Aktien Strategie für Bernd aufbereitet!

Meine Aktienstrategie – ein strukturierter Mischansatz aus Value Investing und Themenstrategie

Lieber Bernd,

ich habe meine Aktienstrategie über die letzten Jahre Schritt für Schritt aufgebaut – mit viel Recherche, praktischer Erfahrung und dem Anspruch, Substanzwerte zu kaufen, die mir langfristig stabile Erträge bringen. Dabei nutze ich keine einzelne Schule, sondern kombiniere verschiedene bewährte Ansätze miteinander, die sich meiner Meinung nach sehr gut ergänzen:

1. Grundlage: Value Investing – à la Graham, Buffett, Munger

Ich arbeite im Kern mit den klassischen Value-Investing-Prinzipien:

• Kennzahlenorientiert: Ich schaue auf KGV, KBV, Eigenkapitalquote, Verschuldungsgrad, Dividendenrendite, Free Cash Flow etc. – alles zusammen in einer Art Checkliste. Ziel: Eine Aktie muss unterbewertet sein, um überhaupt in die engere Auswahl zu kommen.

• Bilanzanalyse auf Finanzbeamten-Niveau: Ich lese mindestens fünf Jahre zurück – Konzernabschlüsse, G+V, Bilanzen, Cashflow-Rechnungen. Ich schaue auf Forderungen, Verbindlichkeiten, Gewinnentwicklung, Umsätze und Eigenkapitalveränderungen. Ich prüfe auf Unregelmäßigkeiten wie ich es als Finanzbeamter gelernt habe.

• Dividende ist Pflicht: Eine Aktie ohne Dividende kommt mir nicht ins Depot. Ich achte auf eine Dividendenrendite von mindestens 4%, kontinuierlich über mindestens 20 Jahre – ohne Aussetzer, bei gleichzeitig moderater Ausschüttungsquote. Ziel: Solides passives Einkommen, auch in schwachen Börsenphasen.

2. Ergänzung: Thieme-/Schuster-Strategie zur Volatilitätsnutzung

Da die Märkte volatiler geworden sind, kombiniere ich den Value-Ansatz mit den systematischeren Strategien von Thieme und Schuster. Das bedeutet:

• Kaufstrategie mit Sicherheitsmarge (Margin of Safety)

Ich bestimme für jede Aktie einen fairen inneren Wert und kaufe nur, wenn der Kurs mindestens 20–30 % darunterliegt. Erst dann setze ich meine Kauftranche(n) um.

• Gestaffelte Käufe bei Rücksetzern

Ich arbeite mit 1–3 Kauftranchen, abhängig vom Rückgang:

• Erste Tranche: bei ca. 20–25 % Kursrückgang.

• Zweite Tranche: bei weiteren 25–35 %.

• Dritte Tranche: nochmal, wenn es nochmal deutlich runtergeht.

Jede Tranche entspricht maximal 1–1,5 % des Gesamtvermögens, bei Einzelaktien insgesamt nie mehr als 3 % pro Position. ETFs erhalten bis zu 5 %, da sie breiter gestreut sind.

Ob die Staffelung konservativ vom ursprünglichen Kaufkurs aus erfolgt oder dynamisch vom jeweils letzten Kurs, hängt von der Marktlage ab. In volatilen Märkten nutze ich gern die dynamische Variante.

3. Verkauf nach Regeln – nicht nach Bauchgefühl

Verkauft wird ebenfalls strukturiert, in Tranchen:

• 1. Tranche: bei +25–35 % Gewinn

• 2. Tranche: bei etwa +60 % Gewinn

• 3. Tranche: bleibt im Depot, wird mit Trailing Stop-Loss bei 80 % des Höchststands abgesichert und regelmäßig nachgezogen.

So sichere ich Gewinne, lasse aber bei starken Titeln noch Luft nach oben.

4. Was nicht ins Depot kommt

Ich kaufe keine Hype-Aktien, keine Pennystocks, keine digital-only-Geschäfte ohne echte Substanz. Ich investiere in Geschäftsmodelle, die ich nachvollziehen kann, mit echten Produkten oder Dienstleistungen – am besten mit einem Burggraben. Ich will solide Werte, die sich handeln lassen, ohne durch Zocker oder Kleinanlegermanipulationen gestört zu werden.

Fazit:

Die Strategie ist klar strukturiert, verlangt aber Disziplin, Fachkenntnis und Nervenstärke. Ich arbeite damit bewusst antizyklisch und werteorientiert, aber auch mit einem System, das die Volatilität nutzt – statt sich davon abschrecken zu lassen. Ob und wie gut das auf lange Sicht funktioniert, zeigt die Praxis. Aber ich bin überzeugt, dass man damit ruhig schlafen kann – und dennoch ordentliche Erträge erzielt.

Mein Schwiegervater macht das übrigens ganz ähnlich – nur eher aus dem Bauch heraus – und lebt ganz gut damit.