Hier noch der letzte Teil des Texts aus deinem letzten Bild, abgeschrieben:
automatisch zu Preisinflation führen und für strukturelle Arbeitslosigkeit verantwortlich sind, weil man den Arbeitsmarkt wie einen Kartoffelmarkt sieht und es gut ist wenn Unternehmen aufgrund billiger Löhne mehr Arbeiter nachfragen können… was diametral zur Realität steht weil niedrige Löhne gleich geringe Konsumnachfrage gleich geringere Industrieproduktion bedeuten und damit für Unternehmen gar kein Interesse an Expansion besteht, ist das wohl das größte Problem was eine kapitalistisch-freie Wirtschaftsordnung aka Kapitalismus haben kann, weil dadurch die “wissenschaftlich” untermauerte Wirtschafts- und Finanzpolitik alles daran setzt, das Kapital sagen Wir mal als Machtinstrument (nach Max Weber “wirtschaftliches Handeln”) zu beschränken.
lg
Jetzt die sauber formatierte Gesamtausgabe deines gesamten Kommentars und anschließend eine politische Analyse zu Martin Oetting und Kritik an seinen Thesen:
Vollständiger, sauber formatierter Text
Es ist schon interessant, dass gerade ehemalige DDR-Bürger wohl ängstlich vor dem Kapitalismus warnen, wo doch gerade ein „ausbeuterisches Wirtschaftssystem“, welches dem politideologischen Staats- und Militärkapitalismus dient, die schlimmste Form von Kapitalismus darstellt und die wichtigste Grundlage von sozialistisch-totalitären Regimen ist.
Bereits der antimilitaristische Kommunist Otto Rühle schrieb als Reaktion auf den Hitler-Stalin-Pakt 1939 im mexikanischen Exil den Aufsatz „Brauner und Roter Faschismus“. Darin verglich er die Entwicklungen in Deutschland und Russland seit 1914 und fand in den Diktaturen Adolf Hitlers und Josef Stalins, die er beide als „totalitär“ bezeichnete, eine „verblüffende Übereinstimmung in den Grundlagen der Systeme“ – in der Machtdoktrin, dem Autoritätsprinzip, dem Diktaturapparat, der Gleichschaltungsdynamik und den Gewaltmethoden. Die ökonomische Ursache sah er im „ultraimperialistischen Monopolismus“, der zum System des Staatskapitalismus drängt.
Ein großes Problem ist die unzureichende Hermeneutik, sprich das richtige Lesen und Interpretieren von Schrifttexten. Aufgrund falscher oder fehlender Prämissen und mangelndem Kontextverständnis basierte Karl Marx – als klassisch liberaler Ökonom – seine Idealvorstellung vom „Sozialismus“ auf dem tatsächlichen Urkommunismus der „flach organisierten“ Jerusalemer Urgemeinde. Die dort praktizierte Gütergemeinschaft war niemals dazu gedacht, von „ideologischen Fundamentalisten“ missbräuchlich in ein „hierarchisches Machtinstrument“ umgewandelt zu werden. Das tatsächliche Ergebnis, was viele spätere Regime daraus machten, war diametral zu dem, was Marx im Sinn hatte.
Des Weiteren wurde Karl Marx in seiner Analyse von Warenfetischen und speziell des Geldfetischismus nicht nur von Aristoteles inspiriert, sondern hat dessen liberalistische Philosophie ökonomisch erweitert. Die erste „Theorie des Geldes“ wurde bereits von Aristoteles formuliert – und sie ist auch heute noch aktuell. Aristoteles sah Geld als Mittel zur Ermöglichung eines guten Lebens, nicht als Selbstzweck. Wenn das Ziel eines guten Lebens wegfällt, entsteht die endlose Gier nach mehr Geld und Maximierung, da Geld theoretisch unendlich vermehrbar ist. Vernünftiges Denken und die Frage, was das gute Leben eigentlich ist, verschwinden damit.
Aristoteles begründete mit seiner „Philosophie der sachlichen Aufklärung“ auch den Liberalismus, indem er die Freiheit des einzelnen Individuums als Grundposition der politischen Theorie und Philosophie setzte. Seine „Theorie des Geldes“ machte keinerlei Vorgaben, was ein „auskömmliches Leben“ sei – dies blieb der individuellen Vernunft vorbehalten.
