Liebreich: The Pragmatic Climate Reset – Part II: A Provocation

Ja — es gibt durchaus durchdachte Aussagen in dem Artikel von Michael Liebreich („The Pragmatic Climate Reset – Part II“) auf BloombergNEF, die kritisch und teilweise alarmierend klingen, aber eben nicht einfach „Horror-Meldungen“, sondern eher ein Provokations-Papier mit gewissen Warn- und Korrekturbedarstellungen. Ich fasse zentral zusammen, was dran ist, wo Vorsicht geboten ist, und wie man das sachlich einordnen kann – damit es passt zu deinem Wunsch nach Analyse im „Munger-Stil“.


✅ Was spricht dafür, dass der Artikel substanziell ist

  1. Liebreich stellt fest, dass der globale Energie- und Emissionspfad nicht mehr eindeutig auf das ambitionierte 1,5 °C-Ziel ausgerichtet ist – er argumentiert, dass das 2 °C-Ziel aus der Intergovernmental Panel on Climate Change(IPCC)-Grundlage realistischer sei. (BloombergNEF)
    • Das passt mit anderen Publikationen überein, die davon sprechen, dass 1,5 °C sehr anspruchsvoll geworden ist.
  2. Der Artikel zeigt plausible technische Daten: z. B. Ausbauzahlen von Wind und Solar (Wind + Solar wachsen massiv), Rückgang des Kohleanteils in USA/EU/China. (BloombergNEF)
    • Damit zeigt er, dass der „Übergang“ nicht gestoppt ist, sondern sich verändert.
  3. Er macht klare Wirtschaftlichkeits- und Kostenargumente (z. B. bei Wasserstoff, dass momentan die Kosten und Pfade zum globalen Rollout „nicht plausibel“ aussehen). (BloombergNEF)
    • Das ist ein wichtiger Realismusbeitrag: Nicht alle schönen Technologien sind kurzfristig wirtschaftlich oder skalierbar.
  4. Er fordert eine „Reset“-Perspektive: Politik, Zielsetzung, Technologien, Diplomatie, Wissenschaft sollen neu gedacht werden. (BloombergNEF)
    • Das kann man als konstruktiven Impuls verstehen, nicht als Totalverweigerung.

⚠️ Wo Vorsicht angebracht ist – mögliche Übertreibungen, Verkürzungen, Ideologie-Einschläge

  1. Obwohl er sagt „die Transition ist tot – long live the transition!“ („The transition is dead. Long live the transition!“) — dieser Satz ist rhetorisch zugespitzt. (BloombergNEF)
    • Er dient als Provokation, nicht als sachliche Konklusion. Wichtig: Nicht mit „die Übergangspolitik ist völlig sinnlos“ gleichsetzen.
  2. Der Artikel kritisiert stark bestimmte Technologien (z. B. „grüner Wasserstoff“, e-Fuels) als kaum wirtschaftlich skalierbar – das ist eine berechtigte Skepsis, aber teils sehr pauschal. (BloombergNEF)
    • Man sollte prüfen: Gibt es Studien mit anderen Einschätzungen? Ja. Also hier Vorsicht vor „alles oder nichts“.
  3. Er wirft der Klimawissenschaft und den Szenarien vor, zu alarmistisch und in Teilen wenig plausibel zu sein (z. B. Szenario RCP8.5). (BloombergNEF)
    • Das öffnet Türen für Skepsis; aber man muss unterscheiden zwischen legitimer Kritik und der Gefahr einer Agenda, die Risiko unterschätzt.
  4. Der Fokus auf Kosten-Nutzen und Wirtschaftlichkeit („Kosten pro Tonne CO₂ vermieden“) ist wichtig, aber kann normative Fragen verdrängen: z. B. ethische Dimensionen, Ungleichheit, Anpassung.
  5. Die Sprache („Stop talking down to people…“, „Stop using the terminology of anti-Nazism…“) spricht eher politische Bewegungen an als rein wissenschaftlich-technische Diskussionen. (BloombergNEF)
    • Das deutet auf eine Zielgruppe hin: Praktiker, Entscheider, Investoren – nicht primär Aktivisten oder Szene-Milieus.

