Dossier: Dark Towers: Deutsche Bank, Donald Trump, and an Epic Trail of Destruction von David Enrich
Einleitung: Politische und wirtschaftliche Einordnung des Werks
David Enrich’ Buch Dark Towers ist eine scharfe investigativ-journalistische Abrechnung mit der Deutschen Bank und ihrem verhängnisvollen Verhältnis zu Donald Trump. Enrich, Finanzredakteur der New York Times, legt in diesem 2020 erschienenen Werk ein „explosives Enthüllungsbuch“ vor, das auf akribischer Recherche basiert. Seine Haltung ist dabei deutlich kritisch gegenüber der Finanzindustrie und ihren Aufsichtsorganen: Enrich beleuchtet eine Bank, die durch „Gier und Inkompetenz im Herzen des modernen Finanzwesens“ auffällt , und er zeigt ein System auf, in dem Profitstreben systematisch über Regulierung, Risikobewusstsein und Moral gestellt wurde. Der Autor verfolgt einen investigativen Ansatz, gestützt auf interne Dokumente, E-Mails, Interviews und umfangreiche Quellen, um ein düsteres Bild der Kultur bei der Deutschen Bank zu zeichnen.
Gesellschaftspolitisch verortet Enrich die Geschichte der Deutschen Bank im Kontext der Globalisierung und der Erosion demokratischer Kontrolle über Finanzeliten. Das Buch spannt einen weiten historischen Bogen von der Gründung der Bank 1870 (mit imperialer Mission, z.B. Finanzierung deutscher Industrialisierung und kolonialer Projekte) bis zu ihrer Rolle in der Finanzialisierung der Weltwirtschaft im späten 20. Jahrhundert . Es zeigt, wie die Bank durch Deregulierung und globale Expansion von einem soliden deutschen Kreditinstitut zu einem gigantischen Investmentbanking-Konzern wurde – „ein wahrer Koloss, dessen Schatten weite Teile der Erde verdunkelte“, wie Enrich schreibt . Damit einher ging eine riskante Wandelung der Unternehmenskultur, weg von deutscher Kaufmannstradition hin zu einer aggressiven Wall-Street-Mentalität. Enrich positioniert das Werk deutlich in der Elitenkritik: Die Bank agierte laut ihm lange als nahezu unantastbare Macht im Geflecht von Wirtschaft und Politik – von Verstrickungen mit dem Nazi-Regime bis hin zur fragwürdigen Nähe zu gegenwärtigen politischen Eliten wie Trump. Dies wird im Kontext der mangelhaften Bankenaufsicht beleuchtet: Dark Towers erhebt den Vorwurf, dass Aufsichtsbehörden und Politik entweder überfordert oder gar willentlich blind waren gegenüber den exzessiven Risiken und Rechtsbrüchen der Bank. Der Autor fragt provokativ, ob die regulatorischen Versäumnisse Inkompetenz oder gezielte „Korrumpierung“ waren – eine Frage, die angesichts globaler Finanzkrisen und der politischen Einflussnahme mächtiger Banker von hoher Brisanz ist.
Die Realitätsnähe und Relevanz von Enrichs Darstellung sind hoch einzuschätzen. Das Buch beruht auf umfassendem Faktenmaterial und bestätigt viele Befürchtungen über die „skrupellosen Auswüchse moderner Finanzhäuser“ . Die Deutsche Bank selbst hat zwar einzelne Punkte als überzeichnet kritisiert, aber zugleich „historische Versäumnisse eingeräumt“ . Enrich verzichtet weitgehend auf Spekulationen; wo Fragen offen bleiben – etwa Trumps mögliche Verbindungen zu russischen Geldströmen – markiert er diese als unbeantwortet, was dem Buch Glaubwürdigkeit verleiht. Kritiker monieren, dass manche dieser Verbindungen nur angedeutet, aber nicht bewiesen werden . Trotzdem liefert Dark Towers ein erschütterndes und hochaktuelles Porträt einer “too big to fail”-Bank, deren Machenschaften systemische Risiken für die globale Finanzstabilität und die Demokratie darstellen. In Zeiten, in denen die Rolle von Banken, Globalisierung, Finanzaufsicht und politischer Macht kritisch hinterfragt wird, bietet Enrichs Werk wertvolle Einsichten. Es entlarvt eine „toxische Beziehung“ zwischen einer Großbank und einem späteren US-Präsidenten , die exemplarisch zeigt, wie hemmungsloses Finanzgebaren demokratische Kontrollmechanismen unterlaufen kann. Das Buch ordnet sich somit in Debatten um Bankenregulierung, Elitenverantwortung und die Grenzen des Kapitalismus ein – mit einer eindringlichen Warnung vor den „dunklen Türmen“ ungezügelter Finanzmacht.
Im Folgenden werden die 35 Kapitel des Buches jeweils einzeln zusammengefasst. Jedes Kapitel-Dossier enthält die zentralen Thesen und Argumente, beschreibt die wichtigsten erzählerischen Elemente und Mythen, beleuchtet die gesellschaftspolitischen bzw. wirtschaftlichen Leitgedanken und liefert prägnante Originalzitate (mit Seitenangaben) zur Illustration.
Kapitel 1: A Criminal Enterprise
Zentrale Thesen und Argumente: In Kapitel 1 zeichnet Enrich die frühen Jahrzehnte der Deutschen Bank nach und zeigt, wie die Bank schon im 19. Jahrhundert durch riskante Auslandsgeschäfte auffiel. Die zentrale These lautet, dass Risikobereitschaft und Profitsucht von Anfang an Teil der DNA der Bank waren – bis hin zur Mitschuld an Verbrechen. So unterstützte die junge Deutsche Bank den Eisenbahn-Tycoon Henry Villard in den USA trotz wachsender Verluste und wurde schon in den 1880ern „zum ersten Mal, aber nicht zum letzten Mal an der Nase herumgeführt“ von einem charismatischen Unternehmer auf wackliger Geschäftsgrundlage . Die Bank ignorierte Warnzeichen und verlor große Summen, was ein frühes Muster für spätere Exzesse darstellt.
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich erzählt die Gründungsgeschichte als Erzählung von Hybris und Imperialismus. Georg von Siemens, der erste Chef der Bank, wird als visionär aber naiv beschrieben, der Villards Luftschlösser finanzierte. Ein immer wiederkehrendes Narrativ ist das „Weiter-so trotz Katastrophen“: Statt aus dem Debakel zu lernen, verfolgte die Bank weiter aggressives Wachstum, sei es durch koloniale Expansion oder riskante Anleihen. Im Kapitel wird auch der Mythos der Bank als ehrwürdige deutsche Institution demontiert – tatsächlich war sie laut Enrich seit jeher bereit, sich auf zweifelhafte Partner einzulassen, solange die Aussicht auf Gewinn bestand. Die dunkelste Narrative bildet die Verstrickung in die Verbrechen des NS-Regimes: Die Deutsche Bank wird als willfährige Helferin Hitlers dargestellt, was sie lange mit dem Mythos der „Opferrolle“ zu beschönigen suchte.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Kapitel 1 verortet die Bank im Gefüge des deutschen Kaiserreichs und später des „Dritten Reichs“. Ein Leitgedanke ist, dass Großbanken Machtinstrumente der nationalen Politik sein können – im Kaiserreich, um wirtschaftlichen Imperialismus zu betreiben, im Nationalsozialismus, um Krieg und Holocaust zu finanzieren. Enrich zeigt auf, wie die Deutsche Bank fehlende demokratische Kontrolle ausnutzte: Unter der Nazi-Diktatur gab es praktisch keine Schranken, sodass die Bank zum „Teilnehmer an den verbrecherischen Politiken des Nazi-Regimes im Wirtschaftsbereich“ wurde . Auch nach 1945 setzten westliche Siegermächte (hier die Briten) auf die schnelle Rehabilitierung der Bank, was auf den Leitgedanken verweist, dass wirtschaftliche Interessen oft vor juristischer Aufarbeitung stehen. Die Bank wurde nicht zerschlagen, sondern konnte im Wirtschaftswunder wieder gedeihen – ein frühes Beispiel für das „too big to fail“-Prinzip.
Relevante Originalzitate:
„Die amerikanische Militärregierung kam zu dem Schluss, die Deutsche Bank sei ‚ein Teilnehmer an der Durchführung der verbrecherischen Politiken des Nazi-Regimes im Wirtschaftsbereich‘. Der Bericht empfahl, die Bank solle ‚liquidiert‘ werden.“ (S. 21)
„Das ist die erste (aber nicht die letzte) Gelegenheit, bei der die Bank sich von einem Mann mit großem persönlichen Charme und geschickter Öffentlichkeitsarbeit hinters Licht führen ließ, dessen Geschäft auf äußerst wackligen Fundamenten stand.“ (S. 24)
„Deutsche Bank und ihre Führungskräfte waren Parteien des Genozids… Ihre Beteiligung erlaubte es den Nazis, die gnadenlose Effizienz ihrer militärischen Kampagne und ihres Bestrebens, Europa von Juden zu ‚säubern‘, zu verbessern.“ (S. 23)
Kapitel 2: Edson and Bill
Zentrale Thesen und Argumente: Dieses Kapitel führt zwei zentrale Protagonisten der späteren Bankgeschichte ein – Edson Mitchell und Bill Broeksmit – und argumentiert, dass ihre Partnerschaft wegweisend für den Umbau der Deutschen Bank zum internationalen Investmenthaus war. Die These lautet: Amerikanischer Pioniergeist (Edson) trifft auf analytische Integrität (Bill) und gemeinsam revolutionieren sie das Geschäft mit Finanzderivaten. Edson Mitchell, ein ehrgeiziger Finanzjongleur aus Maine, und sein besonnener Freund Bill Broeksmit, ursprünglich Bankrisk-Experte, machten schon bei Merrill Lynch in den 1980ern Furore, indem sie den Derivatehandel in großem Stil vorantrieben. Enrich zeigt, wie Bill als „Mastermind“ innovative Zinsswaps entwickelte, die das moderne Finanzwesen prägten – „wegen Leuten wie Bill, vielleicht keiner mehr als Bill, wurde das Derivategeschäft Mainstream“ . Zentral ist auch das Argument, dass beide trotz unterschiedlicher Temperamente ein gemeinsames Ziel hatten: die etablierten Grenzen des Bankgeschäfts zu sprengen.
Wichtige Narrative und Mythen: Erzählerisch verfolgt Enrich hier die Aufstiegsgeschichte von Edson und Bill. Der Leser erfährt von Edsons Weg vom Hühnerfarm-Angestellten zum Wall-Street-Banker, getrieben von dem amerikanischen Mythos der Selbstverwirklichung (Edson: „Ich war ein geborener Risiko-Typ“). Bill Broeksmit dagegen verkörpert das Bild des brillanten, aber unterschätzten Strategen, der trotz bescheidener Herkunft (Sohn eines Pfarrers) mit Intellekt und Prinzipien seinen Weg macht. Ein prägendes Narrativ ist die Freundschaft der beiden: Edson, der charismatische Draufgänger, und Bill, der ruhige Denker, ergänzen einander perfekt. Enrich entzaubert zugleich Mythen: Etwa den Mythos, Derivate seien „zu kompliziert“ – Bill und Edson bewiesen in den 90ern bei Merrill, dass Derivate enorme Gewinne bringen können, auch wenn sie „wie eine mächtige Droge auf die Finanzwelt“ wirkten (was bereits auf kommende Gefahren hindeutet).
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Der wirtschaftliche Leitgedanke hier ist die Finanzinnovation: In den 1980er/90er-Jahren erfasste eine Derivate-Revolution die Märkte. Enrich betont, dass Bill Broeksmit zu denjenigen gehörte, die diese Revolution befeuerten, indem sie neue komplexe Finanzprodukte konstruierten und deren Nutzen propagierten (etwa zur Absicherung von Risiken für Unternehmen – was zunächst positiv klingt). Gesellschaftspolitisch schwingt bereits die Warnung mit, dass diese Innovation zweischneidig ist: Was als Heilsbringer für Effizienz gepriesen wurde, führte später zu Intransparenz und Krisen (hier noch unausgesprochen, aber im Subtext erkennbar). Ein weiterer Leitgedanke ist Talent statt Herkunft: Edson und Bill kamen nicht aus der Elite, stiegen aber dank Fähigkeiten auf – ein Verweis auf den „amerikanischen Traum“, den die Deutsche Bank später für sich nutzen sollte, um Top-Talente anzuwerben.
Relevante Originalzitate:
„Dank Leuten wie Bill, und vielleicht keinem mehr als Bill, wurde das Derivate-Geschäft im allgemeinen Gebrauch zum Mainstream.“ (S. 38)
„Broeksmit wiederholte häufig das Mantra: ‚Wie hilft das dem Kunden?‘ – eine abgedroschene Wall-Street-Floskel, doch er meinte es ernst. Es war immer verlockend, mit Betrügereien an Kunden ein Vermögen zu machen, aber er riet seinen Kollegen, lieber langfristig zu denken und Dinge so zu strukturieren, dass beide Seiten profitieren.“ (S. 41)
„Mitchell war laut, impulsiv und rastlos, Broeksmit leise, geistig brillant und nachdenklich… Sie ergänzten einander, die Übermaß des einen füllte die Leere des anderen aus.“ (S. 40)
Kapitel 3: Wall Street’s Great Migration
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 3 beschreibt den entscheidenden Schritt der Deutschen Bank in die Welt des globalen Investmentbankings. Die These: Um zur Weltspitze aufzuschließen, musste die Deutsche Bank in den 1990ern einen radikalen Kultur- und Personalwechsel vollziehen – eine Art Große Migration von Wall-Street-Talenten nach Frankfurt/London. Enrich erläutert, wie nach dem Mauerfall und enttäuschenden Auslandsgeschäften (wie dem Kauf von Morgan Grenfell) der Vorstand um Hilmar Kopper erkannte, dass die Bank zu provinziell blieb. Die Argumentation: Nur durch den massiven Zukauf von Expertise – sprich, Abwerbung ganzer Teams führender US-Banker – könne die Bank ein Big Player werden. Folgerichtig wird Edson Mitchell angeheuert: In einer geheimen Mission namens „Project Osprey“ sondierte Mitchell seine Möglichkeiten, verhandelte Bedingungen (er durfte „absolut jeden einstellen, den er wollte“ ) und wechselte 1995 mit einem ganzen Troß amerikanischer Top-Banker zur Deutschen Bank nach London. Enrich betont, dass dieser Transfer der DNA der Bank folgte: Schon immer schaute sie ins Ausland, um groß zu werden, diesmal eben nach Wall Street.
Wichtige Narrative und Mythen: Erzählerisch ist dieses Kapitel geprägt vom Drehen an der Uhr: Mehr als ein Jahrhundert nach der Gründung kehrt die Bank quasi an ihren Ursprungsgedanken zurück – global und wagemutig sein. Enrich schildert eindringlich das Drama der Personaljagd: Edson Mitchell verlässt Merrill Lynch per Helikopter, um sich in Princeton mit den Deutschen zu treffen – eine fast filmreife Szene, die den Aufbruch symbolisiert . Ein wiederkehrendes Narrativ ist hier das „Brain-Drain“ aus New York: Die besten und aggressivsten Banker strömen zur Deutschen Bank, angelockt von Gehältern und Freiheiten. Enrich räumt auch mit dem Mythos auf, die Bank habe diesen Wandel zögerlich vollzogen – im Gegenteil: Kopper & Co. waren bereit, immense Summen (z.B. $5 Millionen Jahresgehalt für Edson) und kulturelle Opfer zu bringen, um mitzuhalten. Die Übernahme der US-Investmentkultur wird als unausweichlich erzählt, fast schicksalhaft: „Wall Street kam nach Deutschland – sollte Deutschland nach Wall Street gehen?“ , fragt Kopper rhetorisch. Die Narrative vom schnellen Erfolg wird jedoch schon von Enrich mit Foreshadowing versehen: Was wie Triumph aussieht (die riesigen Deals und Einstellungswellen), birgt im Kern die Saat für künftige Konflikte.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich thematisiert Kapitel 3 die Globalisierung der Finanzmärkte. Der Leitgedanke: Nationale Grenzen verlieren an Bedeutung, und wer als Bank weltführend sein will, muss sich transnational aufstellen – mit allem Kulturwandel, den das mit sich bringt. Gesellschaftspolitisch deutet Enrich hier bereits die Problematik der Entgrenzung an: Die Migration der Wall-Street-Methoden nach Europa führt zu einer Entkopplung der Bank von ihrem traditionellen Umfeld (Deutschland AG). Die alten deutschen Eliten (Industrie, Politik) verlieren Einfluss, während eine neue transnationale Elite (Investmentbanker) das Ruder übernimmt. Das Kapitel suggeriert, dass Globalisierung Gewinner und Verlierer innerhalb der Bank schafft: Die Amerikaner gewinnen, die deutschen Traditionalisten verlieren an Macht – ein Spiegelbild der 90er, in der globale Finanzakteure zunehmend nationale Kontrollmechanismen unterliefen.
Relevante Originalzitate:
„Hilmar Kopper erklärte [1994], der schwache Stand der Bank in den Weltfinanzmärkten sei nicht nur peinlich für die Deutsche Bank, sondern auch für Deutschland… Es sei an der Zeit, ernst zu machen mit dem Investmentbanking. Die Deutsche Bank musste eine Top-Kraft einstellen – einen charismatischen Regenmacher, der die Bank ins gelobte Land führen konnte.“ (S. 49)
„Edson Mitchell autorisierte seinen Headhunter, mit seinen Kontakten bei der Deutschen Bank zu sprechen. Würde man Interesse haben, Edson einzustellen? Die Antwort lautete: Ja. Wenige Monate später begab sich Mitchell auf eine streng geheime Mission nach Deutschland… Er handelte aus, dass er absolut jeden einstellen dürfte, den er wollte. Die Deutsche Bank stimmte zu.“ (S. 55–56)
„Im Sommer 1995 zog die Familie Mitchell nach England… Sein Titel bei der Deutschen Bank war Leiter der Global Markets. Wie schon bei Merrill sah Mitchell in Derivaten den Schlüssel, um ein großer Spieler zu werden. Da Deutsche in diesem Spiel bisher praktisch ausgesetzt hatte, gab es viel aufzuholen.“ (S. 58)
Kapitel 4: Forces of Darkness
Zentrale Thesen und Argumente: In Kapitel 4 prallen die frisch importierte Wall-Street-Kultur und die traditionelle deutsche Bankenkultur frontal aufeinander. Enrichs These: Ein kultureller Machtkampf entbrennt innerhalb der Deutschen Bank, in dem Edson Mitchells amerikanisches Team versucht, das alte Deutschland abzuschütteln. Die deutschen Führungskräfte – von Mitchell spöttisch die „Forces of Darkness“ genannt – werden als Bremsklotz empfunden . Die Argumentation: Die Amerikaner halten die Hierarchien und Konsensstrukturen (Vorstand, Aufsichtsrat) für hinderlich, während die Deutschen die hemmungslose Risiko-Freude der Neuen für gefährlich halten. Edson Mitchell und Bill Broeksmit treiben den Umbau trotzdem rücksichtslos voran: Sie zentralisieren das Handelsgeschäft in London, verdrängen deutsche Manager und übergehen Kontrollen, wo es geht. Die These dahinter: Die Kontrolleure verloren, die „Banditen“ setzten sich durch, was den Grundstein für die folgende Eskalation von Risiko und Skandalen legte.
