Anne Applebaum Die Achse der Autokraten plus Trumps masterplan Project 2025 (D. Graham) und Putins Angrif auf Deutschland (Loringhoven)

Dossier: Die Achse der Autokraten – Globaler wirtschaftlicher Machtkrimi

Einleitung: Autokratische Regime des 21. Jahrhunderts agieren nicht isoliert, sondern als Teil eines transnationalen Netzwerkes. Trotz unterschiedlicher Ideologien kooperieren Diktatoren von Russland bis China, von Iran bis Venezuela, um Macht und Reichtum zu sichern. Sie bilden keine formalen Allianzen wie einst im Kalten Krieg, sondern handeln „eher wie eine Kooperation von Unternehmen“ – geeint nicht durch Ideologie, sondern durch skrupellose Entschlossenheit zur Selbstbereicherung und Machterhaltung. Diese „Achse der Autokraten“ fußt auf Korruption, gegenseitiger Unterstützung und globalen Finanzströmen. Autokraten teilen Ressourcen: Korrupte, vom Staat kontrollierte Unternehmen in einer Diktatur machen Geschäfte mit denen anderer Diktaturen; Sicherheitsapparate unterstützen einander mit Ausrüstung und Ausbildung; Propaganda-Netzwerke verbreiten wechselseitig die Narrative vom Niedergang der Demokratie und der Stabilität der Autokratie. Im Folgenden wird dieses komplexe Geflecht systematisch nach Themen aufgeschlüsselt – von Ländern und Akteuren über Firmengeflechte bis zu Tarnfirmen, Stiftungen, Denkfabriken, wirtschaftlichen Einflusskanälen, Briefkastenfirmen und Desinformationsnetzwerken. Originalzitate (mit Seitenangaben aus Die Achse der Autokraten) belegen die wirtschaftlichen Verflechtungen, Geldströme, Rohstoffdeals, Immobiliengeschäfte und Korruptionsstrukturen präzise. Ziel ist ein gut lesbares Dossier, das politisch Interessierten, Beamten oder Journalist:innen ein klares Bild dieses globalen Machtkrimis vermittelt – in Struktur und Stil angelehnt an das Nexus-Dossier.

Länder: Globale Allianz der Autokratien

Die „Achse der Autokraten“ umfasst Dutzende Staaten weltweit. Angeführt wird sie von den Machthabern in Russland, China, Iran, Nordkorea, Venezuela, Nicaragua, Angola, Myanmar, Kuba, Syrien, Simbabwe, Mali, Belarus, Sudan, Aserbaidschan und vielen mehr. Trotz unterschiedlicher Systeme – kommunistisch, theokratisch, monarchistisch oder nationalistich – eint diese Länder vor allem eines: Sie schließen ihre Bürger von Entscheidungen aus, verweigern Transparenz und Rechtstaatlichkeit und verfolgen Kritiker brutal, im In- und Ausland. Besonders auffällig ist ihre Haltung zum Reichtum: Anders als frühere Diktatoren verstecken heutige Autokraten ihren Luxus nicht – sie residieren in Villen, häufen Vermögen an und betätigen sich geschäftlich. Viele von ihnen leben offen im Überfluss und nutzen die Wirtschaft zu ihrem Vorteil. Ihre Bande untereinander – und mit ihren Verbündeten in Demokratien – basieren nicht auf gemeinsamen Werten, sondern auf Geschäftsbeziehungen, die der Umgehung von Sanktionen, dem Austausch von Überwachungstechnologie und der gegenseitigen Bereicherung dienen (S. 8–9).

Die globale Verflechtung zeigt sich exemplarisch an konkreten Ländernetzwerken:

  • Belarus: Obwohl die belarussische Diktatur unter Alexander Lukaschenko in Europa isoliert ist und von EU und OSZE geächtet wird, erhält sie umfangreiche Unterstützung aus der Autokraten-Achse. Mehr als zwei Dutzend chinesische Unternehmen investierten in Belarus und errichteten einen chinesisch-belarussischen Industriepark nach chinesischem Vorbild (S. 10). Russland bietet Minsk zudem Absatzmärkte, Investitionen, politischen Rückhalt und militärische Hilfe – bis hin zum Entsenden russischer Journalisten, als sich belarussische Medien 2020 weigerten, Wahlergebnisse zu fälschen. Auch Autokratien wie Iran (diplomatischer Austausch auf höchster Ebene) und Kuba (Solidaritätsbekundungen bei der UNO) stärken Belarus’ Regime. Dieses Netzwerk bewahrte Lukaschenko trotz massiver Massenproteste 2020 vor dem Sturz, indem es sein isoliertes Regime wirtschaftlich und sicherheitspolitisch stützte.
  • Venezuela: Ähnlich wenig isoliert ist das Regime von Nicolás Maduro. Trotz harter westlicher Sanktionen seit 2008 erhält Venezuela Kredite und Investitionen aus Russland (u. a. in die Ölindustrie) und Iran. Eine belarussische Firma montiert Traktoren in Venezuela, die Türkei erleichtert illegalen venezolanischen Goldhandel, und Kuba entsendet seit Langem Sicherheitsberater sowie Militärtechnik (S. 10–11). China lieferte Ausrüstung zur Protestunterdrückung – bei Demonstrationen 2014/2017 wurden venezolanische Bürger mit chinesischen Wasserwerfern, Tränengas und Polizeischilden bekämpft. Zudem hilft China mit High-Tech-Überwachungssystemen bei der Kontrolle der Bevölkerung. Diese vielfältigen Hilfen – von russischem Benzin (zeitweise einzig verfügbarer Treibstoff in Venezuela) über subventioniertes Getreide bis zu Waffenlieferungen im Wert von 4 Mrd. USD – halten das bankrotte Maduro-Regime künstlich am Leben. In der Tat umgeht Venezuela Sanktionen, exportiert Gold über die Türkei (im Tausch gegen Lebensmittel) und tauscht mit Iran Öl gegen Benzin und Beratung zur Aufstandsbekämpfung. Dieser Schulterschluss – mit gemeinsamen Interessen (Antiamerikanismus, Rohstoffhandel, Sanktionsumgehung) – genügt, um Venezuelas verhasste Regierung an der Macht zu halten.
  • Weitere Beispiele: Ähnliche Muster finden sich weltweit: Myanmar etwa tauscht Ressourcen und Häfen gegen chinesische Waffen und Technologie; Syrien bleibt dank iranischer und russischer Militärhilfe im Bürgerkrieg bestehen; Simbabwe erhält für seine Gold- und Diamantvorkommen chinesische Infrastrukturinvestitionen und Überwachungstechnik; Iran und Nordkorea kooperieren bei Rüstungsprojekten trotz Isolation. Autokraten unterstützen sich gegenseitig beim Machterhalt, indem sie jeweils liefern, was dem anderen fehlt – seien es Kredite, Öl, Waffen oder politischer Rückhalt. So entsteht ein globales Patronatssystem, in dem Diktatoren einander stützen, um Regimewechsel von innen oder Druck von außen abzuwehren.

Originalzitat: „Den autokratischen Führern von Russland, China, dem Iran, Nordkorea, Venezuela, Nicaragua, Angola, Myanmar, Kuba, Syrien, Simbabwe, Mali, Belarus, Sudan, Aserbaidschan und gut drei Dutzend anderen Ländern gemeinsam ist das Ziel, die Bürger ihres Landes von allen Entscheidungen auszuschließen […].
Eine weitere Gemeinsamkeit ist ihre brutale und pragmatische Einstellung zu Reichtum. […] Die Führer der Achse der Autokraten oft leben in luxuriösen Villen und betätigen sich als Unternehmer. Ihre Bande untereinander und mit ihren Freunden in der demokratischen Welt sind keine Ideale, sondern Geschäftsbeziehungen, die der Aufweichung internationaler Sanktionen, dem Austausch von Überwachungstechnologie und der gegenseitigen Bereicherung dienen.“ (S. 8–9)

Akteure: Politiker, Oligarchen und ihre Helfershelfer

Die autokratische Achse wird geprägt von einflussreichen Akteuren auf verschiedenen Ebenen. Politische Machthaber – also die Diktatoren selbst – stehen an der Spitze kleptokratischer Netzwerke. Oligarchen fungieren als Finanzarme und Profiteure dieser Regime. Daneben spielt ein Heer von Lobbyisten, Beratern und Helfern eine wichtige Rolle, oft außerhalb der Heimatländer: Sie schaffen die Verbindungen, waschen Geld und beeinflussen Politik zugunsten der Autokraten. Im Folgenden werden diese Akteursgruppen beleuchtet.

Politische Machthaber (Diktatoren)

Autokratische Herrscher inszenieren sich zwar als starke Einzelkämpfer, in Wahrheit sind sie Knotenpunkte eines Netzwerks. Ihre Macht beruht auf Loyalität, Patronage und Kontrolle über Sicherheitskräfte und Ressourcen. Moderne Diktatoren haben dabei einen neuen Habitus angenommen: Sie predigen Demokratie, handeln aber als Kleptokraten. Ein Beispiel ist Wladimir Putin, der anfangs demokratische Rhetorik nutzte – „nur ein demokratischer Staat ist in der Lage, […] Privatinitiative mit nationalen Zielen zu vereinen“ erklärte er 2000 (S. 42) – während er tatsächlich ein autoritäres System etablierte. Scheinwahlen ohne echte Oppositionskandidaten, Gewalt gegen Proteste und die Ausschaltung kritischer Stimmen kennzeichnen sein Russland. Formal existieren zwar Parlamente, Gerichte oder Wahlen, doch Überraschungen bleiben aus – echte Gegner werden inhaftiert oder ins Exil getrieben.

Charakteristisch ist außerdem die enge Verzahnung von Politik und persönlicher Bereicherung. Die Staatswirtschaft wird zur Beute der Mächtigen. In Putins Russland etwa sehen Banken aus wie Banken, „doch in Wirklichkeit waren es oft nur Geldwaschanlagen. Unternehmen sahen aus wie Unternehmen, doch auch sie waren oft nur Fassaden, die den Superreichen dazu dienten, staatliche Mittel abzuschöpfen“ (S. 43). Wenn ein Unternehmer – so wie Öl-Milliardär Michail Chodorkowski 2004 – dem Kreml gefährlich wird oder sich unabhängig macht, wird er ausgeschaltet: Chodorkowski wurde verhaftet, sein Ölkonzern Yukos zerschlagen und an regimetreue Strukturen übertragen. Dieses Vorgehen zeigt exemplarisch, wie Autokraten sowohl staatliche Gewalt als auch wirtschaftliche Macht instrumentalisieren, um die Kontrolle zu behalten.

