Alles klar – ich starte eine umfassende Deep Research zur aktuellen Studienlage, Technologieentwicklung und wissenschaftlichen Einordnung zu:
- Martin Stocks Dissertation über hochfrequente Felder auf murine neuronale Zellen,
- der Rayonex Bioresonanz-Technologie (nach Paul Schmidt) inkl. deren Studienlage,
- sowie der Vitatec-Technologie (bioinformierte Medizin aus der Schweiz).
Ich werde aktuelle Publikationen, Studien (z. B. PubMed), technologische Entwicklungen (bis 2025), regulatorische Bewertungen und interdisziplinäre Beurteilungen aus Biomedizin, Physik und Medizintechnik einbeziehen.
Sobald der Bericht fertig ist, melde ich mich bei dir.
Elektromagnetische Felder in Forschung und Therapie: Eine interdisziplinäre Analyse
1. Martin Stocks Dissertation (TUM 2017): EMF-Einfluss auf neuronale Primärzellen
Hintergrund & Zielsetzung: Martin Stock untersuchte in seiner Dissertation „Transkriptionales und posttranskriptionales Profiling neuronaler muriner Primärzellen nach frequenz- und intensitätsabhängiger elektromagnetischer Exposition“ (TU München, 2017) die Auswirkungen gepulster elektromagnetischer Felder auf Nervenzellen. Konkret wurde eine repetitive Magnetstimulation (rMS) an primären Maus-Neuronen mit variierenden Frequenzen (u.a. 70 Hz) und Feldstärken durchgeführt. Anschließend erfolgte ein umfassendes Genexpressions-Profiling: sowohl transkriptional (mRNA-Expressionsmuster) als auch posttranskriptional (Muster nicht-kodierender RNA, insbesondere microRNAs) wurden analysiert. Ein innovativer methodischer Aspekt war die Kopplung von Elektrophysiologie und Molekularbiologie: Vor jeder molekularen Analyse validierte Stock die Vitalität und elektrische Aktivität der Neuronenkulturen mittels MEA (Micro-Elektroden-Array) Messungen. Diese Qualitätskontrolle stellte sicher, dass nur funktionell aktive Neuronen in die Expressionsanalyse eingingen – ein methodisches Novum, das die Aussagekraft der Ergebnisse stärkte.
Ergebnisse & Relevanz: Stocks Arbeit ergab, dass die EM-Stimulation vielschichtige Veränderungen des neuronalen Transkriptoms bewirkte. Zahlreiche Gene zeigten je nach Stimulierungsmuster und Intensität veränderte Expression. Besonders hervorzuheben ist die Identifizierung zweier microRNAs (miRNAs) – miR-10b und miR-200a – deren Expression durch rMS signifikant moduliert wurde. Diese miRNAs gelten als “pathologie-assoziierte Schlüsselgene”, d.h. sie sind in Krankheitsprozessen (z.B. Tumorprogression oder neurodegenerativen Veränderungen) involviert und könnten als Biomarker oder therapeutische Ansatzpunkte dienen. Die Befunde suggerieren, dass gezielte Frequenz- und Feldstärkenkombinationen spezifische Genregulations-Netzwerke anstoßen: So konnten selektive Gen- und miRNA-Regulationen durch unterschiedliche Stimulationsmuster ausgelöst werden. Interessanterweise fanden sich Hinweise auf durch rMS getriggerte Gen-Silencing-Prozesse via miRNA – also eine Abschwächung bestimmter Genprodukte – sowie auf Aktivierung anderer Gene. Die Studie validierte damit nicht nur bereits bekannte EMF-Effekte, sondern brachte auch neue molekulare Regulatoren ans Licht, die in zukünftigen Untersuchungen weiterverfolgt werden können. Insgesamt demonstrierte Stock, dass magnetische Stimulation messbare zelluläre Reaktionen hervorruft, bis hinunter auf die Ebene der Genexpression.
Methodische Qualität & Plausibilität: Die Dissertation zeichnet sich durch eine solide experimentelle Gestaltung aus. Die Kombination von funktionellen Tests (MEA-Messung der Neuronenaktivität) mit nachfolgender genomweiter Expressionsanalyse stellt sicher, dass beobachtete Genexpressionseffekte tatsächlich auf lebendige, reagierende Zellen zurückzuführen sind. Die interne Validität wurde durch Kontrollen und Wiederholungen untermauert (z.B. Vergleich unterschiedlicher Intensitäten, zeitliche Intervalle etc.). Biologisch plausibel sind die Befunde insofern, als bekannt ist, dass elektromagnetische Felder elektrische Ströme in Nervenzellen induzieren können. Insbesondere pulsierende Magnetfelder wie bei rMS ähneln der klinisch etablierten Transkraniellen Magnetstimulation (TMS), die Neuronen depolarisiert. Es ist daher folgerichtig, dass Änderungen in der neuronalen Aktivität auch auf molekularer Ebene Spuren hinterlassen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass ELF-EMF (extrem niederfrequente Felder, ~50–60 Hz) zelluläre Stressantworten und Genexpressionsänderungen auslösen können. So wurden z.B. in kultivierten neuronalen Zellen unter 50 Hz Magnetfeldern vermehrt oxidative Stressmarker (NO-Synthase, Superoxid) und kompensatorisch Antioxidanzien exprimiert, und es traten rasche Änderungen in der Zytokin-Genexpression auf. Stocks Ergebnisse fügen dem Bild hinzu, dass auch genregulatorische RNAs wie miRNAs durch EMF beeinflusst werden können – ein Aspekt, der z.B. in neueren Übersichtsarbeiten zu EMF-Effekten auf molekularer Ebene ebenfalls diskutiert wird (Hinweise auf EMF-Einflüsse auf microRNA-Biogenese und epigenetische Regulation). Die biophysikalische Plausibilität ist gegeben durch bekannte Mechanismen: elektromagnetische Reize können Ionenkanäle modulieren und Ca²⁺-Signalwege triggern, was letztlich Genaktivitäten steuert. Eine Hypothese besagt etwa, dass EMF über Kalzineurin-Signalwege zelluläre Antworten auslösen könnten – Kalzineurin ist eine Ca²⁺-abhängige Phosphatase, die Genexpression (insb. in Immun- und Nervenzellen) beeinflusst. Solche Mechanismen könnten mit Stocks Beobachtungen vereinbar sein (z.B. wenn rMS Ca²⁺-Signalskaskaden in Neuronen anstößt und damit miRNA-Expression verändert).
Anschlussforschung (Stand 2025) & Ausblick: Stocks Dissertation hat einen Grundstein für weiterführende Untersuchungen gelegt. In der Zusammenfassung betont er selbst, dass nun Validierungen in gesundem und pathologischem Gewebe folgen sollten. Tatsächlich bietet es sich an, die identifizierten miRNAs und Genpfade in Krankheitsmodellen zu untersuchen – etwa in transgenen Mausmodellen für Alzheimer, Parkinson oder Huntington, wie Stock vorschlägt. Seit 2017 hat die Forschung zu EMF-Effekten im neurologischen Kontext an Fahrt gewonnen. Beispielsweise werden niederfrequente EMF und Pulsed EMF (PEMF) mittlerweile als potenziell therapeutisch bei neurodegenerativen Erkrankungen diskutiert. Einige Studien an Tiermodellen deuten an, dass langfristige EMF-Exposition kognitive Funktionen beeinflussen kann oder neuropathologische Veränderungen moduliert – allerdings sind die Ergebnisse teils widersprüchlich. Die Translation in klinische Anwendungen ist bislang begrenzt auf etablierte Verfahren wie TMS (v.a. in der Depressionsbehandlung) oder die PEMF-Therapie zur Knochenheilung. Dennoch: Stocks Arbeit liefert molekulare Zielgrößen (wie miR-10b/200a), die in Zukunft evtl. als Biomarker für EMF-Wirkungen dienen könnten oder Ansatzpunkte für nichtinvasive Therapien. Sollte es gelingen, durch bestimmte Frequenzmuster gezielt günstige Genexpressionseffekte (z.B. neuroprotektive oder neuroregenerative) auszulösen, hätte dies klinische Implikationen – etwa zur unterstützenden Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen. Bis 2025 sind bereits einzelne Folgearbeiten erschienen, die microRNA-Veränderungen im Gehirn nach EMF-Exposition beschreiben oder verbesserte kognitive Funktionen bei Mäusen unter ELF-EMF untersuchen. Allerdings bleibt das Feld kontrovers: viele Studien weisen auf mögliche Risiken von chronischer EMF-Belastung hin (Stichwort oxidative Stressreaktionen und Neurodegeneration), so dass weitere Forschung nötig ist, um therapeutisch nutzbare Effekte eindeutig von schädlichen oder zufälligen Effekten abzugrenzen.