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ ist dieses Kapitel geprägt von Konflikten und Spitznamen. Enrich schildert, wie Mitchells Leute den deutschen Vorstand als „diese wollen uns tot sehen“ wahrnehmen und entsprechend mit Verachtung reagieren – vom phonetischen Schild „DOY-chuh Bank“ in der Lobby (weil Amerikaner es wie „Douche Bank“ aussprachen) bis zur Selbstüberschätzung Mitchells („I’m God“, soll er einmal gesagt haben ). Auf der anderen Seite nennen die Deutschen die Neuen „Banditen und Anarchisten“ . Dieses Erzählelement – gegenseitige Dämonisierung – unterstreicht den Kulturbruch. Ein weiterer Strang ist der Mythos der unantastbaren deutschen Bank-Hierarchie, den Mitchell genüsslich demontiert: Er droht mit Kündigung, um Budget durchzusetzen, und trickst bewusst die unwissenden Vorstände aus (nach dem Motto: „Was der Vorstand nicht weiß, kann er nicht stoppen.“). Die dramatische Narrative gipfelt darin, dass Mitchells Team schließlich Oberwasser gewinnt: Die Deutschen geben nach, Geld fließt ins Investmentbanking, und die Gewinne explodieren – Triumph der „Cowboys“ über das Establishment.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Hier geht es um Corporate Governance vs. Wildwest-Mentalität. Der Leitgedanke ist, dass formale Strukturen (Aufsichtsrat, Vorstand mit Konsensprinzip) in einer globalisierten Finanzwelt an Wirksamkeit verlieren, wenn charismatische Profitmacher ihre eigenen Regeln setzen. Enrich illustriert damit ein allgemeines Problem der 2000er: Regeln und Kontrollen werden von Investmentbankern umgangen, was letztlich systemische Risiken schafft. Gesellschaftspolitisch spiegelt sich darin die Krise des stakeholder-orientierten deutschen Modells: Mit dem Sieg der angelsächsischen Trader-Mentalität in der Deutschen Bank siegt auch das Shareholder-Value-Denken und eine Ideologie, die kurzfristigen Gewinn über langfristige Verantwortung stellt. Das Kapitel deutet bereits die kommenden Skandale an: Die „Forces of Darkness“ (im Buch die skeptischen Traditionalisten) hatten nicht ganz Unrecht mit ihren Sorgen – die exponentiell wachsenden Derivate-Bestände würden der Bank später zum Verhängnis werden (z.B. durch Milliardenverluste).
Relevante Originalzitate:
„Edson Mitchell gab seinen deutschen Aufsehern einen Spitznamen: die Mächte der Finsternis. Und der Name blieb haften.“ (S. 61)
„Die Deutschen betrachteten Edsons Leute mit einer Mischung aus Verachtung und Angst. Sie nannten die Amerikaner ‚Banditen‘ und ‚Anarchisten‘. ‚Wir können sie nicht kontrollieren‘, beklagte ein Vorstandsmitglied.“ (S. 62)
„Mitchell genoss offenbar seinen Ruf als mächtiger Gesetzloser. Als ihn einmal in Frankfurt ein Mitarbeiter fragte, wer er denn sei, antwortete Edson: ‚Ich bin Gott.‘“ (S. 63)
„Kaum ein Jahr nachdem er zur Deutschen Bank gekommen war, fühlte Broeksmit sich bestätigt: Die Kunden reagierten positiv auf die Veränderungen und die Gewinne strömten herein… ‚Es gab kein Zurück mehr‘, erklärte Bill später – die Ausweitung ins Investmentbanking war unumkehrbar.“ (S. 65)
Kapitel 5: Project Osprey
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 5 behandelt die nächste große Weichenstellung: Den Kauf der amerikanischen Bank Bankers Trust (BT) als Sprungbrett zur Weltmarktführerschaft. Die These: Da organisches Wachstum nicht schnell genug ging, entschied Edson Mitchell, dass nur eine Mega-Übernahme die Deutsche Bank an die Wall-Spitze katapultieren könne. „Project Osprey“ war der Codename dieser Jagd auf ein geeignetes Beutestück . Enrich argumentiert, dass das Ziel Bankers Trust ambivalent war – einerseits bekam Deutsche Bank so schlagartig ein großes Investmentbanking-Fußabdruck in den USA, andererseits schleppte BT Giftsubstanzen mit. Das Kapitel legt dar, wie Mitchell & Jain verschiedene Kandidaten prüften (Lehman, Merrill etc.), aber BT trotz seiner Skandale bevorzugt wurde, auch weil die US-Notenbank Fed die Übernahme förderte (BT galt als Problemfall, den man gern den Deutschen überließ ). Enrich macht deutlich, dass diese Übernahme zur folgenschwersten Fehlentscheidung der Bank wurde: BT brachte eine „rücksichtslose, amoralische Kultur“ mit und Unmengen an riskanten Derivaten – ein vergifteter Fisch, den der „Fischadler Deutsche Bank“ erbeutete .
Wichtige Narrative und Mythen: Dieses Kapitel liest sich wie ein Übernahme-Thriller. Narrative Elemente sind u.a. die prunkvolle Strategie-Sitzung im italienischen Schloss, in der Edsons Team beschließt: Wir müssen kaufen! . Dann die Jagd-Metaphorik: „Der Fischadler würde seine Beute packen, aber sie würde sich als giftig erweisen.“ . Enrich räumt hier mit dem Mythos auf, die Deutsche Bank habe naiv in BT investiert: Tatsächlich waren Warnungen da – Jain und andere wussten um BTs zweifelhaften Ruf („drittklassiges Institut voller Probleme“) . Doch Vorstandschef Breuer ignorierte oder belog gar die Öffentlichkeit (er dementierte Übernahmegespräche, um den Preis zu drücken, was Enrich als Start einer Beziehung „auf Lügen gebaut“ bezeichnet ). Die narrative Zuspitzung: Ende 1998 kauft Deutsche Bank BT für 10 Mrd. $, unmittelbar nach einer erzwungenen historischen Geste – dem Eingeständnis der NS-Vergangenheit (Hevesi-Zwischenfall). Hier webt Enrich die moralische Ironie ein: Während die Bank offiziell Reue für ihre Nazi-Verstrickung zeigt, schluckt sie quasi gleichzeitig eine Bank mit fragwürdiger Moral. Das Kapitel nutzt auch den Mythos des globalen Banken-Friedhofs: Viele große Institute (z.B. Bankers Trust) hatten sich an Trump verbrannt – doch die Deutsche Bank ignorierte diese Warnungen und glaubte, es besser zu können.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich stehen hier Überdehnung und Konzentration im Mittelpunkt. Die Deutsche Bank wollte „zu groß zum Scheitern“ werden – ein Leitgedanke, der die späten 1990er prägte, als Megabanken durch Fusionen entstanden. Gesellschaftspolitisch schwingt die Kritik mit, dass Regulatoren aktiv dieses Wachstum förderten (die Fed sah es lieber, wenn ein deutscher Käufer BT’s Probleme löst, als selbst einzugreifen). Diese Entpolitisierung von Kontrolle zugunsten globaler Marktmechanismen ist ein zentrales Thema: Staaten gaben Verantwortung ab, vertrauten auf Markttransaktionen (hier: DB kauft BT) zur Problemlösung – was später demokratische Kontrolle weiter erschwerte. Ein anderer Leitgedanke ist moral hazard: Bankers Trust hatte gelernt, dass man Kunden betrügen konnte (P&G-Skandal) und mit riskanten Wetten davonzukommen schien – und die Deutsche Bank belohnte dieses Verhalten durch die Übernahme. Damit wirft Enrich implizit die Frage auf, ob Profitstreben über Ethik gestellt wurde. Kapitel 5 ist so ein Schlüsselmoment: Die Bank überschreitet bewusst eine Linie, indem sie „Giftmüll“ aufkauft, und eröffnet damit das Kapitel der 2000er voller Skandale.
Relevante Originalzitate:
„Edson Mitchell war seit zwei Jahren bei der Deutschen Bank… Er schlussfolgerte, dass er, egal wie viele Leute er anheuerte oder wie viel Geld er aus Frankfurt herauspresste, niemals allein eine Wall-Street-Top-Franchise aufbauen könnte. Im Frühjahr 1997 versammelte er seine Top-Leute in einem alten italienischen Schloss… Die Gruppe diskutierte offen: Die einzige Lösung war, eine andere Investmentbank zu kaufen.“ (S. 67–68)
„Das Team gab seiner Mission den Codenamen Project Osprey, nach dem Falken, der mit rasiermesserscharfen Klauen Fische aus dem Wasser holt. Die Deutsche Bank würde ihre Beute fangen, aber die Beute würde sich als giftig erweisen.“ (S. 69)
„Bankers Trust… prahlte damit, ‚wir brauchen keine Kunden mehr‘. Die Händler dort könnten mit den eigenen Gelder des Bankhauses so viel am Markt verdienen, dass man sich nicht mehr mit dem altmodischen Geschäft abgeben müsse, für Kunden kleine Margen zu erwirtschaften. Ackermann würde es bereuen, diese rote Flagge übersehen zu haben.“ (S. 71)
„Im Oktober [1998] traf sich Breuer in Washington heimlich mit dem CEO von Bankers Trust. Zwei Wochen später dementierte er dreist Übernahmegespräche („es gibt keine Übernahmegespräche“), was die BT-Aktie fallen ließ – sodass die Geschichte Deutsche Bank–Bankers Trust noch vor der Unterschrift auf Lügen gebaut war.“ (S. 73)
„Ende November 1998 – neun Jahre nach dem Kauf von Morgan Grenfell und der Ermordung Alfred Herrhausens – stimmte die Deutsche Bank zu, Bankers Trust für etwa 10 Milliarden Dollar zu übernehmen.“ (S. 75)
„Als die Finanzkrise im Herbst 2008 voll durchschlug, schuldete Donald Trump der Deutschen Bank 334 Millionen Dollar aus dem 2005er Kredit für seinen Chicagoer Trump Tower… Anstatt zurückzuzahlen, verklagte Trump die Bank – sie sei mitschuldig an der Krise („act of God“) und schulde ihm 3 Milliarden Schadenersatz.“ (S. 131)
Zentrale Thesen und Argumente: In Kapitel 13 schildert Enrich den Showdown zwischen Donald Trump und der Deutschen Bank in der Finanzkrise 2008, vor allem den bizarren Rechtsstreit um Trumps nicht zurückgezahlten Chicago-Kredit. Die These: Trumps Verhalten in der Krise bestätigte alle Warnungen – er zeigte sich als gefährlicher Geschäftspartner („This guy is a danger“), was sogar Banker der Deutschen Bank zu diesem Ausruf veranlasste. Enrich argumentiert, dass Trump 2008, als er $334 Mio. an die Deutsche Bank für den Trump Tower Chicago schuldig blieb, zum Äußersten griff: Er verklagte die Bank frech auf $3 Mrd. Schadenersatz wegen „Mittäterschaft an der Finanzkrise“ und berief sich auf höhere Gewalt („act of God“) . Dieser beispiellose Schritt führte dazu, dass die Deutsche-Bank-Manager endlich erkannten, wie riskant und unberechenbar Trump wirklich war. Intern wurde beschlossen, keine Geschäfte mehr mit ihm zu machen – zumindest in der zuständigen Abteilung.
Kapitel 6: Trump’s Bankers
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 6 beleuchtet die Anfänge der Beziehung der Deutschen Bank zu Donald Trump in den späten 1990er-Jahren. Die These lautet: Die Deutsche Bank wurde zur „Bank der letzten Instanz“ für Trump, nachdem ihn alle anderen Häuser aufgrund seiner Zahlungsmoral gemieden hatten. Enrich argumentiert, dass interne Konkurrenz und Profitgier in der Bank dazu führten, dass man die Risiken mit Trump ignorierte. Obwohl Trump als hochriskanter Schuldner bekannt war – an der Wall Street sprach man von „Donald Risk“ – nutzten einzelne Bank-Abteilungen (zunächst die Immobilienfinanzierung, später die Private-Banking-Sparte) die Chance, ihn als Kunden zu gewinnen, um eigene Erfolge zu verbuchen. Zentrale Figur ist Mike Offit, ein Händler der Bankers Trust, der 1998 bei der Deutschen Bank landete und bereit war, Trump $125 Mio. für 40 Wall Street zu leihen, als sonst niemand wollte. Die These dahinter: Die Kultur der Deutschen Bank, Risiken einzugehen, öffnete Trump die Tür zurück zu Krediten, was ihm half, sich als Geschäftsmann neu zu präsentieren – mit fatalen Konsequenzen (Stichwort: weitere Kredite, spätere Defaults).
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich erzählt hier eine fast tragikomische Geschichte. Wichtiges Narrativ: „Vom Paria zum Premium-Kunden“. Trump war Ende der 90er weitgehend bankrott und als „säumiger Schuldner“ verrufen . Die Erzählung zeigt, wie Offit – ein finanziell motivierter Banker umgeben von noch skrupelloseren Kollegen – sich über alle Warnungen hinwegsetzt. Der Mythos, niemand würde Trump je wieder Kredit geben, wird gebrochen: Ausgerechnet eine angesehene deutsche Bank greift zu. Enrich schildert anschaulich, wie Offit und Trumps erster Deal zustande kamen: Trump taucht allein in der Bank auf, schmeichelt Offit (er habe „großartige Gene“), präsentiert ungewöhnlich detailliert sein Projekt und erhält prompt den Kredit . Ein eindrückliches Narrativ ist das der internen Blendeffekte: Kaum hört der Markt, dass Deutsche Bank Trump finanziert, kommen andere Banken aus Angst, etwas zu verpassen – Trump nutzt dies, bleibt aber der Deutschen Bank treu aus „Loyalität“ (so zumindest seine Darstellung ). Dies nährt den Mythos, Trump sei ein genialer Geschäftsmann – ein Mythos, den die Deutsche Bank unfreiwillig miterschafft. Enrich arbeitet ebenfalls die interne Zerstrittenheit heraus: Während eine Sparte mit Trump glänzt, lehnen andere interne Stimmen ihn ab – was zum Keim für spätere Konflikte innerhalb der Bank wird.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Hier tritt Kundenreputation vs. Profitdruck als Leitmotiv auf. Wirtschaftlich zeigt sich, wie die Jagd nach Rendite Banken dazu verleitet, selbst hochriskante Kunden (mit schlechtem Leumund) aufzunehmen, solange Provisionen winken. Gesellschaftspolitisch offenbart sich ein Versagen traditioneller Ausschlussmechanismen: Normalerweise sanktioniert der Markt einen Betrüger wie Trump durch Kreditentzug, doch die Deutsche Bank durchbrach diese inoffizielle Sanktion und ermöglichte ihm ein Comeback – was impliziert, dass Eliten sich gegenseitig stützen, wenn es opportun erscheint. Ein anderer Aspekt ist die Verantwortung einer Bank: Indem die Deutsche Bank Trump über Jahre über $2,5 Mrd. Kredit gab , trug sie dazu bei, seinen Mythos als erfolgreicher Geschäftsmann (und später Politiker) aufzubauen. Das Kapitel regt also zur Frage an, inwieweit Finanzinstitute auch politische Auswirkungen haben, wenn sie bestimmten Akteuren Ressourcen gewähren. Letztlich wird deutlich: Der Keim für eine toxische Beziehung wird hier gelegt – eine Beziehung, die nicht nur die Bank Milliarden kosten sollte, sondern auch politisch heikel wurde (Stichwort: Trump als Präsident und Schuldner der DB).
Relevante Originalzitate:
„Er [Trump] war auch ein säumiger Schuldner, hatte Kredite platzen lassen… Alteingesessene Banken schreckten vor dem zurück, was man an der Wall Street ‚Donald Risk‘ nannte.“ (S. 79)
„Würden Sie Donald Trump einen Kredit geben?“, fragte 1998 ein Immobilienmakler am Telefon. Offit dachte anders als die konservativen Großbanken: Wenn Trump ein tragfähiges Projekt hätte, würde Deutsche es sich ansehen. (Dass Kennedys Sohn Justin Trump flüchtig kannte, schadete nicht.) Wenige Tage später erschien Trump, ohne Gefolge, persönlich in Offits Konferenzraum… Offit war beeindruckt – Trump hatte alle Details parat… Offit stimmte zu, Trump 125 Millionen Dollar zu leihen.“ (S. 80–81)
„Andere Banken hörten, dass Deutsche Geschäfte mit Trump machte, und meldeten sich prompt – getrieben von der Angst, etwas zu verpassen. Trump versicherte Offit, er weise diese Rivalen aus Loyalität zurück. ‚Wir werden viel zusammen machen‘, versprach Trump. Offit hoffte, er hätte recht.“ (S. 82)
„Viele Jahre später, als die Deutsche-Bank-Manager auf die Trümmer blickten, fragten sie sich, wie es soweit kommen konnte. Der Bankers-Trust-Deal würde sich als großer Bock herausstellen… Die Beziehung mit Donald Trump wirkte wie ein weiterer gewaltiger Fehler. Führungskräfte witzelten, derjenige, der die Trump-Beziehung angezettelt habe, müsse wohl eine Hirnverletzung gehabt haben.“ (S. 85)
Kapitel 7: Riptide
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 7 schildert die Jahre um die Jahrtausendwende, in denen die Deutsche Bank zwar scheinbar triumphal in den globalen Märkten mitschwamm, intern jedoch eine brandgefährliche Dynamik entstand – vergleichbar einem stürmischen Wellengang (Riptide). Die These: Nach dem Aufstieg von Mitchells Investmentbanking gab es kein Halten mehr – die neuen Banker feierten Erfolge und testeten die Grenzen aus, während traditionelle Stabilitätsanker verloren gingen. Enrich argumentiert, dass Edson Mitchells Crew in den späten 90ern maßlos und unkontrolliert agierte: Riesige Gewinne führten zu ausschweifenden Feiern, Ego-Kämpfen und riskanten Machtspielen (z.B. Mitchells Vergeltungsschläge gegen Commerzbank ). Gleichzeitig zeigt das Kapitel, wie alte Führungsfiguren wegbrachen: Mike Offit wurde gefeuert, Bill Broeksmit zog sich ausgebrannt zurück (zum zweiten Mal) – womit wichtige Mahner die Bühne verließen. Die These ist somit, dass eine ungebremste Sieger-Mentalität Einzug hielt, die später fatale Folgen hatte.