Zugleich agieren die Diktatoren global vernetzt: Sie tauschen sich diskret aus, treffen Absprachen und nutzen gemeinsame Foren (etwa die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit oder BRICS-Gipfel) zur Koordination.
Ideologie tritt in den Hintergrund – ob kommunistisch (China), theokratisch (Iran) oder national-populistisch (Russland) –, entscheidend ist das gemeinsame Interesse am Machterhalt. Autokraten legitimieren einander gegenseitig durch Staatsbesuche, propagandistische Unterstützung und Vetternwirtschaft. Sie bilden ein weltweites Bündnis der Machtkonservierung.

Originalzitat: „Während westliche Politiker von ‚Demokratie‘ und ‚Rechtsstaatlichkeit‘ in Russland sprachen, trugen westliche Unternehmen zum Aufbau von Autokratie und Rechtlosigkeit bei […]. Als Putin Präsident wurde, war er bestens vertraut mit der Doppelmoral der westlichen Demokratien, die zu Hause freiheitliche Werte predigten, aber im Ausland nur zu gern beim Aufbau nichtfreiheitlicher Systeme mitwirkten. Während seines ersten Jahrzehnts im Amt tat er genau dies: Unter dem Banner der Demokratie errichtete er eine Diktatur.“ (S. 41–42)

Oligarchen

Oligarchen – superreiche Geschäftsleute mit politischem Rückenwind – sind das finanzielle Rückgrat vieler Autokratien. Sie verdanken ihr Vermögen meist politischen Beziehungen, Monopolen und Korruption und teilen die Beute mit den Herrschern. Im Gegenzug sichern sie Loyalität und fungieren als Geldwäscher, Investoren und internationale Botschafter der Regime. In den postsowjetischen Staaten entstand nach dem Ende des Kommunismus so „eine neue Klasse von Oligarchen, die ihr Geld hinter einem Schleier von undurchsichtigen Transaktionen verbargen“. Typisch ist, dass diese Clique fabulös reich wurde, „nur weil sie zur rechten Zeit am rechten Ort war“, während die Mehrheit der Bevölkerung arm blieb (S. 72–73).

Oligarchen operieren global. Ihr Geld fließt in westliche Banken, Immobilien und Firmen, oft verborgen über Zwischengesellschaften. Ein russischer, angolanischer oder chinesischer Oligarch kann problemlos „ein Haus in London, eine Villa am Mittelmeer, ein Unternehmen in Delaware oder einen Treuhandfonds in South Dakota besitzen, ohne das gegenüber irgendeiner Steuerbehörde offenlegen zu müssen“ (S. 186–187). Möglich machen das anonyme Firmenkonstrukte und willige Helfer (dazu unten mehr). So sichern die Oligarchen nicht nur ihr Vermögen im Ausland, sondern beeinflussen indirekt auch westliche Gesellschaften: Ihr Kapital bläht z.B. in New York, London oder Berlin die Immobilienmärkte künstlich auf und schafft Abhängigkeiten. Laut Applebaum hat der Zufluss russischen, chinesischen und anderen Oligarchen-Geldes in den US- und UK-Immobiliensektor „mehr als einen Politiker korrumpiert“ (S. 201). Demokratische Staaten werden so allmählich miterfasst von der kleptokratischen Korruption.

Beispielhaft ist der Fall des ukrainischen Oligarchen Ihor Kolomojskyj. Er häufte in den 2000er-Jahren ein Milliardenvermögen an und parkte große Summen in den USA, etwa in Immobilien und Unternehmen im Mittleren Westen. Die Investitionen ergaben oft wirtschaftlich keinen Sinn – sie dienten der Geldwäsche aus einem riesigen Bankbetrug (PrivatBank) und waren nur innerhalb der „undurchsichtigen Welt der internationalen Kleptokratie“ zu verstehen, eines Paralleluniversums mit eigenen Regeln (S. 49). Recherchen enthüllten schließlich, dass bis zu 10 % des weltweiten BIP in Form von Schwarzgeld auf Offshore-Konten und anonymen Briefkastenfirmen gebunkert sein könnten. Dieses Geld stammt aus Drogenhandel, Steuerhinterziehung oder – wie bei Kolomojskyj – aus der Plünderung staatlicher Ressourcen. In diesem verborgenen Finanzkosmos “lohnt sich Diebstahl”: Keine Steuern, kaum Strafverfolgung, zahllose Schlupflöcher.

Die Oligarchen nutzen globales Ansehen und Einfluss, um ihre Position abzusichern. Einige versuchen sogar, aktiv ausländische Politik mitzugestalten: So soll Kolomojskyj versucht haben, sein Imperium zu schützen, indem er sich Einfluss auf die Trump-Regierung in den USA verschaffte – etwa durch Angebote, belastendes Material über Joe Biden und seinen Sohn zu liefern (über Rudy Giuliani vermittelt). Dieser Vorwurf illustriert, wie Oligarchen als Transmissionsriemen zwischen Autokratien und Demokratien agieren und korrupte Netzwerke knüpfen.

Lobbyisten, PR-Berater und Helfershelfer

Neben den offiziellen Amtsinhabern und Oligarchen gibt es eine Schar von zwielichtigen Profiteuren – Lobbyisten, Berater, Anwälte, Finanzexperten –, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Sie operieren oft in demokratischen Ländern, wo sie im Auftrag autokratischer Regime handeln oder von gemeinsamen Geschäften profitieren. Diese Mittelsmänner ermöglichen viele der oben beschriebenen Transaktionen überhaupt erst. Applebaum nennt hier ausdrücklich westliche Anwälte, Banker, Wirtschaftsprüfer, Immobilienmakler und PR-Berater, „[die] solche Transaktionen möglich machen. Ihre Arbeit ist vollkommen legal. Dafür haben wir gesorgt.“ (S. 186–187). Mit anderen Worten: Die rechtlichen Rahmen in London, New York, Zürich oder Dubai wurden lange so gestaltet, dass auch fragwürdige Gelder problemlos bewegt und investiert werden können. Diese legalen Lücken werden von Autokraten und ihren Strohmännern gezielt ausgenutzt.

Ein prominentes Beispiel ist Gerhard Schröder, ehemaliger deutscher Bundeskanzler, der nach seiner Amtszeit zu einem offenen Lobbyisten für Russlands Putin wurde. Schröder befürwortete als Kanzler den Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream und übernahm wenige Wochen nach seinem Ausscheiden 2005 – auf Putins Vorschlag – den Vorsitz des Aktionärsausschusses der Nord Stream AG (S. 199). Bis 2022, also während Russland die Ukraine überfiel, kassierte Schröder fast 1 Mio. € jährlich an Vergütung von Firmen im Umfeld der Pipeline und des russischen Gases, darunter vom Ölkonzern Rosneft (S. 199). Zwar bestreitet Schröder jede unlautere Einflussnahme, doch selbst er musste einräumen, dass diese Verflechtungen mit den nationalen Interessen Deutschlands kaum vereinbar waren. Der Fall Schröder steht beispielhaft für westliche Spitzenpolitiker, die von autoritären Regimen umworben werden – sei es durch lukrative Posten, Beraterverträge oder direkte Bezahlung –, um deren wirtschaftliche und politische Agenda in Demokratien zu fördern.

Ebenso agieren ehemalige Beamte, Diplomaten oder Militärs als Türöffner für Autokraten. Russische Energiekonzerne wie Gazprom sponserten in Deutschland Kulturevents und engagierten honorige Persönlichkeiten (z.B. in Museums-Stiftungsräten oder als Sport-Sponsoren), um Einfluss zu gewinnen. In den USA wirkten Lobbyfirmen im Auftrag von Oligarchen oder staatlichen Unternehmen (etwa um Sanktionen abzuwenden oder Rüstungsgeschäfte zu ermöglichen). Solche Netzwerke aus Politik und Geschäft untergraben demokratische Prinzipien von innen, da Entscheider nicht mehr frei von Interessenkonflikten agieren.

Originalzitat: „Amerikanische und europäische Mittelsmänner – Anwälte, Banker, Wirtschaftsprüfer, Immobilienmakler und PR-Berater – machen solche Transaktionen möglich. Ihre Arbeit ist vollkommen legal. […] Wir könnten jedoch dafür sorgen, dass alle Immobiliengeschäfte in den Vereinigten Staaten und Europa absolut transparent ablaufen. Wir könnten verlangen, dass alle Unternehmen unter dem Namen ihrer tatsächlichen Eigentümer registriert werden […] Wir könnten unseren Bürgern untersagen, Geld in Steueroasen anzulegen, und unseren Anwälten und Rechnungsprüfern verbieten, mit diesen Ländern Geschäfte zu machen.“ (S. 186–188)

Firmen: Staatskonzerne, Deckunternehmen und globale Geschäfte

Staatsunternehmen und scheinbar private Firmen spielen eine Schlüsselrolle im Machtsystem der Autokraten. Zum einen dienen sie der Kontrolle der heimischen Wirtschaft – Energiekonzerne, Banken, Rüstungsbetriebe bleiben in Kreml, Zhongnanhai oder Miraflores-Palast fest in der Hand. Zum anderen agieren sie als verlängerte Arme im Ausland: Wenn westliche Unternehmen sich aus instabilen Ländern zurückziehen, springen autokratische Firmen ein und sichern Einfluss sowie Profite.

Ein deutliches Beispiel liefert erneut Venezuela: Als europäische und amerikanische Unternehmen wegen Korruption und Chaos aus Venezuela abzogen, sprangen russische Unternehmen in die Bresche (S. 61). Die russischen Öl- und Gasriesen Rosneft, Gazprom, Lukoil sowie das Joint Venture TNK-BP investierten massiv in Venezuelas Erdölsektor, Landwirtschaft und Industrie. Russland lieferte auch subventioniertes Getreide, das prompt US- und kanadische Lieferungen ersetzte. So wurde Caracas wirtschaftlich von Moskau abhängig. Im Gegenzug erhielt Russland politisches Gewicht in Lateinamerika und Zugang zu venezolanischem Öl – trotz Sanktionen der USA. Ebenso band China Venezuela durch milliardenschwere Kredite ohne Auflagen: Diese Darlehen finanzierten zwar teilweise soziale Programme, endeten aber großteils in dunklen Kanälen. Als China merkte, dass über 30 Mrd. USD vermutlich nie zurückgezahlt würden (z.B. ein teuer begonnenes Hochgeschwindigkeitszug-Projekt blieb unvollendet, Gelder versickerten), verlangten chinesische Offizielle Reformen. Doch anstatt sich zurückzuziehen, verlegte sich Peking auf den Verkauf von Überwachungstechnologie, Polizeiausrüstung und Waffen an Maduro – Geschäft bleibt Geschäft.

