KI Faktencheck – Rhamstorf 10 Years Since the Paris Agreement: What do the climate data show?

eine strukturierte Analyse des Vortrags von Prof. Stefan Rahmstorf und dem darauffolgenden Beitrag von Sita Yurbovich (UN Tourism) auf der ITB Berlin:


🔍 Inhaltsanalyse & Rhetorik: Stefan Rahmstorf

🌡️ Zentrale Aussagen

  • Der anthropogene Klimawandel ist wissenschaftlich gesichert.
  • Klimahistorie: Erwähnung von Humboldt, Fourier, Arrhenius.
  • CO₂ als dominanter Klimatreiber – seit dem 19. Jh. bekannt.
  • 2023/2024: Durchschnittstemperaturen bereits über 1,5 °C.
  • Folgen: Extremwetter, Meeresspiegelanstieg, Dürren, Brände.
  • „Gobs mingly bananas“: Humor gegen Klimaangst eingesetzt.

🧠 Rhetorische Mittel

  • Autoritätsargument: Historische Wissenschaftler werden zitiert (Fourier, Humboldt, Arrhenius).
  • Wissenschaftliche Überwältigung: Dichte Präsentation an Fakten und Grafiken, kaum emotionale Pausen.
  • Visualisierung extremer Ereignisse: Valencia-Hitze, Fluten, Todeszahlen 2003 vs. COVID.
  • Cherry Picking entlarven: Fossile Lobby wird beschuldigt, Daten gezielt zu verdrehen.

🧩 Was fehlt / mögliche Schwächen

  • Kein Wort zu Klimagerechtigkeit oder globaler Ungleichheit.
  • Keine konkreten Maßnahmenempfehlungen jenseits „Net Zero“.
  • Technologische Lösungsansätze wie CO₂-Entnahme, Anpassungstechnologien oder negative Emissionen nicht erwähnt.
  • Keine geopolitische Kontextualisierung (China, USA, Russland, Fossilwirtschaft).
  • Keine Differenzierung von Industrie-/Strom-/Verkehrssektoren.
  • Frage der Umsetzung bleibt offen: Wer bezahlt, wer profitiert?

🧠 Psychologische Strategie

  • Kombiniert Alarmismus mit nüchternem Wissenschaftsethos.
  • Kein klassisches moralisches Framing („wir sind schuld“), sondern: „Die Faktenlage ist klar, also handeln!“

🌍 Zweite Hälfte: UN Tourism – Sita Yurbovich

🧩 Kernaussagen

  • Tourismus wird bisher zu wenig als klimapolitischer Akteur behandelt, obwohl er betroffen ist (Fluten, Hitze, Zerstörung).
  • Baku-Erklärung (COP 29): 62 Staaten unterschrieben Maßnahmenplan.
  • Glasgow Declaration: 910 Organisationen, davon 400 mit Klimaplänen.
  • Betonung auf Dekarbonisierung, Effizienz, Zusammenarbeit & Finanzierung.
  • Großunternehmen schreiten voran, KMU brauchen Hilfe.
  • Call to Action: „Schließt euch an – keine Konkurrenz, sondern Zusammenarbeit“.

🔧 Rhetorik & Strategie

  • Versöhnlich, inklusiv, zukunftsgerichtet.
  • „Nicht Schuldzuweisung, sondern Zusammenarbeit.“
  • Wirtschaftliches Framing: „Dekarbonisierung ist auch Wettbewerbsvorteil“.
  • Nennung von BlackRock (!) als Naturinvestor = Versuch, Kapitalinteressen ins Boot zu holen.
  • Wissenschaft als Anker der Legitimität: Prof. Rahmstorf als „door opener“ für politischen Diskurs.

🎯 Was fehlt oder auffällig ist

  • Keine genaue Bilanz des Flugverkehrs oder Tourismus-Emissionen (meist >8%).
  • Keine Sanktionen oder regulatorischen Hebel, alles freiwillig.
  • Kein Fokus auf Global South, keine Differenzierung der Bedürfnisse.
  • Öffentliche Reisetätigkeit bleibt tabu – kein Appell zur Reduktion.
  • Geopolitik fehlt erneut – z. B. China-Tourismus, Klimakompensation, Externalisierung.

🧩 Mögliche politische Richtung & Einflussnetzwerke

  • Prof. Rahmstorf:
    • Klar dem IPCC-nahen, wissenschaftsbasierten Mainstream zuzuordnen.
    • Gegner: Fossil-Lobby, Desinformationskampagnen.
    • Nähe zu PIK (Potsdam Institut), Scientists for Future.
  • Sita Yurbovich / UN Tourism:
    • UN-nah, multilaterale Strukturen, auf Konsens bedacht.
    • Zielt auf öffentlich-private Partnerschaften (PPP), inkl. Finanzakteure.
    • BlackRock-Nennung lässt vermuten: Offenheit für grüne Finanzmarktlogik.

