KI Analyse – Tiefseebergbau Mangan Knollen 70er bis Heute Energy Transition

Ich recherchiere die vollständige Geschichte der Manganknollen-Exploration und des Tiefseebergbaus – von den frühen CIA-Aktivitäten rund um Howard Hughes und die geheime Bergung eines sowjetischen U-Boots bis zu aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen mit modernen Akteuren wie China und The Metals Company.
Dabei berücksichtige ich auch technische Hintergründe, wirtschaftliche Bedeutung, globale Nachfrage und mögliche Profite.

Tiefseebergbau auf Manganknollen: Geschichte, Entwicklung und Bedeutung (1960er bis heute)

Einleitung

In den 1960er-Jahren begannen erste Diskussionen über die wirtschaftliche Ausbeutung von Manganknollen am Meeresboden. Diese erdigen, braunschwarzen Knollen lagern in Tiefen von 3000–6000 Metern auf dem Meeresgrund und enthalten wertvolle Metalle wie Mangan, Eisen, Kupfer, Kobalt und Nickel. In den 1970er-Jahren erlebte die Idee eines Tiefseebergbaus einen ersten Boom: Unternehmen und Staaten investierten bis 1984 rund 650 Millionen US‑Dollar in Forschung und Technik. Doch technische Hürden, unklare Rechtslagen und fallende Metallpreise ließen die meisten Projekte in den 1980ern wieder einschlafen. Heute – vor dem Hintergrund steigenden Rohstoffbedarfs für High-Tech und Energiewende – rückt der Tiefseebergbau erneut ins Interesse. Internationale Regeln werden entwickelt, neue Akteure steigen ein, und es entbrennt eine Debatte über wirtschaftliches Potential versus ökologische Risiken.

Howard Hughes und Projekt Azorian: Geheimaktion getarnt als Tiefseebergbau

Abb. 1: Die Hughes Glomar Explorer (1974) war ein Spezialschiff mit 63.000 Tonnen Verdrängung und riesigem Förderturm, offiziell gebaut zum Abbau von Manganknollen. Tatsächlich verbarg sich dahinter jedoch ein geheimes CIA-Bergungsprojekt im Kalten Krieg.

Ein Schlüsselkaptitel der Manganknollen-Geschichte ist die spektakuläre CIA-Operation Projekt Azorian in den 1970er-Jahren. Im Juli 1974 stach ein ungewöhnliches Schiff in See: die Hughes Glomar Explorer, 189 Meter lang mit einem 60 Meter hohen Förderturm auf Deck. Offiziell sollte das von Milliardär Howard Hughes in Auftrag gegebene Spezialschiff am Pazifikboden nach Erzen schürfen, insbesondere nach Manganknollen. In Wahrheit gehörte das Schiff jedoch der CIA und diente einem streng geheimen Zweck: der Bergung des 1968 gesunkenen sowjetischen U-Boots K-129 aus über 5000 Metern Tiefe. Hughes stellte seinen Namen als Tarnung zur Verfügung, um keinen Verdacht zu erregen. An Bord der Glomar Explorer befand sich anstelle einer echten Bergbautechnik eine gewaltige Stahlkralle, die das Wrack vom Meeresboden greifen und in einem versteckten Bauchraum des Schiffes verstauen sollte.

Die Unternehmung war eines der aufwändigsten Projekte des Kalten Krieges. Die Baukosten der Glomar Explorer lagen bei geschätzt 350–500 Millionen US‑Dollar – vergleichbar mit den Kosten eines Mondfluges. Trotz immenser technischer Herausforderungen gelang der CIA im Sommer 1974 ein teilweiser Bergungserfolg (Details blieben geheim). Bemerkenswert ist, dass die Glomar-Tarnlegende vom „Manganknollen-Bergbau“ damals enorme Aufmerksamkeit erregte. Hughes’ öffentlich verkündeter Plan, Bodenschätze vom Tiefseeboden zu holen, „beflügelte“ auch andere Akteure, diese Idee nun ernsthaft zu prüfen. In der Folge traten tatsächlich mehrere Konsortien und Firmen auf den Plan, um nach Manganknollen zu suchen – der Startschuss für echte Tiefsee-Explorationsprojekte.