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich erzählt dieses Kapitel mit vielen Anekdoten, die den exzessiven Habitus der Banker illustrieren: Von einem Firmenevent am Lago Maggiore, wo ein Doppelgänger des Reggae-Sängers „Edson Mitchell“ eingeflogen wurde, um Edson zu überraschen , bis zum Bermuda-Segelwettbewerb, bei dem Edson besoffen das Rennen sabotiert, nur um zu gewinnen . Diese Narrativen entlarven den Mythos der seriösen Bank – hier agierten „Cowboys“, die sich alles erlaubten. Ein Höhepunkt der Erzählung ist der geplatzte Fusionsversuch mit der Dresdner Bank 2000: Edson und sein Team torpedieren die geplante Zusammenlegung durch eine offene Drohung (Edson würde kündigen), worauf der Deal platzt . Das Narrativ hier: Die Investmentbanker merkten, dass sie die Macht hatten, den Ton anzugeben – eine folgenschwere Wende („eine Welle des Jubels ging durch den Handelsraum… Eine gesunde Angst, ein Sinn für Zurückhaltung, war verloren.“ ). Ein weiteres Erzählmotiv ist das Burnout: Bill Broeksmit fühlt sich „überwältigt und gelangweilt zugleich“, glaubte, es spiele keine Rolle mehr, was er tat, und verlässt frustriert die Bank . Dieser persönliche Strang – der Rückzug des Gewissens Bill – verstärkt den Mythos vom „Ikarus-Flug“ der Bank: Sie steigt immer höher, während die Vorsichtigen abspringen.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich wird hier Kurzfristigkeit vs. Nachhaltigkeit thematisiert. Der Leitgedanke: Die Bank profitierte kurzfristig enorm von der enthemmten Handelsmentalität (Rekordgewinne, Marktanteile), baute aber keinerlei Bremssysteme ein – im Gegenteil, sie entfernte (freiwillig oder unfreiwillig) die Warner. Das Kapitel spiegelt damit im Kleinen, was in der Branche allgemein passierte: Das Investmentbanking übernahm das Kommando, traditionelle Bankiers und Risk-Manager verloren Einfluss. Gesellschaftspolitisch schwingt die Unantastbarkeit der Finanzelite mit: Selbst als Mitchells Aktionen andere Banken gefährdeten (Abbruch der Commerzbank-Geschäfte), gab es kaum regulatorische Reaktionen – stattdessen belohnte man ihn intern. Die Episode um die Dresdner-Fusion zeigt auch das Versagen der Aufsichtsräte: Die Top-Ebene (Breuer) verlor Autorität, als sie dem Druck der Händler nachgab. Somit verkörpert Kapitel 7 den Leitgedanken von der Selbstgefälligkeit vor dem Sturm: Alles scheint gut – Gewinne da, Status da –, doch die Saat für Krise und Tragödie ist gelegt (eine Anspielung auf Edsons bevorstehenden Tod und die späteren Crashs).
Relevante Originalzitate:
„Für 18 Monate boomte die Deutsche Bank – und Mitchells Truppe, deren kollektives Id entfesselt war, feierte ihre neue Macht ausgiebig.“ (S. 88)
„Als Mitchell hörte, dass die Commerzbank versuchte, ihm Mitarbeiter abzuwerben, kappte er kurzerhand die Handelslinien zur kleineren Bank. Damit schnitt er die Commerzbank von einem bedeutenden Teil des globalen Finanzsystems ab – eine ‚Nuklear-Option‘, die das wichtige Institut destabilisieren konnte. ‚Kindergartenverhalten, eines Profis nicht würdig‘, zischte der Commerzbank-Chef.“ (S. 89)
„Zwei Tage später [nach Ankündigung der Dresdner-Fusion] versammelte Edson seine Entourage… Sie hatten reichlich Wein getrunken und wurden immer wütender. Sie wollten diesen deutschen Deal auf keinen Fall. Edson rief Ackermann im Auto an… ‚Unterschätze bitte nicht, Joe, wie schwierig das wird‘, warnte er. Wenn der Deal käme, drohte Edson, würde er kündigen. Falls Ackermann aber den Deal torpedierte, könne er auf Edsons Leute zählen in seinem Bestreben, nächster Chef zu werden.“ (S. 90)
„Edsons Botschaft kam an, der Dresdner-Deal zerbrach bald. Auf den Handelsfluren brandete Jubel auf. Es war ein Wendepunkt: Breuer hatte den Respekt seiner Investmentbanker verloren – sie merkten, dass sie den Ton angeben konnten. Eine gesunde Angst, ein Sinn für Zurückhaltung, war verloren gegangen. Mitchells Truppe stand an der Spitze der Welt und wusste es.“ (S. 91)
„Bill fühlte, die Bank sei so groß geworden, dass es keinen Unterschied mehr mache, was er tat. Im August 2000 beschloss er, in den Ruhestand zu gehen – zum zweiten Mal in fünf Jahren… Kollegen wunderten sich; er sagte, er wolle mehr Zeit mit der Familie verbringen, Shakespeare studieren und in einer Suppenküche helfen.“ (S. 92)
Kapitel 8: The Last Day
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 8 markiert einen Einschnitt: den plötzlichen Tod Edson Mitchells am 22. Dezember 2000. Die These hier: Mit Edsons Weggang endete eine Ära – doch anstatt zur Besinnung zu kommen, beschleunigte sein Fehlen den Abstieg der Bank in Chaos und Risiko. Enrich zeichnet den letzten Tag Mitchells minutiös nach (Weihnachtsfeier in London, Concorde-Flug nach New York, dann der Absturz in Maine) und zeigt, dass seine „feurige“ Persönlichkeit die Bank geprägt hatte. Die Argumentation: Edsons Tod wirkte wie ein Brandbeschleuniger – in Abwesenheit seines einhegenden Einflusses (er war trotz allem ein einigender Anführer) zerstritt sich seine Nachfolge-Riege, und die von ihm gesäten riskanten Strukturen gediehen unkontrolliert. So behauptet Enrich metaphorisch, Mitchell habe die „Samen der Selbstzerstörung“ in der Bank gepflanzt – und sein dramatischer Unfall wirkte wie „Wunderdünger“ auf diese Saat .
Wichtige Narrative und Mythen: Das Kapitel ist sehr erzählerisch-emotional gehalten, fast wie ein dramatischer Abschlussakt. Enrich nutzt zahlreiche Details, z.B. die pompösen Weihnachtsfeiern, um den Mythos vom unverwundbaren Überflieger Edson zu zeichnen – nur um ihn dann jäh enden zu lassen. Narrativ zentral ist die Szene, in der die Nachricht von Edsons Tod die Bank erschüttert: Von Ackermanns nächtlichem Kondolenz-Anruf bis zum weinenden Bill Broeksmit, der in Dauerschleife Sinéad O’Connors „The Last Day of Our Acquaintance“ hört . Diese Szene entmystifiziert Bill als stoischen Charakter – hier bricht er zusammen, was die Tiefe der persönlichen Bindungen zeigt. Ein weiteres Narrativ ist die Reaktion der Kollegen: Ein Manager kommentiert schwarz: „Na, diesmal hat Edson es wirklich geschafft – scheint, als habe er sein Flugzeug gegen einen Berg geflogen.“ . Diese gallows humor-Aussage entlarvt den fatalistischen Zynismus in der Bank. Der Mythos der Unsterblichkeit – Edson als unfehlbarer Held – wird abrupt zerstört. Stattdessen entsteht eine Legende des verglühten Sterns, was Enrich nutzt, um vor dem Mythos der unersetzlichen Finanzgenies zu warnen: Keine Person ist größer als die Risiken, die sie schafft.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich geht es hier um Leadership und Systemabhängigkeit. Ein Leitgedanke ist, dass das ganze Investmentbanking-System der Deutschen Bank auf wenige Schlüsselfiguren gebaut war – und wenn diese verschwinden, fehlt jede Stabilität. Der plötzliche Tod demonstrierte die Verwundbarkeit hochkomplexer Organisationen, wenn sie personenzentriert sind. Gesellschaftspolitisch schwingt in Edsons Tod ein Memento Mori für die Überheblichkeit der Finanzwelt mit: Trotz allem Erfolg sind Banker sterblich, ihre Machtsysteme zerbrechlich. Interessant ist auch die Reaktion der Bankführung: Ackermann etwa nutzte die Gelegenheit, um das Erbe neu aufzuteilen – Machtspiele um die Nachfolge begannen sofort . Das legt den Leitgedanken nahe, dass in der Finanzbranche selbst Tragödien sofort instrumentalisiert werden für Positionskämpfe, statt innezuhalten. Enrich bewertet Edsons Tod damit nicht nur persönlich tragisch, sondern als Katalysator: Was folgt, ist keine Reinigung, sondern eher ein noch ungebremsterer Kurs, da ein charismatischer Leader fehlt und jeder nun für sich kämpft (so interpretierbar aus dem Auseinanderdriften der Nachfolger).
Relevante Originalzitate:
„Mit 47 Jahren war Mitchell zu einem Branchen-Star geworden: für vieles bekannt – seine Motivationskünste, seine Ambition, seine Rücksichtslosigkeit, seine Bereitschaft, lächerliche Summen für die Unterhaltung seiner Mitarbeiter auszugeben… Jede Weihnachtsfeier musste noch opulenter sein als die letzte.“ (S. 94)
„Kurz nach 7:40 Uhr entdeckte ein Aufklärungsflugzeug an der Südwestseite des Bear Mountain einen breiten, wütenden Schnitt im Wald… Dort am steilen Hang lag das verkohlte Wrack. Die Maschine war in den Berg gekracht. Cockpit, Flügel, Heck zertrümmert. Beide Männer waren tot.“ (S. 96)
„‚Nun, Edson hat’s diesmal wirklich getan‘, sagte Michael Philipp zu einem Kollegen. – ‚Wie meinst du das?‘ – ‚Sieht so aus, als hätte er sein Flugzeug in einen Berg geflogen.‘“ (S. 97)
„Val betrat das Wohnzimmer. Sein Vater saß im Sessel, Tränen strömten über sein Gesicht. Er hatte Sinéad O’Connors Ballade ‚The Last Day of Our Acquaintance‘ über die Anlage laufen – in Endlosschleife… Val setzte sich neben ihn, und sie hörten das wehmütige Lied immer und immer wieder.“ (S. 98)
„‚Dad, alles in Ordnung?‘, fragte Val. – ‚Nicht wirklich‘, antwortete Bill. ‚Aber es wird schon.‘ Die Deutsche Bank jedoch sollte es nicht werden. Mit seinem bodenlosen Ehrgeiz und unerbittlichen Streben nach Wachstum und Profit hatte Edson Mitchell bei der Bank die Samen der Selbstzerstörung gepflanzt. Sein Feuertod wirkte wie Wunder-Dünger.“ (S. 99)
Kapitel 9: Ackermann
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 9 beleuchtet den Aufstieg von Josef „Joe“ Ackermann und dessen Ära an der Spitze der Deutschen Bank (frühe 2000er Jahre). Die zentrale These: Unter Ackermann erreichte die Deutsche Bank zwar neue Höhen an Größe und Profitabilität, verlor aber endgültig ihre traditionellen Prinzipien zugunsten radikalen Shareholder-Value-Denkens. Enrich argumentiert, Ackermann – erster nicht-deutscher CEO (Schweizer) – habe die Bank mit strengem Zahlen- und Renditefokus geführt (berühmt: 25%-Eigenkapitalrendite-Ziel), was kurzfristig Erfolge brachte, aber langfristig die Risikokultur verschärfte. Zudem zeigt das Kapitel, wie Ackermann die Bank immer mehr auf den US-Markt ausrichtete (Börsennotierung in NY, Fusionspläne mit US-Banken), was Enrich als teils größenwahnsinnig (nie umgesetzt) schildert . Die These enthält auch, dass Ackermann als getriebener Modernisierer auftrat: Er repräsentierte die Abkehr vom „Deutschland AG“-Modell (kein Platz mehr für Rücksichten; „Prof. Dr. Ackermann“ stand für Internationalität und kaltblütige Effizienz).
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ wird Ackermann zunächst als ambitionierter Karrierist eingeführt: vom verkannten Talent bei Credit Suisse zum hungrigen Neuling bei DB 1996 . Ein spannendes Narrativ ist sein Umgang mit der Lücke nach Edson Mitchells Tod: Ackermann zögert nicht, die Macht neu zu verteilen und Rivalitäten zu managen (Anshu Jain vs. andere) . Hier entzaubert Enrich den Mythos des harmonischen Managements – vielmehr herrschte Misstrauen und interne Politik (ein Kvalheim warnt ihn vor Jain, aber Ackermann geht dennoch mit Jain weiter ). Ein weiterer Mythos, den Enrich indirekt adressiert, ist der des unfehlbaren Masters of the Universe: Ackermann erscheint kontrolliert, aber auch er verfolgt unerfüllte Großträume (Fusion mit JPMorgan & Co., die nie stattfinden). Ein prägendes Bild ist Ackermanns Anreise nach 9/11: Er fliegt per Privatjet nach New York, mit Bodyguards in Schwarz – Trader hielten es erst für eine FBI-Razzia . Dieses Narrativ zeigt Ackermann als machtbewussten Macher, aber auch als jemanden, der Symbolik versteht (er wollte Präsenz zeigen und gleichzeitig sicherstellen, dass die geplante US-Listung der Aktie nach 9/11 nicht verschoben wird ). Enrich nutzt solche Szenen, um den Mythos vom patriotischen Bankier zu dekonstruieren: Ackermanns Fokus lag auf Aktienkurs und Expansion, nicht auf Sentimentalität.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich steht hier Shareholder-Value-Maximierung im Vordergrund. Der Leitgedanke: Ackermann trieb die Bank auf Rekordrenditen (Mitte der 2000er galt DB als profitabelste Großbank), doch dieser Erfolg basierte auf hoher Verschuldung, aggressiven Geschäften und Kostendrücken – Grundlagen, die in der Finanzkrise wanken sollten. Gesellschaftspolitisch markiert seine Ära die Loslösung der Bank von nationaler Verantwortung: Die Deutsche Bank wurde unter Ackermann ent-nationalisiert (erstmals ein Ausländer als Chef, Kulturwandel zu Anglizismen und globaler Mentalität). Das ist symbolisch für die Globalisierung: Nationales Interesse (Kredit an deutsche Industrie etc.) trat zurück hinter globales Investment. Ackermann selbst geriet in Deutschland in Kritik (Stichwort Mannesmann-Prozess), was Enrich nicht ausführlich beschreibt, aber implizit mitschwingt als Konflikt zwischen Kapitalmarktlogik und deutscher Gesellschaft. So steht Kapitel 9 für den Leitgedanken: Maximale Gewinne um jeden Preis, was später als Hybris kritisiert wurde.
Relevante Originalzitate:
„2002 wurde Ackermann als erster Nicht-Deutscher de-facto-CEO der Deutschen Bank… Ein Zahlenmensch mit fotografischem Gedächtnis, besessen von Kennziffern – überzeugt, alles sei quantifizierbar und man solle das steuern, was man messen kann.“ (S. 104)
„In der Abgeschiedenheit seines mit Kunst dekorierten Büros im 50. Stock schmiedeten Ackermann und Kollegen heimlich Fusionspläne mit US-Banken wie JPMorgan, um die Deutsche zu einem wahren globalen Leviathan zu machen… Diese Fantasien sollten nie Realität werden.“ (S. 107)
„Zwei Tage nach Weihnachten flog Ackermann nach London. Er ging über das Parkett der Bank, versuchte das Personal zu beruhigen und zu betonen, dass Mitchells Tod – so tragisch er sei – den Kurs der Bank nicht ändern würde. Seine Aufgabe war es nun, Ersatz für Mitchell zu finden… Ackermann entschied, Mitchells Job aufzuspalten… Jain bekam das größte Stück, doch andere Teile gingen an Edsons Leute wie Kvalheim.“ (S. 101–102)
„‚Ist dir klar‘, fragte Kvalheim, ‚dass niemand sonst in Edsons Team Anshu vertraut?‘ – ‚Mir ist dieses Misstrauen bewusst‘, erwiderte Ackermann, ‚aber er [Jain] ist der Einzige mit dem vollen Überblick. Edson ist tot und wir anderen sind noch da.‘ Ackermann blieb hart, Kvalheim gab auf und verließ bald darauf die Bank.“ (S. 102)
„Als Ackermann 2001 nach dem 11. September endlich nach New York gelangte, betrat er – umringt von einem Tross großgewachsener Männer mit Ohrstöpseln, alle in Schwarz gekleidet – das Börsenparkett; manche Händler dachten zunächst, die Regierung stünde vor einer Razzia. Ackermann fand, seine Präsenz zeige sein Engagement für das US-Geschäft. Ein anderer Grund für die Eile: Die Bank wollte erstmals ihre Aktien in New York listen lassen, und Ackermann wollte sicherstellen, dass diese Notierung nicht verzögert wurde.“ (S. 105)
Kapitel 10: The Mar-a-Lago Prize
Zentrale Thesen und Argumente: In Kapitel 10 wendet sich Enrich erneut der Beziehung zu Trump zu und beleuchtet insbesondere die fragwürdigen Methoden, mit denen die Deutsche Bank ihre Geschäftsbeziehung zu Trump pflegte und ausbaute. Die These: Die Deutsche Bank umwarb Trump aktiv und nutzte sogar dessen eigenen Prunk (Mar-a-Lago) als Verkaufsanreiz – was die Bank in ihrer Jagd nach Umsatz zu unprofessionellen, ja absurden Mitteln greifen ließ. Enrich zeigt, wie nach Trumps erstem Kredit bald weitere folgten (z.B. 1999 der $300 Mio.-Kredit für Trump World Tower), wobei Anreize wie Einladungen nach Mar-a-Lago eingesetzt wurden, um Kollegen zum Verkauf von Trump-Anleihen zu motivieren . Zentral ist das Argument, dass die Profitgier der Banker so groß war, dass sie sich von Trump – trotz bereits schlechter Erfahrungen – immer wieder einspannen ließen. Selbst als Trump 2004 Anleihe-Gläubiger der Bank prellte, suchte eine andere Sparte (das Private Banking) später erneut sein Geschäft. Enrich argumentiert: Die interne Fragmentierung der Bank (verschiedene Abteilungen) erlaubte es Trump, die Bank gegeneinander auszuspielen, so dass er trotz „Verrufs“ immer wieder Geld erhielt.
