Black Forest…

Management Summary – „Hoffnungslosigkeit + Spaltung“ vs. erwachsene Transformationspolitik

Kernaussage der Vorlage
Nicht die Windrad-Abneigung ist der Ursprung, sondern ein strategisch erzeugtes Gefühl der Hoffnungslosigkeit plus gezielte kulturelle Spaltung. Am Mikrofall Feldberg wird das Muster sichtbar (zweifelhafte „Naturschutz“-Signale, verunsicherte Behörden, eingeschüchterte Lokalpolitik). Gegenwehr gelingt dort, wo prüfbare Fakten öffentlich werden – und Menschen sich nicht „wegducken“.

Stärken des Textes/Beobachtungen

  • Kommunikationsmuster: Dauerkrisen werden zu einer Endzeitstimmung verdichtet; Spaltung über Kulturcodes (Gendern/Englisch) lenkt von Emissions-, Kosten- und Verursacherfragen ab.
  • Soziale Linie: Breiter Klimasorgen-Konsens, aber Verteilungskonflikt:
    Untere Einkommenshälfte fürchtet Lastenverschiebung → politisch leicht instrumentalisierbar.
  • Mikrofall Feldberg: „Auerhuhn/Infraschall/Vogelschlag“ als narrative Hebel; mit offengelegten Messwerten kippt die Stimmung in Richtung nüchterner Abwägung.
  • Politische Praxis: Verzögerungsrhetorik („Technologieoffenheit ohne Meilensteine“) als zentrales Werkzeug.

Wichtiger Hinweis zur Quellenlage
Die behauptete Kampagne von Energieunternehmen ist auf der Homepage des Schriftstellers Schorlau aktuell nicht auffindbar; zudem ist 2025 denkbar, dass nicht mehr alle genannten Konzerne beteiligt sind. → Faktenprüfung/Update vor Nutzung in Publikationen einplanen.

Was die Theorie trifft – und was sie übersieht

Treffer

  • Kommunikations-/Spaltungstaktiken sind real und wirksam.
  • Die „Klassenfrage im Werden“ erklärt Akzeptanzprobleme besser als Moralnarrative.
  • „System statt Symbolik“: Einzeltechnik-Debatten verdecken Netze, Speicher, Flexibilität und Genehmigungen als Engpässe.

Unterbelichtet/zu ergänzen

  1. Interessen auf allen Seiten: Es gibt nicht nur eine „fossile“, sondern auch eine elektrische/erneuerbare Lobby (Netz-, Speicher-, Komponenten- und Plattformanbieter). Macht- und Renditefragen gelten beidseitig.
  2. Kapitalmarktlogik: Gewinner/Verlierer sind breit verteilt (ETF-Sparer, Pensionsfonds). Transformation braucht planbare Übergänge statt reiner Moralisierung.
  3. Systemkosten > LCOE: Günstige kWh aus Wind/PV erfordern Netze, Reserve, Speicher, Steuerung, Daten – sonst kippt die Rechnung. Allerdings sind auch die Kalkulationen VALCOE sehr gut Richtung erneuerbarer Zukunft.
  4. Soziale Leitplanken: Ohne zielgenaue Entlastung (Strompreis für WP/Netzdienlichkeit, einfache Förderpfade, Pro-Kopf-Rückvergütung, , Klimageld, Mieterstrom/Quartiere) verliert Klimapolitik ihre Mehrheit.
  5. Kernenergie nüchtern bilanzieren: Gesicherte Leistung vs. Kosten/Bauzeiten/Endlager – volle Systemkosten, Versicherbarkeit und Opportunitäten mitprüfen; keine Kampfbegriffe.
  6. SDG-Balance: CO₂-Fokus allein verkennt Ressourcen, Biodiversität, Lieferketten-Risiken, soziale Härten.
  7. Governance & Marktmacht: Netze/Speicher als Gemeingüter → Renditen transparent deckeln, Vergaben/Standards wettbewerblich, „Use-it-or-lose-it“ gegen Verzögerung.

Leitlinien (ableitbar für Management & Politik)

  1. Transparenz über Verteilung: Wer zahlt heute, wer profitiert morgen?
  2. Portfolio statt Monokultur: EE-Ausbau + Netze + Speicher + Demand-Response + ggf. streng bilanziertes Back-up.
  3. Meilensteine gegen „Offenheits“-Missbrauch: Technologieoffen – aber mit Terminen, Sanktionslogik und „No-Regret“-Prioritäten.
  4. Kommunikation ohne Kulturkampf: Lokalen Nettonutzen zeigen (Jobs, Wertschöpfung, Preise), Faktenboxen/Datensheets statt Feindbilder.
  5. Beteiligung vor Ort: Bürgerdividende/Genossenschaften oder breit gestreute AG-Modelle – Teilhabe schlägt Betroffenheit. Man kann sich auch an Eon ENBW RWE beteiligen als Bürger.

Praktischer Kasten – Prüffragen je Projekt

  • Verteilung: Wer trägt Capex/Opex? Welche Rückvergütung/Entlastung greift?
  • Systemwirkung: Netz-/Speicher-/Reservebedarf, Daten & Steuerung?
  • SDG-Check: Welche Nebeneffekte jenseits CO₂?
  • Lock-ins: Kapitalbindung, Pfadabhängigkeit, Alternativen bis wann/mit welchem Risiko?
  • Akzeptanz: Teilhabemodell, sichtbare Preiswirkung, lokaler Nutzen?

Kurzfazit

Die „Hoffnungslosigkeit-und-Spaltung“-These ist plausibel und analytisch fruchtbar, aber unvollständig. Entscheidend wird, die soziale Frage und die Systemkosten ins Zentrum zu rücken, Interessen auf beiden Seiten offen zu legen und mit klarer Governance (Transparenz, Renditendeckel, Wettbewerb, Meilensteine) zu führen.
So wird aus Storytelling tragfähige Transformationspolitik – ohne Kulturkampf, mit Systemintelligenz und Fairness.

Ab hier der für mich Relevante Teil von Schorlaus Buch Black Forest
(Krimi, aber nicht täuschen lassen, die Analyse ist ziemlich gut).

These:
Nicht „Ablehnung der Windräder“ ist der Ursprung, sondern ein strategisch erzeugtes Gefühl (Hoffnungslosigkeit) plus gezielte Spaltung. Am Feldberg wird das auf der Mikroebene sichtbar: gefälschte „Naturschutz“-Signale, gebrochene Beamte, eingeschüchterte Lokalpolitik. Die Gegenwehr gelingt dort, wo Fakten (Laborproben) öffentlich werden – und wo Menschen sich nicht depressiv „wegducken.“

Crommschröder und die Philosophie des Geldes
Crommschröder hatte einen vollen Terminkalender. Abends tagte der Politische Ausschuss des Industrieverbandes. Die Zigarren dampften, der Whisky schmeckte vorzüglich. Ein bisschen viel Klischee, dachte Crommschröder, aber wie das so ist, in jedem Klischee steckt meist auch etwas Wahres.
Die beiden Chefs der PR-Agentur Political Analysis and Transformation, die mit der Kampagne beauftragt waren, stellten sich vor. Nicht billig, diese Leute. Aber effizient. Man saß am Kamin. Die Chefs und Mehrheitseigentümer einiger der größten Konzerne.
Die Herren waren zufrieden. Man war unter sich. Kein Journalist weit und breit. Man konnte offen reden.
Das Ziel wurde bekräftigt:
Deutschland braucht eine Mitte-rechts Regierung – mit klarer Betonung auf rechts.
Die nächste Regierung muss die Klimagesetzgebung im großen Stil beenden, rückgängig machen und endlich wieder Kohle, Gas und nicht zuletzt Benzin wieder Vorfahrt geben. Dazu müssen die Grünen so diskreditiert und gestutzt werden, dass sie sich auf unabsehbare Zeit nicht mehr in eine Regierung verirren.

Die Herren wünschen sich eine Koalition aus Konservativen und Liberalen, aber da Letztere an der Fünf-Prozent Hürde scheitern könnten, muss die AfD ins Spiel gebracht werden. Diese würde den nötigen Druck auf die CDU ausüben, damit endlich keine halben Sachen mehr beschlossen werden, kein laues Lüftchen wie in der Ära Merkel, sondern klare Kante. Endlich klare Kante. Dieser Prozess sei auf einem guten Weg.
Crommschröder kratzte sich am Kinn:
Schön würde es nicht werden.
Mithilfe der FDP habe man dafür gesorgt, dass im nächsten Haushalt auch den Bauern einige Subventionen gestrichen würden
. Kurioserweise gegen den Willen des grünen Landwirtschaftsministers. Nun zogen die Bauern in riesigen Demonstrationszügen mit gewaltigen Traktoren durchs Land, blockierten Parlamente, Zufahrtsstraßen, Veranstaltungen. Sie sorgten für Staus, von denen die Klimakleber nicht einmal zu träumen wagten.
Einige Bauern haben die Grünen zu ihrem Hauptfeind erklärt. Das war fantastisch. Es gab ikonische Ereignisse mit enormer Breitenwirkung, die Crommschröder amüsierten: Bauern blockierten eine Fähre, auf der der grüne Wirtschaftsminister Habeck an Land gehen wollte. In Biberach verhinderten sie sogar den politischen Aschermittwoch der Grünen. Sicher, die Männer, die da randalierten, waren keine angenehmen Zeitgenossen, und Crommschröder würde sich nie mit ihnen zeigen – aber sie waren nützlich. In Biberach waren es sturzbetrunkene junge Männer, die in der Nacht schon mehrfach Alarm bei der Feuerwehr ausgelöst hatten – nein, nicht schön, wirklich nicht, aber notwendig. In Schorndorf bildeten am selben Tag fünfzig Männer vor einem soziokulturellen Zentrum ein Spalier und warteten, bis die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang eine Veranstaltung verließ. Der Agenturchef zeigt Videoschnipsel mit Originaltönen. Die Menge rief der Frau schwer erträgliche Beleidigungen zu. Personenschützer bahnten ihr den Weg durch die Pöbler, die – das war offensichtlich – die Frau verprügelt hätten, wenn die Polizisten sie nicht mit zwei Trupps geschützt hätten, einer vor ihr, einer hinter ihr. Crommschröder studierte die roten Gesichter der Menge. Ihn überfiel ein Anflug von Scham. Primitiv und ungehobelt waren diese Dummköpfe – der Frau in keiner Weise gewachsen. Sie kannten sie nicht und beleidigten sie dennoch auf das Schändlichste. Crommschröder war ihr das eine oder andere Mal bei parlamentarischen Abenden oder anderen Gelegenheiten begegnet. Sie hatte einen messerscharfen Verstand, war eine gute, klare, brillante Rednerin, sie war auffallend dick, wirkte beneidenswert selbstbewusst, angeblich bisexuell, offen, interessiert – ein rotes Tuch für die Schreihälse aus dem pietistischen Schorndorf, die sich nicht schämten, in Überzahl eine Frau anzugreifen. Er verdrängte das Schamgefühl. Wo gehobelt wird … Nun, das musste er aushalten. Der Chef der Agentur sprach gerade über Hoffnungslosigkeit.

»Im Moment ist Hoffnungslosigkeit das vorherrschende Gefühl in der Gesellschaft. Wir fördern und vertiefen dieses Gefühl, indem wir die verschiedenen Aspekte einer großen Dauerkrise so lange wiederholen, bis die Menschen nicht mehr wissen, wo die eine Krise angefangen hat und wo die andere vielleicht aufhört. Sie sollen den Überblick verlieren über ein multiples, endloses und unüberschaubares Krisen- und Chaosgeschehen.

  • Ukraine-Krieg,
  • Nahost-Krieg,
  • Künstliche Intelligenz,
  • Wirtschaftskrise,
  • Mietpreise,
  • Trump,
  • Energiepreise,
  • russischer Angriff auf Europa,
  • Inflation,
  • Fluchtbewegungen,
  • chinesische Bedrohung,
  • Klimakatastrophe –

    es soll ein allumfassendes Gefühl einer unkontrollierbaren, nicht enden wollenden, hochgefährlichen Krise mit unkalkulierbaren Risiken für das unmittelbare Leben der Menschen, ihrer Familien, Kinder und Arbeitsplätze entstehen.
    Entscheidend ist, dass diese Endzeitstimmung so umfassend ist, dass die Menschen nicht auf die Idee kommen, selbst etwas ändern zu können.
    «Der Mann richtet seinen Krawattenknoten.
    »Wer die Hoffnung verloren hat, der zieht sich zurück – ins Private, in die Familie, in die Beziehung, auf die eigene Scholle sozusagen, die richtet er sich ein. Er geht nicht mehr hinaus. Er engagiert sich nicht mehr. Er sitzt zu Hause und wird mit schlechten Nachrichten bombardiert. Wir wollen, dass er sich ohnmächtig fühlt, dass er das Gefühl hat, allein im Sturm auf hoher See zu sein, ohne Orientierung.

    «Für Crommschröders Geschmack war der Mann etwas zu theatralisch, aber er war klug. Also konzentrierte er sich, hörte zu, neigte den Kopf zur Seite:
    »Bleiben wir kurz bei diesem Bild. Wenn man allein auf dem Meer treibt, weiß man, dass man sich nicht selbst retten kann. Man muss gerettet werden. Von außen.
    Von jemand anderem. Man sucht den Horizont nach einem Segel ab.
    Man sucht den Retter.«
    Der Mann strich seine Krawatte glatt. »Die Stimmung ist heute eine andere als zu Beginn der Pandemie. Damals war klar:
    Wir haben eine schwere Zeit vor uns, und irgendwann werden wir wieder in die Zeit vor der Krise zurückkehren.
    Das war die Hoffnung. Diese Hoffnung gibt es nicht mehr. Es gibt keinen Punkt mehr, an den die Gesellschaft zurückkehren könnte.
    Es gibt nur noch Krise und Krieg, ohne Anfang und ohne Aussicht auf ein Ende.
    «Alle hören aufmerksam zu. Sie sehen, wie der Redner die Hände hebt:
    »Dann kommt die Hoffnung.
    Eine neue Regierung. Ein starker Mann. Durchgreifen. Schluss mit der Unsicherheit. Wieder die Kontrolle gewinnen.
    Noch ist es nicht so weit. Aber wir arbeiten daran. Und am Ende, meine Herren, werden die Menschen die Regierung wählen, die Sie brauchen.

    «Schon zwei Wochen später war Crommschröder klar, dass es nicht so einfach werden würde, wie es sich der Agenturchef vorgestellt hatte. Scheinbar aus dem Nichts demonstrierten plötzlich Millionen gegen die AfD.
    Ein sogenanntes Medienkollektiv namens Correctiv berichtete im Januar über eine Veranstaltung, bei der sich Geldgeber mit AfD Politikern und Rechtsextremen trafen, um über Massenabschiebungen zu diskutieren.
    Crommschröder kannte solche Veranstaltungen. Er hatte sich selbst zweimal bei ähnlichen Treffen zuschalten lassen. Es handelte sich um eine Art politische Auktion, bei der die Rechtsextremisten ihre Projekte vorstellten und die Sponsoren Geld gaben, wenn sie mit der Präsentation zufrieden waren. Crommschröder nahm an dieser Aktion nicht teil. Der Schaden für den Konzern wäre unabsehbar gewesen. Aber ihm war klar, dass diese Demonstrationen die Strategie der Hoffnungslosigkeit durchkreuzten – oder doch zumindest erschwerten. In Hamburg musste eine Kundgebung abgebrochen werden, weil zu viele Demonstranten erschienen. 100.000 waren es am gleichen Tag in Köln. Aber das, was Crommschröder zur Verzweiflung brachte, waren nicht die Aktionen in den großen Städten, nicht so sehr die Demonstrationen in Berlin, München, Köln, Frankfurt und Stuttgart. Es waren die Initiativen in den kleineren Städten, die ihn davon überzeugten, etwas noch nie Dagewesenes zu erleben: Borken, Radolfzell, Detmold, Emmendingen, Eschwege. In über 350 Städten und Orten drückten die Leute ihre Abscheu gegen die AfD aus; sogar im Osten, wo die Menschen dabei ein gewisses Risiko eingingen. Crommschröder war klar, dass die Teilnehmer millionenfach gegen die AfD protestierten, dass sie sich aber auch
    gleichzeitig aus der Stimmung der politischen Hoffnungslosigkeit befreiten.
    Kurz danach rief ihn der Chef der Agentur an. »Herr Crommschröder, wir haben eine gute Nachricht.«»Die kann ich gebrauchen. What’s up?«»Die CDU hat soeben den Entwurf für ihr neues Grundsatzprogramm veröffentlicht.«»Mein Gott, reden Sie schon.«»Es wird Sie freuen: Die Kernenergie ist drin.« »Das ist wirklich eine gute Nachricht.«
    »Der Satz lautet genau: Wir können zurzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten.
    «Crommschröder fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Gute Arbeit. Wirklich – Kompliment.« Er legte auf. Wenn es denn wirklich dazu käme, dass eine
    konservative Regierung neue Atomkraftwerke bauen würde, dann müsste sie auch bereit sein, die erhöhten Stromkosten gegenüber den Stromkunden durchzusetzen. Crommschröder rieb sich die Hände: Es würde teuer werden – nicht für seinen Konzern. Der wäre gerettet.

    „Ein Beamter einer Naturschutzbehörde war mit seiner Frau am Feldberg spazieren gegangen und hatte den Kot eines Auerhuhns gefunden. Daraufhin hatte seine Behörde den gesamten Feldberggipfel zum AuerhuhnSchutzgebiet erklärt. Der Traum vom billigen Feldberg-Strom sei damit ausgeträumt, schrieb die Zeitung. »Mame«, sage ich, »das ist doch Unsinn.
    Wir wissen doch alle, dass das Auerhuhn Bäume und Lichtungen braucht. Dort oben, wo außer Gras und Moos nichts wächst, hat noch nie jemand so ein Tier gesehen
    Sie nickt. »Aber wenn’s in de Zeitung steht, muss es doch stimme.
    «Da lacht Jakob laut. Meine Mutter fährt ihn an. »Was gibt’s da z’lache?
    An was soll ich denn glaube, wenn ich selbscht de Zeitung nimmi glaub“

    Anmerkung: Das ist tatsächlich ein Riesen Problem, und Social Media und die ganzen Influencer greifen auch immer mehr dieses Grundvertrauen der Menschen an die etablierten Medien an, evtl. auch über Alternative Medien Formate, Propagandisten die das Bespielen sind gerne AFD/Werteunion/BSW nahe.
    HGM, HW Sinn, Vahrenholt, Ganteför, sehr viele Youtube Influencer Kanäle (Outdoor Chiemgau, Demokratie …, Politik Verstehen usw usw..) die geschickt Fakt und Fiktion mischen, die geschickt verdeckte Polit Propaganda machen und einen gern in Richtung der AFD Gedanken schieben.



    Wenn ich es mir recht überlege, war mein ganzes Leben von Politik bestimmt, obwohl ich mich nie für Politik interessiert habe. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird es mir. Es gab einen großen Plan der herrschenden Eliten in Deutschland. In diesem Plan war ich als siebzehnjähriger Schüler nur ein winziges, kaum wahrnehmbares Rädchen. Ich konnte gut rechnen, und diese Fähigkeit wurde für den Plan gebraucht. Von dem großen Plan selbst hatte ich keine Ahnung. Heute weiß ich mehr. Ich weiß, dass der Plan verrückt war, dass er nicht funktionieren konnte. Trotzdem verfolgten die Schuldigen ihn bis zum bitteren Ende. Sie wollten die Kolonien zurück und alles, was sie im Ersten Weltkrieg verloren hatten. Sie wollten einen antisowjetischen Raubzug im Osten durchführen. Und sie wollten das ursprüngliche Ziel des Ersten Weltkrieges wieder erreichen: ein mitteleuropäisches Großreich unter deutscher Führung. Ich erinnere mich noch an die Umsetzung dieser Ziele in damaligen Schlagworten: Liquidierung der Schmach von Versailles, Großdeutschland, koloniales Großreich. Heute weiß ich, dass diese Pläne nichts anderes waren als die Übertragung wirtschaftlicher Ziele in politische Programme. Der europäische Großraum war die Chiffre für das angestrebte Monopol der IG Farben, der Kohle-, der Elektrokonzerne. Die Deutsche Bank brauchte die Eroberungen im Osten, um das geplante eurasische Ölmonopol zu verwirklichen. Dass das Krieg bedeutete, war den Verantwortlichen klar. Einem siebzehnjährigen Schüler nicht. Ich habe von der »Weißen Rose« gehört. Die waren in meinem Alter. Diese Jugendlichen wussten Bescheid. Ich nicht. Ich glaubte, mit meinen Rechenkünsten einer großen Sache zu dienen. Ich dachte, ich wäre privilegiert. Ich wurde in einen großen Strudel hineingezogen und hatte keine Ahnung – von nichts.
    Heute weiß ich, dass der Terror im Innern gegen Parteien und Gewerkschaften, die Plünderung und Ermordung jüdischer Nachbarn, die Verhaftungen, Verfolgungen, Deportationen und Ermordungen dazu dienten, jede noch so kleine Abweichung im Verhalten und Denken zu unterbinden. Die Politik Hitlers und der Nazis war nichts anderes als die Umsetzung dieser Ziele in die Realität. Das Verrückte daran ist, dass die Deutschen – und auch ich – dies begeistert mitgetragen haben, obwohl es so vielen Menschen Gesundheit und Leben gekostet hat. Wegen dieser Ziele – letztlich Macht und Geld – wurde aufgerüstet. Deshalb wollte man die neuesten Waffen haben und einsetzen, deshalb baute man die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. Deshalb bin ich dorthin gegangen. Stolz und dumm. Ich weiß auch nicht genau, warum – doch diese Zeilen bringen ihn mir nahe. Er ringt darum, zu verstehen, was um ihn herum geschieht.“ […]

    Anmerkung: das rechte Vorfeld und manche Linksextremisten haben nun aber auch ganz geschickt diese Stimmung zu genutzt um zu suggerieren, der Klimawahn oder die Ökodiktatur wäre dieser Konformismus, und leider lässt sich zum Teil auch beobachten, das Klimaziele/Klimawandel tatsächlich als Deckmäntelchen für gewisse unliebsame Entscheidungen verwendet wird, als Totschlagargument. Hierzu wurden auch Millionenfach diese Narrative in Social Media gestreut, automatisiert. Man braucht sich nur Kommentarspalten in Youtube ansehen, und niemand weiß, wie viele der Views, Likes oder Kommentare sind real oder von Kampagnen orchestriert gekauft.


    „Damit sind die Folgen des Klimawandels – mit deutlichem Abstand – das politische Thema, dem die Menschen die größte Bedeutung beimessen. Es gibt nur noch wenige, die sich keine Sorgen um die Umwelt machen. So weit, so schlecht. Ihn interessieren andere Zahlen, andere Zusammenhänge. Je nach Einkommen gibt es einen drastischen Unterschied hinsichtlich des sogenannten ökologischen Fußabdrucks.
    In Europa setzen die unteren 50 Prozent pro Kopf etwa fünf Tonnen CO im Jahr in die Atmosphäre frei.
    Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung dagegen jährlich 27 Tonnen. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten sich normal oder gering verdienende Haushalte nicht umstellen. Ihre durchschnittlichen Emissionen sind gering. Die entscheidenden Emissionstreiber in Privathaushalten sind Konsum und Ausgaben der Reichen und der Superreichen.
    Soweit die Fakten.
    Crommschröder interessiert, wie sich diese Fakten im Bewusstsein der Menschen widerspiegeln. Er studiert geduldig Umfragen und Tabellen. Interessant findet er den folgenden Aspekt: Die untere Hälfte der Einkommen sieht die Bedrohung der Lebensgrundlagen durch den Klimawandel so gut wie alle anderen auch.
    Trotzdem: Bezogen auf die Klimapolitik ist die Haltung dieser Gruppe deutlich ablehnender.
    Die Forderung, umweltbewusster zu leben, wird von ihr als Zumutung empfunden. Alle seriösen Umfragen kommen, mal mehr, mal weniger klar, in der Tendenz jedoch eindeutig zu dem Ergebnis, dass Personen in der unteren Einkommenshälfte annehmen, dass die Kosten der Transformation auf sie abgewälzt werden, obwohl sie nicht die Verursacher des Klimawandels sind.


Entsprechend kritisch bis schroff ablehnend sind die Einstellungen zu wichtigen Eckpunkten der Klimamaßnahmen:
Ende des Verbrennermotors, Umstellung auf umweltfreundlichere Heizungen etc. Die Sorge, Klimapolitik mindere das ohnehin auf Kante genähte Einkommen und damit die Lebenschancen, ist in der unteren Einkommenshälfte weitverbreitet.

[…]
gute Nachrichten aus Südbaden. Das Thema Windkraft auf dem Feldberg ist vom Tisch.
Das Gebiet ist nun Schutzgebiet für den Auerhahn. Waidmannsheil, dein Kurt Für einen
[…]
Er weiß, dass jeder oder jede Fünfte in Deutschland im Niedriglohnsektor arbeiten; in Ostdeutschland nahezu jeder Fünfte. Er weiß auch, dass diese Leute nicht mehr als 1.500 oder 1.600 Euro im Monat netto nach Hause tragen. Das ist so viel, wie er manchmal für ein Abendessen ausgibt. Wenn er mit Silke und ihrer Tochter … mehrere Gänge … und dann noch Weinbegleitung zu jedem Gang, da kommt schnell mal was zusammen.
»Armut trotz Vollzeitjob« liest er in einer Studie. Diese Leute verbinden mit dem Wort Katastrophe das Monatsende und nicht das Klima.
Wen sollen diese Leute wählen, wenn sie gegen ihre Lage protestieren wollen?
Die SPD, die ihnen das alles eingebrockt hat?
Die Grünen, die mitgemacht haben?
Oder CDU und FDP, die alles noch schlimmer machen wollen?

In allen Umfragen signalisieren sie, dass sie nicht bereit sind, wegen ökologischer Transformation materielle Einbußen hinzunehmen. Ihre große Sorge ist, dass die politische Priorisierung des Klimawandels ihren Lebensstandard noch mehr einschränkt.
Zu Recht, denkt Crommschröder. Weit über die Hälfte der Produktionsarbeiter befürchten eine Reduzierung ihrer Lebenschancen durch Klimapolitik; jedoch nur knapp 20 Prozent der Beschäftigten im kulturellen Sektor.
Ein Papier zitiert einen Satz aus der bekannten Studie »Triggerpunkte:
Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft«:

Hinzu tritt die Angst, dass sich mit der ökologischen Transformation die sozialen Missstände weiter verstärken und viele Veränderungen zulasten derer gehen, die jetzt schon sozial in Bedrängnis sind.


  • Die Einstellung der Oberschicht ist nicht ganz so gut untersucht, aber doch ebenfalls ziemlich klar. Sie, die Treiber, vielleicht sogar Auslöser des Klimawandels, gehen davon aus, dass das, was sie haben (fast ausnahmslos geerbt), ihnen auch zusteht.
    Darüberhinausgehende Überlegungen haben die Soziologen nicht gefunden. Als ökologisch bewusst identifiziert wird die Schicht, die sich an die unteren 50 Prozent der Einkommen anschließt; der unterste Teil der oberen Hälfte.
    Dazu gehören Teile der Baby-Boomer-Generation, die aufgrund der Bildungsreformen der Siebzigerjahre studieren konnten, obwohl ihre Eltern- und Großelterngeneration deutlich zur unteren Hälfte gehörten. Diese Schicht ist im öffentlichen Dienst beschäftigt oder in den wissensbasierten Sektoren der Industrie und des Handels. Die Begrenzung des eigenen ökologischen Fußabdrucks befürworten sie zur Bekämpfung des Klimawandels. Sie unterstützen mehrheitlich Transformationspolitiken. Sie bilden auch das feste Rückgrat der Partei, die sich am meisten der Politik zur Verhinderung der Erderwärmung verschrieben hat, den Grünen. Die Kinder dieser Schicht stellen auch die meisten Aktivisten der Fridays for Future und ähnlicher Bewegungen. Kinder von Produktionsarbeitern haben in diesen Bewegungen Seltenheitswert.
    Zusammengefasst sei es so, dass die Gesellschaft unabhängig von ihrem Einkommen besorgt ist über Klimawandel und die Folgen daraus. Es handele sich, das legen die Studien Crommschröder nahe, um ein gesamtgesellschaftliches Grundgefühl. Sobald es jedoch um konkrete Maßnahmen, also um Politik, geht, gehen die Meinungen und Einstellungen weit auseinander. Die Autoren der »Triggerpunkte« sprechen davon, dass es sich hierbei um eine »Klassenfrage im Werden« handele. […]
    Es ist doch erstaunlich, dass die ökonomische Situation das Bewusstsein der Leute so stabil formt, als sei es mit einer Stanzmaschine gepresst. Er lächelt.
    Das Sein bestimmt das Bewusstsein – das hat er in seinen jungen Jahren einmal gelesen. Aber hier ist es durch einige herausragende soziologische Studien bestätigt
    Er liest eine Anmerkung des Agenturchefs. Wenn man das politische Klima des Landes grundsätzlich ändern wolle, dann müsse man das Misstrauen der unteren 50 Prozent gegenüber der Klimapolitik nutzen, um die ökologisch bewusste untere Mittelschicht zu isolieren.


    Man müsse sie dazu bringen, Parteien zu wählen, die mit dem Klimawahnsinn aufräumen würden. Dazu sei es von Vorteil, dass die
    unterschiedlichen Einkommensschichten eigene kulturelle Codes und Milieus entwickelt haben, mit denen sie sich von den anderen Gruppen abgrenzen. Diese Unterschiede seien erheblich. Sinnvoll sei es, eine heftige öffentliche Auseinandersetzung gegen die kulturellen Codes der ökologisch bewussten Mittelschicht zu führen.
    Nichts biete sich dazu besser an als einige ihrer Sprachcodes. Das Gendern und die Verwendung von Fremdsprachen sei der beste Ansatz, um die Angehörigen dieser Schicht zu diskreditieren. Der Agenturchef führt als Beispiel eine gemeinsame Demonstration der Gewerkschaft ver.di und der Kids von Fridays for Future an, die er beobachtet habe.
    Eigentlich sei es von beiden Organisationen klug gewesen, eine gemeinsame Aktion durchzuführen, um damit die kulturelle Kluft zwischen beiden Gesellschaftsschichten aufzuheben. Die Gewerkschafter hätten traditionelle Transparente mit sich geführt: Solidarität mit dem ver.di-Streik und Ähnliches. Überraschenderweise waren die Transparente und auch die Parolen der Schüler alle in englischer Sprache. Es gab dafür keinen sinnvollen Grund. An der Demonstration beteiligten sich ausschließlich Deutsche. Auf dem größten Banner sei zu lesen gewesen: Act Now. Ein junger Mann mit Megafon habe gerufen: When do you want it. Und der Chor der Schülerantwortete: Now. Aus dem Demonstrationsgrund, der Unterstützung eines Streiks der Dienstleistungsgewerkschaft, könne man keinen Grund ableiten, die englische Sprache zu verwenden.
    Außer einem: Die Kids präsentierten für jedermann sichtbar das einzige Kapital, das sie und ihre Familien besitzen – Bildung.
    Sie distanzierten sich damit zugleich von den mitlaufenden Gewerkschaftsmitgliedern. Selbst für ihn als Außenstehenden war es leicht zu erkennen gewesen, dass sich keine einzige streikende Verkäuferin, kein einziger streikender Straßenbahnfahrer, keine streikende Krankenschwester mit den Schülern verbündet hätte oder dass sie auch nur ein Wort miteinander gesprochen hätten.
    Beide Gruppen, obwohl sie gemeinsam demonstrierten, hätten nie zueinander gefunden. Um die
    unteren 50 Prozent der Bevölkerung gegen Klimapolitik zu mobilisieren, sei es sinnvoll, die kulturellen Codes der klimaorientierten Bevölkerungsgruppe anzugreifen; nichts sei dazu besser geeignet als das Gendern/Wokeismus


Es folgt eine längere Abhandlung über das Gendern, die Crommschröder überfliegt. Er sucht die Zusammenfassung. Und liest, das Gendern habe eine doppelte Funktion. Insbesondere Frauen und sexuelle Minderheiten aller Art sollten sich durch die Gendersprache zumindest nicht ausgeschlossen fühlen. Es sei der Versuch, reale Ungerechtigkeiten zumindest in der Sprache aufzuheben. Dies sei die inklusive Funktion des Genderns. Das Gendern habe aber gleichzeitig auch eine ausschließende Funktion. Es wirke auf den überwiegenden Teil der Bevölkerung, die eher das Monatsende fürchten als den Mangel von öffentlichen Toiletten für nicht binäre Menschen, als Bevormundung, ja sogar als Umerziehungsversuch.
Dies müsse man nutzen. Eine breite Propaganda durch Presse und wichtige politische Persönlichkeiten gegen das Gendern sei eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, die Klimahysteriker zu isolieren. Und darum gehe es in den nächsten Monaten…….

https://www.youtube.com/shorts/WbPvCi3zlhg

Erweiternde Überlegungen: Jenseits von Schwarz-Weiß in der Energie- und Klimapolitik

Die gängige Erzählung „gute Erneuerbare vs. böse Fossile“ ist zu flach. Der Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle, Öl und – perspektivisch – Gas ist nötig, aber weder einfach noch ein rein deutsches Lobbyproblem. Dahinter wirken globale Wertschöpfungsketten, Kapitalmärkte und institutionelle Anleger. Gewinne aus Öl und Gas landen nicht nur bei einigen Superreichen; sie fließen an Banken, Versicherungen, Hedgefonds und Pensionsfonds – also letztlich in Renten und Policen. Wer Verantwortung ehrlich verteilen will, muss diese Verflechtungen mitdenken.

