Peak Oil (von Wegen)

Quelle von Hans Urbans Webseite

Die Grafik stellt eine klassische Darstellung der globalen Ölproduktion dar und zeigt, wann verschiedene Länder ihr Fördermaximum („Peak Oil“) erreicht haben oder voraussichtlich erreichen werden. Es gibt dabei drei Kategorien:

• Rot: Länder, die ihren Produktionshöhepunkt bereits überschritten haben („Countries after production peak“).

• Orange: Länder, die sich gerade auf dem Höhepunkt der Produktion befinden.

• Grün: Länder, deren Produktion noch wächst und ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat.

Was stimmt an der Grafik?

1. Historische Peak-Oil-Daten für einzelne Länder

Viele Länder, darunter die USA (Lower 48, Texas), Deutschland, Großbritannien oder Norwegen, haben nachweislich ihr Fördermaximum erreicht.
Das ist weitgehend unbestritten.

• Länder wie
Mexiko, Venezuela oder Russland hatten entweder temporäre Peaks oder mehrere Förderhöchststände (z. B. durch neue Technologien oder geopolitische Veränderungen).

2. Gesamtbild der globalen Förderung

• Die Grafik zeigt eine „Summenkurve“ der weltweiten Ölproduktion bis ca. 2006.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es eine klare Tendenz, dass konventionelle Ölförderung in vielen Ländern rückläufig war.

• Tatsächlich haben viele Analysten damals vorhergesagt, dass die Weltproduktion bald ebenfalls ihren Peak erreicht.

Was ist fragwürdig oder hat sich geändert?

1. Die Rolle unkonventioneller Ölförderung (Fracking, Ölsande, Tiefseebohrungen)

• Der größte Fehler vieler Peak-Oil-Analysen war, dass sie die technologische Entwicklung unterschätzten.

• Die USA beispielsweise haben ihr „Peak Oil“ (Lower 48 Staaten, Texas) bereits in den 1970er-Jahren überschritten, aber durch Fracking (Schieferöl) eine neue Boom-Phase erlebt.

Kanada hat mit Ölsanden eine massive neue Quelle erschlossen.

2. Neue Fördergebiete und politische Einflüsse

• Die Prognose, dass Länder wie Brasilien, China oder Irak noch im Wachstum sind (grün markiert), war richtig. Vor allem Brasilien (Tiefseeöl) und Irak haben ihre Förderung deutlich erhöht.

• Russland, das in der Grafik als nach Peak liegend dargestellt wird, hat dennoch seine Förderung lange stabil halten können, teils durch Investitionen in neue Gebiete wie die Arktis.

3. Globale Nachfrage hat sich verändert

• Viele Peak-Oil-Prognosen gingen von einer ungebremsten Nachfrage aus.
Doch Faktoren wie steigende Effizienz, Elektroautos und Klimapolitik haben den Nachfrageanstieg gebremst. (Statista Daten zeigen eine Stagnation bzw. nur noch Minimales Wachstum) S.U.

Chinas und Indiens Wachstum sorgen aber weiterhin für hohe Nachfrage, was den globalen Peak verzögert hat.

Fazit

• Die Grafik war zum Zeitpunkt ihrer Erstellung (2006) ein realistischer Versuch, Fördertrends abzubilden.

• Allerdings wurde der technologische Fortschritt unterschätzt, sodass globale Peak-Oil-Prognosen nicht eingetroffen sind.
(Wie schon bei Club of Rome 1972 Grenzen des Wachstums, oder Bevölkerungsbombe Paul Ehrlich)

• Einzelne Länder haben zwar ihre Peaks überschritten, aber durch unkonventionelle Fördermethoden wurde der globale Peak immer weiter verschoben.

Heute geht kaum jemand mehr von einem klaren „Peak Oil“ aus, sondern eher von einer allmählichen Verschiebung durch Politik, Technologie und Marktkräfte.

A. Bojanowskis (was Sie schon immer übers Klima wissen wollten) These, dass niemand mehr an „Peak Oil“ glaubt, ist also nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Es kommt darauf an, wie man den Begriff definiert:

• Konventionelles Öl? Viele Länder haben hier ihren Peak erreicht.

• Gesamte Ölproduktion inklusive Fracking und Ölsanden? Hier gibt es keinen klaren globalen Peak, sondern eine langsame Anpassung der Produktion.

Die Grafik ist irreführend bzw. Überholt, weil sie die gigantischen Reserven der Golfstaaten nicht korrekt in den Kontext setzt.
Länder wie Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) und vor allem Saudi-Arabien haben riesige konventionelle Ölvorkommen, die bis heute nicht einmal annähernd ausgeschöpft sind. Das wird in der Grafik nicht ausreichend dargestellt. Einige zentrale Probleme:

1. Fehlende Unterscheidung zwischen Reserven und Förderung

• Die Grafik zeigt nur die Produktion und suggeriert, dass Länder mit einem “Peak” automatisch in der Endphase der Förderung sind.

• Das ist aber Unsinn, weil Staaten wie Saudi-Arabien und die UAE über so große Reserven verfügen, dass sie ihre Förderung nach Belieben steuern (Swing Producing oil Fields) können – was sie ja auch tun.

• Länder wie Katar, die eher als “nach Peak” markiert werden, sitzen auf riesigen Mengen an unkonventionellem Gas und Öl.

2. Künstliche Förderbegrenzungen der OPEC-Länder

• Viele dieser Staaten haben ihre
Förderung nicht maximiert, sondern gedrosselt, um Preise hochzuhalten.

• Das bedeutet: Ein “Peak” in der Produktion bedeutet nicht, dass das Maximum erreicht wurde, sondern dass es einfach politisch oder ökonomisch so gewollt ist.

3. Massive unkonventionelle Reserven nicht berücksichtigt

Katar, UAE, Kuwait, Iran und Saudi-Arabien haben nicht nur konventionelle Vorkommen, sondern auch enorme Mengen an schwer zugänglichen Ölvorkommen, die sie bisher kaum nutzen mussten.

• Fracking und neue Fördermethoden haben gezeigt, dass “technische Peaks” keine festen Grenzen sind.

4. Gegensätzliches Beispiel USA

• Die Grafik zeigt die USA (Lower 48) als nach dem Peak, aber die USA sind heute mit Fracking wieder der größte Ölproduzent der Welt!
(Um Preise hoch zu halten drängt man RU aus dem Markt?)

• Das zeigt, wie stark Technologie, Politik und Wirtschaft diese “Peak”-Annahmen über den Haufen werfen können.

Fazit:

• Die Grafik ist historisch interessant, aber sie vermittelt eine falsche Endlichkeit.

• Staaten wie Katar und Saudi-Arabien könnten theoretisch noch Jahrzehnte auf ihrem Öl sitzen, während andere Länder schon lange “nach Peak” sind.

• Das bedeutet nicht, dass Öl ewig billig bleibt – aber ein globaler “Peak Oil” im klassischen Sinne ist nicht in Sicht.