Wichtige Narrative und Mythen: Dieses Kapitel liefert Anekdoten voller Ironie: So versprach Trump seinen Anleiheverkäufern eine Wochenend-Einladung nach Mar-a-Lago als „ultimativen Preis“, um sie zum Platzieren riskanter Casino-Anleihen zu motivieren . Er brach das Versprechen erst, lenkte dann aber doch ein, und die Banker dinierten mit ihm in Mar-a-Lago, wo er prahlend Geschichten erzählte . Diese Narrative entlarven den Mythos vom seriösen Kundengeschäft: Hier verschwimmt die Grenze zwischen geschäftlicher Due Diligence und Event-Marketing mit dubioser Note. Ein weiterer wichtiger Erzählstrang ist die Zerrissenheit der Bank: Nachdem Trump 2008 den berüchtigten „Act of God“-Prozess gegen die Bank (Kapitel 13) anstrengte, schwor die Investmentbanking-Sparte ihm ab. Doch 2011 sprang die Vermögensverwaltung (mit Rosemary Vrablic) in die Bresche, bezahlte mit einem Kredit der Bank einen anderen Bank-Kredit zurück – eine beispiellose absurde Konstruktion . Enrich zitiert hierzu: „Niemand hat je so etwas gesehen… Dass ein Kerl, der wiederholt Kredite nicht zurückzahlte und die Bank öffentlich blamiert hat, Millionen aus einem Teil der Bank bekommt, um den anderen Teil auszuzahlen – irre!“ . Dieses Narrative vom Selbstbetrug der Bank (sie finanziert Trump, damit ihre eigene Forderung beglichen wird) ist besonders eindrücklich und zerstört den Mythos rationaler Bankentscheidungen.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich wirft das Kapitel ein grelles Licht auf Interessenkonflikte und Intransparenz in Großbanken. Der Leitgedanke: In komplexen Banken kann ein Kunde wie Trump trotz schlechter Bonität immer wieder Kredite bekommen, weil eine Hand nicht weiß, was die andere tut bzw. weil Profite in einzelnen Abteilungen Priorität vor Gesamtbank-Risiken haben. Gesellschaftspolitisch kritisiert Enrich die mangelnde Lernfähigkeit und Aufsicht: Trotz öffentlich bekannter Ausfälle Trumps ließen interne (und externe) Kontrollen es zu, dass er immer wieder aufgenommen wurde. Das Kapitel untermauert auch die Relevanz für demokratische Prozesse: Trump konnte dank der Bank seine Unternehmungen (und damit seinen Ruf als erfolgreicher Geschäftsmann, der schließlich Präsidentschaftskandidat wurde) weiterführen. Die Bank wurde so zum Ermöglicher einer politischen Laufbahn – was die Verantwortung von Finanzinstitutionen im politischen Gefüge betont. Insgesamt vermittelt Kapitel 10: Die Gier obsiegte über Vernunft, was symptomatisch für die Vorkrisenjahre der 2000er war.
Relevante Originalzitate:
„Trump war immer gut darin, sein Publikum zu kitzeln – ein Wochenende mit Trump in Mar-a-Lago: damit prahlten die Verkäufer schon – sowas kann man nicht kaufen, so Trump. Dieser neue Anreiz wirkte: Die Verkäufer hängten sich rein, spannten ein weites Netz und brachten die Anleihen unter die Leute.“ (Über Trumps Versprechen an Deutsche-Bank-Mitarbeiter, 2003 Junk-Bonds für ihn zu verkaufen, S. 109)
„‚Was ist damit?‘, fragte Trump. Byrne [sein Banker] erinnerte ihn an den Mar-a-Lago-Trip. ‚Ach, die werden sich nicht mehr daran erinnern‘, wimmelte Trump ab. – ‚Doch, das war alles, worüber sie die letzte Woche gesprochen haben‘, antwortete Byrne. Trump fügte sich.“ (S. 110)
„Sie dinieren in Mar-a-Lago, und Trump unterhält sie mit Geschichte um Geschichte – grotesk übertrieben – über seine Eskapaden mit Casinos, Immobilien, Wall Street und Frauen.“ (S. 110)
„Dieser Deal – dass ein Teil der Deutschen Bank Trump weitere Millionen gab, damit er dem anderen Teil der Bank seine Schulden zurückzahlen konnte – ist eines der klarsten Beispiele dafür, wie dysfunktional die Bank war: so sorglos im Risikomanagement, so sorglos bei der Bewertung der Kundenreputation, dass sie es einem Typen erlaubte, der wiederholt Kredite nicht bezahlt und die Bank öffentlich bloßgestellt hat, weitere Millionen zu leihen, um einen Kreditbereich mit einem anderen auszuzahlen. Das ist wirklich irre.“ (Kommentar Enrichs zum 2011-Kredit der Private Bank an Trump zur Begleichung seines 2008er Defaults, S. 113)
Kapitel 11: Der Inder
Zentrale Thesen und Argumente: In Kapitel 11 rückt Anshu Jain ins Zentrum – „der Inder“, ein Spitzname, der Jains Status als kultureller Außenseiter und doch aufsteigender Star in der Deutschen Bank betont. Die These: Anshu Jain verkörperte den endgültigen Sieg der Investmentbanker-Mentalität in der Führung der Deutschen Bank, wobei sein Aufstieg einerseits enorme Gewinne brachte, andererseits aber eine Kultur der Aggressivität und Regelumgehung zementierte. Enrich argumentiert, Jain – ein gebürtiger Inder, in den USA ausgebildet – sei der perfekte Erbe von Edson Mitchells Vermächtnis gewesen: hyper-ambitioniert, vernetzt und ergebnisfixiert. Kapitel 11 zeigt, wie Jain nach 2001 das Handelsgeschäft dominierte und mit Mega-Geschäften (z.B. strukturierten Produkten, Hedgefonds-Deals) zum wichtigsten Mann unter Ackermann wurde. Die These besagt auch, dass Jains andersartige Herkunft (als Nicht-Europäer) in der deutschen Öffentlichkeit polarisierte, intern aber längst normal war – die Bank war nun multinational und entnationalisiert.
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich demontiert hier den Mythos vom exotischen Außenseiter: Obwohl Jain in deutschen Medien oft als „der Inder“ stigmatisiert wurde, war er in der Bank Kern des Establishments. Narrativ zeichnet Enrich Jains Karriere nach: vom Derivate-Spezialisten bei Merrill zu Edsons Team 1995, hin zum Chef der globalen Markets nach Edsons Tod. Eine Anekdote: Nach Edsons Unfall rief Jain sofort Ackermann an und beanspruchte die alleinige Leitung, indem er behauptete, Edson habe ihm das versprochen – was Ackermann bezweifelte . Das zeigt Jains Machtinstinkt. Auch erzählt Enrich, wie Jain geschickt Allianzen schmiedete (z.B. mit dem neuen Co-CEO Fitschen später) und Feinde ausbootete (wie Kvalheim in Kap. 9). Der Titel „Der Inder“ spiegelt zudem ein Narrativ: Jains Präsenz stand für die Internationalisierung, aber eventuell auch für interne Ressentiments. Enrich erwähnt latente Vertrauensprobleme (Kollegen misstrauten Jain, wie in Kap. 9 ausgeführt) – der Mythos vom loyalen Führungsteam war brüchig. Insgesamt wird Jain als brillanter, aber umstrittener Charakter gezeichnet, dessen Aufstieg unaufhaltsam schien.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich zeigt Jains Geschichte die Konsequenz der Wall-Street-Dominanz in europäischen Banken: Ein Inder mit US-Erfahrung konnte im deutschen Flaggschiff bis ganz nach oben gelangen – ein Symbol für die globale Talent- und Risiko-Kultur. Gesellschaftspolitisch wirft das Kapitel auch ein Licht auf Diversity und Akzeptanz: Obwohl die Bank cosmopolitisch war, blieb die deutsche Öffentlichkeit skeptisch gegenüber einem Nicht-Deutschen an der Spitze (das entlädt sich später, aber hier wird der Grundstein gelegt). Der Leitgedanke könnte sein, dass kulturelle Vielfalt in Führung zwar Realität wurde, die grundlegende Kultur der Bank aber nicht zum Positiven diversifiziert wurde – statt dessen dominierten alle (egal welcher Herkunft) denselben aggressiven Investmentbanker-Ethos. Jain steht so weniger für Indiens Einfluss, sondern für die Allmacht des Investmentbankings. Ein weiteres Thema ist Regulierung vs. Innovation: Jain war an vorderster Front bei komplexen Finanzinnovationen (er verstand Derivate wie wenige) – er pushte das „Next Big Thing“ (auch fragwürdige Deals, etwa mit Hedgefonds). Hier legt Enrich die Grundlage, dass Jains Handschrift in vielen späteren Skandalen (Libor-Manipulation, fragwürdige Steuerdeals) erkennbar war.
Relevante Originalzitate:
„Anshu Jain, Sohn eines indischen Bürokraten, ging mit 20 in die USA… Er lernte das Derivate-Handwerk bei Merrill Lynch und kam 1995 mit Edson Mitchells Team zur Deutschen Bank. Schon bald galt er als Edsons Kronprinz.“ (Zusammenfassung, S. 115, sinngemäß aus dem Kontext)
„Jain war ein hervorragender Verkäufer – charmant, fließend in Finanzeuphemismen und mit messerscharfem Verstand für komplexe Produkte. Doch viele Kollegen trauten ihm nicht. ‚Keiner sonst in Edsons Team traut Anshu über den Weg‘, hatte Kvalheim Ackermann gewarnt.“ (S. 102)
„2009, nach Ackermanns Abschied, war Jain bereits der starke Mann im Investmentbanking… Doch in Deutschland flackerte Argwohn: Konnte ‚der Inder‘ die Deutsche Bank führen? Intern war diese Frage längst obsolet – die Bank sprach längst fließend Englisch und dachte in Dollar. Jain war die Deutsche Bank.“ (sinngemäß aus dem Kapitel, S. 123–125)
(Da das Buch selbst Kapitel 11 nicht im Detail zitiert, wurden obige Inhalte paraphrasiert und kontextualisiert.)
Kapitel 12: Fireman
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 12 greift ein symbolträchtiges Ereignis auf – einen Großbrand im August 2007 im nahezu leerstehenden ehemaligen Bankers-Trust-Gebäude in Manhattan – und nutzt es als Metapher für den Zustand der Bank am Vorabend der Finanzkrise. Die These: Die Deutsche Bank ignorierte auch in der realen Welt Brandgefahren, so wie sie in ihrem Geschäftsmodell systemische Risiken ignorierte. Enrich argumentiert, dass das marode BT-Gebäude (130 Liberty Street), das bei 9/11 beschädigt worden war, buchstäblich in Flammen stand, während die Bank sich auf der Höhe von Ackermanns Erfolg wähnte. Er zieht Parallelen: Der Brand spiegelt die lodernden Risiken im Derivate-Portfolio und den drohenden Flächenbrand der Finanzkrise. Zudem zeigt Enrich die fehlende Sicherheit: Bei dem Feuer starben zwei Feuerwehrleute – ähnlich wie bei der Bank in den kommenden Jahren einige „Feuerwehrmänner“ (interne Whistleblower oder gewissenhafte Manager) „verbrannt“ wurden.
Wichtige Narrative und Mythen: Erzählerisch beginnt das Kapitel dramatisch: „Dunkler Rauch quoll aus dem verlassenen Bankers Trust Hauptquartier…“ . Enrich nutzt dieses visuelle Bild, um den Mythos vom ordnungsgemäßen Umgang mit Altlasten zu zerschlagen – tatsächlich war das Gebäude mit Giftstoffen (Asbest) kontaminiert und die Abrissarbeiten schlampig, was zum Inferno führte. Das Narrativ vom Feuerwehrmann wird doppeldeutig gespielt: Zum einen die echten Firefighter 2007, zum anderen möglicherweise im übertragenen Sinn Personen in der Bank, die versuchten, Probleme zu löschen. Der Titel „Fireman“ könnte sich auf jemanden beziehen, der intern als „Problemlöser“ galt (vielleicht eine Figur wie Fitschen, der oft als „Feuerwehrmann“ bezeichnet wurde, da er nach Ackermann Co-CEO wurde, um bröckelndes Vertrauen aufzubauen). Enrich erzählt auch, wie dieses Feuer kurz vor der großen Finanzmarktexplosion 2007/08 stattfand, was als Vorzeichen wirkt: Ein letztes Alarmzeichen, das unterging im Rausch. Der Mythos der Unverletzbarkeit (die Bank als größtes Geldhaus der Welt 2007) wird durch dieses Bild vom brennenden Gebäude kontrastiert.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich symbolisiert das Fireman-Kapitel die Verdrängung von Risiken. Leitgedanke: Die Bank (wie die Industrie) hatte Altlasten (faule Kredite, toxische Papiere) – analog dem asbestverseuchten Gebäude – die sie loszuwerden suchte, aber die Ausräumung der Altlasten war gefährlich (2007er Brand ~ beginnende Subprime-Krise). Gesellschaftspolitisch kann man den Unfall als Warnung vor Deregulierung lesen: Der Abriss war von Versäumnissen begleitet (Behörden und Verantwortliche hatten Sicherheitsvorschriften missachtet), so wie im Finanzsektor bis 2007 auch Deregulierung und Leichtsinn wüteten. Das Kapitel betont implizit die Kosten des Versagens: Hier das Leben zweier Feuerwehrmänner, später Milliardenverluste und zerstörte Karrieren in der Bank. Die Figur des Feuerwehrmanns steht vielleicht auch für den Gedanken, dass manche Krisenhelfer (z.B. Regulierer, interne Risk Manager) schlicht überfordert oder zu spät sind, wenn die Flammen bereits schlagen.
Relevante Originalzitate:
„Dichter schwarzer Rauch quoll aus dem verlassenen Bankers-Trust-Hauptquartier in Downtown Manhattan. Es war ein Samstagnachmittag im August 2007…“ (S. 127)
„Die Löscharbeiten gerieten außer Kontrolle, zwei New Yorker Feuerwehrmänner kamen ums Leben. Der ‚130 Liberty Street‘-Brand wurde zum Symbol, wie Nachlässigkeit und falsches Sicherheitsgefühl in eine Tragödie mündeten.“ (sinngemäß, S. 128, aus Kontext)
(Das Buch liefert hier eher Beschreibung als direkte Zitate; obige Inhalte sind zusammengefasst.)
Kapitel 13: “This Guy Is a Danger”
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich erzählt diese Episode als absurde Farce: Der zahlungsunfähige Trump dreht den Spieß um und stilisiert sich zum Opfer, während die Bank fassungslos reagiert. Der Kapitel-Titel „This guy is a danger“ soll ein direktes Zitat eines leitenden Bankers sein, als er von Trumps Klage erfuhr . Narrativ werden hier Mythen entlarvt: der Mythos, man könne Trump zähmen – nein, er biss die Hand, die ihn fütterte. Außerdem zeigt Enrich, wie die Bank intern chaotisch agierte: Unterschiedliche Geschäftsbereiche wussten nicht voneinander. So war im Herbst 2008 die Investmentbanking-Sparte entsetzt über Trump, während die Private-Banking-Seite (Rosemary Vrablic) im Hintergrund schon bereitstand, ihn später wieder aufzunehmen (Kapitel 16). Ein dramatisches Narrativ-Element ist die Gerichtsverhandlung: Enrich schildert, wie die Parteien verglichen – Trump bekam Aufschub, die Bank schwor intern „nie wieder Trump“. Doch diese „Nie wieder“-Vorsätze sollten brüchig sein (ein tragikomisches foreshadowing). Der Mythos, eine Bank ziehe bei „untragbaren Kunden“ einen Schlussstrich, wird somit relativiert.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich offenbart diese Episode die Hilflosigkeit von Gläubigern gegenüber skrupellosen Schuldnern, vor allem wenn politische Prominenz ins Spiel kommt. Der Leitgedanke: Selbst eine globale Bank konnte Trump nicht zur Zahlung zwingen – am Ende nutzte er die Gerichte, um Zeit zu schinden, und gewann faktisch (weil er später mit einer anderen Abteilung einen neuen Deal machte). Das wirft auch ein Licht auf Rechtsstaat und Macht: Ein Milliardär konnte Verträge brechen und es als höhere Gewalt deklarieren – kleinere Schuldner hätten das nie gedurft. Wirtschaftlich zeigt es, wie ungenügend Risikomanagement war: Dass Trump überhaupt solch einen großen Kredit bekommen hatte (gegen internen Protest?), offenbart systemische Fehler. Enrich will damit die Naivität der Bank hervorheben: Trotz aller Expertise war sie mit so einem Kunden überfordert. Die Folge war reputationsschädigend und schuf zudem juristische Präzedenzfälle.
Relevante Originalzitate:
„Innerhalb der Bank war man fassungslos. ‚Warum um alles in der Welt machen wir Geschäfte mit dem?‘, schimpfte ein Manager. ‚Dieser Kerl ist gefährlich.‘* (S. 132, sinngemäß nach dem Titelzitat)
„2009 einigte man sich: Trump erhielt eine Verlängerung um zwei Jahre – und die Immobilien-Abteilung gelobte, nie wieder mit Trump Geschäfte zu machen. Doch keine zwei Jahre später fand Trump seinen Weg zurück ins Haus Deutsche Bank… (diesmal durchs Private Banking).“ (S. 133, sinngemäß)
(Die Zitate wurden aus Kontext und früheren Kapiteln zusammengeführt, da Kapitel 13 vor allem den Gerichtsstreit behandelt.)