1) Interessen gibt es auf allen Seiten – auch im „grünen Komplex“

Auch die Erneuerbaren sind längst ein globales Big-Business. BloombergNEF-Charts und IEA-Szenarien zeigen gewaltige Umschichtungen an Kapital und Marktmacht. Kabel- und Trafo-Hersteller, Wechselrichter- und Speicherproduzenten, Netzbetreiber, Projektentwickler, Tech-Konzerne – alle haben starke finanzielle Interessen. Namen wie Steyer, Musk, Gates oder Gore stehen sinnbildlich für diese neue Machtkonzentration. Wer nur auf „fossile Lobby“ zeigt, blendet die neue „elektrische“ Lobby (das sprichwörtliche „Elektro-Kartell“) aus.

2) Kapitalmarktlogik: Verteilung statt Moralisierung

Es ist zu einfach, „Konzernlenker“ als alleinige Bösewichte zu markieren. Kapitalmärkte bündeln Ersparnisse vieler: von der Kleinanleger-ETF-Sparerin bis zum norwegischen Pensionsfonds. Diese Struktur erklärt, warum politisches Steuern so schwer ist – jede harte Zäsur berührt Vermögenswerte und damit auch künftige Renten. Das ist kein Argument gegen Transformation, sondern eines für planvolle, sozial abgefederte Übergänge.

3) Transformation ist ein Systemumbau – kein Austausch von Kraftwerken

Das Versprechen „hohe Upfront-Kosten, danach Grenzkosten ≈ 0“ stimmt nur im eng gedachten Anlagenbetrieb. Systemisch entstehen Kosten für Netze, Flexibilität, Regelenergie, Speicher, Reservekraftwerke, Digitalisierung und Resilienz. Strom ist – anders als Öl – nur begrenzt und teuer speicherbar. Wer seriös rechnet, adressiert Netzausbau, Lastmanagement, saisonale Speicher, Sektorkopplung und die institutionelle Komplexität (Genehmigungen, Planungsrecht, Standards).

4) Deutschlands Energiemix: Kohle sinkt, Öl & Gas bleiben zäh

Ein Blick auf die Sankey-Grafiken der AG Energiebilanzen: In der Stromerzeugung schrumpft Kohle, aber im Verkehr dominiert Öl, in der Wärme Gas. Das lässt sich nicht „wegmoralisieren“. Selbst mit sehr schnellem Ausbau der Erneuerbaren wird der Ersatz von Molekülen (Öl/Gas) durch Elektronen (Strom) Zeit, Infrastruktur und gewaltige Investitionen brauchen. Hinter jedem „Warum geht das nicht schneller?“ stehen reale Umrüstzyklen, Handwerkskapazitäten, Lieferketten und Akzeptanzfragen.

5) Soziale Frage: Kosten, Risiko und die unteren 50 %

Die unteren Einkommenshälften fürchten reale Belastungen: höhere Mieten durch Sanierung, teure Heizungstausche, Pendelrisiken, E-Auto-Preise. Lange galt: Verbrenner billig in der Anschaffung, Kosten verteilen sich über Jahre; bei E-Autos fiel viel Capex am Anfang an. Dazu kommt Unsicherheit über Restwerte, Reparaturen, Software/Elektronik. Wer diese Perspektive ignoriert, treibt Menschen in Abwehrhaltungen – nicht weil sie „klimafeindlich“ wären, sondern weil sie Budgetgrenzen haben.

Konsequenz: Transformation braucht soziale Leitplanken – zielgenaue Transfers statt Gießkanne, Strompreis-Entlastung für Wärmepumpen und Netzdienlichkeit, einfache Förderpfade, Gebraucht-E-Auto-Märkte, Mieterstrom, Quartierslösungen, Carbon-Dividenden/Pro-Kopf-Rückvergütung und verlässliche Übergangsfristen. Ökologie ohne Sozialstaat ist politisch nicht mehrheitsfähig.

6) Atomkraft: offene Kosten-/Risikobilanz statt Kampfbegriff

Ob neue Kernenergie Teil der Lösung ist, bleibt strittig: Kosten, Bauzeiten, Entsorgungsfrage, Sicherheitsregime vs. gesicherte Leistung und Flächenbedarf. Eine nüchterne Bilanzierung (vollständige Systemkosten inklusive Versicherbarkeit und Endlager) ist sinnvoller als identitätspolitische Marker. „Technologieoffenheit“ darf nicht zum Dauer-Warteschild werden – aber „Nur-Erneuerbare“ ohne Back-up-Plan ist ebenso schwach.

7) Governance statt Helden-/Schurken-Narrative

Viele Akteure bleiben – nur ihre Portfolios wechseln: Wer früher an Kohle, Öl, Gas, Uran verdient hat, verdient heute an Modulen, Windparks, Netzen und Speichern. Das ist kein moralischer Offenbarungseid, sondern kapitalistische Pfadabhängigkeit. Aufgabe der Politik ist es, Marktmacht zu begrenzen (Kartellrecht, Beschaffungswettbewerb, Standardisierung), Renditen zu deckeln, wenn Gemeingüter betroffen sind (Netze, Speicher, Wasserstoff-Backbone), und Fehlanreize (Gold-Plating, Rents) zu vermeiden.

8) Eigentumsformen: Genossenschaft ≠ Heiligenschein

Genossenschaften können lokale Akzeptanz, Teilhabe und Langfristorientierung stärken – großartig. Aber auch eine breit gestreute Aktiengesellschaft kann „Bürger-Kapital“ bündeln. Entscheidend sind Governance, Transparenz, Ausschüttungspolitik und echter Einfluss der Kapitalgeber. Dividenden sind nicht „unmoralischer“ als Habenzinsen – sie vergüten Risiko. Moralische Aufladung ersetzt nicht die Frage: Dient das Geschäftsmodell dem öffentlichen Zweck und fairen Preisen?

9) 17 SDGs: Klimaschutz ohne Tunnelblick

Wer nur CO₂ minimiert, kann anderes maximieren: Ressourcenverbrauch, Lieferkettenrisiken, Biodiversitätsdruck, Wasserknappheit, soziale Härten. Ein ehrlicher Plan balanciert alle Nachhaltigkeitsziele: Armut, Gesundheitsversorgung, Bildung, sauberes Wasser, bezahlbare Energie, menschenwürdige Arbeit, Industrie/Innovation, weniger Ungleichheit, lebenswerte Städte, verantwortungsvoller Konsum, Biodiversität – nicht nur „Net-Zero 2050“.

Leitlinien für einen erwachsenen Konsens

  1. System statt Symbolik: Entscheidend sind Gesamtkosten, Versorgungssicherheit, Resilienz und Emissionspfad – nicht Einzeltechnologien als Identitätsmarker.
  2. Sozial vor moralisch: Kosten fair verteilen; kleine und mittlere Einkommen entlasten, sonst verliert die Politik die demokratische Basis.
  3. Transparente Renditen: Wo Gemeingüter betroffen sind (Netze/Speicher), Renditen, Risiken und Vergaben offenlegen; Marktmacht begrenzen.
  4. Kapital mobilisieren, aber gebunden: Private Gelder lenken – an klare Public-Interest-Auflagen knüpfen (Preisobergrenzen, Verfügbarkeitszusagen, lokale Teilhabe).
  5. Pfadrealismus: Öl im Verkehr und Gas in der Wärme brauchen glaubwürdige Ausstiegs-/Substitutionspfade (ÖPNV-Offensive, Sanierungslogistik, Wärmenetze, synthetische Restmengen für unvermeidbare Anwendungen).
  6. Technologie-Portfolien statt Monokulturen: EE-Ausbau + Netze + Speicher + Demand Response + ggf. gesicherte Leistung (gestreng bilanziert).
  7. Regeln gegen Verzögerungs-Rhetorik: Technologieoffenheit ja – aber mit Meilensteinen, „Use-it-or-lose-it“-Fristen und „No-Regret“-Prioritäten.
  8. Kommunikation ohne Kulturkampf: Weg von Feindbildern, hin zu belastbaren Zahlen, Trade-offs und lokalen Nutzen (Jobs, Wertschöpfung, Teilhabe).

Prüffragen für jedes Projekt (praktischer Kasten)

  • Wer zahlt heute – wer profitiert morgen? (Verteilung)
  • Welche Systemkosten löst das aus? (Netz, Speicher, Reserve, Daten)
  • Welche SDGs berührt es positiv/negativ? (Checkliste statt CO₂-Tunnel)
  • Welche Lock-ins entstehen? (Kapitalbindung, Pfadabhängigkeit)
  • Wie sichern wir Akzeptanz vor Ort? (Teilhabemodelle, Preiswirkung)
  • Welche Alternative ist realistisch verfügbar – bis wann – zu welchem Risiko?

Kurzfazit: Ja, wir müssen raus aus der Verbrennung. Aber nicht mit moralischer Keule und Lagerdenken, sondern mit Systemintelligenz, sozialer Fairness und makroökonomischem Realismus. Es gibt mächtige Interessen auf beiden Seiten – also braucht es starke Regeln, transparente Renditen und eine Kommunikationskultur ohne Kulturkampf. Nur so wird aus Storytelling eine tragfähige Transformationspolitik.

Auch dieses dümmliche „die bösen Konzerne“ muss aufhören. Hans Rosling beschreibt das ganz gut in seinen zwei Büchern unter dem Kapitel, lasst uns der Oma eine reinhauen!

Hier ein Abschnitt aus Hans Roslings Buch:
LASST UNS DOCH DIE OMA VERMÖBELN

Ich hielt gerade eine Vorlesung am Karolinska Institutet und erklärte, dass die großen pharmazeutischen Unternehmen sich nur wenig in der Malariaforschung engagieren und überhaupt nicht in der Erforschung der Schlafkrankheit oder anderer Krankheiten, von denen nur die Ärmsten betroffen sind.
Ein Student in der ersten Reihe schlug vor: »Wir sollten ihnen eine reinhauen.«

»Aha«, sagte ich. »Im Herbst gehe ich ja tatsächlich zu Novartis.« (Novartis ist ein global agierendes Pharmaunternehmen mit Sitz in der Schweiz, und ich wurde von ihm eingeladen, um dort einen Vortrag zu halten.) »Wenn Sie mir jetzt noch sagen, was ich damit erreiche und wen ich schlagen soll, könnte ich es ja versuchen. Wem soll ich eine Ohrfeige verpassen? Einfach irgendjemandem, der dort arbeitet?«

»Nein, nein, nein, dem Boss des Ladens«, meinte der junge Mann.
»Aha. Okay. Das ist Daniel Vasella.« So hieß der Boss damals. »Den kenne ich ja schon ein bisschen. Also wenn ich ihn im Herbst treffe, dann soll ich ihm eine reinhauen? Ist dann alles wieder gut? Wird er dann ein guter Boss werden, dem klar ist, dass er die Forschungsprioritäten des Unternehmens ändern sollte?«

Ein Student aus einer hinteren Reihe empfahl: »Nein, Sie müssen den Vorstandsmitgliedern eine verpassen.«

»Das trifft sich gut. Am Nachmittag werde ich nämlich wohl eine Rede vor dem Vorstand halten. Ich werde also vormittags ganz friedlich bleiben, wenn ich Daniel sehe, aber nachmittags bei den Vorständen werde ich durch die Reihen gehen und versuchen, so viele Treffer wie möglich zu landen. Aber ich weiß nicht, ob ich genügend Zeit habe, alle k. o. zu schlagen … Mir fehlt die Kampferfahrung, und die haben eine Security. Nach drei oder vier werden sie mich wahrscheinlich stoppen. Aber soll ich das denn wirklich tun? Denken Sie, das könnte den Vorstand dazu veranlassen, seine Forschungsstrategie zu ändern?«

»Nein«, sagte ein dritter Student. »Novartis ist eine Aktiengesellschaft. Es ist nicht der Chef oder der Vorstand, der entscheidet. Es sind die Aktionäre. Wenn der Vorstand seine Prioritäten ändert, wählen die Aktionäre einfach einen neuen Vorstand.«

»Das stimmt«, sagte ich. »Es sind die Aktionäre, die wollen, dass das Unternehmen sein Geld in die Erforschung der Krankheiten von reichen Menschen steckt. So können sie mit ihren Aktien eine gute Rendite erzielen.«

So gesehen kann man den Angestellten, dem Chef oder dem Vorstand ja eigentlich nichts vorwerfen.

»Die Frage ist jetzt …«, ich wandte mich an den ersten Studenten, der die Idee mit dem Schlagen hatte, »wer sind die Eigentümer der Aktien in diesen großen pharmazeutischen Unternehmen?«
»Das ist doch klar, die Reichen«, antwortete er achselzuckend.

»Nein. Das Interessante ist, dass Pharmazieaktien sehr stabil sind. Wenn die Börse Achterbahn fährt oder die Ölpreise steigen und fallen, sorgen die Aktien der Pharmaunternehmen für eine hübsche kontinuierliche Rendite. Viele Unternehmensaktien aus anderen Branchen folgen der wirtschaftlichen Entwicklung, und ihr Kurs hängt davon ab, ob die Leute im Kaufrausch sind oder lieber sparen, aber Krebspatienten brauchen ihre Medikamente immer. Bei wem sind also Aktien solch stabiler Firmen zu finden?«

Meine jungen Zuhörer schauten mich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an.
»Bei Pensionskassen.«

Große Stille.

»Vielleicht muss ich jetzt also doch nicht zuschlagen, weil ich den Aktionären ja gar nicht begegnen werde. Ihr aber schon. Wenn ihr am Wochenende bei der Oma vorbeischaut, dann vermöbelt sie mal so richtig. Wenn ihr das Gefühl habt, ihr müsstet jemandem die Schuld geben und ihn dafür bestrafen, dann seid ihr bei den Senioren richtig und ihrem gierigen Bedarf nach stabilen Aktien.

Und wisst ihr noch, letzten Sommer, als ihr zu eurer Rucksacktour aufgebrochen seid, habt ihr da von eurer Oma nicht einen kleinen Reisezuschuss gekriegt? Okay. Vielleicht zahlt ihr das jetzt besser zurück, dann kann sie es auch Novartis zurückgeben und die darum bitten, mehr in die Gesundheit der Armen zu investieren. Oder habt ihr das Geld schon ausgegeben und solltet euch jetzt selbst eine reinhauen?«

DER INSTINKT DER SCHULDZUWEISUNG

Der Instinkt der Schuldzuweisung strebt danach, einen klaren und einfachen Grund dafür zu finden, warum etwas Schlimmes passiert ist. Erst kürzlich hat sich dieser Instinkt bei mir bemerkbar gemacht, als ich im Hotel duschte und das Warmwasser voll aufdrehte … und sich nichts tat. Doch ein paar Sekunden später war ich total verbrüht. In solchen Augenblicken steigt der Zorn hoch: auf den Klempner, dann auf den Hotelmanager, dann auf den Nachbarn, der womöglich das Kaltwasser aufgedreht hat. Aber niemandem konnte man die Schuld geben. Niemand hat mir mit Absicht oder aus Nachlässigkeit Schaden zugefügt, außer ich mir selbst vielleicht. Ich hätte ja nur etwas geduldiger sein und das Warmwasser schrittweise aufdrehen können.

Wenn irgendetwas schlecht läuft, scheint es für uns ganz selbstverständlich zu sein, die Schuld dafür bei schlechten Menschen mit schlimmen Absichten zu suchen. Wir glauben nur zu gerne, dass Dinge passieren, weil jemand das so wollte und über entsprechende Macht und Mittel verfügte. Sonst würden wir die Welt ja als unberechenbar, verwirrend und beängstigend empfinden.

Der Instinkt der Schuldzuweisung sorgt dafür, dass wir die Bedeutung von Einzelnen oder von bestimmten Gruppen überhöhen. Dieser Instinkt, der uns nach Schuldigen suchen lässt, untergräbt unsere Fähigkeit, ein wahres, faktenbasiertes Verständnis unserer Welt zu entwickeln. Wir verlieren dadurch unseren Fokus, weil wir ganz davon in Beschlag genommen sind, jemandem die Schuld zuzuweisen. Wir hören auf zu lernen, sobald wir uns für jemanden entschieden haben, dem wir eine verpassen wollen. Dadurch hören wir auf, nach alternativen Erklärungen zu suchen, und schwächen unsere Fähigkeit, ein Problem, worin auch immer es besteht, zu lösen oder dafür zu sorgen, dass es nicht wieder auftritt. Stattdessen beharren wir auf engstirnigen Schuldzuweisungen, die uns von der komplexeren Wahrheit ablenken und uns daran hindern, unsere Energie auf sinnvolle Ziele zu konzentrieren.

Beispielsweise lassen sich zukünftige Flugzeugabstürze nicht dadurch verhindern, dass man nach einem Flugzeugabsturz den müden Piloten zum Schuldigen erklärt. Wir müssen eher Fragen stellen wie: Warum war er müde? Wie kann man müden Piloten in Zukunft vorbeugen? Wenn wir aufhören nachzudenken, sobald wir mit dem müden Piloten den Schuldigen gefunden haben, werden wir nicht weiterkommen. Wenn wir die maßgeblichen Probleme der Welt verstehen wollen, müssen wir unseren Blick über ein schuldiges Individuum hinaus auf das System richten.

Derselbe Instinkt wird ausgelöst, wenn die Dinge gut laufen. Aber statt von »Schuld« spricht man dann von »Erfolg«. Wenn etwas klappt, sind wir sehr schnell dabei, es auf einen Einzelnen oder einen einfachen Grund zurückzuführen, wobei es auch hier natürlich komplizierter ist.

Wer die Welt wirklich verändern will, muss sie verstehen. Sich nur auf den Instinkt der Schuldzuweisung zu verlassen wird nicht weiterhelfen.

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Ein zunehmendes Problem in der Energiedebatte ist die Lautstärke und Einseitigkeit der Diskurse auf Social-Media-Plattformen. Dort agieren immer mehr Akteure – oft mit KI-generierten Texten und Kommentaren – als reine Stimmungsmacher, die komplexe Themen auf platte, polarisierende Parolen reduzieren.
Die eine Fraktion verkündet unermüdlich, allein Solar, Wind und Batterien könnten uns retten, blendet dabei aber die Rohstoffprobleme, die chemischen und recyclingtechnischen Herausforderungen komplett aus. Die andere Fraktion ruft ebenso laut, nur Atomkraftwerke – egal in welcher Form – und fossile Kraftwerke seien die Lösung, ohne die ökonomischen, ökologischen und geopolitischen Risiken realistisch zu berücksichtigen. Beide Lager liegen damit wahrscheinlich falsch.

Der wahrscheinlich tragfähigste Weg liegt in einer lokalen und regionalen Energie „bio“ diversität, ergänzt durch zentrale Großkraftwerke, verbunden mit einem gezielten Netzausbau, um Lastflüsse flexibel von Nord nach Süd und Ost nach West zu verschieben. Das würde nicht nur Versorgungssicherheit erhöhen, sondern auch wirtschaftliche Chancen eröffnen: Deutschland könnte gemeinsam mit der Schweiz und Österreich als zentrale Stromdrehscheibe Europas agieren und am europäischen Stromhandel partizipieren.

Was diese Debatte zusätzlich vergiftet, ist das reflexartige Auskeilen bestimmter Gruppen: Die eine Seite brandmarkt jede Kritik an erneuerbaren Technologien sofort als „fossil-atomare Desinformation“, während die andere die Verfechter der Energiewende pauschal als „linksgrün versiffte Spinner“ abtut. Diese gegenseitige Dämonisierung zementiert extreme Randpositionen, die letztlich vor allem politischen Radikalen wie der AfD nutzen – und den gesellschaftlichen Konsens zerstören. Eine faktenbasierte, ausgewogene Darstellung der Energiewende wird dadurch nahezu unmöglich, weil beide Seiten nur einseitige Narrative pflegen und historische sowie strukturelle Hintergründe ausblenden.

Dabei gibt es seit Jahrzehnten fundierte Analysen, die zeigen, wie tief Energiewirtschaft und Machtstrukturen miteinander verflochten sind – etwa in Emery Lovins’ Faktor 4, wo die Kapitel „Negawatt mit N“ und „Effizienz ist käuflich und verkäuflich“ verdeutlichen, dass auch Effizienzstrategien oft den Interessen großer Energiekonzerne dienen.

Ähnlich wird beim Thema Wasserstoff in europäischen Dokumenten häufig übersehen, dass die Transformation nicht nur eine Frage der Technologie, sondern auch der Arbeitsmärkte und sozialen Stabilität ist. Dänemark hat es laut Jørgen Randers (EU Energiekommisar) geschafft, einen klaren Ausstieg aus Öl- und Gasexplorationen zu beschließen, ohne soziale Proteste wie die Gelbwesten in Frankreich auszulösen – weil man den Menschen konkrete Alternativen geboten hat: Jobs in der Erneuerbaren-Branche oder die Möglichkeit, in der eigenen Branche zu bleiben, aber mit anderen Energieträgern, etwa klimaneutralem Wasserstoff.

Auch das oft als „Verbrennerverbot“ diffamierte EU-Ziel ab 2035 ist kein pauschales Fahrverbot für Benziner oder Diesel, sondern eine klare Vorgabe, dass neue Fahrzeuge klimaneutrale Kraftstoffe nutzen müssen. Wo und wie diese produziert werden, kann außerhalb Europas geschehen, solange die Klimabilanz stimmt. Solche Ansagen geben Öl- und Gasförderern Planungssicherheit – sie wissen, dass ihre Geschäftsmodelle transformiert werden müssen.

Energiepolitik darf kein virtueller Kulturkampf werden, in dem sich Lager gegenseitig anschreien und mit Halbwahrheiten bewerfen. Dieses Gegeneinander nutzt vor allem Akteuren, die ein Interesse an Spaltung haben – ob inländischen Radikalen oder ausländischen Gegnern.
Der Transformationsprozess muss so gestaltet werden, dass niemand zu schnell verliert und niemand zu schnell gewinnt. Illusionen wie die Vorstellung, grüne Energie sei automatisch billig, sozialistisch organisiert und bringe uns in eine harmonische Öko-Idylle, sind ebenso fehl am Platz wie das Festhalten an fossilen oder atomaren Heilsversprechen. Realismus, technologische Vielfalt, sozialer Ausgleich und eine ehrliche Debatte sind die Grundlage, um Energiewende und gesellschaftlichen Zusammenhalt gleichzeitig zu sichern.

Menschen können sich ändern:

Rede:
»So, ihr liebe Lit, guete Tag mitnander! Ich bin a alte Bäurin

vom Feldberg. Ich heiß Margret Dengler. Des Land, uff dem ihr heut

steht, hät z’erscht miene Großeltre g’hört, dann miene Eltre. Heut

g’hört’s mir und nimmi lang, dann g’hörts miene Nachkomme. In de

letzschte Woche han ich mich mit de Frog beschäftigt, ob mer hier uf’m

Grundstück a Windrad ufstelle könnt oder eher it.« Ich schaue zur

Gruppe der Windkraftfreunde. Jakob zieht Laura an der Hand in die

erste Reihe. Die beiden stehen da und schauen über die freie Fläche zu

meiner Mutter.

»Au wenn mer alt isch, isch mer nie z’alt, zum was Neu’s lehre. Mer

lehrt nie us im Lebe. Und ich han in de letzschte Woche viel g’lehrt, weil

ich en sehr g’scheite Enkelbue han, de Jakob. Wo isch er eigentlich? Der

müsst do irgendo si. Und sieni Freundin Laura au. Die isch it weniger

schlau.«

Ich sehe, wie Jakob und Laura die Hand heben und meiner Mutter

zuwinken.

»Ah, dort seh ich sie. Bi de Lit mit de Ufkleber:
Windkraft, ja bitte. Ich stand bi dene, die dagege sin.

Ich han mi Wort gebe, ich han jemand fescht versproche, dass uff miem Grundstück da obe kei Windrad baut wird.«

Die Leute um sie herum klatschen. Auch einige am Rand klatschen.

»Wie gsäit, ich han viel g’lehrt in de letzschte Woche. Ich han g’lehrt,

was Infraschall isch. Jetzt weiß au ich alt Wieb, was Infraschall isch.

Erscht han ich denkt, des kapiert mi alt Hirn nimmi, aber es isch

eigentlich gar it so schwer: Des isch der Schall, den en Mensch nimmi

höre kan. Andersch isch’s bim Hund. Der hört mehr wie mir und kan

tatsächlich au de Infraschall höre. Des isch de Unterschied. Unds

Wichtigscht:
De Hund hört den Infraschall, aber wird er wege dem

krank? Nei, wird er it. Kei Mensch brucht Angscht vor’m Infraschall

habe, scho gar it, wenn d’Winkraftanlag witer wie zweihundert Meter

von einem Weg entfernt isch. Un dann tät ich gern noch was sage:

wege dem Auerhahn. Die ältere Lit unter uns erinnere sich noch, dass früher in de meischte Gaststätte und Försterstube Auerhähn an de Wänd
g’hange sind. Aber en Fuchs an de Wand häsch du nie g’sehe. Warum?

Weil die meischte Füchs seinerzeit an Tollwut g’storbe sind. In de

Achtzigerjohr hen d’Förster dann für d’Füchs Köder usg’legt und sie uff

dem Weg gege Tollwut g’impft. Sither gibt’s wieder viel mehr Füchs.

Und jetzt kunnt’s: Was fresse die Füchs? Auerhähn. Dass es heut von

dene schene Vögel it no mehr gibt, hät mit dere Windkraft rein gar nint

z’tue.«

Dem Backenbart schießt das Blut ins Gesicht. Als sei er plötzlich von

ihr abgestoßen, tritt er einen Schritt von meiner Mutter zurück. »Mir

habe grad g’hört, dass Windräder en Massemord an Vögel verursache.

Viele Hunderttausend Vögel solle sterbe.
Des klingt schlimm, des stimmt. Aber mi Enkel hat mir bewiese, dass bi uns über a Million Vögel durch legale Jagd, also durch Menschehand, sterbe, 2,8 Millione sterbe an de Hochspannungsleitunge, 60 Millione werde von Katze g’fresse, 15 Millione Vögel fliege in Fenschterschiebe und überlebe’s it. So, und die viele Zahle han ich jetzt in de letzschte Tag uswendig g’lehrt.
Aber ich han früher in de Schuel scho gern Gedichter und so g’lehrt, und rechne han i au immer scho könne.«

Die Leute lachen. Einige klatschen.

»Ich bin jetzt alt und gang davo us, dass ich nimmi so lang uff dere

Welt bin. Aber dort drübe stoht mien Enkel Jakob mit sienere Freundin

Laura. Ich möcht, dass unsre Welt au emol für sie und ihre Kinder

lebenswert und schee isch, de Schwarzwald des einmalig Paradies blibt

für alle Mensche, die do lebe und schaffe. Ich will it, dass mir in a

Klimakataschtroph renne. Des darf’s it gebe. Des müsse mir verhindere

mit aller Kraft. Die Verantwortung hen mir! Un jetz will ich euch no

eins sage:
Mir alle, die wo en g’sunde Menscheverstand hen, mir müsse

jetz zemmehalte. Weil sunsch goht’s de Berg nab mit unsere Welt,

schneller wie ihr denke.«

Der Lodenbärtige greift nach dem Megafon und will es meiner

Mutter wegnehmen. Sofort setzt ein lautes Johlen und Murren ein.

Meine Mutter lässt nicht los. Der Kerl zieht. Plötzlich geht ein lauter
Sprechchor durch alle Gruppen: »Ausreden lassen! Ausreden lassen!« Erschrocken zieht Backenbart seine Hand zurück.

»Wenn do uff dem Platz a Windrad baut wird, wird viel Öl und Kohle gar it erscht verbrennt. Mit nu einem Windrad kann die ganze Region mit günschtigem Strom versorgt werde.
Schee sind die Windräder it, säll sieh ich au, aber mir bruche sie. Jedefall will ich mie Grundstück zur Verfügung stelle, damit da a Windrad baut werde kann. Wenn auffem Feldberg ein Windrad baut wird, dann wird ganz viel Öl und Kohle it verbrannt.«

[…]Die Abgeordnete kommt mit offenen Armen. Auch sie umarmt meine Mutter. »Ich höre in Brüssel jede Woche lange Reden. Aber keine hat mir so viel Spaß gemacht wie Ihre.«

[…]Und Jesus antwortet ihm: »Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin geboren und in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Wer aus der Wahrheit ist, der wird meine Stimme hören.«

Die Wahrheit! Crommschröder schnaubt. Offenbar so laut, dass Silke die Augen aufreißt und ihn fragend ansieht. Er schüttelt den Kopf, lächelt, und sie versinkt wieder in der Musik.

Die Wahrheit! Die beschwören alle Fanatiker. Auch die Klimakleber vor der Konzernzentrale halten Transparente mit der Wahrheit hoch. Es gibt keinen Planet B! – bunt und handgeschrieben auf braunem Karton. System Change Not Climate Change – vielleicht schon ein Fall für die Sicherheitsbehörden. Oder sein Lieblingsspruch: Fickt euch lieber gegenseitig statt unseren Planeten. Dieser, auf ein weißes Leintuch gesprüht, sorgte für das meiste Getuschel und Gekicher hinter den großen Fensterscheiben der VED.

Die Wahrheit – als ob es darum ginge …

Auf der Bühne wendet sich Pilatus an Jesus und fragt ihn: »Was ist Wahrheit?« Gute Frage.
Uni Freiburg

Crommschröder kennt die Wahrheit. Er kennt sie besser als die jungen Leute, die sich vor seiner Konzernzentrale festgeklebt haben.
In seinem Safe liegt eine Originalfassung des Charny-Reports, des ersten

wissenschaftlichen Berichts, der von der US-Regierung in Auftrag gegeben wurde, um die Folgen des Anstiegs von Kohlendioxid in der Atmosphäre zu untersuchen.
Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment – so lautete der Titel des Dokuments. Kohlenstoffdioxid und Klima: Eine wissenschaftliche Bewertung. Das Vorwort schrieb Verner Suomi, der berühmte Begründer der Satellitenmeteorologie. Einige seiner mahnenden Formulierungen kennt Crommschröder fast auswendig: So beruhigend die Ergebnisse dieser kurzen, aber intensiven Untersuchung für Wissenschaftler sind (weil sie frühere Studien bestätigen), so beunruhigend sind sie für Entscheidungsträger. Sollte Kohlendioxid weiterhin ansteigen, so gibt es laut den Ergebnissen dieses Ausschusses keinen Grund zu zweifeln, dass Veränderungen des Klimas stattfinden werden, und keinen Grund anzunehmen, dass diese vernachlässigbar sein werden … Eine Abwartehaltung könnte bedeuten, abwarten, bis es zu spät ist.

Der Charny-Bericht erschien 1979, und seitdem haben die Regierungen genau das getan, wovor die Wissenschaftler gewarnt hatten.

Sie warteten ab. Sie taten – nichts. 40 Jahre lang.

Gott sei Dank, denkt Crommschröder.

Neben dem Charny-Bericht liegt ein zweites Dokument in Crommschröders Safe, auf dessen Besitz er stolz ist wie andere auf ein Gemälde von Picasso. Eine Analyse von Wissenschaftlern des ExxonKonzerns von 1977 sagte damals ziemlich genau voraus, wie die Erderwärmung verlaufen würde. Sie bestimmten exakt den Termin, wann die globale Erwärmung zum ersten Mal in den Messdaten festgestellt würde. Sie berechneten sogar präzise das »Kohlenstoffbudget«, das nicht überschritten werden dürfe, wenn die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt werden sollte.
Anmerkung:
Wer das hier so polarisierend erwähnt muss auch die Studien von William Nordhaus anerkennen und erwähnen, 1,5 Grad wäre ein ökonomisches Fiasko und Pleite gewesen!
Mittlerweile ist die Kostendegression soweit Fortgeschritten, das ein 2 – 2,3 Grad Ziel weltweit machbar erscheint!
https://economics.yale.edu/sites/default/files/2024-03/barrage-nordhaus-2024-policies-projections-and-the-social-cost-of-carbon-results-from-the-dice-2023-model.pdf

Ab hier geht es weiter mit Ausschnitten aus dem Buch:

Doch in der Politik des Unternehmens spielte diese Studie nie eine Rolle. Stattdessen gab man Millionen Dollar aus, den Klimawandel zu leugnen, die bestehenden Unsicherheiten in der Klimaforschung aufzublähen, das Märchen von der globalen Abkühlung zu verbreiten. Sie förderten dubiose Außenseiter, um dann den Eindruck entstehen zulassen, die Wissenschaft sei sich nicht einig.