🎭 Wem dient das Narrativ? Wer profitiert?

NarrativbestandteilProfiteur(e)
Net Zero, CO₂ als HauptzielErneuerbare-Industrie, Carbon Markets
Dekarbonisierung als WettbewerbGroßunternehmen, Tourismuskonzerne
Klimafolgen drohen touristischer InfrastrukturKüstenschutz-, Bau-, Versicherungsindustrie
Wissenschaft als einzig legitime QuelleWissenschaftsinstitutionen, IPCC, Thinktanks
BlackRock investiert in NaturESG-Investmentfonds, Kapitalmärkte

🌸 Gegennarrativ-Blume (Satirisch-ernst, mit Rebuttals)

Kernnarrativ:
„Nur durch sofortige Emissionssenkungen können wir die Katastrophe verhindern.“

Blütenblätter (Rebuttals, diverse Töne):

  1. Faktenbasiert:
    „Ja, aber CO₂ ist nicht der einzige Hebel – Landnutzung, Methan, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft fehlen oft.“
  2. Systemisch:
    „Dekarbonisierung ohne Machtanalyse ist Augenwischerei. Wer profitiert vom Green Capitalism, wer verliert?“
  3. Satirisch:
    „Lasst uns die Erde umbenennen in Oceania 2.0 – solange wir eh nur noch Resorts aufbauen, die nicht absaufen.“
  4. Politisch:
    „Ein UN-Deklarationsmarathon ersetzt keine faire CO₂-Steuer oder Handelsverbot für fossile Güter.“
  5. Menschenzentriert:
    „Tourismus muss nicht sterben – aber vielleicht weniger oft First Class nach Bali.“
  6. Realistisch:
    „Klimaanpassung braucht mehr als CO₂-Kurven – nämlich neue Strukturen für Ernährung, Energie, Mobilität.“
  7. Empathisch:
    „Wir können nur gemeinsam handeln, wenn die Ängste der Bevölkerung ernst genommen und sozial ausgeglichen werden.“

🎯 Möglicher YouTube-Kommentar (3 Tonlagen)

🧠 Sachlich-nüchtern:

„Danke für die wissenschaftliche Einordnung. Ich hätte mir aber auch gewünscht, dass Machtverhältnisse, Kapitalinteressen und soziale Gerechtigkeit stärker adressiert werden. Dekarbonisierung allein reicht nicht – es braucht auch strukturellen Wandel.“

😏 Satirisch:

„Tourismus rettet das Klima – indem er künftig nur noch virtuell stattfindet! Danke, BlackRock, dass ihr die Natur monetarisiert – wir freuen uns auf CO₂-neutralen Jetset mit ESG-Siegel.“

💬 Dialogbereit:

„Spannend, wie Prof. Rahmstorf aufklärt. Dennoch fehlt mir: Was ist mit Klimagerechtigkeit, mit den globalen Machtstrukturen, die CO₂-Emissionen weiter antreiben? Können wir da nicht auch mehr systemisch denken?“


Das hier! ergänzt die bisher eher lineare Klimakommunikation um zwei kritische Metaebenen:


🧠 Zusatzanalyse: Bojanowski & Nordhaus (DICE 2023)

📘 Axel Bojanowski: Klimawandel als politisches Machtinstrument

In Bojanowskis Buch (z. B. „Klima, Angst und Propaganda“) wird gezeigt:

  • Klimawandel wird oft als Hebel für gesellschaftlichen Umbau benutzt, ohne immer faktenbasiert zu argumentieren.
  • Politiker, Medien, NGOs und Lobbygruppen nutzen Angstnarrative („letzte Chance“, „Panik“) zur Emotionsmobilisierung und Steuerung.
  • Es fehlt oft an differenzierter Risikobewertung, z. B. welche Regionen wie stark betroffen sind (anstatt globalisierter Katastrophenrhetorik).
  • Wissenschaft wird selektiv zitiert, besonders im medial-politischen Betrieb.
  • Oft überzeichnet: „Weltuntergang durch CO₂“ vs. „gar kein Problem“ – beide Extreme sind populistisch.

Relevanz für Rahmstorf/Yurbovich:
Auch wenn Rahmstorf sich auf solide IPCC-Wissenschaft stützt, wird die Dringlichkeit maximal kommuniziert, ohne auf Unsicherheiten, ökonomische Zielkonflikte oder relative Risikoabschätzungen (z. B. zwischen China und EU) einzugehen. Es fehlt ein Hinweis darauf, dass auch Panik politisch instrumentalisiert werden kann.