Zwischenfazit: Martin Stocks Dissertation überzeugt durch hohe methodische Qualität und hat relevante Befunde zur Biologie elektromagnetischer Felder geliefert. Sie stützt die Erkenntnis, dass Neuronen auf EM-Felder reagieren und Genregulationsnetzwerke anpassen können. Dies untermauert die biologische Plausibilität elektromagnetischer Stimulationsverfahren und bildet eine wissenschaftliche Basis, von der aus seriös über “Frequenztherapien” nachgedacht werden kann – allerdings immer mit dem Verständnis, dass zwischen Zellkulturbefund und klinischer Therapie noch ein weiter Weg der Evidenzlegung steht.
2. Bioresonanz nach Paul Schmidt (Rayonex): Stand der Wissenschaft und Bewertung
Konzeptüberblick: Die Bioresonanz nach Paul Schmidt wurde 1975 vom Ingenieur Paul Schmidt begründet und beruht auf der Idee, dass jedem biologischen Prozess spezifische elektromagnetische Frequenzen zugeordnet sind. Durch Zufuhr “korrekter” Frequenzspektren mittels eines Gerätes (z.B. Rayocomp) soll der Organismus stimuliert und zur Selbstregulation angeregt werden. Anders als klassische Bioresonanzgeräte (MORA-Therapie nach Morell), die Patienten-eigene Schwingungen invertieren, verwendet das Schmidt’sche System vorgegebene Frequenzkombinationen. Bis heute hat die Herstellerfirma Rayonex über 1.800 Frequenzzusammenstellungen definiert, die in Geräten wie dem Rayocomp PS 1000 polar 4.0 oder dem tragbaren PS 10 abrufbar sind. Ein charakteristisches technisches Merkmal ist das Dipol-Antennensystem, über das die Schwingungen an den Patienten abgegeben werden – laut Firmenangaben entscheidend für die Wirkung. (In einer Placebo-Version des Geräts zur Studie, siehe unten, wurde genau dieses Antennensystem weggelassen, um einen Scheinvergleich zu ermöglichen.)
Studienlage (peer-reviewed vs. firmeneigen): Über Jahrzehnte basierte die Evidenz zur Bioresonanz primär auf anekdotischen Berichten, Fallserien und firmengesponserten Anwendungsbeobachtungen. Solche Berichte gibt es viele – Rayonex spricht von weltweit über 10 Millionen Bioresonanz-Behandlungen pro Jahr in 46 Ländern. Doch methodisch hochwertige Studien waren lange Mangelware. Frühere klinische Tests ergaben enttäuschende Resultate: Eine randomisierte Doppelblindstudie in Deutschland konnte z.B. zeigen, dass Bioresonanz zur Diagnose und Therapie von Pollenallergie unwirksam ist – weder wurden Allergene korrekt erkannt noch Symptome gelindert. Ähnlich kam eine Übersichtsarbeit zum Vega-Test (einem verwandten Verfahren) zum Schluss, dass es sich um eine pseudowissenschaftliche Methode ohne diagnostischen Wert handelt. In den USA wurde Bioresonanz bereits 1996 offiziell die Zulassung als Behandlungsmethode entzogen.
Erst in jüngerer Zeit unternahm Rayonex systematischere Studien. Die wichtigste ist eine 2020 abgeschlossene klinisch-prospektive, doppelblinde, randomisierte Placebo-kontrollierte Studie an Patienten mit Halswirbelsäulen-Syndrom (chronischen Nackenschmerzen). Diese Studie – betreut von Dr. Hans Werner Voss – ergab eine signifikante Schmerzreduktion in der Behandlungsgruppe gegenüber Placebo. Konkret zeigte sich keine Veränderung des Neck Disability Index (NDI) in der Placebo-Gruppe, aber eine hochsignifikante Verbesserung (p<0,001) unter Bioresonanz-Behandlung. Zusätzlich verbesserten sich laut Bericht sowohl objektive als auch subjektive Parameter (Beweglichkeit, Schmerzscore, Lebensqualität) unter echter Behandlung deutlich, während Placebo keine relevanten Effekte hatte. Wichtig: Beide Gruppen wurden mit äußerlich identischen Geräten behandelt, jedoch fehlte im Schein-Gerät die eigentliche Sende-Antenne, sodass die Verblindung gewährleistet war. Auch wurden keine Nebenwirkungen beobachtet; das Sicherheitsprofil des Rayocomp PS 1000 wurde als günstig bestätigt. Diese Ergebnisse – wenn auch erstmals ein Hinweis auf Wirksamkeit unter kontrollierten Bedingungen – stammen aus einem firmengesponserten Studienbericht, der in einem eigenen Buch veröffentlicht wurde. Eine Publikation in einem peer-reviewed Journal steht bislang (Stand 2025) aus, sodass unabhängige Qualitätssicherung schwierig ist.
Neben dieser klinischen Studie gibt es eine oft zitierte in-vitro Untersuchung am Fraunhofer-Institut (Dresden, Prof. E.W.J. Mikus). Hierbei wurden Fibroblasten- und Keratinozyten-Kulturen verschiedenen Geräten der Firma Rayonex ausgesetzt (Rayocomp PS 1000, PS 10 sowie ein spezielles Gerät “Thyreogym”). Der Abschlussbericht fasst zusammen: “Alle Rayonex-Gerätesysteme erhöhen mit ihrer harmonisierenden Schwingung die Stoffwechselaktivität von Fibroblasten um bis zu 8%. […] Besonders interessant sind die Resultate zur Reparatur von Keratinozyten: Geschädigte Zellen zeigen signifikant erhöhte Teilungsaktivität – beim Thyreogym um bis zu 22% Steigerung, beim PS 1000 sogar über 40% Steigerung.”. Diese Zahlen deuten an, dass die ausgesandten Frequenzen in vitro geringe, aber messbare biologische Effekte (Zellproliferation, Zellstoffwechsel) haben könnten. Allerdings relativiert der Bericht – und das betont auch die Firmenbroschüre – dass in-vitro-Ergebnisse nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar sind. Zudem fehlen detaillierte Informationen zur Versuchsanordnung (z.B. welche Frequenzprogramme verwendet wurden, wie die Signifikanz berechnet wurde etc.), da die Fraunhofer-Studie eher ein Auftragsgutachten war und nicht als Paper publiziert. Neben diesen beiden Kernstudien listet Rayonex weitere “wissenschaftliche Abhandlungen”, darunter z.B. eine Bachelorarbeit (G. Alberts 2015) zur Bioresonanz bei Pferden und einen Anwenderbericht eines Klinikums (Dr. T. Vieth) zur Anwendung bei Schmerzen. Diese haben jedoch allenfalls illustrativen Charakter und genügen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht. Zusammengefasst ist die Studienlage wie folgt: Eine randomisierte kontrollierte Studie zeigt Nutzen bei Nackenschmerz; laborbasierte Untersuchungen zeigen kleine Effekte auf Zellen; unabhängige Replikationen fehlen. Peer-Review-geprüfte Publikationen zur Bioresonanz (Paul Schmidt) sind in der Literatur kaum zu finden, was die Gesamt-Evidenz nach konventionellen Maßstäben sehr schwach macht.
Rezeption durch die Fachwelt: In der Schulmedizin und Wissenschaft wird Bioresonanz nach wie vor sehr kritisch gesehen. Medizinische Fachgesellschaften bezeichnen das Verfahren als unplausibel und nicht evidenzbasiert. Ein Artikel im Rheinischen Ärzteblatt (2003) konstatiert klipp und klar, dass bis heute kein Nachweis für die Existenz der postulierten “krankheitsinduzierten elektromagnetischen Schwingungen” im Körper erbracht werden konnte. Die dort beschriebenen Grundannahmen der Bioresonanz – etwa pathologische Schwingungen durch Gegenschwingungen zu “löschen” – entbehren laut Autoren jeder physikalischen Grundlage. Außerdem wird argumentiert, dass selbst wenn ein Lösch-Effekt bestünde, dieser nur symptomatisch und kurzfristig wirken würde, da die Krankheitsursache (der “Sender” der pathologischen Schwingung) ja fortbesteht. Entsprechend werden Begriffe aus der Bioresonanz (energetische Medizin, ultraschwache Signale, “Toxinschwingungen” etc.) als Wortschöpfungen ohne wissenschaftliche Relevanz eingeordnet. Die Allergologie-Gemeinschaft hat Bioresonanztests (für Allergiediagnostik) explizit untersucht und bezeichnet sie als pseudowissenschaftlich und untauglich, nachdem Kontrollstudien keinerlei reproduzierbare Diagnosetrefferraten ergaben. Kurzum: Aus Sicht der evidenzbasierten Medizin ist Bioresonanz nicht anerkannt. Gesetzliche Krankenkassen erstatten die Therapie folglich nicht.