🔍 Einschätzung: „Was ist dran?“

In einer Munger-stilisierten Analyse, mit Blick auf Physik, Ökonomie, Politik etc, könnte man so zusammenfassen:

  1. Physikalisch / technisch: Ja — viele grundsätzliche Techniktrends stimmen: Ausbau von Solar/Wind, Rückgang Kohle in manchen Regionen. Der Pfad zur 1,5 °C-Begrenzung war bereits schwierig vor 2025. Die Forderung, sich auf das primäre 90 %-Problem zu konzentrieren („die ersten 90 % des Dekarbonisierens günstig schaffen“) ist technisch nachvollziehbar.
  2. Zyklische / Verstärkende Effekte: Der Artikel spricht weniger konkret über ENSO, AMO, Vulkane – also hier ist er schwächer. Aber implizit: höhere Kosten, geopolitische Gegenwinde (z. B. USA / Trump) – ja.
  3. Politisch & ökonomisch: Sehr relevant. Er zeigt klar auf, dass die Rahmenbedingungen sich ändern (Populismus, Kostenstress der Bürger, Energiepreise) und dass Klimapolitik damit realpolitisch konfrontiert ist.
  4. Medien- & Lobby-Logik: Der Text spricht davon, dass Angst-Narrative und Dogmen das Klima-Projekt schwächen könnten. Das ist eine berechtigte Warnung: Wenn Klimapolitik als moralischer Imperativ ohne Rücksicht auf Kosten wahrgenommen wird, entsteht Gegenwind.
  5. Robuste Befunde vs. Übertreibung:
    • Robuste Befunde: Ausbau Wind/Solar, Kostenreduktion, Wachstum der E-Mobilität, technische Herausforderungen bei Wasserstoff etc.
    • Übertreibung / Verkürzung: Dass 1,5 °C quasi keine Option mehr sei oder dass manche Technologien technisch „tot“ sind — das sind starke Aussagen, die weniger consensusfähig sind.
  6. Unsicherheiten / Falsifikations-Checkliste:
    • Wenn z. B. eine breite Studie zeigt, dass grüner Wasserstoff innerhalb einer Dekade massenmarkttauglich wird — dann widerlegt ein Teil seiner These.
    • Wenn ein Szenario zeigt, dass wir doch noch auf einem Pfad Richtung 1,5 °C sind — würde seine Behauptung relativieren.
    • Wenn Energiepreise deutlich fallen und Volkswirtschaften den Übergang ohne nennenswerten sozialen Gegenwind stemmen — seine Warnung vor Kosten- und Akzeptanzproblemen würde schwächer.
  7. Handlungsschritte:
    • Kurzfristig: Fokus auf wirtschaftlich attraktive Dekarbonisierung (z. B. Strom, E-Mobilität, Gebäude).
    • Mittelfristig: Technologien mit hohem Risiko (Wasserstoff etc) selektiv fördern, aber klare Kostenpfade verlangen.
    • Langfristig: Geduldiger gestalten, Pfade adaptiv anpassen, nicht dogmatisch.

🧐 Mein Fazit — also: „Ist da wieder was dran?“

Ja — teilweise. Der Artikel wirft wichtige Fragen auf und mahnt zur Realismus-Korrektur. Aber er überzeichnet an manchen Stellen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen (Provokation).
Für deine Interessen (Energie-, Wirtschafts-, Medien-Analyse) heißt das:

  • Nutze die Kernpunkte: Kosten, Technologie-Realitäten, Akzeptanz, politische Dynamiken.
  • Achte darauf, wo Aussagen auf „worst case“ oder sehr gewagte Annahmen beruhen (z. B. Wasserstoff-Totalausfall).
  • Prüfe die zugrundeliegenden Daten und Vergleiche mit anderen Studien (IPCC-Material, Fachpublikationen, Technologie-Roadmaps).
  • Achte auf Narrative-Aspekt: Der Autor will die Politikebene „resetten“ — das heißt Teil seiner Botschaft ist, dass das bisherige Klimavorgehen strategisch neu gedacht werden muss.

gekürzte Übersetzung von https://about.bnef.com/insights/clean-energy/liebreich-the-pragmatic-climate-reset-part-ii-a-provocation/ für mich privat


Einleitung

Von Michael Liebreich, Senior Contributor, BloombergNEF

Die „Gerüchte vom Tod der Transformation“ sind übertrieben (vgl. Teil I). In Teil II skizziere ich, wie ein pragmatischer Neustart von Klima- und Energiestrategie aussehen kann.

Wir stehen weltweit am Peak der Emissionen. Jedes fünfte Auto ist ein E-Auto (in China jedes zweite). Saubere Energie & Wärme decken gut 30 % der genutzten Energedienstleistungen. Wächst Sauberes dauerhaft schneller als die Nachfrage, werden Fossile verdrängt.

Gleichzeitig hält Präsident Donald Trump die USA mit allen Mitteln fossilabhängig – und findet damit international Anklang. Der Klimakonsens bröckelt: in den USA zerfallen, in Kanada und Australien knapp gerettet, im UK stark unter Druck, in Europa mit Rissen.