Chinesische und russische Technologiefirmen avancieren dabei zu globalen Lieferanten autoritärer Herrschaftstechniken.
Der Telekom-Riese Huawei etwa lieferte Simbabwe Überwachungskameras und Mobilfunktechnik, wie China sie daheim zur Dissidentenverfolgung einsetzt.
Insgesamt hat China in den letzten Jahren geschätzte 7–10 Mrd. USD in internationale Medien investiert – über staatliche Sender und News-Portale wie Xinhua, CGTN, China Radio International oder China Daily. Diese expandierenden Firmen verbreiten Pekings Sichtweisen weltweit und sammeln zugleich Daten.
Westliche Unternehmen wiederum halfen beim Aufbau neuer Kontrollindustrien:
Nachdem die Nachfrage nach digitaler Sicherheit stieg, sprangen auch US- und EU-Firmen in den Überwachungsmarkt, bis Regierungen merkten, dass verkaufte Technik (etwa aus der EU) von Autokraten auch gegen Oppositionelle eingesetzt wurde. Ein erschreckendes Beispiel ist die israelische Spyware Pegasus (NSO Group), die Diktaturen von Mexiko bis Saudi-Arabien nutzten, um Journalisten und Aktivisten auszuspionieren.

Darüber hinaus dienen gemischtwirtschaftliche Firmenkonstrukte dazu, Sanktionen zu umgehen und Geld zu verschieben. Oft gründen Regime gemeinsame Unternehmen mit befreundeten Staaten oder Strohleuten: Belarussische Firmen lassen z.B. Traktoren in Venezuela montieren, um Geschäfte zu tarnen. Oder sie verschieben Rohstoffe über Drittländer: Holz aus Belarus kam plötzlich mit kirgisischem Herkunftslabel nach Europa, nachdem EU-Sanktionen griffen. Türkei und Emirate wiederum erlauben sanktionierten Russen, große Vermögen in Immobilien anzulegen oder Gold und Bargeld ins Land zu bringen. Solche Staaten fungieren als „Brückenstaaten“, so ein Bericht der National Endowment for Democracy: offiziell Teil der Weltwirtschaft und sogar Verbündete des Westens, zugleich bereit, illegale Gelder zu waschen und Sanktionen zu unterlaufen.

Auch Schein-Privatisierungen und Insiderdeals sind gängig. In Russland wurden in den 1990ern viele Staatsbetriebe verkauft – jedoch oft an Vertraute des Regimes. Präsident Putin nutzte frühe Amtsjahre, um die Wirtschaft scheinbar zu liberalisieren, tatsächlich aber staatliche Kontrolle mit loyalen „Unternehmern“ zu verfestigen. Ein eindrücklicher Fall ist der Yukos-Deal 2004: Nachdem Putins Widersacher Chodorkowski inhaftiert war, wurde dessen Ölkonzern Yukos zwangsversteigert. Den Zuschlag erhielt eine zuvor unbekannte Firma mit Sitz in einem Handyladen in Twer – offensichtlich ein Strohmann. Wenige Tage später verkaufte dieser mysteriöse Bieter Yukos weiter an Rosneft, den staatlichen russischen Ölkonzern unter Putins Kontrolle (Rosneft-Chef war Putins stellvertretender Kanzleichef; S. 43). Rosneft ging dann 2006 in London an die Börse.

Trotz Warnhinweisen im Börsenprospekt über das „schwierige Geschäftsumfeld“ in Russlands korrupter Wirtschaft und der Klarstellung, dass der russische Staat die Mehrheit behält, arrangierten
westliche Großbanken (ABN Amro, Dresdner Kleinwort, J.P. Morgan, Morgan Stanley) diesen Börsengang und verdienten daran über 100 Mio. USD (S. 44). Dieses Zusammenspiel von Tarnfirmen, Staatskonzernen und globalen Finanzakteuren zeigt exemplarisch, wie Autokraten Vermögenswerte verschieben und legalisieren.

Originalzitat: „Während sich Unternehmen aus Europa, Nord- und Südamerika aus Sorge um die instabile Lage aus Venezuela zurückzogen, sprangen russische Unternehmen in die Bresche, sei es aus eigenem Antrieb oder im Auftrag der russischen Regierung. Rosneft, Gazprom, Lukoil und TNK-BP […] investierten in das Erdöl, die Landwirtschaft und sogar die Industrie des Landes. Subventionierte russische Getreideexporte nach Venezuela nahmen zu und ersetzten das Getreide aus den Vereinigten Staaten und Kanada. Das aus Russland eingeführte Benzin war der einzige verfügbare Fahrzeugkraftstoff.“ (S. 61–62)

Tarnfirmen: Fassade und Wirklichkeit

Tarnfirmen – auch Front- oder Deckfirmen genannt – sind Unternehmen, die vordergründig legal operieren, tatsächlich aber die Interessen von Autokraten verschleiern. Sie werden genutzt, um Geldströme und Besitzverhältnisse zu verbergen oder Sanktionen auszuhebeln. Oft bestehen sie nur auf dem Papier oder unter einer getarnten Eigentümerstruktur.

Ein berüchtigtes Beispiel einer Tarnfirma war die St. Petersburg Immobilien- und Beteiligungs AG (SPAG) in Deutschland. Diese Firma wurde 1992 unter Mitwirkung eines Putin-Vertrauten gegründet und 1998 in Frankfurt börsennotiert – mit Wladimir Putin selbst als offiziellem Aufsichtsratmitglied. 2000 enthüllte der deutsche Bundesnachrichtendienst, dass SPAG mutmaßlich zur Geldwäsche für russische Gelder und internationale Drogengelder diente. Kurz nach Putins Amtsantritt wurden zwar Ermittlungen eingeleitet und ein liechtensteinischer Geschäftspartner verhaftet, doch die Untersuchungen versandeten bald. Hier zeigte sich: Ohne westliche Mithilfe wäre diese Operation kaum möglich gewesen – von Anwälten und Buchprüfern über die Frankfurter Börse bis hin zu Politikern, die wegsahen (Stichwort „Wandel durch Handel“). SPAG war eine Tarnfirma, die legale Präsenz mit illegalem Zweck verband.

Noch drastischer war die oben erwähnte Twer-Handyladen-Firma, die 2004 Yukos erwarb. Diese existierte praktisch nur auf dem Papier bzw. mit einem Minimalsitz und erfüllte den einzigen Zweck, das staatliche Eingreifen in den Markt zu kaschieren. Als Strohmannunternehmen konnte sie formal den Zuschlag erhalten und sofort weiterverkaufen, um den Eindruck eines legitimen Verkaufs zu erwecken (S. 43). In Wirklichkeit war es eine Inszenierung: Käufer und Verkäufer standen im gleichen Lager – dem Kreml.

Solche Tarnfirmen tauchen in vielen Korruptionsskandalen auf. Im Bereich von Rüstungsexporten oder Ölhandel werden komplexe Geflechte von Zwischenfirmen gespannt, um Herkunft oder Endabnehmer zu verschleiern. Applebaum beschreibt einen Fall von 2022, in dem fünf russische und zwei spanische Ölhändler in den USA angeklagt wurden: Sie unterhielten „ein komplexes Geflecht aus Briefkastenfirmen“, um die Sanktionen gegen Venezuelas Ölindustrie zu umgehen. Über diese Tarnfirmen organisierten sie den Export von venezolanischem Öl nach China. Mit den Erlösen kauften sie bei US-Firmen Elektronik und lieferten diese an russische Rüstungsbetriebe für den Krieg gegen die Ukraine (S. 65). Hier diente ein ganzes Netzwerk an Scheinfirmen dem Zweck, zwei Sanktionsregime gleichzeitig zu unterlaufen – ein doppelter Deckmantel sozusagen.

Autokraten nutzen Tarnfirmen auch, um illegale Einnahmen in scheinbar legale Werte umzuwandeln. Etwa werden Schmuggelerlöse über Firmenkonten geschleust oder Bestechungsgelder als Beratungsverträge deklariert. Simbabwes Fall Uebert Angel – ein Prediger und als „Botschafter“ getarnter Geschäftsmann – offenbarte 2023, wie über Briefkastenfirmen und Goldhandelsfirmen in Dubai illegales Gold verkauft und das Geld gewaschen wurde. Angel verkaufte seine diplomatische Immunität und betrieb einen „Waschsalon“: Die Gold-Erlöse flossen an kriminelle Banden, die im Gegenzug schwarzes Geld an Simbabwes Regierung zahlten (S. 66–67). Nach außen traten jedoch harmlose Firmen und Stiftungen auf, die Investitionen fördern sollten – perfekte Fassaden.

Zusammengefasst sind Tarnfirmen für Autokraten unverzichtbare Werkzeuge, um ihre Machenschaften in legalem Gewand zu verbergen. Sie ermöglichen es, global zu agieren, ohne direkt in Erscheinung zu treten. Die Herausforderung für Rechtsstaaten besteht darin, diese Fassaden zu durchschauen und die tatsächlichen Eigentümer und Profiteure offenzulegen.

Originalzitat: „Im Jahr 2004 wurde Michail Chodorkowski, Vorstandsvorsitzender des Ölkonzerns Yukos […] verhaftet. Chodorkowski verbrachte zehn Jahre im Arbeitslager, Yukos wurde in den Bankrott getrieben und versteigert. Den Zuschlag erhielt eine zuvor unbekannte Firma, die als Anschrift einen Handyladen in Twer angab. Einige Tage darauf verkaufte der geheimnisvolle Bieter Yukos an Rosneft weiter, ein Ölunternehmen, das sich mehrheitlich im Besitz des russischen Staates befand. Der Vorstandsvorsitzende von Rosneft war zufällig Putins stellvertretender Stabschef.“ (S. 43)
(ein Ex Geheimdienstler wie P.)

Briefkastenfirmen: Offshore-Paradiese und anonyme Konten

Briefkastenfirmen sind anonyme, meist in Offshore-Finanzplätzen registrierte Firmenkonstrukte ohne echte operative Tätigkeit. Sie bestehen oft nur aus einem „Briefkasten“ – also einer Registrierung und Adresse – und dienen dem Zweck, den wahren Eigentümer von Vermögen zu verschleiern. Für die globalen kleptokratischen Netzwerke sind sie essenziell, um Gelder aus Autokratien sicher in der Welt zu parken.

Investigative Recherchen wie die Panama Papers oder Pandora Papers haben enthüllt, in welch gigantischem Ausmaß Briefkastenfirmen genutzt werden. Laut Applebaum könnten bis zu 10 % des weltweiten BIP – Billionen Dollar – in Form von Vermögen in anonymen Offshore-Strukturen gebunkert sein (S. 49). Diese Summe umfasst Erlöse aus Drogenhandel, Steuerhinterziehung und staatlicher Kleptokratie. Das heißt, Diktatoren und ihre Entourage schleusen gestohlene Gelder außer Landes und verstecken sie in komplizierten Firmengeflechten auf den Kaimaninseln, den Britischen Jungferninseln, in Zypern, Liechtenstein oder Delaware (USA). Lange galten tropische Inseln als Synonym für solche Geschäfte. Doch die Pandora Papers zeigten, dass enorme Geldströme nicht nur durch die Karibik, sondern auch durch die Vereinigten Staaten und Großbritannien fließen (S. 50).

