„https://www.gwup.org/skeptische-gesellschaft/wie-links-gruene-diskursverengung-rechtspopulismus-staerkt/“
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📄 Analysebericht
Bezogen auf:
- URL / Quelle: GWUP e.V. – Artikel: „Wie links-grüne Diskursverengung Rechtspopulismus stärkt.“ (Autor: Dr. phil. Christian Zeller)
Dr. phil. Christian Zeller ist Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität Salzburg. Er vertritt eine ökosozialistische politische Ausrichtung, die Elemente des Marxismus mit ökologischen und demokratischen Perspektiven verbindet.
Politische Positionen
Ökosozialismus: In seinem Buch „Revolution für das Klima. Warum wir eine ökosozialistische Alternative brauchen“ argumentiert Zeller, dass der Kapitalismus nicht in der Lage sei, die Klimakrise zu lösen. Er plädiert für eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation hin zu einer demokratisch geplanten, sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Kapitalismuskritik: Zeller analysiert die Auswirkungen der Globalisierung und der Finanzmärkte kritisch. Er betont die Notwendigkeit, wirtschaftliche Strukturen zu verändern, um soziale Ungleichheiten zu bekämpfen und ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen.
Engagement in sozialen Bewegungen: Er ist in verschiedenen Bewegungen aktiv, darunter die Kampagne „Zero Covid“ während der COVID-19-Pandemie. Zudem rief er zur Bundestagswahl 2025 zur Unterstützung der Partei Die Linke auf.
Veröffentlichungen
Zeller hat zahlreiche Artikel veröffentlicht, die sich mit Themen wie Wirtschaftsdemokratie, urbanen Bewegungen und der Rolle des Staates in der Wirtschaft befassen.
Fazit
Dr. Christian Zeller steht für eine dezidiert linke, antikapitalistische und ökologisch orientierte politische Haltung. Seine Arbeiten verbinden wissenschaftliche Analysen mit einem klaren politischen Engagement für eine sozial gerechte und nachhaltige Gesellschaft.- Titel des Artikels: Wie links-grüne Diskursverengung Rechtspopulismus stärkt.
- Datum: 10. April 2025
- Einordnung der Quelle:
Die GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) wird traditionell dem skeptischen Spektrum zugeordnet, tritt aber zunehmend als Akteur in gesellschaftspolitischen Debatten auf. Hier driftet der Beitrag klar in eine neurechte bis rechtsoffene, pseudoliberale Argumentationslinie ab, die klassische Massenmanipulationsmuster nutzt (Angst, Lagerdenken, Polarisierung, Opfer- und Täterumkehr).
🧠 Inhaltliche Analyse
1. Negative Aspekte
- Framing: Starke Polarisierung („linke Diskursverengung“ = Schuld an Rechtspopulismus).
- Dämonisierung: Linksidentitäre als moralistische, antidemokratische Fanatiker dargestellt.
- Verschleierung: Rechtsextreme Strukturen (AfD, Identitäre Bewegung) werden relativiert.
- Rhetorische Tricks:
- Moral Inversion (Täter-Opfer-Umkehr): Linke werden für den Aufstieg der Rechten verantwortlich gemacht.
- Scheinbare Differenzierung: Durch oberflächlich ausgewogene Darstellungen (beide Seiten „identitär“), aber letztlich einseitige Schuldzuweisung an „links“.
- Cherry Picking: Einzelne extreme Beispiele werden als repräsentativ für ein ganzes Spektrum dargestellt.
- Whataboutism: Hinweise auf „Cancel Culture“ und „Woke-Extremismus“ lenken von tatsächlichem Rechtsextremismus ab.
- Lying by Omission:
- Keine Erwähnung der massiven Finanzierung rechtspopulistischer Bewegungen durch Milliardäre (z.B. Thiel, Mercer, Koch Industries).
- Kein Hinweis auf russische Desinformationskampagnen.
- Keine Thematisierung realer Gewaltandrohungen und Angriffe von rechts.
- Keine Einordnung, dass westliche Demokratien historisch immer schwankende Meinungsräume hatten.