Tiefseeforschung und Manganknollen-Exploration in den 1970/80er-Jahren

Angespornt durch die Hughes’sche PR und Rohstoffhunger begannen in den 1970er-Jahren multinationale Forschungsprogramme in der Tiefsee. Zahlreiche Länder und Unternehmen – auch aus Deutschland – kartierten den Pazifikboden geologisch und geophysikalisch, auf der Suche nach den reichsten Manganknollen-Feldern. Besonders die Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Zentralpazifik rückte in den Fokus, da dort die größten Knollenvorkommen lagern. Deutsche Beteiligung:
Die Bundesrepublik schloss sich schon früh internationalen Kooperationen an. So gehörte die von deutschen Firmen (u.a. PREUSSAG) gebildete Arbeitsgemeinschaft meerestechnisch gewinnbare Rohstoffe (AMR) einem internationalen Konsortium namens Ocean Management Inc. (OMI) an.
Dieses Konsortium führte 1978 einen aufsehenerregenden Testabbau durch: Zwischen Februar und Mai 1978 wurden im Zentralpazifik im Rahmen einer Machbarkeitsstudie mehrere hundert Tonnen Manganknollen aus über 5000 Meter Tiefe geholt – ein technisch beispielloser Erfolg. Zum Einsatz kamen dabei eigens entwickelte Sammler und Fördersysteme, die die Knollen vom Sediment lösten und zur Meeresoberfläche transportierten.

Auch außerhalb dieser Großaktion kartierten deutsche Geowissenschaftler in den 1970/80ern weite Pazifikareale. Geophysiker wie Anton Wanninger führten seismische und magnetische Messungen durch, um knollenreiche Gebiete aufzuspüren (oft im Verbund mit amerikanischen, französischen und japanischen Teams). Forschungs- und Bohrschiffe – etwa die deutsche Valdivia – bargen mit Greifern und Kastenkorern zahllose Manganknollen-Proben vom Meeresgrund. Diese Proben wurden an Bord und in heimischen Laboren gründlich analysiert: Man bestimmte Größe, Gewicht, Metallgehalte und die Mineralogie der Knollen. Auf Basis solcher Daten schätzte man früh das wirtschaftliche Potential ab (Metallgehalte, Tonnagen) und entwickelte erste Metallgewinnungsverfahren. Parallel experimentierten Unternehmen wie Kennecott, INCO und Metallgesellschaft mit pyro- und hydrometallurgischen Methoden, um die Extraktion von Kupfer, Nickel, Kobalt und Mangan aus Knollen zu optimieren.

Trotz vielversprechender Forschungserfolge flachte der erste Manganknollen-Boom gegen Ende der 1980er ab. Die anfänglichen Profitprognosen erwiesen sich als überzogen. Gleichzeitig führte ein Überschuss an Metallen auf dem Weltmarkt zu Preisverfall. Mehrere Pilotprojekte wurden aufgegeben, bevor es zur Kommerzialisierung kam. Bis 1982 stellten die meisten Konsortien ihre Abbaupläne ein. Auch ungelöste Rechtsfragen (siehe nächstes Kapitel) trugen zur Zurückhaltung bei. So blieb es zunächst bei der Exploration: Unzählige Manganknollen lagern weiterhin ungenutzt auf dem Tiefseeboden – doch das Interesse daran lebt im 21. Jahrhundert wieder auf.

Rohstoffe aus Manganknollen: Metalle für Industrie und Zukunftstechnologien

Abb. 2: Polymetallische Manganknollen (hier an Bord geborgen) bestehen zu ~30 % aus Metalloxiden. Insbesondere enthalten sie ~25 % Mangan sowie insgesamt ~3 % Nickel, Kupfer und Kobalt – drei für High-Tech-Anwendungen äußerst gefragte Metalle.