Beispiele: Reiche Nigerianer kauften heimlich britische Immobilien im Wert von 350 Mio. £ – mithilfe von Offshore-Firmen. Der König von Jordanien nutzte ganz legal Briefkastenfirmen, um in London und Ascot Luxus-Immobilien zu erwerben. Und selbst innerhalb der USA haben Bundesstaaten wie Delaware, Nevada, South Dakota und Wyoming anonyme Trusts und LLCs geschaffen, die es Investoren erlauben, ihr Vermögen zu verstecken. Diese „netten US-Bundesstaaten mit netten Bürgern“ (Zitat) stellen damit faktisch Offshore-Zonen im eigenen Land dar. Applebaum beschreibt anschaulich, wie sie 2016 ein idyllisches Dorf in England besuchte und erfuhr, dass das Herrenhaus dort von Jelena Baturina, der Frau des ehemaligen Moskauer Bürgermeisters Luschkow, gekauft worden war. Im Grundbuch fand sich jedoch kein russischer Name, nur eine Skymist Holdings Ltd. als Eigentümerin – eine obskure Briefkastenfirma, die sogar die Renovierung bezahlte. Ohne Insiderwissen hätte niemand erkannt, dass hinter Skymist die einzige russische Milliardärin steckte. Für die Dorfbewohner wirkte es wie ein normaler Kauf; die globale Kleptokratie aber hatte still ihren Fuß in die Tür gesetzt.
(Am Tegernsee gab es wohl nicht nur Usmanov, sondern noch 9 weitere Ru Oligarchen)

Briefkastenfirmen ermöglichen auch die Umgehung von Sanktionen und Gesetzen. Wie oben erwähnt, wickelten venezolanische und russische Händler Öl-gegen-Technologie-Geschäfte über ein Netzwerk solcher Scheinfirmen ab. Auch Iran nutzt gerne Offshore-Konstrukte, um trotz Embargos Handel zu treiben (etwa beim Ölverkauf via malaysische Briefkastenfirmen). Nordkorea schleust über Tarnfirmen Rüstungsgüter und Kohle ins Ausland. China’s Eliten wiederum verstecken oft private Vermögen im Westen über anonyme Firmen, um sie der Kontrolle der KPCh zu entziehen.

Für Demokratien sind Briefkastenfirmen ein doppeltes Problem:

Sie begünstigen Finanzkriminalität und unterhöhlen die eigene Rechtsordnung. Die schiere Menge an verstecktem Geld schafft eine Einfluss-Sphäre außerhalb demokratischer Kontrolle – ein „Land des Geldes“, in dem Diebe und Diktatoren die Regeln diktieren. Allerdings wächst das Bewusstsein: Länder wie die USA haben begonnen, Transparenzregister einzuführen (z.B. müssen seit 2024 wirtschaftlich Berechtigte von US-LLCs gemeldet werden). Die EU ringt um einheitliche Offenlegungspflichten. Doch wie Applebaum betont, fehlt es oft am politischen Willen, konsequent gegen die mächtigen Profiteure vorzugehen. Denn diese haben ihrerseits oft direkten politischen Einfluss – sie lobbyieren gegen Transparenz, sodass es schwer ist, sie „zu packen“.

Originalzitat: „In anonymen Briefkastenfirmen und auf Konten in Steuerparadiesen wie Jersey oder den Kaimaninseln könnten bis zu 10 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts gebunkert sein. Dieses Geld stammt aus Drogenhandel, Steuerhinterziehung oder, wie im Falle von Kolomojskyj, mutmaßlich aus den Taschen ukrainischer Bürger. Diebstahl lohnt sich in dieser Welt. Steuern werden nicht gezahlt. Die Justiz ist machtlos und unterfinanziert. Staatliche Aufsicht lässt sich umgehen.“ (S. 49)

Stiftungen: Netzwerke hinter dem guten Zweck

Stiftungen im Kontext autokratischer Einflussnahme erfüllen oft einen doppelten Zweck. Nach außen treten sie als wohltätige oder kulturelle Einrichtungen auf, im Verborgenen dienen sie politischen oder finanziellen Zielen der Machthaber. Autokraten und Oligarchen gründen Stiftungen, um ihr Image aufzubessern, um Geld zu kanalisieren oder um Einfluss im Ausland zu nehmen.

Ein bekanntes Muster ist die Finanzierung von Thinktanks, Bildungseinrichtungen oder Lobby-Initiativen über Stiftungen. Beispielsweise richtete China weltweit Konfuzius-Institute ein (formal Bildungsstiftungen zur Sprachförderung), die jedoch auch der politischen Einflussnahme dienen. Russische Oligarchen gründeten Stiftungen, die westliche Politiker honorierten oder akademische Programme sponserten – teils, um pro-russische Narrative zu fördern. Golfstaaten spenden an namhafte Universitäten oder Stiftungen in Demokratien, um Wohlwollen zu erkaufen. All dies geschieht meist legal und unter dem Radar der Öffentlichkeit.

Im Inneren autokratischer Staaten spielen Stiftungen ebenfalls eine Rolle. Oft gründen Regierungen „GONGOs“ (Regierungs-nahe NGOs), die als Quasi-Stiftungen auftreten, etwa für Jugend, Kultur oder Wohlfahrt, tatsächlich aber Propaganda verbreiten oder Geldströme lenken. So existieren z.B. in Russland Staatsstiftungen, die regimefreundliche Projekte fördern (etwa die „Russki Mir“-Stiftung zur Verbreitung russischer Kultur im Ausland, die auch politisch tätig ist). Stiftungen von Oligarchen (z.B. Wohltätigkeitsorganisationen) können als Verschiebebahnhöfe fungieren – sie spenden scheinbar für gute Zwecke, wobei ein Teil der Mittel wiederum korrupten Netzwerken zugutekommt.

Applebaum erwähnt etwa, dass autokratische Regime misstrauisch auf unabhängige Stiftungen reagieren: In Russland wurde sogar eine karitative Stiftung für Behinderte unter Verdacht gestellt, ausländische Finanzierung zu erhalten. China verabschiedete 2016 ein Gesetz zur Kontrolle von NGOs mit Auslandskontakten – autokratische Staaten wissen um die Soft-Power der Zivilgesellschaft und wollen nur eigene, gelenkte Stiftungen zulassen.

Insgesamt sind Stiftungen ein ambivalentes Instrument: Sie können Brücken bauen, aber auch Brückenköpfe für Einfluss sein. In der Achse der Autokraten dienen sie dazu, Geld und Einfluss unter dem Deckmantel von Gemeinnützigkeit zu bewegen. Konkrete Fälle aus Applebaums Buch zeigen, dass wir diese vermeintlich harmlosen Akteure kritisch im Auge behalten müssen, auch wenn sie nicht so plakativ auftreten wie Oligarchen oder Geheimdienste.

(Anmerkung: Das Buch Die Achse der Autokraten beleuchtet Stiftungen eher indirekt; die obige Zusammenfassung basiert auf den im Werk dargestellten Mechanismen der Einflussnahme und allgemeinen bekannten Mustern.)

Denkfabriken: Pseudowissenschaft und Propaganda

Denkfabriken (Think Tanks) sind ein weiterer Baustein im globalen Autokraten-Netz. Sie dienen dazu, politischen Narrativen einen seriösen Anstrich zu geben. Autokratische Regime haben in den letzten Jahren zahlreiche eigene Thinktanks gegründet oder westliche Institute unterwandert, um ihre Perspektiven zu verbreiten. Oft arbeiten diese Einrichtungen in mehreren Sprachen und richten sich an ein internationales Publikum.

Ein zentrales Schlagwort, das durch solche Kanäle gejagt wird, ist etwa die Idee der „multipolaren Weltordnung“. Russland, China und ihre Verbündeten propagieren vehement, dass die Zukunft nicht vom liberalen Westen bestimmt werde, sondern von mehreren Machtzentren – was implizit autoritäre Herrschaftsmodelle legitimieren soll. Applebaum beschreibt, wie RT (Russia Today) diese Botschaft weltweit in verschiedenen Sprachen sendet, wie sie von „Informationswaschanlagen“ wie dem Portal Yala News aufgegriffen und dann von „Tausenden Pseudonachrichtendiensten, Thinktanks, bezahlten und unbezahlten prorussischen Journalisten sowie anderen Sprachrohren der Achse der Autokraten“ weiterverbreitet wird (S. 125–126). Mit anderen Worten: Ein riesiges Ökosystem aus scheinbar unabhängigen Expertenrunden, Studien und Artikeln repetiert die Narrative der Autokraten.

Diese Thinktanks treten teils in Erscheinung als Forschungsinstitute, Strategiezentren oder Foren. In Wahrheit sind manche kaum mehr als Tarnorganisationen der Propaganda. Beispielsweise finanzierte China in Europa Konferenzen und Institute, die die Vorteile chinesischer Investitionen priesen und Bedenken über Menschenrechte kleinredeten. Russland unterhält im Ausland sogenannte „Russische Häuser“ oder fördert Historikerkonferenzen, um den eigenen Geschichtsrevisionismus zu verbreiten. Im Nahen Osten und Afrika schießen prorussische Thinktanks aus dem Boden, die die frühere Kolonialmacht Westen kritisieren und russische Söldnerpräsenz (z.B. Wagners Einsatz in Mali) rechtfertigen.

Durch die Verknüpfung mit Desinformationsnetzwerken (siehe nächster Abschnitt) erzielen diese Denkfabriken eine breite Wirkung. So feierte Chinas Staatsagentur Xinhua die Aufnahme der Afrikanischen Union in die G20 als Triumph der multipolaren Welt. Gleichzeitig verbreiten Institute in Europa oder den USA (manchmal angeführt von ehemaligen Politikern auf autokratischer Gehaltsliste) Argumente gegen Sanktionen oder werben für „Verständnis“ gegenüber Diktatoren. Der Schein von Objektivität – in Form eines „Expertenberichts“ oder „Instituts für XY-Studien“ – soll Medien und Öffentlichkeit beeinflussen.