2. Neutrale Aspekte
- Richtige Beschreibung, dass Polarisierungen beide Seiten radikalisieren können (Kommunizierende Röhren).
- Korrekte Feststellung, dass Diskurserhärtungen (Tabus, Sprachregelungen) Lagerdenken fördern können.
- Hinweise auf soziale Prägung durch Medienkonsum und Konformitätsdruck sind verhaltenspsychologisch korrekt (vgl. Cialdini, Zimbardo, Milgram-Experimente).
3. Positive Aspekte
- Forderung nach breiterem Diskurs und echter Meinungsfreiheit als Ideal ist prinzipiell begrüßenswert.
- Betonung auf wissenschaftlichen Skeptizismus (zwar missbraucht, aber als Begriff korrekt eingeführt).
🔎 Verhaltenstechnische Analyse
Psychologische Manipulationstechniken laut Cialdini, Munger, Buffett:
- Commitment & Consistency: Leser sollen sich einer skeptischen, „gegen den Mainstream“-Haltung verpflichtet fühlen.
- Ingroup/Outgroup: Starke Betonung von Wir vs. Die (Bürger vs. woke Eliten).
- Social Proof: Ständige Berufung auf (vermeintliche) Mehrheitsmeinungen („Viele Bürger denken…“).
- Scarcity: Meinung sei „bedroht“, müsse „gerettet“ werden → künstliche Dringlichkeit.
Kapitalmarktparallelen:
Munger hätte dies als ein Paradebeispiel für „psychologische Fehlsteuerung von Gruppen“ (Human Misjudgment) gewertet. Besonders gefährlich, da dadurch rationale Diskurse über Märkte, Wissenschaft und Wirtschaft verunmöglicht werden.
🕵️ Einflussnetzwerke und Hidden Agendas
- Politische Richtung:
- Neurechts, rechtspopulistisch-„libertär“.
- Nähe zu klassischen US-Think-Tanks möglich (Cato Institute, Heritage Foundation, Atlas Network).
- Mögliche Profiteure:
- Rechtspopulistische Parteien (AfD, FPÖ, RN).
- Reaktionäre Milliardärsnetzwerke (Mercer, Thiel, Koch Industries).
- Anti-Globalismus-Netzwerke.
- Strategisches Ziel:
- Legitimation von radikalisierten rechten Diskursen.
- Zerschlagung linker und liberaler Institutionen.
- Aufweichung des demokratischen Konsenses.
🌸 Gegennarrativ-Blume (kurz)
Thema | Original-Narrativ | Gegennarrativ |
---|---|---|
Meinungsfreiheit | „Wird durch Linke eingeschränkt.“ | Meinungsfreiheit darf nicht als Vorwand dienen, um demokratische Prinzipien selbst anzugreifen. |
Rechtspopulismus | „Reaktion auf linke Verengung.“ | Rechtspopulismus wird seit Jahrzehnten von interessierten Netzwerken finanziert und medial unterstützt. |
Wissenschaft | „Politisierte Wissenschaft zerstört Vertrauen.“ | Wissenschaft ist streitbar, aber Basis für Fortschritt – Problem ist bewusste Verzerrung durch extreme politische Akteure. |
Cancel Culture | „Nur Linke canceln.“ | Rechte Cancel Culture existiert gleichermaßen (Meldestellen der AfD, Einschüchterungen, Bedrohungen). |
Migration | „Zerstört Gesellschaft.“ | Migration kann Probleme schaffen, ist aber historisch immer auch ein Motor für Erneuerung und Wirtschaftswachstum gewesen. |
💬 YouTube-Kommentar-Vorlage
Kurz und knackig (1-5 Sätze):
Beeindruckend, wie hier die wachsende Spaltung durch Polarisierung einfach den Linken in die Schuhe geschoben wird – und dass die massiven Finanzströme hinter Rechtspopulisten (Thiel, Mercer etc.) einfach verschwiegen werden. Wer Freiheit predigt, sollte auch ehrlich über ihre Feinde sprechen. #Doppelmoral
🏛 Politische Lager- und Einflusszuordnung
- Politische Richtung: Neurechts bis rechtspopulistisch.