Dennoch wenden einige approbierte Ärzte und viele Heilpraktiker das Verfahren an. Dies ruft auch innerärztlich Kritik hervor: In Österreich z.B. prangerte 2022 die Ärztekammer Steiermark in einem Artikel “Skalar-Physik misst Geisteskraft. Oder auch nicht.” Praktiker an, die mit obskuren “Skalarwellen”-Analysen Patienten in die Irre führen. Besonders die Diagnosegeräte vom Typ “Bioscan” gerieten ins Kreuzfeuer: Diese handlichen Bioresonanz-Scanner, die binnen Minuten dutzende Laborwerte vorgaukeln, wurden als betrügerisch bezeichnet. Tatsächlich hat ein deutsches Gericht im Mai 2022 zwei Geschäftsführer einer solchen Firma wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt – das Gericht befand, dass das Bioscan-Gerät die beworbenen Leistungen unmöglich erbringen kann. Unabhängige Tests untermauern dieses Urteil eindrucksvoll: In einem Experiment (Dorsch & Kolb, 2019) wurden ein Bioresonanz-Analyzer an Probanden sowie an unbelebten Objekten getestet. Ergebnis: Eine rohe Leberkäse-Masse und ein feuchter Lappen lieferten nahezu dieselben “Messwerte” wie ein Mensch, solange in der Software dieselben Personendaten eingegeben wurden. Änderungen der Eingabedaten (Alter, Geschlecht etc.) hingegen führten zu veränderten Ausgaben – selbst wenn immer derselbe Leberkäse gemessen wurde. Dieses “Leberkäse-Experiment” zeigt, dass solche Geräte ihr Ergebnis offenbar aus hinterlegten Normwerten und Algorithmus ableiten, nicht aus realen bioenergetischen Messungen. Solche Enthüllungen tragen dazu bei, dass weite Teile der Fachwelt Bioresonanz-Methoden als unseriös einstufen. Einige Experten gehen so weit zu fragen, ob Ärzte, die ihren Patienten eine solche Schein-Diagnostik/Therapie verkaufen, sich nicht des bewussten Betrugs schuldig machen. Insgesamt ist die Resonanz in der etablierten Fachwelt überwiegend negativ bis ablehnend – Bioresonanz wird als Beispiel für Scharlatanerie und Placebo-Therapie angeführt. Positive Stimmen kommen fast nur von Anwendern selbst oder aus der Komplementärmedizin-Szene, wo dem Verfahren eine sanfte Regulation und individuelle Behandlung zugeschrieben wird (in populären Alternativmedizin-Magazinen wird Bioresonanz als “sanfte Schwingungstherapie” gelobt, allerdings ohne harten Evidenznachweis). Diese Zweiteilung der Wahrnehmung – Ablehnung durch die akademische Medizin vs. Zuspruch in alternativen Kreisen – prägt bis heute die Rezeption.
Regulatorische Bewertung (MDR, Behörden, Fachgesellschaften): Mit der neuen EU-Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation, MDR, seit 2021 bindend) stehen Hersteller von Bioresonanzgeräten vor verschärften Auflagen. Rayonex vermarktet den Rayocomp PS 1000 polar 4.0 und den PS 10 als Medizinprodukte (vermutlich Klasse IIa) – zumindest tragen die Modelle den Zusatz “med.” und werden für therapeutische Zwecke beworben. Um diese Zulassung aufrecht zu erhalten, müssen MDR-Anforderungen erfüllt werden, darunter klinische Wirksamkeitsbelege und kontinuierliches Post-Market Surveillance. Laut eigener Aussage hat Rayonex 2023 entschieden, die “regulatorischen Hürden der MDR erfüllen zu wollen”, um die Geräte weiterhin als Medizinprodukt anbieten zu können. Man habe jedoch feststellen müssen, welche erheblichen personellen und finanziellen Herausforderungen dies mit sich bringt. Insbesondere wird eine neue Nachfolgestudie nötig sein: Rayonex kündigt an, in den nächsten Jahren eine weitere Goldstandard-Studie (randomisiert, Placebo-kontrolliert) zur Behandlung chronischer Schmerzen durchführen zu müssen, da ohne solche Studien die MDR-Zulassung nicht aufrechterhalten werden kann. Der Aufwand – “Kosten im schnell siebenstelligen Bereich” – ist beträchtlich. Sollte es dem Unternehmen nicht gelingen, diese Evidenz vorzulegen, droht perspektivisch der Verlust des Medizinproduktstatus (und damit dürfte das Gerät nicht mehr mit Heilanzeigen beworben werden). Behördlich gab es in Deutschland bisher wenige explizite Aktionen gegen Bioresonanz – wohl auch, weil die Methode oft in einer Grauzone zwischen Wellness und Medizin angewendet wird. Allerdings sind Werbeaussagen gesetzlich beschränkt: Geräte dürfen nur mit nachgewiesenen Indikationen beworben werden. In der Schweiz fiel 2015 die VIOR-Methode (ein ähnliches Schwingungsverfahren) durch, als die Behörden einem Anbieter verboten, unbewiesene Heilsversprechen zu machen. Fachgesellschaften wie die Bundesärztekammer oder der Wissenschaftsrat haben zwar keine eigenen MDR-Kompetenz, aber ihre skeptische Haltung (s.o.) erhöht den Druck, wissenschaftliche Nachweise zu erbringen. Insgesamt zeigt sich, dass der regulatorische Wind schärfer wird: Bioresonanz muss sich – will sie als echte Medizin gelten – der gleichen Evidenz-Prüfung stellen wie andere Therapien. Rayonex begegnet dem durch Gründung einer Rayonex Foundation, um eine “starke Gemeinschaft” und finanzielle Basis für Forschung und Lobbyarbeit zu schaffen. Sollte die Nachweisführung gelingen, wäre es ein bemerkenswerter Schritt Richtung Schulmedizin-Annerkennung; scheitert sie, könnten die Geräte in Zukunft nur noch als “Wellness-Geräte” ohne medizinische Zweckbestimmung verkauft werden.
Technische Weiterentwicklung der Geräte (Rayocomp PS 1000 polar 4.0): Seit Paul Schmidts ersten Experimenten in den 1970ern hat sich die Technik erheblich gewandelt. Der aktuelle Rayocomp PS 1000 polar 4.0 repräsentiert die vierte Geräte-Generation. “4.0” suggeriert auch digitale Konnektivität – in der Tat sind moderne Bioresonanz-Geräte computergestützt, mit Software zur Programmauswahl, Auswertung und Patientenverwaltung. Der Begriff “polar” weist auf einen integrierten Polarisator hin, der vermutlich die ausgesendeten Felder physikalisch definiert (ggf. linear polarisiert) – das soll laut Hersteller die Wirkung optimieren. Wichtig ist das Dipol-Antennensystem: Es besteht aus speziellen resonanten Antennen, die die Frequenzen in den Körper übertragen. Dieses System ist Alleinstellungsmerkmal der Schmidt’schen Bioresonanz und wurde über Generationen verfeinert. Die PS 1000 4.0-Geräte können gleichzeitig mehrere Frequenzen und Frequenzspektren ausgeben (auch moduliert oder in komplexen Mustern), während frühere Geräte teils nur sequentiell einzelne Frequenzen abarbeiteten. Zudem decken sie einen breiten Frequenzbereich ab – vom niederfrequenten Bereich bis in den MHz-Bereich, um verschiedene “Ebenen” des Organismus anzusprechen (angelehnt an Schmidts Vorstellung von Frequenzebenen der Organe). Der Rayocomp PS 1000 polar 4.0 med. ist als therapeutisches Tischgerät konzipiert, während der Rayocomp PS 10 med. tragbar ist und für Hausbesuche oder Patientenverleih gedacht ist. Technische Upgrades umfassen auch Benutzerfreundlichkeit (Touchdisplay, voreingestellte Programme, Cloud-Updates mit neuen Frequenzsets etc.). Nicht zuletzt soll das Gerät „harmonisierte“ elektromagnetische Schwingungen erzeugen – was in der Sprache des Herstellers bedeutet, dass physikalische Rauscheffekte minimiert und biologisch relevante Frequenzmuster klar ausgesendet werden. Von unabhängiger Seite liegen hierzu kaum Prüfungen vor; es gibt jedoch Ingenieursberichte, dass Bioresonanzgeräte im Grunde schwache modulierte elektromagnetische Felder ähnlich einem Radio/Signalgeber abgeben. Die technische Weiterentwicklung spiegelt also vor allem eine Verfeinerung in der Signalgenerierung und Benutzer-Software wider, weniger einen grundlegend neuen Wirkmechanismus. Interessant ist, dass Rayonex die Geräte bereits als “4.0” vermarktet – ein Begriff, der an Industrie 4.0 erinnert und Modernität suggeriert. Möglicherweise soll damit auch ein Imagewandel unterstrichen werden: weg von der belächelten “Black Box” hin zu einem seriöseren High-Tech-Medizingerät.
