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Der verlinkte Blog‑Beitrag zeichnet ein klares Bild: Er kritisiert einen „Welt“-Artikel, der eine Studie des Potsdam‑Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) als „wissenschaftlich völlig ungültig“ bezeichnet und den Forschern Interessenkonflikte vorwirft. Der Blog argumentiert, dass solche Prognosen Bandbreiten möglicher Entwicklungen und keine exakten Vorhersagen seien und dass die Vernetzung von Wissenschaftlern mit Politik und Gesellschaft zur Klimapolitik gehöre. Als Ursache für den Angriff wird auf die Eigentümerstruktur der „Welt“ verwiesen: Der Axel‑Springer‑Verlag gehört mehrheitlich dem US‑Finanzinvestor KKR und sei durch dessen fossile Beteiligungen beeinflusst; auch der Vermögensverwalter BlackRock werde genannt.
Ich habe die genannten Vorwürfe mit unabhängigen Quellen geprüft.
Eigentümerstruktur
Die Axel‑Springer‑SE weist in ihrem ESG‑Report 2022 selbst aus, dass die größten Aktionäre der Mediengruppe die Beteiligungsgesellschaft KKR mit 35,6 %, der Canada Pension Plan Investment Board mit 12,9 % sowie Friede Springer (22,5 %) und Vorstandschef Mathias Döpfner (21,9 %) sindaxelspringer.com. 2019 schloss Axel Springer einen Investor‑vertrag mit KKR; die Vereinbarung betonte, dass die publizistische Unabhängigkeit der Medien erhalten bleiben solle und Friede Springer das entscheidende Mitspracherecht behältaxelspringer.com. Springer weist Behauptungen zurück, wirtschaftliche Interessen seiner Eigentümer hätten Einfluss auf die Berichterstattung; gegenüber El País bezeichnete der Konzern entsprechende Vorwürfe als „absurd“english.elpais.com.
KKR und fossile Investitionen
Es ist richtig, dass KKR erheblich in fossile Energieunternehmen investiert. Ein Bericht des Private‑Equity‑Climate‑Risks‑Konsortiums stellt fest, dass KKR 2023 über 93 Millionen Tonnen CO₂‑Äquivalente emittierende fossile Beteiligungen hielt, verteilt auf 188 Projekte, darunter LNG‑Terminals und Öl‑ und Gasförderanlagenglobalenergymonitor.org. Der Guardian beurteilt KKR deshalb als einen der „schlimmsten Klimasünder“ unter den Private‑Equity‑Firmen: Das Unternehmen investiere weiter massiv in Öl‑ und Gasprojekte ohne einen klaren Plan für eine Energiewendetheguardian.com. Auch LobbyControl hält fest, dass KKR als Anteilseigner von LNG‑Terminals ein Geschäft daran hat, Klimaschutzgesetze zu verwässernlobbycontrol.de.
BlackRock
Der Blog nennt BlackRock als weiteren Einflussfaktor. BlackRock selbst betont, dass es im Auftrag seiner Kunden rund 320 Mrd. US‑Dollar sowohl in traditionelle Energieunternehmen (Öl und Gas) als auch in erneuerbare Energien investiert; das Unternehmen sieht sich als Treuhänder, dessen Hauptziel die besten Renditen für Kunden sindblackrock.com. Das zeigt, dass BlackRock zwar in fossile Unternehmen investiert, zugleich aber auch erneuerbare Projekte finanziert und primär Renditeerwägungen folgen will.
Vorwurf der Einflussnahme auf die „Welt“‑Berichterstattung
Die Annahme, KKR steuere direkt die Klimaberichterstattung von „Bild“ oder „Welt“, ist bisher nicht belegt. LobbyControl betont, dass es Spekulationen über eine Einflussnahme von KKR beim Heizungs‑/Gebäudeenergiegesetz gebe und dass KKR in Deutschland Lobbyarbeit zur Energiepolitik betreibtlobbycontrol.de. Allerdings stellt die Organisation klar, dass dafür keine direkten Beweise vorliegenlobbycontrol.de. Axel Springer und KKR streben laut Investor‑vertrag vor allem eine Wertsteigerung des Unternehmens anaxelspringer.com; die Kontrolle über die publizistische Linie liegt weiterhin bei Döpfner und Friede Springeraxelspringer.com.
Bewertung
- Der Blog weist zurecht darauf hin, dass KKR einer der größten Anteilseigner von Axel Springer ist und umfangreiche fossile Beteiligungen hält – das belegen offizielle Unterlagen und unabhängige Berichteaxelspringer.comglobalenergymonitor.org.
- Ebenso stimmt, dass private‑equity‑Firmen wie KKR wegen ihrer hohen fossilen Investitionen in der Kritik stehentheguardian.com.
- Als problematisch lässt sich die Machtkonzentration großer Medienhäuser beurteilen: ein Finanzinvestor hält über ein Drittel der Anteile eines großen Medienkonzerns, dessen Medien in der Klimapolitik eine wichtige Stimme sind.
Der Blog geht jedoch weiter, indem er suggeriert, KKR oder BlackRock steuerten die Berichterstattung der „Welt“ gezielt im Interesse der fossilen Industrie. Dafür gibt es aus den überprüften Quellen keine konkreten Belege. Die Vermutung stützt sich vor allem auf die Interessenlage von KKR und die Tatsache, dass „Welt“ und „Bild“ im politisch‑liberalen Spektrum häufig gegen klimapolitische Maßnahmen argumentieren. Es kann daher sein, dass die zugespitzte Klimaskepsis in den Springer‑Medien eher mit der bekannten marktwirtschaftlichen Ausrichtung des Verlags zusammenhängt – in der Unternehmensverfassung steht unter anderem, man setze sich für die „Freiheit des Marktes“ einaxelspringer.com –, und nicht zwingend mit direkter Einflussnahme durch KKR.
Fazit: Es ist nachvollziehbar, die wirtschaftlichen Interessen eines Großaktionärs wie KKR kritisch zu betrachten. Dokumente belegen, dass KKR in Deutschland Lobbyarbeit zur Energiepolitik betreibt und als fossiler Investor agiertlobbycontrol.de. Nachweisbar ist auch, dass KKR 35,6 % der Axel‑Springer‑SE hältaxelspringer.com. Daraus allein lässt sich jedoch nicht schließen, dass KKR die Klimaberichterstattung der „Welt“ steuert; dafür fehlen stichhaltige Beweise, und Axel Springer betont seine redaktionelle Unabhängigkeitenglish.elpais.com. Die Annahme, KKR manipuliere die Medienberichterstattung, bleibt daher vorerst Spekulation.