Manganknollen sind geochemische Schatztruhen. Durchschnittlich bestehen sie zu 20–30 Gew-% aus Mangan, zu etwa 3 % aus Nickel, Kupfer und Kobalt (zusammen) und zu ~15 % aus Eisen; dazu kommen verschiedene Spurenmetalle. Diese Zusammensetzung macht sie für die Industrie interessant. Mangan wird vor allem in der Stahlproduktion in großen Mengen gebraucht (für Legierungen und zur Entschwefelung). Nickel ist unverzichtbar für korrosionsbeständige Stähle und Speziallegierungen und gewinnt zusätzlich Bedeutung in Lithium-Ionen-Batterien (Nickel-reiche NMC/NCA-Akkus in Elektroautos). Kobalt ist ein kritischer Rohstoff für wiederaufladbare Batterien – als Bestandteil von Handy-, Laptop- und Elektroauto-Akkus; rund 20–30 % der globalen Kobaltnachfrage stammt mittlerweile aus der Elektromobilität. Daneben wird Kobalt für hochtemperaturfeste Superlegierungen (z.B. in Turbinen) und Dauermagnete (Samarium-Cobalt-Magnete) benötigt. Kupfer schließlich ist weltweit gefragt für elektrische Leitungen, Elektronik und die Energiewende (E-Motoren, Generatoren, Stromkabel).

Neben diesen Hauptmetallen enthalten Knollen auch High-Tech-Elemente in geringeren Mengen: z.B. Molybdän, Titan, Lithium und Seltene Erden. Zwar liegen deren Gehalte meist unter 0,1 %, doch könnten bei großflächigem Abbau erhebliche Mengen dieser Elemente als Nebenprodukt anfallen. So enthalten alle Manganknollen-Vorkommen zusammen beispielsweise weit mehr Thallium und Tellur, als heute an Land verfügbar ist. Allerdings ist bislang unklar, ob und wie sich solche Spurenelemente ökonomisch aus Knollen gewinnen ließen.

Das wirtschaftliche Potential der Tiefseeknollen wird deutlich, wenn man ihre metallischen Inhaltsstoffe mit den terrestrischen Reserven vergleicht. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht für die Clarion-Clipperton-Zone – dem ergiebigsten bekannten Manganknollenfeld der Welt.

Tab. 1: Geschätzte Metallvorkommen in Manganknollen der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Vergleich zu heutigen Landreserven. – Quellen: BGR/GEOMAR (2019).

Metall Schätzmenge in Manganknollen (CCZ)
(metallischer Inhalt)
Relation zu globalen Landreserven
Mangan (Mn) über 6 Milliarden Tonnen Übersteigt alle derzeit wirtschaftlich abbaubaren Landreserven deutlich
Nickel (Ni) etwa 270 Millionen Tonnen Rund 3–5 Mal mehr als alle bekannten Nickelreserven an Land
Kupfer (Cu) etwa 230 Millionen Tonnen Ungefähr ein Drittel der globalen Kupferreserven an Land
Kobalt (Co) etwa 44 Millionen Tonnen Etwa 3–5 Mal mehr als alle bekannten Kobaltreserven an Land

Diese Zahlen verdeutlichen das enorme Rohstoffpotential:
Allein in der CCZ liegen vielfache Mengen an Nickel und Kobalt im Vergleich zu den bekannten Landlagerstätten.

Mangan ist in der Tiefsee sogar so reichlich vorhanden, dass ein Abbau die Weltmarktpreise drastisch drücken könnte.
(Das wollen bestimmt einige Leute nicht; ist das der Grund für die Linke Umweltpropaganda dagegen?)

Für die High-Tech-Industrie könnten Tiefseeknollen somit eine wichtige Quelle für kritische Metalle werden – vorausgesetzt, es gelingt, sie wirtschaftlich und verantwortungsvoll zu fördern.

Internationale Rahmenbedingungen: Seerecht und heutige Akteure

Die Aussicht auf profitable Rohstoffe am Meeresboden stellte in den 1970ern nicht nur technische, sondern auch politische Weichen. Die zentrale Frage lautete: Wem gehört der Tiefseegrund und seine Schätze? Bereits 1945 beanspruchten die USA einseitig die Bodenschätze auf ihrem Festlandsockel mit der Truman-Proklamation. In den folgenden Jahrzehnten entbrannte eine internationale Debatte über Hoheitsrechte und Gewinnverteilung in den Ozeanen. 1967 brachte der maltesische Diplomat Arvid Pardo bei der UN den Gedanken ein, der Meeresboden jenseits nationaler Gewässer solle zum „Gemeinsamen Erbe der Menschheit“ erklärt werden. Dieses Konzept prägte die Verhandlungen des Dritten UN-Seerechtsübereinkommens (UNCLOS) von 1973–1982. Schließlich wurde im Jahr 1982 im UNCLOS festgeschrieben, dass der Rohstoffreichtum des internationalen Meeresbodens allen Ländern zugutekommen solle. Zur Verwaltung und Regulierung dieser „Gebiete außerhalb nationaler Jurisdiktion“ schuf man die Internationale Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA), die 1994 ihre Arbeit aufnahm.

