Jan Fleischhauer scheint in seiner Herangehensweise daran festzuhalten, dass Journalisten – auch wenn sie sich der extremistischen Tendenzen der AfD bewusst sind – verpflichtet sind, mit der Partei zu arbeiten, ohne sie per se „kleinzuschreiben“. Dabei übersieht er, was Kritiker monieren:
- Neutralitätsanspruch und Plattformierung:
Fleischhauer betont häufig, dass man als Journalist sachlich bleiben und alle politischen Akteure – auch die AfD – gleich behandeln müsse. Diese Haltung zielt zwar auf objektive Berichterstattung ab, kann aber gleichzeitig dazu führen, dass extreme Positionen normalisiert und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dadurch wird der AfD ein größeres Publikum eröffnet, was sie in ihrem eigenen Narrativ bestärkt. - Unterschätzung der strategischen Wirkung:
Die AfD weiß, dass sie durch mediale Präsenz und Diskussionen in etablierten Formaten an Legitimität gewinnen kann. Indem Fleischhauer darauf pocht, dass auch extreme Aussagen mit ihren Inhalten konfrontiert werden müssen, spielt er – bewusst oder unbewusst – in das Spiel der Partei. Diese Strategie kann dazu führen, dass radikale Ideen, etwa ein oligarchisches Gedankengut, als legitime politische Positionen erscheinen. - Verpasste Differenzierung:
Während viele kritisieren, dass die AfD in ihrer Rhetorik und ihren Forderungen klar über das demokratische Maß hinausgehen, versucht Fleischhauer, die Partei als „normales“ politisches Phänomen darzustellen. Dieser Ansatz verwischt jedoch die Linie zwischen berechtigter Kritik und der Gefahr, dass extremistische Inhalte – etwa solche, die Milliardären und Tech-Oligarchen zu Gute kommen sollen – ungehindert in den öffentlichen Diskurs gelangen.
Zusammengefasst:
Fleischhauer hält an einem Prinzip journalistischer Objektivität fest, das in der Praxis dazu führt, dass die AfD ihre extremen und oligarchisch geprägten Ideen weiter verbreiten kann. Kritiker werfen ihm vor, damit ungewollt den Tür und Tor zu öffnen, weil er sich zu sehr darauf konzentriert, der Partei eine Plattform zu bieten, anstatt ihre gefährlichen Kernthesen konsequent zu entlarven.
Diese Sichtweise ist Teil einer breiteren Debatte darüber, wie Medien mit radikalen politischen Kräften umgehen sollten – ein Dilemma, bei dem Neutralität einerseits Transparenz schaffen kann, andererseits aber auch zur Normalisierung von Extremismus beitragen kann.
Die Bot Mafia arbeitet jetzt mit KI und LLM am politischen Diskurs mit und wenn wir jetzt wissen, das wir 55% virtuelle und Bot Kommentare haben; und die Menschen das nicht erkennen, dann erleben wir ein politisches Problem und Diskursverschiebung, und diese Diskursverschiebenden Bots und künstlich erzeugten Kommentare und bezahlten INfluencer wirken auf die Köpfe der Menschen.
Die Entstehung und Verbreitung dramatischer Narrative in digitalen Medien lässt sich als ein komplexer, interdisziplinärer Prozess beschreiben, der neurokognitive Mechanismen, algorithmische Verstärkung und soziale Dynamiken kombiniert. Im Folgenden wird dieser Prozess – von der Generierung dramatischer Inhalte durch Influencer und koordinierte Netzwerke bis hin zur Replikation in traditionellen Newsfeeds und letztlich in der realen Welt – aus der Perspektive moderner Neurowissenschaften und Kommunikationswissenschaften dargestellt.
1. Neurokognitive Grundlagen und Emotionale Verarbeitung
Das menschliche Gehirn ist evolutionär darauf programmiert, auf emotionale Reize und potenzielle Bedrohungen besonders sensibel zu reagieren. Zentral hierfür ist das limbische System – insbesondere die Amygdala, die für die Verarbeitung von Emotionen wie Angst und Erregung verantwortlich ist. Dramatische Inhalte, die häufig durch starke visuelle und sprachliche Reize gekennzeichnet sind, aktivieren diese Strukturen überproportional. Studien der affektiven Neurowissenschaft haben gezeigt, dass emotionale Inhalte stärker in das Langzeitgedächtnis eingebettet werden als neutrale Informationen, was zu einer persistenteren Verankerung solcher Narrative führt.
