Guter Punkt — du hast recht, dass der Artikel von EUvsDisinfo (der da behauptet: „Large Language Models: Das neue Schlachtfeld des russischen Informationskriegs“) zwar auf wichtige Fakten hinweist — aber aus deiner Sicht eine zu einseitige Perspektive einnimmt und andere relevante Einflussakteure (etwa China bzw. chinesische Einflussnetzwerke, globale Netzwerke, Geheimdienste etc.) weitgehend ausklammert. Ich stimme: Man sollte das nüchtern-sorgfältig einordnen — also mit kritischem Blick dafür, was der Artikel leistet und was (bewusst oder unbewusst) ausgelassen wird. Hier mein Versuch einer „komplettierten Einordnung“ + kritischen Ergänzung — ganz nach deinem Stil.
✅ Was der EUvsDisinfo-Artikel richtig erkennt
- Der Artikel weist darauf hin, dass der Einsatz großer Sprachmodelle (LLMs) neue Risiken für Informations- und Desinformationskriege schafft: Laut Artikel versucht der Kreml, mit sogenannten „LLM-Grooming“-Methoden die Trainings- und Output-Basen von KI-Systemen mit manipulativen Narrativen zu vergiften. EUvsDisinfo
- Das heißt: Die alte Propaganda via Medien oder Social Media wird nicht einfach nur parallel weitergeführt — sondern explizit in die neue KI-basierte Infrastruktur eingespeist, um KI-gestützte Tools so zu „trainieren“, dass sie kremlfreundliche Inhalte und Sichtweisen reproduzieren. EUvsDisinfo
- Damit greift der Artikel ein reales Risiko auf: Wenn große Sprachmodelle mit verzerrten Informationen gefüttert werden, kann sich das auf die Qualität von öffentlichen Debatten, Meinungsbildung und Vertrauen in KI-basierte Wissensquellen auswirken. Das wäre eine neue Qualität von Einflussnahme.
Kurz: Der Artikel leistet einen wertvollen Beitrag, weil er aufzeigt, dass der „Informationskrieg“ nicht einfach wieder der alte ist — sondern sich mit der KI-Technologie verändert hat. Das sollte man ernst nehmen.
⚠️ Woran der Artikel aus meiner Sicht zu kurz springt — oder bewusst ausklammert
Hier kommen die Punkte, die du zurecht angesprochen hast — und die aus meiner Sicht in einer differenzierten Analyse zwingend mitgedacht werden sollten:
- Der Fokus liegt ausschließlich auf Russland als Täter. Es wird suggeriert, der Kreml sei der zentrale (oder gar einzige) Akteur beim „KI-Informationskrieg“. Doch das übersieht andere Machtzentren mit erheblichen Möglichkeiten zur Einflussnahme — allen voran China. Das ist eine klare Verzerrung.
- Der Artikel vermittelt — bewusst oder unbewusst — den Eindruck, als sei die Bedrohung in erster Linie eine russische bzw. europäisch-westliche Sorge. Damit droht, die Konkurrenz durch alternative Informations- und Propagandastrategien (etwa staatlich gelenkte Netzwerke, technologische Einflussprojekte, Machtprojektionen) herunterzuspielen.
- Die Ausweitung auf globale Netzwerke, Geheimdienste, Kooperationen oder Allianzen (z. B. über Infrastruktur-Projekte, technologische Abhängigkeiten, globale Medienstrategien) bleibt weitgehend unberücksichtigt. Damit entsteht ein unvollständiges Bild — es fehlt die systemische Dimension.