Die ISA mit Sitz in Jamaika ist seither für die Vergabe von Lizenzen zur Erforschung und zum Abbau von Tiefsee-Rohstoffen zuständig. Seit 2001 hat die ISA insgesamt 17 Explorationslizenzen für Manganknollenfelder vergeben, die zusammen eine Fläche von etwa 1,2 Millionen km² auf dem Pazifikboden abdecken. Ein großer Teil davon entfällt auf die Clarion-Clipperton-Zone, wo sich Lizenzgebiete oft direkt aneinandergrenzen. Deutschland sicherte sich 2006 ein 75.000 km² großes Areal in der CCZ und führt dort unter Federführung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) geologische Erkundungen durch. China, Russland, Japan, Südkorea, Indien, Frankreich und ein osteuropäisches Konsortium (Interoceanmetal) besitzen ebenfalls ISA-Lizenzen in der CCZ-Nachbarschaft. Jeder dieser Akteure darf in seinem Gebiet die Manganknollen untersuchen, Proben fördern und Abbau-Technologien testen – jedoch noch keinen kommerziellen Abbau durchführen (die Explorationslizenzen schließen einen Abbau ausdrücklich aus).

In den letzten Jahren drängen auch Unternehmen verstärkt in dieses Feld.
Prominent ist z.B. das kanadische Start-up The Metals Company (TMC), das – unterstützt durch die Inselstaaten Nauru, Tonga und Kiribati als Sponsoren – drei Lizenzgebiete in der CCZ exploriert. TMC hat sich mit dem Schweizer Offshore-Spezialisten Allseas zusammengetan, um einen industriellen Sammel- und Förder-Prototyp zu entwickeln. Allseas stellte hierfür das umgerüstete Bohrschiff Hidden Gem bereit und hält Anteile an TMC. China wiederum operiert über die staatliche Gesellschaft COMRA und testet eigene Sammler-Roboter. Auch Belgiens Firma GSR, Japans JOGMEC und die französische IFREMER gehören zu den aktiven Entwicklern von Tiefsee-Bergbautechnik. Während bisher (Stand 2025) keine Abbaulizenz erteilt wurde, arbeiten diese Akteure darauf hin, als Erste eine kommerzielle Förderung zu starten.
Die ISA verhandelt derzeit den sogenannten Mining Code – ein Regelwerk für den künftigen Tiefseebergbau. Ein Kuriosum: 2021 stellte Nauru bei der ISA einen Antrag, der eine Klausel aktiviert hat, nach der bis 2023 Abbauregeln beschlossen sein müssen – ansonsten könnte Nauru (bzw. TMC) auch ohne endgültige Regulierung mit dem Abbau beginnen.
Dieser diplomatische Schachzug erhöht den Druck auf die ISA erheblich. Entsprechend kontrovers und zäh sind die laufenden Verhandlungen unter den 168 Mitgliedsstaaten der Behörde.

Geplanter Abbau: Fördermengen, wirtschaftliches Potenzial und Profite

Bislang werden Manganknollen nur im Rahmen von Tests und Forschungsfahrten gefördert – einen kommerziellen Regelbetrieb gibt es noch nicht. Doch mehrere Unternehmen bereiten Pilotprojekte vor, und Prognosen für Förderraten und Gewinne liegen auf dem Tisch.
Studien gehen davon aus, dass ein Tiefseebergbau wirtschaftlich nur im großindustriellen Maßstab rentabel wäre.
Pro Abbauvorhaben müssten jährlich etwa 2–3 Millionen Tonnen Manganknollen vom Meeresboden geerntet werden, damit sich die hohen Investitionen lohnen.