Kritikpunkte und wissenschaftlicher Diskurs zur “Frequenzinformation”: Trotz modernisierter Technik bleibt der zentrale Kritikpunkt bestehen: die wissenschaftliche Plausibilität des Bioresonanz-Konzepts. Die Idee, dass Krankheiten durch spezifische Frequenzmuster charakterisiert sind und durch exogene Gegen-Frequenzen geheilt werden können, kollidiert mit grundlegenden Erkenntnissen der Biologie und Physik. Zwar hat die Biophysik durchaus gezeigt, dass Lebewesen elektromagnetische Felder erzeugen und darauf reagieren – z.B. EKG, EEG oder Magnetfelder der Nervenaktivität. Aber diese Felder sind extrem schwach und bislang gibt es keinen Nachweis, dass jede Erkrankung ein einzigartiges EM-Feldsignatur hinterlässt, wie Bioresonanz impliziert. Folgerichtig konnte auch nie empirisch belegt werden, dass man etwa durch Messung am Körper spezifische Toxin-“Schwingungen” oder Organfrequenzen auslesen kann. Kritiker argumentieren, dass Begriffe wie “Frequenzinformation” letztlich metaphorisch gebraucht werden – es fehle eine Quantifizierung oder Messbarkeit. So ist z.B. unklar, wie der Körper die extern applizierten Frequenzen “empfangen” soll: Die Abgabe erfolgt meist über Elektroden oder Spulen mit sehr geringer Feldstärke – diese liegen oft unterhalb der physikalischen Reizschwelle, um Aktionspotenziale auszulösen. Placebo-Effekt und Kontextfaktoren werden daher als Hauptwirkursache vermutet. Immerhin: Die eine positive klinische Studie (Nackenschmerz) deutet an, dass hier mehr sein könnte als nur Suggestion. Schmerz als subjektives Symptom spricht allerdings auch besonders gut auf Placebos an. Ohne unabhängige Replikation bleibt also Raum für Zweifel, ob das Ergebnis nicht doch durch Erwartungseffekte oder methodische Artefakte zustande kam. Ein Kritikpunkt ist beispielsweise, dass Patienten in solchen Studien womöglich spüren, ob das Gerät aktiv ist (z.B. am feinen Knistern der Antenne o.Ä.), was die Verblindung gefährden kann – hierzu wurde nichts veröffentlicht. Physiologisch könnte man spekulieren, dass Bioresonanz allenfalls unspezifische Effekte erzielt: etwa Stressreduktion oder Entspannung, wodurch Schmerzen nachlassen. Die Geräte arbeiten u.a. im niederfrequenten Bereich, was mit Entspannungsfrequenzen des autonomen Nervensystems korrespondieren könnte (ähnlich wie EEG-Alpha-Wellen). Das wäre dann aber keine spezifische “Frequenzinformation” im Sinne der Theorie, sondern ein banaler neurophysiologischer Effekt. Scharfe Kritik kommt auch hinsichtlich der Diagnosepraxis: Wenn Therapeuten anhand von Bioresonanz-Geräten etwa Vitaminmängel oder Organstörungen “diagnostizieren”, besteht die Gefahr von Fehldiagnosen. Wie erwähnt, zeigten Tests, dass solche Diagnosen oft willkürlich und reproduzierbar falsch sind. Das ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern kann Patienten schaden (etwa wenn ernsthafte Erkrankungen übersehen werden). Fachgesellschaften warnen daher eindringlich davor, Bioresonanzbefunde als Grundlage für Therapieentscheidungen zu nehmen. Der Diskurs dreht sich somit um die Abwägung: Einerseits viele subjektiv zufriedene Anwender – Patienten wie Therapeuten – die von positiven Erfahrungen berichten; andererseits das Fehlen objektivierbarer, reproduzierbarer Belege für die postulierten Effekte. Der derzeitige wissenschaftliche Konsens lautet, dass Bioresonanz nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksam ist. Die Vertreter der Methode entgegnen dem, dass schulmedizinische Studienmethoden dem ganzheitlichen, individuellen Ansatz der Bioresonanz nicht gerecht würden – ein übliches Argument in der Komplementärmedizin, das jedoch die Anforderungen der evidenzbasierten Medizin nicht erfüllt.
Zwischenfazit: Die Bioresonanz nach Paul Schmidt befindet sich 2025 an einem Scheideweg. Einerseits bestehen dank jahrzehntelanger Anwendung eine breite praktische Erfahrung und einzelne hoffnungsvolle Studienergebnisse (z.B. bei Schmerz). Andererseits bleibt die wissenschaftliche Akzeptanz gering – zu viele Fragen sind ungeklärt, vom genauen Wirkprinzip bis zur Reproduzierbarkeit der Effekte. Kritiker führen gewichtige methodische und theoretische Einwände an. Regulatorisch wird der Druck steigen, belastbare Nachweise zu erbringen, wenn die Methode langfristig als seriöse Therapie Bestand haben soll. Es bleibt abzuwarten, ob die geplanten Nachfolgestudien unter MDR genügend Evidenz liefern, um zumindest in Teilbereichen (z.B. Schmerztherapie) eine wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen – oder ob Bioresonanz weitgehend im Bereich der alternativen Selbstzahler-Heilmethoden verbleibt.
3. Vitatec Vitalfeld-Technologie (Schweiz): Informationsmedizin in Technik und Evidenz
Überblick und Konzept: Vitatec (Schweiz) ist ein Unternehmen, das seit 1993 ein eigenes System der sogenannten “Vitalfeld-Technologie” entwickelt hat. Diese lässt sich als eine Art weiterentwickelte Bioresonanz beschreiben: Der Begriff Vitalfeld bezeichnet laut Vitatec die Gesamtheit aller natürlichen elektromagnetischen Felder, die einen Organismus umgeben und durchdringen. Das Vitalfeld sei mit allen physiologischen Prozessen in Wechselwirkung. Die Geräte von Vitatec sollen nun dieses Vitalfeld messen, analysieren und therapeutisch beeinflussen. Die Firma betont zwar die Neuartigkeit ihres Ansatzes, gibt aber auch offen zu: “Unsere Methoden sind neu und im Sinne der Universitätsmedizin nicht wissenschaftlich nachgewiesen, daher werden sie von ihr nicht anerkannt.”. Dieser Disclaimer macht zweierlei deutlich: Zum einen grenzt sich Vitatec vom Anspruch evidenzbasierter Geräte zunächst bewusst ab (wohl um rechtliche Schritte vorzubeugen), zum anderen wird dem Kunden signalisiert, dass es sich um ein komplementärmedizinisches Angebot handelt.
Anwendungstechnologien (Bioscan, Global Diagnostics, Mito, Vita Chip etc.): Vitatec bietet ein ganzes Portfolio an Geräten für Analyse und Therapie im Vitalfeld an:
- Global Diagnostics (GD): Dies ist das Kernstück – ein computerbasiertes Ganzkörper-Scan-System, das binnen 8 Minuten ein umfassendes Bild des Vitalfelds eines Menschen erstellt. Global Diagnostics sendet über Elektroden am Körper unzählige kleine elektromagnetische Impulse in einem sehr breiten Frequenzspektrum (von 1 Hertz bis 1 Gigahertz!) und misst die Reaktionen des Organismus. Konkret werden über 600 Messparameter aus verschiedenen Frequenzbereichen erfasst. Daraus berechnet die Software Zustandsindikatoren für verschiedene Körpersysteme, Organe, Zellfunktionen etc., die in einer 3D-Grafik und mit Auswertehilfen dargestellt werden. GD dient also als “Cell-Communication Analyzer”, indem es quasi den Körper auf Resonanzen mit bestimmten Frequenzen abklopft und interpretiert, wo Abweichungen vom Soll bestehen. Zudem kann Global Diagnostics direkt therapeutisch eingesetzt werden: Es bietet die Möglichkeit, harmonisierende Mikroströme im NF- und HF-Bereich dem Körper zuzuführen und individuelle Frequenzprogramme abzuspielen. In Summe ist GD ein aufwendiges High-Tech-System, das Diagnostik und Therapie vereint. Wichtig: Obwohl der Name “Diagnostics” suggeriert, es handle sich um ein Diagnosesystem, betont Vitatec, es sei primär ein Analyse- und Messsystem zur Unterstützung der Behandlung (rechtlich vermutlich, um nicht als Diagnostikum im strengen Sinne zu gelten).
- DigiConPro: Dieses Gerät (bzw. Softwaremodul) dient der Verwaltung digitalisierter Substanzspektren. Hierbei werden Schwingungsmuster von Materialien (z.B. homöopathische Mittel, Bachblüten, Medikamente) digital erfasst und gespeichert. Therapeuten können so aus einer Datenbank von “Schwingungssignaturen” wählen und diese per Gerät an den Patienten applizieren, anstatt physische Substanzen zu geben. DigiConPro ähnelt damit dem Ansatz der Radionik oder der “digitalen Homöopathie” – es ist letztlich eine Software-Bibliothek von Frequenzmustern, die Vitatec eigenentwickelt hat.