Gut gemacht, denkt Crommschröder.

Doch jetzt regen sich alle auf. Jahrzehntelang haben die Regierungen die Wissenschaftler reden lassen und dafür gesorgt, dass sie sich in ihren eigenen kleinen Zirkeln bewegen. Niemand hat sich um sie gekümmert, Politik nicht, die Presse zum Glück auch nicht. Aber diese Jugendlichen, die Pappkartons mit Parolen bemalen, selbst kaum geschlechtsreif, machen so viel Wirbel, dass jeder glaubt, man dürfe nichts mehr verbrennen. Keine Kohle, kein Öl, kein Gas. Innerhalb kürzester Zeit haben sie die öffentliche Meinung komplett gedreht.

Ein Albtraum.
Sein Konzern lebt davon, dass alle diese Dinge verbrannt werden.

Die Tickets für diese Premiere wurden davon bezahlt.

So soll es bleiben. Ihm muss etwas einfallen.

Silke berührt seinen Arm. Sie lächelt ihm zu. Nun merkt er selbst, dass er völlig in sich versunken mit gesenktem Kopf in seinem Konzertstuhl gesessen ist. Für einen Moment hat er das Drama auf der Bühne vergessen. Er lächelt ihr kurz zu und richtet seinen Oberkörper auf.

Pilatus wendet sich auf der Bühne an die Massen: »Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, dass ich euch einen freigebe, wollt ihr nun, dass ich euch den Jesus freigebe?«

Aber die Menge will nicht Jesu Entlassung. Sie verlangen, dass stattdessen Barabbas freikommt – ein Mörder.

Pilatus, der immer noch unsicher ist, wie er vorgehen soll, lässt Jesus auspeitschen, um der Menge entgegenzukommen. Doch die Masse ist nicht zufrieden. Der Chor zischt von der Bühne ins Publikum:
»Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn.«

Damit sie endlich Ruhe geben, flechten ihm Soldaten eine Krone aus Dornen und drücken sie Jesus auf den Kopf.
Das hat er nun davon, die Wahrheit zu verkünden.

Der Chor schwillt an: »Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn!«

In diesem Moment erfüllt Crommschröder ein Gefühl ungeahnter

Klarheit.
Der Wahrheitsverkünder wird ans Kreuz genagelt, und das

Volk jubelt. Kreuzigt ihn, schreit und zischt es von der Bühne. Das Volk

will den Tod seines eigenen Erlösers.

Crommschröder faltet die Hände und stützt seinen Kopf auf die

Fingerspitzen. Nachdenklich sieht er auf die Bühne. Er weiß, er ist der

Lösung seines Problems ganz nahe.

Pilatus gibt auf. Der Tenor singt, und Crommschröder verfolgt

aufmerksam den Text auf dem Bildschirm:
»Da überantwortete er ihn, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen aber Jesus und führten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf Hebräisch: Golgatha.«

Das Volk jubelt, als sein Retter hingerichtet wird.

Und genau das ist die Lösung.

Die Öffentlichkeit und die Mehrheit der Bevölkerung werden ebenso

jubeln, wenn eine harte Linie gegen die verfluchten Klimaaktivisten

gefahren wird. Harte Linie gegen alle, die sich über Klimawandel

aufregen. Ans Kreuz mit den Aktivisten. Raus aus dem Bundestag mit

allen, die sich dem Klimaaktivismus verschrieben haben. Schluss mit

der Bewunderung für die ach so mutigen Mittelstands-Kids auf der

Straße. Sie müssen ins Gefängnis. Das Volk wird jubeln.

Er hört noch einmal den Chor: »Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn!«

Er hat den Punkt des Archimedes gefunden.

[…]

Die Europaabgeordnete
Per Video wird ein Ministerialbeamter aus dem Baden württembergischen Verkehrsministerium zugeschaltet. Der Mann trägt ein kariertes Jackett und eine – sie muss die Augen zusammenkneifen, um die Farbe besser erkennen zu können – rosa Krawatte. Mit einer Hand fährt er sich über das spärliche Haupthaar. Dann erzählt er von den Erfahrungen in Baden-Württemberg. Das Bundesland hat bereits
batteriegestützte Elektroantriebe in Nahverkehrszügen im Einsatz. Der Mann spricht herb schwäbisches Englisch, aber mit ansteckender Begeisterung. Man habe mit solchen Antrieben gute Erfahrungen gemacht. Sie funktionierten und seien zudem deutlich wirtschaftlicher als die Dieselmotoren, die man nun ersetzen könne.
Er zeigt Kostentabellen, Streckenabschnitte und Fotos, bestätigt den Nutzen, die Wirtschaftlichkeit und die guten Erfahrungen. Die Einsparungen an umweltschädlichem CO seien enorm. Wieder Tabellen, Diagramme, Fotos. Und das Schöne sei: Alles, was man an Technik brauche, sei schon da. Man müsse es nur tun und könne sofort loslegen. Die Unterstützung durch die EU-Gesetzgebung sei hilfreich. Er empfiehlt dringend, den Antrag anzunehmen.

Es folgt die Diskussion im Ausschuss.
Ein spanischer Kollege ihrer Fraktion spricht dafür.
Ein Konservativer: Wischiwaschi.
Der Liberale, ein deutscher FDP-Mann, spricht vehement dagegen. Man dürfe eine solche Entwicklung auf keinen Fall fördern oder gar vorschreiben. Dem Wasserstoff gehöre die Zukunft. Es sei richtig, jetzt nichts zu tun und abzuwarten, bis die technische Entwicklung des Wasserstoffs so weit sei, dass man damit Lokomotiven antreiben könne. Wenn man jetzt etwas beschließe, verliere die EU ihre Technologieoffenheit.


»Lasst uns warten, bis wir andere Optionen haben, denn dann«, jetzt hebt der Mann den Zeigefinger in die Luft, »dann, wenn die Entwicklung des Wasserstoffs so weit ist, dann kann man …« – und jetzt wird die Stimme des Mannes fast feierlich – »… dann kann man damit auch lange Strecken fahren.«

Auf dem Bildschirm fährt sich der Ministerialbeamte mit der Hand über die wenigen Haare und schüttelt den Kopf. Er schaltet sich wieder ein. Sie lächelt über seine Mischung aus Englisch und Schwäbisch.
Er sagt: »Die langen Strecken sind in ganz Europa schon elektrifiziert. Dieses Problem ist gelöst. Wir brauchen eine Lösung für die kurzen Strecken, für die Linien im ländlichen Raum. Für die kurzen Strecken sind batteriebetriebene Antriebe erprobt. Sie sind vorhanden. Sie sind ökologisch sinnvoll. Sie sind kostengünstig. Es gibt keinen Grund, noch länger zu warten. Wir können es jetzt tun, und es ist vernünftig, es jetzt zu tun.«

Abstimmung. Der Antrag wird abgelehnt. Wieder einmal.
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Anmerkung:
Politik muss und sieht das Thema Multidimensionaler

„Weil die Realität so komplex ist, unterscheidet sich die historische von der naturwissenschaftlichen Wahrheit.

Der Naturwissenschaftler sucht verifizierbare Ergebnisse;
Der historisch gebildete strategische Staatslenker bemüht sich, aus der Sache in ihr wohnenden Mehrdeutigkeit umsetzbare Erkenntnisse zu destillieren.
Wissenschaftliche Experimente stützen vorherige Ergebnisse oder werfen Zweifel auf.
Sie geben Naturwissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Variablen anzupassen und ihre Versuche zu wiederholen.

Strategen der Politik bekommen gewöhnlich nur einen Versuch;
ihre Entscheidungen sind typischerweise unwiderruflich.
– Der Naturwissenschaftler erarbeitet sich Wahrheit, also experimentell oder mathematisch.
– Der Stratege arbeitet wenigstens teilweise mit Analogieschlüssen aus der Vergangenheit, indem er zunächst feststellt, welche Ereignisse vergleichbar sind und welche vorherigen Schlussfolgerungen relevant bleiben.

Selbst dann muss der Stratege die Analogien noch sorgfältig auswählen, denn niemand kann die Vergangenheit tatsächlich in allen Aspekten wahrnehmen; man kann sie sich nur im Mondlicht der Erinnerung vorstellen, so der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga.

Sinnvolle politische Entscheidungen gehen selten auf eine einzelne Variable zurück; kluge Entscheidungen erfordern eine Mischung aus politischen, ökonomischen, geografischen, technischen und psychologischen Erkenntnissen, alle geprägt von einem historischen Instinkt.

Isaiah Berlin beschrieb gegen Ende des 20. Jahrhunderts
„die Unmöglichkeit, naturwissenschaftliches Denken jenseits der Naturwissenschaft“ anzuwenden.
Er war der Ansicht, dass Anführer wie Romanautoren oder Landschaftsmaler das Leben in all seiner verwirrenden Komplexität in sich aufnehmen müssen:
„Was einen Menschen jedoch dumm oder weise, blind oder klug macht – statt kenntnisreich, gebildet oder wohlinformiert –, das ist die Fähigkeit, dieses einzigartige Gepräge einer ganz bestimmten, konkreten Situation mit ihren spezifischen Unterschieden wahrzunehmen.
Dasworin sie sich von allen anderen Situationen unterscheidet, also jene Aspekte, die sich einer wissenschaftlichen Behandlung entziehen.“

Quelle: Staatskunst, Henry Kissinger, 2022, Seite 15
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Gegen alle ökologische und ökonomische Vernunft.

Als sie sich im dritten Stock zu der Besuchergruppe aus Hannover gesellt, Kameras und Handys klicken, ist sie freundlich und zugewandt. Die Gruppe besteht aus Frauen, die sich in der evangelischen Sozialarbeit engagieren. Sie wirken fröhlich, ein bisschen aufgekratzt. Nur eine von ihnen war schon einmal in Brüssel. Sie versucht, mit jeder der Frauen ein kurzes Gespräch zu führen. Sie erkundigt sich nach ihrer Arbeit, ihren Sorgen und Wünschen. Doch in ihrem Kopf dreht sich alles. Was zum Teufel ist los?
Warum kommen selbst einfache, offensichtlich sinnvolle Anträge nicht mehr durch den Ausschuss?
Warum geht es den Abgeordneten der großen konservativen und der kleineren liberalen Fraktion plötzlich nur noch darum, alles zu verhindern, was ökologisch sinnvoll ist? Sie wissen doch genau, dass die EU sich verpflichtet hat, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Warum zum Teufel lehnen sie alles ab, was helfen würde, die Erderwärmung einzudämmen? Den Globus zu retten!? Sie lächelt in die Kameras, aber ihr Kopf arbeitet ununterbrochen.

Nach der Mittagspause trifft sie in einem der kleineren Konferenzräume den Gesamtbetriebsrat von VW. Die Gewerkschafter sind auf Dienstreise in Brüssel und sprechen mit allen Fraktionen des Parlaments, heute Nachmittag steht die Fraktion der Grünen auf der Tagesordnung. Mit dabei sind zwei Kolleginnen und ein ehemaliger Fraktionsvorsitzender. Die VW-Leute sind mit einem großen Tross angereist, zwölf Betriebsratsvorsitzende aus den verschiedenen Werken, aus Spanien, Schweden, Tschechien. Die Vorsitzende kommt natürlich aus Wolfsburg. Sie lächelt freundlich, bedankt sich für den Termin und kommt gleich zur Sache. VW sei nicht in der Lage, die neue Norm umzusetzen. Sie schlägt vor, auf die neue Norm zu verzichten oder zumindest den Zeitplan zu verschieben.

Sie sitzt der Betriebsratsvorsitzenden gegenüber und hebt den Kopf. Es ist das dritte Mal an diesem Tag, dass sie aufgefordert wird, Klimaschutzmaßnahmen zu streichen oder zu verschieben. Sie versucht, ihre Nervosität zu verbergen, aber es gelingt ihr nicht. Mit ihrem Füller tippt sie mehrmals schnell hintereinander auf das Papier, als sie es merkt, legt sie ihn beiseite und richtet sich mit geradem Rücken auf. Sie blättert in den Unterlagen, die Roberto für sie vorbereitet hat. Die wissenschaftlichen Untersuchungen kommen alle zu fast identischen Ergebnissen: Hauptverursacher der Luftverschmutzung in den Städten ist der Straßenverkehr. Feinstaub und Stickoxide sind in der Europäischen Union und in Großbritannien im Jahr 2018 für rund 70.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Seit der Abgasnorm Euro 1 im Jahr 1992 hat die EU die Vorschriften schrittweise verschärft. Ziel ist es, nicht nur die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, sondern auch ihre Lebenserwartung zu erhöhen. Für ein reiches Land wie Deutschland sterben die Menschen hier mit durchschnittlich 78,9 Jahren zu früh.

Deshalb findet sie die neue Abgasnorm, die ohnehin erst ab 2035 gelten soll, völlig in Ordnung. Bis dahin soll der Ausstoß von Stickoxiden bei Pkw um 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkw sogar um mehr als 50 Prozent.

Die neuen Regeln sollen aber nicht nur für Schadstoffe aus dem Auspuff

gelten, sondern auch für andere Emissionen, wie zum Beispiel eines der größten Probleme:
den Feinstaub.
Dieser entsteht durch den Abrieb der Reifen auf den Straßen und ist für die Lungenkrankheiten von vielen Menschen verantwortlich.

Technisch ist die Abgasminderung nicht schwierig zu lösen. Die notwendigen Vorrichtungen sind alle vorhanden. Die Katalysatoren müssen vergrößert werden, die Filterwirkung muss verbessert werden, und für einen sauberen Start ist ein elektrisch beheizter Katalysator erforderlich. All das gibt es bereits.

Lisbeth Holzmüller-Stein hebt die Hand und meldet sich zu Wort:
»Das ist die siebte Abgasnovelle des Europäischen Parlaments. Ich kann mich noch gut erinnern, dass bei jeder Reform die Autokonzerne vorher Sturm gelaufen sind und gesagt haben, das ist technisch alles nicht machbar. Tatsächlich hat es aber jedes Mal geklappt.
«Sie schaut der Betriebsratsvorsitzenden in die Augen.
»Warum sollte es diesmal anders sein?«

Für einen Moment huscht ein schuldbewusstes Lächeln über das Gesicht ihrer Gesprächspartnerin.
»Ich weiß«, sagt sie. »Aber diesmal ist es wirklich so.«

Sie hebt den Blick. »Weil wir derzeit zu wenige Fahrzeuge verkaufen, fehlt uns das Geld für die Entwicklung der Elektromobilität. Wären wir gezwungen, Euro 7 umzusetzen, müssten wir Mitarbeiter von der Entwicklung des Elektroantriebs abziehen – und das wollen Sie als Grüne sicher nicht riskieren.«

Dass auch Betriebsräte die Propaganda der Konzernvorstände verbreiten, findet sie befremdlich. Vor allem aber beunruhigt sie, dass bei verschiedenen Projekten ein klarer Wille durchzuschimmern scheint: verschieben, so weit wie möglich. Besser noch: streichen. Renaturierung, Antriebe für die Bahn, Abgasreduzierung bei Autos:
Bei all diesen Themen erkennt sie die gleiche Vorgehensweise. Irgendetwas ist faul. Irgendjemand dreht an einem ganz großen Rad, aber wer? Sie wird es herausfinden.

[…]
Crommschröder klappt den Bildband der Berliner Gemäldegalerie zu und stellt das Buch zurück ins Regal. Er hat schon oft vor dem Werk von Lucas Cranach dem Älteren gestanden und es bewundert, aber erst jetzt, so kommt es ihm vor, versteht er das Bild vom Jungbrunnen. Sein Jungbrunnen war die Stuttgarter Oper. Seit er den Leidensweg Jesu auf der Bühne verfolgt hat, fühlt er sich frisch und frei. Aktiv. Wieder hört er den Chor: Kreuzigt ihn! Kreuzigt ihn!

Er hat den archimedischen Punkt gefunden. Jetzt gilt es, den Hebel anzusetzen.

Die Welt aus den Angeln zu heben. Die Klimahysterie zu beenden.

Den Konzern in eine profitable Zukunft zu führen. Seine Macht auszubauen.

Seine Strategie beruht auf zwei Säulen:
Erstens sollte die Stromerzeugung wieder ausschließlich in kapitalintensiven Großkraftwerken erfolgen. Unter allen Umständen muss Schluss damit sein, dass jedes Kaff mit einem lokalen Windpark seine eigene Stromversorgung betreiben kann.
Das heißt im Klartext: Rückkehr der Atomkraftwerke und Fortsetzung der Kohleverstromung. Hier darf es keine Kompromisse geben.


Zweitens: Die Öl- und Gasindustrie, die Energiekonzerne dürfen nicht länger als Problem gesehen werden, sondern als Teil der Lösung. Fortschritt und Wohlstand beruhen weltweit seit über zweihundert Jahren auf der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Ohne die Verbrennung fossiler Rohstoffe würde die Menschheit noch im Mittelalter leben.

Darin ist sich Crommschröder mit Sultan Al Jaber, dem Chef der Abu Dhabi National Oil Company, einig:
Öl, Gas und Kohle sollen weiterhin im großen Stil gefördert, neue Öl- und Gasfelder erschlossen, die
Emissionen aus der Verbrennung aber drastisch reduziert werden.

Dazu will Al Jaber eine Zukunftstechnologie vorantreiben, die CO isoliert, abscheidet und unterirdisch lagert.

Der Ausbau der Kernenergie und die Ausweitung der Förderung von Kohle, Gas und Öl bei gleichzeitiger Reduzierung der Emissionen – das ist das neue strategische Ziel der VED.

Der Weg dorthin ist steinig, da macht sich Crommschröder keine Illusionen. Seinen früheren Freund Ofterdinger, damals noch EUEnergiekommissar, hatte er ermuntert, den Bau eines neuen Atomkraftwerks in England, Hinkley Point C, zu unterstützen.

Ein grundsätzliches Problem der Kernenergie ist Crommschröder allerdings bewusst: Strom aus Kernenergie ist deutlich teurer und

damit unter normalen marktwirtschaftlichen Umständen nicht konkurrenzfähig gegenüber Strom aus erneuerbaren Energien.

Aus diesem Grund werden neue Kernkraftwerke heute nahezu nur noch in Staaten gebaut, deren Energiekonzerne in Staatsbesitz sind; Frankreich, Russland und China. Die Verluste dieser Energiekonzerne werden über den Staatshaushalt beglichen, also von den Steuerzahlern.

Deshalb hat die britische Regierung dem Projekt Hinkley Point C für 35 Jahre ab Inbetriebnahme einen Preis von 92,5 Pfund pro Megawattstunde plus einen jährlichen Inflationsausgleich garantiert. Würde das Kernkraftwerk heute schon laufen, läge dieser garantierte Preis bereits bei rund 145 Euro pro Megawattstunde. Dieser garantierte Abnahmepreis liegt deutlich über dem Marktpreis für Strom.
Außerdem, und das freut Crommschröder besonders, hatte die britische Regierung dem Konsortium aus der französischen EDF und zwei chinesischen Unternehmen zugesichert:
Sollten die Atomreaktoren aus politischen Gründen abgeschaltet werden, müssen die Betreiber für die entgangenen Gewinne von der Regierung entschädigt werden.

Ein EU-Kommissar bezeichnete diesen Deal damals als »sowjetisch«. Dennoch, Ofterdinger schob mächtig hinter den Kulissen, und so bestätigte die EU-Kommission, dass die britischen Fördermaßnahmen für Hinkley Point C mit EU-Recht vereinbar sind. Ofterdinger hatte kapiert: Wenn er mit einer pragmatischen Anpassung das EU-Beihilferecht sensibel umgehen kann, werden die Finanzierungsprobleme für neue AKW in Europa abgeräumt. Guter Mann, der Ofterdinger. Schade, dass er nicht mehr EU-Kommissar ist.
Ein wahrer Freund der fossil-atomaren Industrie.

Crommschröder bekam einen Wutanfall, als der britische Rechnungshof National Audit Office (NAO) im Juli 2016 erklärte, es sei billiger, erneuerbare Energien zu nutzen, als Hinkley Point C zu bauen.

Inzwischen sind die Chinesen aus dem Projekt ausgestiegen. Sie erklärten Hinkley Point C für unrentabel. Den französischen Energiekonzern hat das AKW an den Rand des Ruins gebracht.

https://dirkspecht.de/2025/01/der-franzoesische-rechnungshof-verlangt-nichts-geringeres-als-die-aussetzung-aller-kernkraftplaene/
und
https://dirkspecht.de/2025/01/die-iea-berichtet-nicht-ueber-ein-comeback-der-kernenergie-sondern-ueber-deren-marginalisierung-gegen-die-mehr-staatliches-geld-gefordert-wird/

https://www.ccomptes.fr/sites/default/files/2025-01/20250114-La-filiere-EPR%20-une-dynamique-nouvelle-des-risques-persistants_0.pdf

Quintessenz: Frankreichs EPR-Programm hat wieder Schwung, aber die Branche ist noch nicht bereit: Es gibt weiterhin systematische Verzögerungen, massive Kostensteigerungen und große Unklarheiten bei Kosten, Finanzierung und Organisation. Flamanville 3 kostet insgesamt rund 23,7 Mrd. € (2023) und wird voraussichtlich nur mediokre Rentabilität erzielen; beim EPR2 fehlen trotz Fortschritten ein ausgereiftes Design, ein belastbarer Kostenvoranschlag und eine gesicherte Finanzierung.

Exaktes Fazit (sinngemäß die Schluss-Empfehlungen der Cour des comptes):

  1. Finale Investitionsentscheidung für EPR2 aufschieben, bis die Finanzierung gesichert ist und die detaillierte Auslegung ausreichend fortgeschritten ist (bis zum Meilenstein „erster Nuklearbeton“).
  2. Neue Auslandsprojekte nur eingehen, wenn sie messbare Vorteile bringen und den EPR2-Zeitplan in Frankreich nicht verzögern; konkret soll keine FID für Sizewell C erfolgen, bevor EDF seine finanzielle Exponierung bei Hinkley Point C spürbar reduziert hat.

Zusatzbefund der Cour: Die frühere Kern-Empfehlung von 2020, die Rentabilität von Flamanville 3 und EPR2 zu berechnen und laufend zu verfolgen, ist von EDF nicht umgesetzt worden.

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Und dennoch: Die britische Regierung hat angekündigt, an den bestehenden Plänen festzuhalten und darüber hinaus weitere Atomkraftwerke zu bauen und deren Strom mit erheblichen Mitteln zu subventionieren.

Und genau diese Politik will Crommschröder auch für Deutschland.

Und dafür braucht er eine Regierung, die den Ausbau der

Atomenergie unterstützt.

Die Stromtrassen vom Norden Deutschlands zur stromintensiven Industrie im Süden dürfen auf keinen Fall gebaut werden.
Die überirdischen Stromleitungen konnten verhindert werden. Und er ist stolz auf seinen Anteil an der Entscheidung, die Merkel, der damalige Wirtschaftsminister Gabriel und der bayerische Ministerpräsident Söder getroffen haben. Sie beschlossen, das Projekt zu beerdigen und stattdessen Erdkabel zu verlegen.

Wieder waren zehn Jahre gewonnen. Wäre dieser Coup nicht gelungen, würde jetzt bereits Strom von Norden in den Süden fließen. Jetzt geht es darum, die Erdverkabelung zu verhindern.

Keine Windräder in Süddeutschland. In Bayern und BadenWürttemberg plant er fünf neue Atomkraftwerke. Die Klimaschützer raus aus der Regierung. Die Aktivisten ins Gefängnis. Sie müssen öffentlich geächtet werden.

Kreuzigt sie!

Während Crommschröder seine Ideen fein säuberlich von einem Blatt Papier in PowerPoint überträgt, klingelt sein Handy. Es ist Kurt Mannheimer, sein alter Freund. Er kennt Kurt aus der gemeinsamen Zeit im Ostausschuss und im Wirtschaftsrat der CDU. […]Er war ein angesehenes Mitglied im Wirtschaftsrat der CDU gewesen. Vorbei. Zu seinen besten Zeiten saß er in fünfzehn Aufsichtsräten, darunter in fünf von Dax-notierten Unternehmen. Alles vorbei.

Seine Verdienste sind im Grunde unsterblich. Eigentlich ein Fall für die Geschichtsbücher. Unzählige Deals hatte er mit Gazprom eingefädelt. Billiges russisches Gas – Doping für die deutsche Wirtschaft. Fette Provisionen. Was für ein Irrsinn, dass das alles jetzt vorbei war.

Er hatte die Verträge für die Pipeline durch die Ostsee eingefädelt. Mister Russland hatten ihn manche genannt. Er hatte das gemocht. Er war eine große Nummer im Ostgeschäft gewesen. Er hatte direkten Zugang zum Kreml gehabt. Mehrmals hatte er Putin getroffen. Die Krönung seines Lebenswerkes war die Ernennung zum Honorarkonsul der Russischen Föderation. Alles vorbei.

Der Angriff der russischen Truppen auf die Ukraine hatte alles zerstört.

Es war eine Schmach, dass er als Konsul zurücktreten musste. Eine Menschenmenge belagerte sein Büro, schwenkte ukrainische Fahnen und beschimpfte ihn mit Sprechchören. Parteifreunde riefen an, setzten ihn unter Druck. Es war nichts mehr zu machen. Er sprach mit dem russischen Botschafter.
Immerhin zeigte dieser Verständnis. Der Rücktritt komme zu spät, schrieb die Presse. Seitdem saß er als Paria auf seinem Gut.

Ging allein auf die Jagd. Trank zu viel. Nahm kleine gelbe Pillen.

Ging seiner Frau auf die Nerven.Suchte einen Weg zurück ins Geschäft.

Natürlich hasste er Windräder. Russland wollte Gas verkaufen. Mit Gas und Öl hatte er sein Geld gemacht, viel Geld. Jedes einzelne Windrad war eine Geschäftsschädigung. In seinen besten Zeiten konnte er den Verlust von Euro und Cent berechnen. Aber dass bis heute nur wenige Windräder im Schwarzwald stehen, war auch sein Verdienst.
[…]

Die Wissenschaft sagt, dass sich die Menschen ab einer durchschnittlichen Erwärmung von drei Grad über dem vorindustriellen Niveau an das veränderte Klima und Wetter nicht mehr anpassen können. Da bisher stets eingetroffen ist, was die

Klimaforschung prognostiziert hat, ist das eine sehr schlechte Nachricht.

Was ich nicht wusste: Wir haben noch eine Chance.

Was ich ungefähr wusste:
Die Menschheit muss dazu ihre Energiegewinnung auf das größte und kostenlose Kraftwerk umstellen, das es gibt – die Sonne.
Auch der Wind, so erklärt mir Laura mit ernstem Gesicht, ist nichts anderes als eine Funktion der Sonne.

Die gute Nachricht: Alle technischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen für die notwendigen Umstellungen sind vorhanden.

Die schlechte Nachricht: Die Zeitspanne, die dafür zur Verfügung steht, ist kurz. Laura sagt, es seien fünfzehn, maximal zwanzig Jahre.

Noch eine schlechte Nachricht: Es gibt mächtige Wirtschaftsinteressen, die weiterhin an ihren Geschäftsmodellen festhalten wollen.
Sie kämpfen dafür, dass sie weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen können. Diese Leute haben viel Geld und damit bezahlen sie
die Manipulation von Politik, Medien, Öffentlichkeit, uns allen.

Als die beiden Kids ihre Erklärungen beendet haben, sehen sie erschöpft aus.


Tatsachen- und Schauplatzrecherchen

Ich bin Dr. Eva Stegen (Elektrizitätswerke Schönau; besser bekannt als Stromrebellen) zu vielfältigem Dank verpflichtet. Sie beantwortete unermüdlich meine Fragen zu Kern- und Windkraft, den Strategien der Kernkraftbefürworter und teilte ihr schier unerschöpfliches Wissen bereitwillig mit mir. Vieles, was Herr Crommschröder weiß, hätte er ohne Dr. Stegen nie erfahren.
Anmerkung: Hat Fr. Dr. Stegen auch erklärt das Sie einen Teil ihrer Kenntnisse aus dem Buch „Die Stromdiktatur“ von Jochimsen hat?
Unpolitisch ist dieses Buch keinesfalls und neutral auch nicht!

Jakobs Informationen über den Zusammenhang von steigenden CO – Werten und dem Anteil von Wildnis an der Erdoberfläche stammen aus David Attenboroughs beeindruckendem Film »Mein Leben auf unserem Planeten« (2020) (den Link dazu finden Sie auf meiner Homepage). Die CO -Werte sind den Forschungen der US National Oceanic and Atmospheric Administration entnommen. Auch hierzu finden Sie den Link auf meiner Homepage.

#Ist Ihnen aufgefallen, dass die Erde nicht weniger Grün sondern grüner wurde!? Liegt das nur am Kunstdünger oder evtl. auch an CO2?
Hier ist ein globaler Greening‑Atlas, der Vegetationsveränderungen über die Zeit zeigt: Die Karte basiert auf dem „Leaf Area Index“ (LAI) und verdeutlicht Bereiche weltweit, in denen die Blattfläche in der Vegetationsperiode zwischen 2000 und 2018 zugenommen (grün) oder abgenommen (braun) hat (earthobservatory.nasa.gov).

Weitere Online-Tools und Atlanten mit zeitlichem Verlauf:

  • Global Forest Watch (GFW) – Interaktive Plattform zur Überwachung der weltweiten Waldflächen. Zeigt zeitlich aufgeschlüsselte Karten zu Waldverlust und Waldgewinn, einschließlich im globalen Süden (globalforestwatch.org).
  • Landsat‑Programm – Liefert mittels Satellitendaten eine der längsten Zeitreihen zur Landbedeckung (seit 1972 bis heute). Sehr nützlich für langfristige Analysen und Visualisierungen des weltweiten „Greening“ (en.wikipedia.org).

Aktuelle wissenschaftliche Befunde zur globalen Vergünung:

Thema

Informationen

Zunahme der Vegetations-Greening

Studien zeigen, dass große Teile der vegetierten Flächen – etwa 25 % bis 50 % – in den letzten Jahrzehnten grüner geworden sind, maßgeblich beeinflusst durch CO₂-Düngung und andere Faktoren (NASA).

Neueste Vegetationsrekordwerte (2020)

Das Jahr 2020 weist seit Beginn der Messungen (frühe 2000er) den höchsten Vegetationsgrad auf, besonders in borealen und gemäßigten Regionen (ScienceDirect).

Globaler Vegetationstrend 2001–2020

Jüngere Analysen bestätigen den fortbestehenden Greening-Effekt weltweit trotz zunehmender Dürreperioden (ScienceDirect).

Biophysikalische Folgen

In trocken-heißen Regionen wirkt das zusätzliche Grün kühlend auf die Landoberfläche, während nördlich von etwa 50 ° N tendenziell ein Erwärmungseffekt beobachtet wird. Am Äquator ist der Kühlungseffekt eher schwach (Nature).

Antarktische Veränderungen

Besonders rasant: Die Antarktische Halbinsel verzeichnete einen Anstieg der Pflanzenbedeckung von nur 0,86 km² im Jahr 1986 auf fast 12 km² im Jahr 2021 – eine eindrückliche Zunahme und Hinweis auf fortschreitende klimatische Veränderungen (SFGATE, Der Guardian).

Empfehlung – Übersicht und Vergleich:

  1. Kartendarstellung ansehen: Starte mit der globalen LAI-Karte (2000–2018), um erste Hinweise auf weltweite Vegetationsveränderungen zu erhalten.
  2. Detaillierte Zeitverläufe erkennen: Nutze Global Forest Watch für interaktive Analysen zu Waldveränderungen auch im globalen Süden – möglich mit Filteroptionen nach Region und Zeitraum.
  3. Langfristige Analysen erstellen: Greife auf Landsat-Daten zurück, um langfristige Vegetations- und Landnutzungsänderungen von den 1970er Jahren bis heute selbst zu visualisieren oder explorieren.

 

Ich danke Dr. Stefan Holzheu, Uni Bamberg, den ich zum Thema Infraschall befragen durfte.