- Hauptakteure:
- Rechte Netzwerke (Atlas Network, Heritage Foundation)
- Libertäre Finanziers (Mercer, Thiel)
- Rechte Think-Tanks und rechte Medien (Fox News, Epoch Times)
📈 Kapitalmarktausblick
Was kann ich daraus ableiten?
- Risiken:
- Weitere gesellschaftliche Instabilität → Unsicherheiten auf Kapitalmärkten.
- Steigende Investitionen in Sicherheits-, Rüstungs- und Überwachungsindustrien.
- Chancen:
- Unternehmen mit Fokus auf Infrastrukturstabilität, physische Güter (Energieversorgung, Lebensmittel, Wasser).
- Unternehmen, die gesellschaftlichen Zusammenhalt und Resilienz fördern (Bildung, soziale Dienstleistungen).
Mögliche Qualitätsaktien, die profitieren könnten:
/Buffett würden
- Gesellschaftlich stabile, robuste Unternehmen bevorzugen.
- Politische Spaltung als Bedrohung, aber auch als Chance für antizyklisches Investieren sehen.
Szientismus in Wissenschaftsaktivismus: Netzwerke, Macht und Narrative
Szientismus – also die Überhöhung wissenschaftlicher Autorität – tritt häufig im Kontext von Klimaforschung und -aktivismus zutage. Öffentlich auftretende Wissenschaftler:innen wie Claudia Kemfert oder Volker Quaschning, aber auch Initiativen wie Scientists for Future mobilisieren das wissenschaftliche Wissen, um politischen Druck zu erzeugen. Kritiker warnen, dass dabei manchmal suggeriert werde, Politik ließe sich „automatisch“ aus Wissenschafts-Fakten ableiten . Nach Ansicht des Forschungstheoretikers Peter Strohschneider ist dies eine „autoritäre“ Haltung: Sie nehme fälschlich an, Wissenschaft besitze schon fertige Wahrheiten, aus denen politische Entscheidungen klar folgen müssten . Tatsächlich seien naturwissenschaftliche Erkenntnisse aber nicht immer eindeutig und im Wandel, und politische Legitimität beruhigt sich in Demokratien nicht allein auf „objektive Wahrheiten“ . Die Aktivist:innengruppen pochen dennoch auf verbindliche Handlungen – sie sprechen von Klimanotstand oder gar einem medizinischen Notfall{display:text} – und werben mit „Follow the science“. Dies wirft die Frage auf, welche Netzwerke und Ideologien diese Vereinnahmung der Wissenschaft prägen.
1. Internationale Netzwerke und ideologische Strömungen
Initiativen und Thinktanks: Hinter dem Klima- und Umweltschutz stehen eine ganze Reihe globaler Netzwerke. Auf der einen Seite finden sich UN‐nahestehende und NGO-verbundene Organisationen: Beispielsweise arbeitet die Sustainable Development Solutions Network (SDSN) eng mit Wissenschaftlern zusammen. So war etwa der Entwicklungsexperte Adolf Kloke-Lesch Co-Chair von SDSN Europa (2015–2024) und zugleich auf dem wissenschaftlichen Beirat von Scientists for Future (2019–2022) . Die EU-Kommission und nationale Regierungen unterhalten eigene Wissenschaftsplattformen (z.B. die neue Wissenschaftsplattform Klimaschutz des BMBF) sowie Klimabeiräte (WBGU, SRU u. ä.), die Forschungsergebnisse in Handlungsempfehlungen übersetzen. Auch Thinktanks wie das Ecologic-Institut oder internationale NGOs (Greenpeace, WWF, ClientEarth u.v.m.) vernetzen Wissenschaft und Politik. Privat finanzierte Stiftungen (z.B. Mercator-, Böll- oder Rockefeller-Stiftung) unterstützen oft Forschung und Kampagnen für „grüne“ Politik.