- Mito: Ein Therapiegerät, das nieder- und hochfrequente EM-Signale generiert, um das Vitalfeld zu “stärken”. Mito imitiert laut Hersteller die “natürliche Umgebungsstrahlung” durch modulierte Felder und Rhythmen. Es wird beispielsweise eingesetzt, um Regenerationsprozesse zu fördern (daher der Name in Anspielung auf Mitochondrien als Energielieferanten). Technisch könnte Mito eine spezifische Wellenform oder Frequenzfolge ausgeben, die als besonders physiologisch erachtet wird (Einzelheiten sind firmenintern).
- OptiSan, deepRelief, e-Relief: OptiSan XT ist ein Licht- und Farbtherapiegerät, das Teile des sichtbaren und infraroten Spektrums abdeckt – vermutlich um auf biophotonischer Ebene zu wirken. DeepRelief kombiniert mechanische Vibrationen mit Magnetfeldern, um tieferliegende Strukturen (Muskeln, Gelenke) zu behandeln. e-Relief und e-Relief mini sind raumwirksame bzw. tragbare Felderzeuger, die ein Feld ähnlich der natürlichen Hintergrundstrahlung erzeugen sollen. Diese sollen Elektrosmog glätten bzw. das Vitalfeld “beruhigen”. Im Prinzip sind dies Daueremitter schwacher Felder zur Harmonisierung von Räumen (e-Relief) oder direkt am Körper (e-Relief mini).
- Vita Chip: Hierbei handelt es sich um kleine Chips (entwickelt von einer Partnerfirma ac blue planet GmbH), die Informationen gespeichert haben sollen und am Körper oder Geräten angebracht werden können. Es gibt z.B. Vita Chip 2.0 für Elektrosmog-Schutz (aufs Handy kleben), oder Vita Chip Health+ gegen Schmerzen. Laut Werbung erzeugen diese Chips ein Vitalfeld im Kleinen, das z.B. schädliche 5G-Einflüsse neutralisiert. Die Technologie dahinter bleibt nebulös (vermutlich sind es passive Schwingkreise oder Kristalle). Vita Chips zählen zur Informationsmedizin im Konsumentenbereich – quasi “Wearables” ohne Elektronik, die Frequenzinformation tragen sollen. Sie werden mit großen Heilsversprechen verkauft (Stressreduktion, Leistungssteigerung usw.), allerdings immer mit dem Zusatz, es seien keine medizinischen Heilversprechen, sondern Wellnessprodukte.
Zusammengefasst hat Vitatec ein geschlossenes System aus Diagnostik und Therapie entwickelt: Zuerst misst Global Diagnostics das Vitalfeld und identifiziert Störungen; dann können mittels Mito, DigiConPro oder anderen Geräten gezielt Frequenzen und Informationen zugeführt werden, um die Störungen zu beheben. Der Ansatz ähnelt Bioresonanz, ist jedoch breiter angelegt (Integration von Licht, Magnetfeldern, Substanzinformationen) und technisch aufwendiger. Im Prinzip vereint Vitatec’s System Elemente aus Elektroakupunktur (EAV), Bioresonanz, Homöopathie (Schwingungsübertragung) und Physiotherapie (Mikrostrom, Lichttherapie). Damit positioniert man sich als ganzheitliches High-Tech-Heilsystem.
Studienlage und wissenschaftliche Validität: Wie bereits angedeutet, fehlen unabhängige wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit der Vitalfeld-Technologie. Vitatec selbst hat zwar einige “Studien” veröffentlicht, diese sind jedoch überwiegend in Eigenregie oder in populärwissenschaftlichen Medien erschienen:
- Eine Doppelblind-Studie zu chronischen Schmerzen mit Vita Chip wurde offenbar durchgeführt und im Neuzeit Magazin publiziert. Dort wird berichtet, der Vita Chip könne chronische Schmerzen reduzieren – die Schmerzintensität sank und die Zeit bis zum Nachlassen halbierte sich, verglichen mit Placebo. Auch empfehlen die Studienautoren (u.a. ein Dr. Schneider) Vita Chip als alternative Schmerztherapie. Allerdings ist Neuzeit kein peer-reviewed Journal, sondern ein esoteriknahes Magazin. Weder Studiendesign noch genaue Daten sind in wissenschaftlicher Form zugänglich. Solche Ergebnisse müssen also mit großer Vorsicht bewertet werden.
- Eine Wasserkristall-Fotografie-Studie wird auf der Vita Chip Webseite angeführt. Dabei hat man Wasser elektromagnetischen Feldern ausgesetzt und anschließend die Eiskristall-Strukturen fotografiert – einmal ohne Schutz, einmal mit Vita Chip-Schutz. Der “Unterschied spricht für sich”, so die Werbung. Diese Art von Versuch (angelehnt an Masaru Emotos pseudowissenschaftliche Wasserkristall-Fotografien) hat keinerlei anerkannte Aussagekraft; sie dient allenfalls Marketingzwecken und würde in der akademischen Forschung nicht als Evidenz gelten.
- Ein Blut-Analyse-Test: Angeführt wird, dass bei einem 39-jährigen Mann das Blutbild im Dunkelfeld sich nach Vita-Chip-Anwendung verbesserte – verklumpte Erythrozyten lockerten sich nach einigen Minuten mit Chip, nach Monaten EMF-Reduktion verschwanden Symptome. Hier fehlt jede Kontrolle: Einzelfall, keine Verblindung, bekannte anfällige Methode (Dunkelfeldmikroskopie ist qualitativ und von vielen Faktoren abhängig). Daher kein belastbarer Beweis.
- HRV-Messung (Herzratenvariabilität): In einem weiteren Beispiel ließ ein Anwender seine HRV mit und ohne Vita Chip am Handy messen. Mit Chip seien Stresslevel gesunken, Energiereserven gestiegen, biologisches Alter reduziert – basierend auf einer einzelnen Messung mit einem kommerziellen HRV-Gerät (NILAS MV). Auch dies hat allenfalls Demonstrationscharakter, aber keinen statistischen Wert.
Abseits solcher firmennahen Berichte ist in der wissenschaftlichen Literatur nichts Publiziertes zu finden, was die Vitalfeld-Technologie validiert. Weder zu Global Diagnostics noch zu Mito oder Vita Chip existieren peer-review Artikel oder klinische Studienregister-Einträge. Medizin-transparent (eine evidenzbasierte Plattform aus Österreich) hat 2022 explizit Bioscan & Co. als “nutzlos zur Diagnose” bewertet und auf das Fehlen jeglicher belastbarer Studien hingewiesen. Die Ähnlichkeit von Global Diagnostics zu diesen Bioscan-Geräten ist augenfällig: Beide nutzen einen Hand- oder Körpersensor, geben in kurzer Zeit Dutzende Messwerte aus und versprechen umfassende Gesundheitsanalyse. Entsprechend kann man annehmen, dass die Kritik – Messwerte seien nicht valide und hauptsächlich auf eingegebene Daten zurückzuführen – auch auf Vitatec’s System zutreffen könnte. Solange keine gut kontrollierten Vergleichsstudien (z.B. GD vs. etablierte Diagnostik) publiziert werden, muss man davon ausgehen, dass Global Diagnostics keine reproduzierbare, objektive Gesundheitsdiagnose liefern kann.
Analog verhält es sich mit der Therapie-Seite: Es gibt keine Studien, die zeigen, dass mit Vitatec-Frequenztherapie bestimmte Krankheiten geheilt oder gebessert werden können. Positive Berichte kommen nur aus “grauer Literatur” oder von Anwendern. Die Firma selbst räumt ein, dass ihre Methoden von der Hochschulmedizin nicht anerkannt sind. Dass man trotzdem seit über 25 Jahren im Markt ist, spricht dafür, dass eine genügende Nachfrage im alternativmedizinischen Sektor besteht – es ersetzt aber keine wissenschaftliche Validierung.
Marktposition und Nutzung: Vitatec und seine Vitalfeld-Technologie sind vor allem im deutschsprachigen Raum bekannt. Viele Heilpraktiker und einige Ärzte bieten Vitalfeldmessung und Vitalfeldtherapie an, häufig als Privatleistung. Aussagen wie “Das absolute Herzstück meiner Praxis ist das Global Diagnostics-Gerät” oder “liefert wichtige Einblicke in Regulationsfähigkeit des Körpers” auf Praxishomepages zeigen, dass das System in der Komplementärmedizin-Szene Akzeptanz gefunden hat. Die Methode wird meist als sanft, ganzheitlich und individuell beworben – also mit ähnlichen Schlagworten wie Bioresonanz, jedoch unter neuem Branding. Vitatec selbst behauptet, die Geräte seien “millionenfach eingesetzt” worden, was auf eine breite Anwenderbasis schließen lässt (wobei “millionenfach” wohl die Anzahl der Messungen/Behandlungen meint, nicht der Geräte). International ist Vitalfeld unter dem Namen “FrequenCell” oder VitalField Technologies auch in anderen Ländern vermarktet – z.B. in den USA als EMF-Schutz und Schmerztherapie zum Aufkleben. Hier wird offensiv mit Begriffen aus der Quantenmedizin geworben („quantum frequency technology“, “EMF blockers”), was wissenschaftlich untermauert klingt, aber letztlich dieselbe unbelegte Theorie meint. Insgesamt kann Vitatec als eine der größeren Firmen im Bereich der Informations- und Schwingungsmedizin gelten – vergleichbar mit Rayonex (Bioresonanz) in Größe und Dauer. Während Rayonex den Veterinär- und Humanmarkt bedient, fokussiert Vitatec eher auf Humanbereich (Vitalfeld bei Tieren ist weniger dokumentiert). Konkurrenzprodukte sind etwa Oberon/Deta-Scanner aus Russland oder TimeWaver-Systeme – all diese tummeln sich im Markt der energetischen Diagnose, wo Vitatec einen namhaften Platz hat.
