KI Faktencheck GROSSBATTERIEN 🔋 340GW angemeldet! Chaos bei Netzbetreibern? H. Urban & U. Bürger | Geladen Podcast

Die Diskussion ĂĽber GroĂźbatterien in diesem Podcast offenbart einige spannende Einblicke, aber auch problematische Narrative und irrefĂĽhrende Vereinfachungen. Hier sind die wesentlichen Kritikpunkte:

1. FragwĂĽrdige Darstellung der Marktdynamik

  • Der Podcast beginnt mit einer sehr simplifizierenden Sichtweise: „Billig ist immer grĂĽne Energie, teuer ist fossile Energie.“
    → Das ist so nicht ganz korrekt. Zwar sind erneuerbare Energien zu niedrigen Kosten produzierbar, aber die Preisbildung im Strommarkt ist komplexer. Die Merit-Order setzt die teuerste gerade noch benötigte Erzeugungsart als Preis bestimmend fest – das bedeutet nicht, dass Speicher immer „billige“ grüne Energie speichern und „teure“ fossile Energie ersetzen.
    → In Wirklichkeit gibt es zahlreiche Effekte, die auf den Markt wirken (Netzengpässe, Speicherverluste, regulatorische Eingriffe).

2. Die angebliche „Batterie-Welle“ und die Kritik am Begriff „Speicher-Tsunami“

  • Es wird kritisiert, dass der Begriff „Speicher-Tsunami“ negativ klingt, weil er suggeriere, dass zu viele Speicher kommen könnten.
    → Diese Kritik erscheint künstlich. Der eigentliche Punkt ist nicht der Begriff, sondern dass viele Anschlussanfragen gar nicht real umgesetzt werden, sondern spekulative Anmeldungen sind.
    → Unternehmen melden Netzanschlüsse oft nur, um sich einen Platz zu sichern oder diese Rechte weiterzuverkaufen. Das führt zu einer verzerrten Wahrnehmung der tatsächlichen Speicherentwicklung.

3. Verdrehung der Problematik von NetzanschlĂĽssen

  • Der Podcast betont, dass NetzanschlĂĽsse das knappe Gut sind, nicht die Batteriekapazität selbst. Das stimmt, aber es wird suggeriert, dass Unternehmen wie EcoStor „verantwortungsvoll“ agieren und andere eher das Netz blockieren.
    → Das Problem liegt aber tiefer: Das Geschäftsmodell einiger Firmen besteht gerade darin, Anschlusskapazitäten zu reservieren und diese später mit Gewinn weiterzugeben.
    → Dass EcoStor sich angeblich an sinnvolle Regeln hält, ist eine typische Selbstvermarktung ohne Nachweis.

4. Missverständnisse zur Preiswirkung von Großbatterien

  • Es wird suggeriert, dass GroĂźbatterien den Strompreis signifikant senken.
    → Tatsächlich zeigte eine Studie, dass die Preisreduktion pro Megawattstunde nur etwa 1 Euro beträgt. Das ist verschwindend gering im Vergleich zu den Gesamtkosten des Stromsystems.
    → Das EEG-Konto könnte entlastet werden, aber die entstehende Reduktion für Endkunden ist minimal.

5. Risiko der NetzĂĽberlastung und Redispatch-Kosten

  • Ein unterschätztes Problem: Speicher können Netzengpässe nicht nur lösen, sondern auch verstärken.
    → Wenn Speicher dort aufgestellt werden, wo bereits Engpässe bestehen (z. B. weil der Strom im Süden fehlt, aber Wind im Norden produziert wird), können sie ungewollt den Redispatch-Bedarf erhöhen.
    → Das bedeutet, dass genau die Speicher, die den Strom speichern sollen, eventuell an den falschen Orten Strom entziehen oder abgeben und damit zusätzliche Netzprobleme verursachen.

6. Sicherheitsrisiken und fragwĂĽrdige Vergleiche

  • Es wird erwähnt, dass ein einziger Batterie-Strang bis zu 65.000 Ampere liefern kann – mehr als ein Blitzschlag (50 kA).
    → Diese Zahl ist beeindruckend, aber irreführend, da sie nicht wirklich relevant für den Alltagsbetrieb von Speichern ist.
    → Das größere Problem: Wie sicher sind diese Systeme im Fehlerfall?
    → Es wird auf Moss Landing (USA) verwiesen, wo ein Großspeicher gebrannt hat – aber es gibt keine wirkliche Erklärung, wie man solche Risiken vermeidet. Die Aussage „wir setzen viele Sicherheitsmaßnahmen um“ bleibt vage.

7. Erwartungen an die Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit

  • Speicher sollen 15 Jahre halten und dabei 7.000–8.000 Zyklen durchlaufen.
    → Das ist ambitioniert, aber realistisch – allerdings wird nicht klar gemacht, was mit den Batterien danach passiert.
    → Entsorgung und Recycling: Die Diskussion fehlt komplett. Wo landen diese Batterien am Ende? Wer zahlt für das Recycling?
    → Diese Aspekte sind besonders wichtig, wenn man über Nachhaltigkeit spricht, fehlen aber komplett.

8. BaukostenzuschĂĽsse und ungerechte Vorteile fĂĽr Speicher

  • GroĂźbatterien waren bisher von den Netzanschlusskosten befreit. Jetzt soll sich das ändern, und plötzlich beschweren sich die Betreiber.
    → Speicherunternehmen profitieren von den bestehenden Netzen, tragen aber bislang nicht zur Netzinfrastruktur bei.
    → Wenn sie Netzanschlüsse nutzen, um Arbitragehandel zu betreiben, ist es fair, dass sie sich an den Kosten beteiligen.

Fazit

  1. Ăśbertriebene Erwartungen an Preiswirkungen:
    • Die tatsächlichen Strompreisreduzierungen durch Batterien sind gering, vor allem fĂĽr Endverbraucher.
    • Die EEG-Entlastung könnte nennenswert sein, aber nicht unbedingt fĂĽr Haushalte spĂĽrbar.
  2. Problem der Standortwahl und Netzbelastung:
    • Speicher können helfen – aber nur, wenn sie an den richtigen Stellen stehen.
    • Wenn Speicher an falschen Orten ins Netz einspeisen, können sie zusätzliche Redispatch-Kosten verursachen.
  3. Verschwiegene Entsorgungsproblematik:
    • Was passiert mit den alten Batterien nach 15 Jahren?
    • Werden diese sinnvoll recycelt oder einfach als SondermĂĽll behandelt?
  4. VerkĂĽrzte Diskussion ĂĽber Sicherheit:
    • Es wird angedeutet, dass Batteriespeicher sicherer als Hochhäuser sind – aber das Moss-Landing-Feuer zeigt, dass auch LFP-Batterien gefährlich sein können.
  5. BaukostenzuschĂĽsse als ungeliebtes Thema:
    • Speicherbetreiber haben bisher die Netze kostenfrei genutzt, was ein versteckter Vorteil war.
    • Jetzt, wo sich das ändert, wird ĂĽber angebliche „Ungerechtigkeit“ gejammert.

🔹 Zusammengefasst:
Der Podcast klingt wie ein geschicktes Lobbygespräch für Großbatteriespeicher, ohne sich mit kritischen Aspekten auseinanderzusetzen. Besonders die Übertreibung der positiven Effekte und die Unterschlagung der Risiken fallen auf.