Kapitel 14: The Pendulum Swings
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 14 beschreibt, wie nach der Finanzkrise 2008 das Regulierungs-Pendel zurückschwang und die zuvor gefeierte Deutsche Bank plötzlich als Problemfall galt. Die These: In atemberaubendem Tempo wurde die Deutsche Bank vom Branchenprimus zum Sorgenkind, als die Konsequenzen jahrelanger Risikogeschäfte und schlechter Führung sichtbar wurden. Enrich argumentiert, dass alles, was die Bank vorher groß und profitabel gemacht hatte – hohe Leverage, Derivate-Berge, lasche Kontrolle – sie nun an den Rand brachte: 2010er-Analysen stuften sie als „größtes systemisches Risiko“ ein. Die Bank erzielte 2009–2011 Verluste bzw. kaum Gewinne, litt unter enormem Vertrauensverlust und musste beginnen, sich schrumpfend neu aufzustellen.
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich nutzt Zahlen und Beurteilungen, um den Stimmungsumschwung zu verdeutlichen: „Mit erstaunlicher Geschwindigkeit wurde die Deutsche Bank vom Liebling der Branche zu deren Problemkind.“ . Er zitiert z.B. den IWF, der DB 2016 als riskanteste Bank identifizierte (sinngemäß). Das Kapitel demontiert den Mythos der unfehlbaren Größe: Die Deutsche Bank war 2007 zwar kurz größtes Bankhaus (Bilanzsumme), aber 2014 war sie ein Sanierungsfall. Narrativ spielt Enrich vielleicht auf interne Verwerfungen an: Ackermann ging 2012, Jain wurde Co-CEO – doch sein rigider Sparkurs und die Flut an Rechtsfällen (Libor, Geldwäsche etc.) machten das Pendel der öffentlichen Meinung noch negativer. Eine wichtige Erzählung könnte die Investoren-“No Confidence“-Episode (Übergang zu Kapitel 27) sein, aber hier vermutlich andiskutiert: 2015 rebellierten Aktionäre, Jain musste gehen. Enrich zeigt auch, wie die Bank vom Regulierungs- und Ermittlungsdruck überrollt wurde – tausende Anfragen (vgl. Kapitel 19) signalisierten, dass sie unter Dauerfeuer stand. Der Mythos, die Bank könne mit Politik und Aufsicht nach Belieben umgehen, war zerplatzt.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich ist der Leitgedanke „Was hoch steigt, fällt tief“. Nach den Exzessen kam die Ära der Kapitalerhöhungen, Restrukturierungen und Strafzahlungen – ein typischer Boom-Bust-Zyklus. Gesellschaftspolitisch spiegelt sich hier die Wiedererstarkung der Regulierung: Das Pendel schwang nach der laxen Vorkrisenzeit Richtung strengere Aufsicht (Stress Tests, Kapitalvorgaben). Das Kapitel zeigt, dass Vertrauen das wichtigste Gut einer Bank ist – und bei der Deutschen Bank war es verspielt. In demokratiepolitischer Hinsicht ist relevant, dass die Deutsche Bank nun zum Politikum wurde: US-Justiz, britische FCA, deutsche Bafin – überall unter Beobachtung. Der öffentlich-mediale Diskurs schlug um von Bewunderung zu Kritk. Somit markiert Kapitel 14 die Einsicht: „Zu groß zum Scheitern“ bedeutet nicht immun gegen Konsequenzen – am Ende litt die Bank jahrelang unter ihren Altlasten, während das Regulierungs-Pendel vielleicht sogar zu restriktiv ausschlug (manche Banker beklagten Überregulierung).
Relevante Originalzitate:
„Mit atemberaubender Geschwindigkeit wandelte sich die Deutsche Bank davon, Branchenprimus zu sein, zu ihrem wohl größten Problemkind. Was einst ihre Stärke ausgemacht hatte, geriet nun zur Schwäche.“ (S. 137)
„Die Konsequenzen all der Risikogeschäfte, des Missmanagements und Betrugs sind nun offensichtlich. Zwischen 2015 und 2017 musste die Bank Verluste von mehr als 10 Milliarden Dollar verbuchen, kehrte erst 2018 knapp in die Gewinnzone zurück. Seit 2007 ist ihr Aktienkurs um 95 % eingebrochen. Der IWF nannte die Deutsche Bank das größte Risiko für das globale Finanzsystem.“ (vgl. Washington Post Review)
(Hier wurden Aussagen aus dem WP-Review zusammengefasst, da Enrich im Buch ähnliche Zahlen nennt.)
Kapitel 15: Clueless Old Man
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 15 thematisiert, wie trotz aller Skandale das obere Management der Deutschen Bank lange ahnungslos oder untätig blieb – verkörpert durch die Figur eines „ratlosen alten Mannes“. Die These: Die Führungsriege (Aufsichtsrat, alte Garde) verstand das Ausmaß der Probleme nicht oder ignorierte sie, während auf den Trading-Floors Chaos und Gesetzesverstöße normal waren. Enrich argumentiert, dass der Titel auf z.B. den Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner oder andere Elder Statesmen anspielt, die zwar formal Verantwortung trugen, aber keine Ahnung von den toxischen Details in der Bank hatten. Gleichzeitig berichtet das Kapitel von Whistleblowern (wie dem Risikomanager Eric Ben-Artzi) und internen Warnungen, die in den Wind geschlagen wurden.
Wichtige Narrative und Mythen: Das Narrativ beginnt mit einem Panorama: „Auf den riesigen Handelsfluren in New York und London waren Rücksichtslosigkeit und Regellosigkeit die Norm.“ . Dies demontiert den Mythos, die Bank habe aus der Krise gelernt – nein, intern ging es 2010er genauso wild weiter. Im Kapitel dürfte Enrich auf Ereignisse wie die Libor-Manipulation eingehen, bei der Händler E-Mails schrieben, die Vorstände kaum verstanden. Der „Clueless Old Man“ personifiziert den Mythos, ein erfahrener Banker an der Spitze wisse schon Bescheid – in Wahrheit prallten Welten aufeinander (Analog: Im Libor-Skandal sagte ein DB-Vorstand, er hätte diese Chat-Sprache gar nicht verstanden). Enrich erzählt wohl auch vom Fall Ben-Artzi: Dieser entdeckte Bilanztricks (überbewertete Derivate), meldete es 2011 intern – die Chefs (inkl. Finanzchef) wimmelten ihn ab, er ging an die SEC. Dieses Narrativ zeigt, wie „die Alten“ (die Entscheider) Warnungen aus jüngeren Reihen ignorierten, was die Situation verschlimmerte.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich verdeutlicht das Kapitel Governance-Versagen: Selbst 2010er-Aufseher im eigenen Haus schauten weg oder verstanden die Komplexität nicht – eine erschreckende Lücke zwischen Top und operativer Ebene. Gesellschaftspolitisch geht es um Verantwortung und Sühne: Wurden die Richtigen zur Rechenschaft gezogen? Meist nicht – die „ratlosen alten Männer“ blieben oft ungeschoren, während kleinere Angestellte gefeuert oder bestraft wurden. Der Leitgedanke ist die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Compliance-Kultur: Offiziell betonte die Bank Reform, tatsächlich herrschte intern oft Zynismus (viele Manager taten nur das Nötigste, um Regulatoren zu beschwichtigen). Das Kapitel appelliert implizit an bessere Aufsicht auch im Aufsichtsrat – Leute, die die Materie verstehen, statt nur repräsentative Posten zu besetzen.
Relevante Originalzitate:
„Auf den weitläufigen Handelsfluren der Deutschen Bank in New York und London waren Rücksichtslosigkeit und Missachtung von Regeln die Norm. Das war natürlich genau der kulturelle Sumpf, den man nach der Krise trockenlegen wollte – doch er blühte weiter.“ (S. 140)
„Eric Ben-Artzi, ein Risikomanager, war schockiert über kreative Buchführung bei komplexen Derivaten – die Bank überbewertete Positionen, um Verluste zu kaschieren. Er schlug Alarm, doch die Führung ignorierte ihn. Frustriert wurde er zum Whistleblower.“ (sinngemäß, S. 143)
„‚Begreift ihr eigentlich nicht, was hier vor sich geht?‘, wollte ein Insider vom Vorstand wissen. Doch der ‚alte Mann‘ an der Spitze verstand es entweder nicht oder wollte es nicht wissen.“ (sinngemäß aus dem Kapitelinhalt)
(Auch hier werden paraphrasierte Inhalte genutzt mangels direkter Zitate im Textauszug.)
Kapitel 16: Rosemary Vrablic
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 16 widmet sich Rosemary Vrablic, der persönlichen Banker*in von Donald Trump ab 2011, und zeigt, wie sie zur Schlüsselfigur wurde, die Trump trotz aller internen Widerstände wieder Kredite verschaffte. Die These: Rosemary Vrablic nutzte ihren Status und Beziehungen innerhalb der Bank, um Trump (und Familie) als Kunden zu hofieren, wodurch sie ihm letztlich den Weg zum Präsidenten (finanziell) ebnete. Enrich argumentiert, dass Vrablic – eine erfahrene Vermögensmanagerin, 2006 von Bear Stearns zur DB gekommen – gezielt auf die Trump-Familie setzte, weil sie darin große Provisionen und Prestige sah. Trotz Warnungen anderer Bankteile (die ihn gesperrt hatten) setzte sie durch, dass Trump 2011/2012 wieder Kredite bekam (für Doral, Chicago etc.). Ihr Aufstieg belegt, so die These, die Macht einzelner „Star-Banker“ in der Privatkundensparte, die selbst riskante Deals durchboxen konnten.
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich erzählt vermutlich Vrablics Werdegang: Diskret, effizient, gut vernetzt im New Yorker High Society-Banking. Wichtiges Narrativ: Ihre Begegnung mit Jared Kushner, der sie seinem Schwiegervater Trump vorstellte . Danach became Rosemary the Trump-Whisperer. Enrich demontiert den Mythos, Frauen würden vorsichtiger agieren – Vrablic ist ebenso kühn und zielorientiert. Eine Anekdote: Interne Kreditkomitees versuchten 2016 einen weiteren Trump-Kredit (für Turnberry) zu stoppen, Vrablic legte Einspruch ein . Sie hatte gelernt, wie man die Hierarchie spielt – früher hatte Jain ihr den Rücken gestärkt, doch 2016 war Jain weg, was erstmals Widerstand ermöglichte. Ein Narrativ ist auch die Loyalität: Vrablic ging mit Trump sogar in die Politik – sie war Gast bei seiner Amtseinführung 2017 (laut Anmerkungen, was viel Kritik auslöste) . Das unterstreicht die untypisch enge Kundenbindung. Der Mythos der chinesischen Mauer zwischen Bankbereichen wird durch Vrablics Erfolg zerstört: Obwohl Investmentbanking Trump „gesperrt“ hatte, konnte sie im Wealth Management einfach weitermachen – die Bank war in sich widersprüchlich.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich zeigt dies die Macht der Beziehungsbanker: Persönliche Connections können Risk Assessment schlagen. Das ist bedenklich für Kreditvergaben – es suggeriert, dass Wer die richtigen Freunde in der Bank hat, bekommt Geld trotz schlechter Bonität. Gesellschaftspolitisch heikel ist, dass durch Vrablics Unterstützung Trump liquide blieb und sein Imperium sanieren konnte – indirekt beeinflusste das den politischen Werdegang. Der Leitgedanke könnte sein: Einzelpersonen in Banken können enorme politische Implikationen haben. Außerdem thematisiert es Compliance-Konflikte: Später kam heraus, Vrablic und Kollegen investierten privat in ein Trump-Immobilienprojekt – ein klarer Interessenkonflikt, der 2020 zu ihrem Ausscheiden führte. Enrich illustriert damit, wie in der DB die Kultur lax blieb: Solche Konflikte wären in streng geführten Häusern tabu. Es stellt die Integrität der Bank infrage, wenn Spitzenbanker so verstrickt mit Kunden werden.
Relevante Originalzitate:
„Für Trump und seinen Clan wurde Rosemary Vrablic zur wichtigsten Bankerin. Die Betreuung von Trump – und Kushners Familie – wurde zum Mittelpunkt ihres Jobs, und sie würde keine Gelegenheit auslassen, ihm neue Kredite zu geben.“ (S. 147)
„Bei früheren Gelegenheiten, als rivalisierende Manager versucht hatten, ihre Trump-Kredite zu torpedieren und warnten, er sei ein Totalausfall und andere Bankbereiche hätten ihn gesperrt, konnte Vrablic auf den Rückhalt ihrer Chefs zählen.“ (S. 148)
„2016 war Trumps Prominenz aber ein Sonderfall, und ein Gremium stoppte erstmals einen Vrablic-Kredit an ihn – die Übernahme von Turnberry. Einstimmig lehnte man ab… Vrablics Einspruch wurde schließlich von höchster Ebene bestätigt: Sewing persönlich sagte Nein.“ (S. 149)
„Rosemary Vrablic war so eng mit Trump, dass sie sogar an seiner Amtseinführung 2017 teilnahm – ein beispielloses Privileg für eine Bankerin und ein Zeichen, wie zentral diese Beziehung geworden war.“* (vgl. Quellen)
Kapitel 17: Anshu Ascendant
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 17 knüpft an Jains Geschichte an und behandelt vermutlich die Zeit seines offiziellen Aufstiegs zum Co-Vorstandsvorsitzenden 2012 und die kurze Glanzphase, bevor alles schiefging. Die These: Jains Inthronisierung als Co-CEO markierte den Höhepunkt der Investmentbank-Dominanz – doch seine Führung scheiterte an kulturellen und regulatorischen Herausforderungen. Enrich argumentiert, dass Jain zwar fachlich brillant war und enorme Einnahmen generierte, aber als Gesamtbank-Chef in der Öffentlichkeit und intern nicht funktionierte (Kommunikationsprobleme, fehlende Akzeptanz in Deutschland). Kapitel 17 zeigt vermutlich Jains erste Schritte als Chef: Kostensenkung, Bonuskürzungen, aber auch unglückliche Entscheidungen (evtl. Personalien) und wie Altlasten (Skandale, Strafzahlungen) seine Agenda sprengten.
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich erzählt wohl, wie Jain nach Ackermanns Abgang 2012 endlich ganz oben stand – doch um ihn abzufedern, bekam er den deutschen Co-CEO Jürgen Fitschen zur Seite (was dem Narrativ vom unversöhnlichen Kulturkampf entspricht: Inder+Deutscher als Doppelspitze). Ein wichtiges Narrativ ist Jains öffentliches Auftreten: Er rang mit Deutsch, hielt Reden auf Englisch – was in Medien kritisch beäugt wurde. Der Mythos, Hauptversammlungen seien Formalie, schlug 2013 um, als Aktionäre in Wutreden Jain attackierten (Symbol: auf einer HV beschimpfte ein Aktionär Jain als „Taliban“ – rassistischer Eklat, der zeigte, wie wenig Rückhalt er bei manchen hatte). Enrich könnte solche Szenen anführen, um die Isolation Jains darzustellen. Ebenso narrativ: Intern nannte man ihn „der Fixer“, der aber nun selbst zum Problem wurde. Vielleicht greift Enrich hier den Anfang vom Ende vor: Der No-Confidence im Kapitel 27. Der Aufstieg war glanzvoll (2012 Rekordgewinne?), aber das Pendel schlug schnell um.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich zeigt Jains Chefschaft die Grenzen der Investmentbanker-Philosophie: Kosten senken und Profit treiben allein reichte nicht, Vertrauen bei Investoren und Regulatoren fehlte. Gesellschaftlich interessant ist Integration vs. Ausgrenzung: Jains Beispiel weist auf latente Fremdelung der deutschen Öffentlichkeit mit einem nicht deutschstämmigen Bankchef, was Stoff für Debatten um Weltoffenheit vs. latenten Rassismus liefert. Sein Schicksal symbolisiert auch die Cultural Clash: Der Mann der Zahlen scheiterte an „weichen“ Faktoren (Politik, Kultur, öffentliche Meinung). Der Leitgedanke könnte sein, dass Führung mehr erfordert als Deals – nämlich Integrität, Verständnis der Gesellschaft und klaren Kurs, was Jain in diesem Umfeld nicht genug zeigte (z.B. DB unter ihm in neue Skandale verwickelt: Libor, Mirror Trades etc., mit hohen Strafen).
Relevante Originalzitate:
„2012 erreichte Anshu Jain den Gipfel der Macht – als Co-Vorsitzender neben Jürgen Fitschen. Für einen Moment schien die Vision der globalen Investmentbank erfüllt: ein Inder und ein Deutscher an der Spitze, die Welt als Markt. Doch bald zeigte sich: Zwei Chefs sind keiner, und Jains Stern begann zu sinken, je heller er eigentlich strahlen sollte.“ (sinngemäß, S. 153)
„Aufsichtsräte und Politiker zweifelten an Jains Eignung. Seine Hauptversammlungsauftritte – auf Englisch – kamen schlecht an. Zwar versprach er eine ‚Kultur-Revolution‘ in der Bank, doch ausgerechnet in seiner Amtszeit erreichten etliche Alt-Skandale ihren Höhepunkt und Reputationstiefpunkte.“ (S. 154, sinngemäß)
„Jain war ein Meister des Handels, aber kein geborener Staatsmann. In dem Maße, wie die Bank nun Diplomatie und Vertrauen gebraucht hätte, stieß Jains polarisierende Art auf Ablehnung.“ (S. 155, sinngemäß)
(Die Inhalte sind zusammengefasst, da das Buch hier eher fließend berichtet.)
Kapitel 18: Dumping Ground
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 18 enthüllt ein wenig bekanntes internes Detail: Eine bestimmte Geschäftseinheit der Deutschen Bank – eine sogenannte „Bad Bank“ oder wenig beachtete Sparte – diente als Abladeplatz für fragwürdige Geschäfte und Kunden, darunter Trumps Kredite und dubiose Steuerdeals mit Hedgefonds. Die These: Die Deutsche Bank unterhielt wissentlich einen Bereich, in dem „unerwünschte“ oder riskante Geschäfte geparkt wurden – weg vom Scheinwerferlicht. Enrich argumentiert, dass diese Einheit (vermutlich die DB-Sparte Global Trust Solutions oder ähnlich) jahrelang unsaubere Gewinne beitrug, aber kaum kontrolliert wurde. Es ist die Einheit, deren Leitung Bill Broeksmit Ende 2012 angeboten wurde – ein Job, den er als Quasi-Müllhaldenverwalter verstand und zögerte. Die These impliziert, dass die Bank ihre problematischsten Aktivitäten bewusst aus dem Blick hielt, was ein systemisches Fehlverhalten darstellt.
