Cognitive Warfare

Deine Beobachtung trifft einen wichtigen Punkt: Cognitive Warfare, Wahrnehmungssteuerung und Information Overload werden längst als ernsthafte Bedrohungen erkannt, jedoch kaum offen diskutiert. Hier einige Klarstellungen und Antworten zu deinen Fragen:

1. Wer steckt dahinter?

Die Akteure, die aktuell am intensivsten Cognitive Warfare betreiben, sind:

• Russland:

Nutzt gezielt hybride Kriegsführung („Gerasimow-Doktrin“), um die westliche Gesellschaft zu destabilisieren. Desinformationskampagnen zielen auf Spaltung, Polarisierung und Vertrauensverlust in demokratische Institutionen (vgl. EUvsDisinfo).

• China:

Setzt stark auf langfristige Einflussnahme durch strategische Narrative, wirtschaftliche Abhängigkeiten und die gezielte Nutzung sozialer Medien, um die öffentliche Meinung sanft, aber dauerhaft zu beeinflussen (vgl. Studie MERICS, 2023).

• Rechte Netzwerke und radikale Gruppen:

Nutzen Methoden des Information Overload und emotional gesteuerte Narrative gezielt, um gesellschaftliche Konflikte zu verschärfen (z.B. Desinformationskampagnen zu Corona, Klimapolitik, Migration).

2. Wie stark ist Deutschland bereits betroffen?

Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die auf eine erhebliche Beeinflussung der öffentlichen Meinung in Deutschland hinweisen:

• Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung (2023) zeigt, dass über 60 % der Deutschen regelmäßig mit Fake News oder manipulativen Inhalten auf Social Media konfrontiert sind und etwa jeder dritte Nutzer Schwierigkeiten hat, Wahrheit und Manipulation klar zu trennen.

• Bundesamt für Verfassungsschutz (2024) warnt regelmäßig vor gezielten ausländischen Desinformationskampagnen (insbesondere Russlands) zu politischen und gesellschaftlichen Themen, um gezielt Polarisierung zu verstärken und Entscheidungsprozesse zu lähmen.

• NATO Strategic Communications Centre of Excellence (StratCom) beschreibt in seinen jährlichen Berichten konkret, wie Deutschland ein bevorzugtes Ziel von Cognitive-Warfare-Operationen durch hybride Akteure geworden ist.

Die Auswirkungen in Deutschland sind mittlerweile messbar: Erhöhte gesellschaftliche Spaltung, geringeres Vertrauen in Demokratie und Medien, sowie deutlich erschwerte politische Entscheidungsfindung zu wichtigen Zukunftsthemen wie Klima, Migration, Energiewende und Sicherheitspolitik.

3. Warum erhält man keine Reaktion?

Das Schweigen vieler politischer Entscheidungsträger hat mehrere Gründe:

• Unsicherheit und Überforderung:

Das Thema ist komplex, schwer greifbar, und oft fehlen fundierte Kenntnisse. Entscheidungsträger tun sich schwer, klare Gegenmaßnahmen zu formulieren, ohne politische Fehler oder Kontroversen zu riskieren.

• Angst vor Verschwörungstheorievorwürfen:

Cognitive Warfare klingt für manche Politiker nach Verschwörungstheorie oder zu abstrakt. Man scheut die politische Stigmatisierung.

• Fehlende institutionelle Verantwortung:

Oftmals fühlen sich Behörden oder Institutionen nicht zuständig oder warten auf Vorgaben aus höheren politischen Ebenen. Das führt zu Lähmung.

• Interne Interessen und politische Blockaden:

Unterschiedliche politische Lager haben teilweise sogar kurzfristige Vorteile aus Polarisierung und Wahrnehmungssteuerung. Parteien oder Akteure könnten von der aktuellen Situation profitieren (z.B. Populismus).

4. Warum spricht man nicht darüber?

Öffentliche Diskussionen dazu sind bisher begrenzt, weil:

• Ein breites Verständnis in der Bevölkerung fehlt, um konkrete Maßnahmen zu fordern.

• Das Thema komplex und schwer erklärbar ist (wenig Aufmerksamkeit).

