#Insider: Warum CHINA die deutsche Autoindustrie NICHT zerstören KANN Carmaniac

Ausführliche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus dem Gespräch

Das Video bzw. Gespräch dreht sich in erster Linie um zwei große Themenkomplexe:

  1. Die chinesische Automobilindustrie (insbesondere Elektroautos) und ihr Vergleich zu Deutschland
  2. Das Leben und Arbeiten in China – insbesondere aus der Sicht eines europäischen Designers, der in Peking lebt.

1. China und die Elektromobilität

  • Schnelle Entwicklung chinesischer Hersteller
    China hat in wenigen Jahren ganze Automobilmarken aus dem Boden gestampft. Beispiel: Li Auto (Gegründet von Li Xiang), die innerhalb kürzester Zeit fertige Elektro- bzw. Range-Extender-Fahrzeuge auf den Markt gebracht haben. Europäische Hersteller brauchen oft deutlich länger für ein einziges neues Modell.
  • Elektromobilität ist in China „gesetzt“
    Während in Deutschland noch über Verbrenner, E-Fuels oder Wasserstoff gestritten wird, ist in China der Weg zum E-Auto längst klar. Der Staat fördert E-Mobilität massiv, baut Lade-Infrastruktur in rasantem Tempo aus und setzt auf erneuerbare Energien. Die Regierung hat große Klimaziele, unter anderem sehr früh eine CO₂-Neutralität zu erreichen.
  • Gründe für die Überlegenheit oder den Vorsprung
    1. Staatsförderung: In China gibt es umfangreiche Subventionen und klare Richtungsentscheidungen („Wir wollen elektrisch“).
    2. Marktgröße und Konkurrenzdruck: Der chinesische Markt ist riesig. Es existieren Dutzende Elektroauto-Marken, die sich gegenseitig zu immer besseren Produkten antreiben.
    3. Technologie-Affinität: Chinesische Verbraucher*innen legen großen Wert auf Konnektivität, Software und neueste Features. Chinesische E-Autos sind daher sehr digital (Sprachsteuerung, KI, autonomes Fahren etc.).
  • Zölle und Konkurrenz in Europa
    Oft wird in Europa diskutiert, ob Zölle helfen, chinesische Fahrzeuge „draußen zu halten“. Im Gespräch wird aber betont: Zölle nützen auf Dauer niemandem. Sie verzögern nur Innovationen, weil sie den eigenen Herstellern weniger Konkurrenzdruck machen. Deutsche Konzerne (VW, BMW, Audi etc.) investieren ohnehin in China oder kooperieren mit chinesischen Zulieferern, um an moderne E-Plattformen zu kommen.
  • Warum deutsche Hersteller in China Kunden verlieren
    Vor allem der Prestige-Aspekt hat sich gewandelt:
    • In China galt ein deutsches Auto (z.B. Porsche Taycan) lange als Luxus- und Statussymbol.
    • Mittlerweile gibt es chinesische Premium-Elektroautos, die (aus Sicht der chinesischen Kundschaft) technisch mindestens gleichwertig oder sogar weiter sind (vor allem bei Software, KI, Infotainment).
    • Gleichzeitig sind sie oft günstiger oder sie haben Features (Schnellladen, Autopilot-Funktionen), die hochmodern sind.
    • Chinesische Käufer*innen sind extrem technikorientiert und fragen: „Warum so viel mehr zahlen, wenn es ein eigenes Produkt gibt, das neue Technik, vielleicht bessere Konnektivität und mehr Fahrassistenz bietet?“
  • Kein plötzlicher „Überroll-Effekt“ in Europa
    In Europa sind viele Kund*innen sehr markentreu („Weshalb sollte ich statt Porsche plötzlich eine chinesische Marke kaufen?“). Wer etwa einen Taycan möchte, kauft meistens nicht den „Billig-Equivalent“, sondern weiterhin das deutsche Premiumprodukt – allein schon wegen des Markennamens und der Tradition. Deshalb ist im Gespräch die Einschätzung, dass die chinesischen Marken in Europa nicht „auf einen Schlag“ den Markt erobern.