Die Infraschall-Messung, wie sie sich in diesem Roman auf dem Roßkopf abspielt, hat es in Wirklichkeit an anderer Stelle gegeben. Gemessen hatte die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Messungen und Naturschutz LUBW (Kompetenzzentrum Windenergie) in Karlsruhe.

Eine ausführliche Information der Landesanstalt zum Thema Infraschall und Windenergie finden Sie auf meiner Homepage www.schorlau.com.

Ich danke Andreas Markowsky von der Ökostromgruppe Freiburg für das ausführliche Gespräch, und dass ich einige seiner Erlebnisse als Windkraftbauer meinen Figuren in den Mund legen durfte. Über seine (teils haarsträubenden) Erfahrungen mit den Genehmigungsbehörden hat er das Buch »Klimaschänder – Gewinner von gestern, Loser von heute« (2021) geschrieben, dass ich allen Interessierten empfehle.

Wer denkt, das Auslegen von Auerhahnkot zur Verhinderung von Windkraftanlagen sei die Idee eines überdrehten Krimiautors, dem empfehle ich die Lektüre von Markowskys Buch.
https://energiewende.eu/netzwerk-gegen-die-energiewende/

Die bibliografischen Angaben finden Sie auf meiner Homepage.

Zu einzelnen Fragen wandte ich mich an Winfried Kretschmann (Warum kommt die Windkraft im Schwarzwald nicht voran?), an Franz Untersteller (Gefährden Windräder das Auerhuhn und andere Fragen), Daniela Evers (Windkraft im Hochschwarzwald). Ich danke allen herzlich für die Zeit, die sie mir geschenkt haben.

Wie viel Wind weht auf dem Feldberg? Wie viel Strom kann erzeugt werden, wie viele Haushalte können versorgt werden? Welche Pacht kann Denglers Mutter erwarten, wenn sie ein Windrad auf ihrem Grundstück ermöglicht? Das Grundstück der Familie Dengler ist fiktiv, die Zahlen dazu sind es nicht. Ich danke Marten von Horsten von der Caeli Wind GmbH, Berlin, für das Gutachten, das sie für mich erstellten und deren Ergebnisse genau den Angaben entspricht, die Max Jost der erstaunten Margret Dengler präsentiert.

Als ich anfing, zur Frage »Windrad auf dem Feldberg« zu recherchieren, klang diese Idee in vielen Ohren weltfremd – schließlich ist der Feldberg ein Naturschutzgebiet; allerdings ein ziemlich misshandeltes. Das Hotel, das monströse Parkhaus, das der Gemeinde Feldberg jährliche Kosten von 800.000 Euro aufbürdet, der Wintertourismus mit seinen Schneekanonen und die Touristenmassen das ganze Jahr über – all das zeigt, dass dieser Berg vielfältige Herausforderungen zu bewältigen hat. Ob auf ihm ein Windrad gebaut wird, ist mittlerweile Gegenstand einer umfangreichen öffentlichen Diskussion. Ich dokumentiere sie auf meiner Homepage.

Den Beweis, dass der Klimawandel menschengemacht ist (das C14- Isotop), entnahm Jakob einem Beitrag einer Wissenschaftssendung des WDR »Klimawandel – Was die Wissenschaft wirklich weiß (… und was nicht)« (2021) von Mai Thi Nguyen-Kim. Auch diesen Link finden Sie auf meiner Homepage.

Prof. Dr. Thomas Martin Buck schrieb das Buch »Altglashütten: Zur Frühgeschichte einer Glasmachersiedlung (1634–1723)« (2022). Er erlaubte mir nicht nur großzügig, ausführlich aus dem Buch zu zitieren (und seine Ergebnisse in Denglers Kopf zu transferieren), sondern er nahm sich auch die Zeit für eine ausführliche und lehrreiche Führung durch den Ort. Dafür danke ich herzlich. Die bibliografischen Angaben zu seinem Buch finden Sie auf meiner Homepage.

Ebenso danke ich Johannes Albrecht, dem Bürgermeister der Gemeinde Feldberg, für das lange Gespräch, aus dem Teile in »Black Forest« übernommen wurden. Der Bürgermeister ist mittlerweile ein wichtiger öffentlicher Diskutant zu der Frage, ob Windkraft auf dem Feldberg genutzt werden soll; man möchte fast sagen: Er ist in dieser Sache ein Aktivist geworden. Links zu seinen Artikeln und Stellungnahmen finden Sie auf meiner Homepage.

Ich danke der Initiative gegen Windkraft in Kappel, dass ich an ihrer Jahreshauptversammlung teilnehmen durfte. Herzlichen Dank für das offene Gespräch. Ich habe alle Argumente von damals so sorgfältig geprüft, wie es mir möglich war. Doch ich fand sie letztlich nicht überzeugend. Ich danke Heinz Dillmann für die Begleitung.

Ebenso danke ich einer Initiative gegen Windkraft in Südbaden (die hier nicht genannt werden will) für den offenen und fairen Austausch der Argumente.

Ich danke dem Feldberg-Ranger Achim Laber. Es war ein besonderes Vergnügen, mit ihm den richtigen Tatort für den Mord an der unglücklichen Karola Müllerschön zu suchen. Vieles, was ich von ihm über die hochalpine Pflanzen- und Tierwelt des Feldbergs gelernt habe, versuche ich, in diesem Roman an die Leserinnen und Leser (oder wie Jakob gendern würde: an die Leser-kleine Pause-innen) weiterzugeben.

Der Dengler-Hof in Altglashütten ist meine Erfindung. Vorbilder waren der Feldberghof und der Vogtsbauernhof, die beide im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach aufgebaut sind. Ich danke Thomas Hafen M.A., dem Museumspädagogen und

Wissenschaftlichen Leiter des Museums, für die guten Gespräche und die Führung durch diese besondere Ausstellung.

Ich danke herzlich Verena Casanova für ihren »Gastauftritt« in diesem Buch und empfehle Wanderinnen und Wanderern am Feldberg den besonderen Ort, an dem sie kocht und wirkt – den Geisenhof in Altglashütten.

Mein Dank gilt der Europaabgeordneten Anna Deparnay-Grunenberg von den Grünen für die Tage, in denen ich sie in Brüssel begleiten durfte. Ich hoffe, ich habe den Betrieb in ihrem Büro nicht allzu sehr gestört (wahrscheinlich aber doch).

Ebenso danke ich Thomas Koch von der Staatsoper Stuttgart, dass er mir die Aufzeichnung der Premiere der Johannes-Passion zur Verfügung stellte. Ich hoffe inständig, dass niemand außer Crommschröder von solch negativen Erweckungserlebnissen in diesem besonderen Haus heimgesucht wird.

Figurenrecherche

Mit einer tiefen Verbeugung danke ich Sigrid Klausmann-Sittler, die einen hinreißenden Dokumentarfilm über ihre Schwarzwälder Mutter gedreht hat (»Leonie und der Weg nach oben«, 2022), für die Übersetzung der Dialoge von Denglers Mutter ins Alemannische. Mir war klar, dass es ein gewisses Risiko ist, eine der Hauptfiguren deutlichen Dialekt sprechen zu lassen. Doch Sigrids Übersetzung gibt der Figur eine Farbe und eine Kraft, die ihr ohne den Dialekt fehlen würde.

Sicherheitshalber gab ich zwei Nordlichtern eine Probe ihrer Dialoge zu lesen. Erst als diese mir versicherten, Frau Dengler sei auch in Hamburg verständlich, war entschieden: Margret Dengler spricht alemannisch. Ich danke Eva Maria Thiesen und Volker Albers, die diese Aufgabe übernahmen.

Ich danke Marion Butsch, die so freundlich war, ihre Erfahrungen des Aufwachsens auf einem Bauernhof mit mir zu teilen. Einiges davon, insbesondere die Szenen um die Werkstatt von Denglers Vater, fußt auf ihren Erinnerungen.

Die Psychotherapeutin Christiane Lier half mir, Denglers Kindheitstrauma besser zu verstehen und darzustellen.

Paulina Kondraskov, bei der man in Stuttgart die Kunst des Schnitzens erlernen kann, gab mir einen Einblick in ihre Kunst, ohne den Egon nie überführt worden wäre. Irene Brückle, die Leiterin der Papierwerkstatt der Kunstakademie Stuttgart, gab mir wichtige Hinweise zur französischen Papierproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg.

Für die meisten der auftretenden Figuren schrieb ich in der Vorbereitung zu diesem Buch Charakteranalysen. Interessierte Leserinnen und Leser können einige davon auf meiner Homepage nachlesen.

Nazi-Ingenieure nach dem Zweiten Weltkrieg

Ein weitgehend unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte ist die Arbeit deutscher V2-Ingenieure im Dienst der französischen Besatzungsmacht und ihre Bedeutung für das spätere europäische Weltraumprojekt Arianne. Hubert Reilard wies mich zuerst darauf hin und gab mir wesentliche Hinweise. Er kannte das Museum Riegel, das damals noch eine Abteilung zur Geschichte der Luft- und Raumfahrt in der französischen Besatzungszone unterhielt, in der die Arbeit dieser Ingenieure in Riegel, Gundelfingen und Emmendingen dokumentiert wurde. Er vermittelte mir auch den Kontakt zu Margret Böhme in Freiburg, die Material und Unterlagen zu dieser Geschichte gesammelt hatte und diese großzügig mit mir teilte. Ich danke Frau Böhme dafür herzlich.

Die beiden Dokumente, die ich in diesem Buch abgedruckt habe, stammen aus den Beständen des Museum Riegel. Ich danke dem Museum herzlich für die Abdruckerlaubnis Prof. Dr. Reiner Göppert, dem 1. Vorsitzenden des Geschichtsverein Riegel e.V., danke ich für die ausführliche Führung die geduldige Beantwortung meiner zahlreichen Fragen.

Von Riegel aus führte mich die Recherche zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen. Ich danke Sebastian Hammer für die Führung durch die Stollen dieses schrecklichen Orts und ebenfalls für die Beantwortung meiner Fragen. Ich danke Dr. Cornelius Lehmann von der Erinnerungsstätte in Peenemünde für Literaturhinweise und die Beantwortung meiner Fragen.

Von Peenemünde aus war der Schritt nicht mehr weit zu

Prof. Dr. Hans Kleinwächter (* 1915 † 1997 in Lörrach). Kleinwächter arbeitete an der Entwicklung der V2-Rakete in Peenemünde. Er kam in britische Kriegsgefangenschaft und wurde in einem

Kriegsgefangenenlager der Engländer bei Bremen interniert. Französisches Militär befreite ihn in einer geheimen Militäroperation aus diesem Lager und brachte ihn in die französische Besatzungszone in Südbaden. Diese Geschichte erzählte mir sein späterer Mitarbeiter und Kollege Prof. Dr. Karl-Heinz Droege, dem er dieses Geschehen anvertraute. Kleinwächter war Mitglied eines großen Teams von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern aus Peenemünde, das die Franzosen rekrutiert hatten. Kleinwächter war dabei für die Raketensteuerung zuständig. In der Folge entwickelte sich daraus die französische Forschungsrakete »Véroniqe« – aus der nachfolgend die europäische »Ariane« entstand. Kleinwächter zog mit seiner Frau ins »Buschdorf« nach Vernon. Dort wuchsen sein Sohn und seine Tochter auf. Später folgte er einem Angebot des ägyptischen Präsidenten Nasser, der ein eigenes ägyptisches Raketenprogramm entwickeln wollte (und scheiterte). Diese Pläne missfielen verständlicherweise der israelischen Regierung. Der Geheimdienst Mossad verübte in der Folge eine Reihe von Anschlägen auf deutsche Ingenieure, die in Ägypten tätig waren; u.a. das beschriebene misslungene Pistolenattentat auf Kleinwächter in Lörrach. In der Folge des gescheiterten Attentats änderten die Israelis ihre Politik. Sie wirkten auf die Regierung Adenauer ein und diese stellten den Deutschen in Ägypten ein Ultimatum: Wenn sie bleiben, verlieren sie die deutsche Staatsbürgerschaft. Doch wenn sie nach Deutschland zurückkommen, erhalten sie Forschungsaufträge, Institute etc. Kleinwächter kam nach Deutschland zurück und siedelte sich in Lörrach an. Er entwickelte den menschenähnlichen Roboter »Syntelman«, der Menschen in gefährlichen Umwelten (Reparaturen in Kernkraftwerke, auf Raumstationen, in der Tiefsee) unterstützen und schützen sollte. Doch dann vollzog er eine radikale Wende. Unter dem Einfluss seines Sohnes, aber wohl auch angesichts der breiten Bewegung gegen das geplante AKW in Wyhl am Kaiserstuhl, suchte er nach alternativen Möglichkeiten zur Energiegewinnung – und wurde zu einem Pionier der Solartechnik in Deutschland. Auf meiner Homepage habe ich

seinen von seinem Sohn geschriebenen Lebenslauf veröffentlicht. Kleinwächter spielte bereits eine mehr oder weniger fiktionale Rolle bei Johannes Mario Simmel und in dem Tatsachenroman »Die Experten« von Merle Kröger.

Das Solarerbe führt sein Sohn Jürgen Kleinwächter fort, der seinerseits als Pionier der Solartechnik gilt. Mich hat besonders ein gemeinsam palästinensisch-israelisches Projekt zur Wassergewinnung beeindruckt. Auf meiner Homepage dokumentiere ich dieses und weitere seiner Projekte.

Ich danke Prof. Jürgen Kleinwächter und Prof. Dr. Karl-Heinz Droege herzlich für ihre Zeit und Unterstützung. Der Badischen Zeitung danke ich für die Abdruckerlaubnis des Artikels über das Attentat auf Kleinwächter in Lörrach.

Dass Denglers Vater und sein Freund Erich Assistenten von Hans Kleinwächter waren, ist selbstverständlich meine Erfindung.

Verwendete Literatur in Black Forest; Hinweise zum Weiterlesen

Christian Stöcker: Männer, die die Welt verbrennen; Ullstein Buchverlage 2024

Mojib Latif: Klimahandel, Wie unsere Zukunft verkauft wird; Herder Verlag 2024

Friederike Otto: Klimaungerechtigkeit, Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat; Ullstein Buchverlage 2023

Andreas Markowsky: Klimaschänder, Gewinner von gestern, Loser von Morgen; Ökostromgruppe Freiburg 2021

Greta Thunberg u.a.: Das Klima-Buch, Der aktuellste Stand der Wissenschaft unter Mitarbeit der weltweit führenden Expert:innen; S. Fischer Verlage 2023

Fred Vargas: Klimawandel – Ein Appell: Wir müssen jetzt handeln, um unser Klima zu retten. Limes Verlag 2021

Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser: Triggerpunkte, Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft; Edition Suhrkamp, 2. Auflage 2023

Thomas Martin Buck: Altglashütten, Zur Frühgeschichte einer Glasmachersiedlung im Hochschwarzwald (1634–1723); RombachVerlag 2022

Peter Berthold: Auerhuhn, Ein Urvogel verschwindet; Kosmos Verlag 2021

Petra Ahne: Wölfe. Ein Portrait. Reihe Naturkunden Nr. 27. Herausgegeben von Judith Schalansky. Matthes und Seitz 2016

Johannes Erichsen / Bernhard M. Hoppe: Peenemünde – Mythos und Geschichte der Rakete 1923–1989; Nicolai Verlag 2004

Manfred Kanetzki: Operation Crossbow; Ch.Links Verlag 2014

»Der Betrieb … kann mit Häftlingen durchgeführt werden« – Zwangsarbeit für die Kriegsrakete – Peenemünder Hefte 3 – Schriftenreihe des Historisch-Technischen Museums Peenemünde 2009

Wunder mit Kalkül. Die Peenemünder Fernwaffenprojekte als Teil des deutschen Rüstungssystems; Historisch-Technisches Museum Peenemünde (Hg.) Ch.Links Verlag 2016

Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes, Das KZ MittelbauDora; Wallstein Verlag 2001

André Sellier: Zwangsarbeit im Raketentunnel; Geschichte des Lagers Dora; zu Klampen 2000

DVD Loretta Walz: Dora, KZ des »Totalen Krieges«; Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Dora-Mittelbau 2014

Michael Bar-Zoharn, Nissim Mischal, Mossad: Missionen des israelischen Geheimdienstes; Bastei Entertainment, 2012

Geräteführer, Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof; Gutach 1990

Weitere Quellen (Links dazu auf meiner Homepage www.schorlau.com/blackforest/materialien):

Die Kritik an der Direct-Air-Capture Methode stammt aus einem Interview, das Fatih Birol, Leiter der Internationalen Energieagentur der OECD, dem Spiegel gab (09.12.2023):

»Wir werden sogar das Zweigradziel reißen, wenn sich die Politik nicht grundlegend ändert«;

https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/klimakrise-iea-cheffatih-birol-haelt-sogar-das-zwei-grad-ziel-fuer-unrealistisch-a- 9f9e68d9-1ab8-4e05-826b-13dcc5def2c0

Dass die weltweiten Emissionen so hoch sind wie nie zuvor, erfuhr Crommschröder aus dem Spiegel: »Weltweite Emissionen so hoch wie nie – was sich nun ändern müsste« (05.12.2023); https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/weltklimakonferenz-indubai-emissionen-von-treibhausgasen-so-hoch-wie-nie-a-0c241bcc- 355c-48da-afa5-e3bc0a338959

Sehr empfehlenswert: Susanne Götze: SPIEGEL Klimabericht – der Newsletter

Dass 2023 das wärmste bisher gemessene Jahr war, schreibt u.a. der Emissions-Gap-Report der Uno. Die Berichte des Weltklimarates IPCC finden Sie hier: https://www.de-ipcc.de/

Über den Zusammenhang von Extremwetter und Klimawandel siehe das Interview mit dem Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmsdorf im Spiegel: »Machen wir uns keine Illusionen: an drei Grad Erhitzung werden wir uns kaum anpassen können« (02.06.2024);

https://www.spiegel.de/wissenschaft/flutkatastrophe-insueddeutschland-starkregen-wird-durch-die-klimaerwaermunghaeufiger-und-intensiver-a-a9f15112-d266-4086-9166-3c38f834b2a8

»Wie Lobbyisten der FDP beeinflussen: Klimaschutz: Die heimlichen Einflüsterer der FDP«; eine Kolumne von Christian Stöcker im Spiegel

(25.06.2023);

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimaschutz-dieheimlichen-herrscher-der-fpd-kolumne-a-d0defee9-85ea-4cdb-adac- 93e49e3539de

Vom gleichen Autor zur Klima-Verzögerungstaktik:
»Was Springer, Schäffler, Spahn und Wagenknecht gemeinsam haben« (30.04.2023); https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimaverzoegerungstaktik-was-springer-schaeffler-spahn-undwagenknecht-gemeinsam-haben-a-3389f444-c450-49fb-8b15- 323de27cfb1f

Ebenfalls auf meiner Homepage finden Sie Hinweise und Literatur zu dem Desaster um den Neubau des AKW Hinkley Point und Informationen, warum Kernkraft nicht wettbewerbsfähig ist im Vergleich zur Energiegewinnung durch Sonne und Wind.

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, glauben, politische Kampagnen wie die von Crommschröder bezahlte seien meine Einbildung, dann lesen Sie ebenfalls auf meiner Homepage nach.
Dort dokumentiere ich eine Kampagne von Energiekonzernen, um die Wählerschaft in ihrem Sinne für Kernkraft zu beeinflussen.
Wir wissen dies, weil irgendjemand in dieser Kampagne das schlechte Gewissen plagte und die Unterlagen dazu der Tageszeitung TAZ zuspielte.

Es ist ein Privileg, seitdem ersten Dengler-Roman mit demselben Lektorenteam arbeiten zu können. An meiner Seite arbeiteten die kritischen Geister und guten Freunde Lutz Dursthoff und Nikolaus Wolters, denen ich für ihre Mühe, ihr exzellentes Sprachgefühl, ihre Geduld und ihre gelegentliche Ermutigung von Herzen danke. Hinter allem als feste Stütze: David Rupp.

Kurz vor Fertigstellung dieses Buches wurde das Europäische Parlament neu gewählt. Die Ergebnisse dieser Wahl ließen im Haus Crommschröder die Champagnerkorken knallen. Zumindest vorläufig ist er seinem Ziel einen Schritt nähergekommen, weit rechte Regierungen zu installieren, die die Energiekonzerne wieder in ihre alten Machtpositionen zurückbringen – und ihre Kassen weiterhin mit dem Verfeuern von Kohle, Gas, Öl und des Kernbrennstoffs Uran zu füllen.

Allerdings: Die Natur kümmert sich nicht um Wahlergebnisse. Sie folgt den Gesetzen der Physik.

Anmerkung: Wenn man den Gesetzen der Physik folgt, gibt es keinen Grund für ein 1,5 Grad Ziel 🡪 wir sind on Track 2- 2,3 Grad Ziel weltweit.

Unerbittlich folgen auf die Erwärmung der Ozeane, das Abschmelzen von Gletschern und des Festlandeises an Nord- und Südpol Überschwemmungen, lebensfeindliche Hitze und Extremwetterlagen. Die Klimawissenschaften haben dies präzise beschrieben und errechnet. Ihre Vorhersagen sind eingetroffen, und es gibt keinen Anlass zu glauben, es käme nicht so schlimm und letztlich würde alles gut ausgehen. Ob es zu den fürchterlichen Veränderungen kommt, hängt allein davon ab, ob es gelingt, die Verbrennung fossiler Energieträger schnell zu beenden. Die Crommschröders dieser Welt wollen dies unter allen Umständen verhindern.
Sie können sich dabei auf die rechten politischen Strömungen bei uns und überall auf der Welt stützen. In ihren Augen ist Klimaschutz nicht lebensnotwendig, sondern Teufelszeug.
Wie Crommschröder versuchen sie ausgerechnet jene zu mobilisieren, die sich vor dem Monatsende mehr fürchten als vor allem anderen.

Wenn Crommschröder & Co. dies gelingt, verlieren wir alle. Entschieden wird dieser Konflikt jetzt. Wir leben in spannenden Zeiten.

Kurzfassung (These)

Nicht die „Ablehnung von Windrädern“ ist der Ausgangspunkt, sondern massenhaft erzeugte Hoffnungslosigkeit plus gezielte Spaltung. Das Muster zeigt sich im Kleinen am Feldberg: angebliche Naturschutz-„Signale“, verunsicherte Behörden, eingeschüchterte Lokalpolitik. Gegenwehr funktioniert dort, wo belegbare Fakten öffentlich werden – und Menschen sich nicht in Resignation drücken lassen.

1) Kommunikation & Spaltung: das Muster

  • Hoffnungslosigkeit als Grundgefühl: Dauerkrisen werden ineinander verschachtelt (Krieg, Preise, Migration, Klima usw.), bis der Eindruck entsteht, Kontrolle sei nicht möglich. Rückzug ins Private ist beabsichtigte Folge.
  • Spaltung über Kulturcodes: Statt über Emissionen und Verursacher zu sprechen, wird über Stilfragen („Gendern“, Englisch auf Demos) polarisiert. Ziel: Milieus gegeneinander stellen, besonders die untere Einkommenshälfte gegen klimapolitische Maßnahmen.
  • Instrumentalisierte Empörung: Lautstarke Gegenbilder (Blockaden, Beschimpfungen, „Skandale“) überlagern Sachpolitik und Fakten.

2) Mikrofall Feldberg (entpersonalisiert)

  • Ablauf: Eine regionale Kundgebung „Pro & Contra Wind“ gerät ins Wanken durch zweifelhafte Naturschutz-Behauptungen („Auerhuhn-Spuren“) und Angstnarrative (Infraschall, „Vogelmassaker“).
  • Faktenabgleich:
    • Infraschall: Wahrnehmbar für Tiere, aber die Exposition in üblichen Abständen ist nicht per se gesundheitsgefährdend; zentrale Frage sind konkrete Abstände und Pegel.
    • Vogelsterblichkeit: In der Breite dominieren andere Ursachen (Fensterscheiben, Katzen, Leitungen, Verkehr); Windkraft ist regional zu prüfen, aber systemisch nicht Haupttreiber.
  • Erkenntnis: Als belastbare Daten, Messwerte und Zusammenhänge offen gelegt wurden, kippte die Stimmung – die lokale Mehrheit entschied rationaler.

3) Soziale Wahrnehmungen („Klassenfrage im Werden“)

  • Breiter Konsens: Klimafolgen sind real und relevant.
  • Konfliktlinie: Wer zahlt die Umstellung? Untere Einkommenshälfte fürchtet reale Einbußen trotz geringer Pro-Kopf-Emissionen; wohlhabendere Schichten treiben Konsum-Emissionen, unterstützen aber eher Transformationspolitik.
  • Politisch wird diese Sorge gezielt adressiert, um Klimapolitik zu bremsen – indem man Kostenängste schürt und Alltagsnöte (Monatsende) gegen abstrakte Zukunftsrisiken ausspielt.

4) Fakten zum Energiesystem (Welt): Stand 2024/2025

  • Rekordinvestitionen: 2024 flossen 2,08 Billionen US-$ in den globalen Übergang (erneuerbare Energien, E-Mobilität, Netze u.a.). Größte Blöcke: Elektrifizierter Verkehr 757 Mrd. US-$, Erneuerbare 728 Mrd. US-$, Stromnetze 390 Mrd. US-$. Energiespeicher stiegen auf 53,9 Mrd. US-$. Wachstum bremste sich gegenüber 2021–23 ab.
  • Regionen: Asien-Pazifik über 1 Billion US-$, China 818 Mrd. US-$ (≈ zwei Drittel des globalen Zuwachses), USA stabil bei 338 Mrd. US-$; EU/UK schwächer. Insgesamt liegt das aktuelle Tempo aber nur bei ~37 % dessen, was bis 2030 für einen Net-Zero-Pfad nötig wäre.
  • Lieferketten: 2024 130 Mrd. US-$ in Clean-Tech-Fabriken & Batteriemetalle; erhebliche Überkapazitäten (Solar, Batterien, Elektrolyse) drücken Preise und helfen Rollout – mit 76 % der Fabrikinvestitionen in China.
  • CEM-Fakten 2023/24:
    • Batteriespeicher-Zubau in CEM-Ländern 2023: 39,3 GW (China > 50 %).
    • E-Auto-Anteil an weltweiten Verkäufen 2023: 18,6 % (CEM: 19,4 %).
    • Kosten: Onshore-Wind & PV sind im Schnitt die günstigsten Neubau-Technologien; Offshore-Wind teurer, liefert aber Planungsstabilität. CCS, Wasserstoff-Strom, Kernenergie liegen deutlich höher.
    • Netze: Für einen Net-Zero-Pfad bis 2050 werden > 21 Billionen US-$ für Stromnetze benötigt; die jährliche Investition müsste bis 2030 grob verdoppelt werden.

5) Deutschland 2023: Energiefluss verstehen (Sankey)

  • Primärenergieverbrauch: 363 Mio. t SKE (= 521 TWh). Sonstige Energieträger: 7 Mio. t SKE. (1 Mio. t SKE = 29,308 PJ).
  • Was zeigt das Sankey-Bild?
    • Links: Aufkommen (Primärenergie nach Trägern).
    • Mitte: Umwandlung (Raffinerien, Kraftwerke, Kokereien, KWK etc.) – hier entstehen große Umwandlungsverluste (v.a. bei Wärme-& Dampferzeugung aus Molekülbrennstoffen).
    • Rechts: Endenergie-Verbrauch in Sektoren (Haushalte, Industrie, Verkehr, Gewerbe).
    • Kerngedanke: Je direkter Energie genutzt wird (z. B. Strom aus PV/Wind direkt in Motor/Heizstab/Wärmepumpe), desto geringer die Verluste. Molekülketten (Öl/Gas zu Strom/Wärme) sind verlustreicher – das ist einer der Treiber für Elektrifizierung.

„Elektronen vs. Moleküle“ kurz erklärt
Elektronen (Strom) sind effizient in Motoren & Wärmepumpen; brauchen aber Netze, Speicher, Leistungselektronik.
Moleküle (Öl, Gas, Kohle, Wasserstoff, E-Fuels) sind lager- und transportfähig, nützlich für Hochtemperatur-Prozesse, saisonale Speicherung und Langstrecke, jedoch meist energieintensiver in Herstellung/Umwandlung.

6) Kosten & „Upfront“: was oft vergessen wird

  • Hohe Anfangsinvestitionen: Netze, Speicher, Wärmepumpen, E-Mobilität, Industrieelektrifizierung – viele Vorteile liegen im Betrieb (geringere Opex, höhere Effizienz), während die Capex am Anfang weh tun. Politisch heikel, sozial abzufedern.
  • Systemisch rechnen, nicht nur Gerätekosten:
    • Erzeugung: Onshore-Wind & PV sind heute die billigsten neuen Kraftwerke; Offshore-Wind liefert skalierten Zubau, bleibt aber teurer.
    • Infrastruktur: Ohne Netze & Flexibilität (Speicher/Steuerung) kippt die Rechnung. BNEF sieht bis 2030 deutlich höhere jährliche Netzinvestitionen nötig als heute.
    • Lieferketten: Aktuelle Überkapazitäten (Solar/Batterie) drücken Preise – gut für Verbraucher & Projekte, schlecht für Hersteller außerhalb Asiens; industriepolitisch ein Spagat.

7) Interessenlagen offenlegen („Elektro-Agenda“ nüchtern betrachtet)

  • Elektrifizierung schafft neue Wertschöpfung: Kabel, Trafos, Umrichter, Ladepunkte, Zähler, Software, Speicher – ganze Branchen profitieren. Das ist kein Geheimnis, gehört aber transparent in jede Kosten-/Nutzen-Debatte.
  • Marktmacht-Risiko: Konzentration in wenigen Lieferregionen (v.a. Asien) plus Netz-Monopole verlangt Regulierung & Beschaffung, die Wettbewerb, Resilienz und heimische Kompetenz fördert (ohne Preisschocks).
  • Gleichzeitig: Fossile Wertschöpfungsketten haben seit Jahrzehnten eingespielte Lobbys und Sunk Costs. Die politische Auseinandersetzung spiegelt beides.

8) Technikentscheidungen: „Elektrisch, wo es schon geht“

  • Schiene (Regionalverkehr): Für nicht-elektrifizierte Kurz-/Regionalstrecken sind Batteriezüge technisch erprobt und wirtschaftlich – sofort umsetzbar. Wasserstoffzüge bleiben Nischenlösung, v. a. wo Ladefenster/Topographie ungünstig sind.
  • Straße: Trend klar BEV-getrieben; PHEV fungieren als Brückentech in preissensiblen Segmenten. Ladeinfrastruktur wächst rasant (CEM: ~4 Mio. öffentliche Anschlüsse Ende 2023, davon 69 % in China).
  • Industrie: Elektrifizierung, E-Boiler, E-Öfen, grüner Wasserstoff & CCS für Hochtemperaturen/Zement/Stahl. Investitionen in „Clean Industry“ haben sich seit 2018 etwa verdreifacht (v. a. Stahl, zirkuläre Wirtschaft, Biokunststoffe).

9) Politische Ableitungen (gegen Hoffnungslosigkeit)

  1. Transparenz über Verteilungseffekte: Wer profitiert, wer zahlt? Entlastung unten, Finanzierung über oben/Verursacher; Investitionen als Arbeitsplatz- & Wettbewerbsstrategie framen.
  2. Fakten-Öffentlichkeit stärken: Lokale Daten (Messungen, Gutachten, Laborproben) proaktiv veröffentlichen; Fehlinfos früh adressieren.
  3. Netze + Speicher priorisieren: Ausbaupfade verbindlich, Genehmigungen beschleunigen, regelbare Lasten & Speicher marktlich honorieren. (Netzbedarf bis 2050 > 21 Billionen US-$ global).
  4. Lieferketten absichern: Europäische/US-Kapazitäten dort fördern, wo es systemkritisch ist, und gleichzeitig günstige Weltmarktpreise für Verbraucher nutzen.
  5. Kommunale Beteiligung: Bürgerdividenden/Genossenschaften bei Wind & PV; so wird aus „Betroffenheit“ Teilhabe.
  6. Kulturelle Brücken statt Codeschlachten: Gemeinsame Ziele sichtbar machen (saubere Luft, bezahlbare Wärme, lokale Wertschöpfung) statt über Stilfragen zu polarisieren.

Weitere Quellen

https://youtu.be/FfXavr99ZXQ?si=ukWFUFE8J2Yz_EU8

  • Jede Gruppe bespielt je nach ihren Interessen die Plattformen mit PR Agenturen um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, und keine Seite ist besser als die andere!

    Darum, erhalten wir unser Urteil frei von Vorurteilen, damit wir alles gründlich prüfen können! Marc Aurel

Warum der Ausstieg aus Öl und Gas nicht so schnell geht wie uns da manche weiß machen wollen…..