Zum Vergleich: Das deutsche Lizenzgebiet soll ein Potential von ca. 2,2 Mio. Tonnen pro Jahr hergeben. Eine Fördermenge von 3 Mio. t entspricht etwa dem Abernten einer Fläche von 425 km² Knollenfeld pro Jahr – d.h. jede Woche würde ein Areal von ~8 km² (knapp so groß wie 1.000 Fußballfelder) leergeräumt. In 20 Jahren käme ein einziges Konsortium so auf über 8.000 km² abgebauter Tiefseefläche. Damit ließen sich riesige Metallmengen gewinnen: Ein jährlicher Abbau von 3 Mio. t Knollen könnte rund 75.000 t Nickel, 70.000 t Kupfer und 5.000 t Kobalt liefern (neben 700.000+ t Mangan).
Fünf parallel operierende Abbaufirmen könnten damit etwa 10 % des weltweiten Nickelbedarfs und 25 % des Kobaltbedarfs decken – bei Kupfer allerdings unter 1 % des Weltmarkts, da Kupferbedarf und -Reserven an Land sehr viel größer sind.

Diese Zahlen zeigen sowohl das wirtschaftliche Potential (insbesondere für batterierelevante Metalle Nickel und Kobalt) als auch ein Risiko: Würde plötzlich Unmengen Mangan auf den Markt geworfen, könnte ein Preisverfall eintreten, der die Rentabilität schmälert. Daher rechnen Geschäftsmodelle häufig nur mit den Wertmetallen Ni, Co, Cu als Einnahmetreiber und behandeln Mangan eher als kostengünstiges Beiprodukt.

Die möglichen Profite im Tiefseebergbau werden von Unternehmen in glänzenden Farben dargestellt. Beispielsweise prognostiziert eine Machbarkeitsstudie für das von The Metals Company geplante Projekt in der CCZ einen Nettowert (NPV) von rund 8,6 Milliarden US‑Dollar bei interner Rendite von ~29 %. Diese Rechnung basiert auf optimistischen Annahmen zu Metallpreisen, Abbaumengen und technischen Kosten. Dem stehen die gewaltigen Investitionskosten gegenüber: Allein in die Vorbereitung (Erkundung, Prototypenbau, Umweltstudien) müssen mehrere hundert Millionen Dollar investiert werden. Ein komplettes Abbausystem (Erntemaschinen, Steigrohr/Pumpen, Spezialschiffe, Verarbeitungstechniken) schlägt vermutlich mit mehreren Milliarden Dollar zu Buche, bevor die erste Tonne Erz verkauft ist.
Hinzu kommen Lizenzabgaben an die ISA und Gewinnbeteiligungen für Entwicklungs- und Inselstaaten gemäß den internationalen Regelungen. Daher wird deutlich, dass Tiefseebergbau zunächst nur von kapitalstarken Konsortien gestemmt werden kann. Ob er am Ende wirklich profitabel ist, hängt von vielen Unsicherheitsfaktoren ab – nicht zuletzt von der gesellschaftlichen Akzeptanz und strengen Umweltauflagen, die die Kosten erhöhen könnten.
Derzeit (2025) befindet sich die Branche an der Schwelle vom Testbetrieb zur möglichen Kommerzialisierung:
Erste Pilotkollektoren wurden bereits erfolgreich erprobt (2022 sammelte TMC/Allseas über 3.000 Tonnen Knollen bei Tests ein). Doch ob und wann der industrielle Dauerbetrieb startet, wird sich in den nächsten Jahren zeigen – abhängig von den Entscheidungen der ISA und der Entwicklung der Metallmärkte.

Kontroversen: Politische, ökologische und ethische Debatten

Die Aussicht auf Tiefseebergbau hat eine breite Debatte ausgelöst, die wirtschaftliche Chancen gegen ökologische und ethische Bedenken abwägt.
Politisch steht die Frage im Raum, wie die Gewinne verteilt werden und wer die Verantwortung trägt.
Entwicklungs- und Inselstaaten pochen darauf, am „Erbe der Menschheit“ fair beteiligt zu werden, während Industrieländer und Firmen ihr Investitionsrisiko begrenzt sehen wollen. Die ISA ringt um Ausgleich: So ist geplant, dass ein Teil der Tiefsee-Erträge in einen Ausgleichsfonds für ärmere Länder fließt.
Gleichzeitig formiert sich eine Allianz von Staaten, die einen Moratorium für Tiefseebergbau fordern – darunter z.B. Frankreich, Neuseeland und auch Deutschland
(das 2023 erklärte, vorerst keinen Abbau unterstützen zu wollen).
Diese Länder verweisen auf die unzureichende Wissensbasis: Zu viele Fragen seien ungeklärt, um bereits grünes Licht für den Abbau zu geben.