2. Arbeiten und Leben in China

  • Arbeitsbedingungen in chinesischen E-Auto-Unternehmen
    • Die Erzählung aus erster Hand (Chefdesigner bei Li Auto) widerspricht dem Bild, dass alle Arbeiter „für 200 Euro im Monat 90 Stunden die Woche schuften“.
    • Die Firma Li Auto beispielsweise zahlt teils vergleichbare Gehälter wie europäische Unternehmen, teilweise sogar besser (insbesondere für begehrte Fachkräfte, z.B. Designer, Ingenieure).
    • Zwar haben viele Beschäftigte in China weniger Urlaub (z.B. 5 bezahlte Urlaubstage in den ersten 5 Jahren), aber es gibt große Feiertagsblöcke (z.B. Chinesisches Neujahr, Golden Week).
    • Laut Ben wird nicht unbedingt mehr, sondern „effizienter“ gearbeitet: Weniger Hierarchie, schnellere Entscheidungen, großer Fokus auf das Produkt.
  • Aufstiegschancen
    In China herrscht allgemein die Mentalität, dass man es bei viel Einsatz vom „kleinen Arbeiter“ zum „Boss“ bringen kann. Die Gesellschaft ist (aus Sicht vieler Chines*innen) durchlässiger – es gibt etliche Beispiele von rasantem Aufstieg, was ein starker Anreiz zum Arbeiten ist.
  • Gesellschaftliche Offenheit und Kultur
    • Chinesische Menschen sind (so die Erfahrung) meist sehr aufgeschlossen gegenüber westlicher Kultur, kennen viele deutsche/europäische Geschichten, Filme, Marken.
    • Rassismus äußert sich im Alltag in China anders: Häufig werden westliche Besucher*innen „Laowai“ (老外, „Ausländer“) genannt, aber ohne negative Absicht. Umgekehrt gibt es Klischees, doch oft eher scherzhaft ohne bösen Unterton.
    • Die Hilfsbereitschaft im Alltag gilt als hoch, man fühlt sich sicher; Kleinkriminalität (Diebstahl) ist deutlich geringer als beispielsweise in manchen europäischen Großstädten.
  • Enteignung & „Vertreibung älterer Leute“
    Ein häufiges Vorurteil besagt, dass alteingesessene Bewohner von Grundstücken brutal enteignet werden, um Hochhäuser zu bauen. Tatsächlich (laut Bens Aussage) bekommen solche Menschen für ihre alten Häuser gleichwertige oder oft sogar größere Wohnungen im Neubau. Während der Bauzeit sollen sie kostenlos in eine Ersatzwohnung ziehen können.
  • Corona-Zeit in Peking
    • Während in Europa (z.B. Deutschland) lange Lockdowns herrschten, lief das Leben in Peking relativ normal weiter (Clubs, Restaurants geöffnet), da die Stadt sehr strenge Testregeln hatte und Infektionen so stark eingedämmt wurden.
    • In anderen chinesischen Städten (z.B. Shanghai) war das Covid-Management jedoch lockerer und teils chaotischer, weshalb es dort lange Lockdowns gab. China ist also kein monolithischer Block, sondern die Städte regeln Vieles selbst.

3. Fazit & Ausblick

  • Kein unmittelbarer Untergang der deutschen Hersteller
    Trotz markanter Schlagzeilen (etwa „China überrollt Deutschland“) ist die Einschätzung, dass deutsche Marken hierzulande nicht plötzlich aussterben. Zu groß ist die hiesige Markenbindung, und chinesische Marken sind (noch) nicht massenhaft auf Europas Straßen präsent.
  • Zukunft: Divergierende Märkte
    In China werden Modelle gebraucht, die auf Konnektivität, viel Software, KI und digitale Services setzen. In Europa bleiben Fahrdynamik, Premium-Feeling und konservativeres Design wichtig. Hersteller müssen künftig mehr „maßgeschneiderte Autos“ pro Markt bauen.
  • Offenheit und gegenseitige Wertschätzung
    Das Gespräch will deutlich machen, dass China keineswegs nur „Billigprodukte“ und „fragwürdige Arbeitsbedingungen“ bietet. Im Gegenteil: Viele Menschen haben dort enorme Aufstiegschancen und sind stark an Technologie und Qualität interessiert.
    Gleichzeitig kann man gegenseitig voneinander profitieren – Kooperationen (VW mit chinesischen Zulieferern, BMW mit Joint Ventures usw.) sind längst Realität.
  • Hauptgrund für chinesische Erfolge
    Statt „böser Plan“ steht eher die Effizienz, der große Binnenmarkt, die Tech-Affinität und die staatliche Förderung im Vordergrund. Nicht das Ziel „Europa zu überrollen“ – sondern primär Produkte zu bauen, die im Heimatmarkt (1,4 Milliarden Menschen) erfolgreich sind.
  • Der persönliche Blick des Designers
    Ben, ehemaliger Porsche-Designer, fühlt sich in China sehr wohl. Er lobt sowohl die Arbeitskultur (direkte Entscheidungswege, schnelles Umsetzen von Ideen) als auch die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen im Alltag. Er betont aber auch, dass nicht alles perfekt ist und es sehr wohl Herausforderungen und Schattenseiten gibt.

Insgesamt vermittelt das Gespräch ein wesentlich nuancierteres Bild von China – sowohl was die Menschen dort betrifft als auch die Arbeitsweise von chinesischen E-Auto-Firmen. Die Kernaussage: „China ist nicht einfach nur billig und will Europa zerstören. Sie sind technisch extrem fortschrittlich, hoch motiviert und bauen Produkte, die sich an ihren heimischen Markt anpassen. Deutsche Hersteller sind noch gut aufgestellt, weil sie in Europa eine andere Kundenstruktur bedienen. Dennoch sollte Europa den Wettbewerb ernst nehmen und seine Produkte weiter verbessern – insbesondere bei Software, Ladegeschwindigkeit, KI-Funktionen und Gesamt-User-Experience.“