Regulatorischer Status: Vitatec versucht offenbar, nicht mit dem Medizinproduktegesetz in Konflikt zu geraten, indem es seine Systeme als “nicht anerkannt” deklariert und eher von “Balance und Wellness” spricht. Global Diagnostics dürfte formal als Biofeedback- oder Wellnessgerät eingestuft sein, da eine Zulassung als Diagnostikum (Klasse IIb) umfangreiche klinische Belege erfordern würde, die nicht vorliegen. Es wird zwar in der Außendarstellung so beschrieben, dass Laien es als medizinische Diagnosehilfe verstehen könnten, doch interne Formulierungen (z.B. “erweiterte Diagnostik”, “energetische Bestandsaufnahme”) zeigen, dass man sich in einem Graubereich bewegt. Bisher sind keine behördlichen Sanktionen gegen Vitatec bekannt geworden, vermutlich weil die Nutzer (Heilpraktiker) selbst entscheiden dürfen, welche nicht-invasiven Diagnosemethoden sie einsetzen – solange keine spezifischen Krankheitsversprechen gemacht werden, greift das Gesetz nur eingeschränkt. Allerdings hat die Thematik “Irreführung durch pseudomedizinische Geräte” generell Aufmerksamkeit erregt (siehe Bioscan-Gerichtsfall). Sollte ein Vitatec-Gerät in ähnlich betrügerischer Weise verwendet werden (z.B. um Laboranalysen zu ersetzen), könnten rechtliche Schritte folgen. Die MDR betrifft Vitatec insofern, als ab 2025 auch Bestandsgeräte ohne CE-Neuzertifizierung nicht mehr verkehrsfähig wären. Ob Vitatec eine CE-Zertifizierung besitzt, ist nicht öffentlich ersichtlich; vermutlich nein, da man ja “nicht anerkannt” als Medizingerät zugibt. In der Schweiz selbst sind die Geräte frei verkäuflich im Rahmen der Gewerbeordnung, solange keine Gesundheitsgefährdung davon ausgeht. Insgesamt scheint Vitatec den Weg zu gehen, unter dem Radar der strengen Medizinproduktregulierung zu bleiben, indem es die Geräte als neuartige Technologie für Wellness deklariert. Das schützt allerdings nicht vor der berechtigten Forderung, Nachweise zu erbringen, wenn mit gesundheitlichen Wirkungen geworben wird.
Wissenschaftliche Validität und Kritik: Aus Sicht der Wissenschaft gelten für Vitatec im Grunde dieselben Kritikpunkte wie für Bioresonanz – nur mit futuristischerem Anstrich. Die theoretische Basis (Vitalfeld) ist unbewiesen; die Messmethode (impedanzartige Vielkanal-Messung) wurde, analog zum Bioscan, durch einen einfachen Test ad absurdum geführt; die Therapieprinzipien (Frequenzapplikation, Informationsübertragung) entbehren einer belastbaren Wirkmodelle. Es gibt keine Publikationen, welche die Global Diagnostics-Messungen mit etablierten klinischen Parametern korrelieren. Man könnte beispielsweise erwarten, dass, wenn GD “Leberbelastung” anzeigt, die Leberwerte im Blut erhöht sind – derartige Untersuchungen wurden entweder nicht durchgeführt oder nicht veröffentlicht. Gerade wegen der hochtechnischen Natur des Systems wäre es eigentlich prüfbar und quantifizierbar, was es misst. Die Tatsache, dass Vitatec dies nicht transparent gemacht hat, nährt Zweifel, ob überhaupt etwas Biologisch-Signifikantes gemessen wird. Kritiker bezeichnen solche Geräte daher als “Technik gewordene Placebos” – sie beeindrucken mit Zahlen und Grafiken, schaffen Vertrauen beim Patienten, ohne echten diagnostischen Gehalt. Der Hype um “Quantenmedizin” wird dabei bewusst genutzt: Begriffe wie Frequenztherapie, Skalarwellen, Quantenfeld klingen nach moderner Physik, haben aber im gegebenen Kontext keine anerkannte Bedeutung. Es handelt sich um eine wissenschaftlich klingende Verpackung für ein ansonsten spekulatives Konzept.
Dennoch ist festzuhalten: Sollten einzelne Komponenten (z.B. Mikrostrombehandlung durch Mito oder LED-Lichttherapie durch OptiSan) abseits des Vitalfeld-Gesamtgeräts Nutzen haben, ließe sich das isoliert untersuchen. Mikrostrom-Geräte z.B. haben in der Physio-/Schmerztherapie durchaus anerkannte Effekte (Wundheilung fördern, Schmerzen lindern) – nur vermengt Vitatec solche Ansätze mit der Vitalfeld-Philosophie, sodass schwer zu trennen ist, welcher Effekt woher kommt. Bislang hat Vitatec sich aber keiner externen Überprüfung gestellt. Somit bleibt die wissenschaftliche Validität insgesamt sehr gering. Selbst die Firma spricht von “nicht wissenschaftlich nachgewiesen” – ein ungewöhnlich offenes Eingeständnis, das aber vermutlich eher rechtlichen Schutz als echte Demut vor der Wissenschaft darstellt.
Zusammengefasst: Vitatec’s Vitalfeld-Technologie ist ein technisch avanciertes, ganzheitliches System der Informationsmedizin, das jedoch (Stand 2025) den Nachweis der medizinischen Wirksamkeit schuldig bleibt. Die Studienlage ist spärlich und wenig vertrauenswürdig, die Konzepte sind aus Sicht der etablierten Wissenschaft unplausibel. Trotz einiger Parallelen zur Bioresonanz (und wohl ähnlicher Kritik aus Fachkreisen) hat Vitatec eine eigene Nische aufgebaut. Für die Versprechungen – von der Diagnostik bis zur Therapie – fehlen jedoch robuste Belege. Solange diese nicht erbracht werden, muss die Vitalfeld-Technologie als experimentell oder komplementär angesehen werden, mit allen Vorsichtsmaßnahmen, die für solche Methoden gelten (keine alleinige Therapie ernsthafter Krankheiten, Risiko der Fehldiagnose etc.).
4. Übergreifende Betrachtung: Biophysikalische Perspektiven, evidenzbasierte Medizin und technologische Konvergenzen
Vergleich der drei Bereiche: Allen drei Themen – Stocks Grundlagenforschung, Rayonex’ Bioresonanz und Vitatec’s Vitalfeld – ist gemein, dass sie sich mit den Interaktionen elektromagnetischer Felder und biologischer Systeme beschäftigen. Doch die Ansätze liegen auf unterschiedlichen Ebenen:
- Martin Stocks Dissertation steht für die akademische Grundlagenforschung: kontrollierte Experimente an Zellen, Hypothesenprüfung mittels molekularbiologischer Methoden, Fokus auf Mechanismen (Gen- und miRNA-Regulation durch EMF) und strenge Methodik. Ziel ist es, nachvollziehbare Kausalzusammenhänge aufzudecken – z.B. wie ein 70 Hz-Magnetfeld bestimmte Signalwege in Neuronen beeinflusst. Hier sind elektromagnetische Felder primär ein Werkzeug, um Neurobiologie zu erforschen, aber perspektivisch auch ein potenzielles Therapeutikum, falls sich günstige Effekte (etwa Neuroprotektion) zeigen. Die Intensitäten und Frequenzen in solchen Studien sind oft an bekannte physiologische Effekte gekoppelt (z.B. rMS, die Aktionspotentiale auslöst). Die Resultate werden kritisch hinterfragt, publiziert und müssen reproduzierbar sein.
