Ich werde umfassend untersuchen, wie Dubai (bzw. die Vereinigten Arabischen Emirate) gezielt daran arbeitet, sich als mediale Supermacht zu positionieren – inklusive ihrer Soft-Power-Strategien, Nutzung von Influencern, Medienlandschaft, staatlichen Doktrinen und geopolitischen Ambitionen. Ich schaue mir auch an, seit wann und wie systematisch diese Maßnahmen umgesetzt werden, und welche Auswirkungen das auf globale Meinungen und Narrative haben könnte.
Ich melde mich, sobald die Analyse vorliegt.
Dubai und die VAE als mediale Supermacht: Strategie und Akteure
Die Vereinigten Arabischen Emirate (insbesondere Dubai) verfolgen seit den 2000er Jahren eine aktive Soft‐Power‐Strategie, um ihr Image und ihren internationalen Einfluss zu stärken. Offiziell spricht man von Nation Branding und “Cultural Diplomacy”: Durch gezielte Medien- und Kulturprojekte (z.B. Expo 2020 Dubai, Kunstmuseen, Sportgroßveranstaltungen) präsentieren sich die VAE als modernes, tolerantes und zukunftsorientiertes Land. In Reden der Führung heißt es etwa, die VAE seien „das Land der Möglichkeiten, ein Zentrum der Toleranz, Koexistenz und kulturellen Vielfalt“. Wissenschaftler bezeichnen Saudi-Arabien und die VAE inzwischen als „digitale Supermächte“, deren Medienangebote die größten Reichweiten im arabischen Raum erzielen. Diese Strategie ist eng mit dem übergeordneten Ziel verbunden, die Wirtschaft zu diversifizieren: Der Ausbau der Medienbranche soll ein kreatives Ökosystem schaffen, der Tourismus- und Kultursektor gestärkt und ausländische Investitionen angezogen werden.
Staatliche Medienkonzerne, Medienzentren und Partnerschaften
Die Regierung unterstützt massiv eigene Medienunternehmen und –infrastrukturen. In Dubai wurden z.B. 2001 der Dubai Media City (DMC) als Freihandelszone sowie das Government of Dubai Media Office (ab 2010) gegründet, um internationale Medienkonzerne anzuziehen und die Regierungskommunikation zu bündeln. Weltweit bekannte Medienfirmen wie CNN, BBC, Reuters, Forbes oder MBC sind in der DMC ansässig. Offiziell heißt es, DMC sei „ein Leuchtturm“ („magnet“) für globale Medienunternehmen und biete ihnen Infrastruktur und Netzwerke, um die gesamte Region zu bedienen. Auch in Abu Dhabi entstand mit twofour54 (seit 2008) ein staatlich geförderter Medienhub mit Soundstages und Finanzanreizen, der Hollywood- wie Bollywood-Produktionen angelockt hat.
Staatliche Medienkonzerne sollen Dubai zur „globalen Medien-Hauptstadt“ machen. Der Dubai Media Council kündigte etwa 2023 eine Strategie an, die die Medienbranche zur Verdopplung ihres Beitrags zum Bruttoinlandsprodukt führen und das Emirat zum weltweiten Medien-Hub ausbauen soll. Auch Dubai Media Incorporated (DMI) – Herausgeber von TV, Radio und Zeitungen – wurde angewiesen, zum „führenden Medienunternehmen der Arabischen Welt“ zu werden und lokale Inhalte gezielt als Imageförderung zu nutzen. Eines der erklärten Ziele ist, die Nachrichtensender wie Dubai TV und Sama Dubai mit hochwertigem Content aufzuwerten, der „Dubaïs Erfolge in die Welt transportiert“ und so die Stadt als globales Wirtschaftszentrum positioniert.