• Fridays for Future & Co.: Die Schüler-Bewegung Fridays for Future bildete ein breites Netzwerk aus, in dem sich diverse Unterstützergruppen formieren (Scientists for Future, Psychologists for Future, Parents for Future etc.). So berichtet ein Klimabericht: “They have spawned allies such as Scientists for Future, Psychologists for Future, Parents for Future and even Grannies for Future.” . Diese Netzwerke sind interdisziplinär: neben Naturwissenschaftlern engagieren sich zunehmend auch Ärzte, Ökonomen, Juristen (z.B. im Rahmen von Health for Future, die die Klimakrise als medizinischen Notfall beschreiben ) oder sogar Theologen und Künstler. Gemeinsames Narrativ ist die Dringlichkeit der Klimakrise, die in Studien etwa der IPCC klar belegt wird .
• Klimawandelleugner-Netzwerke: Den positiven Aktivistennetzwerken stehen international gut finanzierte Anti-Klimaschutz-Allianzen gegenüber. In den USA etwa dominiert das Heartland Institute das Szenario; dessen Pseudowissenschaft und PR-Kampagnen werden weltweit propagiert . Auch in Deutschland kennt man entsprechende Kreise: Das „Europäische Institut für Klima und Energie“ (EIKE) übernimmt fast Wort für Wort die Argumente von Heartland und speist damit Sätze der AfD-Rhetorik . Jüngst deckte der Guardian auf, dass US-Klimaleugner aktiv Verbindungen zu rechtspopulistischen Parteien in Europa knüpfen und etwa EU-Umweltgesetze blockieren helfen . Ideologisch stehen diese Netzwerke für eine Wirtschafts- und Entwicklungsstörung (z.B. Anti-CO₂-Abgaben, Förderung fossiler Lobby) und lehnen „Klima-Alarmismus“ als bevormundende Epistokratie ab. Auf Seiten der Politik findet sich ein klares Links-Rechts-Muster: Klimaschutzbewegungen neigen zu progressiv-sozialen Idealen (soziale Gerechtigkeit, Anti-Autoritarismus, Demokratisierung der Wissenschaft ), während die Gegenseite libertäre und nationalistische Denkmuster bedient.
2. Moralische Aufladung wissenschaftlicher Autorität
In Debatten um Klima und Corona hört man oft Parolen wie “Follow the science”. Das klingt evidenzbasiert, kann aber auch ausdrücken, dass wissenschaftliche Expertise qua Moral über politische Auseinandersetzung gestellt wird. Kritiker nennen diesen Trend „Szientismus“. Peter Strohschneider erklärt: Unter Szientismus verstehe ich die Annahme, sämtliche gesellschaftliche Fragen könnten „wissenschaftlich abschließend beantwortet“ werden – inklusive Politikentscheidungen . Er warnt vor einer “Wissenschaftsgläubigkeit”, die aber praktisch meint: Wir hätten die „Wahrheit“ schon beisammen und wüssten dann automatisch, was zu tun ist .
Tatsächlich argumentiert Strohschneider, dass Wissenschaft zwar „unverzichtbare Grundlage vernünftiger politischer Entscheidungen“ sei, aber „allein nicht ausreiche“ . Entscheidungsprozesse in Demokratien sind letztlich von Meinungsbildung und Mehrheiten bestimmt – sie werden legitimiert durch Parteitagsbeschlüsse, Parlamente oder Volksentscheide, nicht direkt durch Physikformeln. Die Wissenschaftssoziologie warnt zudem davor, dass “der Gebrauch von Wissenschaft, den Gruppen wie Scientists for Future dabei machen”, zu autoritären Tendenzen führen kann. In einem Interview fasst Strohschneider zusammen: “Der [Problembereich] ist der Versuch, politische Aushandlungsprozesse durch wissenschaftliches Wissen zu ersetzen.” . Anders gesagt: Wenn man Politik ausschließlich als Technikübung begreift und die “Verhandlung um Interessen und Werte” unterschlägt, verliert die Demokratie ihre Kraft.
Viele Klimaaktivist:innen laden die Wissenschaft in der Tat moralisch auf: Durch Begriffe wie Klimanotstand, Planetare Grenze, oder – wie es Health for Future formuliert – die medizinische Notlage der Klimakrise . Sie machen daraus nicht nur eine Frage der Physik (CO₂-Budgets), sondern der Ethik (Zukunft von Kindern, globale Gerechtigkeit). Dieser Normwandel folgt einem bestimmten Denkmuster: Die Wissenschaft fungiert als Garantin einer Wertewelt, die über positiv-politische Interessengegensätze gestellt wird. Genau hier setzt die Kritik an: Sie fordert, wissenschaftliche Fakten ermunternd (argumentativ), aber nicht gebieterisch in den Politikprozess einzuspeisen.