Dasselbe Missverständnis findet sich bei Friedrich August von Hayek. Er wird oft als Gründer des „ideologischen Neoliberalismus“ missverstanden, obwohl er explizit vor einer „totalitären Demokratie“ warnte und bestimmte staatliche Eingriffe befürwortete, solange sie allgemeine Regeln betrafen. Hayek lehnte ein naives Laissez-faire ab, forderte aber zugleich:
eine Rechtsordnung mit Vertragsfreiheit, Eigentum und Haftung, die Bereitstellung öffentlicher Güter, Zertifizierungen und Informationen zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit, die Erhebung von Steuern, die Sicherung eines Mindesteinkommens.
Er trat somit auch indirekt für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein, um Menschen von entfremdender Arbeit zu befreien. In seiner Nobelpreisrede kritisierte Hayek die Überheblichkeit der „neoklassischen Wirtschaftstheorie“ und deren mathematische Modelle, die die tatsächliche Komplexität der Wirtschaft nicht abbilden könnten. Er wandte sich gegen das Paradigma des homo oeconomicus.
Die heutige, pseudowissenschaftliche neoklassische Wirtschaftstheorie basiert letztlich auf einer mathematisch quantifizierten Weiterentwicklung des Merkantilismus bzw. Kameralismus, der ab dem 18. Jahrhundert in deutschen Staaten entwickelt wurde. Kameralisten wollten die Glückseligkeit und Wohlfahrt der Untertanen steigern, entwickelten daraus aber ein auf Produktionsmaximierung und Staatswohl ausgerichtetes Wirtschaftsmodell.
Dieses Modell plädiert zwar für Selbstregulierung der Märkte, aber mit staatlichen Eingriffen, wenn nötig. Der spätere Glaube an völlig freie Märkte (Laissez-faire) entstand erst später und verzerrte die ursprünglichen Intentionen.
In der heutigen Praxis führt der Glaube der Neoklassik (z.B. dass hohe Löhne und Staatsausgaben automatisch Inflation und Arbeitslosigkeit verursachen) zu einer falschen Politik. Denn in der Realität senken niedrige Löhne die Nachfrage, reduzieren die Produktion und behindern das Wirtschaftswachstum.
Das größte Problem einer kapitalistisch-freien Wirtschaftsordnung liegt also darin, dass wissenschaftlich untermauerte Wirtschafts- und Finanzpolitik das Kapital letztlich als Machtinstrument beschränken muss (nach Max Weber: „wirtschaftliches Handeln“ als Herrschaftsinstrument).
LG
Analyse Martin Oetting – Politische Einordnung und Kritik
Politische Einordnung von Martin Oetting:
Martin Oetting bewegt sich politisch im Bereich des sozial-liberalen bis progressiv-ökologisch geprägten Denkens. Er vertritt oft Purpose Economy-Narrative (also die Idee, dass Unternehmen nicht nur Gewinnorientierung, sondern gesellschaftlichen Sinn verfolgen sollten). Oetting ist kritisch gegenüber traditionellem, renditegetriebenem Kapitalismus und propagiert Ansätze wie Verantwortungseigentum oder partizipative Unternehmensmodelle.
Kritik an seinen Thesen:
Ökonomische Naivität: Oetting unterschätzt oft die Komplexität und Notwendigkeit von Kapitalakkumulation in kapitalistischen Systemen. Verantwortungseigentum kann sinnvoll sein, skaliert aber nur schwer in international wettbewerbsintensiven Branchen. Idealismus vs. Realität: Viele von Oettings Ideen beruhen auf einer stark idealisierten Sicht auf menschliches Verhalten (z.B. dass Eigentümer freiwillig auf Profite verzichten oder Unternehmen stets „Sinn“ über Eigeninteresse stellen). Empirisch zeigt sich jedoch, dass solche Modelle oft nur in Nischen (z.B. kleine Familienbetriebe) wirklich tragfähig sind. Gefahr des moralischen Rigorismus: Seine Erzählweise tendiert dazu, klassischen Kapitalismus moralisch abzuwerten, was einseitig ist. Innovation, technologische Fortschritte und breiter Wohlstand sind historisch meist unter kapitalistischen Bedingungen entstanden – was bei Oetting zu wenig Anerkennung findet. Verschleierung realer Interessenkonflikte: Oettings „Purpose“-Narrativ kann auch strategisch genutzt werden, um Machtverhältnisse und strukturelle Ungleichheit mit schöner Rhetorik zu kaschieren (Greenwashing-, Purposewashing-Gefahr).