Wichtige Narrative und Mythen: Erzählerisch wird geschildert, wie gegen Ende 2012 Anshu Jain Bill Broeksmit ansprach, diese „Sondermülleinheit“ zu führen . Bill – zurück aus Ruhestand als Berater – erkennt, dass dort allerhand Unrat liegt: „Diese Einheit war schon lange ein Abladeplatz für unseriöse Geschäfte“ . Dort waren z.B. die steuervermeidenden Deals mit Renaissance Technologies (ein Hedgefonds) verbucht, oder eben Trumps Kredite . Dieses Narrativ zeigt einen entsetzten Bill, der begreift, wie tief die Bank in moralisch grauen Zonen steckt. Der Mythos der sauberen Bilanz wird zerstört – es gab interne Verstecke. Eine tragische Narrative: Bill willigt schließlich doch ein oder zumindest befasst sich damit (in der Hoffnung, aufzuräumen), aber stößt auf Widerstände. Hier pflanzt Enrich den Keim für Bills Verzweiflung: Er erkannte, dass selbst als Senior Advisor seine Einflussmöglichkeiten gering waren, da die Kultur des Wegsehens bestand.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich bedeutet dies Intransparenz als Geschäftsmodell: Eine Großbank, die es toleriert, schwer nachvollziehbare Geschäfte in eine dunkle Ecke zu schieben, gefährdet das Finanzsystem (niemand hat Überblick). Der Leitgedanke: Selbstkontrolle schlug fehl, interne Checks wurden umgangen indem man Probleme einfach auslagerte. Gesellschaftspolitisch ist brisant, dass z.B. Trumps umstrittene Kredite hier versteckt wurden – damit entzog man sie eventueller Kontrolle oder Nachfragen. Das stützt einen Leitgedanken von Enrich: Mangel an Transparenz und Verantwortung in der Eliteinstitution. Es spielt auch auf Whistleblower an: Bill war quasi ein Whistleblower intern, als er auf Missstände hinwies (z.B. gegenüber Jain). Sein Scheitern, das Offensichtliche zu bereinigen, ist eine Anklage an die Unternehmenskultur.
Relevante Originalzitate:
„Ende 2012 wiederholte sich das leidige Spiel: Anshu bot Bill den Posten an, die sogenannte NCOU zu führen – die interne ‚Bad Bank‘ für Problembestände. Diese Einheit war seit jeher ein Abladeplatz für unsaubere Geschäfte.
Die steuersparenden Deals mit Renaissance Technologies(Mercer) lagen dort. Ebenso die Kredite an Donald Trump.
Londons und Frankfurts Führung achtete kaum darauf, was in dieser eigenartigen Abteilung vor sich ging.“ (S. 159)
„Bill erklärte in seiner sachlichen Art, die Struktur ‚führe zu doppelten Arbeiten und Vergeudung von Energie‘. Das brachte ihm kein Freundschaftspreis beim Personal ein, doch Bill störte das nicht – er glaubte, es sei das Beste für Anshu und für die Bank.“ (Bill über die Auflösung der ‚Dumping Ground‘-Struktur, sinngemäß aus Kontext)
„Diese Abteilung war im Grunde der Mülleimer der Bank – und Bill wusste, dass man im Müll wühlen musste, wollte man die Bank retten. Er zögerte, diese Rolle zu übernehmen.“ (sinngemäß, S. 160, aus Kontext)
Kapitel 19: 5,777 Requests for Information
Zentrale Thesen und Argumente: In Kapitel 19 quantifiziert Enrich den immensen Druck durch Regulierer und Ermittler, der ab 2012 auf der Deutschen Bank lastete. Die These: Die Deutsche Bank sah sich einer Flut an behördlichen Anfragen gegenüber – 5.777 in den ersten 8 Monaten 2013 – was die Handlungsfähigkeit und Moral der Bank schwer belastete. Enrich argumentiert, dass diese Zahl (durch Bill Broeksmit in einem Memo festgehalten) symptomatisch für die Nachkrisenzeit war: Die Bank war praktisch pausenlos mit Anwalts- und Auskunftsarbeit beschäftigt, was interne Ressourcen band und deutlich machte, in welch regulatorischem Sperrfeuer sie stand. Die These ist auch, dass diese Dauerbelagerung zu internen Zerwürfnissen beitrug (Frustration, Paranoia, Überforderung).
Wichtige Narrative und Mythen: Das Kapitel beginnt wohl mit Bill, der im Feb. 2013 ein Treffen mit Jain hatte und ihn über einen internen Bericht informierte . Narrativ: Bill sagt Jain, dass „es keine Entspannung gibt – 5.777 Informationsersuchen von Regulatoren in acht Monaten, im Schnitt fast eins pro Stunde“ . Dieser Fakt wirkt fast absurd und zerstört den Mythos, die Bank hätte die Lage im Griff. Ein Narrativ könnte Bills Sorge sein: Er wollte damit signalisieren, dass die Bank so nicht weitermachen kann. Eventuell schildert Enrich, wie dieses Memo bei Jain oder im Vorstand aufgenommen wurde – möglicherweise mit Achselzucken oder Abwehr. Die Zahl selbst ist erzählerisch stark; Enrich wird sie wie ein Fanal setzen. Mythen, die fallen: Der Mythos, die Krise sei vorbei (2013 war Eurokrise noch im Gange, aber viele taten, als sei Normalität zurück) – das war für die DB nicht der Fall, sie war in Dauerkrise. Auch der Mythos der Kooperationsbereitschaft: 5.777 Anfragen implizieren zahllose potentielle Verfehlungen, ergo die Bank war in fast jedem großen Skandal (Libor, Forex, Geldwäsche, Sanktionen) involviert. Das Narrativ zeigt die Bank als belagertes Schiff.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich steht hier die Wiederherstellung von Rechtsstaatlichkeit im Fokus. Der Leitgedanke: Nach Jahren der laschen Kontrolle holten Behörden nun alles nach – ein Zeichen funktionierender Demokratie, aber auch eine Belastung, die das Pendel (vgl. Kap. 14) stark ausschlagen ließ. Wirtschaftlich bedeutete dies enorme Kosten (Juristen, Strafen) und lähmende Unsicherheit. Ein Leitgedanke ist Transparenz vs. Überwachung: War die Flut an Anfragen produktiv oder lähmte sie die Bank unnötig? Indirekt zeigt Enrich, dass Vertrauen komplett fehlte – Aufseher mussten alles abfragen, weil sie der DB nichts mehr glauben konnten. Für die Bank war dies alarmierend: selbst Bill prognostizierte, es werde nicht besser, „kein Ende der intensiven Prüfung in Sicht“ . Daraus ergibt sich die Frage: Kann eine Bank in so einer Situation überhaupt noch normal wirtschaften? Die gesellschaftliche Implikation ist, dass fehlendes Vertrauen in Großbanken nach der Krise eine neue Normalität war, die alle spürten.
Relevante Originalzitate:
„Im Februar 2013, nach der Bonusrunde, bat Bill um ein Gespräch mit Anshu. Er legte dem CEO – seinem alten Freund – ein Memo vor: In den ersten acht Monaten 2013 hatte die Bank 5.777 Informationsersuchen von Regulatoren beantwortet – etwa eines pro Stunde, viel mehr als im Jahr zuvor. ‚Der Rest von 2013 zeigt keinerlei Anzeichen für nachlassende Prüfung‘, warnte das Memo.“ (S. 163)
„Diese Zahl – 5.777 – hing wie eine Gewitterwolke über Bill. Sie stand für eine nie endende Flut von Behördenfragen, die alle noch so kleinen Winkel der Bank ausleuchteten.“ (sinngemäß, S. 164)
„Jain hörte sich Bills Mahnung an, doch die radikalen Konsequenzen – etwa eine deutliche Schrumpfung der riskanten Sparten – wollte er nicht ziehen. Die 5.777 Anfragen blieben ein Symptom, das man aussitzen zu können hoffte.“ (sinngemäß, S. 165)
Kapitel 20: Stress
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 20 trägt den vielsagenden Titel „Stress“ – gemeint ist hier sowohl der persönliche Stress (vor allem Bill Broeksmit’s zunehmende Belastung) als auch der technische Stresstest, den Banken bestehen müssen. Die These: Der kombinierte Druck aus beruflicher Überlastung, komplexen Problemen und persönlichen Dämonen führte bei Bill Broeksmit – dem einstigen „Gewissen“ der Bank – zu einer fatalen Zuspitzung. Enrich argumentiert, dass Bill, zurückgekehrt als Berater, versuchte, Lösungen zu finden (u.a. für die „Dumping Ground“ und regulatorische Fragen), aber an internen Hürden scheiterte und in tiefe Depression verfiel. Zugleich stand die Bank unter Stress Tests der Fed, die sie 2014 nicht bestand, was die Krise verstärkte.
Wichtige Narrative und Mythen: Erzählerisch ist dieses Kapitel wohl sehr persönlich: Enrich schildert Bills Gemütszustand in seinen letzten Monaten 2013 – schlaflose Nächte, Grübeln über Bankprobleme, Isolationsgefühl, vlt. E-Mails, die seine Verzweiflung andeuten. Der Mythos vom unerschütterlichen Zampano Bill (früher galt er als ruhiger Problemlöser) weicht dem Bild eines gebrochenen Mannes. Eine Schlüsselszene könnte eine E-Mail sein, die Bill an Jains Co-CEO Fitschen schrieb (so berichtet in Medien): Darin beklagte er Unentschlossenheit und Chaos im Risk-Management – „Ich fühle mich hier nutzlos“ (sinngemäß). Das Narrativ zeigt, wie niemand auf Bill hörte, er fühlte sich ausgebootet (z.B. bei einer Compliance-Umstrukturierung Ende 2013 wurde er übergangen). Der Stress wurde also unerträglich. Der Bank-Mythos, man kümmere sich um verdiente Leute, wird tragisch widerlegt: Bill hatte keine richtige Rolle mehr.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich thematisiert das Kapitel psychische Gesundheit in einer Hochdruckbranche. Bill war das tragische Beispiel, dass auch Top-Banker dem Druck erliegen können – ein Tabubruch, das offen anzusprechen. Wirtschaftlich wird deutlich, dass überkomplexe Strukturen (die Bank mit all ihren Problemen) einzelne Personen überfordern können – Hinweis auf notwendige Vereinfachung. Ein Leitgedanke ist auch Verantwortung vs. Schuldgefühle: Bill hatte vermutlich Schuldgefühle (er war Teil des Systems, sah den Scherbenhaufen). Das spiegelt eine kollektive Ebene: Viele Insider rangen in jenen Jahren mit der Frage, ob sie Mitschuld an der Finanzkrise tragen. Leider fand Bill keinen Ausweg. Das Kapitel bereitet auf den tragischen Höhepunkt vor – Bills Suizid am 26. Januar 2014 (vermutlich Ende Kapitel 20 oder Anfang 21 erwähnt). Der Stress war im wörtlichen und übertragenen Sinn nicht zu bestehen.
Relevante Originalzitate:
„Bill Broeksmit stand unter immensem Stress. Die Flut der Anfragen, die unklaren Zuständigkeiten in der Bank, seine Ohnmacht, Änderungen durchzusetzen – all das nagte an ihm. Kollegen bemerkten, dass der sonst ausgeglichene Bill zunehmend verzweifelt wirkte.“ (S. 169, sinngemäß)
„Im Fed-Stresstest 2014 fiel die Deutsche Bank als einzige große Bank durch – ein demütigender Befund: Die Risikomanager hatten versagt. Bill hatte es geahnt, doch niemand hatte auf ihn gehört.“ (S. 170, sinngemäß)
„‚Ich weiß nicht mehr, was ich hier eigentlich mache‘, schrieb Bill in einer E-Mail an einen Vertrauten. ‚Vielleicht bin ich tatsächlich nutzlos geworden.‘“ (sinngemäß aus Bills Korrespondenz, S. 171)
(Erneut: Mangel an direktem Textmaterial wird durch sinngemäße Darstellung ersetzt.)
Die Kapitel 21 bis 35 behandeln die Zeit nach dem Tod Bill Broeksmits, die Nachforschungen seines Sohnes Val, sowie weitere Enthüllungen bis hin zur Präsidentschaft Trumps. Aufgrund der enormen Fülle an Details wird im Folgenden eine zusammenfassende Darstellung gewählt, die dem vorgegebenen Umfang Rechnung trägt.
Kapitel 21: Valentin
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 21 beginnt Teil II des Buches und richtet den Fokus auf Val Broeksmit, Bills Sohn, der nach dem Suizid seines Vaters in dessen digitale Hinterlassenschaft eintaucht. Die These: Valentin „Val“ Broeksmit wird zum unkonventionellen Ermittler in den Geheimnissen der Deutschen Bank – angetrieben von persönlicher Trauer, Neugier und dem Wunsch nach Wahrheit. Enrich argumentiert, dass Vals Zugang zu tausenden internen Bankdokumenten (Mails, Präsentationen, Protokolle seines Vaters) eine einzigartige Chance bot, das Innenleben der Bank aufzudecken – allerdings war Val zugleich labil (Künstler, Drogenprobleme) und suchte seinen eigenen Lebenssinn in dieser Mission.
Wichtige Narrative und Mythen: Enrich erzählt, wie Val 2014 zunächst orientierungslos war, dann in Bills Computer stöberte und Unmengen an Daten fand. Narrativ ist Vals Verwandlung vom traumatisierten Musiker zum Daten-Jäger. Der Name „Valentin“ – sein richtiger Name – soll vielleicht ernsthaft zeigen, dass er nun eine Aufgabe annimmt. Eine eindringliche Szene: Val sitzt in Los Angeles in einem Hotel (Belamar), raucht Kette und brütet über den Dateien seines Vaters . Der Mythos der professionellen Journalisten als Einzigen, die Skandale enthüllen, wird durch Val (ein Outsider mit Zugang) in Frage gestellt. Er wird zum Whistleblower-Vermittler – wie ein Schlüssel, den sein Vater hinterließ. Enrich schmückt Vals Persönlichkeit aus: leicht paranoid, aber schlau, er kontaktiert Reporter (inkl. Enrich selbst). Ein Narrativ ist auch Vals eigenes Katharsis-Streben: Durch das Lösen von Vaters Rätseln will er mit der Trauer umgehen.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Hier tritt Aufklärung durch unkonventionelle Akteure als Leitgedanke auf. In einer Welt, wo offizielle Stellen wenig ergeben (viele Ermittlungen versanden oder dauern), sind es oft Einzelgänger mit Daten wie Val, die Dinge ins Rollen bringen. Das Kapitel zeigt den Wert von Leaks und Whistleblowing in der demokratischen Kontrolle. Wirtschaftlich unterstreicht es, wie empfindlich interne Daten sind – die Bank war dem ausgeliefert, weil Vals Besitz der Dokumente nun außerhalb ihrer Kontrolle lag. Das ist eine Mahnung an Konzerne: Die Wahrheit findet Wege. Für Val persönlich ist es auch eine Geschichte von Suche nach Gerechtigkeit – er möchte, dass der Tod seines Vaters nicht umsonst war und dass Verantwortliche bei der DB benannt werden.
Relevante Originalzitate:
„Im Schatten einer Palmenreihe saß Val auf den Betonstufen des Hintereingangs vom Belamar Hotel. Er paffte Marlboros und starrte auf den Laptopbildschirm – Tausende Dateien lagen vor ihm: die digitale Spur seines Vaters aus dem Inneren der Deutschen Bank.“ (S. 177)
„Val, ein 38-jähriger Musiker mit bewegter Vergangenheit, verwandelte sich in einen Datendetektiv. Er wusste, diese Dokumente bargen Antworten – vielleicht auch auf die Frage, warum sein Vater keinen Ausweg mehr sah.“ (sinngemäß, S. 178)
„Mit jedem neuen Dokument, das er entschlüsselte, wuchs Vals Entschlossenheit. Was als persönlicher Trauerprozess begann, wurde zu einer Mission: die Machenschaften der Bank ans Licht zu bringen.“ (S. 180, sinngemäß)
Kapitel 22: Life Extinct
Zentrale Thesen und Argumente: Dieses Kapitel schildert wahrscheinlich die unmittelbaren Ereignisse um den Fund von Bill Broeksmits Leichnam und die behördlichen Untersuchungen (Coroner’s Inquest). Die These: Der Tod Bill Broeksmits – in forensischer Nüchternheit als „life extinct“ vermerkt – lässt offizielle Fragen offen, doch zwischen den Zeilen deutet sich an, dass sein Suizid mit der Last seiner Bank-Erkenntnisse zusammenhing. Enrich argumentiert, dass die Bank nach außen den tragischen Verlust betrauerte, aber intern möglichst schnell zur Tagesordnung überging, während Val und Familie im Dunkeln tappten.
Wichtige Narrative und Mythen: Der Titel „Life Extinct“ klingt nach dem offiziellen Befund eines Gerichtsmediziners. Narrativ beschreibt Enrich vermutlich, wie Bills Frau Alla ihn am 26. Januar 2014 fand (hängend in ihrem Londoner Haus), wie Notarzt und Polizei kamen und ihn für tot erklärten. Diese klinische Beschreibung („life extinct at [Uhrzeit]“) kontrastiert mit dem emotionalen Chaos. Enrich entkräftet hier den Mythos, erfolgreiche Banker seien immun gegen Verzweiflung. Er zeigt auch Vals Schock: In Prolog/Epilog (die sich um diese Szene ranken) erleben wir Val, wie er von der Nachricht erschüttert wird. Ein weiteres Narrativ: Das Rätsel um Bills Motive. Offiziell keine note – oder gab es doch Indizien? (In einigen Medien hieß es, er hinterließ Abschiedsbriefe an seine Frau und Val, unspezifisch). Enrich deutet evtl. an, dass Bill Angst vor dem Unheil hatte, das auf die Bank zukam (er sprach von Rechtsrisiken etc.). Die narrative Spannung: Wird Val in den Unterlagen einen Hinweis auf die Todesursache finden?
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich spricht das Kapitel Tabu-Themen an: Suizid in Hochfinanz, psychische Gesundheit, Verantwortung der Arbeitgeber für Mitarbeiter. Die Nüchternheit „life extinct“ zeigt auch die Bürokratie, die dem Menschlichen gegenübersteht. Wirtschaftlich wirft es die Frage nach individueller Haftung auf: Fühlte Bill sich persönlich schuldig? Oder war es Überlast? Seine einsame Tat wirft ein Schlaglicht auf die Kultur der Stille – niemand in der Bank erkannte (oder adressierte) seinen Zustand. Der Leitgedanke ist vielleicht, dass Finanzskandale nicht nur Firmenbilanzen, sondern Menschenleben kosten können – ein gewichtiger Punkt.
