Kurzfassung für Vorne‑auf‑die‑Seite
These: Nicht „Ablehnung der Windräder“ ist der Ursprung, sondern ein strategisch erzeugtes Gefühl (Hoffnungslosigkeit) plus gezielte Spaltung. Am Feldberg wird das auf der Mikroebene sichtbar: gefälschte „Naturschutz“-Signale, gebrochene Beamte, eingeschüchterte Lokalpolitik. Die Gegenwehr gelingt dort, wo Fakten (Laborproben) öffentlich werden – und wo Menschen sich nicht depressiv „wegducken.“
Original aus dem BUCH:
„
Crommschröder und die Philosophie des Geldes
Crommschröder hatte einen vollen Terminkalender. Abends tagte der Politische Ausschuss des Industrieverbandes. Die Zigarren dampften, der Whisky schmeckte vorzüglich. Ein bisschen viel Klischee, dachte Crommschröder, aber wie das so ist, in jedem Klischee steckt meist auch etwas Wahres.
Die beiden Chefs der PR-Agentur Political Analysis and Transformation, die mit der Kampagne beauftragt waren, stellten sich vor. Nicht billig, diese Leute. Aber effizient. Man saß am Kamin. Die Chefs und Mehrheitseigentümer einiger der größten Konzerne.
Die Herren waren zufrieden. Man war unter sich. Kein Journalist weit und breit. Man konnte offen reden.
Das Ziel wurde bekräftigt:
Deutschland braucht eine Mitte-rechtsRegierung – mit klarer Betonung auf rechts.
Die nächste Regierung muss die Klimagesetzgebung im großen Stil beenden, rückgängig machen und endlich wieder Kohle, Gas und nicht zuletzt Benzin wieder Vorfahrt geben. Dazu müssen die Grünen so diskreditiert und gestutzt werden, dass sie sich auf unabsehbare Zeit nicht mehr in eine Regierung verirren.
Die Herren wünschen sich eine Koalition aus Konservativen und Liberalen, aber da Letztere an der Fünf-Prozent Hürde scheitern könnten, muss die AfD ins Spiel gebracht werden. Diese würde den nötigen Druck auf die CDU ausüben, damit endlich keine halben Sachen mehr beschlossen werden, kein laues Lüftchen wie in der Ära Merkel, sondern klare Kante. Endlich klare Kante. Dieser Prozess sei auf einem guten Weg.
Crommschröder kratzte sich am Kinn:
Schön würde es nicht werden. Mithilfe der FDP habe man dafür gesorgt, dass im nächsten Haushalt auch den Bauern einige Subventionen gestrichen würden. Kurioserweise gegen den Willen des grünen Landwirtschaftsministers. Nun zogen die Bauern in riesigen Demonstrationszügen mit gewaltigen Traktoren durchs Land, blockierten Parlamente, Zufahrtsstraßen, Veranstaltungen. Sie sorgten für Staus, von denen die Klimakleber nicht einmal zu träumen wagten.
Einige Bauern haben die Grünen zu ihrem Hauptfeind erklärt. Das war fantastisch. Es gab ikonische Ereignisse mit enormer Breitenwirkung, die Crommschröder amüsierten: Bauern blockierten eine Fähre, auf der der grüne Wirtschaftsminister Habeck an Land gehen wollte. In Biberach verhinderten sie sogar den politischen Aschermittwoch der Grünen. Sicher, die Männer, die da randalierten, waren keine angenehmen Zeitgenossen, und Crommschröder würde sich nie mit ihnen zeigen – aber sie waren nützlich. In Biberach waren es sturzbetrunkene junge Männer, die in der Nacht schon mehrfach Alarm bei der Feuerwehr ausgelöst hatten – nein, nicht schön, wirklich nicht, aber notwendig. In Schorndorf bildeten am selben Tag fünfzig Männer vor einem soziokulturellen Zentrum ein Spalier und warteten, bis die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang eine Veranstaltung verließ. Der Agenturchef zeigt Videoschnipsel mit Originaltönen. Die Menge rief der Frau schwer erträgliche Beleidigungen zu. Personenschützer bahnten ihr den Weg durch die Pöbler, die – das war offensichtlich – die Frau verprügelt hätten, wenn die Polizisten sie nicht mit zwei Trupps geschützt hätten, einer vor ihr, einer hinter ihr. Crommschröder studierte die roten Gesichter der Menge. Ihn überfiel ein Anflug von Scham. Primitiv und ungehobelt waren diese Dummköpfe – der Frau in keiner Weise gewachsen. Sie kannten sie nicht und beleidigten sie dennoch auf das Schändlichste. Crommschröder war ihr das eine oder andere Mal bei parlamentarischen Abenden oder anderen Gelegenheiten begegnet. Sie hatte einen messerscharfen Verstand, war eine gute, klare, brillante Rednerin, sie war auffallend dick, wirkte beneidenswert selbstbewusst, angeblich bisexuell, offen, interessiert – ein rotes Tuch für die Schreihälse aus dem pietistischen Schorndorf, die sich nicht schämten, in Überzahl eine Frau anzugreifen. Er verdrängte das Schamgefühl. Wo gehobelt wird … Nun, das musste er aushalten. Der Chef der Agentur sprach gerade über Hoffnungslosigkeit.
»Im Moment ist Hoffnungslosigkeit das vorherrschende Gefühl in der Gesellschaft. Wir fördern und vertiefen dieses Gefühl, indem wir die verschiedenen Aspekte einer großen Dauerkrise so lange wiederholen, bis die Menschen nicht mehr wissen, wo die eine Krise angefangen hat und wo die andere vielleicht aufhört. Sie sollen den Überblick verlieren über ein multiples, endloses und unüberschaubares Krisen- und Chaosgeschehen.
- Ukraine-Krieg,
- Nahost-Krieg,
- Künstliche Intelligenz,
- Wirtschaftskrise,
- Mietpreise,
- Trump,
- Energiepreise,
- russischer Angriff auf Europa,
- Inflation,
- Fluchtbewegungen,
- chinesische Bedrohung,
- Klimakatastrophe –
es soll ein allumfassendes Gefühl einer unkontrollierbaren, nicht enden wollenden, hochgefährlichen Krise mit unkalkulierbaren Risiken für das unmittelbare Leben der Menschen, ihrer Familien, Kinder und Arbeitsplätze entstehen.
Entscheidend ist, dass diese Endzeitstimmung so umfassend ist, dass die Menschen nicht auf die Idee kommen, selbst etwas ändern zu können.
«Der Mann richtet seinen Krawattenknoten.
»Wer die Hoffnung verloren hat, der zieht sich zurück – ins Private, in die Familie, in die Beziehung, auf die eigene Scholle sozusagen, die richtet er sich ein. Er geht nicht mehr hinaus. Er engagiert sich nicht mehr. Er sitzt zu Hause und wird mit schlechten Nachrichten bombardiert. Wir wollen, dass er sich ohnmächtig fühlt, dass er das Gefühl hat, allein im Sturm auf hoher See zu sein, ohne Orientierung.