3. Strategische Interaktion mit Regierungen und internationalen Akteuren
Regierungen und supranationale Organisationen binden Wissenschaftsgruppen gezielt ein – teils in beratender, teils in koordinierender Funktion. Ein Beispiel ist die deutsche Nationale Sicherheitsstrategie: Hier wird der Auslandsgeheimdienst BND erstmals aufgerufen, den Klimawandel aus sicherheitspolitischer Perspektive zu untersuchen . Auch in den USA flankiert seit 2021 ein White-House-Klimabüro unter John Kerry die Außen- und Sicherheitspolitik, während alle 17 US-Geheimdienste nun eine gemeinsame Analyse zum Klimarisiko für die nationale Sicherheit anfertigen . Diese Schritte verdeutlichen, wie Klimaforschung in höchste Regierungsebenen einsickert.
Auf Ebene der EU und global bestehen weitere Brücken: Der Weltklimarat (IPCC) formuliert für die Staatengemeinschaft Prognosen, die politische Beschlüsse (z.B. Pariser Abkommen) legitimieren. Die Deutsche Bundesregierung schuf BMBF-seitig die Wissenschaftsplattform Klimaschutz (WPKS), die mit unabhängigen Expertisen den „Klimaschutzplan 2050“ evaluieren soll. Ihr Lenkungskreis setzt sich aus interdisziplinären Spitzenforschern zusammen (u.a. Ottmar Edenhofer, IPCC-Vorstandsvorsitzender der WG-III ). Auch das WBGU (wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) nimmt Einfluss: Seine Gutachten fließen in EU-Richtlinien und nationale Gesetzespläne ein. Ähnlich aktiv sind Thinktanks und Beratungsgremien wie das Zentrum für Klima und Außenpolitik der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), das „aufbauend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen“ kohärente Außenpolitik-Handlungsempfehlungen erarbeitet .
Gleichzeitig fördern internationale Organisationen wissenschaftliche Beratung. So berät z.B. die UN-SDG-Netzwerk (SDSN) Spitzenpolitiker weltweit in Fragen nachhaltiger Entwicklung, oft mit Klimafokus. In Summe entsteht ein dichtes Geflecht: Klimaforscher sitzen in vielen Kanälen zwischen NGOs und Ministerien, bei COP-Klimakonferenzen oder im Auftrag der Weltbank. Zugleich ist die Grenze fließend: Manche Aktivist:innen agieren selbst in beratender Position (etwa als Sachverständige in Ausschüssen), während Politikakteure in eigenen Klimabüros wissenschaftliche Expertise ausspielen. Informationsasymmetrien entstehen vor allem dann, wenn Bürger:innen den komplexen wissenschaftlichen Konsens nur bruchstückhaft wahrnehmen. Insider in Ministerien, EU-Kommissionen oder beim Nachrichtendienst kennen dagegen die Spitzenergebnisse der Forschung – etwa die neuesten IPCC-Projektionen. Ein Außenstehender, der etwa einen Termin mit Vertreter:innen von Wissenschaftsnetzwerken oder Ministerien hat, sollte sich deshalb im Vorfeld die maßgeblichen Fakten (IPCC-Reports, nationale Klimagesetze) vergegenwärtigen. Gleichzeitig lohnt es, die Werte‑ und Dringlichkeitsrhetorik der Gegenpartei zu verstehen: Viele Klimawissenschaftler sehen sich ja nicht „nur“ als Faktenlieferanten, sondern als Anwälte künftiger Generationen.