Zusätzlich geht es um strategische Partnerschaften mit globalen Medienplattformen: Beispiele sind Joint Ventures mit Streamingdiensten und internationale Film- und Seriendrehs in den Emiraten. Abu Dhabis Image Nation etwa platziert seit Jahren Koproduktionen auf Netflix und Hollywood‐Produktionen vor Ort. Branchenveranstaltungen wie das Dubai International Content Market knüpfen Kontakte zwischen VAE-Medienfirmen und internationalen Sendern und Streaming-Anbietern. In Kooperation mit Technologieunternehmen (YouTube, Facebook) wird die VAE auch als Innovationsstandort für Social-Media-Technologien beworben (z.B. das 1B Followers Summit 2025).
Förderung von Influencern: Anreize und Akademien
Ein zentrales Element der Medienstrategie ist die gezielte Rekrutierung internationaler Influencer. Die Regierung lockt Social-Media-Stars mit umfassenden Anreizen nach Dubai: großzügige Sponsorenverträge, luxuriöse Unterkünfte und „Golden Visas“ (Langzeitaufenthaltsgenehmigungen). So gibt es einen staatlich geförderten „Creators HQ“ im Emirates Towers, der mit einem AED 150 Millionen (ca. 40 Mio. $) starken Fonds für Content-Creator ausgestattet ist. Gleichzeitig wurde 2025 ein „Influencer Academy“ Programm gestartet – ein dreimonatiger kostenfreier Lehrgang (Fotografie, Videoproduktion etc.) für ausgewählte Content-Creators, inklusive Unterkunft und Taschengeld. Begleitend erlaubt ein neues Golden Visa speziell Influencern einen unbefristeten Aufenthalt. Laut der Regierung sei dies Teil eines „Commitments, Kreativität und Exzellenz im Tourismussektor zu fördern“.
Ziele: Durch die Förderung sollen führende internationale Influencer motiviert werden, Dubai in ihren Posts und Videos zu präsentieren. Beobachter nennen dies „influencer marketing“, bei dem Dubai als visuell beeindruckendes Urlaubs- und Arbeitsziel vermarktet wird. Das Emirat bietet gezielt Westlerinnen und Westlern hohe Gagen und Reiseerleichterungen an, um ihre Reichweite („Follower-Basen“) für eigene Imagekampagnen zu nutzen. Medienberichten zufolge spricht Dubai offen davon, junge, meist weibliche Blogger mit Lifestyle-Fotos anzuziehen – damit diese kostenlos durch Instagram und Co. Werbung fürs Emirat machen.
Zielgruppen und Narrative
Die Medienoffensive richtet sich vorrangig an Auslandsmärkte: Touristen, Investoren und wohlhabende Migranten aus Europa, Nordamerika und Asien. Gezielte Narrative betonen dabei Dubai als multikulturelles und „kosmopolitisches“ Mekka: moderne Architektur, Luxus, Sicherheit und „Toleranz“ sollen im Mittelpunkt stehen. So präsentierten sich etwa die Expo 2020 und die „World Tolerance Summit“ als Bühne, um die VAE als weltoffenes Land zu inszenieren. Medienpolitiker hoben stets hervor, die VAE seien ein „Zentrum der Toleranz, Koexistenz und kulturellen Vielfalt“, ein „Land der Möglichkeiten“ für alle Menschen. Themen wie Futurismus, Hightech oder islamische Modernität werden bewusst betont, um mit der Narration aufzuräumen, die Golfstaaten wären rückständig.
Ein weiteres Zielpublikum sind junge Erwachsene und Frauen: Tourismuskampagnen zeigen sie als selbstbewusste Reisende, die allein in Dubai Urlaub machen können. Auch Wirtschafts- und Expat-Medien werden bedient, um Geschäftsmöglichkeiten und Wohlstandsförderung zu vermitteln. Die VAE vermarkten sich als Global City und Finanzzentrum in der arabischen Welt. Insgesamt steht die Betonung einer angeblichen Normalität des Emirats für westliche Lebensstile und Freiheiten im Vordergrund, um internationale Besucher und Medien positiv zu stimmen.