«Für Crommschröders Geschmack war der Mann etwas zu theatralisch, aber er war klug. Also konzentrierte er sich, hörte zu, neigte den Kopf zur Seite:
»Bleiben wir kurz bei diesem Bild. Wenn man allein auf dem Meer treibt, weiß man, dass man sich nicht selbst retten kann. Man muss gerettet werden. Von außen.
Von jemand anderem. Man sucht den Horizont nach einem Segel ab.
Man sucht den Retter.«
Der Mann strich seine Krawatte glatt. »Die Stimmung ist heute eine andere als zu Beginn der Pandemie. Damals war klar:
Wir haben eine schwere Zeit vor uns, und irgendwann werden wir wieder in die Zeit vor der Krise zurückkehren.
Das war die Hoffnung. Diese Hoffnung gibt es nicht mehr. Es gibt keinen Punkt mehr, an den die Gesellschaft zurückkehren könnte.
Es gibt nur noch Krise und Krieg, ohne Anfang und ohne Aussicht auf ein Ende.
«Alle hören aufmerksam zu. Sie sehen, wie der Redner die Hände hebt:
»Dann kommt die Hoffnung. Eine neue Regierung. Ein starker Mann. Durchgreifen. Schluss mit der Unsicherheit. Wieder die Kontrolle gewinnen.
Noch ist es nicht so weit. Aber wir arbeiten daran. Und am Ende, meine Herren, werden die Menschen die Regierung wählen, die Sie brauchen.
«Schon zwei Wochen später war Crommschröder klar, dass es nicht so einfach werden würde, wie es sich der Agenturchef vorgestellt hatte. Scheinbar aus dem Nichts demonstrierten plötzlich Millionen gegen die AfD.
Ein sogenanntes Medienkollektiv namens Correctiv berichtete im Januar über eine Veranstaltung, bei der sich Geldgeber mit AfD Politikern und Rechtsextremen trafen, um über Massenabschiebungen zu diskutieren.
Crommschröder kannte solche Veranstaltungen. Er hatte sich selbst zweimal bei ähnlichen Treffen zuschalten lassen. Es handelte sich um eine Art politische Auktion, bei der die Rechtsextremisten ihre Projekte vorstellten und die Sponsoren Geld gaben, wenn sie mit der Präsentation zufrieden waren. Crommschröder nahm an dieser Aktion nicht teil. Der Schaden für den Konzern wäre unabsehbar gewesen. Aber ihm war klar, dass diese Demonstrationen die Strategie der Hoffnungslosigkeit durchkreuzten – oder doch zumindest erschwerten. In Hamburg musste eine Kundgebung abgebrochen werden, weil zu viele Demonstranten erschienen. 100.000 waren es am gleichen Tag in Köln. Aber das, was Crommschröder zur Verzweiflung brachte, waren nicht die Aktionen in den großen Städten, nicht so sehr die Demonstrationen in Berlin, München, Köln, Frankfurt und Stuttgart. Es waren die Initiativen in den kleineren Städten, die ihn davon überzeugten, etwas noch nie Dagewesenes zu erleben: Borken, Radolfzell, Detmold, Emmendingen, Eschwege. In über 350 Städten und Orten drückten die Leute ihre Abscheu gegen die AfD aus; sogar im Osten, wo die Menschen dabei ein gewisses Risiko eingingen. Crommschröder war klar, dass die Teilnehmer millionenfach gegen die AfD protestierten, dass sie sich aber auch
gleichzeitig aus der Stimmung der politischen Hoffnungslosigkeit befreiten.
Kurz danach rief ihn der Chef der Agentur an. »Herr Crommschröder, wir haben eine gute Nachricht.«»Die kann ich gebrauchen. What’s up?«»Die CDU hat soeben den Entwurf für ihr neues Grundsatzprogramm veröffentlicht.«»Mein Gott, reden Sie schon.«»Es wird Sie freuen: Die Kernenergie ist drin.« »Das ist wirklich eine gute Nachricht.«
»Der Satz lautet genau: Wir können zurzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten.
«Crommschröder fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Gute Arbeit. Wirklich – Kompliment.« Er legte auf. Wenn es denn wirklich dazu käme, dass eine
konservative Regierung neue Atomkraftwerke bauen würde, dann müsste sie auch bereit sein, die erhöhten Stromkosten gegenüber den Stromkunden durchzusetzen. Crommschröder rieb sich die Hände: Es würde teuer werden – nicht für seinen Konzern. Der wäre gerettet.„
„
Ein Beamter einer Naturschutzbehörde war mit seiner Frau am Feldberg spazieren gegangen und hatte den Kot eines Auerhuhns gefunden. Daraufhin hatte seine Behörde den gesamten Feldberggipfel zum AuerhuhnSchutzgebiet erklärt. Der Traum vom billigen Feldberg-Strom sei damit ausgeträumt, schrieb die Zeitung. »Mame«, sage ich, »das ist doch Unsinn.
Wir wissen doch alle, dass das Auerhuhn Bäume und Lichtungen braucht. Dort oben, wo außer Gras und Moos nichts wächst, hat noch nie jemand so ein Tier gesehen.«
Sie nickt. »Aber wenn’s in de Zeitung steht, muss es doch stimme.
«Da lacht Jakob laut. Meine Mutter fährt ihn an. »Was gibt’s da z’lache? An was soll ich denn glaube, wenn ich selbscht de Zeitung nimmi glaub„
„
Wenn ich es mir recht überlege, war mein ganzes Leben von Politik bestimmt, obwohl ich mich nie für Politik interessiert habe. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird es mir. Es gab einen großen Plan der herrschenden Eliten in Deutschland. In diesem Plan war ich als siebzehnjähriger Schüler nur ein winziges, kaum wahrnehmbares Rädchen. Ich konnte gut rechnen, und diese Fähigkeit wurde für den Plan gebraucht. Von dem großen Plan selbst hatte ich keine Ahnung. Heute weiß ich mehr. Ich weiß, dass der Plan verrückt war, dass er nicht funktionieren konnte. Trotzdem verfolgten die Schuldigen ihn bis zum bitteren Ende. Sie wollten die Kolonien zurück und alles, was sie im Ersten Weltkrieg verloren hatten. Sie wollten einen antisowjetischen Raubzug im Osten durchführen. Und sie wollten das ursprüngliche Ziel des Ersten Weltkrieges wieder erreichen: ein mitteleuropäisches Großreich unter deutscher Führung. Ich erinnere mich noch an die Umsetzung dieser Ziele in damaligen Schlagworten: Liquidierung der Schmach von Versailles, Großdeutschland, koloniales Großreich. Heute weiß ich, dass diese Pläne nichts anderes waren als die Übertragung wirtschaftlicher Ziele in politische Programme. Der europäische Großraum war die Chiffre für das angestrebte Monopol der IG Farben, der Kohle-, der Elektrokonzerne. Die Deutsche Bank brauchte die Eroberungen im Osten, um das geplante eurasische Ölmonopol zu verwirklichen. Dass das Krieg bedeutete, war den Verantwortlichen klar. Einem siebzehnjährigen Schüler nicht. Ich habe von der »Weißen Rose« gehört. Die waren in meinem Alter. Diese Jugendlichen wussten Bescheid. Ich nicht. Ich glaubte, mit meinen Rechenkünsten einer großen Sache zu dienen. Ich dachte, ich wäre privilegiert. Ich wurde in einen großen Strudel hineingezogen und hatte keine Ahnung – von nichts.