• Es bequemer ist, sich nicht öffentlich angreifbar zu machen oder in schwierige Debatten zu begeben, die sofort von radikalen Akteuren instrumentalisiert werden könnten.

5. Wie könnte man das Problem angehen?

Um hier effektiv gegenzusteuern, wären folgende Schritte sinnvoll:

• Klare politische Verantwortung schaffen:

Eine koordinierende Stelle auf Bundes- oder Landesebene (z.B. im Innenministerium), die das Thema Desinformation/Cognitive Warfare explizit betreut.

• Gezielte Aufklärungskampagnen:

Informationsoffensive über die Mechanismen der Wahrnehmungssteuerung in Schulen, Hochschulen, Medien, Behörden und Zivilgesellschaft.

• Regelmäßige, öffentlichkeitswirksame Analysen:

Studien und Berichte von unabhängigen Think-Tanks oder Regierungsstellen (z.B. Stiftung Wissenschaft und Politik, Bundeszentrale für politische Bildung, Verfassungsschutzberichte), um Aufmerksamkeit und Bewusstsein zu schaffen.

• Technologische und regulatorische Maßnahmen:

Gesetzliche Verpflichtungen der sozialen Netzwerke zur transparenten Offenlegung von Einflussoperationen und deren Finanzierung sowie proaktive technische Bekämpfung manipulativer Inhalte.

• Politische Immunisierung und Resilienz:

Investitionen in politische Bildung, Medienkompetenztraining und Resilienz-Programme, um die Bevölkerung langfristig widerstandsfähiger gegen Manipulation zu machen.

Quellen und weiterführende Literatur:

• NATO Cognitive Warfare Report, General Lucelle (2021)

• Bundesamt für Verfassungsschutz (2024): Desinformation in Deutschland – Bedrohungslage und Abwehrstrategien

• EUvsDisinfo: https://euvsdisinfo.eu

• MERICS Studie (2023): China’s Cognitive Warfare in Europe

• Konrad-Adenauer-Stiftung (2023): Desinformation und Manipulation im Netz

• StratCom NATO: https://stratcomcoe.org

Dein Eindruck täuscht also nicht: Deutschland befindet sich mitten in einem Informationskrieg, dessen Tragweite bislang nicht ausreichend wahrgenommen wird. Die Herausforderung besteht darin, Entscheidungsträger und Öffentlichkeit gleichermaßen für das Thema zu sensibilisieren.

Die Situation, die du beschreibst, ist in der Tat vergleichbar mit den Herausforderungen nach den 68er-Bewegungen und der Polarisierung in den 70er und 80er Jahren. Damals waren Desinformationskampagnen, Propaganda und polarisierende Narrative zwar anders geartet, aber ebenso effektiv in der gesellschaftlichen Spaltung. Deine Frage nach der konkreten Lösung und den damaligen Maßnahmen lässt sich historisch und politisch gut rekonstruieren:

1. Was war das Problem in den 70er und 80er Jahren genau?

• Die Gesellschaft war stark polarisiert durch Links- und Rechtsextremismus, RAF-Terrorismus, Anti-Atomkraft-Bewegungen und massive ideologische Konfrontationen (z.B. Kalter Krieg, Ost-West-Konflikt).

• Verbreitet waren Verschwörungstheorien, Angst vor dem Atomkrieg, Endzeitängste (Waldsterben, Atomunfälle) sowie Misstrauen gegenüber Institutionen (vgl. „No-Future“-Mentalität).

2. Wie wurde das Problem damals gelöst?

Du hast völlig recht: Es war multifaktoriell. Politisch-historische Studien zeigen folgende entscheidende Faktoren:

A) Politische Integration und konstruktive Konfliktbewältigung

• Die sozialliberale Koalition (Brandt/Scheel, später Schmidt/Genscher) setzte stark auf einen konstruktiven und integrativen Politikstil („Mehr Demokratie wagen“, Dialog, soziale Integration).

• Das politische System integrierte Protestbewegungen, indem man ihnen demokratische Partizipation und Mitsprache ermöglichte („Marsch durch die Institutionen“). Proteste wurden kanalisiert und dadurch entschärft.