Die Klimaszene hat eine Wahl: reaktiv bleiben und die eigenen Milieus bedienen – oder pragmatisch resetten: Überdehnungen zurücknehmen, Realitäten anerkennen, legitime Sorgen adressieren, das Angebot erneuern und besser kommunizieren.


1) Klimapolitik zurück auf Kurs

Nicht nur Öl/Gas & Thinktanks sind schuld an der Polarisierung; auch die Klimaszene trägt Verantwortung.

  • Nicht belehren, nicht beschämen, nicht mit Fantasieszenarien erschrecken.
  • Nicht den Alltag sabotieren (Pendler), keine Dämonisierung mit NS-Vokabular, keine Identitätspolitik über Klima.
  • Steuerzahler/Konsumenten nicht als Geldautomaten behandeln.

Die vernünftige Mitte ist entscheidend: hart arbeitende Eigentümer, Manager, Investoren. Sie sind nicht ignorant, sondern fürchten Lebenshaltungskosten, Staatsaufblähung, Macht für Eliten – bei womöglich magerer Wirkung.

Antwort: Selbstinteresse, Fairness, Harmonie betonen. Es geht um bezahlbare Energie, weniger Ungerechtigkeit/Risiken, Bewahrung vertrauter Lebenswelten – statt moralischem Rigorismus. Weniger Greta-Symbolik, mehr Stromrechnung.


2) Klimaziele neu kalibrieren

Die 1,5 °C-Dekade liegt hinter uns. Politisch wurde Netto-Null ab 2015 überhöht. Das IPCC zeigte: 1,5 °C verlangt –45 % bis 2045 (gegenüber 2010) und Netto-Null 2050 – mit sehr hohen Grenzkosten (bis 6.050 $/t CO₂ statt 225 $/t bei 2 °C).

Folge: Vorfällige Abschreibungen produktiver Assets in Billionenhöhe, Geld in alles, was Emissionen senkt – das nährt das Bild teuren Klimas fern der Alltagsnöte.

1,5 °C ist faktisch verfehlt bzw. bald überschritten; daran als Ziel festzuhalten, unterminiert gute Politik und Akzeptanz. Zurück zum harten 2 °C-Ziel des Pariser Abkommens.

Codas:

  • Netto-Null bleibt nötig, nur später (Industrieländer 2050, China 2060, Indien 2070 – wie in Glasgow zugesagt).
  • Netto-Null-ish: Wenn wir 90–95 % treffen, ist das gut; adaptiv nachsteuern.

3) Energieprioritäten ordnen

Erst die ersten 90 % rasch & günstig dekarbonisieren; das Perfekte nicht zum Feind des Guten machen.

Kernlogik: Strom säubern, alles Elektrifizierbare elektrifizieren (Landverkehr, Gebäude-Wärme, Niedrig/Mittel-Prozesswärme, Elektrochemie; Hochtemperatur mit CO₂-Preis machbar).

Hürden (Skills, Lieferketten, Verhaltensänderung, Altanlagen, Kapitalbildung, Lobbying) lösen sich über Jahre & Generationen.

Stromsektor: überall im Gange – Kohleanteile sinken deutlich (USA/EU/UK/China). Wind & Solar x18 in einem Jahrzehnt; bald ~17 % Weltstrom. Solarfabriken: 2 TW/Jahr Kapazität; Installationen Richtung 1 TW/Jahr. Kosten von Wind/Solar wieder fallend; oft billiger als Neu-Gas/Neu-Kohle, teils billiger als Betrieb alter Anlagen.

Batterien: ~1 TWh Herstellung/Jahr (x26 in 10 Jahren). 4-Stunden-Speicher reicht häufig für Tagesprofil. EV-Batterien und Grid-Speicher stabilisieren Netze – in 10 Jahren völlig neue Netzdynamik.

Restprobleme: Industrie-Lastspitzen, Saisonalität, Langdauer-Resilienz. In sonnigen Regionen liefern PV+Speicher bereits >95 % Zeit günstigen Strom; Überbau hilft gegen Saisonalität. Dieser Strom-Tsunami ist nicht aufzuhalten.

Gas als flexible Brücke: 90 % Dekarbonisierung des US-Stroms kostet ca. 125 $/t CO₂; die letzten Prozente werden sehr teuer. Statt „inflexible Kohle ↔ inflexible Gas“ (Lock-in) braucht es flexible Gas-Kapazität: Anfangs 25 % Output, dann durch Wind/Solar/DR/Batterien/Nuklear schrittweise Richtung <5 %.
Zusatznutzen: Netzstabilität (Trägheit, Blindleistung, Kurzschlussstrom, Black-Start) auch im Leerlauf.