Originalzitat: „Seit 2021 stützen russische Söldner der Gruppe Wagner die Militärdiktatur in Mali […]. In Mali wie in der Ukraine bedeutet ‚Multipolarität‘, dass brutale russische Schlägerbanden jetzt das öffentliche Leben bestimmen. Das hindert die prorussische Website Mali Actu nicht daran, ihren Lesern feierlich zu erklären: ‚In einer immer stärker von Multipolarität geprägten Welt wird Afrika eine wichtigere Rolle spielen.‘ […] Multipolarität hat sich zum Schlagwort einer groß angelegten Kampagne entwickelt, die systematisch von RT […] verbreitet, von Informationswaschanlagen wie Yala News aufgegriffen und von Tausenden Pseudonachrichtendiensten, Thinktanks, bezahlten und unbezahlten prorussischen Journalisten sowie anderen Sprachrohren der Achse der Autokraten weiterverbreitet wird.“ (S. 125–126)

Wirtschaftliche Einflussnahmen: Geldströme und Rohstoffwaffen

Autokratien nutzen wirtschaftliche Verflechtungen gezielt als Hebel, um politischen Einfluss auszuüben – bis hin zur Erpressung. In vielen Demokratien herrschte lange die Annahme, Handel würde Wandel bringen; doch tatsächlich haben Länder wie Russland oder China Handel als Waffe eingesetzt, um ausländische Entscheidungen in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Ein prägnantes Beispiel ist Russlands Energiepolitik in Europa. Die Abhängigkeit insbesondere Deutschlands von billigem russischen Gas erwies sich als großer strategischer Fehler. Moskau nutzte seine Pipelines nicht, um Frieden zu sichern oder Partnerschaft zu vertiefen – „sondern es hat sie missbraucht, um die europäische Politik zu erpressen und in seinem Sinne zu beeinflussen“ (S. 201). Tatsächlich drosselte Gazprom mehrfach willkürlich die Gaslieferung (2006, 2009) und steigerte den Druck auf Regierungen, die Russland kritisierten. Die Nord-Stream-Pipeline band Deutschland so eng an Russland, dass politische Reaktionen auf Putins Aggressionen gehemmt waren. Applebaum schreibt: Hätte Angela Merkel Nord Stream 2 nach 2014 gestoppt, hätte Putin dies vielleicht nicht als Freibrief für weitere Eskalation (2022) verstanden. Als dann 2022 der Ukrainekrieg ausbrach, lernten die Europäer schmerzhaft den Preis der Energie-Abhängigkeit: Inflation und wirtschaftliche Verwerfungen folgten dem Gas-Stopp, was wiederum von russischen Desinformationskampagnen genutzt wurde, um Unmut (zugunsten populistischer Parteien wie der AfD) anzuheizen.

Ähnlich verfährt China: Peking hat viele Staaten durch Investitionen und Handel gebunden (Stichwort Neue Seidenstraße/Belt and Road). Diese Abhängigkeiten schaffen politischen Spielraum für China – etwa drohte China europäischen Ländern mit Handelsboykotten, wenn diese sich in Menschenrechtsfragen (Uiguren, Hongkong) einmischten. Applebaum zitiert EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die 2023 von „unausgewogenen“ Wirtschaftsbeziehungen sprach, verzerrt durch Chinas Staatskapitalismus. In der Tat subventioniert China strategisch seine Firmen, um Auslandsmärkte zu dominieren (z.B. Solarindustrie), was westliche Konkurrenten ausschaltet. Westliche Politiker fordern nun „gegenseitige“ Handelsregeln – de facto Schutzmaßnahmen, um Chinas Einfluss zu begrenzen. Auch warnte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan 2023 eindringlich vor Abhängigkeit in kritischen Sektoren wie seltenen Erden, Halbleitern oder Batteriematerialien. Der Grund: Wenn demokratische Nationen sich auf Rohstoffe oder Technologie aus Autokratien verlassen, droht mehr als ein wirtschaftliches Risiko – diese Handelsbeziehungen können unsere Gesellschaften korrumpieren. (S. 201).

Neben Ressourcen setzen Autokraten auch Kapitalströme strategisch ein. Direktinvestitionen aus China oder den Golfstaaten in afrikanischen, asiatischen oder osteuropäischen Ländern kommen oft ohne die Bedingungen, die westliche Geber fordern (gute Regierungsführung, Transparenz). Das stärkt autoritäre Tendenzen: Empfängerländer können Reformdruck ignorieren. Im Gegenteil: Frisches Geld stabilisiert korrupte Eliten. Applebaum nennt etwa Kirgistan, dessen Exporte nach Russland seit den Sanktionen 2022 um 250 % stiegen, inklusive Waren, die eigentlich aus Europa stammen. Kirgisische Firmen wurden so zu Sanktionsschleusen für Moskau. Gleichzeitig wurde die Regierung in Bischkek repressiver – Medienfreiheit und Opposition wurden schärfer unterdrückt, gestützt durch den „massiven Zustrom von russischem Geld“, der das Regime stärkte (S. 71). Dieser Zusammenhang – Geldfluss aus Autokratie ⇄ zunehmende Autorität im Empfängerland – zeigt sich in mehreren Fällen.

Korruption als Exportgut: Autokraten zögern auch nicht, aktiv westliche Entscheidungsträger zu korrumpieren. Sei es via lukrative Beraterverträge (wie bei Schröder), indirekte Parteispenden (z.B. illegale Wahlkampfhilfen von mit Russland verbundenen Akteuren in Europa) oder durch die Verzerrung von Märkten, die bestimmte Gruppen bevorzugt. Ein krasses Beispiel sind die Immobilieninvestitionen Oligarchischer in Metropolen: Diese trieben Preise nach oben und schufen Abhängigkeitsverhältnisse. Applebaum betont: Als während Trumps Präsidentschaft anonyme Briefkastenfirmen in seine Immobilienprojekte einstiegen, hätten alle Alarmglocken schrillen müssen – „dass dies nicht der Fall war, zeigt, wie sehr wir uns inzwischen an kleptokratische Korruption gewöhnt haben“ (S. 201). Hier wurde offensichtlich versucht, über Investitionen politischen Goodwill zu erkaufen. Westliche Demokratien laufen Gefahr, durch solche Einflussnahmen ihre Integrität zu verlieren.

Umgekehrt nutzen Autokraten wirtschaftliche Druckmittel, um Demokratien zu spalten: Beispielsweise lockte China 16 osteuropäische Länder in ein „17+1“-Investitionsforum, was die EU-Einheit schwächte (einige EU-Staaten wie Ungarn stellten sich bei China-kritischen Resolutionen quer, dank Pekings Finanzspritzen). Russland vergünstigte Gaslieferungen an willfährige Regierungen oder vergab Kredite (z.B. an Frankreichs rechtsnationalen Front National 2014), um implizit Einfluss zu kaufen.

Zusammengefasst ist der globale wirtschaftliche Machtkrimi der Achse der Autokraten ein vielschichtiges Zusammenspiel: Rohstoffe, Handel, Geldströme und Korruption werden als geopolitische Werkzeuge eingesetzt. Demokratische Staaten müssen diese Realität anerkennen. Die Vorstellung, dass wirtschaftliche Verflechtung automatisch Demokratisierung bringt, hat sich ins Gegenteil verkehrt – häufig beeinflussen heute Autokratien die Politik der freien Welt zu ihrem Vorteil, nicht umgekehrt.

Originalzitat: „Wenn sich demokratische Nationen auf dem Gebiet der Rohstoffe, Halbleiter oder Energieversorgung von China, Russland und anderen Autokratien abhängig machen, stellt dies mehr als nur ein wirtschaftliches Risiko dar. Diese Handelsbeziehungen korrumpieren unsere eigenen Gesellschaften. Russland hat seine Pipelines nicht verwendet, um […] den Frieden in Europa dauerhaft zu sichern, […] sondern es hat sie missbraucht, um die europäische Politik zu erpressen und in seinem Sinne zu beeinflussen. Chinesische Unternehmen nutzen ihre internationale Präsenz, um Informationen zu sammeln, die sich später im Cyberkrieg verwenden lassen. Das Geld russischer, chinesischer und anderer Oligarchen im amerikanischen und britischen Immobiliensektor hat den Immobilienmarkt der Großstädte aufgebläht und mehr als einen Politiker korrumpiert.“ (S. 201)

Desinformationsnetzwerke: Propaganda ohne Grenzen

Neben Geld und Waren bildet Information die dritte große Waffe der Autokraten. Desinformationsnetzwerke spannen sich von Moskau über Peking bis Teheran und Caracas und zielen darauf, die öffentliche Meinung weltweit zu beeinflussen. Autokraten wollen ihre Herrschaft ideologisch rechtfertigen, Zweifel an Demokratien säen und ihre Gegner diskreditieren. Dabei unterstützen sie sich wechselseitig: Propagandisten teilen Ressourcen, und „Trollfarmen und Medien, die die Lügen eines Diktators verbreiten, können auch die eines anderen verbreiten“ – oft mit gemeinsamen Narrativen (etwa vom Niedergang der Demokratie, der Stabilität autokratischer Herrschaft oder der Bösartigkeit der USA).

Diese Kooperation zeigt sich konkret durch staatliche und pseudounabhängige Medien. Russia Today (RT) und Sputnik verbreiten pro-autokratische Sichtweisen in vielen Sprachen; China Global Television Network (CGTN), PressTV (Iran) oder Telesur (Venezuela, kubanisch-venezolanisch unterstützt) flankieren diese Bemühungen. Sie alle transportieren ähnliche Botschaften: westliche Demokratien seien heuchlerisch und im Verfall begriffen, während Autokraten für „wahre Souveränität“ stünden. In sozialen Medien operieren Trollarmeen und Bot-Netzwerke, oft länderübergreifend koordiniert. So hat z.B. Russland nachweislich chinesische Propagandaansätze während der Hongkong-Proteste verstärkt, während China russische Desinformation zum Ukraine-Krieg in seinen Kanälen weiterverbreitet hat – ein Echo-Kammer-Effekt.

Applebaum beschreibt, wie Begriffe wie „Multipolarität“ zum Lackmustest dieser Propagandakooperation wurden. RT lanciert den Begriff, Xinhua und CGTN greifen ihn auf und legitimieren autoritäre Zusammenschlüsse als angeblich anti-imperial und vielfältig. Selbst autokratische Staatschefs übernehmen die Schlagworte gegenseitig in ihre Reden – Venezuelas Maduro etwa sprach von der „multipolaren, plurizentrischen Welt, nach der wir uns alle sehnen“, Nordkorea sekundierte mit dem Wunsch nach einer „neuen multipolaren Weltordnung“. Irans Präsident reiste 2023 zu Verbündeten in Lateinamerika und stilisierte die Tour als „Widerstand gegen Imperialismus und Unilateralismus“ – gemeint war Widerstand gegen Demokratie und universelle Menschenrechte. All diese Botschaften werden durch zahllose Kanäle orchestriert verbreitet.

Ein weiteres Element sind Desinformationskampagnen gegen einzelne Personen oder Institutionen. Diktatoren diffamieren Demokratie-Aktivisten gern als fremdgesteuerte Agenten. Diese Narrative werden global ausgerollt: Chinas Medien stellten die Hongkonger Proteste als CIA-Komplott dar; Russland behauptete, die Oppositionsbewegung in Belarus sei von westlichen NGOs gekauft. Durch die Vernetzung multipliziert sich die Reichweite solcher Lügen. Eine Armee von digitalen Söldnern – von Bots bis zu namentlich auftretenden „Experten“ – trägt die Desinformation in Diskussionsforen, Kommentarspalten und Social Media.

