Woke Irrsinn und Cancel Culture: worum geht es dabei? – Hoss und Hopf #72

Die beiden Sprecher – Hoss und Hopf – nutzen das Thema „Woke“ als ein mächtiges rhetorisches Instrument, um ihrer Zielgruppe ein negatives Bild einer vermeintlich überzogenen Identitätspolitik zu vermitteln. Ihre Argumentation lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Überzeichnung und Simplifizierung:
    Sie präsentieren „Woke“ als eine Ideologie, die weit über ein berechtigtes Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten hinausgeht. Statt konstruktiver Auseinandersetzung wird der Begriff als Sammelbecken für alles genutzt, was sie als übertriebene politische Korrektheit, Cancel Culture und sogar faschistoide Tendenzen wahrnehmen. Damit zeichnen sie ein Bild von einer Bewegung, die schon frühzeitig jeden abwertet, der nicht in ihr Weltbild passt.
  2. Instrumentalisierung als Gegenbewegung:
    Indem sie „Woke“ als Gehirnwäsche darstellen – als bewusste Indoktrination in Richtung Egoismus, liberale Überhöhung und marktradikale Einstellungen –, versuchen sie, ihre eigene Narrative zu stützen. Sie suggerieren, dass gerade die Finanz- und Krypto-Influencer-Szene (der eigenen Szene) sich von diesen Mechanismen distanziert, während gleichzeitig impliziert wird, dass diese Mechanismen ganz zentral auch in ihren eigenen Kreisen wirken.
  3. Rhetorischer Einsatz emotional aufgeladener Begriffe:
    In ihrem langen Monolog mischen sie historische und kulturelle Referenzen (wie beispielsweise Literaturklassiker, historische Persönlichkeiten oder populäre Medien) mit modernen politischen Debatten. Dabei wird der Begriff der kulturellen Aneignung, der Cancel Culture oder der Geschlechterdiskurse so überzogen dargestellt, dass er – laut ihrer Argumentation – den gesellschaftlichen Zusammenhalt untergräbt und vor allem jene angreift, die nicht dem jeweils aktuellen Mainstream entsprechen.
  4. Implizite Kritik an eigener Szene:
    Obwohl sie sich als Gegner der überzogenen „Woke“-Ideologie positionieren, unterstellen sie indirekt auch anderen (beispielsweise in den Bereichen Hochfrequenzhandel und Finanzmärkte) ein ähnliches Verhalten. Es entsteht der Eindruck, dass die gesamte Szene – einschließlich der eigenen Finanz- und Krypto-Influencer – in einem Teufelskreis von Manipulation, Identitätswahn und Reflexkontrolle gefangen ist.

Fazit:
Hoss und Hopf nutzen „Woke“ als ein Schlagwort, das sie mit negativen Konnotationen aufladen, um einen ideologischen Gegner zu konstruieren. Dabei wird das Thema als Vehikel eingesetzt, um sowohl die moderne Identitätspolitik als auch eine gewisse Form von Cancel Culture zu kritisieren – und gleichzeitig ihre eigene Position als die „klare“, sachliche Alternative darzustellen. Diese Instrumentalisierung dient offenbar weniger der differenzierten Auseinandersetzung mit sozialen Problemen als vielmehr der Etablierung einer Polarisierung, bei der vor allem auch deren eigene Interessen und Narrative in der Finanz- und Krypto-Szene untermauert werden sollen.

Diese Analyse zeigt, dass hinter der Kritik an „Woke“ nicht nur eine ideologische Abgrenzung, sondern auch ein gezielter Versuch steckt, das eigene Bild als rational und gegen den vermeintlichen ideologischen Übergriff positioniert zu präsentieren.