Zeitlicher Verlauf und Meilensteine
Die mediale Expansion ist über zwei Jahrzehnte gewachsen. Anfänge (2000er): 2001 gründete Dubai die Dubai Media City (DMC) als ersten regionalen Freizone-Cluster für Medienunternehmen. Die Dubai Press Club (1999) und spätere Gründung des Government Media Office (2010) institutionalisierten staatliche Kommunikationsstrukturen. 2008 folgte Abu Dhabis twofour54-Zone für Film und TV-Produktionen.
2010er Jahre: Die Strategie intensivierte sich mit großen Imageprojekten. 2017 öffnete das Louvre Abu Dhabi, 2019 wurde das „Jahr der Toleranz“ ausgerufen und der World Tolerance Summit veranstaltet. 2020 (nach Corona-Verschiebung im Jahr 2021) war Expo Dubai ein globales Schaufenster für den Auftritt als innovatives Event-Destination. Parallel stiegen Investitionen in nationale Medienunternehmen und Tech-Hubs.
2020–2025: Kürzlich haben die VAE ihre Medienagenda weiter konkretisiert. Ende 2023 kündigte der Dubai Media Council eine neue Strategie an, die den Medienanteil an der Wirtschaftsleistung verdoppeln und „Dubaïs Position als globales Medien-Hub“ weiter festigen soll. Seit 2024 folgt die Praxis: Im Januar 2025 startete die Influencer-Akademie und Anfang 2025 wurde das „Creators HQ“-Programm mit Golden Visas für Kreative ins Leben gerufen. Insgesamt lässt sich ein klarer Trend erkennen: Aus Spots und Pressemitteilungen der Jahre seit etwa 2010 spricht unmissverständlich der Wille, Dubai (und die VAE insgesamt) als zentrale Medienplattform und Gastland für globale Unterhaltungs- und Informationsproduktion zu etablieren.
Internationale Reaktionen und Kritik
Internationale Beobachter und Medienfreiheitsexperten warnen vor dieser Strategie als reiner Imagekampagne. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch bezeichneten etwa die Expo 2020 in Dubai offen als „Whitewash“[1], mit der die Regierung ihre restriktive Realität kaschiere:
Die propagierte Botschaft von Offenheit und Toleranz stehe im krassen Widerspruch zu Repression gegen Kritiker und die Zensur von Journalisten im Land. Reporter ohne Grenzen weist regelmäßig auf das fehlende Pressefreiheitsniveau in den Emiraten hin (2016 Rang 119). Kritiker mahnen, dass die Digital-Politik sich im autoritären Spektrum bewegt: Studien warnen, die VAE nutzten digitale Medien zunehmend für Überwachung und Manipulation –
2022 rangierten sie etwa unter den weltweit Top-5-Staaten beim Versenden von
staatlich gesteuerten Desinformationskampagnen auf Social Media.
Quelle Carnegie
Auch im Bereich der Influencer-Förderung gibt es ethische Bedenken. Aktivist*innen kritisieren, dass westliche Influencer mit prestigeträchtigen Besuchen in Dubai faktisch Teil einer staatlichen PR-Kampagne werden. So nannte eine NGO (Detained in Dubai) das neue Influencer-Akademieprogramm bereits “eine Propagandakampagne”, die darauf abziele, das harte Rechtssystem zu verschleiern.
Ein Blogartikel prägte gar den Begriff „Influencer-Washing“:
Glamouröse Posts westlicher Blogger würden uns ein Trugbild von Freiheit und Wohlstand zeigen, während zugleich etwa Migrantenrechte systematisch verletzt würden. Auch Technologie-Ethiker kritisieren, dass Social-Media-Plattformen kaum gegen gezielte staatliche Beeinflussung vorgehen:
So haben Beobachter den Internetkonzernen vorgeworfen, „kritischen Stimmen in der MENA-Region den Rücken zuzukehren“ und den emittierenden Regierungen weitgehend freien Lauf zu lassen.