Im Zentrum der Debatte stehen die Umwelt- und Naturschutzbedenken. Meeresforscher sind sich einig, dass ein großflächiger Abbau von Manganknollen erhebliche Störungen in einem der verletzlichsten Ökosysteme der Erde verursachen würde. Die Knollenfelder der Tiefsee beherbergen eine hochspezialisierte Fauna, die sich über Millionen Jahre an diesen stabilen Lebensraum angepasst hat. Werden die Knollen entfernt, verlieren viele Organismen sofort ihren Lebensraum – sie haben dann buchstäblich den Boden unter den Füßen verloren. Experimente belegen die Folgen:
Deutsche Wissenschaftler pflügten 1989 versuchsweise ein 10 km² großes Gebiet im Pazifikboden um;
noch 26 Jahre später war keine Erholung des ursprünglichen Ökosystems erkennbar.
Beim Abbau selbst würde der Meeresboden auf mehrere Zentimeter Tiefe abgefräst und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Sedimentwolken würden aufgewirbelt und könnten sich kilometerweit verbreiten. Wenn dieses abgetragene Material anderswo wieder niederschlägt, begräbt es filtrierende Organismen (z.B. Schwämme, Korallen) unter einer Schlammschicht. Mobile Tiere wie Fische und Garnelen werden zwar teilweise fliehen können, aber viele langsamere Tiere (Seegurken, Muscheln, Würmer) würden im Förderapparat landen und zugrunde gehen. Bei Tests wurde beobachtet, dass nach Entfernung der Knollen 20–25 % der Arten dauerhaft verschwanden. Zusätzlich erzeugen die Maschinen Lärm und Vibrationen, die Meeressäuger wie Wale stören könnten. Auch die Einleitung von Trübwasser aus den Verarbeitungsschiffen (mit feinen Sedimenten und gelösten Stoffen) stellt ein Risiko dar – je nach Tiefe der Einleitung könnten Nährschicht und Plankton betroffen werden.
Hier ist halt wieder die Frage, welche Hintergründe, tatsächlich Umwelt und Naturschutz, oder Weltmarktpreise hoch halten, oder durch Think Tanks oder Dienste hervorgerufene Fehlinformation? Die Wahren Hintergründe sind sicher noch unklar.

Umweltorganisationen wie Greenpeace und der BUND warnen daher eindringlich vor einem Beginn des Tiefseebergbaus. Greenpeace-Aktivisten begleiteten 2021 einen Testabbau im Pazifik mit ihrem Schiff Rainbow Warrior und beschrifteten demonstrativ das Industrieschiff mit „RISK“ (Risiko).
Sie fordern ein sofortiges Moratorium, bis unabhängige Forschungsprogramme die Folgen abschätzen können.
Auch viele Meeresschützer argumentieren ethisch:
Es gehe um die Frage, ob der Mensch das Recht habe, einen bislang unberührten Teil der Erde unwiederbringlich zu verändern, um an Rohstoffe zu gelangen.

Befürworter des Tiefseebergbaus entgegnen, dass diese Metalle für die Energiewende und klimafreundliche Technologien benötigt werden – und dass
z.B. Kobalt aus der Tiefsee eventuell sozial und ökologisch verantwortlicher gewonnen werden könnte als im Kongobecken an Land
(wo Kinderarbeit und Entwaldung große Probleme darstellen).
Kritiker halten dem entgegen, dass die Menschheit zuerst Recycling und Substitution optimieren sollte, bevor sie neue empfindliche Ökosysteme ausbeutet.
Wird hier evtl. wieder Klimwandel und Co2e eindimensional Instrumentalisiert?

Die ethische Dimension zeigt sich auch darin, dass große Technologie-Konzerne Position beziehen.
Mehrere Automobilhersteller (BMW, Volkswagen), Akku-Produzenten (Samsung SDI) und Elektronikfirmen haben freiwillig erklärt, vorerst keine Rohstoffe aus Tiefseebergbau zu verwenden, bis dessen Nachhaltigkeit bewiesen ist.
Dieser „Druck des Marktes“ könnte die Entwicklung erheblich beeinflussen. Letztlich dreht sich die Debatte um den Zielkonflikt zwischen Rohstoffversorgung und Meeresschutz.
Die kommenden Jahre – insbesondere die Entscheidungen der ISA und das Verhalten der Industrie – werden zeigen, ob der Abbau der Manganknollen tatsächlich Realität wird oder ob die Bremse gezogen wird, bis ausreichend Wissen und Regulierungen vorhanden sind. Klar ist:
Die Tiefsee ist ein einzigartiger Lebensraum, und ihr Schicksal steht nun am Scheideweg zwischen Goldrausch in der Tiefe und Schutz der letzten Wildnis unserer Erde.