B) Gesellschaftspolitische Modernisierung und Reformen

• Bildungsoffensive und Reformen:

Breite Zugänge zu Universitäten, Fachhochschulen und beruflicher Bildung schufen gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten. Höhere Bildung sorgte für sachlichere und informiertere Debatten.

• Sozialpolitische Stabilisierung:

Sozialstaatliche Maßnahmen stärkten die Mitte der Gesellschaft (z.B. BAföG, Wohlfahrtsstaat-Ausbau). Soziale Ängste, die Extremismus förderten, wurden reduziert.

C) Medienlandschaft und Regulierung

• Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten spielten eine stabilisierende Rolle. Die kontrollierte Medienlandschaft sorgte für eine relativ einheitliche Informationsbasis, reduzierte Polarisierung und schuf breites Vertrauen in die Institutionen.

• Einführung klarer journalistischer Standards und Richtlinien zur politischen Neutralität verhinderten die ungehemmte Verbreitung von radikalen Narrativen.

D) Kulturelle Maßnahmen und gesellschaftliche Versöhnung

• Aktive Kultur- und Jugendarbeit durch die Bundes- und Landesregierungen, Kirchen, Stiftungen und Verbände stärkte gesellschaftliche Werte und Zusammenhalt.

• Große Initiativen („Aktion Gemeinsinn“, Bundeszentrale für politische Bildung) förderten die Demokratiebildung und Integration in ein gemeinsames Werte- und Zielsystem.

E) Wirtschaftliche Stabilität

• Starke wirtschaftliche Wachstumsphasen (1970er bis Ende der 1980er) sorgten für Wohlstand, Aufstiegsperspektiven und gesellschaftliche Stabilität. Dies nahm extremistischen Narrativen, die auf wirtschaftliche Ängste setzten, ihre Basis.

3. War es tatsächlich „kluge Politik“, oder spielten externe Faktoren eine Rolle?

Es war tatsächlich nicht nur politische Weisheit, sondern ein Zusammenspiel mehrerer günstiger Faktoren:

• Wirtschaftliche Prosperität und soziale Aufstiegschancen

• Integrationsfähige, lösungsorientierte politische Akteure (z.B. Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher, später auch Helmut Kohl mit seiner Politik der ruhigen Hand)

• Kontrollierte Medienlandschaft und klare Informationsstandards

• Gesellschaftliche Versöhnung nach dem RAF-Terrorismus: Staatliches Handeln war klug, besonnen und transparent, was Vertrauen erzeugte.

4. Warum haben wir heute so große Schwierigkeiten?

• Fragmentierte, globalisierte Medienlandschaft (Social Media):

Heute haben wir keinen klaren, kontrollierten Informationskanal mehr. Jeder konsumiert eigene Realitäten, wodurch Polarisierung massiv zunimmt.

• Gezielte externe Einflussnahme (Cognitive Warfare):

Die Gesellschaft wird durch gezielte Desinformation aktiv destabilisiert.

• Komplexität der Probleme (Klima, Energie, Migration, Technologie):

Vielfältige Krisen und Probleme überfordern die Gesellschaft. Die eindeutige Priorisierung von Problemen fällt zunehmend schwer.

• Fehlen starker, integrativer politischer Führungspersönlichkeiten:

Momentan fehlen charismatische, integrierende Führungspersönlichkeiten, die Vertrauen auf breiter Ebene schaffen.

5. Was könnte heute helfen – Lessons learned?

Um aus den Erfahrungen der 70er und 80er Jahre zu lernen, wären diese Punkte relevant:

• Medienkompetenz und politisch-institutionelle Kommunikation stärken:

Transparenz herstellen und klare, verlässliche Informationsquellen schaffen (ähnlich öffentlich-rechtlicher Qualitätsmedien damals).

• Integration durch Teilhabe und Aufstiegsperspektiven:

Mehr Partizipationsangebote in der Demokratie schaffen (Bürgerdialoge, Bürgerräte, partizipative Demokratieformen).

• Politische Bildung und Aufklärung gegen Polarisierung und Desinformation:

Ausbau der Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung, klare Gegenmaßnahmen gegen Desinformation.

• Wirtschaftliche und soziale Stabilisierung:

Gerechtere Sozialpolitik, Sicherheit im Wandel und Reformen zur Vermeidung sozialer Angst- und Abstiegsnarrative.

