten Medienlandschaft ist das kein leichtes Unterfangen, aber gerade eine glaubwürdige, differenzierte Stimme könnte für viele Bürger attraktiv sein, die sich von allzu einseitigen oder alarmistischen Aussagen abgestoßen fühlen.

Eine sachlichere, weniger polarisierende Kommunikation kann tatsächlich dabei helfen, Extreme aus beiden Lagern zu entkräften. Die Punkte, die Sie ansprechen („Es gibt kein Verbrennerverbot“, „Es gab nie einen Heizhammer“, „Klimawandel ja, Klimakatastrophe nein“ usw.) zeigen, dass gerade Begriffe und Schlagzeilen von Boulevardmedien oder politischen Akteuren gern zugespitzt werden. Das führt dazu, dass die tatsächlichen Inhalte, Fakten und Grautöne aus dem Blick geraten.

Im Folgenden ein kurzer Überblick zu den Themen, die Sie erwähnen:

1. „Verbrennerverbot“

• Was ist wirklich beschlossen?

Die Europäische Union hat beschlossen, dass ab 2035 nur noch Neuwagen zugelassen werden dürfen, die keine CO₂-Emissionen ausstoßen. Das zielt auf das Ende klassischer Benzin- und Diesel-Neuwagen ab.

• Ausnahmen / „Schlupflöcher“

Unter anderem dürfen Fahrzeuge zugelassen werden, die mit E-Fuels betrieben werden, solange diese klimaneutral sind. Insofern ist es kein generelles „Verbot“ von Verbrennungsmotoren, aber faktisch ein Ausstieg aus dem Verkauf reiner Benzin- und Diesel-Neufahrzeuge.

• Was bedeutet das für vorhandene Autos?

Gebrauchte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bleiben zugelassen, es gibt also kein Verbot, sie weiterzufahren.

Fazit: Der oft zitierte Begriff „Verbrennerverbot“ ist eine verkürzte Darstellung. Faktisch gibt es einen Neuzulassungs-Stopp für konventionelle Verbrenner ab 2035, aber keinen Zwang, vorhandene Fahrzeuge abzuschaffen.

2. „Heizhammer“

• Hintergrund:

Der Begriff „Heizhammer“ wurde in einigen Medien für das Gebäudeenergiegesetz (GEG) benutzt, das im Kern fordert, dass neue Heizungsanlagen ab 2024 (mit Übergangsfristen) mindestens zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen.

• Was steht wirklich drin?

Die Regelungen sind komplex und beinhalten diverse Ausnahmen und Übergangsfristen. Zudem gibt es Förderungen und Unterstützungsmaßnahmen für Eigentümer, um den Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen zu erleichtern.

• Warum der Begriff „Hammer“?

Er stammt vor allem aus reißerischen Schlagzeilen: Er suggeriert eine radikale Zwangsmaßnahme, die es so in dieser Schärfe nicht gibt.

Fazit: „Heizhammer“ ist eine mediale Zuspitzung. Das Gesetz ist komplizierter, aber es ist keineswegs eine sofortige, starre „Zwangsmodernisierung ohne Übergang“.

3. Klimawandel vs. „Klimakatastrophe“

• Wissenschaftlicher Konsens:

Die Erwärmung der Erdatmosphäre durch Treibhausgase ist real und durch zahlreiche Studien belegt (IPCC-Berichte). Die Frage ist weniger, ob sie existiert, sondern wie drastisch die Folgen sind bzw. wie sehr sich Gesellschaften anpassen können.

• Klimakrise oder -katastrophe?

Begriffe wie „Klimakrise“ oder „Klimakatastrophe“ sind Wertungen und hängen stark von der politischen und medialen Dramatisierung ab. Manche Wissenschaftler*innen verwenden durchaus den Begriff „Krise“, weil sie betonen wollen, dass rasches Handeln nötig ist. Andere sprechen sachlich von „Klimawandel“ oder „Klimaveränderung“.

