Selbstbetrachtungen Marc Aurel

„Nichts Elenderes als ein Mensch, der alles wie im Kreise durchläuft, die Tiefen der Erde ergründen will, wie Pindar sagt, der um alles und jedes sich kümmert, auch um das, woran sonst niemand denkt, der nicht aufhört über die Vorgänge in der Seele des Nächsten seine Gedanken zu machen und nicht begreifen mag, daß es genug ist, für den Gott in der eignen Brust zu leben und ihm zu dienen, wie sich´s gebührt.  Das aber ist sein Dienst:  ihn rein zu erhalten von Leidenschaft von Unbesonnenheit und von Unlust über das, was von Göttern und Menschen geschieht. 

Denn die Handlungen der Götter zu ehren, gebietet die Tugend, und mit denen der Menschen sich zu befreunden die Gleichheit der Abkunft, obwohl die letzteren allerdings auch zuweilen etwas Klägliches haben, weil soviele nicht wissen, was Güter und was Übel sind, — ­eine Blindheit, nicht geringer als die, wenn man Schwarz und Weiß nicht unterscheiden kann.

Auszug aus
Selbstbetrachtungen
Marcus Aurelius Augustinus
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