Heute weiß ich, dass der Terror im Innern gegen Parteien und Gewerkschaften, die Plünderung und Ermordung jüdischer Nachbarn, die Verhaftungen, Verfolgungen, Deportationen und Ermordungen dazu dienten, jede noch so kleine Abweichung im Verhalten und Denken zu unterbinden. Die Politik Hitlers und der Nazis war nichts anderes als die Umsetzung dieser Ziele in die Realität. Das Verrückte daran ist, dass die Deutschen – und auch ich – dies begeistert mitgetragen haben, obwohl es so vielen Menschen Gesundheit und Leben gekostet hat. Wegen dieser Ziele – letztlich Macht und Geld – wurde aufgerüstet. Deshalb wollte man die neuesten Waffen haben und einsetzen, deshalb baute man die Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. Deshalb bin ich dorthin gegangen. Stolz und dumm. Ich weiß auch nicht genau, warum – doch diese Zeilen bringen ihn mir nahe. Er ringt darum, zu verstehen, was um ihn herum geschieht.“ […]
„Damit sind die Folgen des Klimawandels – mit deutlichem Abstand – das politische Thema, dem die Menschen die größte Bedeutung beimessen. Es gibt nur noch wenige, die sich keine Sorgen um die Umwelt machen. So weit, so schlecht. Ihn interessieren andere Zahlen, andere Zusammenhänge. Je nach Einkommen gibt es einen drastischen Unterschied hinsichtlich des sogenannten ökologischen Fußabdrucks. In Europa setzen die unteren 50 Prozent pro Kopf etwa fünf Tonnen CO im Jahr in die Atmosphäre frei.
Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung dagegen jährlich 27 Tonnen. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten sich normal oder gering verdienende Haushalte nicht umstellen. Ihre durchschnittlichen Emissionen sind gering. Die entscheidenden Emissionstreiber in Privathaushalten sind Konsum und Ausgaben der Reichen und der Superreichen. So weit die Fakten.
Crommschröder interessiert, wie sich diese Fakten im Bewusstsein der Menschen widerspiegeln. Er studiert geduldig Umfragen und Tabellen. Interessant findet er den folgenden Aspekt: Die untere Hälfte der Einkommen sieht die Bedrohung der Lebensgrundlagen durch den Klimawandel so gut wie alle anderen auch. Trotzdem: Bezogen auf die Klimapolitik ist die Haltung dieser Gruppe deutlich ablehnender. Die Forderung, umweltbewusster zu leben, wird von ihr als Zumutung empfunden. Alle seriösen Umfragen kommen, mal mehr, mal weniger klar, in der Tendenz jedoch eindeutig zu dem Ergebnis, dass Personen in der unteren Einkommenshälfte annehmen, dass die Kosten der Transformation auf sie abgewälzt werden, obwohl sie nicht die Verursacher des Klimawandels sind.
Entsprechend kritisch bis schroff ablehnend sind die Einstellungen zu wichtigen Eckpunkten der Klimamaßnahmen: Ende des Verbrennermotors, Umstellung auf umweltfreundlichere Heizungen etc. Die Sorge, Klimapolitik mindere
das ohnehin auf Kante genähte Einkommen und damit die Lebenschancen, ist in der unteren Einkommenshälfte weitverbreitet. Vielleicht könnte man sogar sagen: Standard. Crommschröders Handy summt. Eine SMS. Kurt Mannheimer – was will denn der? Um diese Uhrzeit?
Lieber Stephan, gute Nachrichten aus Südbaden. Das Thema Windkraft auf dem Feldberg ist vom Tisch.
Das Gebiet ist nun Schutzgebiet für den Auerhahn. Waidmannsheil, dein Kurt Für einen Augenblick überlegt Crommschröder. Mannheimer? Feldberg? Dann fällt ihm wieder ein, dass er Mannheimer beauftragt hatte zu verhindern, dass auf dem Feldberg eine Windkraftanlage gebaut wird. Gut, dann ist das erledigt. Vielen Dank. Gut gemacht. Und schnell. So wie man das von dir immer gewohnt war. Schreib eine Rechnung. Bis bald. Dein Stephan Crommschröder beugt sich wieder über die Papiere. Wo war er stehen geblieben?
Ach ja, bei den unteren Klassen. Er weiß, dass jeder oder jede Fünfte in Deutschland im Niedriglohnsektor arbeiten; in Ostdeutschland nahezu jeder Fünfte. Er weiß auch, dass diese Leute nicht mehr als 1.500 oder 1.600 Euro im Monat netto nach Hause tragen. Das ist so viel, wie er manchmal für ein Abendessen ausgibt. Wenn er mit Silke und ihrer Tochter … mehrere Gänge … und dann noch Weinbegleitung zu jedem Gang, da kommt schnell mal was zusammen.
»Armut trotz Vollzeitjob« liest er in einer Studie. Diese Leute verbinden mit dem Wort Katastrophe das Monatsende und nicht das Klima.
Wen sollen diese Leute wählen, wenn sie gegen ihre Lage protestieren wollen?
Die SPD, die ihnen das alles eingebrockt hat?
Die Grünen, die mitgemacht haben?
Oder CDU und FDP, die alles noch schlimmer machen wollen?
In allen Umfragen signalisieren sie, dass sie nicht bereit sind, wegen ökologischer Transformation materielle Einbußen hinzunehmen. Ihre große Sorge ist, dass die politische Priorisierung des Klimawandels ihren Lebensstandard noch mehr einschränkt.
Zu Recht, denkt Crommschröder. Weit über die Hälfte der Produktionsarbeiter befürchten eine Reduzierung ihrer Lebenschancen durch Klimapolitik; jedoch nur knapp 20 Prozent der Beschäftigten im kulturellen Sektor.
Ein Papier zitiert einen Satz aus der bekannten Studie »Triggerpunkte:
Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft«:
Hinzu tritt die Angst, dass sich mit der ökologischen Transformation die sozialen Missstände weiter verstärken und viele Veränderungen zulasten derer gehen, die jetzt schon sozial in Bedrängnis sind.
Die Einstellung der Oberschicht ist nicht ganz so gut untersucht, aber doch ebenfalls ziemlich klar. Sie, die Treiber, vielleicht sogar Auslöser des Klimawandels, gehen davon aus, dass das, was sie haben (fast ausnahmslos geerbt), ihnen auch zusteht.