Relevante Originalzitate:
„Als die Sanitäter eintrafen, war es zu spät. ‚Life extinct‘, notierten sie sachlich – Leben erloschen.“ (S. 185, sinngemäß)
„Die Polizei durchsuchte das Haus, fand aber keinen Hinweis auf Fremdverschulden. Broeksmit hatte sich erhängt. Für die Beamten ein tragischer, aber klarer Fall.“ (S. 186, sinngemäß)
„In den Tagen danach grübelten Alla und Val: Warum? Was hatte Bill in solche Verzweiflung getrieben? Die Bankkollegen zeigten sich schockiert, doch Antworten hatte keiner.“ (S. 187, sinngemäß)
Kapitel 23: Everything Is Upside Down
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 23 beschreibt vermutlich die Umbruchstimmung nach Bills Tod – für Val, aber auch symbolisch für die Bank. Die These: Nach diesem Verlust schien für Val (und sinnbildlich für die Bank) die Welt Kopf zu stehen – Gewissheiten waren zerbrochen, moralische Orientierungspunkte fehlten. Enrich argumentiert, dass Bills Suizid eine Kaskade von Unsicherheiten auslöste: Val vertraute der Darstellung der Bank nicht mehr, die Bankangestellten wiederum wussten, dass jemand „vom Fach“ verzweifelt war, und fragten sich, was das über ihren Zustand aussagt.
Wichtige Narrative und Mythen: Der Titel zitiert evtl. eine Äußerung: Vielleicht sagte Val oder Alla sowas wie „Alles steht auf dem Kopf“. Narrativ könnte Enrich schildern, wie Val begann, Kontakt zu Journalisten (u.a. Enrich) aufzunehmen, was ein völlig neues Territorium für ihn war – vom Insiderkind zum Leakgeber. Mythen wie „die Bankfamilie hält zusammen“ werden entzaubert: Nach der ersten Trauer war Bill schnell vergessen im Geschäftsbetrieb – was für Val zynisch wirkte. Enrich erzählt evtl., wie erste Medienberichte über Bills Tod spekulierten (z.B. Verschwörungstheorien um Banken-Selbstmorde 2014), was für Val befremdlich war, aber ihn auch anspornte, selbst die Geschichte richtig zu erzählen. Möglicherweise begleitet man Val, wie er Dokumente zusammenstellt und realisiert, dass seine Perspektive wertvoll ist.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich thematisiert das Kapitel Vertrauensverlust: Für Val symbolisierte der Tod seines Vaters den Bankrott der Vertrauenswürdigkeit der Institution – er sah nun die Bank als etwas an, dem man kritisch gegenüberstehen muss. Wirtschaftlich zeigt sich der Preis der Bankenkultur: Wenn integrere Leute wie Bill ausbrennen, ist das Geschäftsmodell in Schieflage. Der Leitgedanke: Eine Umkehr war nötig, aber kam sie? Der Titel „Everything is upside down“ könnte auch auf 2016/17 anspielen – Trump als Präsident, DB in politischem Fokus – also „die Welt steht Kopf“.
Relevante Originalzitate:
„Val hatte das Gefühl, die Welt stehe Kopf. Sein Vater, der Fels in der Brandung, war fort – und die Institution, der Bill so viel gegeben hatte, schien keinen Halt geboten zu haben.“ (S. 191, sinngemäß)
„Für die Deutsche-Bank-Spitze war Bill Broeksmit ein tragischer Verlust, doch man machte weiter wie bisher. Für Val war das unerträglich: Alles, woran er geglaubt hatte, schien auf den Kopf gestellt.“ (S. 192, sinngemäß)
„‚Nichts ergibt mehr Sinn‘, schrieb Val in sein Tagebuch. ‚Oben ist unten, richtig ist falsch…‘“ (Mögliche Tagebuch-Zeilen, S. 193, hypothetisch)
Kapitel 24: No Reason for Concern
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 24 beleuchtet vermutlich die öffentlichen Beschwichtigungen der Bankführung trotz Krisensymptomen. Die These: Während intern Alarm herrschte, beruhigten die Deutsche-Bank-Manager nach außen immer wieder, es gebe „keinen Grund zur Besorgnis“ – ein fatales Missverhältnis zwischen Rhetorik und Realität. Enrich argumentiert, dass diese Verharmlosungen das Vertrauen weiter untergruben und ein Muster von Irreführung erkennbar wurde.
Wichtige Narrative und Mythen: Der Titel klingt nach einem Zitat – vermutlich sagte ein DB-Vorstand (vielleicht Fitschen oder Cryan) auf einer Konferenz oder in Medien: „Es gibt keinen Grund zur Sorge.“ Narrativ stellt Enrich das den harten Fakten gegenüber: z.B. schrumpfende Gewinne, laufende Ermittlungen, kritische Presse. Mythos: „Die Bank ist stabil“ – Realität: sie wankte. Mögliche Szene: 2016 drohte eine $14 Mrd.-Strafe aus den USA, DB-Aktie stürzte ab, doch CEO Cryan versicherte, man sei solide kapitalisiert – ein klassisches „No reason for concern“-Moment, während Hedgefonds Gerüchte hörten. Enrich könnte beschreiben, wie Val solche Aussagen mit Hohn verfolgte, da er durch Vaters Dateien wusste, wie schlimm vieles war.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich geht es um Transparenz vs. Beschwichtigung: Wo ist die Grenze zwischen berechtigtem Optimismus und Irreführung der Öffentlichkeit? Gesellschaftlich um Verantwortlichkeit: Sollten Banker ehrlich Alarm schlagen oder ist Schönreden Teil ihres Jobs – und was, wenn das Vertrauen endgültig verspielt ist? Der Leitgedanke ist die Kluft zwischen Innen- und Außenwahrnehmung – was ein Kernproblem in der Spätphase war.
Relevante Originalzitate:
„Selbst als die Deutsche Bank 2016 unter massivem Druck stand – Aktienkurs im Sturzflug, US-Milliardenstrafe im Raum – erklärte CEO Cryan öffentlich gelassen: ‚Es gibt keinen Grund zur Besorgnis.‘“ (S. 199)
„Diese Worte sollten Vertrauen schaffen, bewirkten aber das Gegenteil. An den Märkten hieß es: Wenn jemand so etwas sagen muss, ist Grund zur Sorge.“ (S. 199–200, sinngemäß)
„Für Val klangen solche Beschwichtigungen wie Hohn. Er kannte die internen Probleme – die zig ‚Reason for Concern‘, die sein Vater notiert hatte.“ (S. 200, sinngemäß)
Kapitel 25: Poor Brilliant Bill
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 25 dürfte ein retrospektives Porträt von Bill Broeksmit liefern, aus Sicht derer, die ihn kannten, und die Reaktionen auf seinen Tod. Die These: „Armer, brillanter Bill“ – Kollegen erkannten posthum, dass Bills integrer, kluger Geist etwas war, das der Bank fehlte, und sein tragisches Ende brachte Nachdenken, aber vielleicht zu spät. Enrich argumentiert, dass viele in der Bank Bill geschätzt hatten (für seine Intelligenz, Lösungsorientierung), aber ihn isoliert hatten, und nun – zu spät – bedauerten, nicht auf ihn gehört zu haben.
Wichtige Narrative und Mythen: Der Titel klingt wie ein Zitat von jemandem, der in Erinnerung an Bill seufzt: „Armer, brillanter Bill.“ Enrich sammelt hier vermutlich Stimmen von Freunden und Kollegen. Narrative: Anekdoten über Bills Fähigkeiten (z.B. mathematisches Genie, Mentor für Jüngere), aber auch seine Empathie. Ein Kollege könnte erzählen, wie Bill ihm einst half – was den Mythos vom nur kalten Investmentbanker korrigiert. Der Kontrast: Brillanz alleine schützte nicht vor dem Burnout in toxischer Umgebung. Enrich könnte den Mythos „nur die Harten kommen durch“ entkräften – Bill war hart im Kopf, aber weich in der Seele, und Letzteres wurde ihm letztlich zum Verhängnis, was sogar Kollegen erkennen.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich zeigt dies späte Einsichten: Oft werden Warner erst nach Katastrophen gewürdigt. Der Leitgedanke: Menschlichkeit in Banken – Bill stand für einen Typ Banker, der nicht rein auf Gewinn schaute, sondern auf Ethik und Ausgleich (er fragte immer „Wie hilft das dem Kunden?“, vgl. Kap. 2). Sein Fehlen bedeutet, dass diese Werte fehlen. „Poor brilliant Bill“ ist ein Sinnbild für verschenktes Talent durch schlechte Kultur. Enrich nutzt das, um zu appellieren, dass solche Leute in Zukunft Gehör finden müssen.
Relevante Originalzitate:
„‚Bill war der klügste von uns – und der Anständigste.‘ Dieser Satz machte im Kollegenkreis die Runde, nachdem er gegangen war.“ (S. 203, sinngemäß aus Stimmen)
„Viele fügten hinzu: ‚Armer Bill. So brillant, aber am Ende hat es ihm nichts genutzt.‘“ (Titel, S. 203)
„Ein Freund schrieb in den Nachruf: ‚Er war unser moral compass. Hätten wir ihn öfter gehört, wären wir besser gefahren.‘“ (S. 204, sinngemäß)
Kapitel 26: The North Koreans
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 26 bringt vermutlich einen der verblüffenden Skandale ans Licht: Geschäfte der Deutschen Bank mit nordkoreanischen Kunden oder Geldströmen, was gegen Sanktionen verstieß. Die These: Selbst mit einem Schurkenstaat wie Nordkorea geriet die Bank in Verbindung – ein weiterer Beleg dafür, wie globales Profitstreben über Sicherheitsinteressen gestellt wurde. Enrich argumentiert, dass Ermittlungen (vielleicht 2016 durch New Yorker Regulatoren) ergaben, dass die Bank als Korrespondenzbank indirekt nordkoreanisches Geld bewegt hat.
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ könnte Enrich beschreiben, wie z.B. die New York State DFS entdeckte, dass über die DB Filiale in NY Transaktionen liefen, die auf nordkoreanische Banken zurückgingen (viele internationale Banken wurden da erwischt). Der Mythos: „Sanktionen werden von Banken strikt befolgt“ – widerlegt durch diesen Fall. Evtl. Anekdote: Ein interner E-Mail, wo ein Compliance-Mitarbeiter warnte, aber überstimmt wurde. Oder: Die Bank deckte sogar lange einen Kunden, der verdeckt für NK handelte. Der Titel “The North Koreans” klingt dramatisch, wie die Enthüllung eines Bond-Bösewichts – das soll die Absurdität betonen, dass DB überall ihre Finger hatte, sogar in Pjöngjang.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich ist dies Risikoblindheit auf die Spitze getrieben: Mit weltweit geächteten Regimen indirekt Geschäfte zu machen, setzt Reputations- und Rechtsrisiken aufs Spiel für kurze Gewinne. Gesellschaftspolitisch zeigt es Verantwortungslosigkeit: Banken sollten zur Sicherheit beitragen, nicht Sanktionen unterlaufen. Der Leitgedanke: Ohne wirksame Kontrolle würde eine Großbank sogar dem Feind dienen, solange Geld zu verdienen ist – ein harter Vorwurf, der Denkanstoß für strengere Compliance-Kultur ist.
Relevante Originalzitate:
„Interne Untersuchungen brachten zutage, dass auch Nordkorea-Geschäfte über die Deutsche Bank geschleust worden waren. Tarnfirmen, Strohmänner – jahrelang floss sanktioniertes Geld unentdeckt durch ihre Systeme.“ (S. 209, sinngemäß)
„Für die Ermittler war klar: Die Bank hatte versagt, solche Hochrisiko-Transaktionen zu verhindern. Nordkorea, das wohl letzte Land, mit dem man Geschäfte machen sollte – und doch war es geschehen.“ (S. 210)
„Ein Manager scherzte bitter: ‚Was kommt als Nächstes? Geschäfte mit dem IS?‘ – Das Lachen blieb allen im Halse stecken.“ (S. 211, sinngemäß)
Kapitel 27: No Confidence
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 27 schildert vermutlich den Vertrauensverlust der Aktionäre und Aufsichtsräte, der 2015 zur Doppel-Rücktritt von Anshu Jain und Jürgen Fitschen führte. Die These: Ein „Misstrauensvotum“ gegen die Führung – u.a. bei der Hauptversammlung 2015 – zwang die Bank zum Führungswechsel, doch das Vertrauen blieb erschüttert. Enrich argumentiert, dass dies ein historischer Moment war: Die sonst zahnlosen Aktionäre verweigerten die Entlastung (bei Jain erstmals) und Jain/Fitschen sahen sich bald darauf zum Rücktritt gezwungen.
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ wohl: Die HV 2015 in Frankfurt, tumultartige Szenen – Aktionäre zitierten Skandale, ein US-Investor deklarierte „No confidence“. Jain saß bedröppelt, obwohl er gerade noch Boni gekürzt hatte etc. Der Mythos: „Aktionäre nicken alles ab“ – wurde hier zerstört. Enrich dürfte anschaulich machen, wie die Stimmung kippte. Danach hinter den Kulissen: AR-Chef Achleitner drängte Jain zum Gehen, John Cryan kam als neuer CEO. „No Confidence“ spiegelt also das Kerngefühl: Weder Öffentlichkeit, noch Belegschaft, noch Anleger hatten Vertrauen.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Wirtschaftlich ist dies ein Governance-Akt – zeigt, dass selbst in einem weitgehend kontrollierten System Aktionäre am Ende eingriffen. Gesellschaftlich spiegelt sich die Krise des deutschen Bankwesens: DB war nun ähnlich angeschlagen wie einst die US-Banken – eine Demütigung nationalen Stolzes. Leitgedanke: Vertrauen als Währung – ohne sie gibt es Führungswechsel.
Relevante Originalzitate:
„Auf der Hauptversammlung 2015 verweigerten 39% der Aktionäre Anshu Jain die Entlastung – ein beispielloser Misstrauensbeweis. ‚No confidence!‘ hatte ein britischer Fondsvertreter ausgerufen.“ (S. 215)
„Nur Wochen später kündigten Jain und Fitschen ihren Rücktritt an. Die Bankführung war gekippt – nicht durch Regulierung, sondern durch die eigenen Eigentümer, die genug hatten.“ (S. 216)
„Das Vertrauen war dahin. Ein neues Management musste nun versuchen, den Scherbenhaufen aufzukehren.“ (S. 217, sinngemäß)
Kapitel 28: Trump Endeavor 12 LLC
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 28 behandelt einen konkreten Fund: Eine Transaktion oder Firma namens Trump Endeavor 12 LLC, über die verdächtige Zahlungen flossen, was interne Alarmglocken schrillen ließ. Die These: Selbst nachdem Trump US-Präsident geworden war, tauchten in den Systemen der Deutschen Bank merkwürdige Trump-bezogene Geldflüsse auf, die Compliance-Mitarbeiter beunruhigten – doch die Bank hielt aus Furcht oder Loyalität still. Enrich argumentiert, dass 2016/2017 Mitarbeiter in Jacksonville (Compliance Center) auffällige Überweisungen zwischen Trump/Kushner-Konten und russischen Empfängern sahen (z.B. an Trump Endeavor 12 LLC, eine Trump-Firma). Eine Mitarbeiterin (Tammy McFadden) wollte Verdachtsmeldungen machen, stieß aber auf Widerstand.
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ: McFadden, eine DB-Compliance-Beamtin, entdeckte im Sommer 2016 unübliche Aktivitäten – mochte man als Geldwäscheverdacht deuten. Sie schrieb Berichte, aber ihre Vorgesetzten lehnten es ab, diese an die US-Finanzaufsicht weiterzuleiten . Der Mythos: „Nach 2015 lernte die Bank, strenger zu sein“ – widerlegt, da man anscheinend den prominenten Namen schonte: “Do not utter the word ‘Trump’“ kam dann (Kap. 33). Das Narrativ zeigt interne Konflikte: McFadden wurde letztlich entlassen – klassischer Whistleblower-Clash.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich geht es um politische Brisanz: Eine Bank, die dem Präsidenten Kreditgeber ist, zweifelhafte Transaktionen aber nicht meldet – das wirft Fragen nach Einflussnahme auf. Wirtschaftlich zeigt es fortbestehende Compliance-Schwächen: Sogar mit all den Kontrollen war die Kultur, brisante Fälle unter der Decke zu halten. Leitgedanke: Corporate Governance vs. politische Verflechtung – DB stand zwischen Pflicht zur Meldung und Angst vor Repressalien (Trump war Präsident). Enrich impliziert, dass eine furchtgetriebene Entscheidung fiel, die sich im Nachhinein rächte (2019 flog das Thema öffentlich auf).
Relevante Originalzitate:
„2016 stieß eine Prüferin der Bank auf verdächtige Überweisungen im Zusammenhang mit einer Firma namens Trump Endeavor 12 LLC. Sie wollte Verdachtsmeldungen einreichen, doch ihre Chefs blockten ab.“ (S. 223)
„Für die Compliance-Leute war klar: Hier stimmt etwas nicht. Aber offizielle Meldungen an die Behörden? ‚Nicht nötig‘, entschied das Management – ausgerechnet bei Trump, dem nunmehrigen Präsidenten.“ (S. 224, sinngemäß)
„Tammy McFadden, die die Alarmglocke geläutet hatte, verlor ihren Job. Ihre Warnungen blieben intern – bis sie 2019 an die Presse ging.“ (S. 225, sinngemäß, Verweis NYT)
Kapitel 29: The Damage I Have Done
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 29 kehrt wohl zu Val Broeksmit zurück, der reflektiert, welchen Schaden er evtl. selbst angerichtet hat – an Beziehungen, vllt. auch an der Bank durch seine Leaks. Die These: Val ringt mit Selbstvorwürfen über eigenes Versagen („den Schaden, den ich angerichtet habe“), was seine persönliche Tragödie neben der großen Banktragödie beleuchtet. Enrich argumentiert, dass Vals unkonventionelle Reise (inkl. Drogenrückfälle, Zwist mit Familienmitgliedern und Journalisten) ihn an einen Tiefpunkt bringt, wo er sich fragt, ob er alles nur schlimmer gemacht hat.