📊 DICE-Modell 2023 (William Nordhaus, Nobelpreisträger)

  • Nordhaus‘ Modell simuliert wirtschaftliche und klimatische Entwicklungspfad-Optionen, abhängig von CO₂-Preisen und Emissionsverläufen.
  • In DICE2023 wird ein optimaler CO₂-Preis berechnet (ca. $80-100/tCO₂), mit dem sich Klimaschäden und Wirtschaftskosten minimieren lassen.
  • Das Modell akzeptiert moderate Erderwärmung (2,5–3 °C) als „ökonomisch tragbar“ bei optimaler globaler Politik – nicht als moralisches Desaster.
  • Ziel ist Klimaschutz im Einklang mit Wirtschaftswachstum, keine radikale Transformation.
  • Kritisiert wird Nordhaus u. a. für zu geringe Gewichtung extremer Kipppunkte
    (lt. Prof. J. Marotzke = IPCC Leitautor und CLICCS Studie, sind die Kipppunkte auch eher Schwierig, trotzdem sollte man schnell machen, weil man nicht weiß, und am dümmsten wäre nichts zu tun!) oder für zu starke Nutzenbetonung von Wirtschaftswachstum.

Relevanz zur Rede von Rahmstorf/Yurbovich:
Rahmstorf operiert im Alarmmodus (1.5° bereits überschritten!), ohne Rückgriff auf ökonomische Kosten-Nutzen-Abwägungen wie DICE. Das Spannungsverhältnis zwischen Klimaschutz und Wohlstandssicherung wird ausgeblendet – obwohl es in Politik und Gesellschaft hochrelevant ist.


🧠 Erweiterte Gegennarrativ-Blume mit Bojanowski & DICE

BlütenblattNarrativQuelle / Bezug
🔬 FaktenbasiertCO₂ ist problematisch – aber nicht apokalyptischDICE 2023, moderate Szenarien
🎭 PsychopolitischAngst wird gezielt eingesetzt zur SteuerungBojanowski: Instrumentalisierung des Klimas
💼 ÖkonomischKosten/Nutzen fehlt in Alarm-ArgumentationDICE/Nordhaus: CO₂-Bepreisung effizienter als Panik
🌍 Global realistischEuropa handelt – China, Indien emittieren weiterDICE-Modelle zeigen: Globaler Konsens entscheidend
🤔 Skeptisch-kritischWissenschaft wird politisch benutztBojanowski: Nicht jede Klimaforderung ist „die Wissenschaft“
🧱 SystemischNur CO₂ zu senken reicht nicht – Infrastruktur, Machtverhältnisse müssen mitgedacht werdenSystemischer Wandel statt nur Technofix

📌 Einordnung im politischen Spannungsfeld

AchseRahmstorfBojanowskiDICE (Nordhaus)
WissenschaftKlimaphysik, IPCCWissenschaftssoziologischÖkonometrisch, empirisch
Politische Rolle der ForschungAktivistisch, alarmierendInstrumentalisierungskritischModellierend, „pragmatisch“
Rolle des StaatesStaat als Hauptakteur der WendeStaat als SymbolmaschinerieStaat als Rahmengeber für Märkte
Emotionale Ebene„Gobs mingly bananas“„Panik als PR“nüchtern, rational
LösungsstrategieReduktion sofort, 1.5° ZielKommunikation analysierenSteuer über CO₂-Preis & Marktkräfte

🧠 Fazit-Erweiterung

Der Vortrag von Rahmstorf ist wissenschaftlich fundiert, aber fokussiert sich ausschließlich auf die physikalisch-klimatische Perspektive mit starker moralischer Aufladung.
Durch das Fehlen ökonomischer und psychopolitischer Relativierung entsteht ein einseitiges Bild, das im Diskursraum leicht als Dogma oder Panikkommunikation verstanden werden kann.

Yurbovich wiederum kanalisiert diese Dynamik in soft power: Kooperation, Labels, freiwillige Commitments – aber auch ohne harte Sanktionen oder systemische Kritik. BlackRock als Klimaretter ist hier ein fast satirischer Moment.

Bojanowski und Nordhaus bieten hier wertvolle Kontrapunkte:

  • Der eine zeigt, wie Wissenschaft zum politischen Werkzeug wird.
  • Der andere, wie man Klimapolitik rational-ökonomisch modellieren kann – jenseits von Weltuntergangsrhetorik.