- Die Bioresonanz nach Paul Schmidt repräsentiert die erfahrungsbasierte alternative Medizin, die ein a priori Konzept (Frequenzspektren als Informationsträger für Selbstregulation) verfolgt. Hier dienen elektromagnetische Felder als Therapiereiz, der jedoch nicht auf anerkannte physikalische Wirkprinzipien zurückgeführt wird, sondern auf einem heuristischen System beruht (empirisch gefundene Frequenzkombinationen für bestimmte Indikationen). Die Methode entstand außerhalb der akademischen Forschung und versucht im Nachhinein, wissenschaftliche Bestätigung zu erlangen. Bisherige unabhängige Untersuchungen stellten keine überzeugende Wirkung fest (z.B. bei Allergien), doch neuere firmeneigene Studien zeigen mögliche Effekte bei Schmerz. Bioresonanz bewegt sich somit im Spannungsfeld zwischen popularität und Skepsis: Millionen Anwendungen, viele subjektiv positive Erfahrungen – aber kaum harte Evidenz und viel methodische Kritik.
- Vitatec’s Vitalfeld-Technologie kann man als technologische Radikalisierung der Bioresonanz-Idee sehen. Sie vereint mehrere pseudowissenschaftliche Ansätze (Bioresonanz, Radionik, energetische Medizin) in einem hochmodernen Gewand. Die Nutzung computergestützter Messung, gigantischer Frequenzspektren (bis in den GHz-Bereich) und umfangreicher Datenverarbeitung suggeriert Wissenschaftlichkeit, ohne die Grundannahmen zu validieren. Hier sind EM-Felder sowohl Diagnose-Signal (man “fragt” den Körper mit Frequenzen ab) als auch Therapie-Tool. Allerdings werden objektive Resultate (Messwerte, Diagramme) generiert, die dem Laien Wissenschaft vortäuschen, während Experten sie als artefaktbeladen oder bedeutungslos einschätzen. Vitalfeldmedizin ist somit ein Beispiel für Konvergenz von Technologie und Alternativmedizin – High-Tech-Methoden werden benutzt, um alte Konzepte (Ganzheitsmedizin, Schwingungsmedizin) in neuem Licht erscheinen zu lassen. Das spiegelt einen Zeitgeist wider, in dem auch alternativmedizinische Anbieter auf Digitalisierung und “quantitative” Verfahren setzen, um glaubwürdiger zu wirken.
Biophysik vs. “Frequenzinformation”: Aus biophysikalischer Sicht gibt es große Unterschiede zwischen den im Labor verwendeten EM-Feldern und den in Bioresonanz/Vitalfeld eingesetzten. Stocks Experimente arbeiteten mit Feldern, die stark genug waren, elektrophysiologische Änderungen in Zellen hervorzurufen (rMS induziert z.B. messbare elektrische Felder in der Zellkultur). Die Bioresonanz-Geräte hingegen arbeiten mit sehr schwachen, meist nicht spürbaren Feldern. Oft wird mit <1 mW Leistung oder rein passiven Antennen operiert. Die behaupteten Wirkungen liegen hier in einem Bereich, der nahe am thermischen Rauschen und unterhalb bekannter biologischer Reizschwellen liegt. Daher tun sich konventionelle Erklärungsmodelle schwer: Während man Effekte starker EM-Felder (Erwärmung, Membranpolarisation, Stimulation von Rezeptoren) gut kennt, fehlen für die ultraschwachen Felder der Bioresonanz überzeugende Erklärungen. Befürworter postulieren bislang unbekannte Informationskanäle (z.B. Wassercluster als Informationsträger, Quantenkohärenz in Zellen etc.), aber das ist spekulativ. Ein viel diskutierter Aspekt ist die Resonanz: könnten Organstrukturen resonant auf bestimmte Frequenzen reagieren? Klassisch nein – Organe haben keine scharf definierten Eigenfrequenzen im EM-Spektrum (jedenfalls nichts, was therapeutisch nutzbar wäre). Zwar gibt es Phänomene wie die resonante Absorption von Mikrowellen durch Moleküle, doch Bioresonanz-Frequenzen liegen meist im kHz-kHz-Bereich, wo solche Effekte nicht greifen. Die “Frequenzinformation” bleibt somit ein metaphysisches Konzept, solange nicht nachgewiesen wird, dass gezielte Frequenzen spezifische biochemische Reaktionen auslösen (z.B. Frequenz X erhöht selektiv Enzym Y in Leberzellen). Martin Stocks Arbeit liefert immerhin Anhaltspunkte, dass verschiedene Frequenzmuster tatsächlich unterschiedliche Genexpressionseffekte hervorrufen – allerdings in einem eng kontrollierten Setting mit starker Stimulation. Diese Erkenntnis ließe sich als Brücke interpretieren: Wenn nachgewiesen würde, dass z.B. 70 Hz bei bestimmter Intensität immer einen Anstieg von miR-10b in Neuronen bewirkt, wäre das eine “Frequenzinformation” im wissenschaftlichen Sinne. Doch noch sind solche Frequenz-Wirkprofile nicht umfassend kartiert. Bioresonanz und Vitalfeld arbeiten indes so, als wären diese Profile bekannt – was (noch) nicht der Fall ist.
Therapeutische Ansätze und evidenzbasierte Medizin: In therapeutischer Hinsicht stehen sich evidenzbasierte Verfahren und alternative Frequenztherapien teils unversöhnlich gegenüber, doch es gibt Schnittmengen. So ist rTMS (repetitive Transkranielle Magnetstimulation) bei Depression mittlerweile eine anerkannte Therapie, die exakt definierte Puls-Frequenzen (z.B. 10 Hz) nutzt, um Gehirnareale zu modulieren – hier existiert robustes Evidenzniveau. Ähnlich werden PEMF-Therapien mit definierten Frequenzen für Knochenheilung (z.B. 15–20 Hz) eingesetzt, basierend auf Studien. Diese Anwendungen zeigen, dass EM-Felder therapeutisch wirken können, wenn richtig dosiert und eingesetzt. Alternativsysteme wie Bioresonanz greifen diese Idee auf, übertragen sie aber auf alle möglichen Beschwerden ohne spezifische Wirkmodelle. Ein übergreifender Trend ist erkennbar: Patienten wünschen sich schonende, nicht-invasive Therapien, und Frequenzverfahren versprechen genau das (schmerzfrei, ohne Chemie). Insofern bedienen alle drei Bereiche – Forschung wie Praxis – einen Zukunftsstrang der Medizin: Elektromagnetische Therapien als Ergänzung oder Alternative zu Pharmaka. Die große Frage ist die Evidenzbasierung. Martin Stocks Forschung trägt zur evidenzbasierten Grundlage bei, indem sie biologische Effekte objektiv nachweist, aber (noch) keine direkte Therapieempfehlung ableitet. Rayonex und Vitatec liefern bisher vor allem interne “Evidenz” und viele Erfahrungsberichte, was in der Schulmedizin nicht als ausreichender Wirksamkeitsbeleg gilt. Um Brücken zu schlagen, wären interdisziplinäre Studien nötig: z.B. könnte man wissenschaftlich prüfen, ob die in der Bioresonanz behaupteten Frequenzen zelluläre Effekte ähnlich denen aus Stocks Experimenten zeigen. Tatsächlich fordern einige integrativ denkende Wissenschaftler genau solche Untersuchungen – um die Weizen (echte Effekte) vom Streu (Placebo/Hokuspokus) zu trennen. Stand 2025 bleibt diese Trennung unscharf: Bioresonanz/Vitalfeld hat es noch nicht geschafft, sich im Licht der evidenzbasierten Medizin zu bewähren. Für Patienten und Therapeuten heißt das: Man bewegt sich hier außerhalb gesicherter Erkenntnis, sollte also Zurückhaltung bei weitreichenden gesundheitlichen Entscheidungen üben (z.B. schulmedizinische Therapien nicht zugunsten von Frequenztherapie abbrechen).
Technologische Konvergenzen: Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich die Sprache und Apparaturen annähern, obwohl die Lager verschieden sind. Rayonex wie Vitatec rüsten technisch auf – computergestützte Frequenzgeneratoren, Biofeedback-Schleifen, grafische Darstellungen – während die Wissenschaft (z.B. Neurotech) gleichzeitig versucht, biomimetische Stimulationsmuster zu entwickeln (etwa personalisierte TMS-Protokolle, “Closed-Loop”-Neuromodulation). Beide Welten benutzen Schlagworte wie “individualisiert”, “nicht-invasiv”, “ganzheitlich”, aber meinen nicht dasselbe. Eine Überlappung ist die Verwendung von Big Data/Algorithmen: Vitatec’s GD spuckt viele Daten aus, die dann per Algorithmus interpretiert werden; in der evidenzbasierten Präventionsmedizin gibt es ebenfalls Ansätze, mittels Algorithmen aus Wearables oder Biosignalen Gesundheitsprognosen zu erstellen. Der Unterschied: Bei letzterem werden Algorithmen an empirisch validierten Daten trainiert (z.B. Herzfrequenz, Schlafzyklen etc.), während GD-Algorithmen auf internen Annahmen beruhen, die nicht veröffentlicht sind. Trotzdem dürfte zukünftig eine Konvergenz entstehen, insofern dass seriöse Medizinprodukte vielleicht einige Ideen der Vitalfeldler aufgreifen – z.B. breitbandige Feldtherapie zur allgemeinen Vitalitätsförderung, aber eben geprüft. Umgekehrt könnte die Alternativbranche von der Wissenschaft lernen, z.B. bestimmte Frequenzeffekte im Labor nachzuweisen und ihr System entsprechend zu adaptieren (d.h. unwirksame Frequenzen fallen zu lassen, wirksame zu behalten). Ob es zu diesem Austausch kommt, hängt davon ab, ob ein Dialog gesucht wird. Aktuell stehen sich die Extreme eher unversöhnlich gegenüber: Die einen sprechen von “Scharlatanen mit blinkenden Kästen”, die anderen von “Schulmedizin, die nur Symptome bekämpft und Energiekonzepte ignoriert”. Für einen interdisziplinären Professor mit fünf Doktoranden besteht hier aber ein weites Feld, um genau diese Brücke zu bauen – durch saubere Experimente, offene Kommunikation und den Willen, ohne Vorurteile herauszufinden, wo Frequenztherapie tatsächlich Substanz hat.
