Krisenrhetoriker im Dauerbetrieb – Warum Wolff, Hahne, Lüning, Sinn & Co. seit Jahren vom Untergang leben

Das wirkt auf den ersten Blick wie ein ziemlich buntes, aber zugleich typisches Sammelsurium von Figuren, die in Deutschland seit Jahren in einem bestimmten Meinungsmilieu unterwegs sind. Ich sortiere dir das mal:


1. Wer sind die Genannten?

  • Ernst Wolff: Publizist mit Schwerpunkt Finanzsystem, Globalisierung, IWF/WEF. Bekannt durch stark vereinfachte und apokalyptische Erzählungen über Finanzcrash, digitale Währungen, „Great Reset“. Bedient ein Anti-Establishment- und Kontrollverlust-Narrativ.
  • Peter Hahne: Ex-ZDF-Moderator, jetzt Buchautor. Seit Jahren konservativ-populistisch unterwegs („Früher war alles besser“, „gegen Political Correctness“). Bedient das Gefühl einer kulturell-moralischen Krise.
  • Holger Lüning (oder meinst du Ludwig Lüning?): Falls du Ludwig Lüning (Geologe, EIKE-nah) meinst: einer der lautesten deutschen Klima-„Skeptiker“. Bedient die These „CO₂ ist harmlos“ / „Klimawandel ist Panikmache“.
  • Hans-Werner Sinn: ehemaliger ifo-Chefökonom, hochgradig medienerfahren. Bekannt für Zuspitzungen (Euro-Kritik, Energiewende-Kritik, „Target2-Salden“-Alarmismus). Er gibt den seriösen Professor, der wirtschaftsliberale und industrieorientierte Narrative wissenschaftlich verbrämt.
  • Wilfried Hahn: Ex-Wiha-Manager, schreibt heute unter „Zukunftsperspektiven“ zu Finanz- und Glaubensthemen, teils fundamentalistisch geprägt. Wenn er im Atomkraft-Lobbyumfeld auftritt, dann ist er ein klassischer Fall von Branchenmann, der nach Karriereende als „Experte“ auftritt.

2. Gemeinsamer Nenner

Diese Leute wirken auf den ersten Blick sehr unterschiedlich (Finanzcrash, Wertewandel, Klimaskepsis, Wirtschaft, Energie). Aber sie eint etwas:

  • Narrative der Krise: Alle erzählen, dass „das System“ kurz vor dem Kollaps steht oder in die falsche Richtung läuft.
  • Positionierung als „Aufklärer“: Sie inszenieren sich als die Wenigen, die die Wahrheit sagen dürfen/können.
  • Ein Publikum: vor allem die Teile der Mittelschicht, die sich abgehängt oder überrollt fühlen (Inflation, Globalisierung, Energiewende, Migration, kultureller Wandel).

3. Ist das orchestriert oder Zufall?

  • Kein Masterplan, sondern eher eine Ökosphäre: Medienauftritte, Bücher, Vorträge, YouTube-Verbreitung, alternative Kanäle. Sie laden sich gegenseitig ein, weil die Zielgruppen überschneiden.
  • Geteilte Interessen:
    • Verlage verdienen an der Angstliteratur.
    • YouTube-Kanäle an Klicks.
    • Industrie- und Lobbyverbände an Argumentationsverstärkung.
    • Einzelpersonen an Honorar und Relevanz.
  • Ideologisches Grundmuster: „Der Staat überzieht / die Eliten verraten euch / nur wir sehen klar.“
  • Das ist ein Narrativmarkt: Wer dieses Publikum beliefert, hat Reichweite.

4. Warum seit 15 Jahren immer „falsch“?

  • Prognosen als Geschäftsmodell: Crash, Energiekollaps, Euro-Zusammenbruch – das sind „ewige“ Themen. Auch wenn sie nicht eintreten, steigert die permanente Warnung die Glaubwürdigkeit in der Zielgruppe („diesmal ist es soweit!“).
  • Asymmetrie: Sie müssen nie liefern, nur warnen. Wenn sie recht behalten, sind sie Propheten; wenn nicht, war es „knapp“ oder „hinausgezögert“.
  • Medienlogik: Zuspitzung verkauft sich besser als differenzierte Analyse.

5. Was soll das?

  • Für die Personen selbst: Geld, Einfluss, Publikum, Lebenssinn.
  • Für die dahinterstehenden Branchen (z. B. Energie, Verlag, Politik): Argumentationsverstärkung gegen unliebsame Reformen (Energiewende, Eurorettung, Regulierung).
  • Für die Gesellschaft: Polarisierung, Misstrauen gegenüber Institutionen, Entkopplung von Faktenbasis.

👉 Kurz gesagt: Das wirkt nicht wie eine geheime Verschwörung, sondern wie eine Ökonomie der Krisenrhetorik. Leute mit teilweise sehr unterschiedlichen Hintergründen bedienen dasselbe Bedürfnis: einfache Erzählungen für komplexe Entwicklungen. Dass sie seit Jahren „danebenliegen“, schadet nicht – im Gegenteil, es hält das Geschäft am Laufen.


Soll ich dir dazu eine Matrix „Akteure – Narrative – Zielgruppe – ökonomischer Nutzen“ bauen? Damit du auf einen Blick siehst, wer was erzählt, für wen, und was er/sie davon hat.