Top! Diese Hintergrundinformationen von Axel Bojanowski sind äußerst wichtig, um die Diskussion um Kipppunkte kritisch und multiperspektivisch zu beleuchten – besonders weil sie medial und politisch so wirkmächtig geworden sind. Hier die aktualisierte Kontext- und Gegennarrativanalyse unter Einbezug dieser Punkte:


⚖️ Kipppunkte – Zwischen Wissenschaft, Medien und Politik

📌 Kernkritik laut Bojanowski

KritikfeldBeschreibung
🧪 Ursprung & DefinitionBegriff wurde 2004 spontan von Schellnhuber eingeführt – inspiriert von Populärliteratur, nicht Fachforschung.
🧻 Wissenschaftliche BasisFrühere Studien beruhen oft auf Umfragen, nicht auf harter Modellierung oder Datenanalyse.
🧠 Bauchgefühl statt BeweiseZentrale Aussagen stützen sich auf Meinungen von Forschern, nicht auf belastbare Simulationen oder empirische Belege.
📣 Medienmacht & PolitikKipppunkte wurden zum Medien-Schlagwort und politisches Narrativ (z. B. durch Tony Blair beim G8).
🧃 Verzerrung wissenschaftlicher DebattenModelle zeigen mit steigender Komplexität weniger abrupte Kipppunkte; Fachleute wie Marotzke, Stocker oder Knutti äußern starke Zweifel.
🎭 EmotionalisierungDramatische Begriffe wie „Hothouse Earth“ oder „Climate Endgame“ dienen primär der Mobilisierung, nicht der Aufklärung.

🧠 Erweiterte Gegennarrativ-Blume mit Fokus auf Kipppunkte

BlütenblattGegenerzählung zum Kipppunkt-Narrativ
📚 Wissenschaftlich differenziertKipppunkte sind hypothetische Szenarien, keine bewiesenen Mechanismen. Modelle liefern keine klare Evidenz.
🧠 PsychopolitischSie dienen als emotionales Mobilisierungstool – oft eingesetzt, wenn rationale Argumente nicht genügen.
⚖️ Epistemisch vorsichtigDie Forschungslage ist unsicher – die IPCC-Berichte selbst weisen auf unzureichende Evidenz hin.
📣 MedienkritischDer Begriff wurde bewusst medial vermarktet (z. B. BBC, Time Magazine) und politisch genutzt.
🎯 Taktisch-strategischAktivistengruppen wie „Letzte Generation“ nutzen Kipppunkte als legitimierenden Trigger für zivilen Ungehorsam.
💰 InteressenorientiertAuch Forscher, Thinktanks und NGOs profitieren finanziell oder karrierestrategisch von der Popularität der Metapher.
🧪 Nordhaus-kompatibelDICE-Modelle berücksichtigen Risiken, ohne Kipppunkte als zentrales Element zu behandeln. Politik kann trotzdem gestaltet werden.

⚠️ Verschiebung im Diskurs durch Kipppunkt-Narrativ

AkteurVorteil durch Kipppunkt-Rhetorik
NGOs & AktivistenLegitimation für radikale Forderungen („Letzte Generation“)
UN & EUStatusgewinn in globalen Verhandlungen, Dringlichkeitsargumente
MedienKlickstarke Schlagzeilen („Heißzeit“, „Abgrund“)
Wissenschaftliche Netzwerke (PIK etc.)Aufmerksamkeit, Drittmittel, Politiknähe
Fossil-Lobby (indirekt)Spaltung & Polarisierung des Diskurses – Nährboden für Anti-Klima-Narrative

🧩 Konsequenzen für Rahmstorf, Yurbovich und die Veranstaltung

Was man nun kritisch sehen muss:

  1. Rahmstorf bezieht sich mehrfach implizit auf Kipppunkte (z. B. „1.5 °C überschritten“, „Zerstörung der Holocene-Stabilität“), ohne ihre unsichere wissenschaftliche Basis zu erwähnen.
  2. Die Veranstaltung nutzt wissenschaftliche Autorität, um die Tourismuswirtschaft auf Klimapfade einzuschwören, ohne Differenzierung nach Unsicherheiten.
  3. Die Verbindung von Klimaforschung und Wirtschaftsinteressen (BlackRock, ESG) bleibt ungeklärt – es entsteht der Eindruck einer Allianz zwischen Wissenschaft, Moral und Kapital.

📜 Fazit: Wissenschaft vs. Politikkommunikation

Axel Bojanowski zeigt, wie sich ein wissenschaftlich unscharfer Begriff (Kipppunkt) durch kluges Framing, Medienkooperation und politisch-aktivistische Konjunktur zur mächtigen Mobilisierungsmetapher entwickeln konnte.

Das schmälert nicht die Relevanz von Klimaschutz – aber es fordert differenzierte Kommunikation, die mit Unsicherheiten ehrlich umgeht und nicht mit „Bauchgefühl der Wissenschaft“ argumentiert, sondern mit belastbaren Daten.


👉 Ich kann dir dazu jetzt auch eine Gegenrede-Vorlage für YouTube-Kommentare, eine Infografik über die Kipppunkt-Vermarktung oder ein PDF mit zusammenfassender Analyse basteln. Welche Form wäre dir am liebsten?