Management Summary – „Hoffnungslosigkeit + Spaltung“ vs. erwachsene Transformationspolitik

Kernaussage der Vorlage
Nicht die Windrad-Abneigung ist der Ursprung, sondern ein strategisch erzeugtes Gefühl der Hoffnungslosigkeit plus gezielte kulturelle Spaltung. Am Mikrofall Feldberg wird das Muster sichtbar (zweifelhafte „Naturschutz“-Signale, verunsicherte Behörden, eingeschüchterte Lokalpolitik). Gegenwehr gelingt dort, wo prüfbare Fakten öffentlich werden – und Menschen sich nicht „wegducken“.

Stärken des Textes/Beobachtungen

  • Kommunikationsmuster: Dauerkrisen werden zu einer Endzeitstimmung verdichtet; Spaltung über Kulturcodes (Gendern/Englisch) lenkt von Emissions-, Kosten- und Verursacherfragen ab.
  • Soziale Linie: Breiter Klimasorgen-Konsens, aber Verteilungskonflikt:
    Untere Einkommenshälfte fürchtet Lastenverschiebung → politisch leicht instrumentalisierbar.
  • Mikrofall Feldberg: „Auerhuhn/Infraschall/Vogelschlag“ als narrative Hebel; mit offengelegten Messwerten kippt die Stimmung in Richtung nüchterner Abwägung.
  • Politische Praxis: Verzögerungsrhetorik („Technologieoffenheit ohne Meilensteine“) als zentrales Werkzeug.

Wichtiger Hinweis zur Quellenlage
Die behauptete Kampagne von Energieunternehmen ist auf der Homepage des Schriftstellers Schorlau aktuell nicht auffindbar; zudem ist 2025 denkbar, dass nicht mehr alle genannten Konzerne beteiligt sind. → Faktenprüfung/Update vor Nutzung in Publikationen einplanen.

Was die Theorie trifft – und was sie übersieht

Treffer

  • Kommunikations-/Spaltungstaktiken sind real und wirksam.
  • Die „Klassenfrage im Werden“ erklärt Akzeptanzprobleme besser als Moralnarrative.
  • „System statt Symbolik“: Einzeltechnik-Debatten verdecken Netze, Speicher, Flexibilität und Genehmigungen als Engpässe.

Unterbelichtet/zu ergänzen

  1. Interessen auf allen Seiten: Es gibt nicht nur eine „fossile“, sondern auch eine elektrische/erneuerbare Lobby (Netz-, Speicher-, Komponenten- und Plattformanbieter). Macht- und Renditefragen gelten beidseitig.
  2. Kapitalmarktlogik: Gewinner/Verlierer sind breit verteilt (ETF-Sparer, Pensionsfonds). Transformation braucht planbare Übergänge statt reiner Moralisierung.
  3. Systemkosten > LCOE: Günstige kWh aus Wind/PV erfordern Netze, Reserve, Speicher, Steuerung, Daten – sonst kippt die Rechnung. Allerdings sind auch die Kalkulationen VALCOE sehr gut Richtung erneuerbarer Zukunft.
  4. Soziale Leitplanken: Ohne zielgenaue Entlastung (Strompreis für WP/Netzdienlichkeit, einfache Förderpfade, Pro-Kopf-Rückvergütung, , Klimageld, Mieterstrom/Quartiere) verliert Klimapolitik ihre Mehrheit.
  5. Kernenergie nüchtern bilanzieren: Gesicherte Leistung vs. Kosten/Bauzeiten/Endlager – volle Systemkosten, Versicherbarkeit und Opportunitäten mitprüfen; keine Kampfbegriffe.
  6. SDG-Balance: CO₂-Fokus allein verkennt Ressourcen, Biodiversität, Lieferketten-Risiken, soziale Härten.
  7. Governance & Marktmacht: Netze/Speicher als Gemeingüter → Renditen transparent deckeln, Vergaben/Standards wettbewerblich, „Use-it-or-lose-it“ gegen Verzögerung.

Leitlinien (ableitbar für Management & Politik)

  1. Transparenz über Verteilung: Wer zahlt heute, wer profitiert morgen?
  2. Portfolio statt Monokultur: EE-Ausbau + Netze + Speicher + Demand-Response + ggf. streng bilanziertes Back-up.
  3. Meilensteine gegen „Offenheits“-Missbrauch: Technologieoffen – aber mit Terminen, Sanktionslogik und „No-Regret“-Prioritäten.
  4. Kommunikation ohne Kulturkampf: Lokalen Nettonutzen zeigen (Jobs, Wertschöpfung, Preise), Faktenboxen/Datensheets statt Feindbilder.
  5. Beteiligung vor Ort: Bürgerdividende/Genossenschaften oder breit gestreute AG-Modelle – Teilhabe schlägt Betroffenheit. Man kann sich auch an Eon ENBW RWE beteiligen als Bürger.

Praktischer Kasten – Prüffragen je Projekt

  • Verteilung: Wer trägt Capex/Opex? Welche Rückvergütung/Entlastung greift?
  • Systemwirkung: Netz-/Speicher-/Reservebedarf, Daten & Steuerung?
  • SDG-Check: Welche Nebeneffekte jenseits CO₂?
  • Lock-ins: Kapitalbindung, Pfadabhängigkeit, Alternativen bis wann/mit welchem Risiko?
  • Akzeptanz: Teilhabemodell, sichtbare Preiswirkung, lokaler Nutzen?

Kurzfazit

Die „Hoffnungslosigkeit-und-Spaltung“-These ist plausibel und analytisch fruchtbar, aber unvollständig. Entscheidend wird, die soziale Frage und die Systemkosten ins Zentrum zu rücken, Interessen auf beiden Seiten offen zu legen und mit klarer Governance (Transparenz, Renditendeckel, Wettbewerb, Meilensteine) zu führen.
So wird aus Storytelling tragfähige Transformationspolitik – ohne Kulturkampf, mit Systemintelligenz und Fairness.

Ab hier der für mich Relevante Teil von Schorlaus Buch Black Forest
(Krimi, aber nicht täuschen lassen, die Analyse ist ziemlich gut).

These:
Nicht „Ablehnung der Windräder“ ist der Ursprung, sondern ein strategisch erzeugtes Gefühl (Hoffnungslosigkeit) plus gezielte Spaltung. Am Feldberg wird das auf der Mikroebene sichtbar: gefälschte „Naturschutz“-Signale, gebrochene Beamte, eingeschüchterte Lokalpolitik. Die Gegenwehr gelingt dort, wo Fakten (Laborproben) öffentlich werden – und wo Menschen sich nicht depressiv „wegducken.“

Crommschröder und die Philosophie des Geldes
Crommschröder hatte einen vollen Terminkalender. Abends tagte der Politische Ausschuss des Industrieverbandes. Die Zigarren dampften, der Whisky schmeckte vorzüglich. Ein bisschen viel Klischee, dachte Crommschröder, aber wie das so ist, in jedem Klischee steckt meist auch etwas Wahres.
Die beiden Chefs der PR-Agentur Political Analysis and Transformation, die mit der Kampagne beauftragt waren, stellten sich vor. Nicht billig, diese Leute. Aber effizient. Man saß am Kamin. Die Chefs und Mehrheitseigentümer einiger der größten Konzerne.
Die Herren waren zufrieden. Man war unter sich. Kein Journalist weit und breit. Man konnte offen reden.
Das Ziel wurde bekräftigt:
Deutschland braucht eine Mitte-rechts Regierung – mit klarer Betonung auf rechts.
Die nächste Regierung muss die Klimagesetzgebung im großen Stil beenden, rückgängig machen und endlich wieder Kohle, Gas und nicht zuletzt Benzin wieder Vorfahrt geben. Dazu müssen die Grünen so diskreditiert und gestutzt werden, dass sie sich auf unabsehbare Zeit nicht mehr in eine Regierung verirren.

Die Herren wünschen sich eine Koalition aus Konservativen und Liberalen, aber da Letztere an der Fünf-Prozent Hürde scheitern könnten, muss die AfD ins Spiel gebracht werden. Diese würde den nötigen Druck auf die CDU ausüben, damit endlich keine halben Sachen mehr beschlossen werden, kein laues Lüftchen wie in der Ära Merkel, sondern klare Kante. Endlich klare Kante. Dieser Prozess sei auf einem guten Weg.
Crommschröder kratzte sich am Kinn:
Schön würde es nicht werden.
Mithilfe der FDP habe man dafür gesorgt, dass im nächsten Haushalt auch den Bauern einige Subventionen gestrichen würden
. Kurioserweise gegen den Willen des grünen Landwirtschaftsministers. Nun zogen die Bauern in riesigen Demonstrationszügen mit gewaltigen Traktoren durchs Land, blockierten Parlamente, Zufahrtsstraßen, Veranstaltungen. Sie sorgten für Staus, von denen die Klimakleber nicht einmal zu träumen wagten.
Einige Bauern haben die Grünen zu ihrem Hauptfeind erklärt. Das war fantastisch. Es gab ikonische Ereignisse mit enormer Breitenwirkung, die Crommschröder amüsierten: Bauern blockierten eine Fähre, auf der der grüne Wirtschaftsminister Habeck an Land gehen wollte. In Biberach verhinderten sie sogar den politischen Aschermittwoch der Grünen. Sicher, die Männer, die da randalierten, waren keine angenehmen Zeitgenossen, und Crommschröder würde sich nie mit ihnen zeigen – aber sie waren nützlich. In Biberach waren es sturzbetrunkene junge Männer, die in der Nacht schon mehrfach Alarm bei der Feuerwehr ausgelöst hatten – nein, nicht schön, wirklich nicht, aber notwendig. In Schorndorf bildeten am selben Tag fünfzig Männer vor einem soziokulturellen Zentrum ein Spalier und warteten, bis die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang eine Veranstaltung verließ. Der Agenturchef zeigt Videoschnipsel mit Originaltönen. Die Menge rief der Frau schwer erträgliche Beleidigungen zu. Personenschützer bahnten ihr den Weg durch die Pöbler, die – das war offensichtlich – die Frau verprügelt hätten, wenn die Polizisten sie nicht mit zwei Trupps geschützt hätten, einer vor ihr, einer hinter ihr. Crommschröder studierte die roten Gesichter der Menge. Ihn überfiel ein Anflug von Scham. Primitiv und ungehobelt waren diese Dummköpfe – der Frau in keiner Weise gewachsen. Sie kannten sie nicht und beleidigten sie dennoch auf das Schändlichste. Crommschröder war ihr das eine oder andere Mal bei parlamentarischen Abenden oder anderen Gelegenheiten begegnet. Sie hatte einen messerscharfen Verstand, war eine gute, klare, brillante Rednerin, sie war auffallend dick, wirkte beneidenswert selbstbewusst, angeblich bisexuell, offen, interessiert – ein rotes Tuch für die Schreihälse aus dem pietistischen Schorndorf, die sich nicht schämten, in Überzahl eine Frau anzugreifen. Er verdrängte das Schamgefühl. Wo gehobelt wird … Nun, das musste er aushalten. Der Chef der Agentur sprach gerade über Hoffnungslosigkeit.

»Im Moment ist Hoffnungslosigkeit das vorherrschende Gefühl in der Gesellschaft. Wir fördern und vertiefen dieses Gefühl, indem wir die verschiedenen Aspekte einer großen Dauerkrise so lange wiederholen, bis die Menschen nicht mehr wissen, wo die eine Krise angefangen hat und wo die andere vielleicht aufhört. Sie sollen den Überblick verlieren über ein multiples, endloses und unüberschaubares Krisen- und Chaosgeschehen.

  • Ukraine-Krieg,
  • Nahost-Krieg,
  • Künstliche Intelligenz,
  • Wirtschaftskrise,
  • Mietpreise,
  • Trump,
  • Energiepreise,
  • russischer Angriff auf Europa,
  • Inflation,
  • Fluchtbewegungen,
  • chinesische Bedrohung,
  • Klimakatastrophe –

    es soll ein allumfassendes Gefühl einer unkontrollierbaren, nicht enden wollenden, hochgefährlichen Krise mit unkalkulierbaren Risiken für das unmittelbare Leben der Menschen, ihrer Familien, Kinder und Arbeitsplätze entstehen.
    Entscheidend ist, dass diese Endzeitstimmung so umfassend ist, dass die Menschen nicht auf die Idee kommen, selbst etwas ändern zu können.
    «Der Mann richtet seinen Krawattenknoten.
    »Wer die Hoffnung verloren hat, der zieht sich zurück – ins Private, in die Familie, in die Beziehung, auf die eigene Scholle sozusagen, die richtet er sich ein. Er geht nicht mehr hinaus. Er engagiert sich nicht mehr. Er sitzt zu Hause und wird mit schlechten Nachrichten bombardiert. Wir wollen, dass er sich ohnmächtig fühlt, dass er das Gefühl hat, allein im Sturm auf hoher See zu sein, ohne Orientierung.

    «Für Crommschröders Geschmack war der Mann etwas zu theatralisch, aber er war klug. Also konzentrierte er sich, hörte zu, neigte den Kopf zur Seite:
    »Bleiben wir kurz bei diesem Bild. Wenn man allein auf dem Meer treibt, weiß man, dass man sich nicht selbst retten kann. Man muss gerettet werden. Von außen.
    Von jemand anderem. Man sucht den Horizont nach einem Segel ab.
    Man sucht den Retter.«
    Der Mann strich seine Krawatte glatt. »Die Stimmung ist heute eine andere als zu Beginn der Pandemie. Damals war klar:
    Wir haben eine schwere Zeit vor uns, und irgendwann werden wir wieder in die Zeit vor der Krise zurückkehren.
    Das war die Hoffnung. Diese Hoffnung gibt es nicht mehr. Es gibt keinen Punkt mehr, an den die Gesellschaft zurückkehren könnte.
    Es gibt nur noch Krise und Krieg, ohne Anfang und ohne Aussicht auf ein Ende.
    «Alle hören aufmerksam zu. Sie sehen, wie der Redner die Hände hebt:
    »Dann kommt die Hoffnung.
    Eine neue Regierung. Ein starker Mann. Durchgreifen. Schluss mit der Unsicherheit. Wieder die Kontrolle gewinnen.
    Noch ist es nicht so weit. Aber wir arbeiten daran. Und am Ende, meine Herren, werden die Menschen die Regierung wählen, die Sie brauchen.

    «Schon zwei Wochen später war Crommschröder klar, dass es nicht so einfach werden würde, wie es sich der Agenturchef vorgestellt hatte. Scheinbar aus dem Nichts demonstrierten plötzlich Millionen gegen die AfD.
    Ein sogenanntes Medienkollektiv namens Correctiv berichtete im Januar über eine Veranstaltung, bei der sich Geldgeber mit AfD Politikern und Rechtsextremen trafen, um über Massenabschiebungen zu diskutieren.
    Crommschröder kannte solche Veranstaltungen. Er hatte sich selbst zweimal bei ähnlichen Treffen zuschalten lassen. Es handelte sich um eine Art politische Auktion, bei der die Rechtsextremisten ihre Projekte vorstellten und die Sponsoren Geld gaben, wenn sie mit der Präsentation zufrieden waren. Crommschröder nahm an dieser Aktion nicht teil. Der Schaden für den Konzern wäre unabsehbar gewesen. Aber ihm war klar, dass diese Demonstrationen die Strategie der Hoffnungslosigkeit durchkreuzten – oder doch zumindest erschwerten. In Hamburg musste eine Kundgebung abgebrochen werden, weil zu viele Demonstranten erschienen. 100.000 waren es am gleichen Tag in Köln. Aber das, was Crommschröder zur Verzweiflung brachte, waren nicht die Aktionen in den großen Städten, nicht so sehr die Demonstrationen in Berlin, München, Köln, Frankfurt und Stuttgart. Es waren die Initiativen in den kleineren Städten, die ihn davon überzeugten, etwas noch nie Dagewesenes zu erleben: Borken, Radolfzell, Detmold, Emmendingen, Eschwege. In über 350 Städten und Orten drückten die Leute ihre Abscheu gegen die AfD aus; sogar im Osten, wo die Menschen dabei ein gewisses Risiko eingingen. Crommschröder war klar, dass die Teilnehmer millionenfach gegen die AfD protestierten, dass sie sich aber auch
    gleichzeitig aus der Stimmung der politischen Hoffnungslosigkeit befreiten.
    Kurz danach rief ihn der Chef der Agentur an. »Herr Crommschröder, wir haben eine gute Nachricht.«»Die kann ich gebrauchen. What’s up?«»Die CDU hat soeben den Entwurf für ihr neues Grundsatzprogramm veröffentlicht.«»Mein Gott, reden Sie schon.«»Es wird Sie freuen: Die Kernenergie ist drin.« »Das ist wirklich eine gute Nachricht.«
    »Der Satz lautet genau: Wir können zurzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten.
    «Crommschröder fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Gute Arbeit. Wirklich – Kompliment.« Er legte auf. Wenn es denn wirklich dazu käme, dass eine
    konservative Regierung neue Atomkraftwerke bauen würde, dann müsste sie auch bereit sein, die erhöhten Stromkosten gegenüber den Stromkunden durchzusetzen. Crommschröder rieb sich die Hände: Es würde teuer werden – nicht für seinen Konzern. Der wäre gerettet.

    „Ein Beamter einer Naturschutzbehörde war mit seiner Frau am Feldberg spazieren gegangen und hatte den Kot eines Auerhuhns gefunden. Daraufhin hatte seine Behörde den gesamten Feldberggipfel zum AuerhuhnSchutzgebiet erklärt. Der Traum vom billigen Feldberg-Strom sei damit ausgeträumt, schrieb die Zeitung. »Mame«, sage ich, »das ist doch Unsinn.
    Wir wissen doch alle, dass das Auerhuhn Bäume und Lichtungen braucht. Dort oben, wo außer Gras und Moos nichts wächst, hat noch nie jemand so ein Tier gesehen
    Sie nickt. »Aber wenn’s in de Zeitung steht, muss es doch stimme.
    «Da lacht Jakob laut. Meine Mutter fährt ihn an. »Was gibt’s da z’lache?
    An was soll ich denn glaube, wenn ich selbscht de Zeitung nimmi glaub“

    Anmerkung: Das ist tatsächlich ein Riesen Problem, und Social Media und die ganzen Influencer greifen auch immer mehr dieses Grundvertrauen der Menschen an die etablierten Medien an, evtl. auch über Alternative Medien Formate, Propagandisten die das Bespielen sind gerne AFD/Werteunion/BSW nahe.
    HGM, HW Sinn, Vahrenholt, Ganteför, sehr viele Youtube Influencer Kanäle (Outdoor Chiemgau, Demokratie …, Politik Verstehen usw usw..) die geschickt Fakt und Fiktion mischen, die geschickt verdeckte Polit Propaganda machen und einen gern in Richtung der AFD Gedanken schieben.



    Wenn ich es mir recht überlege, war mein ganzes Leben von Politik bestimmt, obwohl ich mich nie für Politik interessiert habe. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird es mir. Es gab einen großen Plan der herrschenden Eliten in Deutschland. In diesem Plan war ich als siebzehnjähriger Schüler nur ein winziges, kaum wahrnehmbares Rädchen. Ich konnte gut rechnen, und diese Fähigkeit wurde für den Plan gebraucht. Von dem großen Plan selbst hatte ich keine Ahnung. Heute weiß ich mehr. Ich weiß, dass der Plan verrückt war, dass er nicht funktionieren konnte. Trotzdem verfolgten die Schuldigen ihn bis zum bitteren Ende. Sie wollten die Kolonien zurück und alles, was sie im Ersten Weltkrieg verloren hatten. Sie wollten einen antisowjetischen Raubzug im Osten durchführen. Und sie wollten das ursprüngliche Ziel des Ersten Weltkrieges wieder erreichen: ein mitteleuropäisches Großreich unter deutscher Führung. Ich erinnere mich noch an die Umsetzung dieser Ziele in damaligen Schlagworten: Liquidierung der Schmach von Versailles, Großdeutschland, koloniales Großreich. Heute weiß ich, dass diese Pläne nichts anderes waren als die Übertragung wirtschaftlicher Ziele in politische Programme. Der europäische Großraum war die Chiffre für das angestrebte Monopol der IG Farben, der Kohle-, der Elektrokonzerne. Die Deutsche Bank brauchte die Eroberungen im Osten, um das geplante eurasische Ölmonopol zu verwirklichen. Dass das Krieg bedeutete, war den Verantwortlichen klar. Einem siebzehnjährigen Schüler nicht. Ich habe von der »Weißen Rose« gehört. Die waren in meinem Alter. Diese Jugendlichen wussten Bescheid. Ich nicht. Ich glaubte, mit meinen Rechenkünsten einer großen Sache zu dienen. Ich dachte, ich wäre privilegiert. Ich wurde in einen großen Strudel hineingezogen und hatte keine Ahnung – von nichts.
    Heute weiß ich, dass der Terror im Innern gegen Parteien und Gewerkschaften, die Plünderung und Ermordung jüdischer Nachbarn, die Verhaftungen, Verfolgungen, Deportationen und Ermordungen dazu dienten, jede noch so kleine Abweichung im Verhalten und Denken zu unterbinden. Die Politik Hitlers und der Nazis war nichts anderes als die Umsetzung dieser Ziele in die Realität. Das Verrückte daran ist, dass die Deutschen – und auch ich – dies begeistert mitgetragen haben, obwohl es so vielen Menschen Gesundheit und Leben gekostet hat. Wegen dieser Ziele – letztlich Macht und Geld – wurde aufgerüstet. Deshalb wollte man die neuesten Waffen haben und einsetzen, deshalb baute man die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. Deshalb bin ich dorthin gegangen. Stolz und dumm. Ich weiß auch nicht genau, warum – doch diese Zeilen bringen ihn mir nahe. Er ringt darum, zu verstehen, was um ihn herum geschieht.“ […]

    Anmerkung: das rechte Vorfeld und manche Linksextremisten haben nun aber auch ganz geschickt diese Stimmung zu genutzt um zu suggerieren, der Klimawahn oder die Ökodiktatur wäre dieser Konformismus, und leider lässt sich zum Teil auch beobachten, das Klimaziele/Klimawandel tatsächlich als Deckmäntelchen für gewisse unliebsame Entscheidungen verwendet wird, als Totschlagargument. Hierzu wurden auch Millionenfach diese Narrative in Social Media gestreut, automatisiert. Man braucht sich nur Kommentarspalten in Youtube ansehen, und niemand weiß, wie viele der Views, Likes oder Kommentare sind real oder von Kampagnen orchestriert gekauft.


    „Damit sind die Folgen des Klimawandels – mit deutlichem Abstand – das politische Thema, dem die Menschen die größte Bedeutung beimessen. Es gibt nur noch wenige, die sich keine Sorgen um die Umwelt machen. So weit, so schlecht. Ihn interessieren andere Zahlen, andere Zusammenhänge. Je nach Einkommen gibt es einen drastischen Unterschied hinsichtlich des sogenannten ökologischen Fußabdrucks.
    In Europa setzen die unteren 50 Prozent pro Kopf etwa fünf Tonnen CO im Jahr in die Atmosphäre frei.
    Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung dagegen jährlich 27 Tonnen. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten sich normal oder gering verdienende Haushalte nicht umstellen. Ihre durchschnittlichen Emissionen sind gering. Die entscheidenden Emissionstreiber in Privathaushalten sind Konsum und Ausgaben der Reichen und der Superreichen.
    Soweit die Fakten.
    Crommschröder interessiert, wie sich diese Fakten im Bewusstsein der Menschen widerspiegeln. Er studiert geduldig Umfragen und Tabellen. Interessant findet er den folgenden Aspekt: Die untere Hälfte der Einkommen sieht die Bedrohung der Lebensgrundlagen durch den Klimawandel so gut wie alle anderen auch.
    Trotzdem: Bezogen auf die Klimapolitik ist die Haltung dieser Gruppe deutlich ablehnender.
    Die Forderung, umweltbewusster zu leben, wird von ihr als Zumutung empfunden. Alle seriösen Umfragen kommen, mal mehr, mal weniger klar, in der Tendenz jedoch eindeutig zu dem Ergebnis, dass Personen in der unteren Einkommenshälfte annehmen, dass die Kosten der Transformation auf sie abgewälzt werden, obwohl sie nicht die Verursacher des Klimawandels sind.


Entsprechend kritisch bis schroff ablehnend sind die Einstellungen zu wichtigen Eckpunkten der Klimamaßnahmen:
Ende des Verbrennermotors, Umstellung auf umweltfreundlichere Heizungen etc. Die Sorge, Klimapolitik mindere das ohnehin auf Kante genähte Einkommen und damit die Lebenschancen, ist in der unteren Einkommenshälfte weitverbreitet.

[…]
gute Nachrichten aus Südbaden. Das Thema Windkraft auf dem Feldberg ist vom Tisch.
Das Gebiet ist nun Schutzgebiet für den Auerhahn. Waidmannsheil, dein Kurt Für einen
[…]
Er weiß, dass jeder oder jede Fünfte in Deutschland im Niedriglohnsektor arbeiten; in Ostdeutschland nahezu jeder Fünfte. Er weiß auch, dass diese Leute nicht mehr als 1.500 oder 1.600 Euro im Monat netto nach Hause tragen. Das ist so viel, wie er manchmal für ein Abendessen ausgibt. Wenn er mit Silke und ihrer Tochter … mehrere Gänge … und dann noch Weinbegleitung zu jedem Gang, da kommt schnell mal was zusammen.
»Armut trotz Vollzeitjob« liest er in einer Studie. Diese Leute verbinden mit dem Wort Katastrophe das Monatsende und nicht das Klima.
Wen sollen diese Leute wählen, wenn sie gegen ihre Lage protestieren wollen?
Die SPD, die ihnen das alles eingebrockt hat?
Die Grünen, die mitgemacht haben?
Oder CDU und FDP, die alles noch schlimmer machen wollen?

In allen Umfragen signalisieren sie, dass sie nicht bereit sind, wegen ökologischer Transformation materielle Einbußen hinzunehmen. Ihre große Sorge ist, dass die politische Priorisierung des Klimawandels ihren Lebensstandard noch mehr einschränkt.
Zu Recht, denkt Crommschröder. Weit über die Hälfte der Produktionsarbeiter befürchten eine Reduzierung ihrer Lebenschancen durch Klimapolitik; jedoch nur knapp 20 Prozent der Beschäftigten im kulturellen Sektor.
Ein Papier zitiert einen Satz aus der bekannten Studie »Triggerpunkte:
Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft«:

Hinzu tritt die Angst, dass sich mit der ökologischen Transformation die sozialen Missstände weiter verstärken und viele Veränderungen zulasten derer gehen, die jetzt schon sozial in Bedrängnis sind.


  • Die Einstellung der Oberschicht ist nicht ganz so gut untersucht, aber doch ebenfalls ziemlich klar. Sie, die Treiber, vielleicht sogar Auslöser des Klimawandels, gehen davon aus, dass das, was sie haben (fast ausnahmslos geerbt), ihnen auch zusteht.
    Darüberhinausgehende Überlegungen haben die Soziologen nicht gefunden. Als ökologisch bewusst identifiziert wird die Schicht, die sich an die unteren 50 Prozent der Einkommen anschließt; der unterste Teil der oberen Hälfte.
    Dazu gehören Teile der Baby-Boomer-Generation, die aufgrund der Bildungsreformen der Siebzigerjahre studieren konnten, obwohl ihre Eltern- und Großelterngeneration deutlich zur unteren Hälfte gehörten. Diese Schicht ist im öffentlichen Dienst beschäftigt oder in den wissensbasierten Sektoren der Industrie und des Handels. Die Begrenzung des eigenen ökologischen Fußabdrucks befürworten sie zur Bekämpfung des Klimawandels. Sie unterstützen mehrheitlich Transformationspolitiken. Sie bilden auch das feste Rückgrat der Partei, die sich am meisten der Politik zur Verhinderung der Erderwärmung verschrieben hat, den Grünen. Die Kinder dieser Schicht stellen auch die meisten Aktivisten der Fridays for Future und ähnlicher Bewegungen. Kinder von Produktionsarbeitern haben in diesen Bewegungen Seltenheitswert.
    Zusammengefasst sei es so, dass die Gesellschaft unabhängig von ihrem Einkommen besorgt ist über Klimawandel und die Folgen daraus. Es handele sich, das legen die Studien Crommschröder nahe, um ein gesamtgesellschaftliches Grundgefühl. Sobald es jedoch um konkrete Maßnahmen, also um Politik, geht, gehen die Meinungen und Einstellungen weit auseinander. Die Autoren der »Triggerpunkte« sprechen davon, dass es sich hierbei um eine »Klassenfrage im Werden« handele. […]
    Es ist doch erstaunlich, dass die ökonomische Situation das Bewusstsein der Leute so stabil formt, als sei es mit einer Stanzmaschine gepresst. Er lächelt.
    Das Sein bestimmt das Bewusstsein – das hat er in seinen jungen Jahren einmal gelesen. Aber hier ist es durch einige herausragende soziologische Studien bestätigt
    Er liest eine Anmerkung des Agenturchefs. Wenn man das politische Klima des Landes grundsätzlich ändern wolle, dann müsse man das Misstrauen der unteren 50 Prozent gegenüber der Klimapolitik nutzen, um die ökologisch bewusste untere Mittelschicht zu isolieren.


    Man müsse sie dazu bringen, Parteien zu wählen, die mit dem Klimawahnsinn aufräumen würden. Dazu sei es von Vorteil, dass die
    unterschiedlichen Einkommensschichten eigene kulturelle Codes und Milieus entwickelt haben, mit denen sie sich von den anderen Gruppen abgrenzen. Diese Unterschiede seien erheblich. Sinnvoll sei es, eine heftige öffentliche Auseinandersetzung gegen die kulturellen Codes der ökologisch bewussten Mittelschicht zu führen.
    Nichts biete sich dazu besser an als einige ihrer Sprachcodes. Das Gendern und die Verwendung von Fremdsprachen sei der beste Ansatz, um die Angehörigen dieser Schicht zu diskreditieren. Der Agenturchef führt als Beispiel eine gemeinsame Demonstration der Gewerkschaft ver.di und der Kids von Fridays for Future an, die er beobachtet habe.
    Eigentlich sei es von beiden Organisationen klug gewesen, eine gemeinsame Aktion durchzuführen, um damit die kulturelle Kluft zwischen beiden Gesellschaftsschichten aufzuheben. Die Gewerkschafter hätten traditionelle Transparente mit sich geführt: Solidarität mit dem ver.di-Streik und Ähnliches. Überraschenderweise waren die Transparente und auch die Parolen der Schüler alle in englischer Sprache. Es gab dafür keinen sinnvollen Grund. An der Demonstration beteiligten sich ausschließlich Deutsche. Auf dem größten Banner sei zu lesen gewesen: Act Now. Ein junger Mann mit Megafon habe gerufen: When do you want it. Und der Chor der Schülerantwortete: Now. Aus dem Demonstrationsgrund, der Unterstützung eines Streiks der Dienstleistungsgewerkschaft, könne man keinen Grund ableiten, die englische Sprache zu verwenden.
    Außer einem: Die Kids präsentierten für jedermann sichtbar das einzige Kapital, das sie und ihre Familien besitzen – Bildung.
    Sie distanzierten sich damit zugleich von den mitlaufenden Gewerkschaftsmitgliedern. Selbst für ihn als Außenstehenden war es leicht zu erkennen gewesen, dass sich keine einzige streikende Verkäuferin, kein einziger streikender Straßenbahnfahrer, keine streikende Krankenschwester mit den Schülern verbündet hätte oder dass sie auch nur ein Wort miteinander gesprochen hätten.
    Beide Gruppen, obwohl sie gemeinsam demonstrierten, hätten nie zueinander gefunden. Um die
    unteren 50 Prozent der Bevölkerung gegen Klimapolitik zu mobilisieren, sei es sinnvoll, die kulturellen Codes der klimaorientierten Bevölkerungsgruppe anzugreifen; nichts sei dazu besser geeignet als das Gendern/Wokeismus


Es folgt eine längere Abhandlung über das Gendern, die Crommschröder überfliegt. Er sucht die Zusammenfassung. Und liest, das Gendern habe eine doppelte Funktion. Insbesondere Frauen und sexuelle Minderheiten aller Art sollten sich durch die Gendersprache zumindest nicht ausgeschlossen fühlen. Es sei der Versuch, reale Ungerechtigkeiten zumindest in der Sprache aufzuheben. Dies sei die inklusive Funktion des Genderns. Das Gendern habe aber gleichzeitig auch eine ausschließende Funktion. Es wirke auf den überwiegenden Teil der Bevölkerung, die eher das Monatsende fürchten als den Mangel von öffentlichen Toiletten für nicht binäre Menschen, als Bevormundung, ja sogar als Umerziehungsversuch.
Dies müsse man nutzen. Eine breite Propaganda durch Presse und wichtige politische Persönlichkeiten gegen das Gendern sei eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, die Klimahysteriker zu isolieren. Und darum gehe es in den nächsten Monaten…….

https://www.youtube.com/shorts/WbPvCi3zlhg

Erweiternde Überlegungen: Jenseits von Schwarz-Weiß in der Energie- und Klimapolitik

Die gängige Erzählung „gute Erneuerbare vs. böse Fossile“ ist zu flach. Der Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle, Öl und – perspektivisch – Gas ist nötig, aber weder einfach noch ein rein deutsches Lobbyproblem. Dahinter wirken globale Wertschöpfungsketten, Kapitalmärkte und institutionelle Anleger. Gewinne aus Öl und Gas landen nicht nur bei einigen Superreichen; sie fließen an Banken, Versicherungen, Hedgefonds und Pensionsfonds – also letztlich in Renten und Policen. Wer Verantwortung ehrlich verteilen will, muss diese Verflechtungen mitdenken.

