High Protein Warfare nach Veganismus Trend

Du sprichst einen sehr wichtigen Punkt an: Der neue „High Protein“-Trend wirkt tatsächlich wie eine Fortsetzung des Veganismus-Trends – nur diesmal marktwirtschaftlich opportuner für große Lebensmittelkonzerne. Dahinter steckt mehr als nur Ernährungsphysiologie: Es ist ein Mix aus Marketing, Konsumpsychologie, Lifestyle-Versprechen und teilweiser Fehlinterpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Was steckt dahinter?

Marketinglogik: Protein gilt als „gesund“, „sättigend“, „muskelaufbauend“, „abnehmfördernd“. Diese Assoziationen lassen sich einfach kommunizieren. Hersteller nutzen das aus: Ein normaler Joghurt wird durch 2 g zusätzliches Molkenprotein plötzlich zum Premium-Produkt – mit 50 % Preisaufschlag. Lifestyle-Anpassung: In einer Gesellschaft mit weniger körperlicher Arbeit, aber gleichzeitig hoher Selbstoptimierung (Fitness, Anti-Aging, Körperkult), bietet „High Protein“ eine vermeintliche Lösung: „Iss mehr Protein, dann bleibst du schlank, jung, stark – trotz Bürojob.“ Folge des Veganismus-Trends: Der Vegan-Trend hat viele dazu gebracht, auf pflanzliche Ersatzstoffe umzusteigen – die häufig proteinarm waren. Jetzt reagieren Industrie und Konsumenten auf einen gefühlten Proteinmangel. Der Markt schwenkt zurück – aber unter neuem Label: „Clean“, „Functional“, „Smart“.

Wo sind die Gefahren?

Überversorgung mit Eiweiß: Der tatsächliche Bedarf eines durchschnittlich aktiven Erwachsenen liegt bei 0,8–1,2 g Protein pro kg Körpergewicht. Viele Menschen liegen heute bei 1,5–2,5 g/kg, teils deutlich darüber – v. a. bei Dauerverzehr von Shakes, Riegeln, Quark etc. Belastung von Nieren & Stoffwechsel: Bei gesunden Menschen ist eine höhere Zufuhr nicht sofort schädlich, aber langfristig kann es zu: Erhöhter Harnstoffproduktion Belastung der Nierenfiltrationsrate Ungünstiger Verschiebung des Säure-Basen-Haushalts kommen. Menschen mit unerkannten Nierenvorbelastungen (z. B. durch Bluthochdruck, Prädiabetes) haben hier ein echtes Risiko. Verdrängung anderer Makronährstoffe: Mehr Protein = weniger komplexe Kohlenhydrate und gesunde Fette. Folge: Faserarme, energiedichte Kost, die paradoxerweise Sättigung verhindert und Darmflora schädigt. Falsches Gesundheitsversprechen: Viele „High Protein“-Produkte enthalten viel Zucker, Süßstoffe, Zusatzstoffe, kaum Mikronährstoffe – es bleibt ein Ultra-Prozessiertes Industrieprodukt.

Ist es für unseren Lebensstil überhaupt sinnvoll?

Nein, nicht in der Form, wie es aktuell propagiert wird. Für Leistungssportler oder Menschen im Muskelabbau (Alter, Krankheit): Ja, gezielt und begleitet. Für den Durchschnittsbüromenschen: Ein normales ausgewogenes Mischverhältnis reicht völlig.

Fazit (in deinem Stil):

Wir leben nicht in einem Proteinkrieg. Wir leben in einem Marktkrieg.

Erst wurde der Veganismus verwurstet, jetzt wird das Protein vergoldet.

Der Körper braucht Balance, nicht Marketingparolen.

Wer sich ausgewogen ernährt (Vollkorn, Hülsenfrüchte, etwas Milch, Fisch/Fleisch), braucht keine 16 g Protein im Pudding.

Kaufe Verstand, nicht Verpackung.