Parallel dazu spielt das dopaminerge Belohnungssystem eine wichtige Rolle. Soziale Bestätigung – etwa durch Likes, Shares und Kommentare – führt zur Freisetzung von Dopamin, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Konsument weiterhin solche Inhalte sucht und verbreitet. Dieser Prozess fördert eine positive Rückkopplungsschleife, in der die Produktion und Rezeption von emotional aufgeladenem Content verstärkt wird.
2. Generierung von Dramatischen Narrativen in Social Media
Influencer und koordinierte Propagandisten nutzen bewusst Strategien, die auf diese neurokognitiven Prozesse abzielen. Sie komponieren Botschaften, die:
- Emotionale Intensität steigern: Durch den Einsatz starker Metaphern, visuell eindrucksvoller Bilder und narrativer Übertreibungen werden Gefühle wie Angst, Empörung oder Hoffnung gezielt angesprochen.
- Bestätigungsfehler ausnutzen: Die Inhalte sind oft so zugeschnitten, dass sie bestehende Überzeugungen und ideologische Positionen bestätigen. Dieser Confirmation Bias bewirkt, dass Betrachter Informationen selektiv wahrnehmen und verstärken.
- Virale Effekte induzieren: Algorithmische Systeme auf Plattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram bevorzugen Inhalte, die hohe Interaktionsraten erzielen. So werden dramatische Beiträge aufgrund ihrer emotionalen Schlagkraft überproportional oft weiterverbreitet.
Zusätzlich operieren Netzwerke wie jene, die an ideologischen Gruppierungen (z. B. inspiriert von den Mont-Pelerin-Gesellschaften oder ähnlichen Denkschulen) beteiligt sind, oft durch koordinierte Kampagnen. Hierbei kommen auch automatisierte Bots und Mikrotargeting-Techniken zum Einsatz, um gezielt bestimmte Bevölkerungsgruppen anzusprechen.
3. Algorithmische Verstärkung und Informationsökologie
Die kuratierten Newsfeeds moderner sozialer Medien arbeiten auf Basis von Algorithmen, die nicht neutral agieren, sondern Inhalte nach ihrer Interaktionsrate priorisieren. Dieser Mechanismus bewirkt, dass dramatische und emotional polarisierende Inhalte eine erhöhte Sichtbarkeit erhalten. Das führt zu einem verstärkten „Echo-Chamber“-Effekt, in dem Nutzer primär mit Informationen konfrontiert werden, die ihre vorgefassten Meinungen bestätigen und dabei neue, oft radikalisierende Impulse erhalten.
Die algorithmische Selektion ist somit ein zentraler Verstärker des ursprünglichen dramatischen Impulses, der aus der Produktion von Inhalten resultiert. Die verstärkte Präsenz solcher Inhalte in den Newsfeeds sorgt dafür, dass die dramatische Narration nicht nur virtuell bleibt, sondern auch als „Realität“ in der Wahrnehmung der Nutzer verankert wird.
4. Übergang in die Reale Welt und Mediale Repräsentation
Nachdem dramatische Narrative über Social-Media-Plattformen verbreitet wurden, dringen sie in die konventionellen Medienkanäle vor. Journalisten und Redaktionen, die in einem zunehmend kompetitiven Informationsumfeld agieren, greifen diese Inhalte oft als „Breaking News“ oder als dramatische Erzählstränge auf. Dieser Prozess der Übernahme und Weiterverbreitung führt zu einer Wechselwirkung, in der virtuelle Dramen auch im öffentlichen Diskurs und in politischen Entscheidungsprozessen Widerhall finden.
Die Wiederholung und mediale Verankerung der dramatischen Inhalte tragen dazu bei, dass sie in den kollektiven Erinnerungs- und Wahrnehmungsapparat der Gesellschaft einsickern. Dadurch werden sie Bestandteil der sozialen Realität und können gesellschaftliche Dynamiken – etwa Protestbewegungen oder politische Polarisierungen – nachhaltig beeinflussen.
5. Fallbeispiele: Klimapanik und Gegenbewegungen
Klimapanik: Figuren wie Al Gore und Greta Thunberg symbolisieren in vielen Darstellungen eine dringliche Bedrohung durch den Klimawandel. Durch die Inszenierung von apokalyptischen Szenarien wird ein intensives emotionales Erleben erzeugt, das auf neurokognitiver Ebene stark verankert wird. Diese Inhalte werden in sozialen Medien viral und finden über traditionelle Kanäle Eingang in den öffentlichen Diskurs, was wiederum politischen Druck und gesellschaftliche Mobilisierung begünstigt.
