Energiewende Prozesseffizienz vs Systemeffizienz und verkleinerung des Energiesystems!

Die Kritik von Prof. Robert Schlügel bezieht sich auf ein fundamentales Missverständnis in der Energiewende: Statt uns auf Prozesseffizienz zu konzentrieren, sollten wir den Fokus auf Systemeffizienz legen. Prozesseffizienz bezieht sich auf die Effizienz einzelner Komponenten oder Schritte innerhalb eines Systems, wie beispielsweise die Effizienz einer einzelnen Maschine oder eines Prozesses. Systemeffizienz hingegen betrachtet das gesamte Energiesystem als Ganzes und optimiert es unter Berücksichtigung aller Wechselwirkungen und Synergien.

Ein zentrales Argument ist, dass das Abregeln oder “Verschwenden” von überschüssiger erneuerbarer Energie nicht unbedingt negativ ist. In einem System mit reichlich verfügbarer erneuerbarer Energie ist es sinnvoller, die Energieproduktion zu maximieren und Überschüsse in Kauf zu nehmen, anstatt die Produktion strikt an den aktuellen Bedarf anzupassen. Dieses Prinzip lässt sich mit der Photosynthese vergleichen: Pflanzen nutzen Sonnenenergie sehr ineffizient, aber da die Sonne ein Übermaß an Energie liefert, ist die geringe Effizienz kein Problem für das Wachstum der Pflanzen.

Durch die Fokussierung auf Systemeffizienz können wir flexible und robuste Energiesysteme entwickeln, die weniger anfällig für Schwankungen sind. Überschüssige Energie kann genutzt werden, um Sektorenkopplung zu fördern, etwa durch die Produktion von grünem Wasserstoff oder die Speicherung in Batteriesystemen. Anstatt jede Kilowattstunde zu optimieren, sollten wir das Gesamtsystem so gestalten, dass es nachhaltig, zuverlässig und anpassungsfähig ist.

Tony Seba und Dr. Hermann Scheer vertreten ähnliche Ansichten. Tony Seba betont in seinen Arbeiten, dass technologische Disruptionen oft durch Überfluss und niedrige Kosten getrieben werden, was bei erneuerbaren Energien der Fall ist. Dr. Hermann Scheer argumentierte in seiner “Solarstrategie”, dass die Sonne als nahezu unerschöpfliche Energiequelle genutzt werden sollte, ohne sich zu sehr auf die Effizienz einzelner Prozesse zu fixieren.

Letztlich ist genügend erneuerbare Energie aus Sonne und Wind vorhanden, um den globalen Energiebedarf zu decken. Der Schlüssel liegt darin, unser Energiesystem so zu gestalten, dass es diese Ressourcen optimal nutzt, auch wenn dies bedeutet, gelegentliche Überschüsse zu akzeptieren. Durch eine systemische Herangehensweise können wir die Energiewende effektiver und schneller vorantreiben.