1) Interessen gibt es auf allen Seiten – auch im „grünen Komplex“

Auch die Erneuerbaren sind längst ein globales Big-Business. BloombergNEF-Charts und IEA-Szenarien zeigen gewaltige Umschichtungen an Kapital und Marktmacht. Kabel- und Trafo-Hersteller, Wechselrichter- und Speicherproduzenten, Netzbetreiber, Projektentwickler, Tech-Konzerne – alle haben starke finanzielle Interessen. Namen wie Steyer, Musk, Gates oder Gore stehen sinnbildlich für diese neue Machtkonzentration. Wer nur auf „fossile Lobby“ zeigt, blendet die neue „elektrische“ Lobby (das sprichwörtliche „Elektro-Kartell“) aus.

2) Kapitalmarktlogik: Verteilung statt Moralisierung

Es ist zu einfach, „Konzernlenker“ als alleinige Bösewichte zu markieren. Kapitalmärkte bündeln Ersparnisse vieler: von der Kleinanleger-ETF-Sparerin bis zum norwegischen Pensionsfonds. Diese Struktur erklärt, warum politisches Steuern so schwer ist – jede harte Zäsur berührt Vermögenswerte und damit auch künftige Renten. Das ist kein Argument gegen Transformation, sondern eines für planvolle, sozial abgefederte Übergänge.

3) Transformation ist ein Systemumbau – kein Austausch von Kraftwerken

Das Versprechen „hohe Upfront-Kosten, danach Grenzkosten ≈ 0“ stimmt nur im eng gedachten Anlagenbetrieb. Systemisch entstehen Kosten für Netze, Flexibilität, Regelenergie, Speicher, Reservekraftwerke, Digitalisierung und Resilienz. Strom ist – anders als Öl – nur begrenzt und teuer speicherbar. Wer seriös rechnet, adressiert Netzausbau, Lastmanagement, saisonale Speicher, Sektorkopplung und die institutionelle Komplexität (Genehmigungen, Planungsrecht, Standards).

4) Deutschlands Energiemix: Kohle sinkt, Öl & Gas bleiben zäh

Ein Blick auf die Sankey-Grafiken der AG Energiebilanzen: In der Stromerzeugung schrumpft Kohle, aber im Verkehr dominiert Öl, in der Wärme Gas. Das lässt sich nicht „wegmoralisieren“. Selbst mit sehr schnellem Ausbau der Erneuerbaren wird der Ersatz von Molekülen (Öl/Gas) durch Elektronen (Strom) Zeit, Infrastruktur und gewaltige Investitionen brauchen. Hinter jedem „Warum geht das nicht schneller?“ stehen reale Umrüstzyklen, Handwerkskapazitäten, Lieferketten und Akzeptanzfragen.

5) Soziale Frage: Kosten, Risiko und die unteren 50 %

Die unteren Einkommenshälften fürchten reale Belastungen: höhere Mieten durch Sanierung, teure Heizungstausche, Pendelrisiken, E-Auto-Preise. Lange galt: Verbrenner billig in der Anschaffung, Kosten verteilen sich über Jahre; bei E-Autos fiel viel Capex am Anfang an. Dazu kommt Unsicherheit über Restwerte, Reparaturen, Software/Elektronik. Wer diese Perspektive ignoriert, treibt Menschen in Abwehrhaltungen – nicht weil sie „klimafeindlich“ wären, sondern weil sie Budgetgrenzen haben.

Konsequenz: Transformation braucht soziale Leitplanken – zielgenaue Transfers statt Gießkanne, Strompreis-Entlastung für Wärmepumpen und Netzdienlichkeit, einfache Förderpfade, Gebraucht-E-Auto-Märkte, Mieterstrom, Quartierslösungen, Carbon-Dividenden/Pro-Kopf-Rückvergütung und verlässliche Übergangsfristen. Ökologie ohne Sozialstaat ist politisch nicht mehrheitsfähig.

6) Atomkraft: offene Kosten-/Risikobilanz statt Kampfbegriff

Ob neue Kernenergie Teil der Lösung ist, bleibt strittig: Kosten, Bauzeiten, Entsorgungsfrage, Sicherheitsregime vs. gesicherte Leistung und Flächenbedarf. Eine nüchterne Bilanzierung (vollständige Systemkosten inklusive Versicherbarkeit und Endlager) ist sinnvoller als identitätspolitische Marker. „Technologieoffenheit“ darf nicht zum Dauer-Warteschild werden – aber „Nur-Erneuerbare“ ohne Back-up-Plan ist ebenso schwach.

7) Governance statt Helden-/Schurken-Narrative

Viele Akteure bleiben – nur ihre Portfolios wechseln: Wer früher an Kohle, Öl, Gas, Uran verdient hat, verdient heute an Modulen, Windparks, Netzen und Speichern. Das ist kein moralischer Offenbarungseid, sondern kapitalistische Pfadabhängigkeit. Aufgabe der Politik ist es, Marktmacht zu begrenzen (Kartellrecht, Beschaffungswettbewerb, Standardisierung), Renditen zu deckeln, wenn Gemeingüter betroffen sind (Netze, Speicher, Wasserstoff-Backbone), und Fehlanreize (Gold-Plating, Rents) zu vermeiden.

8) Eigentumsformen: Genossenschaft ≠ Heiligenschein

Genossenschaften können lokale Akzeptanz, Teilhabe und Langfristorientierung stärken – großartig. Aber auch eine breit gestreute Aktiengesellschaft kann „Bürger-Kapital“ bündeln. Entscheidend sind Governance, Transparenz, Ausschüttungspolitik und echter Einfluss der Kapitalgeber. Dividenden sind nicht „unmoralischer“ als Habenzinsen – sie vergüten Risiko. Moralische Aufladung ersetzt nicht die Frage: Dient das Geschäftsmodell dem öffentlichen Zweck und fairen Preisen?

9) 17 SDGs: Klimaschutz ohne Tunnelblick

Wer nur CO₂ minimiert, kann anderes maximieren: Ressourcenverbrauch, Lieferkettenrisiken, Biodiversitätsdruck, Wasserknappheit, soziale Härten. Ein ehrlicher Plan balanciert alle Nachhaltigkeitsziele: Armut, Gesundheitsversorgung, Bildung, sauberes Wasser, bezahlbare Energie, menschenwürdige Arbeit, Industrie/Innovation, weniger Ungleichheit, lebenswerte Städte, verantwortungsvoller Konsum, Biodiversität – nicht nur „Net-Zero 2050“.

Leitlinien für einen erwachsenen Konsens

  1. System statt Symbolik: Entscheidend sind Gesamtkosten, Versorgungssicherheit, Resilienz und Emissionspfad – nicht Einzeltechnologien als Identitätsmarker.
  2. Sozial vor moralisch: Kosten fair verteilen; kleine und mittlere Einkommen entlasten, sonst verliert die Politik die demokratische Basis.
  3. Transparente Renditen: Wo Gemeingüter betroffen sind (Netze/Speicher), Renditen, Risiken und Vergaben offenlegen; Marktmacht begrenzen.
  4. Kapital mobilisieren, aber gebunden: Private Gelder lenken – an klare Public-Interest-Auflagen knüpfen (Preisobergrenzen, Verfügbarkeitszusagen, lokale Teilhabe).
  5. Pfadrealismus: Öl im Verkehr und Gas in der Wärme brauchen glaubwürdige Ausstiegs-/Substitutionspfade (ÖPNV-Offensive, Sanierungslogistik, Wärmenetze, synthetische Restmengen für unvermeidbare Anwendungen).
  6. Technologie-Portfolien statt Monokulturen: EE-Ausbau + Netze + Speicher + Demand Response + ggf. gesicherte Leistung (gestreng bilanziert).
  7. Regeln gegen Verzögerungs-Rhetorik: Technologieoffenheit ja – aber mit Meilensteinen, „Use-it-or-lose-it“-Fristen und „No-Regret“-Prioritäten.
  8. Kommunikation ohne Kulturkampf: Weg von Feindbildern, hin zu belastbaren Zahlen, Trade-offs und lokalen Nutzen (Jobs, Wertschöpfung, Teilhabe).

Prüffragen für jedes Projekt (praktischer Kasten)

  • Wer zahlt heute – wer profitiert morgen? (Verteilung)
  • Welche Systemkosten löst das aus? (Netz, Speicher, Reserve, Daten)
  • Welche SDGs berührt es positiv/negativ? (Checkliste statt CO₂-Tunnel)
  • Welche Lock-ins entstehen? (Kapitalbindung, Pfadabhängigkeit)
  • Wie sichern wir Akzeptanz vor Ort? (Teilhabemodelle, Preiswirkung)
  • Welche Alternative ist realistisch verfügbar – bis wann – zu welchem Risiko?

Kurzfazit: Ja, wir müssen raus aus der Verbrennung. Aber nicht mit moralischer Keule und Lagerdenken, sondern mit Systemintelligenz, sozialer Fairness und makroökonomischem Realismus. Es gibt mächtige Interessen auf beiden Seiten – also braucht es starke Regeln, transparente Renditen und eine Kommunikationskultur ohne Kulturkampf. Nur so wird aus Storytelling eine tragfähige Transformationspolitik.

Auch dieses dümmliche „die bösen Konzerne“ muss aufhören. Hans Rosling beschreibt das ganz gut in seinen zwei Büchern unter dem Kapitel, lasst uns der Oma eine reinhauen!

Hier ein Abschnitt aus Hans Roslings Buch:
LASST UNS DOCH DIE OMA VERMÖBELN

Ich hielt gerade eine Vorlesung am Karolinska Institutet und erklärte, dass die großen pharmazeutischen Unternehmen sich nur wenig in der Malariaforschung engagieren und überhaupt nicht in der Erforschung der Schlafkrankheit oder anderer Krankheiten, von denen nur die Ärmsten betroffen sind.
Ein Student in der ersten Reihe schlug vor: »Wir sollten ihnen eine reinhauen.«

»Aha«, sagte ich. »Im Herbst gehe ich ja tatsächlich zu Novartis.« (Novartis ist ein global agierendes Pharmaunternehmen mit Sitz in der Schweiz, und ich wurde von ihm eingeladen, um dort einen Vortrag zu halten.) »Wenn Sie mir jetzt noch sagen, was ich damit erreiche und wen ich schlagen soll, könnte ich es ja versuchen. Wem soll ich eine Ohrfeige verpassen? Einfach irgendjemandem, der dort arbeitet?«

»Nein, nein, nein, dem Boss des Ladens«, meinte der junge Mann.
»Aha. Okay. Das ist Daniel Vasella.« So hieß der Boss damals. »Den kenne ich ja schon ein bisschen. Also wenn ich ihn im Herbst treffe, dann soll ich ihm eine reinhauen? Ist dann alles wieder gut? Wird er dann ein guter Boss werden, dem klar ist, dass er die Forschungsprioritäten des Unternehmens ändern sollte?«

Ein Student aus einer hinteren Reihe empfahl: »Nein, Sie müssen den Vorstandsmitgliedern eine verpassen.«

»Das trifft sich gut. Am Nachmittag werde ich nämlich wohl eine Rede vor dem Vorstand halten. Ich werde also vormittags ganz friedlich bleiben, wenn ich Daniel sehe, aber nachmittags bei den Vorständen werde ich durch die Reihen gehen und versuchen, so viele Treffer wie möglich zu landen. Aber ich weiß nicht, ob ich genügend Zeit habe, alle k. o. zu schlagen … Mir fehlt die Kampferfahrung, und die haben eine Security. Nach drei oder vier werden sie mich wahrscheinlich stoppen. Aber soll ich das denn wirklich tun? Denken Sie, das könnte den Vorstand dazu veranlassen, seine Forschungsstrategie zu ändern?«

»Nein«, sagte ein dritter Student. »Novartis ist eine Aktiengesellschaft. Es ist nicht der Chef oder der Vorstand, der entscheidet. Es sind die Aktionäre. Wenn der Vorstand seine Prioritäten ändert, wählen die Aktionäre einfach einen neuen Vorstand.«

»Das stimmt«, sagte ich. »Es sind die Aktionäre, die wollen, dass das Unternehmen sein Geld in die Erforschung der Krankheiten von reichen Menschen steckt. So können sie mit ihren Aktien eine gute Rendite erzielen.«

So gesehen kann man den Angestellten, dem Chef oder dem Vorstand ja eigentlich nichts vorwerfen.

»Die Frage ist jetzt …«, ich wandte mich an den ersten Studenten, der die Idee mit dem Schlagen hatte, »wer sind die Eigentümer der Aktien in diesen großen pharmazeutischen Unternehmen?«
»Das ist doch klar, die Reichen«, antwortete er achselzuckend.

»Nein. Das Interessante ist, dass Pharmazieaktien sehr stabil sind. Wenn die Börse Achterbahn fährt oder die Ölpreise steigen und fallen, sorgen die Aktien der Pharmaunternehmen für eine hübsche kontinuierliche Rendite. Viele Unternehmensaktien aus anderen Branchen folgen der wirtschaftlichen Entwicklung, und ihr Kurs hängt davon ab, ob die Leute im Kaufrausch sind oder lieber sparen, aber Krebspatienten brauchen ihre Medikamente immer. Bei wem sind also Aktien solch stabiler Firmen zu finden?«

Meine jungen Zuhörer schauten mich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an.
»Bei Pensionskassen.«

Große Stille.

»Vielleicht muss ich jetzt also doch nicht zuschlagen, weil ich den Aktionären ja gar nicht begegnen werde. Ihr aber schon. Wenn ihr am Wochenende bei der Oma vorbeischaut, dann vermöbelt sie mal so richtig. Wenn ihr das Gefühl habt, ihr müsstet jemandem die Schuld geben und ihn dafür bestrafen, dann seid ihr bei den Senioren richtig und ihrem gierigen Bedarf nach stabilen Aktien.

Und wisst ihr noch, letzten Sommer, als ihr zu eurer Rucksacktour aufgebrochen seid, habt ihr da von eurer Oma nicht einen kleinen Reisezuschuss gekriegt? Okay. Vielleicht zahlt ihr das jetzt besser zurück, dann kann sie es auch Novartis zurückgeben und die darum bitten, mehr in die Gesundheit der Armen zu investieren. Oder habt ihr das Geld schon ausgegeben und solltet euch jetzt selbst eine reinhauen?«

DER INSTINKT DER SCHULDZUWEISUNG

Der Instinkt der Schuldzuweisung strebt danach, einen klaren und einfachen Grund dafür zu finden, warum etwas Schlimmes passiert ist. Erst kürzlich hat sich dieser Instinkt bei mir bemerkbar gemacht, als ich im Hotel duschte und das Warmwasser voll aufdrehte … und sich nichts tat. Doch ein paar Sekunden später war ich total verbrüht. In solchen Augenblicken steigt der Zorn hoch: auf den Klempner, dann auf den Hotelmanager, dann auf den Nachbarn, der womöglich das Kaltwasser aufgedreht hat. Aber niemandem konnte man die Schuld geben. Niemand hat mir mit Absicht oder aus Nachlässigkeit Schaden zugefügt, außer ich mir selbst vielleicht. Ich hätte ja nur etwas geduldiger sein und das Warmwasser schrittweise aufdrehen können.

Wenn irgendetwas schlecht läuft, scheint es für uns ganz selbstverständlich zu sein, die Schuld dafür bei schlechten Menschen mit schlimmen Absichten zu suchen. Wir glauben nur zu gerne, dass Dinge passieren, weil jemand das so wollte und über entsprechende Macht und Mittel verfügte. Sonst würden wir die Welt ja als unberechenbar, verwirrend und beängstigend empfinden.

Der Instinkt der Schuldzuweisung sorgt dafür, dass wir die Bedeutung von Einzelnen oder von bestimmten Gruppen überhöhen. Dieser Instinkt, der uns nach Schuldigen suchen lässt, untergräbt unsere Fähigkeit, ein wahres, faktenbasiertes Verständnis unserer Welt zu entwickeln. Wir verlieren dadurch unseren Fokus, weil wir ganz davon in Beschlag genommen sind, jemandem die Schuld zuzuweisen. Wir hören auf zu lernen, sobald wir uns für jemanden entschieden haben, dem wir eine verpassen wollen. Dadurch hören wir auf, nach alternativen Erklärungen zu suchen, und schwächen unsere Fähigkeit, ein Problem, worin auch immer es besteht, zu lösen oder dafür zu sorgen, dass es nicht wieder auftritt. Stattdessen beharren wir auf engstirnigen Schuldzuweisungen, die uns von der komplexeren Wahrheit ablenken und uns daran hindern, unsere Energie auf sinnvolle Ziele zu konzentrieren.

Beispielsweise lassen sich zukünftige Flugzeugabstürze nicht dadurch verhindern, dass man nach einem Flugzeugabsturz den müden Piloten zum Schuldigen erklärt. Wir müssen eher Fragen stellen wie: Warum war er müde? Wie kann man müden Piloten in Zukunft vorbeugen? Wenn wir aufhören nachzudenken, sobald wir mit dem müden Piloten den Schuldigen gefunden haben, werden wir nicht weiterkommen. Wenn wir die maßgeblichen Probleme der Welt verstehen wollen, müssen wir unseren Blick über ein schuldiges Individuum hinaus auf das System richten.

Derselbe Instinkt wird ausgelöst, wenn die Dinge gut laufen. Aber statt von »Schuld« spricht man dann von »Erfolg«. Wenn etwas klappt, sind wir sehr schnell dabei, es auf einen Einzelnen oder einen einfachen Grund zurückzuführen, wobei es auch hier natürlich komplizierter ist.

Wer die Welt wirklich verändern will, muss sie verstehen. Sich nur auf den Instinkt der Schuldzuweisung zu verlassen wird nicht weiterhelfen.

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Ein zunehmendes Problem in der Energiedebatte ist die Lautstärke und Einseitigkeit der Diskurse auf Social-Media-Plattformen. Dort agieren immer mehr Akteure – oft mit KI-generierten Texten und Kommentaren – als reine Stimmungsmacher, die komplexe Themen auf platte, polarisierende Parolen reduzieren.
Die eine Fraktion verkündet unermüdlich, allein Solar, Wind und Batterien könnten uns retten, blendet dabei aber die Rohstoffprobleme, die chemischen und recyclingtechnischen Herausforderungen komplett aus. Die andere Fraktion ruft ebenso laut, nur Atomkraftwerke – egal in welcher Form – und fossile Kraftwerke seien die Lösung, ohne die ökonomischen, ökologischen und geopolitischen Risiken realistisch zu berücksichtigen. Beide Lager liegen damit wahrscheinlich falsch.

Der wahrscheinlich tragfähigste Weg liegt in einer lokalen und regionalen Energie „bio“ diversität, ergänzt durch zentrale Großkraftwerke, verbunden mit einem gezielten Netzausbau, um Lastflüsse flexibel von Nord nach Süd und Ost nach West zu verschieben. Das würde nicht nur Versorgungssicherheit erhöhen, sondern auch wirtschaftliche Chancen eröffnen: Deutschland könnte gemeinsam mit der Schweiz und Österreich als zentrale Stromdrehscheibe Europas agieren und am europäischen Stromhandel partizipieren.

Was diese Debatte zusätzlich vergiftet, ist das reflexartige Auskeilen bestimmter Gruppen: Die eine Seite brandmarkt jede Kritik an erneuerbaren Technologien sofort als „fossil-atomare Desinformation“, während die andere die Verfechter der Energiewende pauschal als „linksgrün versiffte Spinner“ abtut. Diese gegenseitige Dämonisierung zementiert extreme Randpositionen, die letztlich vor allem politischen Radikalen wie der AfD nutzen – und den gesellschaftlichen Konsens zerstören. Eine faktenbasierte, ausgewogene Darstellung der Energiewende wird dadurch nahezu unmöglich, weil beide Seiten nur einseitige Narrative pflegen und historische sowie strukturelle Hintergründe ausblenden.

Dabei gibt es seit Jahrzehnten fundierte Analysen, die zeigen, wie tief Energiewirtschaft und Machtstrukturen miteinander verflochten sind – etwa in Emery Lovins’ Faktor 4, wo die Kapitel „Negawatt mit N“ und „Effizienz ist käuflich und verkäuflich“ verdeutlichen, dass auch Effizienzstrategien oft den Interessen großer Energiekonzerne dienen.

Ähnlich wird beim Thema Wasserstoff in europäischen Dokumenten häufig übersehen, dass die Transformation nicht nur eine Frage der Technologie, sondern auch der Arbeitsmärkte und sozialen Stabilität ist. Dänemark hat es laut Jørgen Randers (EU Energiekommisar) geschafft, einen klaren Ausstieg aus Öl- und Gasexplorationen zu beschließen, ohne soziale Proteste wie die Gelbwesten in Frankreich auszulösen – weil man den Menschen konkrete Alternativen geboten hat: Jobs in der Erneuerbaren-Branche oder die Möglichkeit, in der eigenen Branche zu bleiben, aber mit anderen Energieträgern, etwa klimaneutralem Wasserstoff.

Auch das oft als „Verbrennerverbot“ diffamierte EU-Ziel ab 2035 ist kein pauschales Fahrverbot für Benziner oder Diesel, sondern eine klare Vorgabe, dass neue Fahrzeuge klimaneutrale Kraftstoffe nutzen müssen. Wo und wie diese produziert werden, kann außerhalb Europas geschehen, solange die Klimabilanz stimmt. Solche Ansagen geben Öl- und Gasförderern Planungssicherheit – sie wissen, dass ihre Geschäftsmodelle transformiert werden müssen.

Energiepolitik darf kein virtueller Kulturkampf werden, in dem sich Lager gegenseitig anschreien und mit Halbwahrheiten bewerfen. Dieses Gegeneinander nutzt vor allem Akteuren, die ein Interesse an Spaltung haben – ob inländischen Radikalen oder ausländischen Gegnern.
Der Transformationsprozess muss so gestaltet werden, dass niemand zu schnell verliert und niemand zu schnell gewinnt. Illusionen wie die Vorstellung, grüne Energie sei automatisch billig, sozialistisch organisiert und bringe uns in eine harmonische Öko-Idylle, sind ebenso fehl am Platz wie das Festhalten an fossilen oder atomaren Heilsversprechen. Realismus, technologische Vielfalt, sozialer Ausgleich und eine ehrliche Debatte sind die Grundlage, um Energiewende und gesellschaftlichen Zusammenhalt gleichzeitig zu sichern.

Menschen können sich ändern:

Rede:
»So, ihr liebe Lit, guete Tag mitnander! Ich bin a alte Bäurin

vom Feldberg. Ich heiß Margret Dengler. Des Land, uff dem ihr heut

steht, hät z’erscht miene Großeltre g’hört, dann miene Eltre. Heut

g’hört’s mir und nimmi lang, dann g’hörts miene Nachkomme. In de

letzschte Woche han ich mich mit de Frog beschäftigt, ob mer hier uf’m

Grundstück a Windrad ufstelle könnt oder eher it.« Ich schaue zur

Gruppe der Windkraftfreunde. Jakob zieht Laura an der Hand in die

erste Reihe. Die beiden stehen da und schauen über die freie Fläche zu

meiner Mutter.

»Au wenn mer alt isch, isch mer nie z’alt, zum was Neu’s lehre. Mer

lehrt nie us im Lebe. Und ich han in de letzschte Woche viel g’lehrt, weil

ich en sehr g’scheite Enkelbue han, de Jakob. Wo isch er eigentlich? Der

müsst do irgendo si. Und sieni Freundin Laura au. Die isch it weniger

schlau.«

Ich sehe, wie Jakob und Laura die Hand heben und meiner Mutter

zuwinken.

»Ah, dort seh ich sie. Bi de Lit mit de Ufkleber:
Windkraft, ja bitte. Ich stand bi dene, die dagege sin.

Ich han mi Wort gebe, ich han jemand fescht versproche, dass uff miem Grundstück da obe kei Windrad baut wird.«

Die Leute um sie herum klatschen. Auch einige am Rand klatschen.

»Wie gsäit, ich han viel g’lehrt in de letzschte Woche. Ich han g’lehrt,

was Infraschall isch. Jetzt weiß au ich alt Wieb, was Infraschall isch.

Erscht han ich denkt, des kapiert mi alt Hirn nimmi, aber es isch

eigentlich gar it so schwer: Des isch der Schall, den en Mensch nimmi

höre kan. Andersch isch’s bim Hund. Der hört mehr wie mir und kan

tatsächlich au de Infraschall höre. Des isch de Unterschied. Unds

Wichtigscht:
De Hund hört den Infraschall, aber wird er wege dem

krank? Nei, wird er it. Kei Mensch brucht Angscht vor’m Infraschall

habe, scho gar it, wenn d’Winkraftanlag witer wie zweihundert Meter

von einem Weg entfernt isch. Un dann tät ich gern noch was sage:

wege dem Auerhahn. Die ältere Lit unter uns erinnere sich noch, dass früher in de meischte Gaststätte und Försterstube Auerhähn an de Wänd
g’hange sind. Aber en Fuchs an de Wand häsch du nie g’sehe. Warum?

Weil die meischte Füchs seinerzeit an Tollwut g’storbe sind. In de

Achtzigerjohr hen d’Förster dann für d’Füchs Köder usg’legt und sie uff

dem Weg gege Tollwut g’impft. Sither gibt’s wieder viel mehr Füchs.

Und jetzt kunnt’s: Was fresse die Füchs? Auerhähn. Dass es heut von

dene schene Vögel it no mehr gibt, hät mit dere Windkraft rein gar nint

z’tue.«

Dem Backenbart schießt das Blut ins Gesicht. Als sei er plötzlich von

ihr abgestoßen, tritt er einen Schritt von meiner Mutter zurück. »Mir

habe grad g’hört, dass Windräder en Massemord an Vögel verursache.

Viele Hunderttausend Vögel solle sterbe.
Des klingt schlimm, des stimmt. Aber mi Enkel hat mir bewiese, dass bi uns über a Million Vögel durch legale Jagd, also durch Menschehand, sterbe, 2,8 Millione sterbe an de Hochspannungsleitunge, 60 Millione werde von Katze g’fresse, 15 Millione Vögel fliege in Fenschterschiebe und überlebe’s it. So, und die viele Zahle han ich jetzt in de letzschte Tag uswendig g’lehrt.
Aber ich han früher in de Schuel scho gern Gedichter und so g’lehrt, und rechne han i au immer scho könne.«

Die Leute lachen. Einige klatschen.

»Ich bin jetzt alt und gang davo us, dass ich nimmi so lang uff dere

Welt bin. Aber dort drübe stoht mien Enkel Jakob mit sienere Freundin

Laura. Ich möcht, dass unsre Welt au emol für sie und ihre Kinder

lebenswert und schee isch, de Schwarzwald des einmalig Paradies blibt

für alle Mensche, die do lebe und schaffe. Ich will it, dass mir in a

Klimakataschtroph renne. Des darf’s it gebe. Des müsse mir verhindere

mit aller Kraft. Die Verantwortung hen mir! Un jetz will ich euch no

eins sage:
Mir alle, die wo en g’sunde Menscheverstand hen, mir müsse

jetz zemmehalte. Weil sunsch goht’s de Berg nab mit unsere Welt,

schneller wie ihr denke.«

Der Lodenbärtige greift nach dem Megafon und will es meiner

Mutter wegnehmen. Sofort setzt ein lautes Johlen und Murren ein.

Meine Mutter lässt nicht los. Der Kerl zieht. Plötzlich geht ein lauter
Sprechchor durch alle Gruppen: »Ausreden lassen! Ausreden lassen!« Erschrocken zieht Backenbart seine Hand zurück.

»Wenn do uff dem Platz a Windrad baut wird, wird viel Öl und Kohle gar it erscht verbrennt. Mit nu einem Windrad kann die ganze Region mit günschtigem Strom versorgt werde.
Schee sind die Windräder it, säll sieh ich au, aber mir bruche sie. Jedefall will ich mie Grundstück zur Verfügung stelle, damit da a Windrad baut werde kann. Wenn auffem Feldberg ein Windrad baut wird, dann wird ganz viel Öl und Kohle it verbrannt.«

[…]Die Abgeordnete kommt mit offenen Armen. Auch sie umarmt meine Mutter. »Ich höre in Brüssel jede Woche lange Reden. Aber keine hat mir so viel Spaß gemacht wie Ihre.«

[…]Und Jesus antwortet ihm: »Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin geboren und in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Wer aus der Wahrheit ist, der wird meine Stimme hören.«

Die Wahrheit! Crommschröder schnaubt. Offenbar so laut, dass Silke die Augen aufreißt und ihn fragend ansieht. Er schüttelt den Kopf, lächelt, und sie versinkt wieder in der Musik.

Die Wahrheit! Die beschwören alle Fanatiker. Auch die Klimakleber vor der Konzernzentrale halten Transparente mit der Wahrheit hoch. Es gibt keinen Planet B! – bunt und handgeschrieben auf braunem Karton. System Change Not Climate Change – vielleicht schon ein Fall für die Sicherheitsbehörden. Oder sein Lieblingsspruch: Fickt euch lieber gegenseitig statt unseren Planeten. Dieser, auf ein weißes Leintuch gesprüht, sorgte für das meiste Getuschel und Gekicher hinter den großen Fensterscheiben der VED.

Die Wahrheit – als ob es darum ginge …

Auf der Bühne wendet sich Pilatus an Jesus und fragt ihn: »Was ist Wahrheit?« Gute Frage.
Uni Freiburg

Crommschröder kennt die Wahrheit. Er kennt sie besser als die jungen Leute, die sich vor seiner Konzernzentrale festgeklebt haben.
In seinem Safe liegt eine Originalfassung des Charny-Reports, des ersten

wissenschaftlichen Berichts, der von der US-Regierung in Auftrag gegeben wurde, um die Folgen des Anstiegs von Kohlendioxid in der Atmosphäre zu untersuchen.
Carbon Dioxide and Climate: A Scientific Assessment – so lautete der Titel des Dokuments. Kohlenstoffdioxid und Klima: Eine wissenschaftliche Bewertung. Das Vorwort schrieb Verner Suomi, der berühmte Begründer der Satellitenmeteorologie. Einige seiner mahnenden Formulierungen kennt Crommschröder fast auswendig: So beruhigend die Ergebnisse dieser kurzen, aber intensiven Untersuchung für Wissenschaftler sind (weil sie frühere Studien bestätigen), so beunruhigend sind sie für Entscheidungsträger. Sollte Kohlendioxid weiterhin ansteigen, so gibt es laut den Ergebnissen dieses Ausschusses keinen Grund zu zweifeln, dass Veränderungen des Klimas stattfinden werden, und keinen Grund anzunehmen, dass diese vernachlässigbar sein werden … Eine Abwartehaltung könnte bedeuten, abwarten, bis es zu spät ist.

Der Charny-Bericht erschien 1979, und seitdem haben die Regierungen genau das getan, wovor die Wissenschaftler gewarnt hatten.

Sie warteten ab. Sie taten – nichts. 40 Jahre lang.

Gott sei Dank, denkt Crommschröder.

Neben dem Charny-Bericht liegt ein zweites Dokument in Crommschröders Safe, auf dessen Besitz er stolz ist wie andere auf ein Gemälde von Picasso. Eine Analyse von Wissenschaftlern des ExxonKonzerns von 1977 sagte damals ziemlich genau voraus, wie die Erderwärmung verlaufen würde. Sie bestimmten exakt den Termin, wann die globale Erwärmung zum ersten Mal in den Messdaten festgestellt würde. Sie berechneten sogar präzise das »Kohlenstoffbudget«, das nicht überschritten werden dürfe, wenn die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt werden sollte.
Anmerkung:
Wer das hier so polarisierend erwähnt muss auch die Studien von William Nordhaus anerkennen und erwähnen, 1,5 Grad wäre ein ökonomisches Fiasko und Pleite gewesen!
Mittlerweile ist die Kostendegression soweit Fortgeschritten, das ein 2 – 2,3 Grad Ziel weltweit machbar erscheint!
https://economics.yale.edu/sites/default/files/2024-03/barrage-nordhaus-2024-policies-projections-and-the-social-cost-of-carbon-results-from-the-dice-2023-model.pdf

Ab hier geht es weiter mit Ausschnitten aus dem Buch:

Doch in der Politik des Unternehmens spielte diese Studie nie eine Rolle. Stattdessen gab man Millionen Dollar aus, den Klimawandel zu leugnen, die bestehenden Unsicherheiten in der Klimaforschung aufzublähen, das Märchen von der globalen Abkühlung zu verbreiten. Sie förderten dubiose Außenseiter, um dann den Eindruck entstehen zulassen, die Wissenschaft sei sich nicht einig.