4. Geopolitische Interessen und Sicherheitsdimensionen
Die Klimakrise beeinflusst in wachsendem Maße Geopolitik und Sicherheitspolitik. Staaten werten den Klimawandel als Risiko für Ressourcenverteilung, Migration und Konflikte. Das spiegelt sich in Strategien wider: Deutschland etwa nahm den Klimaschutz 2023 ausdrücklich als Querschnittsthema in die Nationale Sicherheitsstrategie auf . Auch thinktankseitig beschäftigen sich Außenpolitik-Strategen mit dem Klima: Die DGAP-Gruppe „Klima und Außenpolitik“ analysiert »sicherheitspolitische, gesellschaftliche und geoökonomische Dimensionen« des Wandels . In der EU dienen Klima- und Energiepolitik als außenpolitische Werkzeuge (z.B. beim Green Deal oder im EU-Klimadiplomatie-Vorstoß). Wirtschaftlich betrachtet ist die Dekarbonisierung Teil eines Technologie-Wettlaufs: Länder konkurrieren um Marktanteile in Batterie- und Wasserstoffbranchen. Im Spannungsfeld Russlands Krieg und Chinas Aufstieg gilt Klimaförderung auch als Maßnahme der Resilienz (unabhängig von fossilen Importen).
Auf internationaler Bühne tauschen sich Wissenschaftler:innen mit Staatsvertretern aus. Beispiele sind das Klimakleeblatt (ein informelles Vier-Amtsteam der deutschen Regierung, das Klimapolitik koordiniert) oder die zahlreichen Lobbyschultern in den Vereinten Nationen. Geheimdienste beobachten etwa das Netz von Einflussnahmen: Die Tageschau berichtete z.B., dass sich der BND bewusst mit Forschungseinrichtungen verbünden soll, um Klimarisiken besser bewerten zu können . Die implizite Annahme ist: Wer Daten und Modelle kennt, kann strategisch agieren (z.B. bei Versorgungskrisen oder Katastrophenschutz). Dabei ist die Klimaagenda selbst oft Teil eines Narrativs der „Wertegemeinschaft“ im Westen – Gegenpole wie Russland und Iran führen das Thema mit ganz anderen Schwerpunkten. Im Großen und Ganzen verschmelzen in der Klimapolitik also wissenschaftliche, sicherheitspolitische und ökonomische Interessen. Wer diese Schnittmenge verstehen will, muss sowohl Glieder globaler Forschungskonsortien als auch Politikberater, Militärstrategen und Energiemanager beobachten.
5. Mediale Vermittlung, Lobbyismus und Narrative
Medien und Öffentlichkeitsarbeit sind Schlachtfelder im Szientismus-Diskurs. Aktivist:innen bringen ihre Forderungen über Talkshows, Demos und Social Media ins Volk. Ein typisches Narrativ ist dabei das der Endzeit-Dringlichkeit: Der Klimawandel wird nicht nur als naturwissenschaftliches Problem kommuniziert, sondern als moralische Verpflichtung, als Kampf für die „Kinder“ und die „Menschenrechte“ von morgen. Dies schafft eine klare Schuldfrage („Ihr zerstört unsere Zukunft“), die Wissenschaftler:innen moralisch auflädt. Beispielhaft lobt ein Klima-Report deutsche TV-Redaktionen, weil dort “wirklich junge Menschen von der Klimabewegung“ zusammen mit führenden Politiker:innen auftreten – und die Jugendlichen „einen tollen Job“ machen .
Gleichzeitig betreiben NGOs intensives Lobbying: Umweltverbände und Anwälte wie ClientEarth oder die Deutsche Umwelthilfe klagen mittlerweile regelmäßig, um Klimagesetze gegen Regierungen durchzusetzen . Sie kombinieren juristische Schritte mit medialer Kampagnen (Studien, Gutachten) und drücken so auf politische Instanzen. Lobbyverbände im Sinne der Industrie halten dagegen, doch ihre Argumente decken sich oft mit jenen libertär-rechten Thinktanks (siehe §1). Insgesamt entstehen konträre Narrative: Die einen preisen „Klimaneutralität“ als Innovationschance, die anderen stigmatisieren jede CO₂-Regulierung als wirtschaftsschädlich oder ideologisch (vgl. EIKE). In den Medien führt das zu „Informationsasymmetrien“ – je nach Kanal dominiert entweder die Alarm- oder die Skeptiker-Botschaft. Für Außenstehende empfiehlt es sich, zwischen diesen Polen zu vermitteln: Zu erkennen, welche Werte („Gerechtigkeit“, „Vorsorge“, „Marktfreiheit“) jeweils transportiert werden, hilft dabei, die Debatte sachlich zu führen.