Darüber hinausgehende Überlegungen haben die Soziologen nicht gefunden. Als ökologischbewusst identifiziert wird die Schicht, die sich an die unteren 50 Prozent der Einkommen anschließt; der unterste Teil der oberen Hälfte.
Dazu gehören Teile der Baby-Boomer-Generation, die aufgrund der Bildungsreformen der Siebzigerjahre studieren konnten, obwohl ihre Eltern- und Großelterngeneration deutlich zur unteren Hälfte gehörten. Diese Schicht ist im öffentlichen Dienst beschäftigt oder in den wissensbasierten Sektoren der Industrie und des Handels. Die Begrenzung des eigenen ökologischen Fußabdrucks befürworten sie zur Bekämpfung des Klimawandels. Sie unterstützen mehrheitlich Transformationspolitiken. Sie bilden auch das feste Rückgrat der Partei, die sich am meisten der Politik zur Verhinderung der Erderwärmung verschrieben hat, den Grünen. Die Kinder dieser Schicht stellen auch die meisten Aktivisten der Fridays for Future und ähnlicher Bewegungen. Kinder von Produktionsarbeitern haben in diesen Bewegungen Seltenheitswert.
Zusammengefasst sei es so, dass die Gesellschaft unabhängig von ihrem Einkommen besorgt ist über Klimawandel und die Folgen daraus. Es handele sich, das legen die Studien Crommschröder nahe, um ein gesamtgesellschaftliches Grundgefühl. Sobald es jedoch um konkrete Maßnahmen, also um Politik, geht, gehen die Meinungen und Einstellungen weit auseinander. Die Autoren der »Triggerpunkte« sprechen davon, dass es sich hierbei um eine »Klassenfrage im Werden« handele. […]
Es ist doch erstaunlich, dass die ökonomische Situation das Bewusstsein der Leute so stabil formt, als sei es mit einer Stanzmaschine gepresst. Er lächelt.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein – das hat er in seinen jungen Jahren einmal gelesen. Aber hier ist es durch einige herausragende soziologische Studien bestätigt
Er liest eine Anmerkung des Agenturchefs. Wenn man das politische Klima des Landes grundsätzlich ändern wolle, dann müsse man das Misstrauen der unteren 50 Prozent gegenüber der Klimapolitik nutzen, um die ökologisch bewusste untere Mittelschicht zu isolieren.
Man müsse sie dazu bringen, Parteien zu wählen, die mit dem Klimawahnsinn aufräumen würden. Dazu sei es von Vorteil, dass die
unterschiedlichen Einkommensschichten eigene kulturelle Codes und Milieus entwickelt haben, mit denen sie sich von den anderen Gruppen abgrenzen. Diese Unterschiede seien erheblich. Sinnvoll sei es, eine heftige öffentliche Auseinandersetzung gegen die kulturellen Codes der ökologisch bewussten Mittelschicht zu führen.
Nichts biete sich dazu besser an als einige ihrer Sprachcodes. Das Gendern und die Verwendung von Fremdsprachen sei der beste Ansatz, um die Angehörigen dieser Schicht zu diskreditieren. Der Agenturchef führt als Beispiel eine gemeinsame Demonstration der Gewerkschaft ver.di und der Kids von Fridays for Future an, die er beobachtet habe.
Eigentlich sei es von beiden Organisationen klug gewesen, eine gemeinsame Aktion durchzuführen, um damit die kulturelle Kluft zwischen beiden Gesellschaftsschichten aufzuheben. Die Gewerkschafter hätten traditionelle Transparente mit sich geführt: Solidarität mit dem ver.di-Streik und Ähnliches. Überraschenderweise waren die Transparente und auch die Parolen der Schüler alle in englischer Sprache. Es gab dafür keinen sinnvollen Grund. An der Demonstration beteiligten sich ausschließlich Deutsche. Auf dem größten Banner sei zu lesen gewesen: Act Now. Ein junger Mann mit Megafon habe gerufen: When do you want it. Und der Chor der Schülerantwortete: Now. Aus dem Demonstrationsgrund, der Unterstützung eines Streiks der Dienstleistungsgewerkschaft, könne man keinen Grund ableiten, die englische Sprache zu verwenden.
Außer einem: Die Kids präsentierten für jedermann sichtbar das einzige Kapital, das sie und ihre Familienbesitzen – Bildung.
Sie distanzierten sich damit zugleich von den mitlaufenden Gewerkschaftsmitgliedern. Selbst für ihn als Außenstehenden war es leicht zu erkennen gewesen, dass sich keine einzige streikende Verkäuferin, kein einziger streikender Straßenbahnfahrer, keine streikende Krankenschwester mit den Schülern verbündet hätte oder dass sie auch nur ein Wort miteinander gesprochen hätten.
Beide Gruppen, obwohl sie gemeinsam demonstrierten, hätten nie zueinander gefunden. Um die unteren 50 Prozent der Bevölkerung gegen Klimapolitik zu mobilisieren, sei es sinnvoll, die kulturellen Codes der klimaorientierten Bevölkerungsgruppe anzugreifen; nichts sei dazu besser geeignet als das Gendern/Wokeismus
Es folgt eine längere Abhandlung über das Gendern, die Crommschröder überfliegt. Er sucht die Zusammenfassung. Und liest ,das Gendern habe eine doppelte Funktion. Insbesondere Frauen und sexuelle Minderheiten aller Art sollten sich durch die Gendersprache zumindest nicht ausgeschlossen fühlen. Es sei der Versuch, reale Ungerechtigkeiten zumindest in der Sprache aufzuheben. Dies sei die inklusive Funktion des Genderns. Das Gendern habe aber gleichzeitig auch eine ausschließende Funktion. Es wirke auf den überwiegenden Teil der Bevölkerung, die eher das Monatsende fürchten als den Mangel von öffentlichen Toiletten für nicht binäre Menschen, als Bevormundung, ja sogar als Umerziehungsversuch. Dies müsse man nutzen. Eine breite Propaganda durch Presse und wichtige politische Persönlichkeiten gegen das Gendern sei eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, die Klimahysteriker zu isolieren. Und darum gehe es in den nächsten Monaten. Crommschröder nickt ….
1‑Pager für Politiker:innen (2024/25) – Plausibles Szenario & To‑Do
Was (in 10 Sätzen):
- Eine fossile Lobby beauftragt eine Schattenagentur, um Erneuerbare zu verzögern und fossile Optionen „plausibel“ zu halten.
- Das Grundgefühl Hoffnungslosigkeit wird gezielt verstärkt (Dauerkrise, Überforderung), um politische Apathie zu erzeugen.
- Kulturkampf (Gendern/Englisch) dient als Keil zwischen den unteren 50 % und der öko‑bewussten Mittelschicht.
- Operativ werden Behörden überlastet/erpresst; Schein‑Naturschutzfunde werden inszeniert (z. B. „Auerhennen‑Kot“).