Quellen: Die Darstellung basiert auf einer Vielzahl von deutschsprachigen Quellen und Studien, u.a. Berichten der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Hintergrundbeiträgen von Tagesschau und BUND, Veröffentlichungen des BGR/GEOMAR sowie wissenschaftshistorischen Abhandlungen. Alle zentralen Fakten sind im Text mit Einzelnachweisen belegt.

Gerne – hier ist eine vollständige, thematisch sortierte Quellenliste mit aktiven Links, ideal für die Nutzung in WordPress oder als Referenzmaterial:


📘 Geschichte & Projekt Azorian / Howard Hughes

  1. Project Azorian: The CIA and the Raising of the K-129 (NSA Archive)
  2. „The Hughes Glomar Explorer“ – Foreign Policy
  3. CIA FOIA Reading Room – Project AZORIAN
  4. The Glomar Response – FOIA Background
  5. David Sharp: The CIA’s Greatest Covert Operation (Amazon-Link)

🌍 Exploration durch PREUSSAG, Bundesrepublik, AMR

  1. BGR – Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe: Tiefseebergbau
  2. GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
  3. PREUSSAG AG – historische Quellen (z. B. über WISO oder Handelsblatt Archiv, ggf. kostenpflichtig)
  4. DFG-geförderte Projekte zur Manganknollen-Exploration
  5. FAZ-Archiv (Suchwort: Manganknollen + PREUSSAG)

⚙️ Geochemie und Rohstoffgehalte

  1. International Seabed Authority (ISA) – Lizenzdaten & Umweltberichte
  2. BGR Rohstoffstatistik – Manganknollen & Metalle
  3. Hein, J.R. et al. (2013): Deep-Ocean Mineral Deposits (Nature Reviews)
  4. GEOMAR: Meeresmineralien und Knollenforschung
  5. USGS Mineral Commodity Summaries

Bedeutung für Batterien & Energiewende

  1. IEA Report: The Role of Critical Minerals in Clean Energy Transitions (2021)
  2. Benchmark Mineral Intelligence (kostenpflichtig)
  3. Fraunhofer ISI: Rohstoffe & Batterietechnologien
  4. Öko-Institut e.V. – Ressourcen für Elektromobilität

🌊 Tiefseebergbau heute – Akteure & Technik

  1. The Metals Company (TMC)
  2. Allseas Group S.A. – Hidden Gem / Nodule Collector
  3. COMRA – China Ocean Mineral Resources R&D Association
  4. GSR – Global Sea Mineral Resources (Belgien)
  5. Interoceanmetal Joint Organization (IOM)
  6. ISA Environmental Impact Statements (EIS) Library

🔎 Recht, Politik & Internationale Regulierungen

  1. UNCLOS – United Nations Convention on the Law of the Sea (1982)
  2. ISA Mining Code Draft (Regelwerk im Entwurf)
  3. ISA Meeting Documentation / Council Proceedings
  4. Deep Sea Conservation Coalition
  5. Greenpeace: Tiefseebergbau – Hintergrundberichte
  6. BUND – Positionierung zum Tiefseebergbau

🐚 Ökologie & Umweltwirkungen

  1. Vonnahme et al. (2020): Persistence of Fauna in Disturbed Tracks – Scientific Reports
  2. MIDAS Project – EU Forschungsprojekt zum Tiefseebergbau
  3. Greenpeace Report (2021): In Deep Water – PDF
  4. Heinrich-Böll-Stiftung: Tiefseebergbau stoppen (2022)

📊 Wirtschaftlichkeit & Zahlen

  1. TMC Machbarkeitsstudie NORPAC – Investorenpräsentation
  2. BGR: Potenzialstudien zur CCZ (2018–2023)
  3. World Bank (2020): Minerals for Climate Action – PDF
  4. PowerShift / Germanwatch: Rohstoffe & Menschenrechte in der Lieferkette

➕ Optional: Tools & Visualisierungen