Fazit

Es stimmt: Die Situation in den 70er und 80er Jahren war ähnlich dramatisch, wurde aber multifaktoriell gelöst. Es waren wirtschaftliche Stabilität, klare und vertrauensbildende politische Kommunikation, kontrollierte Medienlandschaft, politische Integration von Protestbewegungen und gesellschaftliche Versöhnung, die zur Lösung führten. Heute stehen wir vor deutlich schwierigeren Bedingungen aufgrund der globalen Vernetzung, digitaler Medien, gezielter Einflussnahme von außen und komplexerer Problemlagen. Der Schlüssel heute läge darin, die damaligen Grundprinzipien—politische Stabilität, klare Kommunikation, gesellschaftliche Integration, umfassende Bildung und institutionelles Vertrauen—an die aktuelle, digitale Realität anzupassen und neu zu denken.

Weiterführende Quellen und Literatur:

• Wilfried Loth: Die Bundesrepublik Deutschland. Geschichte einer Demokratie, 2021.

• Edgar Wolfrum: Geschichte als Waffe: Vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung, 2020.

• Bundeszentrale für politische Bildung: „Politische Bildung in Krisenzeiten“, 2022.• Jan-Werner Müller: Furcht und Freiheit. Für einen anderen Liberalismus, 2019.

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auch damals waren ausländische Geheimdienste bereits intensiv involviert, allerdings noch anders gelagert als heute:

1. Geheimdiensteinflüsse in den 70er/80er-Jahren

Damals ging es vor allem um den Kalten Krieg, in dem westliche und östliche Geheimdienste massiven Einfluss auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen nahmen:

• DDR (Stasi) und Sowjetunion (KGB) versuchten aktiv, westdeutsche Friedensbewegungen, Anti-Atomkraft-Bewegungen und sozialistische Gruppen verdeckt finanziell und politisch zu unterstützen, um gesellschaftliche Konflikte in Westdeutschland anzufachen.

Beispiel: Guillaume-Affäre (Stasi-Spion Günter Guillaume, der Willy Brandts Rücktritt provozierte) und Stasi-Unterwanderung westlicher Bewegungen (Quellen: BStU, Hubertus Knabe).

• CIA und westliche Nachrichtendienste (BND, MI6) betrieben aktive Gegenaufklärung, Einflussnahme auf Medien und Institutionen, um pro-westliche Positionen zu stärken und linke Bewegungen zu diskreditieren. Die Beteiligung der CIA am Aufbau und der Förderung prowestlicher Gruppierungen und Parteien (insbesondere in Italien, Frankreich und Deutschland) ist heute gut dokumentiert (Operation Mockingbird, US-Senatsbericht Church Committee 1975/76).

Fazit damals:

Ja, es waren massiv ausländische Geheimdienste involviert. Allerdings lief dies über klassische, relativ klare Kanäle (geheime Finanzierung politischer Bewegungen, direkte Einflussnahme auf Presseorgane, geheimdienstliche Operationen).

2. Was ist heute anders und warum komplexer?

Heute ist die Situation durch folgende Faktoren deutlich unübersichtlicher und komplexer:

• Private Akteure und Netzwerke:

Heute spielen neben staatlichen Geheimdiensten vor allem private Netzwerke, Konzerne und Superreiche (wie etwa das Atlas-Netzwerk, die Koch-Brüder, Mercer-Familie in den USA oder Mörser-Familie in Deutschland und Schweiz) eine entscheidende Rolle. Diese Gruppen verfolgen klare wirtschaftliche Interessen, z.B. zur Verhinderung von Klimaschutzmaßnahmen oder zum Ausbau fossiler und nuklearer Industrien.

• Industrieinteressen:

Die fossile Energieindustrie (Öl-, Gas- und Kohleindustrie) ist historisch bekannt dafür, gezielt Narrative und Propaganda zu kaufen, um Zweifel an Wissenschaft und Politik zu säen und gesellschaftliche Konflikte zu schüren. Prominente Beispiele:

• ExxonMobil finanzierte jahrzehntelang Klimawandelleugnung (Harvard-Studie, Naomi Oreskes, Merchants of Doubt).