Thinktanks (siehe oben) spielen auch hier hinein, indem sie vermeintlich neutrale Studien veröffentlichen, die Propagandapositionen stützen. Es entstehen Schein-NGOs und News-Seiten (Applebaum nennt sie „Informationswaschanlagen“), die Desinformationen weiterverbreiten, oft ohne klare Urheberschaft. Ein solches Beispiel ist Yala News, das prorussische Inhalte in der arabischsprachigen Welt verbreitet und vorgibt, Nachrichtenportal zu sein. Dahinter steckt jedoch letztlich der gleiche Taktgeber.

Nicht zuletzt koordinieren Autokraten auch direkt ihre Zensur- und Überwachungspraktiken, was man als Teil der Desinformationsabwehr sehen kann: Sie tauschen Technologien und Know-how aus, um oppositionelle Stimmen mundtot zu machen und die Informationshoheit zu behalten. China etwa exportiert Gesichtserkennungssysteme, die anderen Regimen helfen, Dissidenten aufzuspüren. Je mehr Staaten solche repressiven Tech einsetzen, desto stärker normalisiert sich die Unterdrückung – und desto leiser werden globale Proteste dagegen. Diese schleichende Akzeptanz autoritärer Methoden gehört zur Strategie: Autokraten wollen, dass ihre Sicht der Dinge – etwa dass „Sicherheit“ über Freiheit gehe – weltweit Anklang findet.

Originalzitat: „Die Propagandisten teilen ihre Ressourcen untereinander – Trollfarmen und Medien, die die Lügen eines Diktators verbreiten, können auch die eines anderen verbreiten – und haben gemeinsame Themen: den Niedergang der Demokratie, die Stabilität der Autokratie und die bösen Vereinigten Staaten.“ (S. 8)


Fazit: Die Achse der Autokraten ist ein vielschichtiges Geflecht aus Macht und Geld. Wie in einem globalen Thriller („Machtkrimi“) arbeiten autokratische Herrscher, Oligarchen und ihre Helfer länderübergreifend zusammen, um sich gegenseitig an der Macht zu halten und persönlich zu bereichern. Sie nutzen Rohstoffe als Druckmittel, globale Finanzplätze als Schatztruhen, Unternehmensgeflechte als Tarnung und Medien als Waffen. Dieses Dossier hat die zentralen Elemente – Länder, Akteure, Firmen, Tarnfirmen, Stiftungen, Denkfabriken, wirtschaftliche Einflusskanäle, Briefkastenfirmen und Desinformationsnetzwerke – systematisch aufgezeigt und mit Originalzitaten aus Anne Applebaums Werk untermauert.

Insgesamt entsteht das Bild einer „Autocracy Inc.“ (so der Untertitel der Originalausgabe), eines konzernähnlichen Verbundes autoritärer Regime. Dessen oberstes Ziel ist die Erhaltung der eigenen Herrschaft um jeden Preis – notfalls auf Kosten der Bevölkerung und der globalen Ordnung. Demokratien stehen vor der Herausforderung, diesen Machtblock zu erkennen und geschlossen darauf zu reagieren. Applebaum schließt mit dem Appell „Demokraten, vereinigt euch!“ (S. 203–204) – nur ein ebenso vernetztes und konsequentes Vorgehen der freien Welt kann den globalen Siegeszug der Kleptokratie bremsen. Denn die Achse der Autokraten mag kein formeller Pakt sein, doch in ihrer Wirkung stellt sie eine der größten Bedrohungen für Demokratie, Rechtsstaat und wirtschaftliche Fairness in unserer Zeit dar.

Zusammenfassung des Buches mit LLM Chatgpt O3:

1 Immobilien als globale Waschstraße

Modus Operandi. Autokraten, Oligarchen und ihre Helfershelfer parken Beute­gelder bevorzugt in Beton: Eigentums-LLCs in Delaware, South Dakota oder auf den Britischen Jungferninseln kaufen Häuser in London, Miami und München; im Grundbuch erscheint nur eine Briefkasten­firma. Die Pandora Papers machten das Ausmaß sichtbar und zeigten, dass selbst der jordanische König und nigerianische Eliten auf diese Weise in Großbritannien einkauften, während US-Bundesstaaten eigens „anonyme Trusts“ erfanden, um das Geschäft anzulocken.

Beispiele aus dem Buch.

FallTechnik & AkteureWirkung
Elena Baturina kauft das Herrenhaus Beaurepaire Park (Hampshire) über „Skymist Holdings“russisches Geld → UK-LandhausVermögen verschwindet hinter einer einzigen Offshore-Schicht.
Ihor Kolomojskyj lässt über Optima-Vehikel und Mittelsmänner aus Miami Alt-Industrie in Cleveland aufkaufenPrivatBank-Gelder → US-Rust-BeltWaschgang plus politischer Einfluss (Lobby-Angebote an Trump-Umfeld)
Venezolanische PDVSA-Netzwerke: unbewohnte Hochhäuser rund um Caracas, Condo-Portfolios in FloridaÖl-Erlöse → BetonSicherer Hafen vor Sanktionen, Aufblähung regionaler Märkte.
SPAG, Frankfurt (1990er) – Putin & deutsche Partner nutzen Immobilien-AG zum Waschen von Drogengeldern und russischem StaatsgeldJoint venture, Liechtenstein-KontenFrühes Lehrstück kleptokratischer West-Ost-Symbiose.

Das alles sei „legal gemacht“ durch willige Banker, Anwälte und Makler im Westen; bis zu 10 % des Welt-BIP liegen so offshore – eine Parallel­ökonomie, die Aufsicht und Steuerzahler aushebelt.


2 Rohstoffe & Pipelines – die historische Fessel

Ost-Gas 1970. Auf einem Jagdhaus bei Wien vereinbarten west­deutsche Manager und sowjetische Funktionäre die erste Sibirien-Pipeline. Willy Brandt sah darin eine „physische Versöhnung“ und trieb den Deal trotz Abhängigkeits­warnungen voran.

Wandel durch Handel. Egon Bahr übersetzte Brandts Idee in die Formel „Wandel durch Annäherung“ und später „…durch Handel“ – Menschenrechte blieben Nebensache.

Amerikanischer Widerstand. Nixon fürchtete die „Herauslösung Deutschlands aus der NATO“, Carter blockierte Pipeline-Technologie nach der Verhaftung sowjetischer Dissidenten, Reagan erließ Export- und Marktsperren.

Nord Stream 2. Putins Rückkehr zum selben Hebel: Direktleitung nach Deutschland, Ausschluss von Polen/Ukraine, Sponsoring von Museen, Schalke 04 und Ex-Kanzler Schröder; Energie wurde wieder Waffen­system und Lobby-Maschine.

Die Lektion des Buchs: Rohstoff­abhängigkeit korrodiert Politik – sie finanziert Armeen, kauft Politiker und verstärkt die „Kleptokratie-Korruption“ im Import­land selbst.


3 Banken, Briefkästen & die transatlantische Lücke

  • Portugals Banco Espírito Santo, Schweizer Großbanken und Andorra halfen venezolanischen Insidern, Milliarden zu parken – fast immer via Offshore-Ketten.
  • US-Regionalbanken (z. B. in South Dakota) werben aktiv um geheim­haltungs­hungrige Klienten; Lobby-Druck verhindert strengere Transparenzregeln.
  • Senator Sheldon Whitehouse warnt: dieselben Schatten­strukturen finanzieren Politik­kampagnen in Washington – Geldwäsche wird zur Einfluss­wäsche.

4 Informationswäsche – vom Troll bis zum Professor

StufeBeispiel aus dem BuchZweck / Wirkung
1 Erzeugungrussische Staatsmedien erfinden Biolabor-Mythen, „Bio-Vögel“ etc.Rohmaterial für Desinfo kampagnen
2 WaschstraßePressenza, Yala News verleihen „Lokalkolorit“; RRN/„Doppelgänger“ kopiert Marken (typosquatting)Scheinbar unabhängige Quellen schaffen Glaubwürdigkeit.
3 VerstärkerNetz aus > 50 000 Fake-Twitter-Konten in DE, Trollfarmen auf Facebook; TikTok-Intransparenz nach Musk-Übernahme von X verstärkt ExtremismusAlgorithmische Push-Effekte, Zielgruppen­segmentierung.
4 ReferenzWenn Story „viral“ ist, greifen legitime Medien, Talkshows, bezahlte Experten und sogar einzelne Akademiker die Narrative auf; Beispiel Kampagne gegen syrische Weißhelme, gestützt von westlichen Bloggern und ProfessorenDesinformation gelangt in Mainstream-Newsfeeds.
5 EnttarnungUS-Außen­ministerium (GEC) setzt seit 2023 auf „Vorab­enthüllung“ geplanter Kampagnen – benennt Akteure öffentlich, bevor die Lüge zündetUnterbricht Kette, markiert Quellen.

Der Autor spricht von einer „Epidemie der Informationswäsche“ und fordert Dieselben Reformen wie im Finanz­sektor: Transparenzpflichten, Haftung der Plattformen, offenen Daten­zugang für Forscher.


5 Warum das alles zusammenhängt

Immobilien-Waschmaschinen liefern den Oligarchen das Kapital, Pipeline-Deals die politische Einfall­pforte, Banken das globale Rohrpost­system – und Informationswäsche sorgt dafür, dass Kritik in Zynismus ertrinkt. So entsteht die Achse der Autokraten: ein Netzwerk, das Geld-, Rohstoff- und Daten­ströme verschränkt, um Regime zu schützen, Desinformation zu verbreiten und Demokratien von innen zu schwächen.

Der Befund des Buches ist eindeutig: Ohne westliche Mitspieler – Notare in London, Banker in New York, Influencer auf TikTok – funktioniert keine dieser Maschinerien. Transparenzregister, Sorgfalts­pflichten für Gatekeeper und ein „Anti-Klepto-Bündnis“ von Staaten, Zivil­gesellschaft und Tech-Plattformen wären laut Autor die logische Antwort.

Hier ein kompaktes „Who-is-Who“ des amerikanischen Klerik- und Geld-Netzwerks, das in jüngeren Recherchen und Büchern wie Trump’s Masterplan (David Graham) und Putins Angriff auf Deutschland (von Loringhoven & Erlenhorst) immer wieder als fehlendes Puzzleteil neben Pandora-/Panama-Papers und den klassischen Offshore-Briefkästen auftaucht.