- Medien‑Framing: Klimaschutz als „zu teuer/zu langsam“, Fokus auf Krise statt Lösung.
- Unterstützer:innen (Ingenieur:innen, Professor:innen, Heilpraktikerin) werden teils unwissentlich eingespannt.
- Projektierer werden diskreditiert, Verfahren ziehen sich, lokale Politik wird eingeschüchtert.
- Folgen: Genehmigungen stocken, Preise bleiben höher, Frust wächst – Radikalisierung wird wahrscheinlicher.
- Demokratische Gegenreaktion (Demos, Aufklärung) durchbricht Ohnmacht, wenn Fakten sichtbar gemacht werden.
- Gegenmittel: Transparenz, schnelle Verfahren, soziale Absicherung & faktenbasierte Kommunikation.
Frühwarnzeichen:
• Wiederholte „zufällige“ Funde seltener Arten genau an Projektstandorten.
• Identische DNA/Isotopenprofile in Proben aus verschiedenen Orten.
• Gleichlautende BI‑/Anwaltsschreiben, die zeitgleich bundesweit auftauchen.
• Hinweise aus Ämtern auf ungewöhnlichen Druck/Umgehung von Dienstwegen.
• Anzeigen/Influencer mit identischen Talking Points („zu teuer“, „Blackout“, „Heilpraktiker‑Gutachten“).
72‑Stunden‑Paket (Start jetzt):
• Bundesweite Probenkette‑Richtlinie (Chain of Custody) für Artenschutzfunde + Pflicht‑Zweitgutachten akkreditierter Labore.
• Lagebild Erneuerbaren‑Sabotage im Krisenstab (Muster, Orte, Geldflüsse) – tägliches Update.
• Comms‑Brief an Ressorts/Fraktionen: keine Kulturkampf‑Trigger; Antworten auf Preis/Versorgung in drei Sätzen.
30‑Tage‑Paket:
• Genehmigungs‑Taskforce (BMWK/BMUV/Länder) mit Eskalationsrecht; KPI: „Zeit bis Widerspruchsentscheid“.
• Whistleblower‑Hotline + Schutz (Amtsseite & Projektierer).
• Pilot „Fakten vor Ort“: mobile Laborkapazität + öffentliche Ergebnis‑Datenbank.
90‑Tage‑Paket:
• Transparenzregister für Lobby/Agenturen bei Infrastruktur‑Kampagnen.
• Kostenwahrheit‑Dashboard: Strompreis (fossil vs. erneuerbar) & Netzausbaufortschritt.
• Sozialpuffer (z. B. Grundkontingent Strom/Netzkarte) zur Entschärfung der Verteilungssorgen.
Kommunikationslinie (einprägsam):
• „Sicherer Strom, faire Preise, saubere Luft – ohne Tricksereien.“
• „Wir prüfen jeden Fund – doppelt. Wer fälscht, fliegt auf.“
• „Nicht Kulturkampf, sondern Küchenpreis. Maßstab ist Ihre Rechnung, nicht Ideologie.“
Bitte vermeiden:
• Moralpredigten & Fachjargon.
• Pauschale Kriminalisierung (liefert Märtyrer‑Narrative).
• Ankündigungen ohne Fristen & KPI.
Messgrößen (monatlich veröffentlichen):
• Genehmigungsdauer (Median) je Technologie/Landkreis.
• Anzahl Funde mit Zweitgutachten; Quote bestätigter Manipulationen.
• Anteil Haushalte mit sinkender Stromrechnung/Entlastung.
• Zustimmung zu „Die Energiewende kommt voran und senkt meine Rechnung.“
Verantwortlichkeiten (Kurzzuordnung):
• BMWK: Taskforce & KPI.
• BMUV: Probenkette/Artenschutz‑Standards.
• BMI/BSI: Lagebild Desinformation & kritische Infrastrukturen.
• Länder: Genehmigungsbeschleuniger & Aufsicht.
• BBK: Krisenübungen (Blackout‑Narrative).
Kurzbeispiel Feldberg (in 6 Schritten):
- Auftrag „Windrad stoppen“. 2) Schein‑Fund (Auerhennen‑Kot). 3) Druck auf Behörde. 4) Medien‑Echo („Naturschutz“). 5) Labor enttarnt: gleiche Auerhenne. 6) Verfahren bereinigen, Täterkette ermitteln.
Zielbild 2025:
+X GW genehmigt · < Y Monate Durchschnitt · Strompreis‑Grundkontingent −Z % · dokumentierte Manipulationen ↓
Große Linie (kurz)
Ein fossiles Machtkartell beauftragt eine Schattenagentur, um Windkraft im Schwarzwald zu verhindern. Über mediale Kampagnen („Hoffnungslosigkeit“ & Spaltung via Sprachcodes) und operative Sabotage (Auerhennen-Kot) wird ein Windrad auf dem Feldberg verhindert bzw. verzögert. Eine Heilpraktikerin fungiert als Laufbote; der Projektierer kontert mit Laboranalysen: Die Proben stammen alle von derselben Auerhenne –Beweis für Manipulation.
Chronologie der Schlüsselszenen (in Handlungsreihenfolge)
- Strategietag – „Hoffnungslosigkeit“ erzeugen & Milieus spalten
Kurzzitat: „Hoffnungslosigkeit ist das vorherrschende Gefühl … Wir fördern und vertiefen dieses Gefühl …“
Kontext: Der Chef der beauftragten Agentur skizziert die Dauerkrisen-Erzählung und empfiehlt, kulturelle Codes der öko‑bewussten Mittelschicht anzugreifen (Gendern, Englisch auf Demos). - Auftrag: Feldberg verhindern („Niemals darf dort ein Windrad stehen“) – Codewort
Kurzzitat: „Niemals darf an dieser Stelle ein Windrad stehen.“
Kontext: Crommschröder eskaliert den Auftrag; die Operation läuft unter dem Codewort Black Forest. - Organisation Fuhrmann bezieht Stellung (Joe & Jack)
Kurzzitat: „Das Codewort … lautet: Black Forest.“
Kontext: Zwei operative Kräfte quartieren sich bei Mannheimer ein und sichern die Lage. - Behörden-Manöver: Druck auf den Naturschutzbeamten
Kurzzitat: „… werden Sie den Kot einer Auerhenne finden … zwei Tage später … neues Schutzgebiet …“
Kontext: Mannheimer erpresst den Beamten; der „Fund“ soll als Vorwand zur Unterschutzstellung dienen. - Heilpraktikerin als Laufbote
Kurzzitat: „… deinen Botengängen mit dem Auerhuhnmist …“
Kontext: Karola Müllerschön ist in die Logistik des Auerhennen‑Kots eingebunden und bearbeitet parallel die Mutter des Ermittlers gegen das Windrad. - Aufklärungsschlag: Projektierer kontert mit Laborgutachten
Kurzzitat: „… dieser Kot … überall dort … wo er Windräder bauen wollte … alle von der gleichen Auerhenne.“
Kontext: Jost präsentiert Probenplatten und ein Gutachten; Medien berichten (Tagesschau‑Bilder). Schluss: Manipulation statt realer Population. - Makro‑Rahmen: Geldflüsse & Medien‑Taktik
Kurzzitat: „20 Mrd. in Erneuerbare – 800 Mrd. in Öl & Gas … Chefredaktionen halten das Klimathema klein.“
Kontext: Fossile Rekordgewinne; Verzögerungs‑/Ablenkungs‑PR begünstigt die Fortsetzung des fossilen Geschäftsmodells.