Gut gemacht, denkt Crommschröder.

Doch jetzt regen sich alle auf. Jahrzehntelang haben die Regierungen die Wissenschaftler reden lassen und dafür gesorgt, dass sie sich in ihren eigenen kleinen Zirkeln bewegen. Niemand hat sich um sie gekümmert, Politik nicht, die Presse zum Glück auch nicht. Aber diese Jugendlichen, die Pappkartons mit Parolen bemalen, selbst kaum geschlechtsreif, machen so viel Wirbel, dass jeder glaubt, man dürfe nichts mehr verbrennen. Keine Kohle, kein Öl, kein Gas. Innerhalb kürzester Zeit haben sie die öffentliche Meinung komplett gedreht.

Ein Albtraum.
Sein Konzern lebt davon, dass alle diese Dinge verbrannt werden.

Die Tickets für diese Premiere wurden davon bezahlt.

So soll es bleiben. Ihm muss etwas einfallen.

Silke berührt seinen Arm. Sie lächelt ihm zu. Nun merkt er selbst, dass er völlig in sich versunken mit gesenktem Kopf in seinem Konzertstuhl gesessen ist. Für einen Moment hat er das Drama auf der Bühne vergessen. Er lächelt ihr kurz zu und richtet seinen Oberkörper auf.

Pilatus wendet sich auf der Bühne an die Massen: »Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, dass ich euch einen freigebe, wollt ihr nun, dass ich euch den Jesus freigebe?«

Aber die Menge will nicht Jesu Entlassung. Sie verlangen, dass stattdessen Barabbas freikommt – ein Mörder.

Pilatus, der immer noch unsicher ist, wie er vorgehen soll, lässt Jesus auspeitschen, um der Menge entgegenzukommen. Doch die Masse ist nicht zufrieden. Der Chor zischt von der Bühne ins Publikum:
»Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn.«

Damit sie endlich Ruhe geben, flechten ihm Soldaten eine Krone aus Dornen und drücken sie Jesus auf den Kopf.
Das hat er nun davon, die Wahrheit zu verkünden.

Der Chor schwillt an: »Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn!«

In diesem Moment erfüllt Crommschröder ein Gefühl ungeahnter

Klarheit.
Der Wahrheitsverkünder wird ans Kreuz genagelt, und das

Volk jubelt. Kreuzigt ihn, schreit und zischt es von der Bühne. Das Volk

will den Tod seines eigenen Erlösers.

Crommschröder faltet die Hände und stützt seinen Kopf auf die

Fingerspitzen. Nachdenklich sieht er auf die Bühne. Er weiß, er ist der

Lösung seines Problems ganz nahe.

Pilatus gibt auf. Der Tenor singt, und Crommschröder verfolgt

aufmerksam den Text auf dem Bildschirm:
»Da überantwortete er ihn, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen aber Jesus und führten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf Hebräisch: Golgatha.«

Das Volk jubelt, als sein Retter hingerichtet wird.

Und genau das ist die Lösung.

Die Öffentlichkeit und die Mehrheit der Bevölkerung werden ebenso

jubeln, wenn eine harte Linie gegen die verfluchten Klimaaktivisten

gefahren wird. Harte Linie gegen alle, die sich über Klimawandel

aufregen. Ans Kreuz mit den Aktivisten. Raus aus dem Bundestag mit

allen, die sich dem Klimaaktivismus verschrieben haben. Schluss mit

der Bewunderung für die ach so mutigen Mittelstands-Kids auf der

Straße. Sie müssen ins Gefängnis. Das Volk wird jubeln.

Er hört noch einmal den Chor: »Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn!«

Er hat den Punkt des Archimedes gefunden.

[…]

Die Europaabgeordnete
Per Video wird ein Ministerialbeamter aus dem Baden württembergischen Verkehrsministerium zugeschaltet. Der Mann trägt ein kariertes Jackett und eine – sie muss die Augen zusammenkneifen, um die Farbe besser erkennen zu können – rosa Krawatte. Mit einer Hand fährt er sich über das spärliche Haupthaar. Dann erzählt er von den Erfahrungen in Baden-Württemberg. Das Bundesland hat bereits
batteriegestützte Elektroantriebe in Nahverkehrszügen im Einsatz. Der Mann spricht herb schwäbisches Englisch, aber mit ansteckender Begeisterung. Man habe mit solchen Antrieben gute Erfahrungen gemacht. Sie funktionierten und seien zudem deutlich wirtschaftlicher als die Dieselmotoren, die man nun ersetzen könne.
Er zeigt Kostentabellen, Streckenabschnitte und Fotos, bestätigt den Nutzen, die Wirtschaftlichkeit und die guten Erfahrungen. Die Einsparungen an umweltschädlichem CO seien enorm. Wieder Tabellen, Diagramme, Fotos. Und das Schöne sei: Alles, was man an Technik brauche, sei schon da. Man müsse es nur tun und könne sofort loslegen. Die Unterstützung durch die EU-Gesetzgebung sei hilfreich. Er empfiehlt dringend, den Antrag anzunehmen.

Es folgt die Diskussion im Ausschuss.
Ein spanischer Kollege ihrer Fraktion spricht dafür.
Ein Konservativer: Wischiwaschi.
Der Liberale, ein deutscher FDP-Mann, spricht vehement dagegen. Man dürfe eine solche Entwicklung auf keinen Fall fördern oder gar vorschreiben. Dem Wasserstoff gehöre die Zukunft. Es sei richtig, jetzt nichts zu tun und abzuwarten, bis die technische Entwicklung des Wasserstoffs so weit sei, dass man damit Lokomotiven antreiben könne. Wenn man jetzt etwas beschließe, verliere die EU ihre Technologieoffenheit.


»Lasst uns warten, bis wir andere Optionen haben, denn dann«, jetzt hebt der Mann den Zeigefinger in die Luft, »dann, wenn die Entwicklung des Wasserstoffs so weit ist, dann kann man …« – und jetzt wird die Stimme des Mannes fast feierlich – »… dann kann man damit auch lange Strecken fahren.«

Auf dem Bildschirm fährt sich der Ministerialbeamte mit der Hand über die wenigen Haare und schüttelt den Kopf. Er schaltet sich wieder ein. Sie lächelt über seine Mischung aus Englisch und Schwäbisch.
Er sagt: »Die langen Strecken sind in ganz Europa schon elektrifiziert. Dieses Problem ist gelöst. Wir brauchen eine Lösung für die kurzen Strecken, für die Linien im ländlichen Raum. Für die kurzen Strecken sind batteriebetriebene Antriebe erprobt. Sie sind vorhanden. Sie sind ökologisch sinnvoll. Sie sind kostengünstig. Es gibt keinen Grund, noch länger zu warten. Wir können es jetzt tun, und es ist vernünftig, es jetzt zu tun.«

Abstimmung. Der Antrag wird abgelehnt. Wieder einmal.
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Anmerkung:
Politik muss und sieht das Thema Multidimensionaler

„Weil die Realität so komplex ist, unterscheidet sich die historische von der naturwissenschaftlichen Wahrheit.

Der Naturwissenschaftler sucht verifizierbare Ergebnisse;
Der historisch gebildete strategische Staatslenker bemüht sich, aus der Sache in ihr wohnenden Mehrdeutigkeit umsetzbare Erkenntnisse zu destillieren.
Wissenschaftliche Experimente stützen vorherige Ergebnisse oder werfen Zweifel auf.
Sie geben Naturwissenschaftlern die Möglichkeit, ihre Variablen anzupassen und ihre Versuche zu wiederholen.

Strategen der Politik bekommen gewöhnlich nur einen Versuch;
ihre Entscheidungen sind typischerweise unwiderruflich.
– Der Naturwissenschaftler erarbeitet sich Wahrheit, also experimentell oder mathematisch.
– Der Stratege arbeitet wenigstens teilweise mit Analogieschlüssen aus der Vergangenheit, indem er zunächst feststellt, welche Ereignisse vergleichbar sind und welche vorherigen Schlussfolgerungen relevant bleiben.

Selbst dann muss der Stratege die Analogien noch sorgfältig auswählen, denn niemand kann die Vergangenheit tatsächlich in allen Aspekten wahrnehmen; man kann sie sich nur im Mondlicht der Erinnerung vorstellen, so der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga.

Sinnvolle politische Entscheidungen gehen selten auf eine einzelne Variable zurück; kluge Entscheidungen erfordern eine Mischung aus politischen, ökonomischen, geografischen, technischen und psychologischen Erkenntnissen, alle geprägt von einem historischen Instinkt.

Isaiah Berlin beschrieb gegen Ende des 20. Jahrhunderts
„die Unmöglichkeit, naturwissenschaftliches Denken jenseits der Naturwissenschaft“ anzuwenden.
Er war der Ansicht, dass Anführer wie Romanautoren oder Landschaftsmaler das Leben in all seiner verwirrenden Komplexität in sich aufnehmen müssen:
„Was einen Menschen jedoch dumm oder weise, blind oder klug macht – statt kenntnisreich, gebildet oder wohlinformiert –, das ist die Fähigkeit, dieses einzigartige Gepräge einer ganz bestimmten, konkreten Situation mit ihren spezifischen Unterschieden wahrzunehmen.
Dasworin sie sich von allen anderen Situationen unterscheidet, also jene Aspekte, die sich einer wissenschaftlichen Behandlung entziehen.“

Quelle: Staatskunst, Henry Kissinger, 2022, Seite 15
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Gegen alle ökologische und ökonomische Vernunft.

Als sie sich im dritten Stock zu der Besuchergruppe aus Hannover gesellt, Kameras und Handys klicken, ist sie freundlich und zugewandt. Die Gruppe besteht aus Frauen, die sich in der evangelischen Sozialarbeit engagieren. Sie wirken fröhlich, ein bisschen aufgekratzt. Nur eine von ihnen war schon einmal in Brüssel. Sie versucht, mit jeder der Frauen ein kurzes Gespräch zu führen. Sie erkundigt sich nach ihrer Arbeit, ihren Sorgen und Wünschen. Doch in ihrem Kopf dreht sich alles. Was zum Teufel ist los?
Warum kommen selbst einfache, offensichtlich sinnvolle Anträge nicht mehr durch den Ausschuss?
Warum geht es den Abgeordneten der großen konservativen und der kleineren liberalen Fraktion plötzlich nur noch darum, alles zu verhindern, was ökologisch sinnvoll ist? Sie wissen doch genau, dass die EU sich verpflichtet hat, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Warum zum Teufel lehnen sie alles ab, was helfen würde, die Erderwärmung einzudämmen? Den Globus zu retten!? Sie lächelt in die Kameras, aber ihr Kopf arbeitet ununterbrochen.

Nach der Mittagspause trifft sie in einem der kleineren Konferenzräume den Gesamtbetriebsrat von VW. Die Gewerkschafter sind auf Dienstreise in Brüssel und sprechen mit allen Fraktionen des Parlaments, heute Nachmittag steht die Fraktion der Grünen auf der Tagesordnung. Mit dabei sind zwei Kolleginnen und ein ehemaliger Fraktionsvorsitzender. Die VW-Leute sind mit einem großen Tross angereist, zwölf Betriebsratsvorsitzende aus den verschiedenen Werken, aus Spanien, Schweden, Tschechien. Die Vorsitzende kommt natürlich aus Wolfsburg. Sie lächelt freundlich, bedankt sich für den Termin und kommt gleich zur Sache. VW sei nicht in der Lage, die neue Norm umzusetzen. Sie schlägt vor, auf die neue Norm zu verzichten oder zumindest den Zeitplan zu verschieben.

Sie sitzt der Betriebsratsvorsitzenden gegenüber und hebt den Kopf. Es ist das dritte Mal an diesem Tag, dass sie aufgefordert wird, Klimaschutzmaßnahmen zu streichen oder zu verschieben. Sie versucht, ihre Nervosität zu verbergen, aber es gelingt ihr nicht. Mit ihrem Füller tippt sie mehrmals schnell hintereinander auf das Papier, als sie es merkt, legt sie ihn beiseite und richtet sich mit geradem Rücken auf. Sie blättert in den Unterlagen, die Roberto für sie vorbereitet hat. Die wissenschaftlichen Untersuchungen kommen alle zu fast identischen Ergebnissen: Hauptverursacher der Luftverschmutzung in den Städten ist der Straßenverkehr. Feinstaub und Stickoxide sind in der Europäischen Union und in Großbritannien im Jahr 2018 für rund 70.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Seit der Abgasnorm Euro 1 im Jahr 1992 hat die EU die Vorschriften schrittweise verschärft. Ziel ist es, nicht nur die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, sondern auch ihre Lebenserwartung zu erhöhen. Für ein reiches Land wie Deutschland sterben die Menschen hier mit durchschnittlich 78,9 Jahren zu früh.

Deshalb findet sie die neue Abgasnorm, die ohnehin erst ab 2035 gelten soll, völlig in Ordnung. Bis dahin soll der Ausstoß von Stickoxiden bei Pkw um 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkw sogar um mehr als 50 Prozent.

Die neuen Regeln sollen aber nicht nur für Schadstoffe aus dem Auspuff

gelten, sondern auch für andere Emissionen, wie zum Beispiel eines der größten Probleme:
den Feinstaub.
Dieser entsteht durch den Abrieb der Reifen auf den Straßen und ist für die Lungenkrankheiten von vielen Menschen verantwortlich.

Technisch ist die Abgasminderung nicht schwierig zu lösen. Die notwendigen Vorrichtungen sind alle vorhanden. Die Katalysatoren müssen vergrößert werden, die Filterwirkung muss verbessert werden, und für einen sauberen Start ist ein elektrisch beheizter Katalysator erforderlich. All das gibt es bereits.

Lisbeth Holzmüller-Stein hebt die Hand und meldet sich zu Wort:
»Das ist die siebte Abgasnovelle des Europäischen Parlaments. Ich kann mich noch gut erinnern, dass bei jeder Reform die Autokonzerne vorher Sturm gelaufen sind und gesagt haben, das ist technisch alles nicht machbar. Tatsächlich hat es aber jedes Mal geklappt.
«Sie schaut der Betriebsratsvorsitzenden in die Augen.
»Warum sollte es diesmal anders sein?«

Für einen Moment huscht ein schuldbewusstes Lächeln über das Gesicht ihrer Gesprächspartnerin.
»Ich weiß«, sagt sie. »Aber diesmal ist es wirklich so.«

Sie hebt den Blick. »Weil wir derzeit zu wenige Fahrzeuge verkaufen, fehlt uns das Geld für die Entwicklung der Elektromobilität. Wären wir gezwungen, Euro 7 umzusetzen, müssten wir Mitarbeiter von der Entwicklung des Elektroantriebs abziehen – und das wollen Sie als Grüne sicher nicht riskieren.«

Dass auch Betriebsräte die Propaganda der Konzernvorstände verbreiten, findet sie befremdlich. Vor allem aber beunruhigt sie, dass bei verschiedenen Projekten ein klarer Wille durchzuschimmern scheint: verschieben, so weit wie möglich. Besser noch: streichen. Renaturierung, Antriebe für die Bahn, Abgasreduzierung bei Autos:
Bei all diesen Themen erkennt sie die gleiche Vorgehensweise. Irgendetwas ist faul. Irgendjemand dreht an einem ganz großen Rad, aber wer? Sie wird es herausfinden.

[…]
Crommschröder klappt den Bildband der Berliner Gemäldegalerie zu und stellt das Buch zurück ins Regal. Er hat schon oft vor dem Werk von Lucas Cranach dem Älteren gestanden und es bewundert, aber erst jetzt, so kommt es ihm vor, versteht er das Bild vom Jungbrunnen. Sein Jungbrunnen war die Stuttgarter Oper. Seit er den Leidensweg Jesu auf der Bühne verfolgt hat, fühlt er sich frisch und frei. Aktiv. Wieder hört er den Chor: Kreuzigt ihn! Kreuzigt ihn!

Er hat den archimedischen Punkt gefunden. Jetzt gilt es, den Hebel anzusetzen.

Die Welt aus den Angeln zu heben. Die Klimahysterie zu beenden.

Den Konzern in eine profitable Zukunft zu führen. Seine Macht auszubauen.

Seine Strategie beruht auf zwei Säulen:
Erstens sollte die Stromerzeugung wieder ausschließlich in kapitalintensiven Großkraftwerken erfolgen. Unter allen Umständen muss Schluss damit sein, dass jedes Kaff mit einem lokalen Windpark seine eigene Stromversorgung betreiben kann.
Das heißt im Klartext: Rückkehr der Atomkraftwerke und Fortsetzung der Kohleverstromung. Hier darf es keine Kompromisse geben.


Zweitens: Die Öl- und Gasindustrie, die Energiekonzerne dürfen nicht länger als Problem gesehen werden, sondern als Teil der Lösung. Fortschritt und Wohlstand beruhen weltweit seit über zweihundert Jahren auf der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Ohne die Verbrennung fossiler Rohstoffe würde die Menschheit noch im Mittelalter leben.

Darin ist sich Crommschröder mit Sultan Al Jaber, dem Chef der Abu Dhabi National Oil Company, einig:
Öl, Gas und Kohle sollen weiterhin im großen Stil gefördert, neue Öl- und Gasfelder erschlossen, die
Emissionen aus der Verbrennung aber drastisch reduziert werden.

Dazu will Al Jaber eine Zukunftstechnologie vorantreiben, die CO isoliert, abscheidet und unterirdisch lagert.

Der Ausbau der Kernenergie und die Ausweitung der Förderung von Kohle, Gas und Öl bei gleichzeitiger Reduzierung der Emissionen – das ist das neue strategische Ziel der VED.

Der Weg dorthin ist steinig, da macht sich Crommschröder keine Illusionen. Seinen früheren Freund Ofterdinger, damals noch EUEnergiekommissar, hatte er ermuntert, den Bau eines neuen Atomkraftwerks in England, Hinkley Point C, zu unterstützen.

Ein grundsätzliches Problem der Kernenergie ist Crommschröder allerdings bewusst: Strom aus Kernenergie ist deutlich teurer und

damit unter normalen marktwirtschaftlichen Umständen nicht konkurrenzfähig gegenüber Strom aus erneuerbaren Energien.

Aus diesem Grund werden neue Kernkraftwerke heute nahezu nur noch in Staaten gebaut, deren Energiekonzerne in Staatsbesitz sind; Frankreich, Russland und China. Die Verluste dieser Energiekonzerne werden über den Staatshaushalt beglichen, also von den Steuerzahlern.

Deshalb hat die britische Regierung dem Projekt Hinkley Point C für 35 Jahre ab Inbetriebnahme einen Preis von 92,5 Pfund pro Megawattstunde plus einen jährlichen Inflationsausgleich garantiert. Würde das Kernkraftwerk heute schon laufen, läge dieser garantierte Preis bereits bei rund 145 Euro pro Megawattstunde. Dieser garantierte Abnahmepreis liegt deutlich über dem Marktpreis für Strom.
Außerdem, und das freut Crommschröder besonders, hatte die britische Regierung dem Konsortium aus der französischen EDF und zwei chinesischen Unternehmen zugesichert:
Sollten die Atomreaktoren aus politischen Gründen abgeschaltet werden, müssen die Betreiber für die entgangenen Gewinne von der Regierung entschädigt werden.

Ein EU-Kommissar bezeichnete diesen Deal damals als »sowjetisch«. Dennoch, Ofterdinger schob mächtig hinter den Kulissen, und so bestätigte die EU-Kommission, dass die britischen Fördermaßnahmen für Hinkley Point C mit EU-Recht vereinbar sind. Ofterdinger hatte kapiert: Wenn er mit einer pragmatischen Anpassung das EU-Beihilferecht sensibel umgehen kann, werden die Finanzierungsprobleme für neue AKW in Europa abgeräumt. Guter Mann, der Ofterdinger. Schade, dass er nicht mehr EU-Kommissar ist.
Ein wahrer Freund der fossil-atomaren Industrie.

Crommschröder bekam einen Wutanfall, als der britische Rechnungshof National Audit Office (NAO) im Juli 2016 erklärte, es sei billiger, erneuerbare Energien zu nutzen, als Hinkley Point C zu bauen.

Inzwischen sind die Chinesen aus dem Projekt ausgestiegen. Sie erklärten Hinkley Point C für unrentabel. Den französischen Energiekonzern hat das AKW an den Rand des Ruins gebracht.

https://dirkspecht.de/2025/01/der-franzoesische-rechnungshof-verlangt-nichts-geringeres-als-die-aussetzung-aller-kernkraftplaene/
und
https://dirkspecht.de/2025/01/die-iea-berichtet-nicht-ueber-ein-comeback-der-kernenergie-sondern-ueber-deren-marginalisierung-gegen-die-mehr-staatliches-geld-gefordert-wird/

https://www.ccomptes.fr/sites/default/files/2025-01/20250114-La-filiere-EPR%20-une-dynamique-nouvelle-des-risques-persistants_0.pdf

Quintessenz: Frankreichs EPR-Programm hat wieder Schwung, aber die Branche ist noch nicht bereit: Es gibt weiterhin systematische Verzögerungen, massive Kostensteigerungen und große Unklarheiten bei Kosten, Finanzierung und Organisation. Flamanville 3 kostet insgesamt rund 23,7 Mrd. € (2023) und wird voraussichtlich nur mediokre Rentabilität erzielen; beim EPR2 fehlen trotz Fortschritten ein ausgereiftes Design, ein belastbarer Kostenvoranschlag und eine gesicherte Finanzierung.

Exaktes Fazit (sinngemäß die Schluss-Empfehlungen der Cour des comptes):

  1. Finale Investitionsentscheidung für EPR2 aufschieben, bis die Finanzierung gesichert ist und die detaillierte Auslegung ausreichend fortgeschritten ist (bis zum Meilenstein „erster Nuklearbeton“).
  2. Neue Auslandsprojekte nur eingehen, wenn sie messbare Vorteile bringen und den EPR2-Zeitplan in Frankreich nicht verzögern; konkret soll keine FID für Sizewell C erfolgen, bevor EDF seine finanzielle Exponierung bei Hinkley Point C spürbar reduziert hat.

Zusatzbefund der Cour: Die frühere Kern-Empfehlung von 2020, die Rentabilität von Flamanville 3 und EPR2 zu berechnen und laufend zu verfolgen, ist von EDF nicht umgesetzt worden.

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Und dennoch: Die britische Regierung hat angekündigt, an den bestehenden Plänen festzuhalten und darüber hinaus weitere Atomkraftwerke zu bauen und deren Strom mit erheblichen Mitteln zu subventionieren.

Und genau diese Politik will Crommschröder auch für Deutschland.

Und dafür braucht er eine Regierung, die den Ausbau der

Atomenergie unterstützt.

Die Stromtrassen vom Norden Deutschlands zur stromintensiven Industrie im Süden dürfen auf keinen Fall gebaut werden.
Die überirdischen Stromleitungen konnten verhindert werden. Und er ist stolz auf seinen Anteil an der Entscheidung, die Merkel, der damalige Wirtschaftsminister Gabriel und der bayerische Ministerpräsident Söder getroffen haben. Sie beschlossen, das Projekt zu beerdigen und stattdessen Erdkabel zu verlegen.

Wieder waren zehn Jahre gewonnen. Wäre dieser Coup nicht gelungen, würde jetzt bereits Strom von Norden in den Süden fließen. Jetzt geht es darum, die Erdverkabelung zu verhindern.

Keine Windräder in Süddeutschland. In Bayern und BadenWürttemberg plant er fünf neue Atomkraftwerke. Die Klimaschützer raus aus der Regierung. Die Aktivisten ins Gefängnis. Sie müssen öffentlich geächtet werden.

Kreuzigt sie!

Während Crommschröder seine Ideen fein säuberlich von einem Blatt Papier in PowerPoint überträgt, klingelt sein Handy. Es ist Kurt Mannheimer, sein alter Freund. Er kennt Kurt aus der gemeinsamen Zeit im Ostausschuss und im Wirtschaftsrat der CDU. […]Er war ein angesehenes Mitglied im Wirtschaftsrat der CDU gewesen. Vorbei. Zu seinen besten Zeiten saß er in fünfzehn Aufsichtsräten, darunter in fünf von Dax-notierten Unternehmen. Alles vorbei.

Seine Verdienste sind im Grunde unsterblich. Eigentlich ein Fall für die Geschichtsbücher. Unzählige Deals hatte er mit Gazprom eingefädelt. Billiges russisches Gas – Doping für die deutsche Wirtschaft. Fette Provisionen. Was für ein Irrsinn, dass das alles jetzt vorbei war.

Er hatte die Verträge für die Pipeline durch die Ostsee eingefädelt. Mister Russland hatten ihn manche genannt. Er hatte das gemocht. Er war eine große Nummer im Ostgeschäft gewesen. Er hatte direkten Zugang zum Kreml gehabt. Mehrmals hatte er Putin getroffen. Die Krönung seines Lebenswerkes war die Ernennung zum Honorarkonsul der Russischen Föderation. Alles vorbei.

Der Angriff der russischen Truppen auf die Ukraine hatte alles zerstört.

Es war eine Schmach, dass er als Konsul zurücktreten musste. Eine Menschenmenge belagerte sein Büro, schwenkte ukrainische Fahnen und beschimpfte ihn mit Sprechchören. Parteifreunde riefen an, setzten ihn unter Druck. Es war nichts mehr zu machen. Er sprach mit dem russischen Botschafter.
Immerhin zeigte dieser Verständnis. Der Rücktritt komme zu spät, schrieb die Presse. Seitdem saß er als Paria auf seinem Gut.

Ging allein auf die Jagd. Trank zu viel. Nahm kleine gelbe Pillen.

Ging seiner Frau auf die Nerven.Suchte einen Weg zurück ins Geschäft.

Natürlich hasste er Windräder. Russland wollte Gas verkaufen. Mit Gas und Öl hatte er sein Geld gemacht, viel Geld. Jedes einzelne Windrad war eine Geschäftsschädigung. In seinen besten Zeiten konnte er den Verlust von Euro und Cent berechnen. Aber dass bis heute nur wenige Windräder im Schwarzwald stehen, war auch sein Verdienst.
[…]

Die Wissenschaft sagt, dass sich die Menschen ab einer durchschnittlichen Erwärmung von drei Grad über dem vorindustriellen Niveau an das veränderte Klima und Wetter nicht mehr anpassen können. Da bisher stets eingetroffen ist, was die

Klimaforschung prognostiziert hat, ist das eine sehr schlechte Nachricht.

Was ich nicht wusste: Wir haben noch eine Chance.

Was ich ungefähr wusste:
Die Menschheit muss dazu ihre Energiegewinnung auf das größte und kostenlose Kraftwerk umstellen, das es gibt – die Sonne.
Auch der Wind, so erklärt mir Laura mit ernstem Gesicht, ist nichts anderes als eine Funktion der Sonne.

Die gute Nachricht: Alle technischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen für die notwendigen Umstellungen sind vorhanden.

Die schlechte Nachricht: Die Zeitspanne, die dafür zur Verfügung steht, ist kurz. Laura sagt, es seien fünfzehn, maximal zwanzig Jahre.

Noch eine schlechte Nachricht: Es gibt mächtige Wirtschaftsinteressen, die weiterhin an ihren Geschäftsmodellen festhalten wollen.
Sie kämpfen dafür, dass sie weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen können. Diese Leute haben viel Geld und damit bezahlen sie
die Manipulation von Politik, Medien, Öffentlichkeit, uns allen.

Als die beiden Kids ihre Erklärungen beendet haben, sehen sie erschöpft aus.


Tatsachen- und Schauplatzrecherchen

Ich bin Dr. Eva Stegen (Elektrizitätswerke Schönau; besser bekannt als Stromrebellen) zu vielfältigem Dank verpflichtet. Sie beantwortete unermüdlich meine Fragen zu Kern- und Windkraft, den Strategien der Kernkraftbefürworter und teilte ihr schier unerschöpfliches Wissen bereitwillig mit mir. Vieles, was Herr Crommschröder weiß, hätte er ohne Dr. Stegen nie erfahren.
Anmerkung: Hat Fr. Dr. Stegen auch erklärt das Sie einen Teil ihrer Kenntnisse aus dem Buch „Die Stromdiktatur“ von Jochimsen hat?
Unpolitisch ist dieses Buch keinesfalls und neutral auch nicht!

Jakobs Informationen über den Zusammenhang von steigenden CO – Werten und dem Anteil von Wildnis an der Erdoberfläche stammen aus David Attenboroughs beeindruckendem Film »Mein Leben auf unserem Planeten« (2020) (den Link dazu finden Sie auf meiner Homepage). Die CO -Werte sind den Forschungen der US National Oceanic and Atmospheric Administration entnommen. Auch hierzu finden Sie den Link auf meiner Homepage.

#Ist Ihnen aufgefallen, dass die Erde nicht weniger Grün sondern grüner wurde!? Liegt das nur am Kunstdünger oder evtl. auch an CO2?
Hier ist ein globaler Greening‑Atlas, der Vegetationsveränderungen über die Zeit zeigt: Die Karte basiert auf dem „Leaf Area Index“ (LAI) und verdeutlicht Bereiche weltweit, in denen die Blattfläche in der Vegetationsperiode zwischen 2000 und 2018 zugenommen (grün) oder abgenommen (braun) hat (earthobservatory.nasa.gov).

Weitere Online-Tools und Atlanten mit zeitlichem Verlauf:

  • Global Forest Watch (GFW) – Interaktive Plattform zur Überwachung der weltweiten Waldflächen. Zeigt zeitlich aufgeschlüsselte Karten zu Waldverlust und Waldgewinn, einschließlich im globalen Süden (globalforestwatch.org).
  • Landsat‑Programm – Liefert mittels Satellitendaten eine der längsten Zeitreihen zur Landbedeckung (seit 1972 bis heute). Sehr nützlich für langfristige Analysen und Visualisierungen des weltweiten „Greening“ (en.wikipedia.org).

Aktuelle wissenschaftliche Befunde zur globalen Vergünung:

Thema

Informationen

Zunahme der Vegetations-Greening

Studien zeigen, dass große Teile der vegetierten Flächen – etwa 25 % bis 50 % – in den letzten Jahrzehnten grüner geworden sind, maßgeblich beeinflusst durch CO₂-Düngung und andere Faktoren (NASA).

Neueste Vegetationsrekordwerte (2020)

Das Jahr 2020 weist seit Beginn der Messungen (frühe 2000er) den höchsten Vegetationsgrad auf, besonders in borealen und gemäßigten Regionen (ScienceDirect).

Globaler Vegetationstrend 2001–2020

Jüngere Analysen bestätigen den fortbestehenden Greening-Effekt weltweit trotz zunehmender Dürreperioden (ScienceDirect).

Biophysikalische Folgen

In trocken-heißen Regionen wirkt das zusätzliche Grün kühlend auf die Landoberfläche, während nördlich von etwa 50 ° N tendenziell ein Erwärmungseffekt beobachtet wird. Am Äquator ist der Kühlungseffekt eher schwach (Nature).

Antarktische Veränderungen

Besonders rasant: Die Antarktische Halbinsel verzeichnete einen Anstieg der Pflanzenbedeckung von nur 0,86 km² im Jahr 1986 auf fast 12 km² im Jahr 2021 – eine eindrückliche Zunahme und Hinweis auf fortschreitende klimatische Veränderungen (SFGATE, Der Guardian).

Empfehlung – Übersicht und Vergleich:

  1. Kartendarstellung ansehen: Starte mit der globalen LAI-Karte (2000–2018), um erste Hinweise auf weltweite Vegetationsveränderungen zu erhalten.
  2. Detaillierte Zeitverläufe erkennen: Nutze Global Forest Watch für interaktive Analysen zu Waldveränderungen auch im globalen Süden – möglich mit Filteroptionen nach Region und Zeitraum.
  3. Langfristige Analysen erstellen: Greife auf Landsat-Daten zurück, um langfristige Vegetations- und Landnutzungsänderungen von den 1970er Jahren bis heute selbst zu visualisieren oder explorieren.

 

Ich danke Dr. Stefan Holzheu, Uni Bamberg, den ich zum Thema Infraschall befragen durfte.