Gegenbewegungen: Parallel dazu gibt es Netzwerke, die alternative Narrative propagieren, wie sie beispielsweise von den Atlas-Netzwerken oder durch Bots, die mit den Ideen von Robert Mercer assoziiert werden, verbreitet werden. Diese Akteure nutzen ähnliche Mechanismen, um Narrative zu konstruieren, die eine Art Gegenpol darstellen – sie appellieren an andere emotionale Trigger, setzen auf alternative Interpretationen von Realität und versuchen, die mediale Agenda zu beeinflussen. Auch hier kommen algorithmische Verstärkung und gezielte Desinformationskampagnen zum Einsatz, um eine polarisierte Wahrnehmung in der Bevölkerung zu erzeugen.
Schlussfolgerung
Zusammengefasst handelt es sich bei der Entstehung und Verbreitung von dramatischen Narrativen in Social Media um ein Zusammenspiel von neurokognitiven Prozessen, algorithmischer Verstärkung und gezielter Propaganda. Emotionale Inhalte, die in einer digitalen Umgebung verstärkt werden, dringen über Newsfeeds in die Wahrnehmung der Menschen ein und beeinflussen schlussendlich gesellschaftliche Dynamiken. Sowohl in der Klimadebatte als auch in den von Gegenbewegungen propagierten Diskursen wird dieser Mechanismus genutzt, um politische und gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Die Analyse dieser Prozesse erfordert daher einen interdisziplinären Ansatz, der neurowissenschaftliche, medienwissenschaftliche und sozialpsychologische Perspektiven integriert.
_______________________________________________________________________________________________
Die Beobachtung, dass Kommentare zu Energiewende-Themen in angelsächsischen YouTube-Videos oft relativ nüchtern verlaufen, während in deutschen Videos eine ausgeprägte Kommentardiskussion und -polarisierung zu beobachten ist, lässt sich durch ein Zusammenspiel historischer, kultureller und algorithmischer Faktoren erklären:
- Historische und kulturelle Rahmenbedingungen:
In Deutschland ist der Diskurs über Energiewende und Klimawandel stark in politische Debatten und gesellschaftliche Transformationsprozesse eingebettet. Die deutsche Energiewende wird nicht nur als technischer Fortschritt, sondern auch als sozioökonomischer und kultureller Umbruch erlebt. Dies führt zu intensiveren emotionalen Reaktionen und einer polarisierteren Diskussionskultur, während in vielen angelsächsischen Ländern erneuerbare Energien oft primär als wirtschaftliche Innovation wahrgenommen werden. - Einfluss von gezielten Narrativen und Propaganda:
In Deutschland können gezielte Propaganda- und Gegenpropaganda-Netzwerke – teils von politisch motivierten Akteuren, aber auch von ideologisch gesinnten Gruppen – durch koordinierte Kampagnen die öffentliche Debatte zusätzlich polarisiert haben. Dabei werden oft narrative Elemente eingesetzt, die emotionale Trigger nutzen, um eine radikalisierende Dynamik in den Kommentaren zu verstärken. - Algorithmische Verstärkung und mediale Selbstverstärkung:
YouTube-Algorithmen begünstigen Inhalte mit hoher Interaktionsrate. In einem Umfeld, in dem polarisiert debattierte Inhalte häufig geliked und kommentiert werden, führt dies zu einer weiteren Verstärkung der entsprechenden Diskurse. Der Unterschied zwischen den Regionen könnte auch auf unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten und Moderationsstrategien der Plattform in verschiedenen sprachlichen und kulturellen Kontexten zurückzuführen sein. - Lösungsansätze:
Eine Entlastung der Situation könnte durch mehrere Maßnahmen erreicht werden:- Verbesserte Moderationspraktiken: Klare Richtlinien und verstärkte Moderation können helfen, extrem polarisierende oder manipulativ koordinierte Beiträge frühzeitig zu identifizieren und zu begrenzen.
- Förderung von Medienkompetenz: Eine stärkere Sensibilisierung der Nutzer für Desinformationskampagnen und manipulative Narrative kann dazu beitragen, dass Kommentare kritischer und sachlicher hinterfragt werden.
- Transparenz in algorithmischen Prozessen: Eine Offenlegung der Funktionsweise von Empfehlungsalgorithmen könnte dazu beitragen, den Einfluss von Echokammern zu reduzieren und einen ausgewogeneren Diskurs zu fördern.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die deutsche Diskussionskultur in den Kommentaren zu Energiewendethemen sowohl durch tief verwurzelte kulturelle Debatten als auch durch gezielte narrative Interventionen verstärkt wird. Eine Kombination aus technischer, pädagogischer und politischer Intervention ist erforderlich, um diesen Prozess zu deeskalieren und einen konstruktiveren Diskurs zu fördern.