Personen & Rollen
- Stephan C. Crommschröder – Aufsichtsratsboss, Auftraggeber der Operation; strategischer Kopf (PR, Medien, Politik).
- Kurt Mannheimer – Ex‑Honorarkonsul, lokaler Fixer (Erpressung, Behördenkontakte).
- „Organisation Fuhrmann“ (Joe & Jack) – Exekutive Ebene (Infiltration, Einschüchterung).
- Karola Müllerschön – Heilpraktikerin, emotionale Einflussnahme & Laufbote für Auerhennen‑Kot.
- Gerd Schneider – Untere Naturschutzbehörde, Ziel der Erpressung.
- Max Jost – Projektierer; enttarnt die Sabotage durch Laboranalysen.
Realwelt‑Spiegel
Der Roman vermerkt explizit: „Auerhahn‑Kot auslegen“ als Verhinderungstaktik ist keine reine Fiktion; entsprechende Fälle/Erfahrungen aus der Windbranche werden genannt.
Stichworte für die „große Erzählung“
- Hoffnungslosigkeit als politisches Werkzeug → Rückzug, Passivität, Ruf nach „Retter“.
- Teile‑und‑Herrsche: Sprachcodes (Gendern/Englisch) als Keile zwischen Milieus (untere 50 % vs. öko‑bewusste Mittelschicht).
- Operative Sabotage: Biotop‑„Funde“ instrumentalisieren (Auerhenne), Infraschall‑Narrative, Behörden‑Druck.
- Follow the money: Fossile Rekorddividenden; PR verschiebt Aufmerksamkeit („zu langsam“, „anderen Themen Vorrang“).
Kurzbriefing: Einflusslinien der fossil-atomaren Lobby (Deutschland/EU 2024–25)
1) Was die Evidenz zeigt
- Geld–>Thinktanks–>Politik: Netzwerke rund um Koch fördern seit Jahrzehnten marktradikale Thinktanks (u. a. Cato wurde 1977 u. a. von Charles Koch mitgegründet). Heritage treibt mit „Project 2025“ ein Deregulierungs-Programm voran, das fossile Prioritäten stützt. (Wikipedia, Cato Institute, TIME)
- Globales Metanetz: Die Atlas Network-Familie verknüpft hunderte Institute, die „markt-freundliche“ Regulierung pushen und in Europa an Einfluss gewinnen. (Wikipedia, multinationales.org)
- EU-Ebene: In Brüssel zählt der fossile Komplex zu den stärksten Lobbypools; aktuelle Analysen zeigen stark steigende Budgets & intensive Zugänge zu EU-Entscheidern. (corporateeurope.org, Der Guardian)
- Narrativ-Kontrolle: Öl-/Gas-Akteure investieren gezielt in digitale Anzeigen, um Klima-Debatten zu framen („freundliche“ Markenbilder, Zweifel an Politik). (influencemap.org)
- „Discourses of Delay“: Wissenschaftlich gut beschriebenes Muster: Man akzeptiert den Klimawandel, verschiebt aber Maßnahmen („zu teuer“, „erst andere“, „später mit Technologie“). (Cambridge University Press & Assessment)
- Deutschland-Bezug (Politikangebote): Parteien mit pro-fossilen bzw. anti-Energiewende-Plattformen fordern u. a. Rückkehr zu Kernkraft/Kohle, Ende von Klimaschutzpflichten, teils sogar Paris-Austritt. (Reuters, Clean Energy Wire)
- Infrastruktur der Klimaleugnung: In D wirkt seit Jahren ein Ökosystem aus Vereinen/„Instituten“ (EIKE), das Klimaschutz delegitimiert und Schnittstellen in rechtspopulistische Milieus hat. (Elgar Online, unearthed.greenpeace.org)
2) Wie das im Alltag aussieht (Mechanik)
- Agenda-Setting über Thinktanks/Verbände (Papier, Studie, „Experten“). (TIME)
- Echo über Medien/Soziale Netzwerke: Paid Ads + PR-Frames (Kostenangst, Blackout, „Bevormundung“). (influencemap.org)
- Teile-und-Herrsche: Kulturkampf-Trigger (Gendern/„Verbote“) spalten Milieus; Debatte driftet weg von Strompreis & Jobs. (Cambridge University Press & Assessment)
- Policy-Follow-through: Deregulierung/Verzögerung bei Netzen, EE-Ausbau, Standards; Kernenergie & fossile Brücken verlängern. (Reuters)
3) Warum das für Deutschland 2024/25 brisant ist
- Wahlkampf & Stimmung: Wenn „Dauerkrise“ + Kulturkampf dominieren, profitiert das Angebot „einfacher“ Antworten – und drängt sachliche Energiepolitik an den Rand. (Muster deckungsgleich mit „Delay“-Diskursen.) (Cambridge University Press & Assessment)
- Politik-Konvergenz: Forderungen nach Rückabwicklung der Energiewende (Kernkraft-Rückkehr, Paris in Frage stellen) alignen mit fossilen Geschäftsinteressen. (Reuters, Clean Energy Wire)
4) Woran man orchestrierte Einflussnahme erkennt (Checkliste)
- Copy-Paste-Argumente tauchen gleichzeitig in Presse, Verbänden und „Bürgerinitiativen“ auf. (influencemap.org)
- Thinktank-Policy-Pakete werden 1:1 in Parteiprogramme/Regierungsentwürfe übersetzt. (TIME)
- Diskurs der Verzögerung dominiert: „später“, „nach Wettbewerbsfähigkeit“, „erst Innovation“, „zu teuer für Kleine“. (Cambridge University Press & Assessment)
- Brüssel-Hebel: hohe Meeting-Dichte, große Budgets, gleiche Sprachregelungen in EU-Konsultationen. (corporateeurope.org)
5) Was sofort hilft (parteineutral, um Spaltung zu entschärfen)
- Transparenzpflichten hochfahren: Offenlegung von Finanzströmen & Autoren hinter „Studien“/Positionspapieren; EU-Lobbyregister nutzen & verschärfen. (corporateeurope.org)
- Narrative entgiften: Jede Maßnahme in 3 Sätzen erklären (Preis, Versorgung, Jobs) statt Kulturkampf. (Wirksam gegen Delay-Frames.) (Cambridge University Press & Assessment)
- Fakten-Monitoring: Regelmäßiges Lagebild zu Lobby-/PR-Aktivitäten in DE/EU (inkl. Ad-Spend & Botschaften). (influencemap.org)
- Policy-Robustheit: Verfahren beschleunigen (Netz/EE), ohne Prüftiefe zu senken; klare Stichtage/KPIs, damit „Verzögern“ nicht belohnt wird.