6. Wer erhält Einblick – und Gesprächsvorbereitung
In der Praxis sind es meist etablierte Eliten, die direkt informiert werden. Dazu zählen: Spitzenpolitiker (Minister, Staatssekretäre), wissenschaftliche Berater in Ministerien und supranationalen Gremien, diplomatische Klimaattachés, sowie hohe Beamte von Nachrichtendiensten und Militär. Auch Funktionsträger großer Forschungseinrichtungen (Fraunhofer, Helmholtz, Max-Planck) oder Universitätsleiter bekommen Einblicke in vernetzte Analysen. Externe Interessierte (z.B. Journalisten, NGOs, Unternehmensstrateg:innen) kommen nur mit Mühe an diese Informationen. Wer als Außenstehende in ein Gespräch mit solchen Akteuren tritt, sollte daher inhaltlich sorgfältig vorbereitet sein:
• Sachkenntnis zeigen: Vertrautheit mit dem aktuellen Stand der Forschung signalisiert Respekt. Zitate etwa aus IPCC-Berichten oder nationalen Studien schaffen Glaubwürdigkeit. (Beachten Sie, dass Aktivist:innen sich auf Standardwerke wie den „Fünften Sachstandsbericht“ berufen .)
• Moralische Argumente verstehen: Viele Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen denken in Existenzfragen („Systemfrage“, Klimagerechtigkeit). Zeigen Sie, dass Sie ihre Motive nachvollziehen können, auch wenn Sie andere Prioritäten setzen. Betonen Sie gemeinsame Werte (z.B. Sicherheit, Wohlstand, Umweltschutz) und wie Ihre Vorschläge dazu passen.
• Dialog statt Konfrontation: Strohschneider rät dazu, in Debatten auf Argumente zu setzen, nicht auf Macht oder Autorität . Deshalb empfiehlt es sich, Fragen zu stellen („Was sagen Ihre Modelle dazu?“), statt Forderungen einfach abzulehnen. Argumentieren Sie datenbasiert – Ihre Gesprächspartner werden für korrektes Faktenwissen sensibilisiert sein.
• Über den Tellerrand schauen: Erkennen Sie, dass viele wissenschaftliche Entscheidungsvorschläge (CO₂-Steuern, Technologien) immer auch Verteilungswirkungen haben. Bereiten Sie deshalb Antworten auf normative Fragen vor (Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum, Süd-Nord-Gerechtigkeit) – reine Naturwissenschaftsformeln werden hier nicht genügen .
• Medienflüsse beachten: Wissen Sie, was gerade diskutiert wird (aktuelle Klima-News, politische Debatten, Gerichtsurteile). Oft beziehen sich Aktivist:innen auf aktuelle Ereignisse. Zeigen Sie, dass Sie über die laufende Debatte informiert sind, um Anschuldigungen nicht unfreiwillig zu wiederholen.
Fazit: Szientismus manifestiert sich in einem engen Geflecht aus Wissenschaft, Aktivismus und Politik. Erkenntnisgewinn wird zum Aktivismusmotor, und Aktivisten nutzen Wissenschaft als Legitimation. Gleichzeitig stecken hinter allen Seiten politische Interessen und Narrationen. Eine tiefe Analyse dieser Netze zeigt: Nicht allein die Fakten entscheiden, sondern vor allem die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Machtfragen. Dennoch gilt: Wissenschaftliche Fakten sind eine Voraussetzung für kluge Politik – sie sollten aber stets eingebettet bleiben in öffentliche Debatten und demokratische Prozesse .
Quellen: Analyse auf Basis aktueller wissenschaftskommunikativer Beiträge, politikwissenschaftlicher Forschung und Berichten (z.B. Interviews mit Peter Strohschneider , Klimaberichte und -journale , offizielle Regierungs- und NGO-Publikationen ).