Die Infraschall-Messung, wie sie sich in diesem Roman auf dem Roßkopf abspielt, hat es in Wirklichkeit an anderer Stelle gegeben. Gemessen hatte die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Messungen und Naturschutz LUBW (Kompetenzzentrum Windenergie) in Karlsruhe.

Eine ausführliche Information der Landesanstalt zum Thema Infraschall und Windenergie finden Sie auf meiner Homepage www.schorlau.com.

Ich danke Andreas Markowsky von der Ökostromgruppe Freiburg für das ausführliche Gespräch, und dass ich einige seiner Erlebnisse als Windkraftbauer meinen Figuren in den Mund legen durfte. Über seine (teils haarsträubenden) Erfahrungen mit den Genehmigungsbehörden hat er das Buch »Klimaschänder – Gewinner von gestern, Loser von heute« (2021) geschrieben, dass ich allen Interessierten empfehle.

Wer denkt, das Auslegen von Auerhahnkot zur Verhinderung von Windkraftanlagen sei die Idee eines überdrehten Krimiautors, dem empfehle ich die Lektüre von Markowskys Buch.
https://energiewende.eu/netzwerk-gegen-die-energiewende/

Die bibliografischen Angaben finden Sie auf meiner Homepage.

Zu einzelnen Fragen wandte ich mich an Winfried Kretschmann (Warum kommt die Windkraft im Schwarzwald nicht voran?), an Franz Untersteller (Gefährden Windräder das Auerhuhn und andere Fragen), Daniela Evers (Windkraft im Hochschwarzwald). Ich danke allen herzlich für die Zeit, die sie mir geschenkt haben.

Wie viel Wind weht auf dem Feldberg? Wie viel Strom kann erzeugt werden, wie viele Haushalte können versorgt werden? Welche Pacht kann Denglers Mutter erwarten, wenn sie ein Windrad auf ihrem Grundstück ermöglicht? Das Grundstück der Familie Dengler ist fiktiv, die Zahlen dazu sind es nicht. Ich danke Marten von Horsten von der Caeli Wind GmbH, Berlin, für das Gutachten, das sie für mich erstellten und deren Ergebnisse genau den Angaben entspricht, die Max Jost der erstaunten Margret Dengler präsentiert.

Als ich anfing, zur Frage »Windrad auf dem Feldberg« zu recherchieren, klang diese Idee in vielen Ohren weltfremd – schließlich ist der Feldberg ein Naturschutzgebiet; allerdings ein ziemlich misshandeltes. Das Hotel, das monströse Parkhaus, das der Gemeinde Feldberg jährliche Kosten von 800.000 Euro aufbürdet, der Wintertourismus mit seinen Schneekanonen und die Touristenmassen das ganze Jahr über – all das zeigt, dass dieser Berg vielfältige Herausforderungen zu bewältigen hat. Ob auf ihm ein Windrad gebaut wird, ist mittlerweile Gegenstand einer umfangreichen öffentlichen Diskussion. Ich dokumentiere sie auf meiner Homepage.

Den Beweis, dass der Klimawandel menschengemacht ist (das C14- Isotop), entnahm Jakob einem Beitrag einer Wissenschaftssendung des WDR »Klimawandel – Was die Wissenschaft wirklich weiß (… und was nicht)« (2021) von Mai Thi Nguyen-Kim. Auch diesen Link finden Sie auf meiner Homepage.

Prof. Dr. Thomas Martin Buck schrieb das Buch »Altglashütten: Zur Frühgeschichte einer Glasmachersiedlung (1634–1723)« (2022). Er erlaubte mir nicht nur großzügig, ausführlich aus dem Buch zu zitieren (und seine Ergebnisse in Denglers Kopf zu transferieren), sondern er nahm sich auch die Zeit für eine ausführliche und lehrreiche Führung durch den Ort. Dafür danke ich herzlich. Die bibliografischen Angaben zu seinem Buch finden Sie auf meiner Homepage.

Ebenso danke ich Johannes Albrecht, dem Bürgermeister der Gemeinde Feldberg, für das lange Gespräch, aus dem Teile in »Black Forest« übernommen wurden. Der Bürgermeister ist mittlerweile ein wichtiger öffentlicher Diskutant zu der Frage, ob Windkraft auf dem Feldberg genutzt werden soll; man möchte fast sagen: Er ist in dieser Sache ein Aktivist geworden. Links zu seinen Artikeln und Stellungnahmen finden Sie auf meiner Homepage.

Ich danke der Initiative gegen Windkraft in Kappel, dass ich an ihrer Jahreshauptversammlung teilnehmen durfte. Herzlichen Dank für das offene Gespräch. Ich habe alle Argumente von damals so sorgfältig geprüft, wie es mir möglich war. Doch ich fand sie letztlich nicht überzeugend. Ich danke Heinz Dillmann für die Begleitung.

Ebenso danke ich einer Initiative gegen Windkraft in Südbaden (die hier nicht genannt werden will) für den offenen und fairen Austausch der Argumente.

Ich danke dem Feldberg-Ranger Achim Laber. Es war ein besonderes Vergnügen, mit ihm den richtigen Tatort für den Mord an der unglücklichen Karola Müllerschön zu suchen. Vieles, was ich von ihm über die hochalpine Pflanzen- und Tierwelt des Feldbergs gelernt habe, versuche ich, in diesem Roman an die Leserinnen und Leser (oder wie Jakob gendern würde: an die Leser-kleine Pause-innen) weiterzugeben.

Der Dengler-Hof in Altglashütten ist meine Erfindung. Vorbilder waren der Feldberghof und der Vogtsbauernhof, die beide im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach aufgebaut sind. Ich danke Thomas Hafen M.A., dem Museumspädagogen und

Wissenschaftlichen Leiter des Museums, für die guten Gespräche und die Führung durch diese besondere Ausstellung.

Ich danke herzlich Verena Casanova für ihren »Gastauftritt« in diesem Buch und empfehle Wanderinnen und Wanderern am Feldberg den besonderen Ort, an dem sie kocht und wirkt – den Geisenhof in Altglashütten.

Mein Dank gilt der Europaabgeordneten Anna Deparnay-Grunenberg von den Grünen für die Tage, in denen ich sie in Brüssel begleiten durfte. Ich hoffe, ich habe den Betrieb in ihrem Büro nicht allzu sehr gestört (wahrscheinlich aber doch).

Ebenso danke ich Thomas Koch von der Staatsoper Stuttgart, dass er mir die Aufzeichnung der Premiere der Johannes-Passion zur Verfügung stellte. Ich hoffe inständig, dass niemand außer Crommschröder von solch negativen Erweckungserlebnissen in diesem besonderen Haus heimgesucht wird.

Figurenrecherche

Mit einer tiefen Verbeugung danke ich Sigrid Klausmann-Sittler, die einen hinreißenden Dokumentarfilm über ihre Schwarzwälder Mutter gedreht hat (»Leonie und der Weg nach oben«, 2022), für die Übersetzung der Dialoge von Denglers Mutter ins Alemannische. Mir war klar, dass es ein gewisses Risiko ist, eine der Hauptfiguren deutlichen Dialekt sprechen zu lassen. Doch Sigrids Übersetzung gibt der Figur eine Farbe und eine Kraft, die ihr ohne den Dialekt fehlen würde.

Sicherheitshalber gab ich zwei Nordlichtern eine Probe ihrer Dialoge zu lesen. Erst als diese mir versicherten, Frau Dengler sei auch in Hamburg verständlich, war entschieden: Margret Dengler spricht alemannisch. Ich danke Eva Maria Thiesen und Volker Albers, die diese Aufgabe übernahmen.

Ich danke Marion Butsch, die so freundlich war, ihre Erfahrungen des Aufwachsens auf einem Bauernhof mit mir zu teilen. Einiges davon, insbesondere die Szenen um die Werkstatt von Denglers Vater, fußt auf ihren Erinnerungen.

Die Psychotherapeutin Christiane Lier half mir, Denglers Kindheitstrauma besser zu verstehen und darzustellen.

Paulina Kondraskov, bei der man in Stuttgart die Kunst des Schnitzens erlernen kann, gab mir einen Einblick in ihre Kunst, ohne den Egon nie überführt worden wäre. Irene Brückle, die Leiterin der Papierwerkstatt der Kunstakademie Stuttgart, gab mir wichtige Hinweise zur französischen Papierproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg.

Für die meisten der auftretenden Figuren schrieb ich in der Vorbereitung zu diesem Buch Charakteranalysen. Interessierte Leserinnen und Leser können einige davon auf meiner Homepage nachlesen.

Nazi-Ingenieure nach dem Zweiten Weltkrieg

Ein weitgehend unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte ist die Arbeit deutscher V2-Ingenieure im Dienst der französischen Besatzungsmacht und ihre Bedeutung für das spätere europäische Weltraumprojekt Arianne. Hubert Reilard wies mich zuerst darauf hin und gab mir wesentliche Hinweise. Er kannte das Museum Riegel, das damals noch eine Abteilung zur Geschichte der Luft- und Raumfahrt in der französischen Besatzungszone unterhielt, in der die Arbeit dieser Ingenieure in Riegel, Gundelfingen und Emmendingen dokumentiert wurde. Er vermittelte mir auch den Kontakt zu Margret Böhme in Freiburg, die Material und Unterlagen zu dieser Geschichte gesammelt hatte und diese großzügig mit mir teilte. Ich danke Frau Böhme dafür herzlich.

Die beiden Dokumente, die ich in diesem Buch abgedruckt habe, stammen aus den Beständen des Museum Riegel. Ich danke dem Museum herzlich für die Abdruckerlaubnis Prof. Dr. Reiner Göppert, dem 1. Vorsitzenden des Geschichtsverein Riegel e.V., danke ich für die ausführliche Führung die geduldige Beantwortung meiner zahlreichen Fragen.

Von Riegel aus führte mich die Recherche zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen. Ich danke Sebastian Hammer für die Führung durch die Stollen dieses schrecklichen Orts und ebenfalls für die Beantwortung meiner Fragen. Ich danke Dr. Cornelius Lehmann von der Erinnerungsstätte in Peenemünde für Literaturhinweise und die Beantwortung meiner Fragen.

Von Peenemünde aus war der Schritt nicht mehr weit zu

Prof. Dr. Hans Kleinwächter (* 1915 † 1997 in Lörrach). Kleinwächter arbeitete an der Entwicklung der V2-Rakete in Peenemünde. Er kam in britische Kriegsgefangenschaft und wurde in einem

Kriegsgefangenenlager der Engländer bei Bremen interniert. Französisches Militär befreite ihn in einer geheimen Militäroperation aus diesem Lager und brachte ihn in die französische Besatzungszone in Südbaden. Diese Geschichte erzählte mir sein späterer Mitarbeiter und Kollege Prof. Dr. Karl-Heinz Droege, dem er dieses Geschehen anvertraute. Kleinwächter war Mitglied eines großen Teams von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern aus Peenemünde, das die Franzosen rekrutiert hatten. Kleinwächter war dabei für die Raketensteuerung zuständig. In der Folge entwickelte sich daraus die französische Forschungsrakete »Véroniqe« – aus der nachfolgend die europäische »Ariane« entstand. Kleinwächter zog mit seiner Frau ins »Buschdorf« nach Vernon. Dort wuchsen sein Sohn und seine Tochter auf. Später folgte er einem Angebot des ägyptischen Präsidenten Nasser, der ein eigenes ägyptisches Raketenprogramm entwickeln wollte (und scheiterte). Diese Pläne missfielen verständlicherweise der israelischen Regierung. Der Geheimdienst Mossad verübte in der Folge eine Reihe von Anschlägen auf deutsche Ingenieure, die in Ägypten tätig waren; u.a. das beschriebene misslungene Pistolenattentat auf Kleinwächter in Lörrach. In der Folge des gescheiterten Attentats änderten die Israelis ihre Politik. Sie wirkten auf die Regierung Adenauer ein und diese stellten den Deutschen in Ägypten ein Ultimatum: Wenn sie bleiben, verlieren sie die deutsche Staatsbürgerschaft. Doch wenn sie nach Deutschland zurückkommen, erhalten sie Forschungsaufträge, Institute etc. Kleinwächter kam nach Deutschland zurück und siedelte sich in Lörrach an. Er entwickelte den menschenähnlichen Roboter »Syntelman«, der Menschen in gefährlichen Umwelten (Reparaturen in Kernkraftwerke, auf Raumstationen, in der Tiefsee) unterstützen und schützen sollte. Doch dann vollzog er eine radikale Wende. Unter dem Einfluss seines Sohnes, aber wohl auch angesichts der breiten Bewegung gegen das geplante AKW in Wyhl am Kaiserstuhl, suchte er nach alternativen Möglichkeiten zur Energiegewinnung – und wurde zu einem Pionier der Solartechnik in Deutschland. Auf meiner Homepage habe ich

seinen von seinem Sohn geschriebenen Lebenslauf veröffentlicht. Kleinwächter spielte bereits eine mehr oder weniger fiktionale Rolle bei Johannes Mario Simmel und in dem Tatsachenroman »Die Experten« von Merle Kröger.

Das Solarerbe führt sein Sohn Jürgen Kleinwächter fort, der seinerseits als Pionier der Solartechnik gilt. Mich hat besonders ein gemeinsam palästinensisch-israelisches Projekt zur Wassergewinnung beeindruckt. Auf meiner Homepage dokumentiere ich dieses und weitere seiner Projekte.

Ich danke Prof. Jürgen Kleinwächter und Prof. Dr. Karl-Heinz Droege herzlich für ihre Zeit und Unterstützung. Der Badischen Zeitung danke ich für die Abdruckerlaubnis des Artikels über das Attentat auf Kleinwächter in Lörrach.

Dass Denglers Vater und sein Freund Erich Assistenten von Hans Kleinwächter waren, ist selbstverständlich meine Erfindung.

Verwendete Literatur in Black Forest; Hinweise zum Weiterlesen

Christian Stöcker: Männer, die die Welt verbrennen; Ullstein Buchverlage 2024

Mojib Latif: Klimahandel, Wie unsere Zukunft verkauft wird; Herder Verlag 2024

Friederike Otto: Klimaungerechtigkeit, Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat; Ullstein Buchverlage 2023

Andreas Markowsky: Klimaschänder, Gewinner von gestern, Loser von Morgen; Ökostromgruppe Freiburg 2021

Greta Thunberg u.a.: Das Klima-Buch, Der aktuellste Stand der Wissenschaft unter Mitarbeit der weltweit führenden Expert:innen; S. Fischer Verlage 2023

Fred Vargas: Klimawandel – Ein Appell: Wir müssen jetzt handeln, um unser Klima zu retten. Limes Verlag 2021

Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser: Triggerpunkte, Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft; Edition Suhrkamp, 2. Auflage 2023

Thomas Martin Buck: Altglashütten, Zur Frühgeschichte einer Glasmachersiedlung im Hochschwarzwald (1634–1723); RombachVerlag 2022

Peter Berthold: Auerhuhn, Ein Urvogel verschwindet; Kosmos Verlag 2021

Petra Ahne: Wölfe. Ein Portrait. Reihe Naturkunden Nr. 27. Herausgegeben von Judith Schalansky. Matthes und Seitz 2016

Johannes Erichsen / Bernhard M. Hoppe: Peenemünde – Mythos und Geschichte der Rakete 1923–1989; Nicolai Verlag 2004

Manfred Kanetzki: Operation Crossbow; Ch.Links Verlag 2014

»Der Betrieb … kann mit Häftlingen durchgeführt werden« – Zwangsarbeit für die Kriegsrakete – Peenemünder Hefte 3 – Schriftenreihe des Historisch-Technischen Museums Peenemünde 2009

Wunder mit Kalkül. Die Peenemünder Fernwaffenprojekte als Teil des deutschen Rüstungssystems; Historisch-Technisches Museum Peenemünde (Hg.) Ch.Links Verlag 2016

Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes, Das KZ MittelbauDora; Wallstein Verlag 2001

André Sellier: Zwangsarbeit im Raketentunnel; Geschichte des Lagers Dora; zu Klampen 2000

DVD Loretta Walz: Dora, KZ des »Totalen Krieges«; Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Dora-Mittelbau 2014

Michael Bar-Zoharn, Nissim Mischal, Mossad: Missionen des israelischen Geheimdienstes; Bastei Entertainment, 2012

Geräteführer, Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof; Gutach 1990

Weitere Quellen (Links dazu auf meiner Homepage www.schorlau.com/blackforest/materialien):

Die Kritik an der Direct-Air-Capture Methode stammt aus einem Interview, das Fatih Birol, Leiter der Internationalen Energieagentur der OECD, dem Spiegel gab (09.12.2023):

»Wir werden sogar das Zweigradziel reißen, wenn sich die Politik nicht grundlegend ändert«;

https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/klimakrise-iea-cheffatih-birol-haelt-sogar-das-zwei-grad-ziel-fuer-unrealistisch-a- 9f9e68d9-1ab8-4e05-826b-13dcc5def2c0

Dass die weltweiten Emissionen so hoch sind wie nie zuvor, erfuhr Crommschröder aus dem Spiegel: »Weltweite Emissionen so hoch wie nie – was sich nun ändern müsste« (05.12.2023); https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/weltklimakonferenz-indubai-emissionen-von-treibhausgasen-so-hoch-wie-nie-a-0c241bcc- 355c-48da-afa5-e3bc0a338959

Sehr empfehlenswert: Susanne Götze: SPIEGEL Klimabericht – der Newsletter

Dass 2023 das wärmste bisher gemessene Jahr war, schreibt u.a. der Emissions-Gap-Report der Uno. Die Berichte des Weltklimarates IPCC finden Sie hier: https://www.de-ipcc.de/

Über den Zusammenhang von Extremwetter und Klimawandel siehe das Interview mit dem Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmsdorf im Spiegel: »Machen wir uns keine Illusionen: an drei Grad Erhitzung werden wir uns kaum anpassen können« (02.06.2024);

https://www.spiegel.de/wissenschaft/flutkatastrophe-insueddeutschland-starkregen-wird-durch-die-klimaerwaermunghaeufiger-und-intensiver-a-a9f15112-d266-4086-9166-3c38f834b2a8

»Wie Lobbyisten der FDP beeinflussen: Klimaschutz: Die heimlichen Einflüsterer der FDP«; eine Kolumne von Christian Stöcker im Spiegel

(25.06.2023);

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimaschutz-dieheimlichen-herrscher-der-fpd-kolumne-a-d0defee9-85ea-4cdb-adac- 93e49e3539de

Vom gleichen Autor zur Klima-Verzögerungstaktik:
»Was Springer, Schäffler, Spahn und Wagenknecht gemeinsam haben« (30.04.2023); https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimaverzoegerungstaktik-was-springer-schaeffler-spahn-undwagenknecht-gemeinsam-haben-a-3389f444-c450-49fb-8b15- 323de27cfb1f

Ebenfalls auf meiner Homepage finden Sie Hinweise und Literatur zu dem Desaster um den Neubau des AKW Hinkley Point und Informationen, warum Kernkraft nicht wettbewerbsfähig ist im Vergleich zur Energiegewinnung durch Sonne und Wind.

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, glauben, politische Kampagnen wie die von Crommschröder bezahlte seien meine Einbildung, dann lesen Sie ebenfalls auf meiner Homepage nach.
Dort dokumentiere ich eine Kampagne von Energiekonzernen, um die Wählerschaft in ihrem Sinne für Kernkraft zu beeinflussen.
Wir wissen dies, weil irgendjemand in dieser Kampagne das schlechte Gewissen plagte und die Unterlagen dazu der Tageszeitung TAZ zuspielte.

Es ist ein Privileg, seitdem ersten Dengler-Roman mit demselben Lektorenteam arbeiten zu können. An meiner Seite arbeiteten die kritischen Geister und guten Freunde Lutz Dursthoff und Nikolaus Wolters, denen ich für ihre Mühe, ihr exzellentes Sprachgefühl, ihre Geduld und ihre gelegentliche Ermutigung von Herzen danke. Hinter allem als feste Stütze: David Rupp.

Kurz vor Fertigstellung dieses Buches wurde das Europäische Parlament neu gewählt. Die Ergebnisse dieser Wahl ließen im Haus Crommschröder die Champagnerkorken knallen. Zumindest vorläufig ist er seinem Ziel einen Schritt nähergekommen, weit rechte Regierungen zu installieren, die die Energiekonzerne wieder in ihre alten Machtpositionen zurückbringen – und ihre Kassen weiterhin mit dem Verfeuern von Kohle, Gas, Öl und des Kernbrennstoffs Uran zu füllen.

Allerdings: Die Natur kümmert sich nicht um Wahlergebnisse. Sie folgt den Gesetzen der Physik.

Anmerkung: Wenn man den Gesetzen der Physik folgt, gibt es keinen Grund für ein 1,5 Grad Ziel 🡪 wir sind on Track 2- 2,3 Grad Ziel weltweit.

Unerbittlich folgen auf die Erwärmung der Ozeane, das Abschmelzen von Gletschern und des Festlandeises an Nord- und Südpol Überschwemmungen, lebensfeindliche Hitze und Extremwetterlagen. Die Klimawissenschaften haben dies präzise beschrieben und errechnet. Ihre Vorhersagen sind eingetroffen, und es gibt keinen Anlass zu glauben, es käme nicht so schlimm und letztlich würde alles gut ausgehen. Ob es zu den fürchterlichen Veränderungen kommt, hängt allein davon ab, ob es gelingt, die Verbrennung fossiler Energieträger schnell zu beenden. Die Crommschröders dieser Welt wollen dies unter allen Umständen verhindern.
Sie können sich dabei auf die rechten politischen Strömungen bei uns und überall auf der Welt stützen. In ihren Augen ist Klimaschutz nicht lebensnotwendig, sondern Teufelszeug.
Wie Crommschröder versuchen sie ausgerechnet jene zu mobilisieren, die sich vor dem Monatsende mehr fürchten als vor allem anderen.

Wenn Crommschröder & Co. dies gelingt, verlieren wir alle. Entschieden wird dieser Konflikt jetzt. Wir leben in spannenden Zeiten.

Kurzfassung (These)

Nicht die „Ablehnung von Windrädern“ ist der Ausgangspunkt, sondern massenhaft erzeugte Hoffnungslosigkeit plus gezielte Spaltung. Das Muster zeigt sich im Kleinen am Feldberg: angebliche Naturschutz-„Signale“, verunsicherte Behörden, eingeschüchterte Lokalpolitik. Gegenwehr funktioniert dort, wo belegbare Fakten öffentlich werden – und Menschen sich nicht in Resignation drücken lassen.

1) Kommunikation & Spaltung: das Muster

  • Hoffnungslosigkeit als Grundgefühl: Dauerkrisen werden ineinander verschachtelt (Krieg, Preise, Migration, Klima usw.), bis der Eindruck entsteht, Kontrolle sei nicht möglich. Rückzug ins Private ist beabsichtigte Folge.
  • Spaltung über Kulturcodes: Statt über Emissionen und Verursacher zu sprechen, wird über Stilfragen („Gendern“, Englisch auf Demos) polarisiert. Ziel: Milieus gegeneinander stellen, besonders die untere Einkommenshälfte gegen klimapolitische Maßnahmen.
  • Instrumentalisierte Empörung: Lautstarke Gegenbilder (Blockaden, Beschimpfungen, „Skandale“) überlagern Sachpolitik und Fakten.

2) Mikrofall Feldberg (entpersonalisiert)

  • Ablauf: Eine regionale Kundgebung „Pro & Contra Wind“ gerät ins Wanken durch zweifelhafte Naturschutz-Behauptungen („Auerhuhn-Spuren“) und Angstnarrative (Infraschall, „Vogelmassaker“).
  • Faktenabgleich:
    • Infraschall: Wahrnehmbar für Tiere, aber die Exposition in üblichen Abständen ist nicht per se gesundheitsgefährdend; zentrale Frage sind konkrete Abstände und Pegel.
    • Vogelsterblichkeit: In der Breite dominieren andere Ursachen (Fensterscheiben, Katzen, Leitungen, Verkehr); Windkraft ist regional zu prüfen, aber systemisch nicht Haupttreiber.
  • Erkenntnis: Als belastbare Daten, Messwerte und Zusammenhänge offen gelegt wurden, kippte die Stimmung – die lokale Mehrheit entschied rationaler.

3) Soziale Wahrnehmungen („Klassenfrage im Werden“)

  • Breiter Konsens: Klimafolgen sind real und relevant.
  • Konfliktlinie: Wer zahlt die Umstellung? Untere Einkommenshälfte fürchtet reale Einbußen trotz geringer Pro-Kopf-Emissionen; wohlhabendere Schichten treiben Konsum-Emissionen, unterstützen aber eher Transformationspolitik.
  • Politisch wird diese Sorge gezielt adressiert, um Klimapolitik zu bremsen – indem man Kostenängste schürt und Alltagsnöte (Monatsende) gegen abstrakte Zukunftsrisiken ausspielt.

4) Fakten zum Energiesystem (Welt): Stand 2024/2025

  • Rekordinvestitionen: 2024 flossen 2,08 Billionen US-$ in den globalen Übergang (erneuerbare Energien, E-Mobilität, Netze u.a.). Größte Blöcke: Elektrifizierter Verkehr 757 Mrd. US-$, Erneuerbare 728 Mrd. US-$, Stromnetze 390 Mrd. US-$. Energiespeicher stiegen auf 53,9 Mrd. US-$. Wachstum bremste sich gegenüber 2021–23 ab.
  • Regionen: Asien-Pazifik über 1 Billion US-$, China 818 Mrd. US-$ (≈ zwei Drittel des globalen Zuwachses), USA stabil bei 338 Mrd. US-$; EU/UK schwächer. Insgesamt liegt das aktuelle Tempo aber nur bei ~37 % dessen, was bis 2030 für einen Net-Zero-Pfad nötig wäre.
  • Lieferketten: 2024 130 Mrd. US-$ in Clean-Tech-Fabriken & Batteriemetalle; erhebliche Überkapazitäten (Solar, Batterien, Elektrolyse) drücken Preise und helfen Rollout – mit 76 % der Fabrikinvestitionen in China.
  • CEM-Fakten 2023/24:
    • Batteriespeicher-Zubau in CEM-Ländern 2023: 39,3 GW (China > 50 %).
    • E-Auto-Anteil an weltweiten Verkäufen 2023: 18,6 % (CEM: 19,4 %).
    • Kosten: Onshore-Wind & PV sind im Schnitt die günstigsten Neubau-Technologien; Offshore-Wind teurer, liefert aber Planungsstabilität. CCS, Wasserstoff-Strom, Kernenergie liegen deutlich höher.
    • Netze: Für einen Net-Zero-Pfad bis 2050 werden > 21 Billionen US-$ für Stromnetze benötigt; die jährliche Investition müsste bis 2030 grob verdoppelt werden.

5) Deutschland 2023: Energiefluss verstehen (Sankey)

  • Primärenergieverbrauch: 363 Mio. t SKE (= 521 TWh). Sonstige Energieträger: 7 Mio. t SKE. (1 Mio. t SKE = 29,308 PJ).
  • Was zeigt das Sankey-Bild?
    • Links: Aufkommen (Primärenergie nach Trägern).
    • Mitte: Umwandlung (Raffinerien, Kraftwerke, Kokereien, KWK etc.) – hier entstehen große Umwandlungsverluste (v.a. bei Wärme-& Dampferzeugung aus Molekülbrennstoffen).
    • Rechts: Endenergie-Verbrauch in Sektoren (Haushalte, Industrie, Verkehr, Gewerbe).
    • Kerngedanke: Je direkter Energie genutzt wird (z. B. Strom aus PV/Wind direkt in Motor/Heizstab/Wärmepumpe), desto geringer die Verluste. Molekülketten (Öl/Gas zu Strom/Wärme) sind verlustreicher – das ist einer der Treiber für Elektrifizierung.

„Elektronen vs. Moleküle“ kurz erklärt
Elektronen (Strom) sind effizient in Motoren & Wärmepumpen; brauchen aber Netze, Speicher, Leistungselektronik.
Moleküle (Öl, Gas, Kohle, Wasserstoff, E-Fuels) sind lager- und transportfähig, nützlich für Hochtemperatur-Prozesse, saisonale Speicherung und Langstrecke, jedoch meist energieintensiver in Herstellung/Umwandlung.

6) Kosten & „Upfront“: was oft vergessen wird

  • Hohe Anfangsinvestitionen: Netze, Speicher, Wärmepumpen, E-Mobilität, Industrieelektrifizierung – viele Vorteile liegen im Betrieb (geringere Opex, höhere Effizienz), während die Capex am Anfang weh tun. Politisch heikel, sozial abzufedern.
  • Systemisch rechnen, nicht nur Gerätekosten:
    • Erzeugung: Onshore-Wind & PV sind heute die billigsten neuen Kraftwerke; Offshore-Wind liefert skalierten Zubau, bleibt aber teurer.
    • Infrastruktur: Ohne Netze & Flexibilität (Speicher/Steuerung) kippt die Rechnung. BNEF sieht bis 2030 deutlich höhere jährliche Netzinvestitionen nötig als heute.
    • Lieferketten: Aktuelle Überkapazitäten (Solar/Batterie) drücken Preise – gut für Verbraucher & Projekte, schlecht für Hersteller außerhalb Asiens; industriepolitisch ein Spagat.

7) Interessenlagen offenlegen („Elektro-Agenda“ nüchtern betrachtet)

  • Elektrifizierung schafft neue Wertschöpfung: Kabel, Trafos, Umrichter, Ladepunkte, Zähler, Software, Speicher – ganze Branchen profitieren. Das ist kein Geheimnis, gehört aber transparent in jede Kosten-/Nutzen-Debatte.
  • Marktmacht-Risiko: Konzentration in wenigen Lieferregionen (v.a. Asien) plus Netz-Monopole verlangt Regulierung & Beschaffung, die Wettbewerb, Resilienz und heimische Kompetenz fördert (ohne Preisschocks).
  • Gleichzeitig: Fossile Wertschöpfungsketten haben seit Jahrzehnten eingespielte Lobbys und Sunk Costs. Die politische Auseinandersetzung spiegelt beides.

8) Technikentscheidungen: „Elektrisch, wo es schon geht“

  • Schiene (Regionalverkehr): Für nicht-elektrifizierte Kurz-/Regionalstrecken sind Batteriezüge technisch erprobt und wirtschaftlich – sofort umsetzbar. Wasserstoffzüge bleiben Nischenlösung, v. a. wo Ladefenster/Topographie ungünstig sind.
  • Straße: Trend klar BEV-getrieben; PHEV fungieren als Brückentech in preissensiblen Segmenten. Ladeinfrastruktur wächst rasant (CEM: ~4 Mio. öffentliche Anschlüsse Ende 2023, davon 69 % in China).
  • Industrie: Elektrifizierung, E-Boiler, E-Öfen, grüner Wasserstoff & CCS für Hochtemperaturen/Zement/Stahl. Investitionen in „Clean Industry“ haben sich seit 2018 etwa verdreifacht (v. a. Stahl, zirkuläre Wirtschaft, Biokunststoffe).

9) Politische Ableitungen (gegen Hoffnungslosigkeit)

  1. Transparenz über Verteilungseffekte: Wer profitiert, wer zahlt? Entlastung unten, Finanzierung über oben/Verursacher; Investitionen als Arbeitsplatz- & Wettbewerbsstrategie framen.
  2. Fakten-Öffentlichkeit stärken: Lokale Daten (Messungen, Gutachten, Laborproben) proaktiv veröffentlichen; Fehlinfos früh adressieren.
  3. Netze + Speicher priorisieren: Ausbaupfade verbindlich, Genehmigungen beschleunigen, regelbare Lasten & Speicher marktlich honorieren. (Netzbedarf bis 2050 > 21 Billionen US-$ global).
  4. Lieferketten absichern: Europäische/US-Kapazitäten dort fördern, wo es systemkritisch ist, und gleichzeitig günstige Weltmarktpreise für Verbraucher nutzen.
  5. Kommunale Beteiligung: Bürgerdividenden/Genossenschaften bei Wind & PV; so wird aus „Betroffenheit“ Teilhabe.
  6. Kulturelle Brücken statt Codeschlachten: Gemeinsame Ziele sichtbar machen (saubere Luft, bezahlbare Wärme, lokale Wertschöpfung) statt über Stilfragen zu polarisieren.

Weitere Quellen

https://youtu.be/FfXavr99ZXQ?si=ukWFUFE8J2Yz_EU8

  • Jede Gruppe bespielt je nach ihren Interessen die Plattformen mit PR Agenturen um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, und keine Seite ist besser als die andere!

    Darum, erhalten wir unser Urteil frei von Vorurteilen, damit wir alles gründlich prüfen können! Marc Aurel

Warum der Ausstieg aus Öl und Gas nicht so schnell geht wie uns da manche weiß machen wollen…..