Risiken und ethische Aspekte: Ein übergreifendes Thema ist auch die Patientensicherheit und Aufklärung. Frequenzbasierte Verfahren erscheinen harmlos – und physisch sind sie das meist auch (keine Schmerzen, keine direkt toxischen Wirkungen). Das Risiko liegt eher in der indirekten Gefahr: Falsche Diagnosen (wie beim Bioscan-Fall) können zu falscher Sicherheit oder Panik führen; unwirksame Behandlungen können Zeitverlust bedeuten, in der eine echte Krankheit fortschreitet. Daher betonen Fachgesellschaften stets: Solange keine Wirksamkeitsnachweise vorliegen, sollten solche Methoden allenfalls begleitend und auf informierter Wunschbasis eingesetzt werden. Es stellt sich auch die Frage der Regulierungsgerechtigkeit: Konventionelle Medizinprodukte müssen jahrelange Tests und Millioneninvestitionen stemmen, während Alternativgeräte teilweise mit minimaler Prüfung auf den Markt kommen. Die MDR versucht hier einen einheitlicheren Standard durchzusetzen. Rayonex spürt dies bereits und investiert in Studien – ein Schritt, der am Ende dem Patienten nützt, weil er mehr Transparenz schafft. Vitatec scheint diesen Weg noch nicht zu gehen; sollte der Druck aber steigen (z.B. durch Verbraucherklagen oder stärkere Behördenaufsicht), könnte es gezwungen sein, nachzuziehen oder den Markt zu verlassen.
Fazit: Die drei betrachteten Bereiche stehen exemplarisch für die Spannungsfelder in der modernen Medizin zwischen wissenschaftlicher Evidenz und Heilsversprechen, zwischen Physik und “Meta-Physik”. Martin Stock’s Forschung demonstriert seriös, dass elektromagnetische Felder biologische Relevanz besitzen und sogar gezielt Genaktivitäten modulieren können. Daraus erwachsen Ideen für Therapien der Zukunft, doch diese müssen den strengen Prüfpfad von Labor über Tiermodell zu klinischer Studie durchlaufen. Die Bioresonanz nach Paul Schmidt hat – nach Jahrzehnten der Nutzung – erst zaghafte Schritte in Richtung evidenzbasierte Absicherung gemacht (eine positive Studie allein genügt nicht). Noch trägt sie das Etikett “nicht plausibel und unbewiesen” aus Sicht der Wissenschaft. Ähnlich verhält es sich mit Vitatec’s Vitalfeld: High-Tech-Fassade und vereinzelte interne Studien ersetzen keine unabhängige Validierung; derzeit fehlt es an wissenschaftlicher Anerkennung, und die Methode bewegt sich außerhalb der Schulmedizin. Übergreifend lässt sich aber auch feststellen: Beide alternativen Systeme adressieren legitime Fragen – etwa wie man ganzheitlich und individuell behandeln kann, oder wie Umweltfaktoren (EMF) die Gesundheit beeinflussen – jedoch liefern sie Antworten, die dem strengen Realitätstest noch nicht standhalten. Für die kommenden Jahre wäre es wünschenswert, wenn interdisziplinäre Forschungsprojekte entstehen, die die Brücke schlagen: also z.B. prüfen, ob bestimmte von Rayonex postulierte Frequenzen messbare physiologische Effekte haben (vielleicht finden sich ja kleine Effekte, wie die Fraunhofer-Daten nahelegen), oder ob die Vitalfeld-Diagnostik Parameter liefert, die in klinischen Befunden Wiederklang finden. Gelingt dies, könnten Elemente dieser Methoden in die Integrative Medizin überführt werden – auf einem solideren Fundament. Gelingt es nicht, wird vieles als modern verpackte Placebotherapie entlarvt werden.
Als interdisziplinär denkender Wissenschaftler kann man abschließend betonen: Offenheit für neue Phänomene ist wichtig – Stocks Ergebnisse ermutigen dazu, weiter zu erforschen, wie elektromagnetische Felder genutzt werden könnten. Gleichzeitig muss man kritisch und anspruchsvoll bleiben: Nur weil eine Idee attraktiv klingt (Heilen mit Frequenzen), darf man sie nicht unhinterfragt übernehmen, bevor robuste Belege vorliegen. Die derzeitige Evidenz spricht dafür, dass einige spezifische EM-Anwendungen vielversprechend sind (z.B. rTMS, bestimmte PEMF in Orthopädie), während die generellen Heilsversprechen der Informationsmedizin weit über das hinausgehen, was nach heutigem Wissensstand realistisch ist. Es bleibt eine spannende Aufgabe für die nächste Generation von Forschern – darunter vielleicht jene fünf Doktoranden – hier Licht ins Dunkel zu bringen, die Spreu vom Weizen zu trennen und womöglich die “Wellen der Zukunft” in der Medizin tatsächlich nutzbar zu machen, jedoch in einer Weise, die mit den Prinzipien der Wissenschaft und zum Wohle der Patienten im Einklang steht.
Literatur und Quellen: Nachfolgend sind ausgewählte Referenzen und Belege aus der Analyse aufgeführt:
- Stock, M.T. (2017): Dissertation TU München, Transkriptionales und posttranskriptionales Profiling… elektromagnetischer Exposition. Wichtigste Erkenntnisse zusammengefasst in der Schlussfolgerung: gezielte Gen- und miRNA-Regulation durch rMS möglich.
- Reale et al. (2014): PLoS One 9(8):e104973 – Neuronale Zellantworten auf 50 Hz ELF-Magnetfeld; zeigt oxidative Stressantwort und Zytokinexpressionsänderungen.
- Dorsch, K. & Kolt, F. (2019): Allergo Journal 28(4) – “Leberkäse-Test” mit Bioscan/Vital-Analyzer; Ergebnis: Geräte liefern identische Werte bei Mensch und Leberkäse, personenbezogene Ausgabe.
- Günthör, E. (2022): Qualitas 21:24–25 – “Bioresonanz-Messungen: nutzlos, nicht nachvollziehbar und potenziell betrügerisch” – Zusammenfassung der Kritik an Bioscan & Co..
- Rheinisches Ärzteblatt (2003) – “Wie wirksam sind Bioresonanzverfahren?” Kritische Bewertung der MORA-Therapie: keine Nachweise für postulierte Schwingungen, unwirksam zur Allergiediagnose.
- Rayonex Biomedical (2020): Studienbuch “Successful Treatment of Chronic Pain” – enthält den Abschlussbericht der doppelblinden HWS-Studie (Voss): signifikante Verbesserung aller Parameter mit Rayocomp vs. Placebo.
- Rayonex Biomedical (2020): Fraunhofer-Studie (Dresden) – Abschlussbericht: Erhöhung Zellstoffwechsel Fibroblasten bis 8%, Keratinozyten-Reparatur bis 40% Beschleunigung unter Rayocomp-Feldern.
- Rayonex Foundation (2023): “Über uns” – MDR-Herausforderungen für Bioresonanz, geplante Nachfolgestudie zu chron. Schmerzen, Investitionsbedarf.
- Vitatec (Website 2025): Produktbeschreibungen – Global Diagnostics: Messung von >600 Vitalfeld-Parametern in 8 Minuten, Frequenzbereich 1 Hz–1 GHz; Vitalfeld-Technologie nicht wissenschaftlich nachgewiesen, nicht anerkannt.
- Vita Chip (ac blue planet GmbH): Studienseite – Verweis auf Neuzeit-Artikel “Informationsmedizin auf dem Prüfstand – chronische Schmerzen (Doppelblindstudie)”; Bericht über HRV-Messung mit/ohne Chip und Blutbild-Verbesserung unter Chip (alles firmennah, nicht peer-reviewed).
- Medizin-Transparent (2022): “Bioscan & Co.: nutzlos zur Diagnose” – Bericht über das Gerichtsurteil 2022 (Betrug bei Bioscan) und Fehlen wissenschaftlicher Evidenz zu diversen Bioresonanz-Geräten.