1 | Think-Tank-Kern: Heritage Foundation & Project 2025

RolleMachenschaftenRelevante Geldströme
Heritage Foundation (Washington, D.C.)900-Seiten-Fahrplan Project 2025 für eine zweite Trump-Amtszeit – Ministerien schrumpfen, Umweltschutz & LGBTQ-Rechte kassieren, öffentliche Bildung privatisieren> 120 Mio.$ seit 2020 von sechs Milliardärs-Familien (Coors, Koch, Uihlein, Scaife, Seid, Bradley) plus DonorsTrust als “Dark-Money-ATM” (DeSmog)
Kevin Roberts (Heritage-Präsident)Entwickelt die Strategie „radical incrementalism“ – erst kleine Siege (z. B. Rhythmus-Methode statt Pille), dann Totalverbot von VerhütungEnge geistliche Begleitung im Opus-Dei-gesteuerten Catholic Information Center (CIC) (The Guardian)

2 | Religiöser Arm: von Opus Dei bis Ziklag

AkteurTaktikBeispiel
Opus Dei/CICEliten-Seelsorge in D.C., liefert religiöse Legitimation für Project 2025Roberts’ wöchentliche „Formation“, Leonard Leo (Federalist Society) als CIC-Preisträger (The Guardian)
Council for National Policy (CNP)Geheimclub (≈400 Top-Konservative), 3 Treffen/Jahr, overlap mit Heritage, Federalist Society, NRALeak 09/2020 zeigte Mitglieder wie Bannon, Kellyanne Conway, Tony Perkins (Wikipedia)
Family Research Council (FRC)Ließ sich 2022 von der IRS als „Kirche“ anerkennen → keine 990-Transparenz mehr; mobilisiert Pastorenlisten fürs Lobbying(ProPublica)
Pastor Steve Berger-Haus3,7 Mio.$-Townhouse als inoffizielle WG & „Jüngerschule“ für Sprecher Mike Johnson u.a.; keine Lobby-Registrierung(ProPublica)
Ziklag (501c3-Charity)Spendennetz reicher Christen (Hobby Lobby-, Uihlein-, Jockey-Dynastien); Ziel: Swing-States “liefern”, Wähler per KI-Massenlisten von den Urnen fegen(ProPublica)

3 | Financiers & Ideologen

  • Robert Mercer + Rebekah Mercer – Breitbart, Cambridge Analytica, Trump 2016; kauften Großanteil an alt-right-Medien (Der New Yorker)
  • Peter Thiel – PayPal, Palantir, Seasteading; Rand-inspirierter Tech-Milliardär, Mentor von JD Vance; verbindet Silicon Valley mit Defense-Lobby (Financial Times, The Guardian)
  • Koch/Uihlein/Coors/Seid/Bradley – Industriefamilien finanzieren Heritage-Cluster und Klima-Leugner-Think-Tanks (DeSmog)

Philosophische Klebstoffe
Ayn Rand-Objektivismus (= Markt heiligt alles, Staat stört) verschmilzt mit christlichem Nationalismus – ein ideologischer Hybrid, der soziale Sicherung abbaut und zugleich Moralgesetze diktiert. Thiel & etliche Heritage-Autoren bekennen sich offen zu Rand (The Guardian).


4 | Geld- & Immobilien­ströme

  1. Donor-Advised Funds (DonorsTrust, New Century) → verschleierte Großspenden
  2. Non-Profit-Kirchenstatus (FRC, Focus on the Family) → Steuer- und Berichtspflicht entfallen
  3. Luxus-Real-Estate-LLCs → typisch für US-Geldwäsche (vgl. Pandora/Panama Papers) – Briefkasten-Firmen kaufen Wohnungen in NYC, Miami, London, die realen Eigentümer bleiben verborgen. Heritage-nahe Anwaltskanzleien (z.B. Hunton Andrews Kurth) strukturieren diese SPVs; im Buch Die Achse der Autokraten wird das globale Muster ausführlich am Beispiel russischer & chinesischer Oligarchen beschrieben.

5 | Informations-Wäsche (von der Studie in die Tagesschau)

  1. Think-Tank-Output – “wissenschaftliche” Reports von Heritage, CNP-Mitgliedern, Opus-Dei-nahen Juristen
  2. Influencer & Professoren – Gastbeiträge, Podcasts, Lehrstühle, oft mit Stipendien aus denselben Stiftungen
  3. Algorithmisches Bootstrapping – Social-Media-Ads und Empfehlungs-Algorithmen pushen die Narrative (Cambridge-Studie zu “algorithmic amplification” von Illiberalismus) (Cambridge Core)
  4. Mainstream-Echos – wenn genug Shares/“grass-roots buzz” erzeugt sind, greifen Fox, Sinclair-Lokalsender oder Boulevardportale auf → Tagespresse berichtet über “Debatte”, ohne Ursprung offenzulegen.

Das Buch Putins Angriff auf Deutschland zeigt denselben Mechanismus für russische Desinfo (emotional geladene Themen → Social Media → deutsche Talkshows) (blpbb.de).


6 | Wo bleiben Spahn & Co.?

Der CDU-Politiker Jens Spahn wird in Einzelfällen von US-libertären Kreisen (Rand-Anhänger, Cato-Veranstaltungen) zitiert, spielt aber im hier dargestellten US-Kleriker-Netzwerk keine Schlüsselrolle. Auch in Applebaums Achse der Autokraten taucht er nicht auf – sein Name kursiert eher in deutschen Debatten über Masken-Deals (siehe aktuelle Untersuchungsausschuss-Forderungen).


Quintessenz

Heritage + Heilige bilden den Angelpunkt: Ideenschmiede → religiöse Legitimierung → Milliardärs-Finanzierung → digitale Turbo-Verbreitung. Das Geflecht ist weder rein klerikal noch rein libertär, sondern ein arbeitsteiliges Konglomerat, das politische Macht, moralischen Anspruch und globales Kapital miteinander verklammert – mit Immobilien- und Offshore-Vehikeln als Schmiermittel.

Hier eine konzentrierte „Who-is-Who“-Landkarte aus Die Achse der Autokraten – sortiert nach dem Thema, das dich interessiert. (Kein Anspruch auf restlose Vollständigkeit; die wichtigsten Figuren & Vehikel sind drin.)


1 | Gold & andere Rohstoffe

Name/ VehikelRolleMachenschaften & Einordnung
Nicolás Maduro (Präsident Venezuela)Politischer KopfTauscht Öl- und Golddeals gegen Kredite aus Russland, Iran und China; lässt über die Türkei verbotenen Gold-Export abwickeln
Rosneft, Gazprom, Lukoil, TNK-BPStaats-/Halbstaats-KonzerneInvestieren in Venezuelas Öl-Sektor, liefern Treibstoff & Waffen – sichern dem Regime Cash-Flow trotz Sanktionen
Illegale Goldminen an der kolumbianisch-venezolanischen GrenzeSchattenwirtschaftFinanzieren Maduro-Eliten via Rohstoff-Schmuggel

2 | Geld & Geldwäsche

Name/ VehikelRolleMachenschaften & Einordnung
Ihor Kolomojskyj (ukrainischer Oligarch)GeldwäscherVeruntreute PrivatBank-Milliarden, parkte sie via Strohfimen (Zypern, BVI, Delaware) in US-Industrie- und Immobilienkäufe
Optima Specialty Steel / Chaim Schochet / Mordechai KorfUS-FrontVerwalteten Kolomojskyjs US-Assets; Kanzlei Marc Kasowitz verteidigte sie
SPAG (St. Petersburg Immobilien & Beteiligungs AG)Putin-nahe BriefkastenfirmaFrankfurt-notierte Hülle, laut BND für russisches & Drogen-Geld genutzt; Ermittlungen versandeten
Skymist Holdings LtdBaturina/Luschkow-HülleKaufte englischen Landsitz als Wertdepot; Eigentümer verschleiert
Trump-ImmobilienGeld-Waschsalon~20 % der Apartments gingen an anonyme Firmen; min. 13 Käufer mit Verbindungen zur russischen Mafia

3 | Börse & Finanzindustrie

NameRolleMachenschaften & Einordnung
Rosneft-Börsengang (London 2006)Kapitalbeschaffung¾ der Assets stammten aus der enteigneten Yukos; westl. Banken (ABN AMRO Rothschild, Dresdner KW, JP Morgan, Morgan Stanley) + Kanzlei Linklaters & EY halfen trotz Korruptionswarnung
Deutsche Bank (US-Ableger)KorrespondenzbankTransferierte Kolomojskyj-Gelder in den US-Rust-Belt

4 | Immobilien-Spielplätze

Name/ OrtRolleMachenschaften & Einordnung
Cleveland & Rust-Belt-WerkeWert-SpeicherKolomojskyj kaufte marode Stahlwerke als Geld-Depot; Arbeitsplätze & Sicherheit litten
Beaurepaire Park (Hampshire/UK)Luxus-HideawayVon Elena Baturina (Ehefrau des Ex-Moskau-Bürgermeisters) via Skymist gekauft – klassisches „Bargeld-in-Backstein“-Muster

5 | Kleptokraten & politische Drahtzieher

PersonLandTypische Tricks
Wladimir PutinRusslandNetz aus KGB-Veteranen; plünderte Staatsgüter, verlagerte Geld über SPAG & ähnliche Hüllen; nutzt Rohstoff-Rent seeking
Alexander LukaschenkoBelarusHält sich trotz EU-Sanktionen via russische Militärhilfen & chinesische Investments (Industriepark Suzhou-Modell) über Wasser; Airline Belavia boykottiert
Nicolás MaduroVenezuela„Maduro-Modell“: nimmt Hyperinflation & Armut in Kauf, kompensiert über Drogen-, Gold- und Rohstoffschmuggel, flankiert durch russisch-chinesische Kredite
Xi JinpingChinaIdeologischer Kampf gegen „westliche Demokratie“ (Dokument Nr. 9); nutzt Tech-Export & Kredite als Hebel
Baschar al-AssadSyrienProfitiert von iranisch-russischer Waffen- & Propaganda-Hilfe; Beispiel für „Maduro-Modell“

6 | Klerikale & Ideologen

NameEinflussMachenschaften & Einordnung
Iranische Mullah-Führung (Ali Khamenei u. a.)TheokratieUnterdrückt Frauen & Opposition; baut strategische Achse mit China
Sayyid QutbVordenkerLegte ideologisches Fundament für islamistische Anti-Demokratie-Narrative – „Leninismus im islamistischen Gewand“

Schnelle Einordnung nach Themen-Schwerpunkt

ThemaTypische Akteure & Vehikel
GoldMaduro-Regime, türkische Gold-Kanäle, illegale Minen (Grenze Kolumbien/VEN)
Geld / GeldwäscheKolomojskyj-Netz, SPAG (Putin), Skymist (Baturina), anonyme Käufer bei Trump
RohstoffeRosneft/Gazprom-Deals, chinesische Öl-Kredite, Pipeline-Politik (historisch)
Börse / KapitalmarktRosneft-IPO mit westlicher Bank-Assistenz, Nutzung Londons & Frankfurts als Listing-Hubs
ImmobilienRust-Belt-Fabriken, Londoner & englische Landsitze, Luxus-Condos in NYC/Miami
Kleptokratie-MethodenStaats-Enteignung → Private Hüllen → Off-shore → Rückfluss in Luxusgüter / Macht-Erhalt

Damit hast du eine belastbare Kurz-Matrix der zentralen Namen und ihrer Spielarten in Sachen Gold, Geld, Rohstoff-Plünderung, Börsen-Magie, Immobilien-Parkplätze und klassischer Kleptokratie – direkt aus Applebaums Analyse extrahiert.