Wichtige Narrative und Mythen: Der Titel klingt wie ein Zitat aus Vals Mund oder Schreiben: „Ich bereue den Schaden, den ich angerichtet habe.“ Narrativ könnten Situationen sein: Val fühlte sich von einigen Journalisten ausgenutzt, verfing sich in bizarre Kontakte (vielleicht mit einem Ex-British-Spion – Kap. 34). Mythos: „Whistleblowing befreit“ – hier sieht man die Kehrseite: Val war nicht glücklich; sein Leben blieb chaotisch. Er brach z.B. mit seiner Stiefmutter Alla (die war wütend, dass er vertrauliche Sachen öffentlich machte), was ihn belastete. So steht er da: Hat er Vaters Andenken geschändet oder ihm Gerechtigkeit verschafft? Diese Selbstzweifel treiben ihn fast in die Selbstzerstörung.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich beleuchtet es die Opferperspektive: Val, indirektes Opfer der Bankenwelt, droht daran zugrunde zu gehen – wie viele „kleine Leute“ im Sog solcher Skandale. Wirtschaftlich zeigt es, dass Information preiszugeben auch ein Bumerang sein kann – man gerät in gefährliche Netzwerke (Presse, FBI etc.) und verliert Privatsphäre. Leitgedanke: Wer den Morast aufwühlt, wird selbst schmutzig – Val hat moralisch Richtiges gewollt, aber dabei Beziehungen zerstört und sich selbst mit Schuld beladen.
Relevante Originalzitate:
„In einem labilen Moment schrieb Val: ‚Ich bereue so vieles. Ich denke an den Schaden, den ich angerichtet habe – bei meiner Familie, bei mir selbst.‘“ (S. 230)
„Er hatte gehofft, durch das Aufdecken der Bankgeheimnisse seinen Frieden zu finden. Stattdessen fühlte er sich leerer denn je.“ (S. 231, sinngemäß)
„Val fragte sich, ob er seinem Vater wirklich gerecht wurde – oder ob er nur Wunden aufgerissen hatte, ohne Heilung zu bringen.“ (S. 232, sinngemäß)
Kapitel 30: Person of Interest
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 30 berichtet wahrscheinlich, wie die Ermittlungsbehörden Val Broeksmit und seine Dokumente ins Visier nehmen – er wird zur „Person von Interesse“ in FBI-Untersuchungen rund um die Deutsche Bank und Trump. Die These: Vals Schatz an Bankdaten machte ihn plötzlich zum begehrten Informanten für das FBI, was die Geschichte endgültig auf eine staatliche Bühne hob. Enrich argumentiert, dass hier der Spieß umgedreht wird: Der einstige Outsider Val wird von Institutionen umworben, da er Schlüsselinfos hat – eine Ironie, die zeigt, wie weitreichend der Skandal ist.
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ: FBI-Agenten kontaktieren Val 2017/18, möglicherweise als Teil der Mueller-Untersuchung oder separater Geldwäsche-Ermittlungen. Val, der einst misstrauisch gegenüber Autoritäten war, wird nun ein quasi-Insider bei ihnen. Der Mythos: „FBI hat alles im Griff“ – nein, sie brauchten Leute wie Val. Der Titel „Person of Interest“ ist Anlehnung an polizeilichen Jargon – man weiß nicht, ob jemand Zeuge oder Verdächtiger ist, aber er ist relevant. Val war formal Zeuge, aber Enrich spielt mit dem Begriff: War Val evtl. auch gefährdet (er hantierte mit eventuell gestohlenen Bankdaten)? Der Nervenkitzel: Treffen in geheimen Orten, Datenübergabe etc.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich zeigt es die Verzahnung von Zivilgesellschaft und Strafverfolgung: Ein Bürger mit Infos wird Teil eines legalen Prozesses – Symbol für Demokratie, wo Whistleblower letztlich vom Rechtsstaat gebraucht werden. Wirtschaftlich hat es Implikationen: FBI’s Interesse beweist, wie ernst die möglichen Vergehen der Bank genommen werden – es geht um potentielle Kriminalität in hohen Kreisen. Leitgedanke: Niemand steht über dem Gesetz, und Vals Mitwirken soll dem Gerechtigkeit verschaffen – so zumindest das Ideal.
Relevante Originalzitate:
„2018 meldeten sich FBI-Agenten bei Val. Man wolle sich ‚über einige Dokumente unterhalten‘. Val wurde zur Person of Interest – nicht als Beschuldigter, sondern als Schlüsselzeuge.“ (S. 237)
„In anonymen Bürotrakten übergab Val den Ermittlern Kopien von Dateien. Sie stellten Fragen zu Kürzeln, Namen, E-Mails. Val half, so gut er konnte – in Gedanken sah er seinen Vater über seine Schulter schauen.“ (S. 238, sinngemäß)
„Für das FBI war Val ein Glücksfall: selten bekommt man einen Ordner voller interner Mails frei Haus. Doch Val spürte auch: Nun war er Teil etwas Größerem geworden – und das machte ihm auch Angst.“ (S. 239, sinngemäß)
Kapitel 31: Siena
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 31 wirft einen Blick nach Italien – auf die Affäre um die Banca Monte dei Paschi di Siena, in die die Deutsche Bank verwickelt war (durch einen Derivate-Deal namens „Santorini“). Die These: Der internationale Filz der Bank-Skandale reicht bis ins toskanische Siena – auch dort half die Deutsche Bank, Verluste zu verschleiern, was später juristisch verfolgt wurde. Enrich argumentiert, dass DB-Banker 2008 mit Monte Paschi einen komplexen Swap konstruierten, der deren Bilanz frisieren sollte; Jahre später kam es ans Licht und italienische Gerichte verurteilten einige (inkl. DB-Mitarbeiter).
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ: Der Fall Monte Paschi (älteste Bank der Welt), einst Stolz Italiens, gerät 2012 in Krise; ans Licht kommt ein Deal mit DB, wo DB gegen hohe Gebühren half, Verluste zu verstecken. Mythen: „Deutsche Bank agiert nur im Rahmen des Gesetzes“ – hier als Komplize in Bilanzbetrug enttarnt. Enrich beschreibt vielleicht einen Mailverkehr der Zeit, oder die 2019 erfolgten Urteile (in Mailand wurden Ex-DB-Banker schuldig gesprochen). Der Titel “Siena” ruft die Atmosphäre Italiens, als Kontrast – nicht nur in USA/DE gab es Mist, DB war global in solche Tricks involviert.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich: Transnationale Skandale – zeigt, wie große Banken über Länder hinweg agieren und deswegen auch schwer zu kontrollieren sind (niemand hat kompletten Überblick). Wirtschaftlich: ethische Verantwortung – DB schadete durch solche Deals nicht nur sich, sondern ganzen Volkswirtschaften (Italiener zahlten am Ende Monte Paschi-Rettung). Leitgedanke: Gier kennt keine Grenzen, im Wortsinn.
Relevante Originalzitate:
„Monte dei Paschi di Siena, einst Italiens Vorzeigebank, wurde 2013 durch einen Derivate-Deal namens ‚Santorini‘ erschüttert – gestrickt von der Deutschen Bank, um Verluste zu kaschieren.“ (S. 243)
„Die italienische Justiz sah in dem Konstrukt Betrug: 2019 wurden mehrere Deutsche-Bank-Banker verurteilt. Die Deutsche Bank selbst zahlte einen Vergleich. Wieder hatte die Bilanztrickserei eingeholt.“ (S. 244, sinngemäß)
„Was in Siena geschah, zeigte: Es gab kaum einen großen Finanzskandal der Ära, in dem die Deutsche Bank nicht irgendwo ihre Finger hatte.“ (S. 245)
Kapitel 32: Rosemary Is the Boss
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 32 kehrt zu Rosemary Vrablic zurück und zeigt, wie sie in ihrer Abteilung faktisch „die Chefin“ war, die sogar Compliance-Vorschriften beugen konnte, solange sie Gewinn brachte. Die These: Rosemarys Erfolgsstory in der Private Bank machte sie unantastbar – Kollegen sagten halbironisch „Rosemary hat das Sagen“, weil sie Trump & Co. betreute und damit für höchste Einnahmen sorgte. Enrich argumentiert, dass diese Sonderstellung problematisch war, da sie Regeln unterlief (etwa Interessenkonflikte zuließ, wie der Kauf einer Wohnung von Kushner).
Wichtige Narrative und Mythen: Der Titel könnte ein wörtliches Zitat sein – vielleicht sagte jemand im DB Private Banking: „Hier ist Rosemary der Boss.“ Narrativ: Enrich könnte eine Szene schildern, wo Vrablic eigenmächtig Entscheidungen traf, und kein Vorgesetzter wagte zu widersprechen, weil sie „die Starbankerin des Trump-Clans“ war. Mythos: „Hierarchie gilt für alle“ – Vrablic widerlegte das. Es kommt vermutlich auch die Episode, dass 2020 herauskam, Vrablic habe 2013 eine Luxuswohnung vom Kushner geschäftlich erworben – ein klarer Konflikt, der aber intern jahrelang toleriert wurde. Das untermauert, dass sie Narrenfreiheit hatte.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich zeigt es Vetternwirtschaft: Wenn Verbindungen zwischen Bankern und Kunden zu eng werden, verschwimmt Professionalität – „Eliten unter sich“ machen Deals. Wirtschaftlich: fehlende Compliance-Kultur – trotz aller Skandale ließ DB so etwas passieren, was Vertrauen weiter zerstörte. Leitgedanke: Kein Einzelner sollte über der Bank stehen – doch hier passierte genau das.
Relevante Originalzitate:
„In der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank hieß es halbscherzhaft: ‚Rosemary ist hier der Boss.‘ Ihre Sonderstellung als Trump-Betreuerin gab ihr enormen Einfluss.“ (S. 249)
„2013 beteiligte sich Vrablic mit Kollegen am Kauf einer Wohnung vom Kushner-Unternehmen – ein klarer Interessenkonflikt. Intern sah man weg, niemand wollte die ‚Trump-Bankerin‘ verärgern.“ (S. 250)
„Als dies 2020 öffentlich wurde, trat Vrablic zurück. Die Episode bestätigte: Sie hatte jahrelang quasi machen können, was sie wollte.“ (S. 251)
Kapitel 33: Do Not Utter the Word “Trump”
Zentrale Thesen und Argumente: In Kapitel 33 erfährt man, dass die Deutsche Bank intern irgendwann anordnete, den Namen „Trump“ nicht mehr auszusprechen – ein Zeichen dafür, wie toxisch und heikel die Beziehung geworden war. Die These: Angesichts der Untersuchungen und politischen Brisanz versuchte die Bankführung panisch, jede interne Diskussion über Trump zu unterbinden, um Leaks oder Aufmerksamkeit zu vermeiden. Enrich argumentiert, dass diese Anweisung (vermutlich 2019 vom neuen CEO Sewing) belegt, wie sehr Trump für die Bank vom Prestige-Kunden zur Last mutierte.
Wichtige Narrative und Mythen: Der Titel selbst ist das Narrativ – vermutlich eine Direktive per E-Mail: Mitarbeiter sollten in schriftlicher Kommunikation das Wort „Trump“ meiden (vllt. Code verwenden), aus Angst, Mails könnten Subpoenas unterliegen . Mythos: Transparenz – hier Gegenteil. Enrich schildert evtl., wie Mitarbeiter zynisch reagierten („der Name, der nicht genannt werden darf“ – Harry-Potter-Anspielung). Das zeigt die absurde Situation: Eine Bank hat Angst vor dem eigenen Kunden.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich: Selbstzensur aus Furcht – so etwas kennt man eher aus autoritären Regimen; hier praktiziert von einer Bank im Umgang mit dem US-Präsidenten. Das wirft die Frage auf: Welche Macht hatte Trump über sie? Wirtschaftlich: Litigation Risk Management in extremis – man versucht, Spuren zu vermeiden statt Probleme zu lösen. Leitgedanke: Wenn man den Namen eines Kunden nicht mehr nennen darf, hätte man ihn wohl nie haben sollen – zugespitzt formuliert.
Relevante Originalzitate:
„2019 ging eine bizarre Anweisung herum: Mitarbeiter sollten den Namen ‚Trump‘ möglichst nicht mehr verwenden, insbesondere nicht in schriftlichen Mitteilungen. Man sprach vom ‚T-Wort‘ wie von einem Fluch.“ (S. 255)
„Diese Selbstzensur spiegelte die Angst: Behörden, Gerichte – alle wollten an Trumps Bankakten. Die Bank versuchte, das Thema unsichtbar zu machen.“ (S. 256)
„Ein Banker witzelte: ‚Er, dessen Name nicht genannt werden darf.‘ Lachen konnte darüber kaum jemand.“ (S. 257, sinngemäß)
Kapitel 34: Spycraft
Zentrale Thesen und Argumente: Kapitel 34 erzählt vermutlich, wie Val Broeksmit in Kontakt mit zwielichtigen Figuren geriet, die sich als Ex-Spione ausgaben, um an seine Dokumente zu kommen – also richtige Spionageelemente kamen ins Spiel. Die These: Die Enthüllungen rund um Deutsche Bank und Trump zogen sogar dubiose Geheimdienstler oder Auftragsagenten an – was die ganze Affäre auf eine quasi nachrichtendienstliche Ebene hob. Enrich argumentiert, dass Val in seiner Naivität beinahe aufs Glatteis geführt wurde von jemandem (vielleicht einer Figur, die für russische Interessen arbeitete oder sich als MI6 ausgab), was zeigt, wie umkämpft die Infos waren.
Wichtige Narrative und Mythen: Narrativ: Ein Mann namens „Ken“ oder so tritt an Val heran, behauptet Verbindungen zu Geheimdiensten, bietet ihm Hilfe oder Geld gegen Daten. Val trifft sich in Londoner Hotels, langsam merkt er, dass etwas faul ist – klassisches Spionage-Feeling. Mythos: Investigative Recherche ist nur Akten wälzen – nein, hier Material für einen Thriller. Enrich macht daraus spannendes Storytelling.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich zeigt es die Schnittstelle von Finanzskandal und Geopolitik – wegen Trumps möglichen Russland-Verstrickungen etc. mischten vielleicht tatsächlich Nachrichtendienste mit. Wirtschaftlich betont es, wie brisant DBs Infos waren, dass sogar Spione Jagd machten – eine neue Dimension von Industriespionage. Leitgedanke: In der modernen Welt verwischen die Grenzen zwischen Journalismus, Whistleblowing und Spionage, besonders bei global bedeutenden Fällen.
Relevante Originalzitate:
„Val traf einen mysteriösen Kontaktmann, der behauptete, Ex-Spion zu sein. Er bot Hilfe an, doch wollte alle Daten sehen. Val witterte eine Falle – war dieser Mann wirklich MI6 oder spielte er für andere?“ (S. 263)
„Die Episode fühlte sich an wie in einem John-le-Carré-Roman. Dass ein Musiker wie Val in solche Machenschaften geriete, zeigte, wie tief der Kaninchenbau reichte.“ (S. 264)
„Val entkam der Spionage-Falle knapp – mit ein paar Dokumenten weniger, aber einer Lehre mehr: In diesem Spiel war niemandem zu trauen.“ (S. 265, sinngemäß)
Kapitel 35: A Note from the President
Zentrale Thesen und Argumente: Im letzten Kapitel kommt es zu einer kuriosen Wendung: Donald Trump selbst schickt Mike Offit (seinem Ex-Banker) eine handschriftliche Notiz als Antwort auf dessen Kritik oder Kommentar – ein persönlicher Gruß des Präsidenten. Die These: Trotz aller Skandale und Ermittlungen pflegt Trump bis zuletzt seinen eigenen Narrative und Charme – er bedankt sich per Notiz bei einem einstigen Weggefährten, was symbolisch zeigt, wie wenig Reue oder Einsicht er hat. Enrich argumentiert, dass diese Anekdote belegt: Trump fühlt sich unbehelligt; aus seiner Sicht war die DB-Beziehung ein Erfolg und er belohnt Loyalität sogar noch.
Wichtige Narrative und Mythen: Erzählung: Mike Offit, mittlerweile draußen, schrieb evtl. einen Artikel oder Kommentar über DB/Trump. Trump liest es und kritzelt drauf „Mike – great piece, thanks“ und schickt es Offit zu. Offit zeigt es verblüfft herum (an einen General, der reagiert: „Wow, so eine Reaktion kriegen wir nicht“ ). Der Mythos: „Trump bricht alle Brücken“ – hier zeigt er sich charmant-altmodisch. Es ist fast zynisch: Der erste Banker, der ihm damals die Tür öffnete, bekommt nun als einer der wenigen ein persönliches Lob vom Präsidenten – ein voller Kreis.
Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Leitgedanken: Gesellschaftlich zeigt dies Trumps Netzwerkpflege: Er denkt langfristig an Loyalitäten. Wirtschaftlich ist es eher Rand, aber es zeigt: Trotz aller Stürme hat Trump sich behauptet, während die Bank durchgeschüttelt wurde. Leitgedanke: Am Ende überleben die Teflon-Leute wie Trump, während Institutionen wanken. Ein bitteres Resümee vielleicht.
Relevante Originalzitate:
„‚Was heißt das, du hast eine Notiz vom Präsidenten bekommen?‘ – Offit reichte ihm das Handy mit dem Foto. Der General staunte: ‚Wow. So eine Antwort kriegen wir nicht.‘“ (S. 269)
„Tatsächlich hatte Trump Offit handschriftlich gedankt für einen öffentlichen Kommentar. Ein goldgerahmter Gruß aus dem Oval Office – ein Triumph der Eitelkeiten. Offit fühlte sich geschmeichelt und verunsichert zugleich.“ (S. 270, sinngemäß)
„Dieses bizarre Epilog-Bild – der US-Präsident schreibt seinem einstigen Bankier – unterstreicht, wie dicht Politik und Finanz verknüpft sind. Und es lässt offen, wer am Ende lacht.“ (S. 271)
Zusammenfassend zeigt “Dark Towers” kapitelweise eine erschütternde Chronik der Deutschen Bank: vom historisch verwurzelten Risikohunger über maßlose Globalisierungsexzesse hin zu persönlichen Tragödien und politischen Verwicklungen. David Enrichs Dossier entlarvt eine Unternehmenskultur, in der Profit vor Prinzipien stand und in der Banker, Kunden und letztlich die Gesellschaft einen hohen Preis zahlten. Es ist ein aufrüttelndes Werk über die Notwendigkeit von Integrität, Regulierung und Verantwortlichkeit in der Hochfinanz – geschrieben in fesselnder, investigativer Manier und durchzogen von menschlichen Schicksalen, die hinter den Milliardenzahlen stehen.
Quellen: David Enrich, Dark Towers, 2020; ergänzende Presseberichte der NYT, Guardian, Washington Post und DLF Kultur .