• Russische Energiekonzerne (Gazprom, Rosatom) nutzen gezielte Narrative und Desinformation zur Destabilisierung westlicher Energiemärkte (vgl. EUvsDisinfo).

• Digitale Plattformen & Social Media:

Heutige Narrative werden über Social Media gezielt und anonym verbreitet. Wer bezahlt, bleibt verborgen—etwa durch „Dark Ads“, Bot-Netzwerke, oder „Influencer“, die Desinformationen verbreiten.

3. Sind aktuell ausländische Geheimdienste involviert?

Definitiv ja, und zwar zunehmend offensiv und subtil:

• Russland (GRU, SVR, FSB):

Führt hybride Kampagnen über soziale Medien und nutzt dafür Tarnorganisationen und Medienplattformen (z.B. „Voice of Europe“, „RT Deutsch“, „Compact Magazin“). Ziele sind Polarisierung, Demokratieuntergrabung, und Destabilisierung des Westens.

• China (MSS):

Versucht subtil langfristige, positive Narrative über China zu platzieren und Kritiker durch finanzielle oder institutionelle Abhängigkeiten zu neutralisieren. Ziel ist es, geopolitische Interessen (z.B. Neue Seidenstraße, wirtschaftliche Dominanz) abzusichern (Studie MERICS).

• Weitere Staaten:

USA, Iran, Saudi-Arabien und Türkei agieren ebenfalls gezielt mittels hybrider Einflussnahme, um öffentliche Debatten im Sinne ihrer geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen zu lenken (siehe auch Atlantic Council Reports).

4. Warum erscheint es so undurchsichtig?

• Die Einflussnahme ist nicht transparent, sondern bewusst intransparent:

Durch Einsatz von PR-Agenturen, Briefkastenfirmen, Think-Tanks und scheinbar unabhängigen Wissenschaftlern (Lobbyismus mit „False Fronts“ oder „Astroturfing“) bleibt unklar, wer tatsächlich finanziert und welche Interessen verfolgt werden.

• Cognitive Warfare & Information Overload:

Die Technik zielt gezielt darauf ab, die Bevölkerung durch widersprüchliche und überfordernde Informationen zu lähmen. Je verwirrter die Menschen sind, desto weniger können sie klar erkennen, wer hinter welchen Kampagnen steckt.

• Geld regiert:

Wer die finanziellen Ressourcen hat, kann gezielt Plattformen kaufen, narrative Dominanz herstellen und Debatten massiv beeinflussen („Follow the Money“-Prinzip). Es ist nachweislich so, dass finanzstarke Akteure hier besonders mächtig sind (vgl. Studien von LobbyControl, Corporate Europe Observatory).

3. Warum redet man nicht offen darüber?

Viele Akteure aus Politik, Wirtschaft oder Medien vermeiden das Thema, da es schwer fassbar und politisch äußerst brisant ist.

• Es fehlen oft Beweise, die rechtlich belastbar genug wären, um direkte Vorwürfe öffentlich zu formulieren.

• Politik und Medien vermeiden es, sich in Konflikte zu verwickeln, besonders mit starken wirtschaftlichen Akteuren.

• Es gibt strategische Rücksichtnahmen, etwa aus wirtschaftlichen Gründen (z.B. Investitionen, Kooperationen mit China oder USA), weshalb offizielle Stellen sehr vorsichtig agieren.

4. Was kann getan werden?

Die wichtigsten Schritte wären:

• Transparenz herstellen:

Verpflichtende Offenlegung aller Finanzierungsquellen von NGOs, Think-Tanks, Wissenschaftlern und Medienprojekten.

• Institutionelle Aufklärung und Widerstandsfähigkeit:

Investitionen in unabhängige, kritische Medien, Think-Tanks und Einrichtungen, um glaubwürdige Gegennarrative zu erzeugen.

• Gesetzliche Regulierung von Social-Media-Kampagnen („Digital Services Act“ der EU als Vorbild).

• Schaffung einer transparenten Datenbank, wer welche politische Kampagne finanziert („Follow the Money“), vergleichbar mit Initiativen wie OpenSecrets.org (USA).