Insgesamt wird die mediale Expansion der VAE international ambivalent bewertet: Einerseits leisten die Programme den Emiraten erkennbar gute Öffentlichkeitsarbeit und bringen wirtschaftliche Impulse (Tourismus, Filmaufträge, Investitionen). Andererseits warnen Journalismus- und Menschenrechtskreise vor einer Instrumentalisierung der Medien. Sie mahnen, dass Inhalte in diesem Umfeld kaum unabhängig sind und die Grenze zwischen Marketing und Propaganda verfließe, solange unabhängige Berichterstattung unterdrückt wird.
Quellen: Wissenschaftliche Publikationen, Medienberichte und NGO-Analysen (u.a. Carnegie Endowment, HRW, Arab News, The National, Fast Company) sowie offizielle Statements aus Dubai wurden verwendet, um die Strategie der VAE als aufstrebende Medienmacht darzustellen.
Hier ist eine ausführliche Linkliste zu den zentralen Themen rund um Dubais mediale Strategie, Influencer-Förderung, staatliche Medienpolitik und internationale Kritik:
🏙️ Dubai Media City & Medienstrategie
- Dubai Media City (DMC): Gegründet im Januar 2001 als Freihandelszone für Medienunternehmen. (Wikipedia – Die freie Enzyklopädie)
- Offizielle Seite der Dubai Media City: Informationen über die Infrastruktur und Dienstleistungen. (Home Dubai)
- Wirtschaftliche Vorteile der DMC: Details zu Unternehmensgründungen und Lizenzierungen. (Human Rights Watch)
- Dubai Media City – Regierungsseite: Informationen vom Wirtschaftsministerium der VAE.
🎥 Influencer-Programme & Golden Visa
- Creators HQ: Einrichtung zur Unterstützung von Content Creators, inklusive Golden Visa. (Erickson Immigration Group)
- Golden Visa für Influencer: Langfristige Aufenthaltsgenehmigungen für Content Creators.
- Beautiful Destinations Academy: Dreimonatiges Trainingsprogramm für angehende Influencer. (Latest news & breaking headlines)
- Dubai’s Influencer Academy: Informationen über die neue Akademie für Influencer. (Entrepreneur)
🧭 Dubai Media Council & Strategien
- Dubai Media Council: Offizielle Website mit Informationen über Ziele und Initiativen.
- Management Team des UAE Media Council: Einblicke in die Führungsebene. (uaemc.gov.ae)
- Neue Gesetzgebung zur Erweiterung des Mandats: Details zur Gesetzesänderung von 2024.
- Strategie zur Verdopplung des Mediensektors: Ziele des Dubai Media Council zur wirtschaftlichen Stärkung. (WAM)
⚖️ Internationale Kritik & Menschenrechte
- Human Rights Watch – Kritik an der Expo 2020: Analyse der Menschenrechtslage während der Expo. (Human Rights Watch)
- The Guardian – Ausbeutung von Arbeitskräften: Bericht über Arbeitsbedingungen bei der Expo 2020. (The Guardian)
- Al Jazeera – HRW über Expo 2020: Kritik an der Nutzung der Expo zur Imagepflege. (Business & Human Rights Resource Centre)
- Amnesty International – Menschenrechtsbericht VAE: Aktueller Bericht zur Menschenrechtslage.
📰 Pressefreiheit & Zensur
- Reporter ohne Grenzen – VAE: Aktuelle Rangliste und Bewertung der Pressefreiheit. (Wikipedia – Die freie Enzyklopädie)
- Rangliste der Pressefreiheit 2025 (PDF): Detaillierte Übersicht der weltweiten Pressefreiheit. (ZDF)
- Wikipedia – Pressefreiheit in den VAE: Hintergrundinformationen zur Medienlandschaft und Zensur. (Wikipedia – Die freie Enzyklopädie)
Diese Links bieten einen umfassenden Überblick über Dubais Bemühungen, sich als mediale Supermacht zu positionieren, sowie über die damit verbundenen ethischen und politischen Implikationen.