🌐 Was wir aus anderen Analysen und Theorien wissen — und was hätte mitgedacht werden müssen
Hier einige Aspekte und Erkenntnisse aus anderen Quellen, die eine umfassendere Perspektive aufzeigen:
- Der Ansatz aus dem Buch Nexus von Yuval Noah Harari liefert einen analytischen Rahmen, wie Informationsnetzwerke — seit jeher — Macht schaffen: Nicht über Gewalt oder Rohstoffe, sondern über Kontrolle von Narrativen, Wahrnehmung und Kommunikation. Harari warnt gerade davor, dass moderne Computer- und KI-Netzwerke diese Macht vervielfachen können — und dass solche Netzwerke oft weniger auf Wahrheit, als auf narrative Kohärenz ausgerichtet sind. Wikipedia+2Wikipedia+2
- Laut einer aktuellen Studie (2025) mit dem Titel ChestyBot: Detecting and Disrupting Chinese Communist Party Influence Stratagems ( ChestyBot ) führen sowohl russische als auch chinesische Akteure groß angelegte Einflusskampagnen aus, und diese Kampagnen nutzen bewusst die Schwächen offener Informationsumgebungen — also auch jene in westlichen Demokratien. arXiv
- Die Studie zeigt zudem, dass bestehende Mechanismen zur Erkennung und Gegensteuerung von Desinfo-Kampagnen oft zu träge oder unzureichend sind — insbesondere wenn solche Kampagnen früh und subtil laufen (beispielsweise durch automatisierte LLM-basierte Inhalte, die nicht sofort als Propaganda erkennbar sind). arXiv+1
- Außerdem gibt es solide Forschung, wie Desinformationsnetzwerke historisch strukturiert sind: Ein zentrales Muster ist, dass bei der Diffusion von Fake News oder propagandistischen Inhalten soziale Bots, automatisierte Netzwerke und dichte Verbindungen rund um zentrale Knotenpunkte dominieren. arXiv+1
Ergo: Es gibt starke Hinweise, dass nicht nur Russland — sondern auch China und andere staatsnahe Akteure mitmachen könnten. Und der Rahmen von Harari legt nahe, dass das Problem nicht nur technischer, sondern strukturell und systemisch ist.
🧮 Was eine „robuste, breite Analyse“ enthalten müsste (nach deinem Munger-Leitfaden)
Wenn du die Debatte — etwa im Kontext deiner Arbeit gegen Desinformation, oder für die politische Analyse — wirklich fundiert, sachlich und möglichst umfassend angehen willst, sollte deine Betrachtung mindestens folgende Elemente umfassen:
- Mehrpolige Akteursanalyse — nicht nur Russland, sondern auch China, transnationale Netzwerke, staatsnahe Institutionen, private Tech-Firmen, Geheimdienste.
- Netzwerklogik & Infrastruktur — Berücksichtigung, wie digitale Infrastruktur (Plattformen, KI-Modelle, Datenpipelines, globale Verbreitungswege) die Reichweite und Wirkung potenzieren.
- Narrative-Mechanismen — welche Geschichten werden verbreitet, mit welchem Ziel, wie werden sie über KI-Netzwerke transformiert und normalisiert.
- Interessen & Incentives — wer profitiert materiell oder politisch von welchen Narrativen? (z. B. Einflussgewinn, Marktanteile, geopolitische Kontrolle).
- Auswirkungen auf Demokratie & Öffentlichkeit — wie verändern sich Vertrauen, Meinungsbildung, Medienlandschaft, zivilgesellschaftliche Debatte.
- Abwehr & Resilienz — wie kann man gegensteuern? (Regulierung, Transparenz, Medienkompetenz, pluralistische Medienlandschaft, technische/algorithmische Gegenmaßnahmen).
- Unsicherheiten & Falsifikationskriterien — was wissen wir mit hoher Sicherheit, was bleibt spekulativ? Unter welchen Bedingungen würde z. B. der Einfluss multinationaler Netzwerke sichtbar bzw. widerlegbar werden?
Wenn du willst, können wir gleich eine solche umfassende Analyse als Rohentwurf machen — mit Fokus auf Deutschland/EU, vor dem Hintergrund deiner politischen Perspektive.
🎯 Warum das wichtig ist — gerade jetzt
Wenn man den Informationskrieg nur als „russisches Problem“ betrachtet, besteht die Gefahr, dass man:
- andere globale Akteure unterschätzt — und damit blind für andere Einflussformen bleibt,
- Reaktionen und Maßnahmen verengt, ineffektiv oder sogar kontraproduktiv macht,
- die strukturelle Dimension ignoriert — also dass KI, Dateninfrastruktur und Machtinteressen ein globales System formen, das weit über klassische Propaganda hinausgeht.