• Ausbau von Geheimdienstkapazitäten (BND, Verfassungsschutz) zur Erkennung, Analyse und Bekämpfung hybrider Bedrohungen.

Fazit & Quellen

Damals wie heute agierten ausländische Geheimdienste, aber heute sind wirtschaftliche Netzwerke, industrielle Lobbygruppen, und finanzstarke Einzelakteure weit mächtiger und weniger sichtbar geworden. Die wirkliche Herausforderung liegt darin, Transparenz zu schaffen, Narrative zu entschlüsseln und glaubwürdige Quellen zu stärken.

Weiterführende Quellen:

• MERICS Report (2023) – Chinas hybride Einflussnahme in Europa

• EUvsDisinfo – Russische Einflusskampagnen

• LobbyControl & Corporate Europe Observatory – Studien zu industrieller Einflussnahme

• Naomi Oreskes: Merchants of Doubt

• Hubertus Knabe: Die Stasi und die westdeutsche Linke

• Church Committee Report (CIA & Einflussnahme im Westen)

Um systematisch zu beurteilen, wie wahrscheinlich es ist, dass wir uns in einer Verschwörungstheorie befinden, und wie verlässlich einzelne Narrative sind, kannst du die folgenden bewährten Kriterien anwenden:

A. Bewertung der Wahrscheinlichkeit einer Verschwörungstheorie

Nutze zur Einordnung folgende Checkliste (angelehnt an Studien wie Uscinski & Parent, 2014; Butter, 2018):

Kriterien

Verschwörungstheorie wahrscheinlich

Verschwörungstheorie unwahrscheinlich

Quelle und Transparenz

Intransparent, anonym, unbekannt.

Klar benennbar, überprüfbar, öffentlich.

Überprüfbarkeit der Behauptungen

Nicht überprüfbar, basiert auf Gerüchten.

Faktenbasiert, Quellen öffentlich.

Komplexität und Einfachheit

Übermäßig komplex oder übermäßig simpel.

Ausgewogen, realistische Komplexität.

Wissenschaftlicher Konsens

Behauptungen widersprechen wissenschaftlichem Konsens.

Wissenschaftlich gut abgesichert, Konsens oder klare Mehrheiten vorhanden.

Narrative Kohärenz

Widersprüchlich, ständig wechselnde Erklärungen.

Konsistent, kohärent, stabil.

Interessenlage der Akteure

Akteure profitieren direkt von der Erzählung (z.B. finanziell, politisch).

Neutral oder ohne offensichtlichen Eigennutz.

Emotionale vs. rationale Argumentation

Stark emotionalisiert, Angst machend.

Ruhig, rational, nüchtern.

Umgang mit Kritikern

Kritiker werden diskreditiert, beleidigt, als „Teil der Verschwörung“ dargestellt.

Offener Dialog, Kritik wird aufgegriffen.

Bewertung (Beispiel):

• Sind 5 oder mehr Kriterien in der linken Spalte erfüllt: Wahrscheinlichkeit für Verschwörungstheorie hoch (70–100%)

• Sind 2 bis 4 Kriterien erfüllt: Wahrscheinlichkeit mittel (30–70%)

• Sind weniger als 2 Kriterien erfüllt: Wahrscheinlichkeit gering (0–30%)

B. Validierung von Quellen und Narrativen

Nutze diese Matrix zur Einstufung von Quellen nach Glaubwürdigkeit (angelehnt an Harvard-Guide zur Quellenbewertung und Journalistic Standards Framework):

Kriterien

Hoch valide Quelle

Mittel valide Quelle

Gering valide Quelle

Transparenz & Herkunft

Vollständig transparent

Teilweise transparent

Intransparent oder anonym

Bekanntheit & Reputation

Renommierte Institution

Institution bekannt, teils umstritten

Unbekannte oder fragwürdige Quelle

Expertenstatus & Autorität

Klar anerkannte Experten

Autoritäten umstritten oder einseitig

Keine Experten, Laienmeinung

Faktenüberprüfung

Überprüfbare Fakten, Quellen klar angegeben

Teilweise belegbare Quellen, nicht immer klar

Keine Quellenangaben, unbelegte Behauptungen

Objektivität & Neutralität

Objektiv, ausgewogen

Leichte bis mittlere Schlagseite

Extrem einseitig

Aktualität der Information

Neueste Daten, aktualisiert

Teilweise veraltet, gemischt

Veraltet, irrelevant

Veröffentlichungsprozess

Peer-reviewed, journalistische Standards erfüllt

Keine klare Überprüfung

Keine Prüfung, privat veröffentlicht

Bewertung der Validität:

• Erfüllt Quelle 5 oder mehr Kriterien in der linken Spalte: Hoch valide (80–100%)

• 3 bis 4 Kriterien: Mittel valide (40–80%)

• Weniger als 3 Kriterien: Gering valide (0–40%)

C. Konkrete Bewertung aktueller Narrative (Beispiele):

Narrativ

Narrativ

Quelle (Beispiel)

Valide (%)

Wahrscheinlichkeit VT (%)

Russische Einflussnahme in Europa

EUvsDisinfo, NATO StratCom

90–95%

Sehr gering (0–10%)

Atlas-Netzwerk beeinflusst politische Entscheidungen

LobbyControl, Transparency International

85–90%

Sehr gering (0–10%)

Mercer-Familie finanziert rechtskonservative Narrative

Harvard, Guardian, NYT

90–95%

Sehr gering (0–10%)

WEF will Menschen Besitz wegnehmen („You’ll own nothing…“)

WEF Originaltexte (Missinterpretation häufig!)

60–70% (oft verzerrt interpretiert)

Mittel (40–60%, hängt stark von Interpretation ab)

Klimawandel menschengemacht

IPCC, NASA, UN-Konsens

99%

Nahe null (0–5%)

Massenhafte Impfschäden werden verheimlicht

Telegram-Kanäle, alternative Medien

<20%

Hoch (70–90%)

Quelle (Beispiel)

Valide (%)

Wahrscheinlichkeit VT (%)

Russische Einflussnahme in Europa

EUvsDisinfo, NATO StratCom

90–95%

Sehr gering (0–10%)

Atlas-Netzwerk beeinflusst politische Entscheidungen

LobbyControl, Transparency International

85–90%

Sehr gering (0–10%)

Mercer-Familie finanziert rechtskonservative Narrative

Harvard, Guardian, NYT

90–95%

Sehr gering (0–10%)

WEF will Menschen Besitz wegnehmen („You’ll own nothing…“)

WEF Originaltexte (Missinterpretation häufig!)

60–70% (oft verzerrt interpretiert)

Mittel (40–60%, hängt stark von Interpretation ab)

Klimawandel menschengemacht

IPCC, NASA, UN-Konsens

99%

Nahe null (0–5%)

Massenhafte Impfschäden werden verheimlicht

Telegram-Kanäle, alternative Medien

<20%

Hoch (70–90%)

Fazit: Wie sicher sind wir, welche Narrative wahr sind?

Die Sicherheit über die Wahrheit von Narrativen hängt stark von Quellen, Überprüfbarkeit und Transparenz ab:

• Glaubwürdige Institutionen und wissenschaftlicher Konsens:

z. B. IPCC, NATO StratCom, EUvsDisinfo, Harvard-Studien → extrem hohe Validität (>90 %)

• Alternative Medien, soziale Netzwerke und Einzelmeinungen:

oft geringe Validität (<40 %), hohe Wahrscheinlichkeit für Verschwörungstheorien (>70 %)

Einfaches Motto:

• Folge dem Geld & den Interessen!

• Vertraue transparenten, mehrfach überprüften Quellen!

• Sei besonders skeptisch bei stark emotionalisierten Narrativen!

Literatur zur Vertiefung:

• Uscinski, Joseph E., & Parent, Joseph M. (2014). American Conspiracy Theories. Oxford University Press.

• Butter, Michael (2018). Nichts ist, wie es scheint – Über Verschwörungstheorien. Suhrkamp.

• Harvard Guide to Evaluating Sources (library.harvard.edu)

Falls du konkrete Narrative zur Bewertung hast, kannst du sie mir gerne nennen – dann prüfen wir sie gemeinsam Schritt für Schritt anhand dieser Kriterien.