- Demokratische Resilienz: Aufklärung über Taktiken (Schulungen für Verwaltungen/Abgeordnete), sachliche Streitkultur, Whistleblower-Schutz.
Wenn du willst, packe ich das als 1-Seiten-Memo (PDF) mit Sprechpunkten und einer Anlage mit Quellen. Unten findest du ein paar aktuelle Artikel zur schnellen Einordnung.
„Black Forest. Denglers elfter Fall“
Im Roman, der 2024 veröffentlicht wurde, geht es vor dem Hintergrund der herannahenden Klimakatastrophe um Aktionen von Windkraft-Gegnern auf dem Feldberg im Schwarzwald.[17][18] Die Familie des Privatdetektivs Georg Denglers hat auf dem Feldberg ein Stück Weideland, das für Windkraftanlagen geeignet ist, aber von der Eigentümerin, der verwitweten Mutter und Großmutter Margret Dengler, zunächst dafür nicht freigegeben wird. Lokale Windkraftgegner und der Energiekonzern VED wollen verhindern, dass auf dem Feldberg ein Windrad gebaut wird. So sind auf Denglers Hof nachts Gestalten unterwegs, die Margret Dengler in Angst treiben, was ihr Sohn in irriger Weise als Demenz seiner Mutter deutet. Anliegen des Naturschutzes, so auch die mediale Aufregung um eine Wölfin als Nebenschauplatz, werden missbraucht zur Verhinderung des Windkraftausbaus. Auf dem Feldberg wird Auerhahnkot gefunden, den Karola Müllerschön, Georg Denglers Jugendliebe und mittlerweile Heilpraktikerin seiner Mutter Margret, angestiftet durch Komplizen des Energiekonzerns heimlich ausgestreut hatte, bevor sie von diesen als Mitwisserin umgebracht wird. Die Diskussion mit ihrem Enkel Jakob, Denglers Sohn, und dessen Freundin sowie das Erleben von kriminellen Aktionen von Windkraftgegnern und Vertretern der fossilen Energiewirtschaft stimmt die Großmutter Margret um. Die Handlung ist einfügt in eine verheimlichte Lebensgeschichte von Margrets Mann am Ende des Zweiten Weltkriegs und die offene Zukunft von Denglers Hof.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Schorlau
Alles klar — hier kommt dein kompaktes, aber wirklich nützliches Lesedossier zu Wolfgang Schorlau: Black Forest (Denglers elfter Fall). Ich halte’s schnörkellos, mit schnellen Ankern zum Diskutieren/Unterrichten — und streue kurze, präzise Zitate mit Seitenangaben ein.
Mini-Vorspann (à la Marc Aurel)
Äußere Wirkung von Literatur ≠ autorale Gesinnung. Ein Roman kann kritisch über Politik, Lobbyismus, Polizei, Windkraft, Wölfe & Provinzmilieus schreiben, ohne dass Autor oder Lesende automatisch diese Positionen “besitzen”. Also: offen lesen, sauber trennen, erst dann urteilen.
1-Zeiler: Worum geht’s?
Privatermittler Georg Dengler reist zu seiner alten Mutter in den Schwarzwald, stolpert in einen Windrad-Konflikt um Macht, Geld und lokale Ängste — und in den Mord an seiner Jugendliebe, während eine Wölfin durch die Nächte streift.
Einordnung (politische Richtung, Haltung, Agenda)
- Politthriller mit Ermittlungsplot: Krimi, der realpolitische Themen mitschleppt (Energiewende, Korruption, Lobbyismus, ländliche Protestkultur). Die offizielle Buchskizze nennt korrupte Landespolitiker, Atomlobby, einen russischen Honorarkonsul sowie einen lokalen Wirtschaftsbund — klar systemkritische Motive, aber im Modus der Ermittlung, nicht als Traktat.
- Weder Kampfschrift noch Kuschelkrimi: Text balanciert Figurenperspektiven: Widerstand gegen Windräder, Angst vor „Gestalten“, Wölfe, Heimatpathos vs. Aufklärung.
- Tonlage: melancholisch-pragmatischer Erzähler (Dengler), bissige Seitenhiebe auf „Untote“ (Reiche, die Probleme delegieren) — „Ich war kein Untoter. Noch nicht.“ (S. 29).
Kapitel-/Abschnittsübersicht (knapp + Leseanker)
- Prolog: Hunger und Angst — nächtliche Fährten einer Wölfin; starkes Motiv: Überleben vs. Projektion menschlicher Angst. „Nacht bedeutet Sicherheit…“ / „Angst und Hunger sind alles, was sie fühlt.“ (S. 14).
- Ankunft — Dengler heimkehrt: Haus, Mutter, Dialekt, Erinnerung. „Wenn ich mir das Paradies vorstelle, sehe ich unser Dorf.“ (S. 21).
- Stiller Ermittlungsstrang Mutter — nächtliche „Schatten“/Einbrüche, fehlende Werkzeuge; Spannungskeim zwischen Demenzverdacht und realer Bedrohung (S. 53–54).
- Windrad-/Lobby-Strang (später) — Projektierer, Lokalpolitik, alte Seilschaften; die ermordete Protestführerin ist Denglers Jugendliebe (Krimimotor) — so die Buchskizze.
- Struktur: zahlreiche Kurzkapitel (Ortswechsel, Rückblenden), plus Schwarzwald-Alltagsrituale (Küche, Dialekt) für Erdung. (Inhaltsverzeichnis S. 5–9).
Debatten- & Triggerfragen (je 1 Zeile)
- Wer definiert „Heimat“ — und wer profitiert wirtschaftlich davon?
- Ist Widerstand gegen Windräder ökologisch heuchlerisch oder demokratisch notwendig?
- Wann kippt berechtigte Sorge in Verschwörungsdenken (Gestalten/Schatten)?
- Wie viel „Korruption“ ist eigentlich nur „übliches Netzwerken“?
- Sind Wölfe ökologische Rückkehrer oder reale Gefahr in Kulturlandschaften?
- Welche Rolle spielen Medienbilder vs. direkte Erfahrung im Dorf?
- Was schulden Projekte der Energiewende ihrer Nachbarschaft (Kompensation, Mitsprache)?
- Ist Provinz wirklich reaktionär — oder nur abgehängt und misstrauisch?
- Wie schreibt man über Atomlobby & Russlandbeziehungen ohne Holzhammer?
- Wann überlagert private Geschichte (Jugendliebe) professionelles Urteilen?
- Lässt sich Gerechtigkeit in Systemen mit strukturellem Vorteil/Nachteil herstellen?
