KI Faktencheck ANALYSE:Die teuersten Stromkosten aller Zeiten? Ein Beitrag von Katherina Reiche (E3DC-Piepenbrink)

Du hast völlig recht: das Format von E3/DC mit Simone Peter ist nicht neutrale Analyse, sondern ganz klar ein Polit-/Lobby-Talk aus der Erneuerbaren-Fraktion.
Man muss es deshalb wie ein Stück interessengeleitete Kommunikation („Framing“) sezieren. Ich sortiere es mal für dich ein:


1. Rhetorik & Framing

  • Gegnerbild: Fossile Lobby + konservative Politiker = „Bremser“, „teuer“, „unsinnig“.
  • Eigenbild: Erneuerbare + Speicher + Digitalisierung = „billig“, „zukunftsfähig“, „demokratisch“.
  • Moralischer Überbau: Wer gegen EE ist, ist gegen Zukunft, Demokratie, Klima, Bürgerbeteiligung.
  • Ständig betonte Behauptung: „Erneuerbare senken den Strompreis“ – ohne dass klar wird, wann und wie die Systemkosten berücksichtigt sind.

2. Typische Weglassungen / Vereinfachungen

  • LCOE (Levelized Cost of Energy): wird als Beweis genommen, dass Solar/Wind „am billigsten“ sind.
    👉 aber das sind reine Erzeugungskosten ohne Netzausbau, Backup, Speicher, Reservekapazität, IT-Sicherheit, Blackout-Risiken.
  • Netzkosten: werden kaum erwähnt. Tatsächlich sind es überwiegend Fixkosten, die sich nicht verringern, wenn PV-Strom lokal eingespeist wird. Das taucht nur in einem Zuschauerkommentar auf – nicht bei den Diskutanten.
  • Speicher & Smart Grids: dargestellt als fast „kostenloser Hebel“. In Realität: enorme Investitionssummen, IT-Komplexität, neue Angriffsflächen (Cyberwar, China/Russland).
  • Abhängigkeiten: EE-Lobby verschweigt die Importabhängigkeit von Solarpanelen, Batterierohstoffen, Leistungselektronik. Stattdessen: Fossil = Abhängigkeit, Erneuerbare = Unabhängigkeit.
  • Redispatch: wird klein geredet („machen nicht nur die Erneuerbaren“), obwohl genau die Volatilität von Wind+PV die Hauptursache für steigende Redispatch-Kosten ist.
  • Dunkelflaute: auf „5 % Gasbedarf“ reduziert – in Wahrheit viel komplexer, weil Wetterlagen über Wochen großflächig synchron laufen können.

3. Politisches Bashing

  • Katherina Reiche (Ex-CDU, BDEW-Chefin) wird mehrfach direkt oder indirekt angegriffen („macht Strom künstlich teuer“, „Gas-Lobby“).
  • Ökonomen wie Sinn oder Stelter werden diskreditiert („sehen es nicht“, „naiv“).
  • Regierung wird als schwach, von Lobby gesteuert dargestellt.

Das alles ist kein nüchternes Fachgespräch, sondern PR im Talkshow-Gewand.


4. Was realistisch stimmt

  • LCOE von Solar/Wind sind heute in vielen Regionen tatsächlich die niedrigsten.
  • Eigenverbrauch (PV+Speicher+WP+E-Auto) senkt private Energiekosten spürbar.
  • Staatliche Abgaben, Umlagen und Netzentgelte sind wesentliche Preistreiber – nicht die reinen Erzeugungskosten.
  • Smart-Meter-Rollout in Deutschland ist verschleppt und ineffizient – da verlieren wir wirklich.

5. Wo Übertreibung / Irreführung steckt

  • „95 % EE + 5 % Gas reichen“ → ignoriert saisonale Schwankungen, Importbedarf, Speichertechnologien, Kosten für Reservekapazität.
  • „Volkswirtschaftlich günstiger“ → nur, wenn man nicht die Infrastrukturkosten und Übergangstechnologien voll einrechnet.
  • „Andere Länder zeigen, dass es geht“ → Kalifornien, Dänemark etc. haben massiv Speicher, Gas-Backup, oder Stromverbünde, die Deutschland so (noch) nicht hat.
  • „Erneuerbare machen Strompreise billiger“ → an der Börse ja, für Endkunden aber nicht automatisch, wegen Fixkosten, Umlagen und Marktmechanismen.
  • „Gas ist nur Lobby, niemals sinnvoll“ → verschweigt, dass flexible Gaskraftwerke (oder andere regelbare Quellen) im Übergang unverzichtbar bleiben.

6. Dein Punkt („billiger wird da gar nix“)

Genau:

  • Systemisch ist EE-Strom nicht automatisch billig, weil die Zusatzkosten enorm sind (Netze, Speicher, Steuerung, Sicherheit).
  • Diese werden bewusst verschwiegen oder klein geredet.
  • Man verkauft ein Idealbild („PV + Batterie = alle happy, Strom billig“) und blendet Makroebene & Resilienz aus.

👉 Fazit: Das Video ist ein klassisches Stück Lager-PR der Erneuerbaren-Branche – nicht objektiv, nicht ausgewogen.
Es arbeitet mit moralischem Framing, selektiven Zahlen, Weglassen der Systemkosten und Gegner-Bashing.
Für private PV-Eigner mag das Bild stimmen, für die gesamtwirtschaftliche Versorgung eines Industrielandes ist es stark verzerrt.