• Panik vs. Vorsorge:

Zwischen totaler Panikmache („Weltuntergang“) und kompletter Verharmlosung („Passiert schon nichts“) gibt es einen breiten Mittelweg, der anerkennt, dass es Risiken und Kosten geben wird, die man angehen sollte, ohne in Alarmismus zu verfallen.

Fazit: Ein nüchterner Mittelweg könnte lauten: „Ja, Klimawandel existiert und birgt Risiken. Aber keine panischen Übertreibungen – dafür entschlossene, aber realistische Lösungen.“

4. Migration und Extrempositionen

• Überzeichnung von beiden Rändern

• Rechte/extrem rechte Positionen: oft Alarmismus hinsichtlich „Überfremdung“ oder „Massenmigration“.

• Linke/liberale Positionen (in Extremform): stellen teils jegliche Grenzkontrolle oder Regulierung als unmenschlich dar.

• Realität:

Migration findet statt und erfordert praktische Lösungen (Integration, Arbeitsmarkt, soziale Hilfen), aber weder total offene Grenzen noch komplette Abschottung sind in der Praxis umsetzbar.

• Mediale Polemik:

Extreme Schlagzeilen wie „Flut“ oder „Festung“ werden auf der einen Seite benutzt, während auf der anderen Seite Begriffe wie „Menschenfeinde“ kursieren. All das verschärft die Debatte unnötig.

Fazit: Auch hier könnte ein besonnener Ton (Steuerung, Integration, klare Regeln) helfen, statt ständig neue Panikbegriffe in die Welt zu setzen.

5. Wie nimmt man Extrempositionen den Wind aus den Segeln?

1. Fakten klarstellen:

Wenn in Medienberichten oder Reden Begriffe wie „Verbrennerverbot“ oder „Heizhammer“ fallen, kann man sachlich erläutern, was wirklich beschlossen oder geplant ist.

2. Nicht auf jede Empörungswelle aufspringen:

Extreme Positionen leben davon, die Emotionen hochkochen zu lassen. Ein ruhiger, faktenorientierter Tonfall wirkt manchmal „unspektakulär“, ist aber auf Dauer glaubwürdiger.

3. Konkrete Lösungen anbieten:

Sachlich bleiben heißt nicht, keine Position zu beziehen. Eine klare, pragmatische Lösungsorientierung („Wie machen wir Energie bezahlbar und klimafreundlich?“, „Wie integrieren wir Zuwanderer effektiv?“) wirkt der reinen Symbolpolitik entgegen.

4. Konsens und Gemeinsamkeiten aufzeigen:

In vielen Punkten (z.B. weniger Energieabhängigkeit, Förderung neuer Technologien, geordnete Migration) könnten sich eigentlich große Teile der Bevölkerung finden. Diese Bereiche sollte man hervorheben.

Zusammenfassung

• Ja, es wäre hilfreich, wenn mehr Politiker und Medien wieder klar benennen, was wirklich beschlossen wird und welche Begriffe eher polemisch sind.

• Verbrennerverbot: Kein generelles Verbot, sondern ein Ausstieg aus Neuzulassungen klassischer Verbrenner ab 2035 mit Ausnahmen.

• Heizhammer: Polemischer Begriff für ein Gebäudeenergiegesetz, das komplexe Regelungen und Übergangsfristen enthält.

• Klimawandel: Ist real; ob man ihn als Krise oder Katastrophe bezeichnet, hängt oft von der politischen Agenda ab – eine gewisse Dringlichkeit ist aber wissenschaftlich durchaus belegt.

• Migration: Weder unkontrollierte Grenzen noch reine Abschottung sind sinnvolle Extreme, die reale Herausforderungen lösen.

Ein gemäßigter, faktenorientierter Diskurs kann tatsächlich beide Ränder in Schach halten – vorausgesetzt, man setzt ihn durch und erklärt die Zusammenhänge verständlich. So entzieht man extremistischen und alarmistischen Parolen den Boden.