- Was heißt „Sicherheit“: mehr Technik, mehr Polizei — oder mehr Vertrauen?
Mikrobiografien & Beziehungsgraph (3–5 Zeilen, spoilerschonend)
- Georg Dengler — Privatdetektiv; kommt wegen der Mutter, bleibt wegen Mordfall & Windradknoten; ironisch-nüchtern, moralischer Zünddraht der Story. (Kapitelbeginn „Ankunft“).
- Olga — Denglers Partnerin; Kontrast- und Korrektivfigur, im Roman punktuell präsent (Figurenliste).
- Margret Klara Dengler — Mutter; harsche Wärme, Dialekt, Küchenrituale; meldet nächtliche Gestalten, bemerkt fehlende Werkzeuge (S. 53–54).
- Jakob Dengler — Sohn; Generationenfaden, praktische Lösungen (Rasenmäher-Episode im Rückblick).
- Max Jost — Windrad-Projektierer, Treiber des Energieprojekts am Feldberg (Figurenliste).
- Stephan C. Crommschröder — Aufsichtsratschef VED; Verdichtung von „großen Interessen“ (Figurenliste).
- Kurt Mannheimer — ehem. russischer Honorarkonsul; Faden zur Außenpolitik/Oligarchie (Figurenliste).
- Harry Nopper — „Mann fürs Grobe“; operative Gewalt-/Druckfigur (Figurenliste).
- Karola Müllerschön — Heilpraktikerin, Protestführerin gegen Windrad, Denglers Jugendliebe; ermordet aufgefunden → Kernfall.
- Egon Kaltenbacher & Frau Helga Willmann — Mutters Kreis; Dorfstimmen, Gedächtnis & Bodenhaftung (Figurenliste).
- Sofia Trautwein — Polizistin Titisee; gibt Frühsignal („bitte kümmern“), bindet Polizei-Perspektive an (Frühkapitel).
10 markante, kurze Zitate (mit Seitenzahl)
- „Nacht bedeutet Sicherheit. Nur im Dunkeln ist sie unterwegs – seit sechs Wochen.“ (S. 14)
- „Angst und Hunger sind alles, was sie fühlt.“ (S. 14)
- „Wenn ich mir das Paradies vorstelle, sehe ich unser Dorf.“ (S. 21)
- „Ich war kein Untoter. Noch nicht.“ (S. 29)
- „Ich bin nicht zum Vergnügen hier. Ich muss herausfinden, ob meine Mutter dement ist…“ (S. 42–43)
- „Die Musik hät pulsiert wie zwei Herze mitnand.“ (S. 44)
- „Die Leute im Dorf … ob’s it besser wär, wenn ich ins Altersheim ging.“ (S. 50)
- „Schatte. In der Werkstatt geischtert immer en Schatte rum.“ (S. 54)
- „Zwei Stechbeitel fehle.“ (S. 54)
- „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast…“ – Gnade über den Kartoffeln; Heimat als Ritual (Küchenszene; S. 42).
Zeit-/Regionalfarben & Dialekt (kurzes Glossar)
- Brägele = gebratene Kartoffeln (S. 40–42).
- Herdäpfel = Kartoffeln (S. 31, 42).
- Stuwwe/Stube = Wohnstube (S. 38–41).
- Kuchi = Küche (S. 36, 38).
- Schopf = Anbau/Schuppen (S. 35).
- Denn = Tenne/Scheunenbereich (S. 33).
- Hangi = hängendes Regalbrett im Keller (S. 34–35).
- geischtert = spukt/geistert (S. 54).
- Lit = Leute; Maidli = Mädchen (Musikszene; S. 44–45).
- Burefescht = Bauernfest (S. 44–45).
Tipp: Leseproben einzelner Dialektstellen laut vortragen; danach paraphrasieren lassen — hilft beim Verständnis und bricht das Eis.
Kontext-Bausteine für Unterricht/Diskussion
- Windrad am Feldberg als Symbol-Schauplatz: Landschaftsschutz vs. Energiewende-Druck. (Inhaltsstruktur + Buchskizze).
- Wölfin als Spiegel menschlicher Projektion/Angst (Prolog, späteres Kapitel „Die Wölfin“ im Inhalt).
- Lokalprotest: vom berechtigten Einwand zur Vereinnahmung — wer profitiert? (Buchskizze).
- Korruptionsverdacht & Lobbyismus (Landespolitik, VED, Atomlobby, Netzwerke).
- Generationenfrage: Mutter/Heimat vs. Sohn/Ermittler; „Altersheim“-Druck; Sorge vs. Autonomie (S. 50).
- Küche & Rituale: Essen, Gebet, Kachelofen als Sinnstifter (S. 38–42).
Seminarideen (Sek II / Oberstufe, 45–90 Min)
- Close Reading Prolog (45’): Wölf*innen-Perspektive markieren; Textsignale für Angst/Sicherheit herausarbeiten; These: „Tierprolog als Linse auf menschliche Konflikte“ (Belege S. 14–19).
- Szenische Lesung „Küche“ (45’): Dialekt → Hochdeutsch paraphrasieren; was stiftet Zugehörigkeit? (S. 38–42).
- Debatte (60’): „Dürfen Windräder schöne Landschaften verstellen?“ — Gruppen A/B sammeln Pro/Contra aus Romanstellen und aktuellen Normen; am Ende Moderations-Reflexion.
- Ermittlungsprotokoll (90’): Indizien zu „Gestalten in der Werkstatt“ zusammenstellen (S. 53–54) + Hypothesen bilden; zweites Team entwirft alternative Erklärungen (Schatten, Projektion, Einbruch).
- Figuren-Netzplan (45’): Beziehungen auf Karte: Dengler–Karola–Jost–Crommschröder–Mannheimer; Pfeile: „motiviert/behindert/verschleiert“. (Figurenliste, Buchskizze).
Schnelle Leseanker fürs Klassenraum-Board
- Motivkette: Angst ↔ Sicherheit (Prolog) → Dorfängste (Gestalten) → Politische Angst (Windrad/Einfluss).
- Heimat vs. Gerechtigkeit: Ritualwärme vs. strukturelle Kälte (Korruption).
- Privat vs. Politisch: Jugendliebe als Fallmotor.
Quellen-/Stellenhinweise (aus der bereitgestellten Datei)
- Offizielle Buchskizze & Klappentext: S. 4.
- Inhalts- & Kapitelstruktur: S. 5–9.
- Figurenverzeichnis (Namen/Rollen): ca. S. 12–13.
- Prologzitate (Wölfin): S. 14.
- Denglers Rückkehr/Heimatpassagen: S. 21 ff.
- Küchenszenen/Dialekt: S. 38–42, 44–45.
- Schatten/Diebstahl (Stechbeitel): S. 53–54.
Wenn du willst, bastle ich dir das Ganze noch als 2-seitiges Handout (PDF) für den Unterricht — mit Platz für Notizen und einer Mini-Arbeitsaufgabe pro Abschnitt.