Nachgetragen – wer noch fehlt

KategorieName / InstitutionKurzprofil der Machenschaften & Einordnung
US-FinanzsektorJPMorgan Chasehalf 2006 zusammen mit Kreml-nahen Oligarchen den Börsengang von Rosneft aufzusetzen – trotz Warnung im Prospekt, dass der russische Staat weiter die Zügel hält. Verdiente hohe Gebühren und verlieh dem Deal demokratische Legitimität.
Morgan StanleyZweiter US-Lead-Arranger derselben Rosneft-Emission, agierte Seite an Seite mit JPMorgan. Damit bündelten zwei Wall-Street-Adressen ihr Renommee mit Putins Cash-Maschine.
Deutsche Bank Trust Co. Americas (New York)US-Ableger der Deutschen Bank schleuste hunderte Millionen Dollar aus Kolomojskyjs ukrainischer PrivatBank via Briefkastenfirmen in Zypern, BVI und Delaware in den US-Rust-Belt – Kauf von Stahlwerken, Büroparks u. a.
Delaware, Nevada, South Dakota, WyomingDie vier Bundesstaaten vermarkten Trusts & LLCs mit völliger Anonymität – inzwischen Drehscheibe auch für Oligarchen- und Kleptokraten-Vermögen; Pandora-Papers belegten enorme Kapitalströme dorthin.
Klerikale / religiöse MittelsmännerUebert Angel (britisch-simbabwischer TV-Prediger)Nutzt seinen Status als „unabhängiger Botschafter“ Simbabwes, um ein Gold-Schmuggel- und Geldwäsche-kartell zwischen Harare – Dubai aufzubauen; verkauft Diplomaten­pässe & Immunität gegen Cash.
Rikki Doolan (evangelikaler Pastor, UK)Angels Sekretär; bietet Investoren für 200 000 $ ein Treffen mit Präsident Mnangagwa an, verspricht „geölte Räder“ – klassischer Vermittler gegen Schmiergeld.
Iranisches Klerus-Netz (um Ajatollah Khamenei)Vergibt echte Pässe an Terroristen & Geschäftsleute, stützt Venezuelas Regime, beteiligt sich mit russischen Partnern an verschachtelten Oil-for-Cash-Deals – zeigt, wie theokratische Strukturen Kleptokratie befördern.
Hisbollah / Hamas / HuthiVon Teheran finanziert, mischen sie Geschäft, Schmuggel und Krieg: betreiben Minen, Fernsehstationen und Offshore-Firmen – ideologische Armverlängerung plus Geldmaschine der Mullah-Führung.

Warum diese Ergänzungen wichtig sind

  • Wall Street als Hebel – Die Rosneft-Emission war ein Lackmustest: Wenn US-Investmentbanken bereit sind, offensichtliche Staats-Capture-Risiken zu ignorieren, gibt das Autokraten ein Gütesiegel für globale Märkte.
  • US-Trust-Oasen – Delaware & Co. zeigen, dass Geldwäsche nicht nur „in der Karibik“ stattfindet. Die Gesetzgebung dort macht es einfacher, Eigentümer zu verschleiern als in vielen klassischen Steueroasen.
  • Glaubensmäntel als Tarnkappe – Prediger wie Angel benutzen religiöse Aura, um Deals moralisch weichzuzeichnen und Vertrauen in konservativen Kreisen zu gewinnen.
  • Theokratie + Kleptokratie – Der Iran verknüpft ideologischen Export (Hisbollah, Hamas) mit profanen Geschäfts­interessen. Das schafft dauerhafte Finanzströme außerhalb regulärer Bankenaufsicht.

Damit sollten nun sowohl die fehlenden US-Banken als auch die klerikalen Player abgedeckt sein, die in den globalen Netzwerken aus Gold, Geld, Rohstoffen, Immobilien und Börsengewinnen eine Rolle spielen.

Zitat:


stellten die Pipelines eine physische Verbindung zwischen Moskau und Bonn, später Berlin, Rom, Amsterdam, Helsinki und Dutzenden anderen europäischen Städten her. Auch nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 und dem Ende der Sowjetunion im Jahr darauf standen sie im Zentrum der deutschen Außenpolitik.Nebenbei wurde die Ostpolitik zu einer Theorie des Wandels, die erklärte, wie Demokratien mit Autokratien Geschäfte machen und diese so auf subtile Weise verändern konnten. Egon Bahr, langjähriger Berater von Brandt, sprach von »Wandel durch Annäherung«. Wenn Westdeutschland die Konfrontation entschärfen, mit Ostdeutschland ins Gespräch kommen und statt Boykott Handel anbieten könne, dann wäre eine »Auflockerung der Grenzen« möglich. [4] Bahr verlangte nie Sanktionen gegen Ostdeutschland und erwähnte die politischen Gefangenen des Regimes nur selten, auch wenn er wusste, dass es sie gab: Westdeutschland zahlte regelmäßig für die Freilassung von Dissidenten und gab in den Jahren vor dem Mauerfall rund drei Milliarden D-Mark für diesen merkwürdigen Menschenhandel aus. [5] Statt Häftlinge und Menschenrechte direkt anzusprechen, umschiffte Bahr das Thema mittels »gefühlsbetonter Verschwommenheit«, wie Timothy Garton Ash es nannte. [6]Das Pipeline-Geschäft war nicht nach jedermanns Geschmack. Richard Nixon war der Ansicht, das wahre Ziel, das die Sowjetunion mit dem Verkauf und den Gesprächen mit Bahr und Brandt verfolgte, sei die »Herauslösung Deutschlands aus der NATO«. [7] Jimmy Carter, der Menschenrechte über den Handel stellen wollte, missfiel die29Ostpolitik so sehr, dass er den Verkauf von Pipelinetechnik an Deutschland untersagte, nachdem die Sowjetunion 1978 die beiden Dissidenten Alexander Ginzburg und Natan Scharanski verhaftet hatte. Bundeskanzler Helmut Schmidt schimpfte, Carter sei ein »verdammter Prediger im Weißen Haus«, der keine Ahnung von Russland habe. [8] Nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen im Jahr 1981 ging die Regierung von Ronald Reagan noch einen Schritt weiter; sie verbot amerikanischen Firmen, beim Bau der Pipeline mitzuwirken, und versagte ausländischen, an dem Projekt beteiligten Unternehmen den Zugang zum USamerikanischen Markt – ein für die damalige Zeit radikaler Schritt.Nixon, Carter und Reagan waren weder von ideologischen Erwägungen noch von wirtschaftlichem Eigennutz motiviert, sondern von der Sorge um die politischen Konsequenzen des Handels mit einer Diktatur. Zwar war der Nutznießer Deutschland, doch das Gas kam potenziell vielen Ländern zugute und konnte ganz Europa vom Wohlwollen der Sowjetunion abhängig machen. Konnten die Pipelines als Erpressungsinstrument eingesetzt werden? Reagans Verteidigungsminister Caspar Weinberger warnte öffentlich, dass man »den wirtschaftlichen Einfluss der Sowjetunion im Westen« begrenzen müsse. [9]Dahinter stand eine weiterreichende moralische und politische Frage: Verhalf der Ost-West-Handel der Sowjetunion und ihrem Reich zu größerer Macht? Seit der Bolschewistischen Revolution hatte es zu den ausdrücklichen Zielen des Kreml gehört, die europäischen Demokratien30auszuhöhlen. Während der 1970er- und 1980er-Jahre unterstützte die Sowjetunion terroristische Vereinigungen in der Bundesrepublik und in Italien, finanzierte Extremisten in aller Welt und unterdrückte die politische Opposition in der DDR sowie den übrigen »Ostblock«-Staaten. Trotzdem strömte Erdgas weiter nach Westen, und Devisen flossen nach Osten, die der Sowjetunion halfen, die Rote Armee und den KGB zu finanzieren, mit denen sich der Westen konfrontiert sah. War ein solcher Handel wirklich sinnvoll, wenn er Moskau stärkte? Was waren die versteckten Kosten? Solange es die Sowjetunion gab, wurde dieser Widerspruch der amerikanischen und europäischen Politik nie aufgelöst, und das änderte sich auch nach dem Untergang der Sowjetunion nicht.*Die 1990er-Jahre waren eine Zeit, in der die meisten Menschen die neuen Friedensdividenden genießen wollten und sich am liebsten nur über Fernsehserien unterhalten hätten – nach versteckten Kosten fragte kaum jemand. Es war die Zeit von Francis Fukuyamas Das Ende der Geschichte, das weithin als naive Jubelschrift nach dem Motto »Alles ist gut in der besten aller Welten« missverstanden wurde. Die freiheitliche Demokratie hat gesiegt, früher oder später wird sie sich überall durchsetzen, wir müssen gar nichts tun, um ihre Verbreitung zu befördern; wenn wir ein bisschen Geduld haben, werden die positiven Auswirkungen des Handels und der Globalisierung wahre Wunder bewirken. In Wirklichkeit31war Fukuyamas These viel hintergründiger, doch ihre schlagworthafte Verkürzung machte die Runde, weil so viele Menschen daran glauben wollten.Kein Wunder: Der Gedanke, dass alle Wege zur freiheitlichen Demokratie führten, war sehr attraktiv. Die Bürger demokratischer Staaten durften sich bestätigt fühlen, denn sie lebten bereits in der idealen Gesellschaft. Auch Unternehmern und Bankiers, die ihre Fühler nach China und in die ehemalige Sowjetunion auszustrecken begannen, war eine Last genommen. Sie standen nicht mehr vor dem moralischen Dilemma, in eine Diktatur zu investieren, und mussten sich nicht mehr rechtfertigen.Etwa um diese Zeit wurde Egon Bahrs »Wandel durch Annäherung« zu »Wandel durch Handel«. Das reimte sich nicht nur, sondern es spiegelte auch die Wirklichkeit wider: Im Westeuropa der Nachkriegszeit hatte der zunehmend integrierte Markt ja tatsächlich für Frieden und Wohlstand gesorgt. In den Jahren nach dem Mauerfall hofften viele, der Handel werde nun auch dem östlichen Teil Europas Wohlstand bringen und ihn kulturell und politisch näher an den Westen heranführen. Der Slogan wurde beliebt, weil er sowohl der Wirtschaft nutzte als auch der Erfahrung der meisten Menschen entsprach.Über dem Glauben an die Wirksamkeit des Handels vergaßen viele, dass zur europäischen Einigung auch harte politische Verhandlungen nötig gewesen waren. Im Jahr 2014 wurde in Berlin der 25. Jahrestag des Mauerfalls mit einem großen Festakt begangen, zu dem auch ich eingeladen war. Gastgeberin war Angela Merkel, zu den Ehrengästen zählten32Michail Gorbatschow und Lech Wałęsa. Präsident George H. W. Bush, der bei den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen…..“