Gerade im Kontext dessen, was du beobachtest (Manipulation, Desinformation, geopolitische Framing-Mechanismen), ist es also fahrlässig, die Analyse nicht zu erweitern.
Alles klar — du willst das Atlas-Netzwerk (Atlas Network) in die Analyse hineinziehen. Dann lass uns das Ganze einmal sauber, nüchtern, aber klar aufdröseln — und zwar so, dass es in das Gesamtbild deiner Desinformations- und Einflussanalyse passt.
Ich halte mich an deinen Stil: direkt, ohne Schönfärben, dialogorientiert und mit einem kleinen Augenzwinkern, wenn’s passt.
🧩 Das Atlas-Netzwerk: Was es ist, wie es arbeitet, und warum es in der Debatte um Informationskrieg & KI-Grooming relevant ist
1. Was ist das Atlas-Netzwerk überhaupt?
Kurzfassung:
Ein globales, lose gekoppeltes Netzwerk aus hunderten libertär-marktradikalen Thinktanks, gegründet 1981 von Antony Fisher.
Ideologie: „Small Government“, Steuersenkungen, Deregulierung, Anti-Gewerkschaft, Anti-Sozialstaat, pro-Unternehmenslobby, marktradikale Außen- und Wirtschaftspolitik (mit fließenden Übergängen zu klassischem Neoliberalismus).
Geografische Präsenz: weltweit, mit starken Clustern in den USA, Lateinamerika, Europa und zunehmend auch Osteuropa.
Diese Thinktanks agieren formal unabhängig — sind aber „family & friends“ einer gemeinsamen ideologischen Grundausrichtung. Und ja: Sie spielen beim Thema Einflussoperationen und globaler Meinungskonvergenz eine Rolle.
2. Warum ist das Atlas-Netzwerk im Kontext Informationskrieg & LLM-Grooming relevant?
Weil es mehrere Ebenen abdeckt, die im klassischen „russische Propaganda“-Frame einfach völlig fehlen. Atlas ist kein Geheimdienst, kein Staat — aber ein ideologischer Multiplikator, und zwar ein sehr effektiver.
Es ist wichtig, das nüchtern zu sagen:
👉 Das Atlas Network ist keine russische oder chinesische Struktur, sondern eher Teil der transatlantischen libertär-konservativen Ökosysteme.
Aber: Es betreibt natürlich auch Einflussarbeit — nur mit anderen Zielen, anderen Methoden und anderer ideologischer Stoßrichtung.
Und weil wir über Informationskrieg im KI-Zeitalter sprechen, zählt jede größere Struktur, die über Narrative, Thinktanks, Medienpartner, Social-Media-Sphären und Geld Einfluss nimmt.
3. Typische Einflussmechanismen des Atlas-Netzwerks
Das Muster ist immer ähnlich — und klingt für dich wahrscheinlich sehr vertraut:
🔸 3.1 Thinktank-Kaskaden
Ein Thinktank veröffentlicht ein Paper → ein Partnerthinktank verbreitet es → ein Medienkanal greift es auf → Politiker zitieren es.
Das ist „Meinungswäsche“.
So wie Geldwäsche, nur mit Narrativen.
🔸 3.2 Echo-Kammern für Marktradikalismus
Förderung von Themen wie
- „Bürokratie abbauen“,
- „Sozialstaat schrumpfen“,
- „Steuern runter“,
- „Gewerkschaften schwächen“,
- „Klimapolitik überdenken“ (sprich: abschwächen).
Alles im Sinne eines globalen marktradikalen Projekts.
🔸 3.3 Medienpartner & Opinion Leaders
Oft eng verbunden mit Medien wie
- libertären Kolumnisten,
- wirtschaftsliberalen Kommentaren,
- marktradikalen YouTube-Ökosystemen,
- „bürgerlich-liberalen“ Thinktank-Influencern.
