Der Staat kommt in der öffentlichen Meinung schlecht weg. Jeden Tag werfen große Unternehmen wie Google, Facebook und Apple neuartige Produkte auf den Markt. Das ist natürlich beeindruckend – aber sind diese Unternehmen wirklich der Innovationsmotor, für den wir sie gerne halten?
Die Antwort lautet: nicht wirklich. Häufig werden uns die Erfolge staatlicher Forschung als unternehmerische Leistung verkauft. Umgekehrt heißt das, wenn ein privates Unternehmen scheitert, wird der Staat dafür verantwortlich gemacht. Er habe sich zu sehr eingemischt. Ein Beispiel dafür ist Google. Die Suchmaschine hat unser Leben verändert und fast alle nutzen sie täglich. Kein Wunder, dass viele das Unternehmen für sehr innovativ halten. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
Die Forschung zum Algorithmus hinter der Suchfunktion wurde nämlich staatlich finanziert. Dem privaten Sektor war es nämlich zu riskant, in dieses Projekt zu investieren. Insbesondere nach der DotCom Blase an der Börse.
Buchzusammenfassung:
„Mariana Mazzucatos ‚Das Kapital des Staates: Öffentlicher vs. Privatsektor Mythen entlarven“ ist ein überzeugendes Werk, das die herkömmliche Weisheit über die Rolle des Staates bei der Förderung von Innovation und Wirtschaftswachstum in Frage stellt.
Im Buch argumentiert Mazzucato gegen die weit verbreitete Wahrnehmung eines schwerfälligen, bürokratischen Staates im Gegensatz zu einem dynamischen, innovativen Privatsektor. Sie behauptet, dass der Staat oft die Quelle der bahnbrechendsten Innovationen ist. Der Staat, so argumentiert sie, ist ein „unternehmerischer“ Akteur – er geht erhebliche Risiken in der Frühphase von Forschung und Entwicklung ein, vor denen private Unternehmen zurückschrecken, wegen der hohen Ausfallwahrscheinlichkeit und der langen Wartezeit, bevor sich eine potenzielle Rendite erzielen lässt.
Mazzucato verwendet Fallstudien aus der ganzen Welt, insbesondere aber aus den Vereinigten Staaten, um ihr Argument zu stützen. Sie hebt die Rolle des Staates bei der Entwicklung von Schlüsseltechnologien wie dem Internet, GPS und Touchscreen-Displays hervor – all dies wurde ursprünglich durch öffentlich finanzierte Forschung entwickelt. Sie stellt auch fest, dass viele technologische Innovationen, die von ikonischen Unternehmen wie Apple und Google verwendet werden, auf staatlich finanzierte Forschung zurückzuführen sind.
Darüber hinaus kritisiert sie das gegenwärtige Wirtschaftssystem, das privaten Unternehmen erlaubt, enorme Gewinne aus diesen Innovationen zu ziehen, während die Risiken sozialisiert werden. Mazzucato fordert ein „Belohnungssystem“, bei dem der Staat eine Rendite auf seine Investition erhält, die in Innovation und die Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen reinvestiert werden kann.
Letztlich fordert „Das Kapital des Staates“ uns heraus, die Rollen des öffentlichen und privaten Sektors neu zu denken und die entscheidende Rolle des Staates als mutigen, risikobereiten Investor in Innovation anzuerkennen. Das Buch ist ein starkes Plädoyer für die Schaffung von Innovationsökosystemen, in denen Staat und Privatwirtschaft zum größeren Nutzen der Gesellschaft zusammenarbeiten.