Blackouts sind meist Regelwerks-/Systemthemen, nicht „Schuld der Erneuerbaren“. Erneuerbare/Batterien können Stabilitätsdienste liefern – flexible Gas-Kapazität erleichtert Übergang und Langdauer-Flauten.

Nicht heute klären, wie die letzten Prozent ersetzt werden – vielleicht später über Entfernung, Wohlstandsressourcen oder andere Prioritäten.

Sektoren jenseits Elektrifizierung (<15 % Emissionen):

  • Schifffahrt: 40 % fallen weg, wenn Kohle/Öl-Transporte enden; LNG/Biogas/Optimierung schneller wirksam als Ammoniak/E-Methanol.
  • Luftfahrt: effizientere Flieger, Betrieb, Bio-SAF, Kontrail-Management, CO₂-Entfernung, passende Steuern/Subventionsabbau.
  • Industrie: erst Prozesswärme elektrifizieren/CO₂-bepreisen, Prozessemissionen später via CCS.
  • Plastik: echtes Recycling vorantreiben; geordnet deponiert kann Plastik Kohlenstoff binden.

4) Wasserstoff neu denken

Grüner H₂ wurde politisch überhöht – fern physikalischer/ökonomischer Realität. Wer verzögern will, bewirbt perfekt klingende Scheinlösungen. Der Soufflé fällt: EU- und nationale Rechnungshöfe fordern Realitätscheck; Kostenrisiken sind hoch.

Kernproblem: Kein plausibler Pfad zur Kostengleichheit.
Elektrolyse-Stacks sind nur ~10 % der Kosten; Strom ~40 %, Schwerindustrie-Engineering ~40 % – nicht um den Faktor 5–10 billiger zu bekommen. Dazu Kompression/Transport/Sicherheit/24-7-Puffer usw.

Einzelanwendungen:

  • Grünes Ammoniak: evtl. lokal (sehr billiger steuerbarer Grünstrom, teures Gas, lokaler Düngerbedarf). Großexport rechnet sich kaum.
  • Grüner Stahl: nicht dringlich; Eisenerz-DRI mit Erdgas bringt ~75 % Nutzen günstiger. Parallel direktelektrolytische Wege/Bio-Koks weiterentwickeln.
  • E-Fuels im Straßenverkehr: keine Chance gegen Elektrifizierung.
  • H₂-Aviation: faktisch tot (Energie-/Volumen/Logistik). E-SAF bleibt extrem teuer.
  • H₂ ins Erdgasnetz mischen: Unsinnig – teuerer Feedstock, geringer Nutzen, systemische Kosten, technisch gedeckelt.
  • „Weißer“ H₂: wissenschaftlich interessant, aber unbewiesen in Flussraten/Reinheit/Skalierung.

Wir nutzen heute 100 Mt H₂ (≈2,3 % der Emissionen). Grün wäre ≥2 $/kg teurer – 200 Mrd.$/Jahr Mehrkosten, für Finanzierung ~3 Bio.$ an bankfähigen Zusagen nötig – nicht realistisch.

Pragmatisch: Blauer H₂ (aus Erdgas mit CCS), aber richtig gemacht: Methanverluste <0,2 %, CO₂-Abscheidung ≥95 %. Aktivistisch pauschales „geht nicht“ ist falsch – aber strenge Standards unabdingbar.

Silberstreif: Jeder kWh Grünstrom, die nicht in H₂ geht, spart 2–9× mehr Emissionen direktbilliger. Also: Strom zuerst direkt nutzen.


5) Diplomatie resetten (UNFCCC/COP)

COPs wurden zu Mega-Events mit begrenztem unmittelbarem Klimanutzen; Verfahrensfragen, Massen an Delegierten, politische Symbolik. Jüngste COPs in Erdölexportländern, Versprechen gigantischer Finanzflüsse trotz heikler Geopolitik und Binnenkrisen im Westen.

Die starre Arm/Reich-Erzählung ist überholt. Besser: erst selbst erfolgreich dekarbonisieren bei stabilen Lebensstandards, dann folgen andere.

Ideen für den Reset:

  • Kleiner und seltener tagen; Ressortchefs für Finanzen/Energie/Handel statt Umwelt voranstellen.
  • Von Konsens zu qualifizierter Mehrheit wechseln.
  • Sektorale Deals (Industrie/Energie/Verkehr) priorisieren; Landnutzung in eigene Konvention auslagern.
  • Loss-&-Damage-Spur beenden; Doppelstrukturen vermeiden; Attribution einzelner Ereignisse ist unsicher.
  • UNFCCC als Coach/Schiedsrichter in wiederholten Mehrspieler-Dilemmas: nett, wehrhaft, verzeihend, klar – nicht Weltwirtschaftsregierung via Emissionspolitik.