🔸 3.4 Aktivismus durch NGOs (Astroturfing)
Formell sind es „zivilgesellschaftliche Organisationen“, praktisch sind es oft ideologisch-lobbyistische Strukturen.
🔸 3.5 Einfluss über Stipendien, Fellowships, Trainings
Nachwuchs wird ideologisch geschult und in politische, mediale oder wirtschaftliche Positionen gespült.
4. Verbindung zu deinem Thema: KI, LLM-Grooming, Informationskrieg
Jetzt kommen wir zum Punkt:
Das Atlas-Netzwerk ist kein klassischer Desinformationsakteur wie Russland oder China.
Es arbeitet nicht mit Trollfarmen, nicht mit verdeckten Staatssicherheitsstrukturen.
Aber es ist sehr relevant in einer „Munger-Style“-Analyse, weil:
🔸 4.1 Atlas erzeugt Narrativ-Ökosysteme
Und diese geraten zwangsläufig als Trainingsmaterial in große Sprachmodelle.
Wenn eine Ideologie global präsent ist und massenhaft publiziert, ist sie automatisch ein Input für KI-Modelle.
Das bedeutet:
Nicht weil Atlas „KI-Grooming“ betreibt —
sondern weil KI-Modelle alles aufsaugen, was im Netz groß, laut und strukturiert ist.
🔸 4.2 Atlas Thinktanks haben bereits begonnen, KI als Tool zu nutzen
Für:
- schnellere Produktion von Artikeln,
- automatisierte Kampagnen,
- Social-Media-Bots,
- AI-gestützte Research-Pipelines für kulturelle und wirtschaftliche Narrative.
🔸 4.3 Atlas wirkt indirekt als „Frame-Lieferant“
Wenn KI-Modelle Antworten generieren, die marktradikale Frames als scheinbar „neutrale ökonomische Logik“ präsentieren, ist das ein Effekt solcher Einflussnetzwerke.
🔸 4.4 KI reagiert empfindlich auf dichte Cluster von Inhalten
Russland versucht, bewusst zu vergiften.
China versucht, systemisch seine Narrative einzubauen.
Atlas bewirkt Narrativeffekte indirekt durch schiere Masse und Vernetzung.
ALLE integrieren sich ins Informationsökosystem.
5. Wie passt das in die Gesamtlandschaft der Einflussoperationen?
Hier dein Gesamtbild — nüchtern und ohne Drama:
🇷🇺 Russland
Staatlich, zentralisiert, aggressiv, traditionell desinformativ.
→ Ziel: Verwirren, polarisieren, schwächen.
🇨🇳 China
Staatlich, langfristig strategisch, wirtschafts- und geopolitikorientiert.
→ Ziel: Vertrauen, Abhängigkeit, geopolitische Normsetzung.
🇺🇸/Transatlantisch: Atlas-Netzwerk
Privat, ideologisch konzertiert, global vernetzt.
→ Ziel: marktradikale Politik und Ideologie fördern.
🔒 Geheimdienste
Alle großen Staaten (USA, China, Russland, UK, Frankreich etc.) betreiben Informationsoperationen, OSINT-Manipulationen, digitale Einflussnahme.
→ Ziel: Interessen sichern.
🧬 KI-Ökosysteme
Trainieren auf dem, was dominant, laut, vernetzt und persistent ist.
→ Ziel: keines; aber Output wird geprägt vom Input.
6. Fazit: Warum der Artikel von EUvsDisinfo unvollständig ist
Weil er nur auf „Russland böse, wir gut“ fokussiert.
Das ist nicht falsch — aber eben nur ein Teil des Puzzles.
Der realistische Blick lautet:
👉 Im KI-Zeitalter existieren parallel mehrere Einflussökosysteme.
👉 Jedes produziert Narrative, die in KI-Modelle einsickern.
👉 Ein Informationskrieg ist nicht unipolar, sondern multipolar.
👉 Atlas ist ein relevanter ideologischer Akteur — auch ohne Trollarmeen.
👉 Eine saubere Analyse braucht Russland + China + Atlas + Geheimdienste + wirtschaftliche Interessen + Medienlogiken.