6) Wissenschaft nachschärfen

Extremszenarien wie RCP8.5/SSP5-8.5 sind unplausibel und liefern Angriffsfläche. Selbstkritik blieb aus. Auch neue AR7-Szenarien brauchen Plausibilitätsprüfungen aus Energiesystem-Sicht.

Zielkorridor: realistische Landung zwischen ~1,8 °C („well below 2 °C“) und ~3,5 °C (plausibles Worst Case). Aufklären statt Angst erzeugen.


7) Finanzierung neu ausrichten

Die Idee, per ESG/Finanzregulierung Emissionen aus der Realwirtschaft zu „quetschen“, hat nicht funktioniert. GFANZ & Co., Klagen, politischer Backlash – in Europa Bürokratie-Rückbau. ESG wurde Checklisten-Ritual; Portfolio-CO₂ ist nicht sauber messbar.

Back to basics:

  • Unternehmen liefern Wert für Kunden, halten Gesetze ein, schaffen Rendite, behandeln Stakeholder fair – nicht „Gesellschaftspolitik per Firma“.
  • Asset Manager: Kapital allokieren, treuhänderisch handeln; Regulierung keine Ersatz-Klimapolitik.
  • Politik: Realwirtschaft regulieren statt Finanzsektor moralisieren.
  • Aktivismus: Wir alle verursachen Emissionen; Eigenkonsistenz zählt.
  • ESG als Begriff in Rente; es geht schlicht um Risiken & Chancen. Weniger Berater-Theater, mehr Substanz.
  • Zentralbanken: Preis-/Finanzstabilität, nicht Ersatz-Industrie-/Klimapolitik.

8) Politikwerkzeugkasten aktualisieren

  • Konstantes Wachstum sauberer Energien > Nachfragewachstum +3 %/a: Dann verdrängen sie Fossile im Sinne 2 °C.
  • Fossil-Invest-StoppsPreisauftrieb & Backlash. Ohne Invests sinkt Öl/Gas >10 %/a, mit Erhaltungsinvest 4–6 %/a. Solange Sauberes Nachfragezuwachs nicht deckt, braucht es bezahlbare Fossile zur Akzeptanzsicherung.
  • Value-for-Money: Jede Förderung/Regel auf Kosten pro t CO₂ prüfen (inkl. Überlappungen), alle 5 Jahre wiederholen.
  • Wettbewerbsfähige Lösungen: Hürden abbauen, nicht fördern.
  • Noch teure Lösungen: nur mit plausiblem Pfad ≤250 $/t CO₂ in 10 Jahren (Peer-Review!). Sonst R&D/Piloten, kein Scale-up-Geld.
  • Sunset-Klauseln: Nicht liefernde Maßnahmen automatisch aussetzen.
  • End-of-Life-Fokus: Fördermechanismen an Erneuerungszeitpunkte koppeln – keine vorzeitigen Abschreibungen.
  • Kostenkommunikation: Gesamtinvestzusätzliche Investtatsächliche Kosten. Oft sind Nettokosten gering/negativ – klar sagen.
  • Fossilverbräuche nicht subventionieren: Cash-Subventionen beenden; Häuser dämmen statt Heizkostenschecks; Flughafen-Freie/Airline-Steuervorteile beenden.
  • Abgaben verschieben: Von Strom runter, auf Gas rauf. Mit Strompreis ≤3× Gas lohnen sich Wärmepumpen (COP ≥3) ohne Extra-Förderung.
  • Lokationspreise einführen: Wert Richtung Nachfrageseite verschieben, Netzengpässe effizienter lösen, Akzeptanz sichern.
  • GHG-Protocol reformieren: Jährliche Bilanzierung erlaubt heute Tag-Solar gegen Nacht-Kohle zu verrechnen – absurd, Vertrauen schädlich.

Schluss

Das ist kein Manifest, sondern Provokation zur überfälligen Ehrlichkeit. Wenn die Klima-/Energieszene nicht nur abtauchen und zusehen will, wie Stein um Stein aus dem Fundament der künftigen sauberen Ökonomie geschlagen wird, muss sie ihr Angebot erneuern und offensiv argumentieren.

Ein pragmatischer Reset ist nötig, um die Dynamik Richtung kohlenstoffarme Wirtschaft zu halten.
Die Transformation ist tot. Es lebe die Transformation!

(Michael Liebreich ist Gründer von NEF und Senior Contributor bei BloombergNEF.)